^.^f 'V / I . < A", ... ?>.*> r r ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom Oeiitselien ^A^i>otlieli:er- Verein. unter Redaktion von E. Schmidt und H. ßeckurts. Band 250. .,£W YORK 80TANJCA' BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1912. * ist) ^ ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eiitscilen Ap otlieker -Verein anter Redaktion von E. Schmidt and H. Becknrts. Band 250. Heft 1. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1912. Ausgegeben den 9. Januar 1912. INHALT. Seite F. Lehmann und A. Müller, Ueber die Cinnamembestimmung in Penibalsam 1 St. Machenbaum, Ueber den Brasil-Copal 6 Derselbe, Ueber den Columbia-Copal 13 A. Tschirch und F. Weil, Beiträge zur Kenntnis der Badix Lapathi 20 A. Heiduschkajund H. Grimm, Zur Kenntnis des Retens. II . . 33 F. A. Falck, Ueber die Simarubarinde 45 J. E. Qu. Bosz und N. H. Cohen, Ueber das sogenannte Cliicle- gummi 52 B. Brieger, Die quantitative Bestimmung des Quecksilbers in Oxyphenylendiquecksilberacetat unQ\ Mercurisalicylsäure . . 62 G. 0. Gaebel, Maßanalytische Bestimmungen ungesättigter orga- nischer Verbindimgen mit Kaliiunbromidbromatlösung ... 72 Eingegangene Beiträge. W. Calließ, Ueber das Ephedrin und das Pseudoephedrin. Derselbe, Ueber Amido-Propiophenon. E. Schmidt, Ueber das Glycocyamidin. (Geschlossen den 29. XII. 1911.) Nährmittel für Säuglinge als Danernahrnng in den Fällen, in denen die naturliche Ernährung nicht durchführbar ist, sowie für ältere Kinder und Erwachsene während und nach zehrenden Krankheiten. Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in PolTerform in Dosen von ^ kg Inhalt zu M. 1,50. Nährzucker-Kakao in Dosen von ^ kg Inhalt zn M. 1,80. Eisen-Nährzucker mit 0,7% ferrum glycerin-phosphoric. die Dose yon 14 kg Inhalt M. 1,80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit 10% ferrum oxydat. saccharat. sol. Ph. IV. die Dose von % kg Inhalt M. 2, — . 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A.-B. 5 hat gegen früher insofern eine Veränderung erfahren, als die alkalische Balsamlösung nicht mehr wiederholt im Schüttel- trichter ausgeäthert und die gesamte Aetherlösung eingedunstet wird, sondern man extrahiert mit einer Aetherportion und be- handelt nur einen abgemessenen Teil der Cinnameinlösung weiter. Das Arzneibuch ist hiermit zu einem technisch einfacheren, in der gegebenen Fassung aber unexakteren Verfahren übergegangen. Diese lautet: ,,Zur Bestimmung des Gehaltes an Cinnamein wird eine Mischung von 2,5 g Perubalsam 5 g Wasser und 5 g Natron- lauge mit 50 ccm Aether ausgeschüttelt. 25 ccm der klaren ätherischen Lösung (= 1,25 g Perubalsam) werden in einem ge- wogenen Kölbchen verdunstet, der Rückstand wird eine halbe Stunde lang bei 100° getrocknet und nach dem Erkalten gewogen. Sein Gewicht muß mindestens 0,7 g betragen." Es leuchtet ein, daß angewandte 50 ccm Aether durch das in Lösung gehende Cimiamein (Mindestmenge 1 ,4 g) eine Volum- vermehrung erfahren müssen. Es Averden also 25 ccm Lösung nicht 1,25 g Balsam, sondern weniger, und 0,7 g Rückstand nicht 56% Cinnamem, sondern mehr entsprechen. Zur Ermittelung der Fehlergröße wurden 5 ccm Wasser + 5 ccm Natronlauge + 50 ccm Aether im Meßzylinder tüchtig geschüttelt und 30 Minuten zur Separation beiseite gestellt. Der Schwund der Aetherschicht be- trug 0,1 ccm, ist also praktisch belanglos. In gleicher Weise wurde ein Schüttelgemisch mit Zusatz von 2,5 g Perubalsam behandelt. Die Aetherschicht betrug nunmehr 51 ccm. Die aus 2,5 g Balsam ausgelöste Cinnameinmenge erfüllte also ein Volum von 1 — 1,1 ccm. 25 ccm der abgehobenen Cinnameinlösung hinterließen 764 g Arch. d. n arm. CCL. Bds. 1. Heft 1 GARDEN. 2 F. Lehmann u. A. Müller: Cinnameinbestimmung. Trockenrückstand. Demgemäß beträgt der Cinnameingehalt des Balsams nach D. A.-B. 5 berechnet I q^^ = — = 1,528 g = 61,12%, , , , f 25 51 >i exakt berechnet I q"^ = — = 1,5585 g = 62,34%. Diese errechnete Resultatdifferenz -woirde bestens verifiziert durch eine direkte Bestimmung nach dem Verfahren von D. A.-B. 4: Gefundener Cinnameingehalt nach ' D. A.-B. 4 = 62,2% „ p. A.-B. 5 = 61,1% Wie ausdrückhch vermerkt, beabsichtigt D. A.-B. 5 gleich D. A.-B. 4 eine Minimalforderung von 56% Cinnamein, in Wirklich- keit hat es aber sein Postulat um sehr angenähert 1%, also auf 57% erhöht. Zur Behebung dieser Diskrepanz könnte ein Korrektur- faktor dienen, angemessener ist jedoch eine Präzisierung des Ver- fahrens. Ein Weg hierzu, der in obiger Versuchsreihe bereits an- gedeutet und bei mancherlei nahrungsmittelchemischen Be- stimmungen übhch ist, wäre der, die Cinnameinausschüttelung im Meßzyhnder vorzunehmen und den Verdunstungsrückstand eines ahquoten Lösungsteiles auf das zuvor ermittelte Lösungs- Gesamtvolum umzurechenen^). Eine andere Lösung der Frage, bei der es wie nach D. A.-B. 5 als Apparatur nur eines Arznei- glases bedarf, bietet die von E. R u p p und A. Müller für die Fettsäurebestimmung in Sapo kalinus^) vorgeschlagene Arbeits- weise, nach der man zu einer exakten Berechenbarkeit des Re- sultates dadurch gelangt, daß die Mengen angewandten Extraktions- mittels und einzudunstender Lösung nicht gemessen, sondern ge- wogen werden. Verquillt man dabei die Wasserschicht des Aether- Alkah-Balsamgemisches durch Tragant, dann läßt sich die Aether- lösung sehr rasch und vollständig abgießen, so daß nicht allein Verdunstungsverluste leicht vermeidbar sind, sondern es kann auch zugunsten der Genauigkeit weit über die Hälfte der Lösung zur Bestimmung gebracht werden. Der vorzüghchen Klärwirkung wegen hat G. Fromm e^) von je für die im Prinzip von ihm stammende Arzneibuchmethode einen Tragantzusatz empfohlen. Unrationell befinden wir dabei nur die enorme Menge von 3 g. Ein Sechstel dessen ist mehr als ^) B e c k u r t s, Analytische Chemie für Apotheker, II. Aufl., 307. 2) Apoth.-Ztg. 1911, Xo. 19. ^) Jahresberichte von Caesar & Loretz, Halle, 1909. F. Lehmann u. A. MüJler: Cinnameinbestimmung. 3 ausreichend, \venn man vor dem Zusätze die Hauptmenge der Wasserschicht entfernt. Zwecks dessen "Stellt man das verkorkte Arzneiglas auf den Kopf und läßt durch vorsichtiges Lüften des Stopfens die Unterschicht bis auf einen geringen Rest abfüeßen. Mit den angestellten Versuchsreihen verbanden wir die Auf- klärung einer von S t ö c k e r^) mitgeteilten wesenthchen Er- gänzung des Arzneibuchverfahrens. Dieser Autor berichtet, ,,daß das Umschütteln mit dem Aether häufiger geschehen muß und mindestens eine halbe Stunde vergeht bis alles Cinnameüi gelöst ist". Die zahlenmäßige Bestätigung dessen lieferten uns einige nach dem Arzneibuch ausgeführte Bestimmungen, bei denen die Aether-Balsam-Alkaligemische zwei Minuten anhaltend geschüttelt und nach fünf Minuten bezw. 30 und 60 Minuten langer Klärzeit weiter behandelt A\-urden. Der Befund an Cinnamein betrug nach 5 Minuten langer Extraktionsdauer 53,1 — 57,76% nach 30 — 60 Minuten langer Extraktionsdauer . . . 61,2 — 61,4% Mit Nutzanwendung dessen wurden in einer weiteren Versuchs- reihe 2,5 g Balsam + 5 g Wasser + 5 g Natronlauge in einem Arzneiglase gemischt, mit 30 g Aether versetzt und zwei Minuten lang gesell üttelt; nach weiteren 30 Minuten wurde die Wasser- schicht bis auf einen geringen Rest abgelassen, der Flascheninhalt mit 0,5 g Tragant kräftig geschüttelt, die Hauptmenge der Aether- lösung in ein tariertes Soxhlet-Kölbchen abgegossen, gewogen, eingedunstet, getrocknet und wieder gewogen. Gefunden: 62,1 — 62,4% Cinnamein, Vorhanden: 62,2—62,3% (nach B. A Die ver\\-underhche Erscheinung, daß das flüssige, mit Aether in jedem Verhältnis mischbare Rohcinnamein längerer Extraktions- dauer bedürfen sollte, veranlaßte uns zur Bestimmung der Ver- seifungszahl von Cinnameinproben, die wie oben, jedoch mit wechselnder Alkalimenge und Extraktionsdauer gewonnen waren. Es sollte dadurch geprüft werden, ob die höheren Cinnamein werte nicht etAvas durch allmähUch in den Aether übergehende Nicht- cinnamein-Bestandteile des Balsams verursacht werden^). Wie ersichthch (siehe nachstehende Tabelle), ist die Ver- seif ungszahl betreffender Balsamprobe zwar eine sehr hohe, blieb 1) Apoth.-Ztg. 1911, No. 29. ^) Cinnamein im Sinne von Roh-Cinnamein als Gemisch von Zimmtsäure- und Benzoesäure-Benzylester aufgefaßt. 1* (nach D. A.-B. 4). F. Lehmann u. A. Müller: Cinnameinbestinamung. Ausführung Cinnamein- gehalt Verseifungs- zahl 2 Min. geschüttelt, 5 Min. abgesetzt 2 Min. geschüttelt, 30 Min. abgesetzt 1/2 Std. dauernd geschüttelt 1 Std. dauernd geschüttelt Mit 10 g Lauge 30 Min. geschüttelt . . 248,0 249,8—250,5 250,2 248,8—250,5 250,3 Mit 10 g Ammoniak 30 Min. geschüttelt Mit lOgLiq.Kal.carb. 3 OMin. geschüttelt 77,6—79,8% 7.?,5— 75,6% 237—238 237,8 aber bei längerer und kürzerer Laugeneinwirkung dieselbe, die Zusammensetzung des Aetherextraktes erfuhr also keine Ver- änderungen. Hingegen lieferten gerade die schwächeren Basen Ammoniak und Pottasche schwankende und unbrauchbare Cinnameinwerte. Nachdem wir wiederholt beobachtet hatten, daß die Cinnamein- Auslösung weniger ein häufiges Schütteln als vielmehr eine aus- giebige Extraktionsdauer erforderte, vermuteten wir, daß die Schwierigkeiten hauptsächlich auf die im Alkalibalsamgemisch auf- tretenden Trübungsstoffe bezw. dadurch veranlaßte Einhüllungs- erscheinungen zurückzuführen sind. Da dem nicht selten durch eine Aenderung der Agentienmischfolge entgegengewirkt werden kann, wurde der Balsam zunächst mit dem Aether geschüttelt und dann erst die verdünnte Lauge zugefügt. Hierbei trat jedoch "leicht Emulsionsbildung ein, deshalb wurde der Balsam mit dem Wasser gemischt, dann mit dem Aether und zuletzt mit der Lauge geschüttelt. So wurden gefunden nach 5 Minuten Stehens 62,1 — 62,4% Cinnamein „ 10 „ „ 62,2—62,4% Es war also nun eine Zeit Verkürzung auf ca. 10 Minuten erreicht worden. Zusammenfassend ergibt sich folgende Cinnameinbestimmung in Perubalsam. In eine 75 g-Arzneiflasclie wiegt man 2,5 g Perubalsam -f 5 g Wasser, schwenkt um, wiegt 30 g Aether hinzu, verkorkt und schüttelt eine Minute lang. Nach Zuwage von 5 g Natronlauge F. Lolimann u. A. Müller: Cinnanieinbestimmung. 5 schüttelt man nochmals eine Minute, wartet dann ca. 10 Minuten zu, stellt die Flasche auf den Kopf, lüftet vorsichtig den Stopfen und läßt die Wasserschicht bis auf ca. 3 ccm abtropfen. Hierauf gibt man 0,5 g Tragant zu und schüttelt kräftig durch. Nach drei bis fünf Minuten gießt man die Hauptmenge der Aetherlösung (25 — 28 g) in ein nebst Deckschale genau tariertes (weithalsiges) Kölbciien und bestimmt das Gewicht der Aetherlösung. Nach dem Verdunsten des Aethers auf dem Wasserbade Avird der dick- flüssige Cinnameinrückstand eine halbe bis dreiviertel Stunden bei ca. 100" getrocknet^) und nach dem Erkalten im Exsikkator ge- wogen. Berechnungsbeispiel: 25,6 g Aetherlösung lieferten 1,22 g Trockenrückstand. Angewandte 25,6 g Lösung enthielten also 1,22 g Cinnamein und 25,6— 1,22 = 24,38 g Aether. Somit ent- sprechen 30 g Aether I '- = = 1,5 g Cinnamein: l 1,22 X j ^ 1,5 X 40 = 60%. ^) G. Fromme läßt einfach in der Weise trocknen, daß man den Kolben über einer kleinen Flamme vorsichtig solange erhitzt, bis Dämpfe über der Flüssigkeit aufzusteigen beginnen. Man gelangt damit natürlich sehr rasch zum Ziele, auch mag die Genauigkeit pro praxi zumeist ausreichend sein, ganz dieselbe Konstanz der Resultate wie bei Anwendung eines Wassertrockenschrankes vermochten wir damit jedoch nicht zu erreichen. Sicherer dürfte die Benützung der nicht ganz dicht bedeckten Zinnbüchse eines lebhaft siedenden Infundoriums als Trockenschrank sein. Zitr Abwägung des Balsams, der Zusätze und der Aetherlösung genügt eine gute Tarierwage. Für den Cinnameinrückstand bedient man sich der analytischen Wage. St. Machenbaum: Brasil-Copal. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Untersuchungen über die Sekrete. Von A. T s c h i r c h. 93. UelDer den Brasil-Copal. Von Stanislaus Machenbau m. Der Brasil-Copal gehört zu den Hymenaea-Copalen des T s c h i r c h'schen Systems, von welcher Gruppe bisher noch kein Vertreter untersucht -w-urde. Der von mir zur Untersuchung herangezogene Copal war sicherer Provenienz und von W o r 1 e e & C o. als aus Brasilien stammend garantiert. Der Brasil-Copal bildete kleine ungleich große, unregelmäßige Stücke von gelblicher bis rötlicher Farbe mit dünner Verwitterungs- schicht. Schmelzpunkt. Der Brasil-Copal zeigte keinen scharfen Schmelzpunkt. Bei 127° verlor der gepulverte Copal sein pulveriges Aussehen und bei 160° MTirde der Copal klar. Löslichkeit. Um die Löslichkeit des Brasil-Copals in verschiedenen Lösungsmitteln zu bestimmen, wurde für jeden Versuch ca. 1 g genau abgewogenen pulverisierten Copals in einem Erlenmeyer-Kolben mit 30 ccm Lösungsmittel übergössen. Nach vier Tagen wurde der gelöste Teil filtriert und neues Lösungsmittel zugegeben. Der Copal A\airde so einige Wochen behandelt, bis er an das Lösungsmittel nichts mehr abgab. Die Resultate waren folgende. Es lösten sich in: Aether 58% Chloroform 48% Aceton ........ 80% Petroläther 20% Alkohol 76% Benzol 23% Methylalkohol 56% Alkohol-Aethor 92% Amylalkohol 78% Konstanten. Säurezahl direkt, im Mittel 123",20 Säurezahl indirekt, im Mittel 128,56 Verseifung.szahl kalt, nach 24 Stunden . . . 136,26 Verseifungszahl heiß 144,24 St. Machen bau in: Brasil-Copal. 7 Trockene Destillation. Es wurden 80. g fein gepulverter Brasil-Copal in einer tubu- lierten Retorte der trockenen Destillation unterworfen. Die Substanz fing beim Erwärmen an sieh zu bräunen bis sie schließlich zu einer dunkelbraunen Flüssigkeit schmolz. Bei 80 — 100° entwickelten sich weiße Nebel und gleichzeitig ging etwas Wasser über. Bei 140 — 160" destillierte zunächst ein leichtbeweghches, hellgelbes Oel, welches nach Terpenen roch. Ausbeute 5 g. Z^nschen 160 — 200 "^ ging ein gelbgrünliches Oel von terpen- artigem Geruch über. Ausbeute 10 g. Die dritte Fraktion, welche bei 250 — 270 '^ destillierte, war von grüner Farbe, die Ausbeute war 18 g. Die vierte Fraktion (12 g) zeigte Fluoreszenz, sie war von grüner Farbe und destillierte bei 270—290», und bei 290— 300 » destillierte schließhch wieder ein gelbes dickflüssiges Oel (6 g) über. Während der ganzen Dauer der Destillation ließ sich eine Sublimation von Bernsteinsäure im Retortenhals nicht nachweisen. Gang der Untersuchung. Es wurden 300 g Brasil-Copal mit Aether übergössen und die ätherische Lösung fraktioniert mit Alkalien ausgeschüttelt. A. Aetherlöslicher Teil. Ausschüttelung mit Ammoniumkarbonatlösung. Bei der Ausschüttelung mit 1%, 2% und 5% Ammonium- karbonatlösung und Fällen mit salzsäurehaltigem Wasser wurde die erste Rohsäure erhalten, welche von gelbhcher Farbe war. Die alkoholische Lösung der Säure ließ sich mit alkoholischer Bleiacetatlösung in zwei Komponenten zerlegen. Der eine gab ein in Alkohol unlöshches Bleisalz und der andere ein in Alkohol lösliches. Während der eine durch Blei fäUbare Teil der Säure ein lockeres, amorphes, weißes Pulver darstellte, bildete der andere Teil eine gelbe, klebrige Masse, die nicht zu reinigen war. Der durch Blei fällbaren Säure wurde der Name Brasilcopal- säure beigelegt. Brasilcopalsäure. Der Schmelzpunkt liegt bei 170 — 175<>. Die Elementaranalysen ergaben: 1. 0.1637 g Substanz gaben 0.4588 g COj und 0,15.52 g HjO. 2. 0,1976 g Substanz gaben 0,5550 g COg und 0,1930 g H,0. 8 St. Machenbaum: Brasil-Copal. Gefunden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 76,43 76,60 7ö,51% H = 10,60 10,81 10,70% Die Formel C24H40O3 verlangt: C = 76,54% H = 10,63% Säurezahl direkt, im Mittel 148,80 Säurezahl indirekt, im Mittel 152,60 Verseifungszahl kalt, nach 24 Stdn., im Mittel 158,90 Verseifungszahl heiß, im Mittel 174,30 Aus der Titration berechnet, enthält das Kaliumsalz 9,52% K. Die Formel C24H39O3K verlangt 9,4% K. 0,3352 g Silbersalz hinterließen beim Veraschen und Glühen bis zur Gewichtskonstanz einen Rückstand von 0,0731 metallischein Silber = 21,8% Ag. Die Formel C24H3903Ag verlangt einen Gehalt von 22,2% Ag. Phytosterinreaktionen der Brasilcopalsäure. 1. Lieberman n'sche Reaktion : schmutzig braun. 2. Salkowski-Hess e'sche Reaktion : Chloroform braun- rot, Schwefelsäure rot. 3. Mac h'sche Reaktion : violett. 4. Tschugaef f 'sehe Reaktion : schmutzig rot. Beim .Ausschütteln der ätherischen Lösung mit Ammonium- karbonat fiel im Scheidetrichter eine gelbbraune, zähe Masse aus, welche in Aether unlöslich war. Dieser Körper wurde in 1% KOH aufgelöst und durch salzsaures Wasser gefällt, wodurch ein gelber Niederschlag, der sehr voluminös war, ausfiel. Durch Auflösen in Alkohol und Zugabe von alkoholischer Bleiacetatlösung wurde dieser Körper in zw^ei Komponenten zerlegt. Der mit Blei nicht fällbare Anteil hatte klebrige Beschaffenheit, der durch Blei fäll- bare Anteil war nach der Abscheidung aus dem Bleisalz gelb und nicht klebrig. Auch nach mehrmaliger Auflösung in Alkohol und Fällen durch Wasser blieb die Farbe gelb. Schmelzpunkt 195 — 200". Ausschüttelung mit Natriumkarbonatlösung. Nachdem die ätherische Copallösung an Ammoniumkarbonat nichts mehr abgegeben hatte, wurde sie mit 1% Natriumkarbonat behandelt. Durch wiederholtes Ausschütteln und Fällen mit salz- säurehaltigem Wasser wurde die Roh säure erhalten. Dieselbe wurde mittelst alkoholischer Bleiacetatlösung in zwei Bestandteile St. Machenba um: Brasil-Copal. 9 zerlegt. Der eine Teil des Säuregemisches war durch Blei nicht fällbar und stellte eine klebrige Masse dar. Der andere Teil des Säuregemisches, der ein in Alkohol unlösliches Blcisalz bildete, stellte nach der Abschoidung aus dem Bleisalz und dem Trocknen ein feines, amorphes, weißes Pulver dar, welches nicht in Krystall- form erhalten werden konnte. Der Schmelzpunkt lag bei 95 — 100°. Die Ausbeute betrug 470 g. Sie wurde Brasilcopalol- säure genannt. Die Brasilcopalolsäure, die ihre Farbe beim längeren Auf- bewahren nicht änderte, war in Alkohol, Aether, Benzol und Chloroform lösUch. 1. 0,1160 g Substanz gaben 0.3347 CO, vind 0,1196 H,0. 2. 0,1761 g Substanz gaben 0,5094 CO2 und 0,1854 11,0. Gefunden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 78,77 78.88 78,82% H = 11.53 11,77 11,65% Die Formel C22H3802 verlangt C = 78,67% H = 11,45% Säurezahl direkt, im Mittel 175,00 Säurezahl indirekt, im Mittel 179,20 Verseif ungszahl kalt, nach 24 Stdn., im Mittel 183,40 Verseif ungszahl heiß, im Mittel 186,20 Aus der Titration berechnet, enthält das Kahumsalz 11,01% K. Die Formel C22H3.O2K verlangt 10,37% K. 0,4173 g des Silbersalzes ergaben 0,1028% Ag = 24.63% Ag. Die Formel C22H37O2 Ag verlangt 24,31% Ag. Phytosterinreaktionen der Brasilcopalolsäure. 1. Lieberman n'sche Reaktion : schmutzig violett. 2. Salkowski-Hess e'sche Reaktion : Chloroform hell- gelb, Schwefelsäure schwach rot. 3. M a c h'sche Reaktion: braun violett. 4. Tschugaef f'sche Reaktion : dunkelgelb. Ausschüttelung mit Kalihydrat. Durch Auswaschen mit Wasser wurde die ätherische Copal- lösung von dem Natriumkarbonat befielt und mit 1% KOH aus- geschüttelt. Die Ausschüttelungen mit KOH gaben jedoch bei dem nachfolgenden Zerlegen mit salzsäurehaltigem Wasser keine Fällung. 10 St. Machenba um: Brasil-Copal. a-Brasilcopaloresen. Xachdem die ätherische Lösung durch fraktionierte Aus- schüttelungen mit Ammoniumkarbonat, Soda und KOH vollständig erschöpft waren, wurde die ätherische Lösung mehrmals mit Wasser gewaschen und der Aether alsdann auf dem Dampf bade abgezogen. Es hint erbheb hierbei im Kolben eine gelbe, angenehm riechende Flüssigkeit, die, wie die nachstehenden L'ntersuchungen ergaben, aus einem Gemenge von ätherischem Oel und einem resenartigen Körper zusammengesetzt war. Zur Trennung beider -«nirde die Flüssigkeit der Destillation mit Wasserdampf unterworfen, wobei dae ätherische Oel überging, während das Resen in dem Kolben als eine gelbbraune, zähe Masse zurückbheb, die weder in der Kälte, noch nach längerem Erwärmen mit Kahhydrat etwas an Kah abgab. Das so erhaltene Resen, a-Brasilcopaloresen, bildet eine braungelbe, klebrige Masse, welche durch Auflösen in Alkohol und Eingießen dieser Lösung in salzsäurehaltiges Wasser wieder zu einem zähen, braun- gelben Harzkuchen zusammenbackt. Die Ausbeute betrug 6 g. Aetherisches Oel. ' Das ätherische Oel, welches auf die oben erwähnte Art vom a-Brasilcopaloresen getrennt ^\•u^de, wurde im Scheidetrichter durch Aussalzen mit XaCl vom Wasser befreit, hierauf mit CaClg getrocknet. Nach dem Abfiltrieren und Abdampfen des Aethers bheb ein ätherisches Oel von gelber Farbe und angenehmem GrC- ruch. Dieses Oel wurde destilhert, wobei die Hauptmenge zwischen 245 — 255° überging. Die Ausbeute betrug 8 g. Der nur in Alkohol äther lösliche Teil des Copals. Der vom Aether ungelöst gelassene Teil des Brasil-Copals -vurde mit Aetheralkohol behandelt. Die zähe Masse des zurück- gebhebenen in Aether ungelösten Copals löste sich bis auf einige Prozente in dem neuen Lösungsmittel. Die ätheralkohohsche Lö.sung wurde mit 1% KOH in einem Scheidetrichter ausgeschüttelt, die Lauge durch Salzsäure gefällt. Der Niederschlag, der hier ausfiel, wurde abfiltriert, gewaschen und auf einem Tonteller getrocknet. Er stellte ein gelbüches Pulver dar. Bei der Behandlung mit Alkohol zeigte sich, daß ein Teil des Niederschlages in kaltem und der andere in heißem Alkohol löshch war. Der in kaltem Alkohol gelöste Teil wurde abfiltriert und das Filtrat in Wasser gegossen; dabei fiel ein weißer Nieder- St. Machenbaum: Brasil-Copal. 11 schlag aus. Dieser Niederschlag wurde nochmals in Alkohol gelöst und mit alkoholischer Bleiacetatlösung behandelt. Bei der Fällung mit Bleiacetat bildete sich ein weißer, voluminöser Niederschlag, der sich gut absetzte. Der Niederschlag, der in überschüssigem Alkohol unlöshch war, wurde mit Alkohol gewaschen und getrocknet. Aus dem Bleisalze wurde die freie Säure erhalten. Die Säure war anfangs weiß, nahm aber nach dem Trocknen eine gelblichweiße Farbe an und war in Alkohol nicht vollständig löslich. Die x4usbeute betrug 20 g. Der Schmelzpunkt lag bei 180 — 185". Die Säure wurde (/-Brasilcopalin- säure genannt. 1. 0.1763 g Substanz gaben 0,4868 g COg und 0,1884 gHjO. 2. 0.1730 g Substanz gaben 0,4790 g COg und 0,1834 gHaO. Gefimden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 75,30 75,47 75,38% H = 11,94 12.18 12,06% Die Formel CigHgoOg verlangt C = 75,52% H = 11,89% Säurezahl direkt 162,40 Säurezahl indirekt 164,60 Die Brasilcopalinsäure gab keine Verseifungszahl. Aus der Titration berechnet, enthält das Kaliumsalz 10,24% K. Die Formel CieHjgOaK verlangt 13,35% K. Die Differenz ist wohl auf die Schwierigkeit der Titration zurück- zuführen, da die Säure nicht ganz löslich in Alkohol ist. 0,5536 g des Silbersalzes ergaben 0,163 g Ag = 29,44% Ag. Die Formel CigHssOa Ag verlangt 29,7% Ag. Phytosterinreaktlonen. 1. Lieberman n'sche Reaktion : dunkelbraun. 2. Salkowski-Hess e'sche Reaktion : Chloroform farb- los, Schwefelsäure braunrot. 3. Tschugaef f 'sehe Reaktion : Flüssigkeit gelbbraun. 4. Mac h'sche Reaktion : rötlich-violett. Durch Abfiltrieren des alkohollöslichen Teiles, wurde der ge- bliebene Niederschlag mit heißem Alkohol behandelt, wodurch fast alles sich löste; beim Abkühlen fiel die Substanz als gelbe, klebrige Masse aus, die nicht getrocknet werden kormte. Die von der Säure befreite Alkohol-Aetherlösimg wurde weiter verarbeitet, indem der Alkoholäther vorsichtig auf dem 12 St. Machenbaum: Brasil-Copal. Dampfbade abgezogen wurde. Der im Kolben bleibende Rück- stand war gelb. Um denselben vom ätherischen Oel zu befreien, wurde er einer Wasserdampf destillation unterworfen, wobei nur einige Tropfen eines Oeles übergingen. Der übrig gebliebene Teil war gelb und klebrig. Rein konnte man ihn nicht erhalten. Trotz längeren Trocknens, konnte kein scharfer Schmelzpunkt erzielt werden. Er betrug 190 — 200 ''. Dieser Körper wurde j3 - B r a s i 1 - copaloresen genannt. Allgemeine Ergebnisse. Aus der Aetherlösung (\e s Brasil-Copals wurden isoliert: 1. Mittelst Ammoniumkarbonat: Brasilcopalsäure, C24H40O3, bildet ein in Alkohol unlösliches Bleisalz. 2. Mittelst Natriumkarbonatlösung: Brasilcopalolsäure, C22H38O2, bildet ein in Alkohol unlösliches Bleisalz. 3. M-Brasilcopaloresen, nicht in analysenreiner Form zu erhalten . 4. Aetherisches Oel. Aus dem nach Erschöpfen des Harzes mit Aether in Aetheralkohol gelösten Teile wurden isoliert: 1. Mittelst Natronlauge: BrasilcopaHnsäure, CjeHgoOg. 2. p-Brasilcopaloresen, nicht in analysenreiner Form zu erhalten. Asche, bestehend aus Na, Ca, K, SiOg. Annähernde quantitative Zusammensetzung. A. In Aether sind ca. 58% des Rohharzes lösHch, daraus wurden isohert: 1. Brasilcopalsäure 6% 2. Brasilcopalolsäure 24% 3. a-Brasilcopaloresen 4% 4. Aetherisches Oel 5% B. In Aetheralkohol sind nach dem Erschöpfen des Harzes mit Aether noch ca. 30% löshch, daraus wurden isoliert: 5. Brasilcopalinsäure 17% 6. [^-Brasilcopaloresen 8% C. Asche 4% St. Machenbaum: Columbia-Copal. 13 Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Untersuchungen über die Sekrete. Von A. T s c h i r c h. 94. Ueber den Columbia-Copal. Von Stanislaus Machenbaum. Der untersuchte Columbia-Copal gehört zu den südamerika- nischen Copalen, und zwar zu den Hymenaea-Copalen des T s c h i r c h'schen Systems. Auch ihn verdanken wir in, was die Provenienz betrifft, zuverlässigen Mustern der Firma W o r 1 e e & Co. Der untersuchte Copal bildete ein Gemisch von ziemhch großen Stücken. Die Farbe der Stücke war nicht gleichmäßig. Manche hatten eine helle und manche eine dunklere Farbe. Das Pulver hatte einen schwachen terpentinähnlichen Geruch. Schmelzpunktbestimmung. Columbia-Copal zeigte keinen scharfen Schmelzpunkt. Bei 120" verlor er sein pulveriges Aussehen und bei 155" UTirde der Copal klar. Löslich keit. Vom Columbia-Copal lösten sich in : Aether ca. 56% Chloroform ca. 40% Alkohol M 78% Petroläther „18% Methylalkohol . . . „ 46% Benzol „38% Aceton »35% Alkoholäther .... „ 90% Amylalkohol .... „76% Konstanten. Säurezahl direkt, im Mittel 105,00 Säurezahl indirekt, im Mittel 106,12 Verseifungszahl kalt, nach 24 Stunden . 106,80 Verseifungszahl heiß 110,60 Trockene Destillation. 100 g des pulverisierten Copals wurden in eine tubulierte Retorte gebracht und der trockenen Destillation unterworfen. Das erste Destillationsprodukt bestand aus einem Gemenge von ätherischem Oel und Wasser. 14 St. Machenbauni: Columbia-Copal. Bei 130 — 140° ging ein gelbes Oel über. Bei 170 — 190° ging ein gelbgrünes Oel über, welches fluoreszierte. Bei 220 — 260° ging ein grünes Oel über (9 g). Bei 260 — 270° ging ein grünes Oel über, ganz klar (16 g). Bei 270 — 290° ging wieder ein grünlich-gelbes Oel über (16 g). Bei 290 — 300° ging ein gelbes, fluoreszierendes Oel über (6 g). Beim Erhitzen oberhalb 300° destillierte eine dickflüssige gelbe Masse über, welche beim Erstarren eine krystallinische Be- schaffenheit zeigte. Diese Krystallmasse wurde dann mehrmals aus Alkohol umkrystallisiert. Es resultierten Krystalldrusen, die den Schmelzpunkt von 175 — 180° zeigten. Gang der Uutersucl*ung. 300 g Copalpulver wurden in eine Flasche gebracht, mit Aether versetzt und drei Monate digeriert. Durch öfteres Ab- filtrieren des gelösten Teiles und Zugabe von neuem Lösungsmittel, konnte man ziemlich viel des Copals in Lösung bringen. Der in Aether unlösliche Teil wurde mit gleichen Mengen von Alkohol und Aether versetzt, wodurch der größte Teil in Lösung ging. A. Aetherlöslicher Teil. Ausschüttelung mit Ammoniiimkarbonatlösung. Zur völhgen Erschöpfung waren 34 Ausschüttelungen mit 1% Ammoniumkarbonatlösung erforderlich. Durch Fällen mit salzsäurehaltigem Wasser wurde die Rohsäure erhalten. Die alkohohsche Lösung der Rohsäure ließ sich mit alkoho- hscher Bleiacetatlösung in zwei Komponenten zerlegen: in eine durch Bleiacetat fällbare Säure und in eine zweite, welche in der Lösung bheb. Aus dem Bleisalze wurde die freie Säure gewonnen, welche ein amorphes, weißes, nach dem Trocknen gelblich-weißes Pulver darstellte. Der Schmelzpunkt dieser Säure, welche Columbia- copalsäure genannt wurde, liegt bei 145 — 150°. Die Aus- beute betrug 5 g. Die Elementaranalysen der Columbiacopalsäure ergaben: 1. 0,1780 g Substanz gaben 0,4874 g CO, und 0,1822 g HgO. 2. 0,1447 g Substanz gaben 0,3973 g Coä und 0,1488 g HjO. Gefunden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 74,67 74,83 74,75% H = 11,45 11,50 11,47% St. Machon bau in: Coluinbia-Copal. 15 Die Formel C22H40O3 verlangt C = 75,00% H = 11,36% Säurezahl direkt, im Mittel 158,20 Säurezahl indirekt, im Mittel 166,60 Verseif ungszalil kalt, nach 24 Stunden . 178,50 Verseif ungszahl heiß, im Mittel . . . . 177,10 Aus der Titration berechnet, enthält das Kaliumsalz 10% K. Die Formel C22H39O3K verlangt lO^^ K. 0,2832 g des Silbersalzes hinterließen beim Veraschen und Glühen bis zur Gewichtskonstanz einen Rückstand von 0,0644 g Ag, was 22,74% Ag entspricht. Die Formel CooHggOaAg verlangt 23,36% Ag. Phytosterinreaktionen. 1. Lieberman n'sche Reaktion : braun-grün. 2. Salkowski-Hess e'sche Reaktion : 'Chloroform farb- los, Schwefelsäure gelb. 3. Tschugaef f 'sehe Reaktion : schmutzig rot. 4. M a c h'sche Reaktion: rotbraun. Das Filtrat vom harzsauren Blei wurde in angesäuertes Wasser gegossen, wodurch sich ölartige klebrige Tröpfchen bildeten, die sich zu einer klebrigen Masse zusammenballten. Diese klebrige Masse, die nicht rein erhalten werden konnte, wurde weiter nicht verarbeitet. Wie beim Brasil-Copal, so auch hier, schied sich im Scheide- trichter bei der Ausschüttelung mit Ammoniumkarbonat ein Körper aus, welcher in Aether unlöslich war. Dieser Körper wurde mit Alkohol behandelt, wodurch er zum größten Teil in Lösung ging. Der übrige Teil war nicht nur in Alkohol und Aether, sondern auch in den meisten Lösungsmitteln unlöslich. Dieser Körper, der wenige Gramme betrug, zeigte den Schmelzpunkt bei 185 — 190°, er war von gelblich-weißer Farbe. Die alkoholische Lösung wurde mit alkoholischem Bleiacetat behandelt, wodurch der in Alkohol lösliche Körper wiederum in zwei Komponenten zerlegt wurde. Die alkohohsche Lösung ergab beim Fällen mit alkohoUscher Bleiacetatlösung ein alkohol- unlöshches Bleisalz. Durch Zerlegen des Bleisalzes wurde ein gelber Körper erhalten, der sich nicht reinigen ließ. Die Farbe bheb gelb. Sein Schmelzpunkt lag bei 170 — 175°. Aus dem Filtrate von dem Bleisalze wurde eine klebrige gelbe Masse isoliert, die nicht rein erhalten werden konnte. 16 St. Machenbaum: Columbia- Copal. Ausschüttelung mit Natriumkarbonat. Als die ätherische Lösung des Columbia-Copals nichts mehr an Ammoniumkarbonatlösung abgab, wurde sie mit 1, 2 und 5% Natriumkarbonatlösung behandelt. Nach 25 Ausschüttelungen ging nichts mehr an das Natriumkarbonat. Die Ausschüttelungen wurden vom Aether befreit und mit HCl-haltigem Wasser zerlegt. Die zerlegten Ausschüttelungen ergaben einen reichlichen weißen Niederschlag. Die erhaltene Rohsäure wurde in Alkohol gelöst und mittelst alkoholischer Blei- acetatlösung in zwei verschiedene Teile getrennt. Der durch Bleiacetat nicht fällbare Körper stellte eine schmierige Masse dar, die trotz verschiedener Versuche nicht ge- reinigt werden konnte. Das gewaschene und getrocknete Bleisalz wurde durch Ein- tragen in mit Eisessig versetzten Alkohol und Fällen durch Wasser zerlegt. Die in schneeweißen Flocken ausgefallene Säure wurde Columbiacopalolsäure genannt ; sie war in Alkohol, Aether, Benzol und Chloroform löslich. Ihr Schmelzpunkt lag bei 90^*. Die Ausbeute betrug 35 g. 1. 0,1525 g Substanz gaben 0,4400 g CO2 und 0,1638 g HgO. 2. 0,1820 g Substanz gaben 0,5237 g CO2 imd 0,1932 g HgO. Gefunden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 78,70 • 78,48 78,59% H = 12,01 11,87 11,94% Die Formel C22H40C2 verlangt C = 78,57% H - ll,90%o Säurezahl direkt, im Mittel . . . . 158,90 Säurezahl indirekt, im Mittel . . . 160,30 Aus der Titration berechnet, enthält das Kaliumsalz 10,02% K. Die Formel C20H39O2K verlangt 10,42% K. 0,2884 g des Silbersalzes ergaben 0,0688 g Ag, was entspricht 23,99%, Ag. Die Formel CasHssO^Ag verlangt 24,2% Ag. Phytosterinreaktionen. 1. Lieberman n'sche Reaktion : schmutzig braunviolett. 2. Salkowski-Hess e'sche Reaktion : Chloroform farb- los, Schwefelsäure rot. 3. Tschugaef f 'sehe Reaktion : Flüssigkeit rotbraun. 4. Mac h'sche Reaktion : braun. St. Maclienbaum: Columbia-Copal. 17 Resen und ätherisches Oel. Die ätherische Lösung des Coj)als, die nichts mehr an Natriumkarbonatlösung abgab, wurde einige Male mit destilliertem Wasser ausgewaschen und mit 1% Natronhydratlösung aus- geschüttelt. Die Lauge nahm nichts mehr auf: die ätherische Lösung war somit von Säuren befreit. Die ätherische Lösung wurde in einen Kolben gebracht und durch Destillation vom Aether befreit. Es hinterblieb eine zähflüssige, sehr aromatisch riechende Masse, welche durch Wasserdampf destillation in ein ätherisches Oel und ein Resen zerlegt wurde. Das ätherische Oel wurde der fraktionierten Destillation im Vakuum unterworfen, wobei die Hauptmenge (20 g) bei 210 — 220" überging. Die Farbe des Oeles war hellgelb, der Geruch angenehm. Es roch nach Terpentinöl. Die im Kolben zurückgebhebene geringe Masse erwies sich als Resen. Sie hatte ein zähes Aussehn und Mar von brauner Farbe. Die Versuche das Resen in analysenreiner Form zu erhalten, blieben erfolglos. Nur in Alkoholäther löslicher Teil. Der in Aether unlösHche Teil des Copals wurde in einem Gemisch von Aether und Alkohol gelöst. Der ungelöste Teil be- stand hauptsächlich aus Verunreinigungen. Auschüttelung mit Kallumhydroxydlösimg. Die ätheralkoholische Lösung wurde mit 1% KOH-Lösung ausgeschüttelt und die Lauge durch HCl-haltiges Wasser gefällt. Der erhaltene weiße, flockige Niederschlag wurde gewaschen und getrocknet . Den ausgefallenen Körper konnte man in einen in kaltem Alkohol, einen in heißem Alkohol und einen in Alkoholäther lös- lichen Teil zerlegen. Der in kaltem Alkohol gelöste Teil wurde von dem ungelösten abfiltriert und unter Umrüliren allmähhch in Wasser gegossen. Hierbei entstand ein weißer flockiger Niederschlag. Dieser Niederschlag wurde nochmals in Alkohol gelöst und mit alkoholischer Bleiacetatlösung behandelt. Durch Zerlegen des Bleisalzes wurde die freie Säure gewonnen. Diese Säure wurde a-Columbiacopalinsäure genannt. Der Schmelzpunkt lag bei 180—185". Die Ausbeute betrug 10 g. 1. 0,1721 g Substanz gaben 0,4733 g COg und 0,1718 g HoO. 2. 0,1866 g Substanz gaben 0,5122 g CO, und 0,1802 g H2O. Arch. d. Pharm. CCL. Bda. 1. Heft. 2 18 St. Machenbaum: Columbia-Copal. Gefunden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 75,00 74,86 74,93% H = 11,16 10,98 11,07% Die Formel C14H24O2 verlangt C = 75,00% H ^ 10,71% Säurezahl direkt, im Mittel 217,00 Säurezahl indirekt, im Mittel 203,00 Verseif ungszahl kalt, nach 24 Stdn., im Mittel . 224,00 Verseif ungszahl heiß, im Mittel 245,00 Aus der Titration berechnet, enthält das Kaliumsalz 12,8% K. Die Formel C^JI^sOoK verlangt 14,82% K. Die Differenz ist wohl auf die Schwierigkeit der Titration zurück- zuführen, da die Säure nicht ganz löslich in Alkohol ist. 0,3202 g des Silbersalzes ergaben 0,1024 g Ag = 31,98% Ag. Die Formel Ci^HagOsAg verlangt 32,42% Ag. Phytosterinreaktionen. 1. L i e b e r m a n n'sche Reaktion: dunkelbraun. 2. Salkowski-Hess e'sclie Reaktion : Chloroform farb- los, Schwefelsäure tief gelb. 3. Tschugaef f 'sehe Reaktion : Flüssigkeit gelbrot. 4. Mac h'sche Reaktion : rotbraun. Der alkoholunlösliche Teil wurde mit heißem Alkohol be- handelt, wodurch wieder ein Teil in Lösung ging. Die so erhaltene Lösung wurde filtriert und allmählich unter Umrühren in Wasser gegossen. Es fiel ein weißer flockiger Körper aus, welcher [i-Columbiacopalinsäure genannt wurde. Die Ausbeute war 20 g. Der Schmelzpunkt lag bei 190". 1. 0,1811 g Substanz gaben 0,4042 g CO2 und 0,1788 g HgO. 2. 0,1758 g Substanz gaben 0,3914 g CO2 und 0,1760 g HjO. Gefunden in Prozenten: 1. 2. Im Mittel: C = 60,87 60,72 60,79% H = 11,03 11,19 11,11% Die Formel C5H20O3 verlangt C = 61,36% H = 11,36% Die Formel trägt also nur vorläufigen Charakter. Der in kaltem und heißem Alkohol unlösliche Teil, bildete eine gelbe klebrige Masse, welche in Aetheralkohol löslich war. St. Machenba um: Columbia-Copal. 19 Da dieser Körper auch gegen Alkali resistent war, wurde er als (i-Columbiacopaloresen bezeichnet. Dieses Resen konnten wir nicht rein erhalten. Allgemeine Ergebnisse. A. AusderAetherlösung wurden isoliert: 1. Mittelst Ammoniunikarbonatlösung : Columbiacopalsäure, C22H40O3, die ein in Alkohol unlösUches Bleisalz lieferte. 2. Mittelst Xatriumkarbonatlösung : Columbiacopalolsäure, C22H40O2, bildet ein in Alkohol unlösliches Bleisalz. 3. a-Columbiacopaloresen. 4. Aetherisches Oel. B. Aus dem nach Erschöpfung des Harzes mit Aether in Aetheralkohol gelösten Teil wurden isoliert: 1. Mittelst Natronlauge: a-Columbiacopalinsäure, C14H24O2, bildet ein in Alkohol unlösliches Bleisalz. p'-Columbiacopalinsäure, C9H20O3. 2. ß-Columbiacopaloresen. C Asche, bestehend aus Na, Ca und SiO,. Annähernde quantitative Zusammensetzung. A. In Aether sind ca. 56% löshch, daraus ^nirden isoliert: 1. Columbiacopalsäure 4% 2. Columbiacopalolsäure 21% 3. a-Columbiacopalo resen 2% 4. Aetherisches Oel 12% B. In Aetheralkohol sind nach der Erschöpfung des Harzes mit Aether noch ca. 30% löshch, daraus wurden isoUert: 5. of-ColumbiacopaUnsäure 10% 6. 3-Columbiacopalinsäure 20% 7. ,j-Columbiacopaloresen 3% €. Asche 2% 20 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. Arbeiten aus dem pharmazeutisclien Institut der Universität Bern. Beiträge zur Kenntnis der Radix Lapathi. Von A. Tschirch und F. Weil. Im Jahre 1899 hat H e s s e^) die Wurzel von R u m e x obtusifolius einer chemischen Analyse unterworfen. Er hat die Extraktion der gröblich zerkleinerten^ Wurzel mit Aether vor- genommen, wobei er eine Aetherlösung A und eine Abscheidung aus Aether B erhielt. Die Aetherlösung A gab an Natriumkarbonatlösung neben Nepodin und etwas Harz einen neuen Körper ab, welchen er alsJLapodin bezeichnet. Die aus der Sodalösung durch Salzsäure er- haltene gelbe, flockige Fällung vereinigte er mit der Abscheidung B und isolierte daraus die beiden letztgenannten Körper. In der Aether- lösung blieb die Chrysophansäure, die bei der Destillation zurückblieb. Durch Umkrystallisieren aus heißem Alkohol wurde sie in hübschen gelben Blättchen erhalten, welche gegen 170" schmolzen und beim Erhitzen mit rauchender Jodwasserstoffsäure unter Entwickelung von mäßigen Mengen Jodmethyl in Chrysophansäurehydranthron übergingen. Versuchshalber haben wir den von Hesse gezeichneten Weg auch eingeschlagen. Wir haben die Wurzel genau nach den Angaben dieses Autors mit Aether extrahiert, haben jedoch dabei nur eine gelb- braune Aetherlösung erhalten, und nicht, wie Hesse, eine Abscheidung aus derselben. Auch nach vierwöchentlichem Stehen war in der Aether- lösung noch keine Abscheidung zu konstatieren. Da nun im.sere Be- obachtungen gleich zu Anfang auseinander gingen, erschien es uns zwecklos, den Weg H e s s e 's weiter zu verfolgen. Eine Erklärung dafür, daß unsere Beobachtungen nicht über- einstimmen, mag vielleicht darin zu suchen sein, daß die von Hesse untersuchten Wurzeln Unterschiede gegenüber den von uns analysierten zeigen, die eventuell auf deren Herkunft (verschiedenen Standort, Boden und Klima oder andere Stammpflanze) zurückzuführen sind. Da Hesse bei seiner Untersuchung nur den Aetherauszug der Wurzel verarbeitete, konnte er die eventuell in glykosidischer Form vorhandenen Oxymethylanthrachinone übersehen haben, denn Glykoside gehen gewöhnlich nicht in Aether über. Da nun aber aus den Analysen der bis heute untersuchten Oxymethylanthrachinon- drogen klar ersichtlich ist, daß in den meisten Drogen dieser Gruppe die Oxymethylanthrachinone zum größten Teil gebunden, 1) Ann. d. Chem. 309, S. 51. A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. 21 und nur zum geringeren Teil frei vorkommen, so haben wir uns die Aufgabe gestellt, die Wurzel von Rumex obtusifolius vor allem auf ihren Gehalt an Oxymethylanthrachinonen zu untersuchen. Der von F 1 ü c k i g e r^) gegebenen Beschreibung bleibt, die Anatomie der Droge betreffend, noch zuzufügen: Das Rhizom zeigt einen Kranz keilförmiger Holzbündel innerhalb der Cambiumzone, die schon mit bloßem Auge als tief blausclnvarz gefärbt erscheinen. Die Gefäße dieser Holzstrahlen werden nämlich von Zellen umgeben, welche einen tiefblauen Inhalt führen, der sich mit Kalilauge rotbraun färbt. Durch Säuren •wird er aufgelöst. Ein ähnlicher Farbstoff findet sich in den den Holzstrahlen entsprechenden Siebstrahlen außerhalb des Cambiums. Eine Rotfärbung mit KaH tritt auch in anderen Zellen der Rinde ein. Das ganze parenchymatische Gewebe ist mit Stärkekömem vollgepfropft. Die ziemlich dicke Wurzel zeigt solche Farbstoffzellen nur vereinzelt, vorwiegend in der Rinde und besonders in den äußeren Teilen der sekundären Rinde, welche Teile sich mit Kali rot bis rot violett färben, während die peripheren Teile der Rinde rotbraun werden. In der sekundären Rinde finden sich einzelne oder zu Gruppen vereinigte Bastfasern sowie Krystalldrusen. Der mächtige Holzkörper, der im Zentrum liegt, zeigt in den breiten Markstrahlen mit Kali nur schwache Rötung. In den Holzstrahlen werden die Gefäße von ziemlich viel Libriforra begleitet. Ein Vor versuch, die gut getrocknete Wurzel mit Sand zu zer- reiben und daraus die Oxymethylanthrachinone zu sublimieren, zeigte nur wenige mikroskopische Kry stalle, bei denen die B o r n - träge r'sche Reaktion eintrat. Eine ausgiebigere Sublimation erhielten Avir später, indem wir das Alkoholextrakt der Wurzel zur Trockne eindampften, den Rückstand wiederum mit Alkohol auf- nahmen und das heiße Filtrat eindampften. Dieser trockene Rück- stand wurde sodann zerrieben und während 12 Stunden zur Subli- mation gestellt. Dadurch erhielten wir schöne, mikroskopisch reine Prismen von Emodin (siehe unten), die bereits einen Schmelz- punkt von 252—253" zeigten. Nach einer großen Anzahl von Vor versuchen, die Wurzel z. B. mit Benzol, Toluol, verdümitem Alkohol oder mit Wasser zu extrahieren, haben wir uns entschlossen, folgenden Weg für die Untersuchung der Droge einzuschlagen: 1) Flückiger, Pharmakogn. (1867), S. 224. 22 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. Alkoholextrakt. Die gröblich zerkleinerte Wurzel von Rumex obtusifolius wurde in einem Soxhlet-Apparate, der zur Extrahierung größerer Drogenmengen konstruiert wurde, mit reinem, konzentrierten Alkohol so lange ausgezogen, bis der Alkohol nicht mehr gefärbt ablief. Das so erhaltene Extrakt wurde heiß filtriert, um es von eventuell mechanisch mitgerissenen Unreinheiten zu befreien. Auch nach längerem Stehen trat in dieser alkoholischen Lösung keine Abscheidung ein. Ein Versuch, ob durch Abziehen von Alkohol und Konzentration der Lösung eine Abscheidung zu erhalten sei, blieb ohne Erfolg. \ Dieses eingedickte Extrakt ergab mit Aether ausgeschüttelt eine dunkelbraune Aetherlösung, die nach Abdestillieren einen braunschwarzen, harzigen Rückstand hinterließ. Die ätherische Lösung gab mit der Oxymethylanthrachinon-Reaktion geprüft, nur unreine, braunrote Ammoniaklösungen. Es war demnach nicht möglich, aus dieser Lösung reine Derivate der Oxymethyl- anthrachinongruppe herzustellen. Der ätherische Rückstand war löshch in Aether, Alkohol und Aceton, doch blieb es unmöglich, aus diesen Lösungen eine krystallinische Masse herauszuholen. In Benzol, Toluol, Chloroform und Essigäther löste sich ein Teil dieses Rückstandes, doch blieben sowohl in dem ungelösten, wie in den Lösungen dieser Agentien Harze zurück, die ein eventuelles Auskrystallisieren verhinderten. Der mit Benzol behandelte Rück- stand des Aetherauszuges blieb grobkörnig zurück. Ein Versuch, denselben zu acetylieren, zeigte uns, daß er vor allen Dingen aus Harzen bestand, denn wir erhielten daraus nur mikroskopisch kleine, farblose Krystalle, die jedoch nicht einmal faßbar waren. Wir mußten demnach versuchen, die Harze aus dem Aether- rückstand wegzuschaffen, was uns nach folgender Methode gelang. Wir lösten denselben in Aceton, fügten der Lösung tropfenweise Benzol zu und filtrierten das jeweilen abgeschiedene Harz sogleich ab. Nachdem Benzol kein Harz mehr ausschied, gaben wir der Lösung, die nun bereits hellbraun geworden war, tropfenweise Petroläther zu. Dadurch wurde weiter Harz abgeschieden, doch riß uns der- selbe auch einen großen Teil der später gefundenen Krystalle mit, denn das mit Petroläther ausgefällte Harz erstarrte zum Teil krystallinisch. — Ein Versuch, aus diesem Harze die Krystalle zurückzugewinnen, mißlang, da Krystalle und ,,Harz" sich in Wasser, sowie in den anderen Lösungsmitteln gleichzeitig lösten. — Immerhin gelang es uns auf diesem Wege, eine nur noch schwach gelblich gefärbte Lösung zu erhalten. A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. 23 Nach dem Abdampfen auf dem Wasserbade erhielten wir gelb- lich-weiße, prismatische Krystalle, die in Wasser, Aceton, Alkohol, Aether und Essigäther leicht löslich waren. In Petroläther und in Chloroform blieben sie ungelöst. Ihre Löslichkeit in den genannten Lösungsmitteln war jedoch so groß, daß es bei der geringen Aus- beute, die wir auf diesem Wege erhalten hatten, unmöglich war, sie umzukrystaUisieren. Auch Misch versuche mit Chloroform und Petrolätlier führten zu keiner Reinigung. Es gelang uns immerhin, festzustellen, daß diese Krystalle sauer reagierten, ferner, daß sie mit Baryumhydroxydlösung einen himmelblauen, bei Luftzutritt violettrot werdenden Niederschlag gaben. Da wir im Verlaufe dieser Arbeit noch einmal auf diesen Körper stießen, behalten wir uns vor, denselben an späterer Stelle weiter zu charakterisieren. Durch einen Teil des eingedickten Alkoholextraktes leiteten wir Wasserdampf und erhielten aus dem Destillat eine geringe Menge eines flüchtigen Oeles, das dem Gerüche nach aus höheren Fettsäuren (Buttersäure, Valeriansäure) bestand. Da wir aber unser Augenmerk in erste Linie auf die in Radix Lapathi vorhandenen Oxymethylanthrachinone zu richten hatten, und diese aus dem Alkoholauszuge nicht direkt zu isolieren waren, mußten wir darnach trachten, denselben abzubauen. A. Durch Zusatz von Wasser erzeugte Fällung. Das ursprüngliche Extrakt der Droge wurde so lange mit Wasser verdüimt, wie eine Fällung eintrat. Erst nach Zufügen einer ungefähr 20 fachen Menge Wasser bildete sich eine gelbe, flockige Ausscheidung, die sich nur langsam zu Boden setzte. Die darüber stehende Flüssigkeit Avurde abgehebert und zur weiteren Untersuchung beiseite gestellt. Der Niederschlag wurde auf einem Filter gesammelt und bei mäßiger Temperatur getrocknet. Die so erhaltene, nun braun aussehende, amorphe Abscheidung wurde pulverisiert und im Soxhlet mit Petroläther extrahiert, um daraus die Fette zu entfernen. Als dann der Petroläther nichts mehr löste, wurde die Patrone getrocknet, um den anhaftenden Petroläther zu verflüchtigen und sogleich im Soxlilet-Apparate mit Aether ausgezogen, bis derselbe von der zu extrahierenden Patrone farblos ablief. Dieses ätherische Extrakt der Wasserfällung war braun ge- färbt und setzte, nach längerem Stehen, eine geringe Menge einer graubraunen amorphen Masse ab, bei der aber die B o r n - träge r'sche Reaktion nicht eintrat. Die ätherische Lösung da- 24 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. gegen ließ, mit dieser Reaktion geprüft eine allerdings nicht sehr reine Rotfärbung erkennen. Wir destillierten also den Aether ab, und erhielten einen dunkelbraunen, amorphen Rückstand, den wir mit 10% iger Sodalösung behandelten. Es löste sich darin ein Teil mit rotbrauner Farbe, und ein gelbbrauner Körper blieb ungelöst. Wir hatten hier wahrscheinlich eine minime Menge eines Emodins in Lösung und Chrysophansäure als Rückstand. Es scheinen demnach diese Körper in der Droge in geringen Mengen frei vorzukommen, sie jedoch daraus rein zu gewinnen, war uns unmöglich, da die vorhandenen Mengen zy gering, und auch noch mit Unreinheiten vermischt waren. Der in Aether ungelöst gebliebene Teil des mit Wasser aus dem Alkoholextrakt erhaltenen Niederschlages wurde während zwei Stunden mit Schwefelsäure (5: 100) gekocht, um dadurch eventuell darin vorhandene Anthraglukoside zu spalten. Der größte Teil desselben ging dabei in Lösung. Eine Prüfung dieser Lösung, sowie des Rückstandes auf Oxymethylanthrachinone ergab jedoch ein negatives Resultat. B. Filtrat von der Wasserfäliung. Es bheb uns nach all diesen Versuchen noch das mit Wasser verdünnte Filtrat des alkoholischen Extraktes zu untersuchen. Wir schüttelten es mit Aether im Scheidetrichter so lange aus, bis an denselben nichts mehr überging. Diese ätherische Lösung mit Ammoniak durchgeschüttelt, färbte das Ammoniak nur braun; es war demnach nicht möglich, daraus direkt Oxymethylanthrachinone zu isolieren. Um nach den in Wasser lösUchen Anthraglukosiden zu fahnden, mußten wir diese Lösung hydrolysieren. Hydrolyse des Filtrates. Vorversuche zeigten uns, daß Schwefelsäure als Spaltungs- mittel günstiger wirkte als Kahlauge. Wir setzten demnach der Lösung so viel Schwefelsäure zu, daß die ganze Flüssigkeit mit 5% der Säure versetzt war, und kochten dann während zwei Stunden. So erhielten wir eine voluminöse Abscheidung. Ein Versuch, die davon abfiltrierte Lösung nach weiterem Zusatz von Schwefelsäure noch längere Zeit zu kochen, zeigte, daß durch zweistündiges Kochen mit Schwefelsäure (5: 100) sämtliche vorhandenen Glykoside ge- spalten worden waren. A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. 26 I. Hydrolysenniederschlag. Der aus der Hydrolyse erhaltene Niederschlag woirde ab- filtriert und abgepreßt, dann in Wasser suspendiert, gekocht und heiß auf der Nutsche abfiltriert. Diesen Vorgang wiederholten wir dreimal. Das davon abfUeßende, jetzt nicht mehr sauer reagierende Filtrat, wurde gesondert aufgefangen. Es schied beim Erkalten einen flockigen Niederschlag aus. Derselbe wurde ab- filtriert, ausgewaschen und bei mäßiger Temperatur getrocknet. Um ilin auf die Anwesenheit von Anthrachinonderivaten zu prüfen, verwandten Mir die Chrysaminsäurereaktion. Dieselbe zeigte uns, daß in dieser zweiten Fällung keine Anthrachinonderivate vor- handen Maren. Der nun vollkommen mit heißem Wasser ausgewaschene Hydrolysenniederschlag M^urde bei einer Temperatur von 70" ge- trocknet. Ein Versuch mit der eben erwähnten Chrysaminsäure- reaktion zeigte, daß darin Anthrachinonderivate vorhanden waren. Wir pulverisierten demnach die nun gelbbraun aussehende amorphe Masse und extrahierten sie im Soxhlet-Apparate mit Aether bis sich nichts mehr löste. Die erhaltene Aetherlösung wurde, mit 5% igem Ammoniak ausgeschüttelt, vollständig ent- färbt, und das Ammoniak nahm eine schöne, kirschrote Färbung an. Aus diesem Extrakte waren also die Oxymethylanthrachinone zu isoheren. Der Aether wurde abgetrennt und der braune Rückstand mit Sodalösung (10: 100) gekocht und lieiß filtriert. Wir erhielten dabei eine reine, kirschrote Lösung. Beim Erkalten setzte dieselbe goldglänzende Blättchen ab. a) In Soda unlöslich. Der in Soda unlösliche Teil wurde abfiltriert, ausgewaschen, getrocknet und aus Benzol umkrystallisiert. Die so erhaltene Substanz M-ar unlöslich in Wasser, schwer löslich in Alkohol, leichter löslich in Chloroform und Benzol. In Natronlauge löste sie sich voll- ständig mit roter Farbe. Diese alkalische Lösung nahm, mit Zink- staub gekocht, Gelbfärbung an. Aus den Löslichkeits Verhältnissen in Alkali, sowie aus den übrigen Reaktionen konnten wir schließen, daß wir Chrysophan- säure vor uns hatten. Nur zeigte der Umstand, das der Schmelz- punkt nie konstant blieb, daß dieselbe noch durch einen anderen Körper verunreinigt war. Schon nach der ersten Umkrystallisation glaubten wir, nach dem Aussehn zu schließen, eine reine Substanz gewonnen zu haben. Sie wies einen Schmelzpunkt von 171° auf. 3,26% Methoxyl 3,77% 3,8% 2,85% 1,35% 1,03% 26 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. Nach nochmaligem Umkrystallisieren stieg derselbe auf 174'' und nach Wiederholen dieser Operation auf 181". Nun bemerkt aber H e s s e^) bereits 1899, daß in der Chrj^sophan- säure fast immer durch Kochen mit Jodwasserstoffsäure Methoxyl nachzuweisen sei, und er nahm an, daß der wechselnde Schmelzpiuikt der Chrysophansäuren auf einen wechselnden Gehalt an Chrysophan- säuremethyläther zurückzuführen sei. Er fand z. B. für Chrysophansäure aus Rhabarber den Schmelzpunkt 162" und einen Methoxylgehalt von 3,26%. Tschirch und E i j k e n^) konnten diese Beobachtungen H e s s e 's, soweit sie den Schmelzpiuikt betreffen, bestätigen, und es gelang ihnen, nachzuweisen, daß durch häufiges Umkrystallisieren der Methoxylgehalt der Chrj^sophansäure fällt. Sie fanden in Chrj'sophans ä ure vom Schmelzpunkt 162" 156" 171—172" 172" 176" 182—184" O e s t e r 1 e') gelang es im Jahre 1905 methoxylfreie Chry- sophansäure darzustellen, indem er das aus Chrysarobin durch Oxj^dation dargestellte Rohprodukt mit Aliuniniumchlorid behandelte. Diese Chrysophansäiue besaß den höchsten, bisher ermittelten Schmelzpvmkt, nämhch 196". Gleichzeitig mit Oesterle erhielt auch G i 1 s o n*) methoxyl- freie Chrysophansävue vom Schmelzpunkt 195 — -196". Er gelangte zu dieser Verbindung durch hydrolytische Spaltung eines im Rhabarber enthaltenen Glykosides, des Chrysophaneins. Im Gegensatz zu der Auffassung H e s s e 's, daß eine Methylchrysophansäure der Begleiter der Chrysophansäure sei, wies G i 1 s o n nach, daß der methoxylhaltige Begleiter der Rhabarber-Chrysophansäure das Rheochrysidin sei, ein Körper, der keineswegs identisch ist mit Methylchrysophansäure. Durch Misch ungs versuche wies er auch nach, daß ein Gehalt an diesem Körper imstande ist, den Schmelzpiuikt der reinen Chrysophansäure herabzusetzen. Oesterle und Johann^) ist es vor kurzem gelungen, nach einer eingehenden Untersuchung der sogenannten Methylchrysophan- säure, nachzuweisen, daß der methoxylhaltige Begleiter der Chrysophan- säure ein Emodinmethyläther sein muß. Sie haben auch diesen Aether aus der ,, Chrysophansäure" isoliert. 1) Ann. d. Chem. 309 (1899), S. 36. 2) Festschrift für Hofrat Prof. Dr. Vogl (1904), S. 101. 3) Arch. d. Pharm. 243 (1905), S. 438. *) Arch. Internat, de Pharmacodynamie et de Therapie, vol. XIV, S. 489. 5) Arch. d. Pharm. 248 (1910), S. 476. A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. 27 Aus dem chemischen und krystallographischen Verhalten ziehen sie den Schluß, daß der von G i 1 s o n Rheochrysidin genannte Körper identisch ist mit Emodinmonomethyläther. Der Vergleich der Eigen- schaften dieses Aethers mit demjenigen des Physcions, mit welchem Namen H e s s e^) u. a. die methoxylhaltige Substanz der gelben Wandflechto bezeichnet hatten, ließ ihnen kaum einen Zweifel, daß auch das Physcion mit dem Monomethyläther des Frangula-(Rheum-) Emodins identisch ist. Das allmähliche Steigen des Schmelzpunktes der von uns isolierten Chrysophansäure veranlaßte uns demnach, sie auf einen eventuellen Methoxylgehalt zu prüfen. Zu dem Zwecke verwendeten wir die Z e i s e l'sche Methode. Dieselbe beruht auf der Ueber- führbarkeit des Methyls der eventuell vorhandenen CHgO-Gruppe durch Jodwasserstoffsäure in Jodniethyl, und auf der Bestimmung des Jods in der durcli Umsetzung des Jodmethyls mit alkoholischer Silbernitratlösung erhaltenen Doppelverbindung von Jodsilber und Silbernitrat, beziehungsweise dem aus der Doppel Verbindung mit Wasser entstehenden Jodsilber. Diese Reaktion zeigte, daß die von uns isolierte Chrysophan- säure noch einen Methoxylgehalt von 1,12% aufwies. Damit war auch der mit 181** also zu niedrig gefundene Schmelzpunkt auf- geklärt. Um das ChrysophanoP) von dem methoxylhaltigen Körper zu befreien, befolgten wir den von e s t e r 1 e^) vorgezeichneten Weg: wir erhitzten diese Substanz mit konzentrierter Schwefel- säure eine halbe Stunde auf 160° und gössen die tief rotbraun ge- färbte Lösung auf Eis. Die dabei ausgeschiedene, rotbraune Masse wurde sodann auf einem Filter gesammelt und ausgewaschen. Vor dieser Operation war diese Substanz, wie schon früher bemerkt, in Natriumkarbonat völlig unlöslich. Jetzt löste sich darin ein Teil mit kirschroter Farbe, während ein anderer Teil ungelöst zurückblieb. Der in Soda lösliche Teil wurde mit Salzsäure gefällt, aus- gewaschen, getrocknet, dann zuerst aus Pyridin und hierauf mehr- mals aus Alkohol umkrystallisiert. Die so erhaltene Verbindung bildete gelbrote Nadeln, die bei 120** getrocknet, einen scharfen Schmelzpunkt von 256" zeigten. Dieser Schmelzpunkt ist der des Frangula-(Rheum-) Emodins. 1) Ann. d. Chem. 284 (1895), S. 290. ^) Einen Namen von Brissem oret benutzend, nennt Tschirch die reine methoxylfreie Chrysophansäure C h r y s o - p h a n o 1. 3) Arch. d. Pharm. 248 (1910), S. 479. 28 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. Der in der oben erwähnten Natriumkarbonatlösung ungelöst gebliebene Teil wurde gesammelt, mit Soda, dann mit Wasser aus- gewaschen und getrocknet. Schon nach zweimaligem Umkrystalli- sieren aus Benzol gab der Körper, bei 120" getrocknet, einen scharfen Schmelzpunkt von 196°. Wir hatten somit Chrysophanol, d, h. reine Chrysophansäure, isoliert. Zu einer Analyse reichte das Material nicht. Uebrigens würde eine Analyse der Chrysophansäure kaum bessere Anhaltspunkte liefern als der erwähnte Schmelzpunkt, sowie das Verhalten des Körpers zu Alkali, da ja, wie die Literatur zur Genüge zeigt, auch die Analysen stark methoxylhaltiger Chrysophansäuren noch in den Rahmen der erlaubten Fehlergrenzen paßten.* Durch den Nachweis des Methoxylgehaltes und durch das hier isolierte Frangula-Emodin ist ferner nachgewiesen, daß der Begleiter der Chrysophansäure ein Emodinmethyläther ist. Es ist übrigens sehr M^ahrscheinhch, daß überall, wo bis heute die sogenannte Methylchrysophansäure gefunden wurde, dieser Emodinmethyläther nachgewiesen werden kann, und es ist wahr- scheinlich, daß die verschieden starke abführende Wirkung bei Chrysophansäuren verschiedener Provenienz auf wechselnden Bei- mengungen dieser Substanz beruht. b) In Soda löslich. Das Aetherextrakt des Hydrolysenniederschlages hatten wir, wie früher bereits bemerkt, mit Sodalösung behandelt. Dar n waren ja die eben beschriebenen Substanzen (Emodinmethyläther und Chrysophansäure) ungelöst geblieben. Die davon abfiltrierle Lösung war kirschrot gefärbt. Mit Salzsäure versetzt bis zur schwach sauren Reaktion, bildete sich darin ein gelbbrauner, flockiger Niederschlag, den wir abfiltrierten und nach sorgfältigem Auswaschen trockneten. Darauf wurde er aus Pyridin um- krystallisiert und das erhaltene, noch unreine Produkt gut ge- trocknet, um das anhaftende Pyridin wegzuschaffen. Nach mehr- mahgem Umkrystallisieren aus absolutem Alkohol erhielten wir daraus schöne, gelbrote Nadeln, die bei 120" getrocknet einen Schmelzpunkt von 255 — 256° zeigten. Die Substanz zeigte die bekannten Eigenschaften des Frangula-{Rheum-)Emodins. Mit der aus dem Emodinmethyläther erhaltenen Substanz gemischt, bheb der Schmelzpunkt konstant. Die Analyse dieses Körpers gab aus 0,1036 g 0,2545 g COg und 0,0423 g HoO. A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. 29 Gefunden: Berechnet für €'1511702(011)3: C = 66,98 66,64% H = 4,53 3,74% Wenn auch diese Analyse niclit die wünschenswerte Genauigkeit zeigt, so ist doch nicht daran zu zweifchi, daß der gefundene Körper mit Frangula-Emodin identisch ist. Die Mischung dieses Körpers mit aus Frangula isohertem Emodin zeigte näniHch einen kon- stanten Schmelzpunkt von 255°. Zu weiteren Analysen oder zur Herstellung von Derivaten reichte das Material nicht. IL Filtrat der Hydrolyse. Es blieb uns nun noch das Filtrat vom Hydrolysennieder- schlag zu untersuchen. Mit Aether ausgeschüttelt, gab dasselbe keine Oxymethylanthrachinone mehr ab, denn die B o r n - träge r'sche Reaktion gab ein negatives Resultat. Die Aetherlösung war nur noch schwach gelb gefärbt; da- gegen hinterheß sie kleine, farblose prismatische Krystalle, die wir nach den eintretenden Reaktionen als dieselben erkannten, welche wir eingangs aus dem Aetherextrakt des ursprünghchen alkoholischen Auszuges erhalten hatten. Ein Bück ins Mikroskop zeigte, daß sie auch hier noch nicht rein waren. Da ihre wäßrige Lösung sauer reagierte, versuchten wir ein Bleisalz herzustellen, um dann durch Zerlegen desselben die Säure rein zu erhalten. Durch Zusatz von Bleiacetat zu der wässerigen Lösung der fraghchen Krystalle erhielten wir auch wirkhch einen weißen, mikroskopisch krystallinischen Niederschlag, der jedoch sogleich eine Braunfärbung annahm. Ein Versuch, das so gebildete Blei- salz umzukrystallisieren mißlang, da dasselbe in sämtlichen in- differenten Lösungsmitteln unlösUch war. Wir sammelten dasselbe auf einem Filter und trockneten es nach sorgfältigem Auswaschen bei mäßiger Temperatur. Das trockene Bleisalz hatte eine grau- braune Farbe. Da wir wußten, daß die zu isolierende Säure in Aether löslich war, suspendierten wir das Salz in Aether und leiteten Schwefelwasserstoff durch. So wurde das Blei als Sulfid abgeschieden. Der davon abfiltrierte Aether hinterließ regelmäßige, farblose Prismen. Ein Versuch, dieselben aus Wasser oder Alkohol umzukrystallisieren, zeigte jedoch, daß das nicht ging, denn das Lösungsmittel mußte fast völlig abgedampft werden und dabei nahmen die Krystalle wieder eine gelbliche Färbung an. Die Säure ist demnach leicht zersetzhch. Sie durfte auch nur im Exsikkator 30 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. über Schwefelsäure getrocknet werden, denn das Mikroskop zeigte, daß schon mäßig erhöhte Temperatur sie veränderte. Eine Analyse dieses Körpers ergab aus 0,1203 g 0,2200 g CO 2 und 0,0407 g H2O. Gefunden: Berechnet für C20H18O14: C = 49,87 49,79% H = 3,74 3,73% Diese Säure, die wir Lapath in säure benennen wollen, und die demnach der Formel C20H18O14 entspricht, schmilzt bei 228 — 229^ unter Gasentwickelung. Sie wird charakterisiert durch folgendes Verhalten: Lapathinsäure ist leicht löshch in Wasser, Alkohol, Aether und Essigäther, unlöshch in Chloroform und Petroläther. Baryum- hydroxyd erzeugt in ihrer Lösung einen himmelblauen, flockigen, mikrokrystallinischen Niederschlag, der sich bei Luftzutritt violettrot färbt. Bei Luftabschluß unter Wasser im Dunkeln aufbewahrt, bildet sich nach längerem Stehen an der Berührungssfläche des Wassers mit dem Barytniederschlag eine gelbbraune Zone. Durch konzentrierte Schwefelsäure wird sie nicht gefärbt. Lapathin- säure reduziert ammoniakalische Silbemitratlösung. Bei Zutreten von Eisenchlorid fließen blaugraue Streifen von ihren Krystallen ab. KaHlauge erzeugt eine gelbrote Lösung. Die merkwürdige Substanz soll weiter untersucht werden, wenn wieder Ausgangs- material erhälthch ist. Sie zeigt die Eigenschaften eines Chromogens. Zuckernachweis. Um zu zeigen, daß die in dem Hydrolysenniederschlag nach- gewiesenen Substanzen (Emodin, Emodinmethyläther und Chryso- phanol) als Anthraglukoside in der Droge vorhanden sind, mußte in der davon abfiltrierten Lösung Zucker als Spaltungsprodukt nachzuweisen sein. Zu dem Zwecke neutralisierten wir die saure Flüssigkeit mit Baryumkarbonat. Hierauf setzten wir so lange Bleiessig zu der braunen Lösung, als noch ein gefärbter Niederschlag entstand, filtrierten denselben ab und entfernten das überflüssige Blei mittelst verdünnter Schwefelsäure und diese wiederum durch Baryum- karbonat. Das neutrale, noch gelbgefärbte Filtrat kochten wir hierauf zur völligen Entfärbung mit Tier kohle und engten nun das farblose Filtrat auf dem Wasserbade etwas ein. Diese Lösung reduzierte beim Erhitzen F e h 1 i n g'sche Lösung. Da nun das ursprüngliche, mit Wasser verdünnte Extrakt vor der Hydrolyse A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. 31 nicht reduzierend gewirkt hatte, ist also die Anwesenheit von Zucker als Spaltungsprodukt der Hydrolyse nachgewiesen. Die gefundenen Oxymethylanthrachinone sind demnach als Anthraglukoside in der Droge vorhanden. Gerbstoff. Aber auch Tannoglukoside hatte die Hydrolyse gespalten, denn neben den Anthrachinonderivaten zeigte der Hydrolysen- niederschlag eine erhebliche Menge von in Aether unlösUchen Be- standteilen, die mit der Chrysaminsäurereaktion geprüft, keine AbkömmUnge der Anthrachinonreihe mehr zeigten, wohl aber durch die Oxydation mit Salpetersäure in Oxalsäure übergeführt wurden. Die alkohohsche Lösung dieser Substanz gab mit Eisenchlorid, sowie mit Kaliumbichromat typische Gerbstoffreaktionen. Die Kalischmelze dieser Gerbstoffe wurde in Wasser gelöst, mit Schwefelsäure angesäuert und aus dieser Lösung das Kalium- sulfat mittels Alkohol ausgefällt. Die Aetherausechüttelung dieser Lösung hinterließ einen braungefärbten, zum Teil krystallinischen Rückstand, der mit Vanilhnsalzsäure die Phloroglucinreaktion gab. Eisen. In jüngster Zeit wird die Verwendung der Wurzel von Rumex obtusifolius therapeutisch empfohlen wegen ihres hohen Eisen- gehaltes. S a g e t^) hat es versucht, die organische Eisen Verbindung aus dieser Wurzel zu isolieren, doch ohne das gewünschte Resultat zu erzielen. Er gibt für die von ihm untersuchte Wurzel einen Eisengehalt von 0,447% an. Wir haben aus einer Aschenanalyse für die von uns geprüfte Wurzel einen Eisengehalt von 0,379% berechnen können. Der Eisengehalt scheint abhängig zu sein vom Standort der Droge. lieber Rumex alpinus. Die uns anfangs unter dem Namen Rad. Rhei monachor. von einem Drogenhause gesandte Wurzel erwies sich als von Rumex alpinus stammend. Sie stimmte mit der von M i 1 1 a c h e r^) ge- gebenen Beschreibung dieser Wurzel genau überein. Als wir nun aber unsere Vorversuche damit beendigt hatten und noch mehr von derselben Wurzel nachbeziehen Mollten, mußten wir konsta- 1) Saget, These, Montpellier 1903. 2) Zeitschr. d. Allg. österr. Apoth.-Ver. No. 42, 1909. 32 A. Tschirch u. F. Weil: Radix Lapathi. tieren, daß es unmöglich war, aus irgend einem Drogenhause die- selbe Wurzel noch einmal zu erhalten. Wir haben von drei verschiedenen Drogenhäusern Muster ver- langt von Rheum monachor., Stammpflanze Rumex alpinus, doch keines der eingegangenen Muster stimmte mit dem anderen überein; es war aber auch keines mit der von uns untersuchten Wurzel identisch. Das mag sich vielleicht dadurch erklären, daß diese Droge fast gar nicht mehr gebraucht -^ird, und daß sie, wo sie im Handel noch verlangt wird, ausschließlich nur noch in der Veterinär- praxis Verwendung findet. So sahen wir uns gezwungen, das Studium dieser Rumexart aufzugeben. Eine bei diesen Vorversuchen gemachte Beobachtung möchten wir immerhin noch festlegen. Auch diese Droge wurde mit konzentriertem Alkohol extrahiert . Nach längerem Stehen schied sich am Boden des Gefäßes eine braun gefärbte Kruste ab, die dem Geschmacke nach zum größten Teil aus Zucker bestehen mußte. Wir versuchten denselben daraus rein darzustellen, was uns auch nach dem von Schulze und Frankfurt^) vorgeschlagenen Strontian verfahren gelang. Wir erhielten schöne, monokline Krystalle, die wir während mehrerer Tage im Exsikkator trockneten. Die Analysen dieser Krystalle gaben folgende Resultate: 1. ■ 0,1629 g = 0,2516 g CO^ und 0,0997 g H2O. 2. 0,1463 g = = 0,2256 g COo Gefunden : und 0,0869 g H2O. Berechnet für 1. 2. Mittel: C12H22O11: C = 42,11 42,03 42,07 42,10% H = 6,75 6,56 6,65 6,44% Die gefundenen Zahlen stimmen demnach gut überein mit den für Rohrzucker berechneten Werten. Auch die folgenden Identitätsreaktionen stimmen auf Rohrzucker. Konzentrierte Schwefelsäure schwärzte ihn sehr bald, wobei Kohlensäure und Kohlenoxydgas neben anderen Zersetzungs- produkten gebildet wurden. Verdünnte Säuren führten ihn schon bei gewöhnlicher Tem- peratur, schneller beim Erwärmen in Invertzucker über. Von Aetzalkalien wurde die Rohrzuckerlösung nicht gefärbt. — Mit Ammoniak und basischem Bleiacetat bildete sich ein Nieder- schlag, der auch beim Erwärmen der Mischung weiß blieb. F e h 1 i n g'sche Lösung wurde in der Kälte nicht reduziert . 1) Zeitschr. f. physiolog. Chemie Bd. 27, S. 267. A. Heiduschka u. H. Grimin: Reten. 33 Die Ebene des polarisierten Lichtes wurde nacli rechts ge- dreht. Das spezifische Drehungsvermögen bei 20*^ war [f/]D = + 65,6. Mit Phenylhydrazinacetat erhielten wir nach längerem Er- wärmen das Phenylglykosazon vom Schmelzpunkt 204". Es ist demnach in der Wurzel von Rum ex alpinus eine beträchtliche Menge freien Rohr- zuckers vorhanden. Um den Rohrzuckergehalt zu bestimmen, kochten wir 10 g der Wurzel mit Wasser aus bis zur vöUigen Extraktion, setzten der Lösung Bleiessig zu, bis kein gefärbter Niederschlag mehr ent- stand. Das überschüssige Blei entfernten ^^'ir sodann mit Schwefel- säure und diese mit Baryumkarbonat. EndKch kochten wir diese Lösung mit Tierkohle und polarisierten die nun farblos abfiltrierte Lösung. Die Polarisation zeigte, daß die getrocknete Wurzel 13% freien Rohrzucker enthielt. Die Wurzel von Rumex alpinus gehört demnach zu den zuckerreichsten der bis jetzt untersuchten Wurzeln, doch ist dabei nicht zu vergessen, daß unsere Zuckerbestimmung an der ge- trockneten Wurzel gemacht wnirde. Mitteilungen aus dem Laboratorium für angewandte Chemie an der Königlichen Universität München. Zur Kenntnis des Helens. IL Von A. Heiduschka und H. Grimm. (Eingegangen den 12. X. 1911.) A c r e e^) fand im Jahre 1904, daß 1.2-Diketone mit Organo- magnesiumhalogeniden in Reaktion treten und zu Tetraalkylglykolen (Pinakonen) vom Typus (R)(R')C(OH)C(OH)(R)(R') führen. Zu gleicher Zeit verwandten Werner und G r o b^) diese Reaktion, um aus Phenanthrenchinon das Pinakon Dioxydiphenyl- dihydrophenanthren zu synthetisieren. Es war nun von Interesse zu untersuchen, ob sich das in mancher Hinsicht vom Phenantliren- chinon unterscheidende Retenchinon in ähnlicher Weise zu Svn- ») Ber. 37, 2753—2764. 2) Ber. 37, 2892. Arch. d Pharm. CCL. Bda. 1. Heft. 34 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. thesen verwenden ließe. Der Versuch ergab, daß sich das Reten- chinon in der Tat mit Alkyl- und Arylmagnesiumhalogeniden nach folgendem Schema umsetzt: — R —CO Br.Mg.R _c— OMgBr (^16^16) I + = (CieHje) I —CO Br.Mg.R —C— OMgBr V — R —C— OMgBr 2H2O — C— OH ^„ —C— OMgBr — C— OH ^"^ — R — R und dabei Pinakone, in diesem Falle Dioxydialkyldihydroretene und Dioxydiaryldihydroretene liefert. Die Hauptschwierigkeit bei der Darstellung dieser Verbin- dungen lag darin, die Reaktionsprodukte zu reinigen und zur Krystallisation zu bringen. Am leichtesten gestaltete sich die Dar- stellung des Dioxydiphenyldihydroretens aus Phenylmagnesium- bromid und Retenchinon. Nicht viel schwieriger war die Ge- winnung der entsprechenden p-Tolyl- und Benzyl Verbindungen, welche nach der Reinigung mit Wasserdampf rotgelbe Oele darstellen, die nach einiger Zeit erstarren. Bei der Herstellung des Dioxy- dinaphthyldihydroretens gelang es nur mit Hilfe von Toluol, den Stoff krystallinisch zu erhalten. Hingegen gelang es nicht, aus den Reaktionsprodukten zwischen Retenchinon und o-Tolyl- magnesiumbromid, p- und m-Xylylmagnesiumbromid, sowie Magnesiumbromkampfer Krystalle zu erhalten. — Bei den Re- aktionen mit den entsprechenden Organomagnesiumhalogeniden wurden als Nebenjjrodukte Diphenyl, Dibenjzyl und Naphthalin erhalten. Das Krystallisationsvermögen der entsprechenden Methyl-, Aethyl- und i-Amyl Verbindungen ist so gering, daß es nicht gelang, die erhaltenen harzigen Massen zur Krystallisation zu führen. Nur das Dioxydimethyldihydroreten konnte schließlich isoliert werden, da beobachtet wurde, daß konzentrierte Salzsäure oder besser ätherische Salzsäure das Reaktionsprodukt in eine stark ver- unreinigte Krystallmasse überzuführen vermag, ohne chemisch verändernd zu wirken. Ein Versuch, das an anderer Stelle^) be- schriebene Tribromretenchinon der Reaktion zugänglich zu machen, scheiterte, da das Reaktionsprodukt nicht krystallinisch erhalten werden konnte. Das von E k s t r a n d^), sowie Bamberger 1) Heiduschka imd S c h e 1 1 e r, Arch. d. Pharm. 248,^92. 2) Bar. 17, 692. A. Heidu3chka u. H. Grimm: Reten. 35 und H o o k e r^) beschriebene Retenketon scheint unverändert aus der Reaktion hervorzugehen. Als Ausgangsmaterial für weitere Untersuchungen diente uns das Dioxydiphenyldihydro reten, CgoHggO,, das in einer Ausbeute von 55% der Theorie erlialten werden konnte. Zunächst wurden Reduktionsversuche angestellt, um zu dem, dem Pinakon entsprechenden Kohlenwasserstoff Diphenylreten, C30H06, zu gelangen. Ein Versuch mit Zink und Salzsäure in Eis- essiglösung fülirte nur zu einem Stoff CgoHagO, der also ein Molekül Wasser weniger enthielt, als das Ausgangsmaterial. Bei der Re- duktion mit Jod^\ ctsserstoff säure im Einschlußrohr, bei der Werner und Grob-) das Diphenylphenanthren erhielten, ge- langten A\ir wiederum nicht zum Diphenylreten, sondern es ent- stand, je nach der Dauer des Erhitzens, ein Hexahydrodiphenyl- reten. CooHg.,, oder das schon von Liebermann und Spiegel) beschriebene Retendodekahydrür, CigHgo. Das Diphenylreten wurde schließlich in geringer Ausbeute bei der Zinkstaubdestillation des Dioxydiphenyldihydroretens erhalten. Ebenso Heferte der oben eni\älinte Stoff CgoHogO das Diphenylreten. Die Wasserabspaltung aus den Pinakonen geht verhältnis- mäßig leicht vor sich. Es ist dabei nicht nötig, mit Säuren im Rohr zu erhitzen*), oder mit Acetylchlorid^) zu kochen; die Wasserabspaltung wird auch durch Erhitzen mit Eisessig und Salzsäure oder mit wässeriger Jod Wasserstoff säure erreicht. Ebenso wirkt auch einfaches Erwärmen mit Anilinchlorhydrat, wobei aber keine Kondensation eintritt^), sovrie Einleiten von Salzsäuregas in die Aetherlösung. Das Anhydrid des Dioxydiphenyldihydroretens lieferte bei der Zmkstaubdestillation denselben Kohlenwasserstoff •wie das Dioxydiphenyldihydroreten selbst, Diphenylreten. Durch Erhitzen mit alkoholischer Kalilauge im Einschlußrohr konnte eine einbasische Säure erlialten werden, die in ihr KupfeÄalz über- geführt wurde, da die Säure selbst nicht zum Krystallisieren zu bringen war. Versuche, das Dioxydiphenj^ldiliydroretenanhydrid in das Semikarbacid oder Phenylhydrazon überzuführen, ge- langen nicht. 1) A. 229, 136. 2) Ber. 37, 3902. 3) Ber. 22, 780. *) Werner und Grob, Ber. 37, 2903. 5) Acree, Amer. Chem. J. 33, 180; C. 05, I, 878. *) U 1 1 m a n n und Wurstemberger, Ber. 37, 73. . 3* 36 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. Die Eigenschaften des Anhydrids des Dioxydiphenyldihydro- retens gestatten nun nicht zu entscheiden, ob dieser Verbindung die Konstitution eines «- oder eines |i-PinakoHns zukäme. Die Tatsache, daß sie mit Zinkstaub Diphenylreten hefert, spräche für die anhydridartige a-PinakoHnformel ■ — C — CeHs (CieH,e) I ^O während die Säurebildung mit alkoholischer Kalilauge für die Retenformel eines |i-Pinakolins entscheiden könnte, — C=0 C=(C6H5)2 wenn es gelungen wäre, die Ketonfunktion der Karbonylgruppe durch Hydrazon- oder Karbacidbildung nachzuweisen. Der Stoff CaoHgßO wurde als Anhydrid des Dioxydiphenyldihydroretens be- zeichnet, weil eine Konstitutionsformel nicht aufgestellt werden konnte. Vielleicht hegen auch hier ähnliche Verhältnisse vor, wie sie D e 1 a c r e^) beim Pinakolin und den Benzpinakolinen an- nimmt, indem er sie als Verbindungen mit tautomerer Konstitution auffaßt, oder indem er sich später vorstellt^), daß die Benzpinakoline durch beide Formeln zum Ausdruck gebracht werden, mit einem sehr großen Vorwiegen der Oxydformel für das «-Benzpinakolin und einem ebensolchen für das [j-Benzpinakolin anzunehmenden Vorherrschen der Ketonformel. Gemäß dieser letzteren Auffassung müßten dann in den Anhydriden des Dioxydiphenyldihydro- phenanthrens und des Dioxydiphenyldihydroretens Gemische der beiden isomeren Pinakoline vorliegen. Die Wasserabspaltung konnte in gleicher Weise wie beim Dioxydiphenyldihydroreten auch bei den entsprechenden p-Tolyl- und Na|j|itliyl Verbindungen ausgeführt werden und ergab wohl- ausgebildete Krystalle, Die entsprechende Benzylverbindung konnte nicht zur Krystallisation geführt werden. Die erhaltenen Pinakone zu oxydieren gelang ebensowenig, wie die Oxydation des Diphenylretens, krystallisierende Stoffe konnten aus den Reaktionsprodukten nicht gewonnen werden. Eine Acylierung des Dioxydiphenyldihydroretens mit Hilfe der Schotten-Bauman n'schen Reaktion war ohne Erfolg. — S c h m i d 1 i n^) hatte gefunden, daß das Benzpinakon sich nicht 1) Bull. Sog. Chim. de France (4); 3, 203—212, C. 08, I, 1453. 2) Bull. Soc. Chim. de France (4); 7, 167—171, C. 10, I, 1787.. 3) Ber. 39, 4198—4204. A. Heiduschka ii. H. Grimm: Reten. 37 mit Anilin kondensiere; die gleiche Tatsache wurde auch am Dioxydiphenyldihydroreten festgestellt. Halogene wirken auf die Pinakone schon in der Kälte leicht ein und führen zu Substanzen, die sich aus dem Lösungsmittel scheinbar krystallinisch abscheiden, sich aber unter dem Mikroskop als amorph erweisen, ohne jedoch harzig zu sein. Die Substanzen konnten also gereinigt und analysiert werden. Die Analysen zeigten, daß offenbar keine einheitlichen Substanzen gebildet werden, da die Resultate nicht gestatteten, eine Formel aufzustellen, sondern nur ergaben, daß unter ähnlichen Versuchsbedingungen die doppelte bis dreifache Menge Chlor ins Molekül eintritt, als Brom. Es wurden das Dioxydiphenyldihydro- reten, sowie die entsprechenden Verbindungen: Dioxydi-p-tolyl- dihydroreten und Dioxydibenzyldihydroreten der Einwirkung von Chlor xuid Brom unterworfen und überall ähnlich aussehende amorphe Produkte erhalten. Die Beobachtung, daß in diese Retenabkömmlinge unter ähnhchen Bedingungen mehr Chlor als Brom eingeführt wird, konnte auch am Reten selber bestätigt werden. Während bis jetzt nur das nicht krystallisierende Dibromretentetrabromid^) und das wohlcharakterisierte Tetrabromreten bekamit sind, erhält man durch Einleiten von Chlor in die Tetrachlorkohlenstofflösung des Retens einen Stoff, der neun Atome Chlor im Moleküle ent- hält. Hierbei wurde im Sonnenlicht unter Zusatz von Jod ge- arbeitet. Unter anderen Versuchsbedingungen bildete sich ein chlorärmeres Produkt. Dieses Retennonochlorid erweist sich als außerordentlich widerstandsfähig gegen chemische Eingriffe. Chlorierungsversuche mit Zirmtetrachlorid und Antimonpenta- chlorid verliefen erfolglos. Experimenteller Teil. Dioxydiphenyldihydroreten: CgoHogOa. 30 g trockenes, fein pulverisiertes Retenchinon werden in 130 g absolutem Aether suspendiert und innerhalb einer Stunde in kleinen Portionen in eine Lösung von Phenylmagnesiumbromid eingetragen, die in der übhchen Weise^) aus 11 g Magnesium und 90 g Brombenzol in 165 g Aether bereitet wurde. Die Heftigkeit der Reaktion muß durch Eiskühlung geregelt werden. Beim Ein- tragen tritt vorübergehende Grünfärbung auf. Wenn alles Reten- 1) Ekst ra nd, A., 185. 75. 2) Grignard, C r. d. l'Aead. des sciences 132, 1182—1184. 38 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. chinon in Reaktion gebracht worden ist, erhitzt man noch eine Stunde am Rückflußkühler, um die Umsetzung zu beendigen. Hierauf gießt man die klare dunkelrote Lösung (nur etwas grauer Magnesiumschlamm befindet sich am Boden des Kolbens) langsam in einen großen Scheidetrichter, der zur Hälfte mit verdünnter Schwefelsäure und Eisstückchen gefüllt ist und stark geschüttelt wird. Der Aether wird abgehoben und die davon getrennte Schwefel- säure mit Kochsalz gesättigt und nochmals mit Aether ausgezogen, die ätherische Lösung dann abgedunstet und die verbleibenden Krystalle mit Aether und Alkohol gewaschen und aus heißem Aceton umkrystaüisiert. Die so erhaltenen Krystalle sind farblos, schmelzen bei 172° und lösen sich in heißem Alkohol und Aether, ferner in Aceton, Benzol und Schwefelkohlenstoff. Konzentrierte Schwefel- säure löst sie mit roter, rauchende Salpetersäure mit gelber Farbe. Aus diesen Lösungen fällt Wasser den Stoff unverändert aus. Die Ausbeute beträgt ungefähr 55% der theoretischen. 0,1717 g Substanz: 0,5363 g COg, 0,1056 g H2O. 0,1558 g Substanz: 0,4879 g COg, 0,0897 g Hp. 0,1529 g Substanz: 0,4802 g COg, 0,0934 g H2O. C30H28O2. Berechnet: C 85,66% H 6,71% Gefunden: C 85,19% H 6,88% C 85,41% H 6,440^ C 85,65% H 6,83% Anhydrid des Dioxydiphenyldihydroretens: CgoHggO. 5 g Dioxydiphenyldihydroreten werden am besten sechs Stunden lang mit 80 g Acetylchlorid^) unter Rückfluß erhitzt. Die Flüssigkeit wird in Wasser gegossen, die sich abscheidenden spröden Massen werden abgesaugt, gewaschen, getrocknet und aus Alkohol und Aceton umkrystaüisiert. Es resultieren weiße, nadelige, häufig sternförmig gruppierte Krystalle, die bei 143 bis 144° schmelzen. • 0,1670 g Substanz: 0,5485 g CO2, 0,0987 g HgO. 0,1879 g Substanz: 0,6149 g CO2, 0,1109 g H2O. C30H26O. Berechnet: C 89,51% H 6,51% Gefunden: C 89,58% H 6,61% C 89,25% H 6,60% Die Wasserabspaltung aus dem Dioxydiphenyldihydroreten wurde auch folgendermaßen erreicht: I. Durch Erhitzen von 2 g Dioxydiphenyldihydroreten mit 25 ccm verdünnter Schwefelsäure und 25 ccm 1) Acree, Americ. Chem. Journ. 33, 180—195; C. 05, I, 879. A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. 39 konzentrierter Salzsäure im Einschlußrohr^) auf 200'' bis 220«. II. Durch Erhitzen der Eisessiglösung des Stoffes mit 25% iger Salzsäure am Rüekflußkühler. III. Durcli Erhitzen mit Jodwasserstoffsäure (spezifisches Gewicht 1,70). IV. Durch Einleiten von Salzsäuregas in die kalte ätherische Lösung. V. Durch Erhitzen mit Anilinchlorhydrat^) in Eisessig- lösung. Die Identität der erhaltenen Stoffe wurde durch den Schmelz- punkt der erhaltenen Produkte und ihrer Gemische sowie durch die Analyse festgestellt. Durch Einwirkung von alkoholischer Kalilauge^) auf dieses Anhydrid des Dioxydiphenyldihydroretens im Einschlußrohr wurde ein Stoff erhalten, der sich wie eine Säure verhält, aber nicht zur ICrystallisation gebracht werden konnte. Beim Schütteln seiner ätherischen Lösung mit Kupferoxydammoniak wird die Aether- schicht blau und Hefert beim Einengen intensiv blaue nadelige Krystalle vom Schmelzpunkt 142«, die bei längerem Erwärmen auf 125 — 140« Ammoniak abgeben und dunkelgrün werden. Ihr Kupfergehalt entspricht dann einem Salz der nach A c r e e zu erwartenden Säure CgoHagOg, also (C3oH2702)2Cu. 0,0777 g Substanz: 0,0071 g CuO. (C3oH2702)2Cu. Berechnet: Cu 7,05% Gefunden: Cu 7,30% Diphenylreten: CgoHg«. 10 g Dioxydiphenyldihydroreten wurden portionsweise in schwer schmelzbaren Röhren mit der 40 fachen Menge reinen Zink- staubs vorsichtig erhitzt'*). Es destillierte ein gelbes Oel heraus, das an dem vorderen Teil des Rohres erstarrte, ohne zu krystallisieren. Diese ]Masse wurde mit Aether extrahiert, die ätherische Lösung eingeengt und die sich dabei ausscheidenden Krystalle mehrmals aus Alkohol und Aceton umkrystallisiert. Die resultierenden Krystalle bestehen aus feinen, glänzenden weißen Nadeln,, die bei 200« schmelzen. Im Gegensatz zum Ausgangsmaterial läßt kon- 1) Werner imd Grob, Ber. 37, 2903. 2) Ber. 37, 73. 3) Acr6e, Americ. Chem. Joum. 33, 180—195; C. 05, I, 878. *) Werner und Grob, Ber. 37, 2887. 40 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. zentrierte Schwefelsäure den Stoff völlig unverändert. Das Di- phenylreten ist nicht löslich in Wasser; es löst sich in Alkohol, Aether und Aceton. Die Ausbeute war sehr gering. 0,1473 g Substanz: 0,5020 g COg, 0,0924 g Ü^O. CaoHae- Berechnet: C 93,^2% H 6,78% Gefunden: C 92,95% H 7,02% In gleicher Weise konnte auch aus dem Anhydrid des Dioxy- diphenyldihydroretens das Diphenylreten erhalten werden. Diphenylhexahydroreten: CgoHgg. 1 g Dioxydiphenyldihydroreten wurde mit 5 ccm Jodwasser- stoffsäure (spezifisches Gewicht 1,95) und mit 0,5 g rotem Phosphor zwei Stunden lang auf 200 — ^260° erhitzt. Der harzartige Rohr- inhalt wurde beim Waschen mit Kalilauge und Wasser wachsartig. Man erhält nach dem Umkrystallisieren aus Alkohol unscheinbare weiße Kry stalle, die bei 82 ^ schmelzen, jedoch erst bei 118" einen klaren Schmelzfluß geben; mit konzentrierter Schwefelsäure färbt sich der Stoff nicht. 0,1533 g Substanz: 0,5152 g CO,, 0,1141 g HgO. 0,1421 g Substanz: 0,4788 g CO2, 0,1014 g H,0. C30H32. Berechnet: C 91,78% H 8,22% Gefunden: C 91,66% H 8,33% C 91,89% H 7,98% Durch mehrtägiges Erhitzen von Dioxydiphenyldihydroreten mit Jodwasserstoff säure 1,97 und rotem Phosphor im Bombenrohr auf 260 — 300° wurde das schon von Liebermann und S p i e g e P) beschriebene Retendodekahydrür erhalten. Halogenierung von Dioxydiphenyldihydroreten. Bromierung : 5 g Dioxydiphenyldihydroreten wurden mit 5 g Brom gelöst in 50 g Schwefelkohlenstoff unter Verschluß einige Zeit stehen gelassen. Das durch Eindampfen und Umlösen aus Alkohol und Aceton erhaltene gelblich-weiße, sandige Pulver schmolz bei 130 — ■140°. Der Zinkstaubdestillation unterworfen lieferte es Diphenylreten. 0,1941 g Substanz: 0,3648 g CO2, 0,0601 g H2O. 0,2558 g Substanz: 0,2494 g AgBr. 0,1860 g Substanz: 0,3517 g CO,, 0,0566 g HjO. 0,1490 g Substanz: 0,1435 g AgBr. Gefunden: C 51,26% H 3,46% Br 41,49% „ C 51,57% H 3,40% Br 40,99% 1) Ber. 22, 780 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. 41 Diese Analysen ergaben also im Mittel 51,41% C, 3,43% H und 41,24% Br. Mit diesen Zahlen gelang es aber nicht zu irgend einer brauchbaren Formel zu kommen. Bei Anwendung von Tetraclilorkohlenstoff als Lösungsmittel wurde ein etwas geringerer Bromgehalt gefunden. Chlorierung: 2 g Dioxydiphenyldihydroreten wurden in 30 g Tetrachlorkohlenstoff gelöst und im Sonnenlicht längere Zeit Chlor- gas eingeleitet. Es resultierte eine gelbliche Flüssigkeit, deren Verdampfungsrückstand nacli dem Umlösen aus Aceton und Methyl- alkohol ein gelblich-weißes, amorphes Pulver ergab. 0,1356 g Substanz: 0,25S8 g CO,. 0,0417 g HjO. 0,1662 g Substanz: 0,2660 g AgCl. % 0,1415 g Substanz: 0,2695 g CO2, 0,0445 g HgO. Gefunden: C 52,05% H 3,44% Cl 39,57% C 51,94% H 3,52% Das ist im Mittel 51,99% C, 3,48% H, 39,57% Cl. Dioxydi-p-tolyldihydroreten: C32H32O2. 10 g Retencliinon (iMol.) wurden unter Eiskühlung portionsweise eingetragen in eine ätherische Lösung vonp-Tolylmagnesiumbromid, die aus 32,39 g p-Bromtoluol (5 Mol.), 3,69 g Magnesium (4 Mol.) und 60 g absolutem Aether hergestellt war. Nach einstündigem Erhitzen unter Rückfluß wurde mit eiskalter, verdünnter Schwefel- säure zersetzt, der Aether abgehoben, mit Natriumsulfat getrocknet und eingedunstet. Der gelbrote, aromatisch riechende Rückstand erstarrte allmähUch krystallinisch und ergab nach dem Um- krystallisieren aus Alkohol und Aceton glänzende, weiße, tafelige Kryställchen vom Schmelzpunkt 203". Die Löslichkeitsverhältnisse dieses Stoffes sind nahezu die gleichen wie beim Dioxydiphenyl- dihydroreten. Ebenso tritt die Rotfärbung mit konzentrierter Schwefelsäure auf, die mit Wasser wieder verschwindet. 0.1121 g Substanz: 0,3514 g CO,, 0,0740 g H2O. 0.1528 g Substanz: 0,4809 g CO,, 0,1010 g H2O. 0.1408 g Substanz: 0,4442 g COj, 0,0934 g HgO. C32H32O2. Berechnet: C 85,67% H 7,19% Gefimden: C 85,49% H 7,38% C 85,83% H 7,39% C 86,04% H 7,42% Anhydrid des Dioxydi-p-tolyldihydroretens: C32H30O. 1 g Dioxydi-p-tolyldihydroreten wurde mit 20 g Acetyl- chlorid^) fünf Stunden lang am Rückflußkühler erhitzt. Die 1) Acree, Americ. Chem. Joum. 33, 180—195; C 05, I, 878. 42 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. schwach gelbliche Lösung wurde nach dem Erkalten in Wasser gegossen und die sich ausscheidende schneeweiße Masse abgesaugt, gewaschen, getrocknet und zweimal aus Alkohol und Aceton um- krystallisiert. Es bildeten sich scharfbegrenzte Täfelchen, die völlig farblos und durchsichtig sind und bei 152'^ bis 154^ schmelzen. Die Substanz ist löslich in Aceton, Aether, Eisessig, heißem Alkohol. Konzentrierte Schwefelsäure löst die Substanz mit roter Farbe, Wasser ruft in dieser Lösung eine Fällung hervor. 0,1395 g Substanz: 0,4543 g CO2, 0,0868 g HgO. C32H30O. Berechnet: C 89,25% H 7,03% Gefunden: C 8^,82% H 6,96% ' In gleicher Weise wie beim Dioxydiphenyldihydroreten wurde aus dem Dioxydi-p-tolyldihydroreten ein bromiertes und ein chloriertes Produkt erhalten. Beide Produkte stellen gelblich-weiße, einheitlich aussehende Pulver dar. Ihr Schmelzpunkt ist sehr un- scharf und liegt zwischen 120 und 180°. Bromprodukt: 0,1677 g Substanz:! 0,2825 g COg, 0,0444 g H2O. Gefunden: C 45,94% H 2,96% Chlorprodukt: 0,1763 g Substanz: 0,2737 g COg, 0,0459 g HgO. 0,1467 g Substanz: 0,2834 g AgCi. 0,1438 g Substanz: 0,2259 g COg, 0,0362 g HjO. Gefunden: C 42,34% H 2,91% ' Gl 47,76% C 42,84% H 2,82% Die Analysenergebnisse gestatteten eine einleuchtende Formu- lierung nicht. Dioxydibenzyldihydroreten: O32H32O2. Die erforderliche Lösung von Benzylmagnesiumchlorid wurde aus 23,9 g Benzylchlorid (5 Mol.) in 50 g Aether und 3,69 g Magnesium (4 Mol.) bereitet. Hierzu wurden unter Eiskühlung 10 g Retenchinon (1 Mol.), die in 40 g Aether suspendiert waren, gegeben. Nach Beendigung der anfangs heftigen Reaktion wurde eine Stunde am Rückflußkühler erwärmt; hierauf mit Schwefelsäure zersetzt, der Aether abgehoben, getrocknet und verdunstet. Die ent- stehenden, noch gelblichen Krystalle wurden abgesaugt und mit Aether gewaschen. Nach mehrmaligem Umlösen aus Aceton- alkohol krystallisierte das entstandene Dioxydibenzyldihydroreten in stark glänzenden Nädelchen, die bisweilen sternförmig gruppiert waren und bei 200 — 201" schmolzen. Sie sind löslich in heißem Alkohol, Aether, Eisessig, Benzol, Aceton. Konzentrierte Schwefel- säure löst den Stoff mit roter Farbe. In den Mutterlaugen konnte Dibenzyl nachgewiesen werden. A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. 43 0,1847 g Substanz: 0,5810 g CO,, 0,1197 g HjO. 0,2291 g Substanz: 0,7182 g CO,, 0.1472 g H,0. C32H3,Oa. Berechnet: C 85,67 «o H 7,19% Gefunden: C 85,79% H 7,25% C 85,50Oo H 7.19% Dioxydinaphthyldihydroreten: CggHaoOg. Aus 39,2 g (5 Mol.) u-Broranaph thalin, gelöst in 80 g Aether, und 3,69 g Magnesium (4 Mol.) wird die Lösung von Naphthyl- magnesiumbromid bereitet und hierzu unter Külilung 10 g Reten- chinon (1 MolJ, suspendiert in 40 g Aether, hinzugefügt. Während des allmählichen Eintragens mußte bisweilen die Kühlung unterbrochen werden, da die ganze Flüssigkeit krystaUinisch erstarrte. Nach einstündigem Erwärmen am Rückflußkühler wurde mit Schwefelsäure zersetzt und die weinrote Aetherschicht abgehoben, mit Xatriumsulfat getrocknet und eingedunstet. Zur Entfernung von Naphthalin wurde der Rückstand der Wasser- dampfdestillation unterworfen. Es bheb dami eine dunkelrote, zähe Masse übrig, die durch keines der üblichen Mittel zur Krystalli- sation zu bringen war. Als diese Masse nach zweimonatigem Stehen in warmem Toluol gelöst und im Vakuum eingedunstet wurde, bildeten sich reichhch Krystallkrusten, die aus Toluol umgelöst wurden. Das Dioxydinaphthyldihydroreten löst sich in Alkohol, Aceton, Benzol, Toluol, Aether und Eisessig. Konzentrierte Schwefelsäure färbt es undeutlich bräunhch. Der Schmelzpunkt liegt bei 217— 218 ». 0,1320 g Substanz: 0,4231 g CO,, 0,0719 g HoO. 0,1302 g Substanz: 0,4181 g CO,, 0,0745 g H,0. C38H32O2. Berechnet: C 87,65<;>o H 6.20% Gefunden: C 87,42% H 6,09% C 87,58% H 6,40% Anhydrid des Dioxydinaphthj^dihydroreteus: CggHaoO. 1 g Dioxydinaphthyldiliydroreten wurde in 40 ccm Eisessig gelöst, mit 10 ccm Salzsäure (25% ig) versetzt und sechs Stunden lang unter Rückfluß erwärmt. Beim Erkalten der Lösung schieden sich Kry stalle ab, die abgesaugt und aus Alkohol und Aceton um- krystallisiert wurden. Die erhaltenen, glänzenden, weißen Kry ställchen lösen sich in heißem Alkohol, Aether. Aceton, Benzol, Eisessig und Ligroin. Ihr Schmelzpunkt hegt bei 188". Mit kon- zentrierter Schwefelsäure geben sie keine Färbung. 0,1664 g Substanz: 0,5548 g CO,. 0,0929 g H.O. C38H30O. Berechnet: C 90. 79^0 H 6.02% Gefunden: C 90,93% H 6,25% 44 A. Heiduschka u. H. Grimm: Reten. Dioxydimethyldihydroreten: C20H24O2. In eine Lösung von Methylmagnesiumjodid, die aus 26,9 g (5 Mol.) Methyljodid, gelöst in 60 g Aetlier und 3,69 g Magnesium (4 Mol.) bereitet worden war, wurde ^ine Suspension von 10 g Retenehinon (1 Mol.) in 40 g Aether nach und nach eingetropft. Nach beendeter Reaktion erhitzten wir eine Stunde lang, zersetzten dann mit Eis und Schwefelsäure, wobei vorübergehende Grün- färbung auftrat. Die Aetherlösung wurde abgehoben, mit Natrium- sulfat getrocknet und eingedunstet. Der Rückstand bestand in einer zähen, dunkelroten Masse, die allmählich hart 'und glasartig wurde, jedoch mit den üblichen Mitteln nicht zur Krystallisation zu bringen war. Als nun aber die Masse mit ätherischer Salzsäure behandelt wurde, trat an den Rändern sofort eine Krystallbildung ein, die allmählich die ganze Masse durchsetzte. Die ätherische Salzsäure wurde im Vakuum entfernt und die bröckehge, durch braune Substanzen stark verunreinigte Masse mehrfach mit Alkohol und Aether gewaschen, wobei der größere Teil wieder in Lösung ging. Durch mehrfaches Umkrystallisieren der grauweißen Krystalle wurden geringe Mengen kleiner, weißer Krystalle vom Schmelz- punkt 166 — 167*^ erhalten. Sie lösen sich leicht in Alkohol, Aether, Eisessig, Aceton, Benzol und Ligroin. Konzentrierte Schwefel- säure löst sie mit braun violetter Farbe. 0,1201 g Substanz: 0,3572 g CO,, 0,0806 g HjO. 0,0958 g Substanz: 0,2842 g CO2, 0,0672 g HoO. C20H24O2. Berechnet: C 81,03% H 8,16% Gefunden: C 81,11% H 7,51% C 80,90% H 7,85% Chlorierung von Reten. 10 g Reten wurden in 5Cf g Tetrachlorkohlenstoff gelöst und im Sonnenlicht so lange trockenes Chlorgas in die Lösung ein- geleitet, als noch eine Gewichtszunahme festzustellen war. Der Lösung war etwas Jod als Ueberträger hinzugefügt worden. Nach dem Verjagen des Lösungsmittels blieb eine klebrige, farblose Masse zurück, die allmähhch glasartig wurde. Diese wurde in heißem Alkohol aufgenommen und aus dieser Lösung mit Wasser aus- gefällt, abgesaugt und mit Kalilauge und Wasser gewaschen. Nach dem Trocknen stellte die Substanz ein rein weißes amorphes Pulver dar, das sich in Methylalkohol, Schwefelkohlenstoff, Aceton, Benzol, Ligroin, Aether und Eisessig löste. Der Schmelzpunkt ist unscharf und liegt bei 98—100". F. A. Falck: Siuuirubarinde. 45 0,2712 g Substanz: 0,6403 g AgCl. 0,1785 g Substanz: 0,4200 g AgCl. 0,2174 g Substanz: 0,5154 g AgCl. 1. 2. 3. Gefunden Cl 58,37 58,18 58,61% Diese Resultate entsprechen am besten folgender Formel: C^gHi^Clg (Cl = 58,1%). Das Retennonochlorid erwies sich als äußerst widerstandsfähig gegen chemische Eingriffe. Es wurde von Chromsäure in Eisessig, sowie von Eisessig und rauchender Salpetersäure nicht angegriffen. Ebenso resultatlos verliefen Dehalogenienings versuche . Pharmakologisches Institut in Kiel. Ueter die Simamliarinde. Von Professor Dr. Falck. Mit Tafel. Im Handbuch der Arzneimittellehre teilt F. L. Strumpf^) mit, daß die in Cayenne gegen Ruhr gebrauchte Simarubarinde 1713 in Paris eingeführt wurde. Schon 1748 wurde die Droge in den Codex Parisien sis und später in die Pharmakopoen anderer Länder aufgenommen. Nach der Pharmacopoea universalis^) war die Ruhrrinde damals in allen europäischen Staaten, mit Ausnahme von Oesterreich, offizineil; erst die fünfte Ausgabe der Pharmacopoea Austriaca führte sie 1855 in den Arzneischatz ein. Auch in den Lehrbüchern der Pharmakognosie wurde damals Cortex Simarubae genauer besprochen. Obwohl in den heißen Ländern die Simaruba als wertvolle Arznei geachtet war, so wurde sie in Europa sehr wenig gebraucht und bei Neubearbeitung der Pharmakopoen nicht wieder auf- genommen. So fehlt sie in der in deutscher^) Sprache geschriebenen Pharmakopoe für das Königreich Bayern (München 1856), sowie in der Pharm. Hassiae electorahs (ed. II. Cassellis 1860). Obwohl 1) Bd. 1, S. 234, 1848. 2) Vierte Ausgabe. Weimar. 1846. Bd. 2, S. 712. ') In deutscher Sprache erschien auch die Pharmakopoe für das Königreich Württemberg (1847), sowie für das Königreich Hannover (1861). 46 F. A. Falck: Simarubarinde. 1871 noch sieben deutsche Pharmakopoen die Simaruba als offizineil führten, so wurde sie 1872 in die Pharm. Germanica nicht auf- genommen. Aehnlich entschied man in anderen Ländern; so kam es, daß Cortex Simarubae 1886^) nur noch in der Pharm. Belgica (1885), Gallica (1884), Graeca (1868), Hispanica (1884), Neerlandica (1871) und Portugueza (1876) aufgeführt wurde. Inzwischen ist die Droge, nach den Neuausgaben der Pha,rmakopöen, gefallen in Belgien (1906), Frankreich (1908) und Spanien (1905), während sie in Holland (1905), mit Rücksicht auf den Gebrauch der Rinde in den Kolonien, offizineil blieb. Wie oben erwähnt ist, wurde die Simaruba 1872 in die Pharm. Germanica nicht aufgenommen. Dementsprechend ist die Rinde in den pharmakognostischen Werken von Flückiger, Gilg (1905), Karsten, Marme, Meyer, Möller u. a. nicht berücksichtigt. Dies wird sich ändern — wie schon die neue Aus- gabe von G i 1 g's Lehrbuch erkennen läßt — nachdem Cortex Simarubae 1907 in die vierte Ausgabe der Pharm. Helvetica und kürzlich in das Deutsche Arzneibuch aufgenommen ist. In den drei mir vorliegenden Pharmakopoen ist die Droge verschieden genau besprochen. Während in der Pharmacopoea Nederlandica (1905) nur die äußere Beschaffenheit der Droge an- gegeben wird, findet man in der Pharm. Helvetica (1907) noch einiges von dem erwähnt, was am Schnitt der Rinde mit Lupe und Mikroskop gesehen werden kann. Noch genauer ist die Sima- ruba in dem Deutschen Arzneibuch also beschrieben. Cortex Simarubae. — Simarubarinde. Die getrocknete Rinde älterer, dicker Wurzeln von Simaruba amara Aublet. Simarubarinde stellt verschieden lange und breite, bis 8 mm dicke, flache, schwach gerollte oder rinnenförmige, von der Kork- schicht befreite Stücke dar. Die Rinde ist nach der Außenseite bräunlich- gelb, rauh, auf der Innenseite etwas dunkler, längsstreifig, glatt oder langfaserig; sie ist ziemlich leicht, weich, sehr zähe und zerfasert leicht. Simarubarinde schmeckt bitter. Mikroskopische Untersuchiuig. Das Parenchym der Rinde ist stärkefrei. Die nach außen hin sich verbreiternden Markstrahlen ver- laufen unregelmäßig und sind oft stark gebogen. Die Rindenstränge enthalten meist zu Strängen oder Gruppen vereinigte, mitunter auch vereinzelte, oft unregelmäßig gestaltete Steinzellen, die teilweise bis ^) Nach Hirsch, Üniversal-Pharmakopöe. Leipzig. 1887. Bd. 1, S. 398. F. A. Falck: Simarubarinde. 47 zum Verschwinden des Lumens verdickt sind, sowie zahlreiche Sklerenchymfaserbündel, die zu undeuthch tangentialen Binden an- geordnet sind. Die Sklerenchymfasern sind langgestreckt, dünnwandig und weitluinig; ihre Wände erscheinen auf Querschnitten wellig verbogen. Im D. A.-B. V ist das mikroskopische Verhalten der pflanz- lichen Drogen, sowohl der Schnitte, als auch der Pulver, verschieden genau angegeben. Man wird zugeben können, daß das Deutsche Arzneibuch kein Hand- oder Lehrbuch der Drogenkunde sein soll, und daß die Beschreibung der Drogen verschieden genau sein darf. Leider ist aber nicht zu erkennen, weshalb die mikroskopischen Verhältnisse bei der einen Droge ungemein genau angegeben werden, während bei anderen Drogen wesentliches vermißt \vird. Die neu in das Deutsche Arzneibuch aufgenommene Simaruba wird hauptsächlich als Fluidextrakt benutzt werden. Stellt der Apotheker das Extrakt dar, dann wird er auch das aus der Fabrik erhaltene grobe Pulver mikroskopisch untersuchen und es beurteilen nach den im Deutschen Arzneibuch enthaltenen Angaben über die mikroskopische Untersuchung der Droge, da leider die Prüfung des Pulvers fehlt. Findet der Apotheker in ihm Krystalle in geringer oder sogar in großer Zahl, dann wird er das Pulver — da in dem Deutschen Arzneibuch der Kiystallgehalt der Rinde nicht erwähnt ist — der Fabrik zur Verfügung stellen, dort aber wird infolge der Beanstandung Droge und Pulver genau untersucht und die lange Zeit bekannte Tatsache wieder festgestellt werden, daß die Simaruba Krystalle enthält. In der Tat hat O. B e r g^) schon 1851 den Krystallgehalt der Droge festgestellt; er schließt seine Angaben über das mikro- skopische Verhalten der Rinde mit den Worten : ,,In den Parenchym- zellen des Bastes hegen große polyedrische Krystalle in regel- mäßigen Längsreihen." Erst 1857^) gibt Berg an, daß die Bast- röhren ,, geschlängelte Wände" haben. In den folgenden Auflagen^) wird übereinsti mmend die Ruhrrinde also beschrieben : Die Au ßenrinde besteht aus mehreren Reihen von Peridern.- zellen. Die dünne M i t t e 1 r i n d e ist ein schlaffes Pareuchym, in dem sich isolierte, größere, mit einem braiinen Harz erfüllte Zellen und 1) Pharmakognosie. Berlin. 1852. S. 134. ^) Pharmazeutische Warenkunde. 1. Teil. Pharmakognosie des Pflanzenreichs. 2. Aufl. Berlm 1857. S. 145. 3) Titel wie vorher^). 3. Aufl. Berlin 1863. S. 189. — Pharmako- gnosie des Pflanzen- und Tierreichs. 4. Aufl., bearbeitet von A. G a r c k e. Berlin 1869. S. 185. 48 F. A. Falck: Simarubarinde. Stränge von zitronengelben Steinzellen finden. Dar unregelmäßig in die Mittelrinde eindringende Bast wird aus wechselnden Lagen von Bastbündeln und sekundärem Rindenparenchym gebildet, die von sehr breiten Markstrahlen durchschnitten sind. Die Bast- bündel bestehen aus dünnwandigen, mit weitem Lumen und ge- sehlängelten Wänden versehenen Bastzellen und enthalten Stränge sehr weiter, zitronengelber Steinzellen. Sie sind tangential durch- schnitten von Reihen langgestreckter poröser Zellen, welche polyedrische Krystalle enthalten, so daß die Bastbündel auf beiden Flächen von Längsreihen immer einen Krystall enthaltender Zellen begleitet sin d^). Die Markstrahlen stellen ein schlaffes Parenchym dar, dessen rundliche Zellen ebenfalls porös sind. Noch genauer schildert B e r g in seinem Atlas^) die Simarubi und führt auf Tafel 38 Abbildungen vor. Auf Berg hinweisend, führt H e n k e F) unter Histologie die ,,Krystallzellen" auf. Demgegenüber erwähnt A. Wigand^), der noch 1874 die Simaruba berücksichtigt und das Lupenbild des Querschnittes vorführt, die Krystalle nicht. Die Pharmakopoen-^) forderten früher verschiedene Sorten der Simaruba : 1. Cortex Simarubae Gujanensis, auf Simaruba amara Aublet {— S. officinalis DC, S. guyanensis Richard) zurückgeführt und in Belgien (1885), Griechenland (1868) und Spanien (1884) offizinell. 2. Cortex Simarubae Jamaicensis, von Simaruba officinalis Macfadyen (= S. medicinalis Endlicher, S. amara H a y n e) stammend und nach der französischen Pharmakopoe (1884) offizinell. Beide Sorten wurden in der Pharm. Borussica (1846) und Pharm. Neerlandica (1871) aufgefülirt. Alle Pharmakopoen forderten die Wurzelrinde der genannten Pflanzen, neben der in den Apotheken Belgiens auch noch die Stammrinde der Simaruba amara Aublet vor- rätig war. Dementsprechend waren früher drei Sorten der Simaruba im Handel und Gebrauch. Ist dies vielleicht der Grund dafür, daß Berg in der Simaruba KrystaUe fand, während ^) Die hier gesperrt gedruckten Worte fehlen in der 2. Auflage. 2) Anatomischer Atlas zur pharmazeutischen Warenkunde, Berlin 1865. S. 75. ^) Handbuch der Pharmakognosie. Tübingen 1867. S. 178. *) Lehrbuch der Pharmakognosie. 2. Aufl. S. 152. *) Siehe Hirsch a. a. O. l. /2 7/. 6. ^^7// i 1 — t "I ■•1 '« 1 1 i 1 '1 !J1 r j 7" \v • 1 /^ /// ,oAo:co0^o ♦. ^V// F. A. Falck: Simarubarinde. 49 W i g a n d und jetzt das Deutsche Arzneibuch diese nicht er- wähnen ? Diese Frage kann nur dann beantwortet werden, wenn man botanisch bestimmte Rinden untersuchen kann. Da ich nicht hoffen könnt«, solche zu erhalten, so erschien es mir praktisch wichtiger zu sein, festzustellen, wie die jetzt im deutschen Handel befindliche Simaruba beschaffen ist. In den neuen Verzeichnissen der Drogenhandlungen wird die Simaruba aufgeführt als Cortex Simarubae mit den Zusätzen: verus oder Ph. G. V. oder D. A.-B. V. Sechs deutsche Drogen- Großhandlungen Ueferten mir solche Rinden, während als siebente Sorte eine schon länger in der Sammlung aufbewahrte Droge diente. Eine dieser Proben (No. 5) ist nicht einheitlich und enthält eine 23 cm lange, geschlossene Röhre; diese Rinde ist nur 0,5 mm dick und enthält, besonders in den Zellen der Markstrahlen, viele 7 — 10 II große Stärkekörner. Eine andere Sorte (No. 3) fällt auf durch viele schwärzlich gefärbte Stellen : das Gewebe ist von blauschwarzen Pilzfäden durchsetzt, ähnUch wie man sie in Lignum Quassiae finden kann, und enthält ebenfalls Stärke. Die anderen Rinden waren stärkefrei. Die offizineile Simaruba soll von der Korkschicht befreit sein; dieser Bestimmung entsprechen nur vier Sorten (No. 1 — 4), während die Stücke der drei anderen Sorten noch mehr oder weniger von Kork bedeckt sind. Die Querschnitte aller Rinden entsprechen im allgemeinen den Angaben des Deutschen Arzneibuches. Sie lassen, besonders ächön, wenn die Schnitte zuerst mit Anilin^), dann mit Safranin behandelt werden, Steinzellen und die Bastfasern mit ihren wellig verbogenen Wänden erkennen. In einem guten Schnitt kann man aber noch Einzelkrystalle finden, deren Lage zwischen Markstrahlzellen und Bastfaserbündeln aus Abbildung 1 zu ersehen ist. Berg hat im Querschnitt^) der Rinde Krystalle nicht gesehen ^) Das allgemein empfohlene Reagens: Anilinhydrochlorat in 30% igem salzsäurehaltigem Wemgeist gelöst, ist für Dauerpräparate von oxalathaltigen Drogen nicht geeignet, weil die KiA'stalle an- gefressen mid schließlich gelöst werden. Zweckmäßiger ist eine Lösung von 2 com Anilin. 4 ccm Essigsäure und 194 ccm 50%igem Weingeist. 2) Die für den Quersclinitt C angegebene Vergrößerung: 65 fach ist nicht richtig (vielleicht 190 fach). Arch. d. Phirm. CCL. Bds. I. Heft. 4 50 F. A. Falck: Simarubarinde. und gezeichnet, vielleicht deshalb, weil sie aus den dünnen Schnitten herausgefallen waren. In Quer- und Längsschnitten findet man Steinzellen von zum Teil ansehnhcher Größe; deren Länge bestimmte ich in Quer- schnitten bis zu 290 /LI, in Längsschnitten zu 520, 680, ja sogar zu 1120 iLi. Die Innenteile aller Rinden zerfasern sehr leicht (D. A.-B.). An einer möglichst feinen Faser sieht man neben und auf den Bast- fasern Kry stalle in geringer und größerer Zahl (Abb. 2). Längs- schnitte durch die Innenrinde, radiale und tangentiale, lassen die Verteilung dieser Einzelkrystalle noch besser erkennen (siehe Ab- bildung 3 und 4). Diese Krystallzellen (Berg) sind, wenn auch in wechselnder Zahl, in allen untersuchten Rinden enthalten. In tangentialen Längsschnitten der äußeren Teile der Rinde sind die Kry stalle, entsprechend der unregelmäßigen Anordnung der Markstrahlen, gleichsam auf diesen liegend, unregelmäßig verteilt. In diesen Schnitten sieht man noch größere Zellen, die ,,mit braunem Harz" (Berg) oder ,, gelblichen Oeltröpfchen" (Henkel) erfüllt sind. Die Untersuchung der drei teilweise noch mit Kork bedeckten Rinden (No. 5 — ^7) ergab eine von Berg nicht erwähnte Eigen- tümlichkeit. Der Kork (siehe Abb. 5) besteht aus rundlichen Zellen, deren ziemlich dicke Wände sehr porös sind; darauf folgen mehrere Schichten dünnwandiger, unregelmäßig gestalteter Peridermzellen, die teilweise Krystalle enthalten (siehe Abb. 5). Diese Einzel- krystalle sind besonders zahlreich in den Peridermschichten, in denen auch noch Steinzellen (siehe Abb. 6) und Sekretzellen vor- kommen. Durch diese Untersuchung ist bewiesen, daß sieben Sorten der im deutschen Handel befindlichen Simaruba das erkennen lassen, was Berg zuerst in seinem Lehrbuch (1851), dann genauer im Atlas (1865) beschrieben und abgebildet hat. Von den sieben Drogenhandlungen wurden die Proben der Simaruba mit dem Hinweis auf das D. A.-B. V erbeten; man wird deshalb annehmen dürfen, daß die Proben auch als ,,Pharmakopöe- Ware" geliefert wurden. Was versteht man unter Pharmakopöe-Ware der Simaruba ? Meines Wissens hat sich bisher nur eine Drogenhandlung darüber ausgesprochen und erklärt, daß die Bestimmungen des D. A.-B. V : die Rinde ,,ist ziemlich leicht, weich, sehr zähe und zerfasert leicht" nur bei der echten Orinocorinde nachzuweisen, und daß nur diese. F. A. Falck: Simarubarinde. 51 Handelssorte nach dem D. A.-B. V offizinell sei. Dementsprechend ist anzunehmen, daß die von jener Drogenhandlung erhaltene Probe (No. 1) Orinocorinde ist. Von dieser Rinde wurden durch einfaches Abfasern des innersten Teiles des Gewebes Präparate erhalten, die sehr reich an Krystallen sind (siehe Abb. 2). Die äußeren Teile dieser vom Kork befreiten Rinde waren wohl krystall- arm, jedoch nicht kry stallfrei. Eine andere Handlung bezeichnete die eingesandte Rinde als ,, weiche Orinoco". Diese Sorte (No. 7) enthält nicht nur im inneren, faserigen Teile Krystalle, sondern sie zeichnet sich noch durch Krystallreichtum der Peridermzellen aus. Die Herkunft der Proben No. 2 — 6 wurde nicht angegeben; da aber diese Rinden sich mikroskopisch wie No. 1 und No, 7 ver- halten, so wird man auf denselben Ursprung schließen dürfen und annehmen können, daß die jetzt im deutschen Handel befindliche Simaruba Krystalle enthält genau so, wie die früher von Berg untersuchte Droge. Das D. A.-B. V erwähnt bei 42 Drogen die in diesen ent- haltenen Krystalle und gibt deren Gestalt an. Warum dies nicht auch bei Cortex Simarubae geschah, ist nicht zu erklären. Daß die Angaben des D. A.-B. V über die mikroskopische Untersuchung der Simaruba vollkommen genügen, um bei ihrem Gebrauch in Apotheke und Fabrik jeden Irrtum auszuschließen, muß sehr bezweifelt werden. Es ist deshalb für die Bearbeitung einer neuen Ausgabe des Deutschen Arzneibuches zu empfehlen, die Angaben über die Simaruba durch Besprechung der Krystalle zu ergänzen und die mikroskopische Prüfung des Pulvers neu auf- zunehmen, weil grobes Pulver der Rinde gefordert wird zur Dar- stellung des Fluidextraktes. Kiel, den 20. Oktober 1911. 52 J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. Ueber das sogenannte Chiclegummi. Von J. E. Quintus Bosz und N. H. C o h e n. (Eingegangen den 14. XI. 1911.) Von dem Chemiker Herrn E. Schereschewski aus Königsberg i. Pr. wurde im Jahre 1904 unter Leitung des Herrn Professors Tschirch im pharmazeutischen Laboratorium der Universität Bern eine Dissertation ausgearbeitet, von welcher im Archiv der Pharmazie 243, 358 (unter No. 71), sowie 243, 378 (unter No. 72) ein Auszug erschienen ist. BezügHch des ersten Teils der genannten Dissertation ,,U e b e r B a 1 a t a", hat bereits der eine von uns^) festgestellt, daß das von Schereschewski beschriebene <^vt-Balalban mit p-Amyrinacetat identisch ist, ferner, daß die Kon- stanten des (i-Balalbans einer Rektifikation bedurften, und endlich, daß als dritte Substanz in der Balata L u p e o 1 vorhanden ist. Schon bei einer früheren Gelegenheit^) wurde darauf hin- gewiesen, daß die Amyrine und das Lupeol sehr in dem Pflanzen- reich verbreitete Stoffe seien, welche darin als Ester der Z i m m t - säure und Essigsäure — wie Herr Professor van R o m - b u r g h zuerst nachwies — vorhanden sind. Gemische der genannten Stoffe können bei den Untersuchungen leicht als Mischkrystalle auskrystalhsieren, und trotz drei- bis fünfmahger Umkrystallisation mikroskopisch einheitliche Bilder liefern. Daß dies auch der Fall war bei der von Herrn Schereschewski ausgeführten Arbeit „Ueber Balata", ist bereits durch die genannte Pubhkation festgestellt worden, und hat dies auch, wie im nachstehenden nachgewiesen werden wird, im zweiten Teil der genannten Dissertation ,, Ueber das sogenannte Chiclegummi" eine große Rolle gespielt. Das Chiclegummi selbst wird aus dem dickflüssigen Safte des Achras Sci'pota gewonnen, welcher, ähnhch dem Zuckerahorn, einen bedeutenden Zuckergehalt besitzt. Die Urheimat dieses Baumes soll Mexiko und Zentral- Amerika sein; er kommt gegen- wärtig jedoch auch in den Südstaaten Mexikos vielfach vor, wo 1) Arch. d. Pharm. 245, 245; 246, 510. 2) Arch. d. Pharm. 245, 236. J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegiimmi. 53 er meist in kleineren oder größeren Gruppen zusammen wächst. Der Baum erreicht eine Höhe von 12 — 15 m, einen Durchmesser von 70 — 95 cm. Ein Baum von dieser Stärke liefert 12 — 15 kg Chiclegummi jährhcli. Dies Avird durch Anzapfen des Baumes gewonnen und hat das Anzapfen selbst sehr viel Aehnlichkeit mit dem der Kautschuk liefernden Bäume. Mit einem großen Wald- messer, dort „Machete" genannt, wird eine Einkerbung in der Form eines V im Baum gemacht. Das Zapfen des Saftes wird, mit Ausnahme der Regenzeit, das ganze Jahr hindurch, und zwar ausschheßlich von den Eingeborenen, ausgeführt. Der frisch aus- fließende Saft ist milchartig, färbt sich jedoch nach kurzer Zeit an der Luft gelblich und wird zugleich dickflüssig. In diesem Zu- stand wird der Saft in einen Kessel gebracht und so lange gekocht bis der Saft eine kompakte Masse darstellt. Danach wird es ver- packt und hauptsächlich nach Kanada exportiert. Ein guter Chiclero, d. h. Zapf er und Sammler von Chiclegummi, liefert pro Monat 5 — 6 Quintales a 45 kg, wofür ihm 14 — 15 Pesos gleich 28 — 30 Mark bezahlt A\ard. Der Verkaufspreis für das Quintal schwankt zwischen 50—55 Pesos gleich 100—110 Mark^). Wie gesagt, wird das Gummi hauptsächlich nach Kanada exportiert, wo es künstlich getrocknet wird, ohne daß dadurch Quantität und Qualität Schaden erleiden. Auf diese Weise wird der Chiclekuchen bis auf 50% seines ursprünglichen Gewichts gebracht und das so präparierte Gummi dann nach den Vereinigten Staaten weiter versandt, wo es für den Konsum verarbeitet wird. Der Umweg über Kanada Avird nur aus dem Grunde gemacht, weil seit 1897 die Vereinigten Staaten 42 Pfennig Zoll pro Pfund Chiclegummi, feucht oder trocken, erheben, wovon die Folge war, daß der für die Verarbeitung notwendige Trockenprozeß nach Kanada verlegt AAurde. Sperber gibt die nachstehenden Werte an, woraus zu ersehen ist, wie bedeutend der Handel mit Chiclegummi in Nord- amerika ist. Im Jahre 1885 wurde in den Vereinigten Staaten 929 959 Engl. Pfund im Werte von 615 608 Mark importiert, während in 1909 der Import auf 5 450 139 Engl. Pfund im Werte von 8 345 870 Mark gestiegen ist. Nach einer Mitteilung des niederländischen Generalkonsuls (Handelsberichte 3, 300) betrug die Ausfuhr von Chicle aus Mexiko in den Jahren 1904/5 bis 1907/8 resp. 1 855 084, 2 181 933, 2 166 052 und 2 295 228 kg im Werte von resp. 1 623 466, 1 696 523, 2 144 724 und 2 251 520 mexik. 1) Sperber, Tropenpflanzer 16, 222 (1911.) 54 J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. Dollars (1 mexik. Dollar = ca. 2 M). Der Export findet ins- besondere über Tuxpam und Laguna de Terminos statt. Hiervon werden rund 3 Millionen Stück Kaugummi für den Konsum in New York angefertigt, wovon auch wieder eine Quantität exportiert wird. Diese Verarbeitung des Kaugummi, chewing gum, ist höchst einfach. Der Rohstoff wird ganz klein gemahlen, dann auf- gekocht und mit irgend einer mehr oder weniger wohlriechenden und Avohlschmeckenden Substanz vermischt, in Formen gepreßt, schließ- lich getrocknet, etikettiert und verkauft. Obwohl das Chiclegummi keine Nahrungsmittel oder medizinischen Substanzen enthält, und diese Tatsache mehrfach festgestellt worden ist, wird das Chicle- gummi doch mit sehr empfehlenden, jedoch im Grunde wertlosen Attesten von Aerzten und Zahnärzten empfohlen. Dr. A 1 1 a r t van Vloten, zurzeit Cleveland (Ohio), war so freundhch, uns ein Paketchen chewing gum mit nachstehender Aufschrift zu- zusenden : ,,B e e m a n' s pepsin peppermint gum, a dehcious remedy for all forms of Indigestion, Price 5 cents. Each of the enclosed tablets contains sufficient Beeman's pure pepsin to digest 2000 grains of food quaranted by American Chicle Compagny." Eigentümlich ist der Zusatz (Verfälschung?) von weichem Paraffin zu dem chewing gum, worauf u. a. einer der Direktoren der Königlichen niederländisch -indischen Petroleum- Gesellschaft in London, Herr Mr. A. J. Cohen Stuart c. J., in seiner Ab- handlung über die Petroleumindustrie und Technik^) aufmerksam macht. In einigen Tabletten B e e m a n 's pepsin peppermint gum konnte ca. 30% Paraffin vom Schmelzpunkt + 46", sowie die nachstehend mitgeteilte Verbindung Lupeol, nachgewiesen w^erden. Da der Konsum von Kaugummi regelmäßig zunimmt, so haben bereits Pflanzer mit der Kultivierung von Achras Sapota begonnen, jedoch ist von einer systematischen Kultivierung vorläufig noch nicht die Rede. Aus dem Chiclegummi sind von Schereschewski einige Stoffe isoliert worden, welchen er die Namen cx-Chiclalban mit einem Schmelzpunkt von 219 — 221 ", [^-Chiclalban mit einem Schmelzpunkt von 158** und >'-Chiclalban mit einem Schmelzpunkt von 86 — 87 ** gab. Schereschewski erhielt diese Stoffe, indem er das Material mit siedendem Alkohol mehrere Stunden lang extrahierte, die erzielte Lösung siedend heiß filtrierte und das Filtrat dann abkühlte. Jedesmal bildeten sich hierbei Krystall- 1) De Ingenieur 26, 1, 143 (1911). J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. 55 Warzen. Im ganzen wurde 30 mal mit heißem Alkohol extrahiert, wobei Schereschewski aus den ersten 10 Auszügen a-Cliiclalban und 3-ChiclaIban erhielt, während er aus den übrigen Auszügen das ---Cliiclalban mit reinem mikroskopischen Bilde gewann. Von diesen Produkten wurden Analysen ausgeführt. Außerdem erhielt Scheresciiewski noch ein C h i cl a - f 1 u a V i 1. In dem Chiclegummi selbst konnte Schereschewski nach Behandlung mit alkohohschem Kali keine Säure nachweisen. Wir vermuteten, daß ähnhch wie in der Balata, auch im Chiclegummi bekannte Phytosterine vorkommen könnten, welche durch Bildung von Mischkrystallen Anlaß zu Irrtümern gegeben hatten, was, wie unten nachgewiesen werden soll, auch in der Tat der Fall war. Um jeden Unterschied zwischen dem uns zu Diensten stehenden Material und dem von Schereschewski untersuchten Chicle- gummi auszuschheßen, wurde das Produkt, das wir vom Handels- Ministerium in s'Gravenhage erhielten, genau so behandelt, wie es in genannter Dissertation beschrieben worden ist. Das Gummi \^iirde zu diesem Zwecke mit siedendem 96% igen Alkohol aus- gekocht, dieser Auszug schnell durch einen Warmwassertrichter filtriert und der Rückstand von neuem mit siedendem Alkohol behandelt. Im ganzen wurde diese Manipulation, ebenso wie in S c h e r e s c h e w s k i's Original - Angaben, 30 mal wiederholt, wobei sich aus den Filtraten vielfach Krystallwarzen bildeten, aus denen es ohne Schwierigkeiten gelang, die von T s c h i r c h und Schereschewski beschriebenen Produkte zu erhalten, und zwar sowohl die a- und ß- als auch die a'-Albane. Diese Stoffe schmolzen ebenso, wie es von T s c h i r c h und Schereschewski angegeben wird, jedoch konnte von scharfen Schmelzpunkten nicht die Rede sein. Die mikroskopischen Bilder waren einheit- lich, und zwar genau wie sie auch in der Dissertation abgebildet sind. Die so erhaltenen Stoffe wurden nun näher untersucht. A. Das ot-Chiclalban, Schmelzpunkt 220'', uiirde mit etwas a-Amyrinacetat gemischt, die Mischung zeigte einen Schmelz- punkt von 217", wobei kein Schmelztrajekt beobachtet wurde. Es lag daher die Vermutung nahe, daß das a-Chiclalban fast reines «-Amyrinacetat darstellt. Das .-Jt-Chiclalban wurde alsdann mit alkohohscher Kahlauge verseift, die Masse in Wasser gegossen und der Niederschlag ab- filtriert: Niederschlag I, Filtrat II. Der Niederschlag I wurde 56 J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegurami. benzoyliert, und zwar durch Auflösen in wenig Benzol, Hinzu- fügen von 2 Molekülen Benzoylchlorid und 2 Molekülen Pyridin. Diese Mischung wurde hierauf zirka eine halbe Stunde lang auf dem Wasserbad unter Anw^endung eines Luftkühlers erwärmt, danach in eine Schale ausgegossen auch jetzt noch drei Stunden lang auf dem Wasserbad erhitzt. Nach dem Abkühlen A^iirde die Masse mit verdünnter Schwefelsäure verrieben, filtriert, mit ver- dünntem Alkohol einige Male ausgezogen und schheßhch wieder- holt aus Aceton umkrystallisiert. Auf diese Weise \^'xirde eine Ver- bindung erhalten, welche bei 193" schmolz. Gemischt mit einem a-Amyrinbenzonatpräparat aus dem Kolonial-Museum in Haarlem, schmolz die Masse ebenso noch bei 193''. Nachdem das Benzoat verseift und hierauf umkrystalhsiert war, wurde eine Verbindung erhalten, welche bei 184" schmolz. Zusammengemischt mit etwas «-Amyrin vom Schmelzpunkt 185°, wurde ein Schmelzpunkt von 185" beobachtet. Das optische Drehungs vermögen des verseiften Produktes wurde bei 15" in Chloroform bestimmt, und zwar in einem 10 cm-Rohr. Aufgelöst wurde in 100 ccm 1,9168 g. Beobachtet a = + 1,60", woraus sich [aJD = + 83,5" ergibt. Sodann wurde noch eine Elementaranalyse des verseiften und getrockneten Produktes ausgeführt, und zwar unter Hinzu- fügung von Bleichromat. 0,2003 g Substanz gaben 0,6175 g CO2 und 0,2166 g HgO. Gefunden: Berechnet für a-Amyrin C30H50O: C 84,08 84,43% H 12,09 11,82% Aus dem Filtrat II konnte mit Silberkarbonat etwas Silber - acetat erhalten werden. 0,0946 g Süberacetat gaben 0,0602 g Silber. Gefunden: Berechnet für CHgCOOAg: Ag 63,65 64,65% Hiernach darf wohl als erwiesen angenommen werden, daß der von Schereschewski als a-Chiclalban be- schriebene Stoff aus reinem u - A m y r i n a c e t a t besteht. Das «-Amyrin selbst schmilzt, wie der eine von uns^), nachgewiesen hat, bei 186", und hat ein Drehungsvermögen von [a]D = -f- 82,6" in Chloroform. Das Acetat dieses Körpers schmilzt 1) N. H. Cohen, Ueber Lupeol, Dissertation, Utrecht 1906, S. 52, J. E. Q. Bosz u. N. II. Cohen: Chiclegummi. 57 bei 224 — 225" und hat ein Drehungs vermögen von [(/]o = + 75,8" in Chloroform. Daß Schereschewski durch die Elementaranalyse die Formel C24H40O feststellen konnte, wird wohl darauf zurück- zuführen sein, daß nicht mit einer Mischung von Kupferoxyd und Bleichromat, sondern nur mit Kupferoxyd verbrannt wurde. Wir konnten mehrfach konstatieren, daß Phytosterine, welche ledighch mit Kupferoxyd verbrannt wurden, zu niedrige Zahlen gaben, weshalb wir die Verbrennung dieser Körper unter Hinzufügung von Bleichromat empfehlen können. B. Auch wir erhielten aus dem Chiclegummi verschiedene (11) Portionen p-Chiclalban. Beobachtet wurde als niedrigste Schmelztemperatur 135*^, als höchste 159". Die Schmelzpunkte aller übrigen Portionen waren zwischen 140 und 157° gefunden worden. Da wir auch aus Milchsäften verschiedener Euphorbiaceen gleich- falls im Anfang derartige weiße, nur mikroskopisch krystallinische Massen erhalten hatten, war es uns aus Erfahrung bekannt, daß wir es hier mit Mischungen zu tun hatten. Die p'-Chiclalbanportionen (7), welche einen Schmelzpunkt von 140 — 159" aufwiesen, wurden daher zusammen mit alkohohscher Kahlauge verseift, das Produkt in Wasser gegossen und filtriert, wobei erhalten wurde: Niederschlag I und Filtrat II. Der Nieder- schlag I wurde benzoyhert, wie unter A mitgeteilt ist, und wieder- holt umkrystalhsiert. Hierbei wurde eine große Fraktion erhalten, welche, für sich umkrystallisiert, schöne Nadeln lieferte vom Schmelzpunkt 266". Gemischt mit etwas Lupeolbenzoat wurde als Schmelzpunkt 266" konstatiert. Verbrannt mit einer Mischung von Bleichromat und Kupferoxyd wurde aus 0,2361 g Stoff 0,72.50 g CO2 und 0,2191 g HgO erhalten. Gefunden: Berechnet für Lupeolbenzonat C31H49O0C7H5: C 83,74 84,07% H 10,38 10,03Ö/o 0,7369 g Stoff, aufgelöst in 25 ccm Chloroform bei 15", drehten im 10 cm-Rohr die Polarisationsebene + 1,82 = [<'^]d -\- 61,75. Die spezifische Drehung von Lupeolbenzonat ist [u]d + 60,75. Das Benzoat wurde hierauf verseift und umkrystallisiert. Auf diese Weise wurde ein Produkt erhalten, welches einen Schmelz- punkt besaß von 213". 58 J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. 0,6932 g Stoff in 25 ccm Chloroform bei 15 o gelöst, polari- sierten im 10 cm-Rohr + 0,76° = [uj^ + 28,0". Für Lupeol wird angegeben [a]o = + 27,2 <>. Dieses Produkt wurde jetzt acetyüert, wobei nach der Um- krystallisierung Nadeln erhalten wurden vom Schmelzpunkt 215''; gemischt mit etwas Lupeolacetat, schmolz die Mischung bei 216". Hierdurch ist bewiesen, daß die betreffende Fraktion aus Lupeolester bestand. Eine kleinere Portion, bestehend aus Blättern, schmolz bei 230*'; gemischt mit etwas jS-Amyrinbenzonat bei 231". Dieser Teil wurde verseift und hierauf aus Alkohol um- krystalhsiert, wobei Nadeln vom Schmelzpunkt 196°, gemischt mit pä-Amyrin 195", erhalten wurden. 0,3645 g des verseiften und umkrystalhsierten Produktes wurden in 10 ccm Chloroform im 10 cm-Rohr polarisiert, wobei a = + 3,23" ermittelt wurde oder [ajo = + 88,6". Da füi- J3-Amyrin, in Chloroform gelöst, [«]d = -f 88" angegeben wird, und außerdem gemischt mit |^-Amyrin keine Erniedrigung des Schmelzpunktes wahrgenommen wurde, kann es als bewiesen an- genommen werden, daß die vonSchereschewskials p'-Chiclalban beschriebene Verbindung aus Lupeol- und .ti-Amyrin-Estern besteht. Das Filtrat II wurde eingedampft und mit Schwefelsäure versetzt, wobei viel Kohlensäure entwich. In der neutralisierten Lösung wurde eine leichte Trübung wahrgenommen, Zimmtsäure konnte aber nicht sicher nachgewiesen werden. Später ist jedoch diese Säure in kleiner Menge in der Chicle selbst vorgefunden worden. Bei der Destillation wurde zwar der Geruch nach Essigsäure wahrgenommen, jedoch wurde darauf nicht näher untersucht. Die zuerst übergehenden Fraktionen waren etwas trübe und wurden kleine Oeltröpfchen darin wahrgenommen, die erhaltene Menge war aber zu klein, um daraus einen Schluß zu ziehen. Diese Oel- tröpfchen sind aber später als Capronsäure identifiziert worden. Benzoesäure wurde nicht gefunden. C. y-Chiclalban wurde gleichfalls in den runden, stark lichtbrechenden Kugeln, wie Schereschewski dieselben in seiner Dissertation beschrieb, vom Schmelzpunkt 85 — 87" erhalten. Dasselbe wurde nicht nur direkt aus dem Chicle erhalten, sondern auch, wenn das Chiclegummi für sich verseift und benzoyliert war, bei der UmkrystaUisierung seiner Benzoate. Versuche, das y-Chicl- J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. 59 alban für sich zu benzoylieren, resp. zu acetylieren, mißlangen gänzlich, ebenso die Verseifungsversuche. Es lag also in demselben weder ein Alkohol, noch eine Säure vor. Das }'-Chiclalban wurde wiederholt aus Aether und Alkohol umkrystalh'siert, wobei jedoch immer eine kolloidale Substanz erhalten wurde. Es gelang aber schheßlicli ein Produkt zu erhalten, welches bei 68'' schmolz. Nachstehende Zahlen wurden nach der Verbrennung mit Bleichromat und Kupferoxyd erhalten. 1. 0,1248 g Substanz gaben 0,1548 g HjO und 0,3850 g CO,. 2. 0,2078 g Substanz gaben 0.2588 g H,0 und 0,6410 g COJ. 3. 0,1588 g Substanz gaben 0,1960 g HoO und 0,4910 g CO.. 1. 2. 3. H 13,88 13,94 13,81% C 84,15 84,13 84,33% Berechnet für C^ssHiigO: C57H114O: CseHiijO: C 83,96 83.94 83,92% H 14,12 14.10 14,08% S c h e r e s c li e w s k i stellte die Formel C15H27O auf gleich C 80,61% und H 12,21 °o- Auch hieraus ist wieder zu ersehen, welchen großen Einfluß das Verbrennen mit Bleichromat hat. Da das Schmelzpmikt- und Analysenresultat mit dem von Herrn O. Hesse aus den Cocablättern erhaltenen und in Liebig's Annalen 271, 221 (1892) bescliriebenen |:{-Cerotinon übereinstimmte, war Herr O. Hesse so Hebens würdig, uns auf Anfrage einige IVIilligramm ji-Cerotinon zuzusenden. Zusammengemischt schmolz die Masse bei 66 — 68". Der uns von Herrn 0. Hesse zugesandte Stoff hatte ein etwas anderes Aussehen als die von uns erhaltene, aus Mikrokrystallen bestehende Substanz. Es kann daher aus dem Vergleich des Schmelzpunktes allein noch nicht geschlossen werden, daß die beiden Verbindungen identisch sind. Versucht wurde, jedesmal mit 0,3 g Stoff, ein Oxim oder Hydrazon darzustellen. Beides mißlang; das Ausgangsmaterial wurde unverändert zurückgewonnen. Mit Wasserdampf war die Verbindung nicht flüchtig. Es muß also dahingestellt bleiben, ob das ;'-Chiclalban eine einheitUche Substanz oder mit (3-Cerotinon identisch ist. Wahr- scheinlich ist das >'-Chiclalban eine zum Teil oxydierte, der Paraffin- reihe angehörende Substanz. Eine cholesterinartige Substanz hegt jedoch in dem ;'-Chiclalban wahrscheinhch nicht vor, denn in Uebereinstimmung hiermit konnte Schereschewski bei 60 J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. den Lieberman n'schen, Hirschsoh n'schen, Hesse- Salkowsk i'schen und T s c h i r c h'schen Reaktionen keine Farbenerscheinung, wie bei den übrigen cholesterinartigen Substanzen beobachten. D. Weiter erhielten wir auch sogenanntes Chiclafluavil, und zwar nach der Methode, wie dieselbe in der Dissertation von Scheresche wski angegeben ist. Dieses Chiclafluavil wurde direkt benzoyhert. Aus den ersten Auszügen des benzoylierten Produktes wurde etM^as von dem unter C beschriebenen 7-Chiclalban erhalten. Weiter resultierte ein Produkt vom Schmelzpunkt 240°. Letzteres MTirde mehrmals umkrystalhsiert. Hieraus %vurde Lupeolbenzoat erhalten, sowie ein Produkt vom Schmelz- punkt 225", wahrscheinhch, nach dem Schmelzpunkt zu urteilen, eine Mischung von «- und |3-Amyrinbenzoat. Auch hiermit ist bewiesen, daß Chiclafluavil keine einheitliche Substanz ist. Es ist uns wahrscheinlich, daß auch das Balafluavil nur aus Mischungen der anderen, in der Balata vor- handenen Substanzen besteht. E. Das Chiclegummi, wie es uns zur Verfügung stand, wurde darauf auf Säuregehalt untersucht, wobei das Gummi mit alkoho- lischer Kalilauge gekocht "wnrde. Dabei entwich eine, rotes Lackmus- papier blau färbende flüchtige, nach Aminbasen riechende Ver- bindung, welche in einem U-Rohr mit verdünnter Salzsäure auf- gefangen \vurde. Eine in feinen Nadeln krystalhsierende Ver- bindung wurde beim Eindampfen der vorgelegten Säure erhalten. Die Menge dieser Verbindung war leider so gering, daß von einer Untersuchung abgesehen werden mußte. Die verseifte Chiclegummimasse wurde hierauf von dem entstandenen Niederschlag abfiltriert. Zu dem gelbbraunen ein- geengten Filtrat wurde Schwefelsäure zugesetzt, wobei sich viel CO2 entwickelte. Gleichzeitig bildete sich ein wolkiger Nieder- schlag, der in Aether gelöst, die Lösung filtriert, eingedampft und der Rückstand einige Male aus heißem Wasser umkrystaUisiert wurde. Auf diese Weise wurde eine leicht gelb gefärbte Verbindung erhalten, welche KMn04-Lösung entfärbte, bei 129" schmolz und gemischt mit Zimmtsäure bei 132" schmolz. Wir dürfen daher wohl annehmen, daß hier Zimmtsäure vorlag. Das Filtrat wurde in kleineren Teilen der Destillation unter- worfen; hierbei ging jedesmal der erste Teil trüb über. Allmählich J. E. Q. Bosz u. N. H. Cohen: Chiclegummi. Gl schieden sich aus diesem Destillat feine Tröpfchen ab, welche sich, nachdem sie an Kalk gebunden, die Kalkfealze mit H0SO4 an- gesäuert und nochmals destilhert waren, zu einigen größeren Tropfen vereinigten. 0,2604 g Ool gebrauchten 21,5 ccm Vio N. -Kalilauge und 0,2730 g gebrauchten 23,1 ccm Yjp N. -Kalilauge zur Neutralisation. Hieraus ergaben sich die Molekulargewichte 121 bez. 118. Berechnet für: Capronsäure . . . 116, Siedepunkt 205°. Oenanthylsäure . . 130, Siedepunkt 222 0. Das Ocl siedete bei 204° und hatte einen an Capron- oder Buttersäure erinnernden Geruch. Dasselbe wurde weiter mikro- chemisch nach der Methode von Professor H. Behrens unter- sucht und hierdurch als Capronsäure identifiziert. In der übrigen Säuremischung wurde nach Benzoesäure, Ameisensäure, Buttersäure, Valeriansäure und Oxenanthylsäure ge- sucht, jedoch ohne Erfolg. Uebrigens woirde, wie schon Prochazko und E n d e m a n n^) angegeben haben, Oxal- säure gefunden. Herr Scheresche wski konnte in dem Chiclegummi außer Oxalsäure keine Säure nachweisen. In Aceton sind 60% von dem Chiclegummi lösUch, so daß 40% einer in Aceton unlöshchen Substanz zurückbleiben. Letztere läßt sich leicht pulverisieren und zeigt auch sonst keine kautschukartigen Eigenschaften. Das Chiclegummi selbst wird beim Kauen weich und zäh, der in Aceton unlösliche Teil desselben ward dagegen nicht weich beim Kauen, sondern fällt zu Pulver auseinander. Das Zäh- und Klebrigwerden des Chiclegummis beim Kauen weist also nicht auf die Anwesenheit von Kautschuk hin. Rekapituherend, besteht das a-Chiclalban aus fast reinem "-Amyrinacetat; j^-Chiclalban ist ein Ge- misch, und zwar von L u p e o 1 und u- und |3 - A m y r i n, ge- bunden an Capronsäure, Essigsäure und wenig Zimmtsäure, während dahingestellt bleiben muß, ob das y - C h i c 1 a 1 b a n mit Cerotinon identisch ist. Desgleichen besteht das C h i c 1 a- f 1 u a V i 1 aus einer Mischung aller Bestandteile des Chiclegummis. Vom chemischen Standpunkte aus betrachtet, ist die Ein- teilung von Tschirch in KrystaUalbane und Fluavile unrichtig. Zum Beispiel bietet kein einziges von den durch Tschirch und seinen Mitarbeitern aus den Kautschukharzen erhaltenen Fluavilen ^) Pharm. Joiu-n. 1049 und 1065 (1879). 62 R. Brieger: Quecksilberbestimmung. eine Sicherheit, daß man es mit völlig reinen chemischen Individuen zu tun hat. Es wäre daher auch wünschenswert, nachdem Professor T 8 c h i r c h und seine Schule jetzt ihre wichtigen, grundlegenden Arbeiten über Harze beendigt haben, genau zu untersuchen, welche reinen chemischen Individuen die verschiedenen Kautschukharze wirkhch enthalten. Dann wird sich wohl auch herausstellen, daß man nicht ebenso viele «-, ß-, y- usw. Krystallalbane und -Fluavile vorfindet, wie man von den Harzen unterscheidet, sondern daß man wahrscheinhch nur einer ziemhch geringen Zahl längst be- kannter, cholesterinartiger Körper begegnet. Viele der jetzt in der Literatur für Harzbestandteile vorkommenden Namen könnten dann vielleicht auch gestrichen werden. Ausgearbeitet im Laboratorium des Kolonial-Museums, Haarlem. Rotterdam, K 1 a t e n (Java), den 28. Oktober 1911. Mitteilungen aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. Von J. G a d a m e r. 36. Die quantitative Bestimmung des Quecksilbers in Oxyphenylendiquecksilberacetat und Mercuri- salicylsäure. Von stud. pharm. Richard Brieger. (Eingegangen den 26. XI. 1911.) Anläßlich der Darstellung von Oxyphenylendiquecksilber- acetat beauftragte mich Herr Professor Gadamer zu unter- suchen, ob auch in dieser Verbindung das Quecksilber jodometrisch bestimmt werden kann, wie bei der Mercurisahcylsäure des Deutschen Arzneibuches. Als Reaktionsgleichung kam in Frage C6H30H(HgOOCCH3)2 + 4J = Hg(OOCCH3)2 + Hg Ja + C6H3OHJ2. Da es sich hier um eine in Essigsäure löshche Verbindung handelte, so löste ich 0,3 g in heißer 30% iger Essigsäure auf. Nach dem Erkalten setzte ich 25 ccm -°/io Jodlösung zu und titrierte nach R. B rieger: Quecksilberbestimmung. 63 dreistündigem Stehen. Es wurden jedoch nur 93,7% der an- gewendeten Menge gefunden. Nach sechsstündigem Stehen er- gaben sich 96,4%. Erst nach 24 stündigem Stellen war die Re- aktion quantitativ verlaufen. Nach dreitägigem Stehen änderte sich der Jod verbrauch fast nicht melir^). Ta ■ belle J. Angewendet %o Jod Vio Thiosulfat Zeit Gefunden g com com in Std. g % 0,3011 25 6,5 3 0,2821 93,7 0,3242 25 4,5 6 0,3126 96,4 0,3572 30 6,57 24 0,3573 100,0 0,3838 30 4,6 ' 72 0,3873 101,0 Bei den zahlreichen Titrationen war es aufgefallen, daß die Reaktion nicht immer in demselben Zeitraum quantitativ verlief. Ich glaubte, den Grund in einer verschiedenen Konzentration der Essigsäure erbhcken zu müssen und fand diese Ansicht bestätigt. Eine nur ganz schwach saure Lösung ergab bei der Titration nach einer Stunde 99,2%; eine stärker saure Lösung jedoch nur 80,6 bezw. 81,4%. Tabelle II. gewendet '^/lo Jod ^30 Thiosulfat Gefunden g com com g % 0,3046 25 5,185 0,3022 99,2 0,2546 25 11,55 0,2546 80,6 0,2092 25 13,83 0,1703 81,4 Im ersten Fähe war die essigsaure Lösung mit KaUlauge bis zur schwach sauren Reaktion versetzt worden, im zweiten Falle waren 20 ccra, im dritten 50 ccm 30% ige Essigsäure zugesetzt worden. Da die im Laboratorium des pharmazeutischen Instituts der Universität Breslau ausgefülirten Bestimmungen des Quecksilbers ^) Diese Methode ist zugleich eine einfache DarsteDungsweise für Dijodphenol. Bei allen Titrationen hatte ich die Ausscheidung feiner weißer Krystallnadeln konstatiert. Die Krystalle traten erst nach längerem Stehen auf. Der aus verdünntem Alkohol umkrystalli- sierte Körper zeigte einen Schmelzpunkt von 72" mid ergab bei der Jodbestimmung nach C a r i u s 73,5% Jod, während der aus der Formel berechnete Jodgehalt 73,2% beträgt. Angewendet wurde 0,1264 g Substanz, die durch Wägung im A 1 1 i h n' sehen Rohre festgestellte Menge Jodsilber betrug 0,1718 g, entsprechend 0,0928 g Jod. Es liegt also Dijodphenol (2,4) vor. 64 R. Brieger: Quecksilberbestimmung. in der Mercurisalicylsäure nach der Methode des Deutschen Arznei- buches voneinander abweichende Resultate ergeben hatten, wollte ich nun feststellen, ob bei dieser Reaktion der Essigsäuregehalt ebenfalls eine Rolle spielt. Ich fand dies auch bis zu einem gewissen Grade bestätigt. Die Versuchsanordnung war folgende : Je 0,3 g wurden in 10 ccm °/i KaHlauge gelöst und mit 2,5 ccm, 5 ccm, 10 ccm und 20 ccm 30% iger Essigsäure angesäuert. 10 ccm ''/i Kahlauge ent- sprechen 2 ccm 30% iger Essigsäure. Da nun das Arzneibuch ver- langt, daß die MercurisaHcylsäure in Kahlauge gelöst und mit Essigsäure angesäuert werden soll, so entspricht die mit 2,5 ccm Essigsäure versetzte Lösung am meisten den Versuchsbedingungen des Arzneibuches. Nach drei Stunden titrierte ich, wie im Arznei- buch angegeben ist. Dabei ergab der mit 2,5 ccm Essigsäure an- gesetzte Versuch (1) 61,8% Quecksilber, während die anderen (2 bis 4) Werte zudschen 55 und 55,7% Quecksilber ergaben. Die genauen Angaben finden sich weiter unten in der Tabelle. Unter Innehaltung genau derselben Versuchsbedingungen wurden bei der Titration nach einer halben Stunde bei dem mit 2,5 ccm Essigsäure versetzten Versuch (5) 56,3% Quecksilber, bei den anderen übereinstimmend 53,8% gefunden (6 bis 8). Aus diesen Versuchen ergab sich also, daß sowohl die Reaktionsdauer, wie auch die angewendete Menge Essigsäure von Einfluß auf den Verlauf der Reaktion sind. Um den Einfluß der Reaktionsdauer noch genauer festzustellen, habe ich je drei Versuche mit 2,5 ccm und 5 ccm Essigsäure angesetzt und je einen nach drei, sechs und 24 Stunden titriert. Es ergab sich hierbei, daß bei drei- bis sechs- stündigem Stehen in der stärker sauren Lösung Resultate erzielt A^Tirden, die den vom Arzneibuch geforderten am meisten ent- sprechen. Hiermit steht die vom Arzneibuch gegebene Anweisung, die von dem Kommentar von A n s e 1 m i n o und G i 1 g noch besonders hervorgehoben wird, im Widerspruch, daß mit Essig- säure nur angesäuert werden soU. Die Reaktion verläuft vielmehr bei zu schwachem Ansäuern stets so, daß unter der Voraussetzung, daß eine Molekel Mercurisahcylsäure zwei Atome Jod verbraucht, stets mehr wie die angewendete Menge gefunden Avird. Schheßhch habe ich auch versucht, das Präparat nur in Jod- lösung zu lösen und den Jodüberschuß zurückzutitrieren, wie es R u p p^) angegeben hatte. Der nach einer Stunde erhaltene Wert entspricht dem vom Arzneibuch geforderten, die anderen Resultate 1) Areh. d. Pharm. 1901, 114. R. Briegor: Quecksilberbestimmung. 65 sind höher als die in der gleichen Zeit in essigsaurer Flüssigkeit gefundenen. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. Zeit in Std. 3 3 3 3 3 6 24 3 G 24 Tabelle III. Essigsäure "/^o Jod "/ig Thiosulfat ccm ccni 2,5 25 o 10 20 2,5 5 10 20 2,5 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 25 ccm 6,45 8,5 8,5 8,3 8,1 8,85 8,9 8,8 7,3 6,05 4,35 8,3 8,3 6,95 Hg 0/ /o 61,8 55,0 55,0 55,7 56,3 53,8 Hg Salicylat % 103,8 92,4 92,4 93,5 94,6 90.4 59,0 99,2 63,2 106,1 68,8 115.6 55,7 93,5 55,7 93,5 60,2 101,1 Tabelle IV. Titration des nur in Jodlösung gelösten Präparates. Zeit Angewendet ^/^g Jod "/m Thiosulfat Gefimden in Std. g ccm 25 1 0,2502 3 0,2366 6 0,2086 25 ccm 11,305 11,605 13,287 0,13695 0,13395 0.11713 Hg % 54,7 56,6 56.2 Um nun festzustellen, unter welchen Versuchsbedingungen Resultate erhalten wurden, die dem wirkhchen Quecksilbergehalte des Präparates am besten entsprechen, bestimmte ich den Queck- silbergehalt auf folgende Weise: 0,2g Aviirden mit rauchender Salpetersäure im Bombenrohr zerstört. Die Lösung wurde mit Schwefelwasserstoff gefällt und der Niederschlag abfiltriert. Der gut ausgewaschene Niederschlag Miirde dann in bromhaltiger Salz- säure gelöst, das überschüssige Brom durch Kohlensäure verdrängt, •wiederum mit Schwefelwasserstoff gefällt und das so erhaltene Quecksilbersulfid gesammelt und gewogen. Hierbei erhielt ich folgende Werte: Tabelle V. Angewendet Gefunden HgS g g 0,2432 0,1620 57,4 0,1832 0,1222 57,5 0,2252 0,1500 57,4 Arch. d. Pharm. CCL. Bds. 1. Heft Hg 0-1 66 R. B rieger: Quecksilberbestimmung. Zur Kontrolle bestimmte ich das Quecksilber noch auf folgende Weise: Ich löste 1,1914 des Präparates in siedender Koch- salzlösung, säuerte in der Hitze mit Salzsäure stark an und fällte dann, wie vorhin beschrieben, mit Schwefelwasserstoff. Es wTirden 0,7930 g HgS gefunden, entsprechend 57,4% Quecksilber. Dieser Wert stimmt mit den oben gefundenen vöUig überein. Das Prä- parat enthält aLso 57,4% Quecksilber, woraus sich 96,4% Mercuri- salicylsäureanhydrid berechnen . Die nach den oben angeführten Methoden jodometrisch ge- fundenen Quecksilberwerte entsprechen also nicht dem wahren Gehalt. Es mußte nun interessieren, festzustellen, warum die Jod- methode nicht quantitativ verläuft. In der Literatur finden sich Angaben, daß das Präparat als Verunreinigung eine nicht organische Quecksilberverbindung enthielte. So schreibt der Kommentar von Anselmino und G i 1 g, daß in dem Präparat normales Quecksilbersahcylat (C6H40HCOO)2Hg enthalten ist, und auch R u p p gibt in der oben erwähnten Arbeit an, daß er nach dem Lösen des Präparates in Kalilauge Quecksilberoxyd abfiltrieren konnte, woraus auf eine ähnhche Verunreinigung geschlossen werden kann. Das von mir bearbeitete Präparat lieferte nun mit Kalilauge stets klare Lösungen, so daß ich kein Quecksilberoxyd abfiltrieren konnte. Aber selbst wenn das Quecksilberoxyd sich aus irgend einem Grunde der Wahrnehmung entzogen hätte, so hätte doch nach dem Ansäuern mit Essigsäure das nicht organisch gebundene Quecksilber als Quecksilberion in Lösung vorUegen müssen. Es mußte sich also durch Schwefelwasserstoff ausfällen lassen. Das Filtrat gab jedoch mit Schwefelwasserstoff nur denselben weißen, gallertartigen Niederschlag, der entsteht, wenn man die Lösung des Präparates in Kochsalzlösung mit Schwefelwasserstoff fällt. Auch folgende Ueberlegung läßt eine Verunreinigung des Präparates durch normales Quecksilbersahcylat unwahrscheinhch erscheinen. Das Anhydrid der Mercurisalicylsäure 1^ 'coo Hg i hat folgende prozentische Zusammensetzung: 59,5% Quecksilber und 40,5% CgHgOHCOO. Ein Präparat, das 55,0—55,7% organisch gebundenes Quecksilber enthält, hat einen Gehalt von 92,4 — 93,5% Mercurisahcylsäureanhydrid. Nimmt man die Mittelwerte 55,35% Quecksilber und 92,95% Mercurisahcylsäureanhydrid, so würde das R. B rieger: Quccksilberbestimmung. 67 Präparat 7,05% Mercurisalicylat enthalten müssen. Gefunden wurden 57,4% Quecksilber. Subtrahiert man liiervon 55,35%, so bleiben für das Mercurisalicylat 2,05% Quecksilber übrig, ent- sprechend 4,9% Mercurisalicylat, während 7,05% Mercurisalicylat 2,98*^o Quecksilber verlangen würden. Es müßten also noch 2,15% einer anderen Verunreinigung vorhanden sein. Nach der Dar- stellungsweise des oben erwähnten Kommentars^) kommen noch Wasser und freie Salicylsäure, diese allerdings nur in Spuren in Frage. Spuren freier Salicylsäure konnten durch Extraktion mit Aether eben nachgeAviesen werden. Wasser wurde selbst beim Trocknen im Vakuum bei 100^ nur spurenweise abgegeben. Diese beiden Verunreinigungen konnten also nicht in Betracht kommen. Es blieb daher nur noch die Annahme übrig, daß Salicyl- säure an Mercurisalicylsäure salzartig gebunden wäre, daß das Präparat also außer Mercurisalicylsäureanhydrid noch eine Mercuri- salicylatsalicylsäure von der Formel l-^^COOH HgOOCCeH^OH enthielte. Um diese Annahme auf ihre Berechtigung zu prüfen, be- stimmte ich zunächst den Salicylsäuregehalt des Präparates. Zur Anwendung gelangte die von F r e y e r^) beschriebene Brom- methode. Zu diesem ZAvecke stellte ich mir eine "/jq Bromid-Bromat- lösung her, indem ich 100 ccm "^/j Kalilauge in der Hitze mit über- schüssigem Brom versetzte, zur Trockne eindampfte und dann zum Liter auflöste^). 10 ccm dieser Lösung machen nach dem Ansäuern aus Jodkalium so viel Jod frei, wie 10 ccm ^/^q Thiosulfatlösung entspricht. Die Versuche wurden nun in der Weise angestellt, daß etwa 0,15 g des Präparates in KaHlauge gelöst, mit 100 ccm Wasser verdünnt, mit 50 ccm "/^q Bromlösung versetzt und mit ^) Der Kommentar läßt wohl zu A^enig Salicylsäure anwenden. Nach 8 — lOstündigeni Erhitzen auf dem Wasserbade war Entfärbung noch nicht eingetreten. Auf Zusatz von etwas mehr Salicylsäiire trat nach einer weiteren halben Stimde Entfärbung ein. ~) Chemiker-Zeitimg 20, 820. *) Diese Methode, die im pharmazeutischen Institut der Uni- versität Breslau üblich ist, hat den Vorteil, daß das Ai'beiten und Rechnen mit einer "/^^ Lösimg einfacher imd genauer ist, als bei An- wendung zweier Lösimgen, von denen je 50 ccm 30 ccm "/^q Thiosulfat- lösung entsprechen, wie sie vom Arzneibuch vorgeschrieben sind. 5* 68 R. B rieger: Quecksilberbestimmung. Schwefelsäure angesäuert wurden. Nach dreistündigem Stehen, wobei von Zeit zu Zeit umgeschwenkt wurde, setzte ich 2,5 g Jodkahum hinzu und titrierte nach weiteren 10 IVIinuten. Eine Molekel SaUcylsäure verbraucht hierbei sechs Atome Brom. Es ergaben sich folgende Resultate: Tabelle VT. Angewendet 'S'erb raucht Berechnet g com n/io Brom für CßHgOHCOO g % 0,1344 25,40 0,05754 42,8 0,1624 30,73 0,06963 42,9 Diese Werte entsprechen ungefähr den vermuteten, denn da der Quecksilbergehalt 57,4% ist, so müßten 42,6% SaHcylsäure vorhanden sein. Zur Kontrolle dieser Versuche titrierte ich auf die gleiche Weise reine Sahcylsäure. Ich löste 0,0862 g in Kah- lauge, setzte 50 ccm Bromlösung und 100 ccm Wasser hinzu, säuerte an und titrierte dann nach zweistündigem Stehen. Es waren 36,65 ccm ^/^q Bromlösung verbraucht worden, entsprechend 0,08432 g oder 97,8% Sahcylsäure. Während hier nicht un- beträchthch zu wenig gefunden ^\alrde, waren oben Werte ermittelt worden, die sicher nicht zu niedrig sein konnten. Ich glaubte nun, daß vielleicht das Quecksilber eine kataly tische Wirkung haben könnte. Um dies festzustellen, setzte ich mehrere Parallel versuche an, indem ich teils Sahcylsäure für sich, teils Sahcylsäure und 5 ccm einer 5% igen Quecksilberchloridlösung anwendete. Die Resultate sind folgende: Tabe lle VII. Angewendet Verbraucht Berechnet Zeit g ccm i»/io Brom g 0/ /o in Std. 1. 0,0836 35,52 0,08170 97,7 2 2. 0,0906 38,88 0,08943 98,7 2 3. 0,0848 36,28 0,08349 98,5 3 4. 0,0910 39,49 0,09081 99,8 3 Versuch 2 und 4 waren mit Quecksilberchlorid versetzt worden. Allem Anschein nach hat also das Quecksilber wirkhch eine katalytische Wirkung ausgeübt. Aus dem vierten Resultat kann man wohl annehmen, daß die oben für Mercurisahcylsäure ge- fundenen Werte der Wirkhchkeit entsprechen. Nachdem somit bewiesen war, daß das Präparat nur aus organisch gebundenem Quecksilber und Sahcylsäure besteht, gewann die oben erörterte Annahme an Wahrscheinhchkeit, zumal eine andere Beobachtung nur in diesem Sinne ausgelegt werden konnte. R. Brieger: Quecksilberbestimmung. 69 Es wurde nämlich zum Zurücktitrieren emer Lösung von etwa 0,5 — 1 g des Präparates in "/lo Kalilauge nicht ebensoviel, sondern weniger "/j^ Salzsäure verbraucht, wie "/^q Kalilauge angewendet worden war. Lieser Vorgang würde aus folgender Reaktions- gleichung verständlich werden: « I Iqqqh + 2 KOH - (.QQj^ + H,0 + KOOCOHCeH,. HgOOCOHCeH^ HgOH Nach dieser Gleichung Averden 2 Moleküle Kalilauge auf 1 Molekül Quecksilbersalicylatsalicylsäure zum Lösen verbraucht, wobei sich 1 Molekül salicylsaures Kalium und 1 Molekül mercuri- sabcylsaures Kalium bilden. Setzt man dann Salzsäure zu, so tritt saure Reaktion ein, sobald nach der Zerlegung des mercuri- salicylsauren Kaliums aus dem salicylsauren Kalium Salicylsäure freigemacht wird. Somit darf bloß halb so viel Salzsäure verbraucht werden wie KaHlauge angewendet M'orden ist. Als geeigneter Indikator erwies sich o-Nitrophenol. Ich löste 0,9622 g unter Erwärmen in etwa 35 ccm "/k, Kalilauge auf, ver- dünnte mit etwa 100 ccm Wasser, setzte dann den Indikator hinzu und Heß nun "/lo Salzsäure bis zur Parblosigkeit zufließen. Dann wurde mit "/jq Kalilauge zurücktitriert. Erfahrungsgemäß ist es besser, einen LTeberschuß von Salzsäure anzuwenden, da sich dann beim Zurücktitrieren der Umschlag leicliter beobachten läßt. Ver- braucht wurden 36,83 ccm "/jq Kalilauge und 34,4 ccm "/lo Salz- säure, mithin Maaren 2,43 ccm Salzsäure weniger verbraucht worden, als bei Anwendung reiner Mercurisahcylsäure hätten verbraucht werden müssen. 2,43 ccm "/^o Salzsäure entsprechen 3,5% Salicyl- säure. Aus dem Quecksilbergehalt berechnet sich ein Gehalt von 96,4% MercurisaHcylsäureanhydrid, es fehlen also zu 100% noch 3,6%, die also als Sahcylat in dem Präparat enthalten sind. Somit ist wohl bcAviesen, daß das Präparat ein Gemenge von 88% Mercuri- saHcylsäureanhydrid und 12% MercurisalicyJatsalicylsäure enthält, entsprechend einem Gehalt von 3,5% SalicylatsaUcylsäure. Die hier beschriebenen Untersuchungsmethoden wurden nun auf ein Präparat angewendet, das auf folgende Weise bereitet war. Das Handelspräparat wurde in KaHlauge gelöst und nach dem Verdünnen mit Wasser mit Essigsäure gefällt. Der Nieder- schlag wurde gesammelt, ausgewaschen und bei 100" getrocknet. 70 R. Brieger: Qaecksilberbestimmung. Diese Darstellungsweise entspricht der von D i m r o t h^) an- gegebenen. Die Titration mit Jod ergab bei Anwendung von Kalilauge und Essigsäure 59,5% Quecksilber. Angewendet wurden 0,3160 g, verbraucht wurden 18,8 ccm ^/-^q Jodlösung, entsprechend 0,188 g Quecksilber. Die Titration nur iQiit Jodlösung ergab 58,5% Queck- silber (angewendet 0,2476 g, verbraucht Jodlösung 14,486 ccm, gefunden 0,14486 g Quecksilber). Die Broinmethode ergab folgendes Resultat. Angewendet wurde 0,1084 g, verbraucht wurden 19,4 ccm "/iQ Bromlösung. Daraus berechnet sich für Salicylsäure 0,0439 g, für Quecksilber 0,0646 g, entsprechend 40,5% Sahcylsäure und 59,6% Quecksilber. Danach mußte es sich also um reines Mercurisahcylsäure- anhydrid handeln. Waren die oben aus dem Verhalten des Handels- präparates beim Titrieren seiner alkalischen Lösung mit Salzsäure gezogenen Schlüsse richtig, so mußte bei dieser reinen Mercuri- salicylsäure die der angewendeten Kahlauge entsprechende Menge Salzsäure verbraucht werden. Das Experiment bestätigte diese Annahme. Die Titration der Lösung von etwa 0,3 g des Präparates in Kahlauge mit Salzsäure ergab den Verbrauch von 16,63 ccm "/jo Kalilauge und 16,66 ccm "/k, Salzsäure. Der Darstellung dieses Präparates würden keinerlei Sch^\^erig- keiten im Wege stehen, auch nicht für das Apothekenlaboratorium. Wie aus den eben angeführten Analysen hervorgeht, würde auch die quantitative Prüfung keine Schwierigkeiten bereiten. Im Gegensatz dazu ist bei dem jetzt vom Arzneibuch aufgenommenen Präparat eine einwandfreie Feststellung des Quecksilbergehaltes nur dann möghch, wenn man die beiden von mir angegebenen Methoden, die eine Fällung des Quecksilbers als Quecksilbersulfid gestatten, anwendet. Da jedoch das Arbeiten mit Schwefelwasser- stoff unangenehm und auch recht zeitraubend ist, so möchte ich für die quantitative Prüfung des Ai'zneibuchpräparates folgende Methode vorschlagen: 0,5 g werden in 30 ccm ^/-^q Kahlauge unter Erwärmen gelöst. Die Lösung wird mit 100 ccm Wasser verdünnt und mit einigen Tropfen o-NitrophenoUösung versetzt. Dann läßt man aus einer Bürette 30 ccm "/j„ Salzsäure zufheßen, schwenkt um und titriert mit "/jo Kahlauge bis zur Gelbfärbung. Aus der Differenz der verbrauchten Kubikzentimeter Kahlauge und Salzsäure berechnet man die Sahcylatsahcylsäure. 1 ccm entspricht 0,0138 g Sahcyl- 1) Berliner Berichte 35, 2872. R. Brie gor: Quecksilberbestimmung. 71 säure. Subtr." liiert man die gefundenen Prozente Salicylsäure von 100 und multipliziert diese Zahl mit 0,5952, so ist der gefundene Wert der Prozeiitgehalt des Präparates an Quecksilber. Dieser berechnete Wert muß mit einem auf folgende Weise gefundenen annähernd übereinstimmen^). 0,3 g werden in 10 com "/, Kalilauge gelöst, mit 25 ccm Wasser und 5 ccm 3ü'/(, iger Essigsäure und nach dem Umschwenken mit 25 ccm "/j^ Jodlösung versetzt. Nach 15 Stunden wird mit "/jo Thiosulfatlösung titriert. 1 ccm "/jq Jodlösung entspricht 0,0100 g Quecksilber. Beim Vergleich der nach den beiden Methoden gefundenen Werte ist zu berücksichtigen, daß unter den genannten Bedingungen 0,1 ccm "/lo Jodlösung etwa 0,3% Quecksilber ent- spricht. Zum Schluß möchte ich auf ein Avohl nur redaktionelles Ver- sehen in dem Artikel des Deutschen Arzneibuches 5. Ausgabe über Sublimatpastillen aufmerksam machen. Es sollen dort zu deni Reaktionsgemisch ,,3 ccm Formaldehyd lösung und 10 ccm Wasser" hinzugefügt werden. Es soll wolil heißen: ,,3 ccm Formaldchyd- lösung, die mit 10 ccm Wasser verdünnt sind". Läßt man nämlich die Formaldehydlösung unverdünnt zufließen, so fällt das Queck- silber in so wenig fein verteiltem Zustande aus, daß es sich meist nur unvollkommen in der Jodlösung auflöst; es werden daher zu niedrige Resultate gefunden. Mit verdünnter Formaldehydlösung liefert die Methode sehr genaue Resultate. ^) Diese folgenae Methode ist natürlich nicht absolut genau, da aber aus der Tabelle III, Versuch 13 und 14 hervorgeht, daß zu einer Zeit zwischen 6 — 24 Stunden die Titration 57,4% Quecksilber ergeben muß, so wurden Versuche angestellt, die ergaben, daß nach etwa 1.5 Stunden in einem mäßig, wannen Zinniier dieser Tunkt erreicht wird. In 2 Fällen wurde bei der Titration von je 0,3081 g in einem kühlen Zimmer 17,50 und 17,55 ccm "/jo Jodlösung verbravicht in einem wärmeren Zimmer, in zwei anderen Fällen für je 0,3081 g 17,71 imd 17,76 ccm Jodlösung. Es berechnen sich für 0,3081 g bei einem Hg- G^ehalt von 57,4% 17,685 ccm n/i„ Jodlösung. 72 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau. 37. Mafsaralytische Bestimmungen ungesättigter organischer Verbindungen mit Kaliumbromidbrcmatlösung. Von G. Otto Gaebel. (Eingegangen den 7. XII. 1911.) Eine wässerige Lösung von Kaliumbromid und Kalium- bromat^) läßt sich bekanntlieh für maßanaly tische Zwecke an Stelle titrierter wässeriger Bromlösung auf Grund der Tatsache ver- wenden, daß im üeberschuß zugesetzte Schwefelsäure aus den gelösten Salzen eine bestimmte Menge Brom im Sinne der Gleichung 5 KBr + KBrOg + 3 HgSO^ = 3 K0SO4 + 3 HgO + 6 Br in Freiheit setzt. Bei der maßanalytischen Verwertung dieser Reaktion ge- langt das freigewordene Brom je nach der Natur des zur Be- stimmung herangezogenen Stoffes in verschiedener Weise zur "Wirkung. Substitutionsvorgänge finden bei der jetzt auch im neuen Arzneibuch aufgenommenen Beckurts- Koppeschaa r'schen Phenolbestimmung statt. Oxydations- vorgänge liegen der Titration der Nitrite nach R u p p und Lehmann^) und der Bestimmung von Calcium hypopJiospJiorosum nach R u p p und K r o 1 P) zugrunde. Additionsvorgänge endlich spielen sich bei den sogenannten Bromzahlbestimmungen verschiedener Verbindungen mit mehrfacher Bindung ab. Diese Bestimmungen mit Hilfe angesäuerter Bromidbromatlösung Moirden zuerst von K n o p^) (1854) zur Beurteilung von Fetten und Oelen herangezogen. Aber gerade bei der Untersuchung der Fette und Oele wurden sowohl die K n o p'sche Methode und ihre Modifi- kationen als auch diejenigen Bromabsorptionsmethoden, die unter peinhchem Ausschluß von Wasser arbeiten, bald von der ^) Eine solche Lösung soll in folgendem kurz Bromidbromat- lösung genannt werden. 2) Arch. d. Pharm. 249, 214 (1911). 3) Arch. d. Pharm. 249, 493 (1911). *) Beckurts-Lüning, Die Methoden der Maßanalyse, 1910 Seite 478. 0. O. Gaobel: Bestimmung ungesättigter Vorbindungen. 73 V. H ü b rschen Jodadditionsmethode verdr.ängt, da das Brom unter den gewählten Arbeitsbedingungen nicht nur addiert wird, sondern auch mehr oder weniger substituierend wirkt. Bei der Beurteilung der Fette und Oele aber ist in erster Linie das Additions- vermögen von Wert. Zur technischen Beurteilung einiger niclit zu dieser Grippe gehöriger Stoffe ist die Bestimmung der Brom- zahl mit Hilfe von Bromidbromatlösung jedoch bis in die neueste Zeit empfohlen worden^). Freilich wird auch hier damit gerechnet, daß neben der Addition von Brom noch Substitution durch Brom eintritt. M o ß 1 e r ermittelt daher neben der Gesamtbromzahl auch die Substitutionszahl durch Bestimmung des bei der Ein- wirkung von Brom entstehenden Bromwasserstoffs nach einer im wesentlichen schon früher von Mac 1 1 h i n e y^) angegebenen Methode. Nach den bisherigen Erfahrungen Avar die Ansicht be- gründet, daß bei der Einwirkung von überschüssigem Brom auf ungesättigte Verbindungen neben der Addition stets auch eine melir oder weniger weitgehende Substitution vor sich gehe, was in Anbetracht der großen Reaktionsfähigkeit und der bekannten Substitutionswirkungen des Broms auch einleuchtend erschien. Auch bei Anwesenheit von Wasser gelegentlich eintretende, mit Bromverbrauch verbundene Oxydationsreaktionen können mit dafür verantwortlich gemacht werden, daß die Bromzahl meist höher ausfällt, als der durcli Addition zu verbrauchenden Brom- menge entspricht. Die erfolgreiche Anwendung titrierter Brom- lösung in Form angesäuerter Bromidbromatlösung von bekanntem Brom wert zu exakten, auf reinen Additionsreaktionen beruhenden Messungen, die die gleiche Einfachheit haben, wie die oben an- geführten, auf reinen Oxydations- und Substitutionsvorgängen basierenden Methoden, schien also wenig aussichtsvoll zu sein. Neuerdings hat jedoch W. N e u m a n n^) auf Veranlassung von K 1 i m o n t, der schon früher^) zur Beurteilung ätherischer Oele, besonders des Terpentinöls, eine Methode zur Bestimmung der Brorazahl, allerdings unter Wasserausschluß, vorgeschlagen hatte, die Bromidbromatmethode zur exakten Bestimmung des ungesättigten Charakters hydroaromatischer Verbindungen mit Er- folg in einer Ausführung verAvandt, die sich eng an die jetzt übliche Arbeitsweise mit Bromidbromatlösung anlehnt und daher an Ein- 1) Allen, Zeitschr. f. analyt. Oiemie 21, 588 (1882); M o ß 1 e r, Zeitschr. d. allg. öst. Apoth.-Ver.' 45, No. 15—20 (1907). 2) B e c k u r t s - L ü n i n g S. 480. 3) Pharm. Post 44, 587 (1911). *) Chem.-Ztg. 1894, 641 und 672. 74 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. fachheit nichts zu wünschen übrig läßt. Das Prinzip des Ver- fahrens ist folgendes: Das abgewogene Terpen wird in etwas Chloroform gelöst und mit einem gemessenen Volumen einer wässerigen Bromidbromatlösung von bekanntem Bromwert ver- setzt. Die Mischung wird mit verdünnter Schwefelsäure stark angesäuert und durchgeschüttelt. Nach einiger Zeit wird der nicht gebundene Teil des in Freiheit gesetzten Broms nach Zusatz von Kaliumjodid mit Natriumthiosulfat zurücktitriert. Das Verfahren unterscheidet sich von der B e c k u r t s - Koppeschaa r'sclien Phenolbestimmung nur darin, daß das in Wasser unlösliche Terpen in Chloroform gelöst wird. Schon K n o p hatte übrigens empfohlen, das zu untersuchende Fett in einem organischen Lösungsmittel, namentlicli in Chloroform, zu lösen; er nahm jedocli BroniA^'asserstoff säure und Kahumbromat- lösung von bekanntem Gehalt, ließ in der Wärme einwirken und titrierte das überschüssige Brom direkt mit Natriumthiosulfat^). Die Brauchbarkeit dieser Methode zu exakten Bestimmungen liydroaromatischer ungesättigter Verbindungen ist in zweierlei Hinsicht von analytischem Interesse. Zunächst zeigt sie, daß unter I'mständen die Einwirkung überschüssigen Broms auf ungesättigte organische Verbindungen rein additionell ohne nennenswerte Substitutionen oder Oxydationen verlaufen kann. Dann weist sie darauf liin, daß das Bromierungs verfahren in manchen Fällen quantitativ verlaufende Additionsreaktionen zuläßt, wo die V. Hüb l'sche Jodadditionsmetliode versagt. Dieses Versagen tritt z. B. bei den Terpenen, aber auch bei vielen anderen un- gesättigten Verbindungen^) ein. Ich habe nun festzustellen versucht, ob das Verfahren in der Tat einer allgemeinen Anwendbarkeit zur maßanalytischen Bestimmung mehrfacher Bindungen fähig ist. I. Untersuchung von Fetten aus Oelen. Die große Einfachheit der Ausführung der Bromidbromat- methode, der meist schnelle Verlauf von Bromadditionen, endhch die Annehmhchkeiten, die das Arbeiten mit der durchaus titer- beständigen^) und ein exaktes Abmessen bestimmter Brommengen leicht ermöglichenden Bromidbromatlösung bei quantitativen ^) B e c k u r t s - L ü n i n g 1. c. 2) .1. Lewko witsch, Chem. Technologie u. Analyse der Fette etc. 1905, S. 267, und besonders H. I n g I e, Chem. C"entralbl. 1904, II, 504-508. ^) R u p p imd L e h ni a n n, luid R u p p und Jv r o 11 1. c. G. O. Gaebel: Beslimmung ungesättigter Verbindungen. 75 Bromierungen bietet, sind Umstände, die die Methode besonders den Anforderungen der Praxis angepaßt erscheinen lassen. Ich habe daher zunächst ihre Brauchbarkeit auf praktischem Gebiete und zwar zur Beurteilung der Fette und Oele im Sinne der V. Hüb l'schen Jodzahlbestimmung zu erproben versucht. Die Hüb l'sche Methode leistet zwar dem geübten Cliemiker bei der Untersuchung der Fette hervorragende Dienste. Aber es läßt sich nicht leugnen, daß auch sie gewisse Mängel in sich trägt, die sich in besonderen Fällen recht fühlbar machen können. Ich denke dabei besonders an ihre Verwendung in Apothekenlaboratorien, wo Zeit und Geld eine bedeutsame Rolle spielen. Die Ausführung der V. H ü b l'schen Bestimmung erfordert viel teuere Reagentien. Die alkoholische Quecksilberchlorid- Jodlösung wird bei jeder Be- stimmung je nach der Art des Fettes in Mengen von 60 oder 90 ccm verwendet. Das Arzneibuch sieht für jede einzelne Titration 1,5 g Kahumjodid vor; diese Menge reicht jedoch meist bei weitem nicht aus. Es läßt zur Lösung des Fettes und bei jedem blinden Versuch 15 ccm Chloroform, erforderlichenfalls noch mehr, ver- wenden. Der Verbrauch an " ^^ Xa.^SoO^-Lösung ist, besonders wenn zwei blinde Versuche zu titrieren sind, erhebhch; die Her- stellung und Einstellung dieser an sich billigen Lösung aber kosten Zeit. Die jetzt wieder der Original vor.^chriff folgende Forderung des neuen Arzneibuches, daß die getrennt aufzubewalircnden alkoholischen Lösungen von Sublimat und Jod mindestens 48 Stunden vor dem Gebrauch gemischt werden müssen, kann im Einzelfalle leicht störend empfunden Averden. Dasselbe gilt von der 18 stündigen Einwirkungsdauer bei trocknenden Oelen. In allen diesen Punkten wären also vom Standpunkt der Zeit- und Kostenersparnis Verbesserungen wohl anzubringen und sind auch in der Tat mit mehr oder A\-eniger Erfolg versucht worden (Wi j s, H a n u s). Auch von der Bromidbromatmethode durfte man sich, wenn sie bei Fetten und Oelen im Sinne reiner Additionsreaktionen über- haupt brauchbar wäre, aus ihrem ganzen Wesen heraus große prak- tische Vorzüge vor der v. H ü b 1 '.sehen Methode versprechen. Bei der experimentellen Prüfung ihrer Brauchbarkeit kam es mir nun zunächst darauf an festzustellen, ob die mit ihr erhaltenen Resultate mit den Ergebnissen des v. H ü b l'schen Verfahrens übereinstimmten. Dies müßte der Fall sein, wenn die beiden Methoden zugrundehegenden Reaktionen dem Additions vermögen der Fette allein zuzuschreiben wären. Dagegen sollte die Frage, welche der beiden Methoden in vollkommenerer Weise das wahre 76 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. Additions vermögen der Fette und Oele ausdrücke, wenn keine Ue berein Stimmung der Resultate herrschte, vorläufig nicht unter- sucht werden. Es besteht zwar im großen und ganzen die Ansicht, daß die v. H ü b l'schen Werte bei Fetten und Oelen praktisch den durch die Theorie geforderten Jodzahlen entsprächen. L e w k o w i t s c h (1. c. S. 267) sagt geradezu, daß die Tatsache feststehe, daß alle Glyzeride und Fettsäuren, die in Oelen, Fetten und Wachsen vorkämen, mit der Theorie übereinstimmende Re- sultate heferten. Als experimentelle Unterlage dieser Behauptung führt er jedoch nur Resultate an, die mit freien Säuren mit einer Doppelbindung erhalten wurden. Reine Glyzeride hat er offenbar hierzu nicht herangezogen; auch sonst in der Literatur habe ich die reinen Glyzeride in diesem Sinne nicht berücksichtigt gefunden. Aus dem Verhalten der freien Säuren gegenüber der v. H ü b 1 - sehen Jodierung darf aber nicht ohne weiteres auf das der Gly- zeride geschlossen werden. Die Resultate meiner Untersuchungen, die ich zunächst auf die jetzt offizineilen Fette und Oele beschränkte, seien in folgendem mitgeteilt : Versuchsanordnung. Als Lösungsmittel der Fette wählte ich zunächst in enger Anlehnung an das N e u m a n n'sche Verfahren Chloroform. Doch stellte es sich bald heraus, daß Chloroform ungeeignet ist, wenn man sich nicht des großen Vorteils begeben wiU, auf den die Titer- beständigkeit der Bromidbromatlösung hinweist, nämhch ohne bhnden Versuch zu arbeiten. Brom v\drkt auf das offizineile Chloro- form ein, da dieses stets alkoholhaltig ist. 50 ccm Bromidbromat- lösung, die ohne Anwendung von Chloroform 48,6 ccm "/lo Brom- lösung entsprechen — die Ausführung der Bestimmung ist weiter unten beschrieben — verbrauchten bei Gegenwart von 10 ccm Chloroform nach 10 Minuten Einwirkungsdauer des durch ScliAvefel- säure in Freiheit gesetzten Broms nur noch 48,3 ccm, nach 20 Minuten 48,1 ccm, nach einer Stunde 48,1 ccm, nach zwei Stunden 48 ccm, nach sieben Stunden 47,8 ccm und nach 18 Stunden 47,2 ccm "/jo NagSgOg. Ich suchte daher ein für meine Zwecke geeigneteres Lösungsmittel und fand es in dem naheliegenden und auch für die Jodadditionsmethode mehrfach vorgeschlagenen Tetrachlorkohlenstoff. Dieses Lösungsmittel ist in den für meine Versuche in Betracht kommenden Zeiten völlig titer beständig. Es hat vor Chloroform auch noch den Vorzug billiger zu sein. 50 ccm Bromidbromatlösung, die oline Tetrachlormethan 49,3 ccm "/jq- Na^SgOg verbrauchten, hatten bei Gegenwart des Lösungsmittels G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. 77 nach sechs Stunden noch denselben Brom wert; nach 18 Stunden konnte einmal ein Rückgang um 0,12 ccm "/lo Bromlösuno; konstatiert werden. Auch die vielen zur Prüfung des Tetrachlor- kohlenstoffs auf Indifferenz gegenüber Brom neben den eigentlichen Bestimmungen ausgeführten blinden Versuche ergaben die völlige Brauchbarkeit dieses Lösungsmittels. Die von mir verwendete Bromidbromatlösung entsprach einer ca. "/lo Bromlosung und wurde, gemäß der Gleichung KBrOg + 5 KBr + 3 HoSO^ - ?, KsSO^ -f 3 H.O + 6 Br durch Auflösen von etwa ^/eo Mol Kahumbromat und etwas mehr als ^/^q Mol Kalium- bromid in Wasser und Auffüllen zu einem Liter bereitet. Sie paßt sich also dem in der Maßanalyse üblichen und für schätzende Be- rechnungen zweckmäßigen Aequivalenzsystem an und kann im Apothekenlaboratorium ebenso wie die offizinelle verdünn tere Lösung zur Phenoltitration verwendet werden. Die Gefahr eines Brom- verlustes durch zu reichliche Bromentwickelung hegt bei sorg- fältigem Arbeiten nicht vor; bei Gegenwart von Tetrachlormethan wird ihr überdies dadurch vorgebeugt, daß ein großer Teil des in Freiheit gesetzten Broms in dem organischen Lösungsmittel gelöst M'ird. Der Wirkungswert der ca. "/^q Bromidbromatlösung wird ein für allemal durch einen blinden Versuch festgestellt. Die Ausführung der Bestimmungen gestaltete ich durchweg folgendermaßen: Das abgewogene Fett oder Oel — die Menge richtet sich nach der Natur der Substanz und A'sairde stets der Vorschrift des Ai'znei- buches angepaßt — wurde in einen Glaskolben v^on etwa 400 ccm Inhalt mit gut eingeschliffenem Glasstopfen gegeben und in 10 ccm Tetrachlorkohlenstoff gelöst. Die Lösung wurde mit 50 ccm Bromidbromatlösung versetzt, umgeschwenkt und mit 30 ccm verdünnter Schwefelsäure (1 -f 5) stark angesäuert. Dann wTirde das Gefäß mit dem etwas paraffinierten Glasstopfen wohl ver- schlossen, ein bis zwei Minuten kräftig gerüttelt, und bei Zimmer- temperatur unter Lichtabschluß zur Seite gestellt. Um zu ver- hindern, daß sich das G«fäß infolge des vereinten Dampfdrucks des Tetrachlormethans und des Broms lüftet, wurde der Glasstopfen unter Vermittelung eines zweckmäßig ausgeschnittenen Korkes mit einem 200 g- Gewichtsstück beschwert^). Zm- Bestimmung des nach der beabsichtigten Reaktionsdauer absorbierten Broms ^vird unter vorsichtigem Lüften des Stopfens etwa 1 g Kahumjodid, in ^) Man kann sich natürlich auch der von Frerichs und Mannheim, Apoth.-Ztg. 1911, 613, vorgeschlagenen Drahtklammern bedienen. 78 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. wenig Wasser gelöst, hinzugefügt^). Nach tüchtigem Durchschütteln werden nach eiivlgen Minuten noch 50 ccm Wasser, womit zugleich Stopfen und oberer Halsteil abgespült werden, zugesetzt. Schließlich wird das durch das nicht absorbierte Brom aus dem Kaliumjodid in Freiheit gesetzte Jod mit "/jq NagSoOo in üblicher Weise (zum Schluß Stärkelösung als Indikator) titriert. In ganz gleicher Weise wird in dem blinden Versuch der Wirkungswert von 50 ccm Bromid- bromatlösung bestimmt. Zum Abmessen der 50 ccm-Lösung für den blinden Versuch wird dieselbe 50 ccm-Pipette benutzt und auf dieselbe Weise entleert, wie bei den eigentlichen Bestimmungen. Zur Erzielung guter Resultate ist das gleiche peinlich genaue Arbeiten nötig, wie bei der v. H ü b l'sehen Methode. Die Berechnung ist die übliche. Die Differenz zvvischen dem Thiosulfatverbrauch im blinden Versuch und bei der eigentlichen Bestimmung kann natürlich unmittelbar in die Jodzahl umgerechnet werden, wenn auch in Wirkliclikeit Brom addiert worden ist, denn 1 ccm "/loNagSgOg = 1 ccm 7io ^^ = 1 ccm "/jo J = 0,012692 g Jod. Ergebnis der Versuche. Bei der folgenden Wiedergabe der Resultate meiner Versuche smd die offizinellen Fette und Oele nach steigender Jodzahl geordnet. Zum Vergleich der Bromidbromatjodzahl mit der v. H ü b l'sehen Jodzahl wurde diese nach der Vorschrift des Deutschen Arzneibuchs bestimmt. Gewöhnlich wurden für beide Arten der Bestimmungen je 10 ccm ein und derselben auf 100 ccm aufgefüllten Lösung einer abgewogenen Fettmenge in Tetrachlormethan in Arbeit genommen. Von den einzelnen Fetten wurde dabei immer so viel abgewogen, daß 10 ccm der Lösung die vom Arzneibuch für jedes Fett fest- gesetzte Menge enthielt. 1. Oleum Cacao. Jodzahl nach dem Arzneibuch 34 — 38. Experimentell bestimmte v. H ü b l'sche Jodzahl: 36,3. B r o m i d b r o m a t m e t h o d e : Substanzmenge Reaktionsdauer Verbrauch an ^/^^ Br Jodzahl 1 g 1 g 1/2 Stvmde 1 Stunde 28,53 ccm 28,53 ccm 36,2 36,2 2. S e b u m o V i 1 e. Jodzahl nach dem Arzneibuch 33—42. Untersucht wurden zwei verschiedene Muster. Die von mk bestimmte V. H ü b l'sche Jodzahl des Musters I betrug 35,4, des Musters II 34,1. ^) Sehr zweckmäßig dürften sich besonders hier die im Handel erhältlichen Glasstopfengefäße mit trichterförmiger Randerhebung erweisen, worin die Kaliumjodidlösvmg Aufnahme finden kann. G. O. Gaebel: Bestimmung tingesättigter Verbindungen. 79 1 J r () m i d 1) r o m a t m e t h o d e : Muster , I S u bstanzmenge Reakt ionsdauer Verbraucli an "/jq Br Jodzahl I I II 1 g 1 g 0.8 g 1/2 Stunde 1 Stunde V> Stunde 28,15 ccm 28,26 ccm 21,55 ccm 35,7 35,9 34.2 3. A d e p s p u i 1 1 u s. Jods;ahl nach dem Arzncibucli 46 — 66. Untersucht wurden zwei verschiedene Muster. Experimentell bestimmte v. H ü b l'sche Jodzahl von Muster I 61, von Muster II 63,1. B r o m i d I) r o m a t m e t h o d e: Muster Fettmenge ! Reaktionsdauer Verbrauch an n/^g Br Jodzahl I I II 80— J 0,74052 0,74052 0,64012 35,73 35,76 31,95 61,2 61,3 63,3 y, Stunde | 1 Stunde | 1/2 Stimde I Oleum 1 i V a r u m. Jodzahl nach dem Aizneibucli Untersucht wurden zwei Sorten Oel. An Muster I wurde der Einfluß der Reaktionsdauer auf das Resultat studiert. Die experimentell bestimmte v. H ü b l'sche Jodzahl betrug bei Muster II 84,7. B r o m i d Ij r o m a t m e t h o d e : Muster Oelmenge Reaktionsdauer Verbrauch an ^/^q Br ' Jodzahl II 0.3925 2 1 0,3925 g 0,3925 g 0,3925 g 0,3925 g 0,3618 g 5 Minuten 10 Minuten 15 Minuten 30 Minuten 1 Stunde y., stunde 25,24 ccm 81,6 25,45 ccm 82,3 25,83 ccm 83,5 25,99 ccm 84,0 26,11 ccm 84,4 24,16 ccm 84,8 5. Oleum A r a c h i d i s. Jodzahl nach dem Arzneibuch 83 — 100. Die experimentell bestimmte v. Hüb l'sche Jodzahl betrug 107,8. Bromidbromatmethode: Oelmenge |! Reaktionsdauer Verl^rauch an "/jq Br Jodzahl 0.3793 g 0,3793 g 0,3793 g 0,3793 g 20 Minuten 1 Stunde 2 Stunden 4 Stunden 29.12 ccm 29,71 ccm 30.19 ccm 30.13 ccm 97,4 99,4 101,0 100,8 80 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. 6. Oleum Amygdalar um. Jodzahl nacli dem Arznei- buch 95—100. Die experimentell bestimmte v. Hüb l'.sche Jodzahl betrug 92,2. Broniidbromatniethode: Oelmenge Reaktionsdauer Verbrauch an "/^q Br Jodzahl 0,4755 g 0,4755 g 0,4427 g 0,4427 g 14 Stunde 21/2 Stunden 4 Stunden 6 Stunden 32.93 ccm 34.05 ccm 31,50 ccm 32.06 ccm 87,9 90.9 90,3 91,9 7. Oleum Sesami. Jodzahl nach dem Arzneibuch 103 — 112. Experimentell bestimmte v. H ü b l'sche Jodzahl 106,7. Brom id b romatmet hode: Oehxaenge ' Reaktionsdauer Verbrauch an "/^q Br !l Jodzahl 0,3259 g 11 1 1; 3 stunden | 25,67 ccm 100,0 8. Oleum Jecoris Aselli. Jodzahl nach dem Arzneibuch 155 — 175. Experimentell bestimmte v. H ü b l'sche Jodzahl 157,2. Bromidbromatmethode: Oelmenge Reaktionsdauer Verbrauch an a/^, Br Jod zahl 0,1716 g 0,1716 g 6 Stunden 18 Stunden 20,1 ccm 20,3 ccm 148,7 149,9 9. OleumLini. Jodzahl nach dem Arzneibuch 168 — 176. Experimentell bestimmte v. H ü b l'sche Jodzahl 179,2. Bromidbromatmethode: Oelmenge Reaktionsdauer Verbrauch an n/^o Br Jodzahl 0.16654 g ! 0,16654 g j 0,16654 g 0,16654 g 1 2 Stunden 3 Stunden 7 V2 Stunden 18 Stunden 20,90 ccm 21,33 ccm 21,66 ccm 21,44 ccm 159,3 162,6 165,1 163,4 (Schluß folgt.) Spirosal. Färb- und geruchloser Salicylester. Externes Rheumaticum ff frei von Reiz Wirkung. Spirosal Lösung -Bayer/' Originalflacon ä M. 1, — . Jothion. Externer Ersatz für Jodkali, Jodsalben, Jodvasollinente. SOo/o Jod, Organ, geb. Unübertroffene Resorbierbarkeit 10 — 25"/^ Salben oder Lösungen. yothion-veter. 25''/o Jothion- Liniment. Originalflacon a 50 g - M. 2,40. ä 100 g - M. 4,50. Cheobromin | Cuchinin phenacetin /^^^ Sul|onal piperazin Iffi^i Salol Salicylsäurc ^^^^ Salicyl. 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"W if¥if^if iehth j'olicnm gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. IcMliy Ol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegt ein Prospekt der Firma Heinr. Noffke & Co., Berlin SW,, Yorkstr. 19, betr. Präcisions-Gärungs-Saccharometer, bei, ferner eine Beilage des Deutschen Apotheker-Vereins, betr. Satzungsänderung. Böraenbuohdruckerei Denter & Nicolag, Berlin C, Neue FTiedrichstrafie 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eut scilen Ap otheker -Terein anter Redaktion von £. Schmidt und H. Becknrts. Band 250. Heft 2. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1912. Ausgegeben den 20. März 1912. INHALT. Seite G. 0. Gaebel, Maß analytische Bestimmungen ungesättigter orga- nischer Verbindungen mit Kaliumbromidbromatlösung (Schluß) 81 A. Tschirch und L. Monikowski, Beiträge z\ir Kenntnis des Peristaltins 92 E. J. Emmanuel, Ueber den Harzbalsam von Abies Cephalonica 104 Derselbe, Ueber das kretische Ladanum 111 F. Kraft, Die Glykoside der Blätter der Digitalis purpurea ... 118 F. W. Calließ, Ueber einige Abkömmlinge des Propiophenons . .141 E. Schmidt, Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin 154 Eingegangene Beiträge. A. Tschirch, Ueber im ersten Jahrtausend v. Chr. bei der Ein- balsamierung der Leichen in Aegypten und Carthago benutzte Harze. E. Anneler, Beiträge zur Bestimmung des Morphins in Opiaten, speziell im Pantopon „Roche". P. H. Wirth, Erwiderung. L. Tan Itallie vind M. Kerbosch, Ueber Minjak Lagam. Derselbe, Ueber Dipterocarpol. (Geschlossen den 12. III. 1912.) Diese Zeitschrift ersctieint In zwanglosen Heften (in der Regel monatiioh einmal) in einem jälir liehen Umfange von 40 bis 50 Bogen. Ladenpreis für den Jahrgang Ml(. 12,—. Alle Beiträge für das „Archiv" sind an die A.rcliiv - H>eö.SLlsitioxt Herrn Geh. Reg.-Rat Professor Dr. E. Schmidt in Marburg (Hessen) oder Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. H. Beckurta in ßraunschweig, alle die Anzeigen u. s. w., überhaupt die Archiv -Yerw^ütung und den Wohnungswechsel betreffenden Mitteilungen an den Deutsolieii A-potlielcer -Verein Berlin NW 87, Levetzowstr. 16 b einzusenden. A nzeigen, Vi Seite zum Preise von M 60.—; Vj Seite znm Preiae von M 80.—; V4 Seite zTim Preise von M 20.— ; V» Seite zum Preise von M 10.—. Die GmndBohrift ist Petit. Beilage-Gebäbr für das Tausend der Auflage — 5600 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten« Cr. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. 81 Die Eigebnisse der mit den neuen offizineilen Fetten und Oelen angestellten Versuche können folgendermaßen zusammengefaßt werden. Zunächst lassen sich die offizinellen Fette nach ihrem Ver- halten der Bromidbiomatmcthode gegenüber in zwei Gruppen einteilen. Bei den Fetten der ersten Gruppe stimmen die Resultate der Bromidbromatmethode bei gewisser Reaktionsdauer mit denen der V. H ü b Tschen Methode praktisch vollständig überein. Dies ist bei Oleum Cacao, Sehnm ovile, Adeps suillus und Oleum OUvarum, also bei den Fetten mit relativ niedriger Jodzahl der Fall. Bei den Fetten der ZM'citen Gruppe, Oleum Arochidis, Oleum Amygdalarum, Oleum, Sesami, Oleum Jeroris Aselli und Oleum Lini läßt sich Ueber- einstimnnmg unter den gewählten Bedingungen in keiner der ver- suchten Reaktionszeiten erzielen. Stets sind die Zahlen der Bromid- bromatmethode kleiner als die der v. H ü b l'schen Methode, und zwar ist der Unterschied anscheinend um so größer, je höher die Jodzahl des Oeles liegt. Das Beispiel des Olivenöles, das ich zu orientierenden Ver- suchen zuerst heranzog, zeigt ferner den Einfluß der Reaktions- dauer auf den Ausfall der Bestimmung. Schon nach kurzer Zeit (5 Minuten) ist die Bromabsorption fast völlig beendet. Nach einer halben Stunde kann sie praktisch als wdrkhch beendet an- gesehen werden, insofern als dann beinahe vollkommene Ueber- einstimmung des Resultates mit dem der v. H ü b l'schen Methode herrscht und auch eine einstündige Dauer der Einwirkung das Er- gebnis nur noch unwesentlich erhöht. Auch bei den anderen Fetten der ersten Gruppe trifft dies zu, \ne die obigen Versuche zeigen. Andererseits geht aus der Gesamtheit der Versuche hervor, daß die Bromidbromatmethode überhaupt nur bei denjenigen Fetten erfolgreich angewendet werden kann, bei denen schon eine halb- stündige Einwirkung ausreiclit; wo dies nicht der Fall ist, führt auch längere Reaktionsdauer nicht zum Ziel. Ob bei weiterer Dauer der Einwirkung auf die Fette der ersten Gruppe noch mehr Brom absorbiert wird, wobei dann Substitutions- oder Oxydationsvorgänge mitspielen könnten, habe ich ununter- sucht gelassen, da diese Frage mit dem eigentlichen Zweck meiner Versuche wenig zu tun hat. Es genügte mir festzustellen, ob mit Hilfe der Bromatmetliode in kurzer Zeit, unter Zulassung eines kleinen Zeitspiehaums, dasselbe Ziel zu erreichen sei wie mit der v. Hüb l'schen Methode. Daß dies nur in beschränktem Um- fange der Fall ist, habe ich schon oben ausgesprochen. Aus dem- selben Grunde habe ich aucli die Ursache der analytischen Unter- Arch. d. thariD. CCL. Bds. 2. Hdft. 6 82 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. Averte bei den Oeleu der zweiten Gruppe nicht A^eitcr aufzuklären versucht. Ein gewisses Interesse hatte hier nur noch die Frage, wie weit die Bromidbromatmethode zwei Forderungen erfülle, denen eine auf Bromaddition beruhende Methode genügen muß, wenn sie exakte Werte hefern soll : Verbindungen ohne mehrfache Bindung dürfen kein Brom absorbieren, ungesättigte Verbindungen müssen die von der Theorie geforderte Brommenge addieren. Die Antwort auf diese Frage wird am sichersten durch Versuche an reinen chemischen Individuen gegeben. Im Anschluß an meine Versuche an Fetten und Oelen wählte ich von den in den Bereich dieser Substanzen gehörenden Verbindungen die Palmitinsäure, Stearin- säure und Oelsäure zu Stichproben aus, da diese mir in reinem Zustande zur Verfügung standen^). Auch die Linolsäure zog ich heran; doch lag diese offenbar nur in einem mäßigen Reinheits- grade vor. Die Versuchsergebnisse waren folgende: Palmitinsäure, Stearinsäure. Beide Säuren ab- sorbierten, bei Anwendung der Bromidbromatmethode, entsprechend ihrem gesättigten Charakter, innerhalb einer Stunde keine Spur von Brom. e 1 s ä u re (Acid. oleinic. puriss. Merck), C17H33COOH, Molekelgewicht 282,3. Theoretische Jodzahl 89,96. Experimentell gefundene v. H ü b l'sche Jodzahl 89,7. Bromidbromatmethode: Säuremenge Reaktionsdauer Verbrauch an n/^^ ßr Jodzahl 0,2360 g 0,2578 g 45 Minuten 16,70 ccm 2 Stunden 18,56 ccm 89,8 90,3 Linolsäure, C17H31COOH, Molekelgewicht 280,3. Theore- tische Jodzahl 181,2. Experimentell gefundene v. Hüb l'sche Jodzahl 199,4. Die Säure war ein altes Präparat der Sammlung des pharmazeutischen Institutes. Bromidbromatmethode: Säuremenge Reaktionsd auer Verbrauch an '^/^q'Bt Jodzahl 0,2180 g 0.1966 g 0,2023 g 0,1578 g 20 Minuten 30 Minuten 2 Stimden 5 Stunden 30,13 ccm 175,5 28,04 ccm i 181,0 30,24 ccm '■ 189,7 26,30 ccm 211,3 ^) Das Verhalten der Benzoesäure siehe unter Zimmtsäure iai Teil II. G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. 83 »SoAveit man berechtigt ist, die Resultate dieser wenigen Stich- })roben zu verallgemeinern, entspriclit die ßromidbromatmethode einerseits bei den gesättigten Fettsäuren, andererseits bei den als Glyzeride in den Fetten enthaltenen Säuren mit nur einer Doppel- bindung den beiden oben ausgesprochenen Voraussetzungen. Bei der Linolsäure stimmte zwar gleichfalls die bei einer Reaktionsdauer von 30 ^Minuten erhaltene Jodzahl mit der Theorie überein. Doch muß hier die MetluHle als inizuverlässig bezeichnet werden, da schon ein geringer l'nterschied in der Dauer der Einwirkung die Resultate zu erheblich beeinflulit. l'ner war teter weise war die mit dieser Säure nach fünfstündiger Einwirkung erhaltene Jodzahl der Bromid- bromatmethode bedeutend größer als die v. H ü b 1 'sehe Jodzahl, während die Bromidbromatjodzahl der Oele mit hohem Additions- vermögen selb.st nach achtzehnstündiger Einwirkung stets hinter der experimentell gefundenen v. H ü b 1 ' sehen Jodzahl stark zurück- blieb. Vielleicht unterUegcn die freien Säuren mit mehreren Doppel- bindungen bei der Bromierung nach der Bromidbromatmethode neben Additionsreaktionen auch Substitutions- oder Oyxdations- vorgängen. Als praktisches Ergebnis meiner Versuche, die Bromidbromat- methode der auf Additions vermögen gegründeten Beurteilung der offizinellen Fette und Oele dienstbar zu machen, geht also hervor, daß die Methode bei Oleum Cacao, Sebiim ovile, Adeps suillus und Oleum Ohvarum die v. H ü b 1 'sehe Methode zu ersetzen vermag, daß sie aber bei den Oelen mit hoher Jodzahl, wo ein Er- satz der V. H ü b 1 'sehen Methode aus Gründen der Kosten- und Zeitersparnis besonders wünschenswert erschien, leider nicht an- wendbar ist. Ob sie auch bei anderen Fetten mit niedriger Jod- zahl, z. B. dem Kokosfett und dem Butterfett, brauchbare Resultate liefert, muß noch der Versuch entscheiden. n. Untersuchung von Säuren mit mehrfacher Bindung. Der rein additionelle Verlauf der Bromierung ungesättigter Terpene mit Hilfe der Bromidbromatmethode einerseits, hatte mir die innere Veranlassung gegeben, die Methode auf dem Gebiete der Fette und Oele zu erproben. Die glatte quantitative Addition des Broms durch Terpene, bei denen die v. H ü b 1 'sehe Jod- additionsmethode im Stich läßt, andererseits legte es nahe, auch einige andere ungesättigte Verbindungen, die erfalirungsgemäß bei Anwendung der v. H ü b 1 'sehen Jodadditionsmethode die von der Theorie geforderte Jodmenge nicht absorbieren, auf quantitative Bromier barkeit nach der Bromidbromatmethode zu piüfen. 84 G. O. Gaebel: Bestimmvmg ungesättigter Verbindungen. Ich beabsichtigte zunächst nur dieTvon L e w k o w i t s c h^) in diesem Sinne erwähnten Stoffe Crotonsäure, Maleinsäure, Zimmt- säure und Styrol zu untersuchen; im Laufe der Untersuchungen zog ich jedoch noch einige andere, diesen Stoffen nahestehende, mir leicht zugängMche ungesättigte Verbindungen heran. Die Ausführung der Bestimmungen war im wesenthchen die gleiche wde bei den Fetten. Nur konnte teilweise der Tetrachlor- kohlenstoff in Wegfall kommen, wo wasser- oder auch alkahlöshche Säuren vorlagen. Die zur Bestimmung verwendete Menge wurde immer so gewählt, daß von dem bei Anwendung von 50 ccm Bromid- bromatlösung zur Wirkung gelangenden Brom etwa die Hälfte bis drei Viertel absorbiert wurden. Die Ergebnisse der Bestimmungen waren folgende: Crotonsäure, CHgCH^CH— COOK, Molekelgewicht 86,05. Bei Annahme der Addition von 2 Atomen Brom ist 1 ccm «/j(, Br = 0,0043025 g Crotonsäure. Die Crotonsäure der Sammlung war gelbhch gefärbt und roch stark und widerwärtig ranzig. Sie wurde aus heißem Wasser umkrystaDisiert, wonach sie rein weiße Krystalle bildete und nur noch schwach buttersäureartig roch, und mehrere Tage über Schwefelsäure getrocknet. Schmelzpunkt scharf 71°. Zur Be- stimmung wTirde sie in Wasser und einigen Tropfen Natronlauge gelöst. Menge h Reaktionsdauer j Verbrauch an "/m Br Crotonsäure 0,12 g 14 Stvmde 1 27,85 ccm 0,10 g |l 15 Minuten 23,18 ccm 0,10 g i; 3 Stunden | 23,29 ccm 99,85% 99,10% 100,20«% Die Addition des Broms verläuft demnach hier quantitativ und ist nach kurzer Zeit beendet. Eine praktische Nutzanwendung könnte diese jodometrische Bestiinniung der Crotonsäiure bei dem quantitativen Nachweis der ß-Oxybuttersäure im Harn nach dem Verfahren von Darmstaedter^) erfahren. Die ß-Oxybuttersäure wird hier unter bestimmten Versuchs- bedingungen durch Destillation des vorbereiteten Harns mit Schwefel- säiKe in Form von Crotonsäure isoliert und alkalimetrisch bestimmt. G. E m b d e n und E. Schmitz erklären zwar in Abderhalden 's Handbuch der biochemischen Arbeitsmethoden, III, 924 — 939 die 1) L c. 2) Zeitschr. f. physiolog. Chemie 1902/1903 (37), 355—362; siehe auch S p a e t h, Untersuchung des Harns 1908, 152. G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. 85 Darmstaedte r'sche Methode für völlig unbrauchbar. Es ist jedoch aus ihren Angaben nicht ersichtlich, in welcher Phase der Be- stimmung die Fehlerquelle liegt. Nach Darmstaedter wird die durch Destillation von der Masse der übrigen Hambostandteile getrennte Crotonsäuro in Aether aufgenommen. Der Rückstand der ätherischen Ausschüttclung entliält stets neben Crotonsäure noch einige andere flüchtige Stoffe in mehr oder weniger erheblicher Menge, vor allen^ p-Kresol, Benzoesäure und Fettsäuren. Zur Entferniuig der flüchtigen Fettsäuren läßt Darm- staedter den Rückstand einige Minuten im Sandbad auf 160" erhitzen, dann läßt er ihn zur Beseitigung wasserunlöslicher Stoffe mit Wasser aufnehmen und filtrieren. Im Fütrat wird die Crotonsäure mit "y'jQ XaOH titriert. Bei schon frülier im hiesigen Institut von anderer Seite aus- geführten Versuchen verflüchtigt sich jedoch beim Erhitzen auf IGO" die Crotonsäure größtenteils, was in Anbetracht der Flüchtigkeit der Säure (Siedepunkt 180°) auch gut zu verstehen ist. Diese Maßnahme hat also sicher einen bedeutenden Fehler ziu" Folge. Sie läßt sich aber völlig umgehen, wenn die Crotonsäure nicht alkalimetrisch, sondern nach der Bromidbromatmethode bestimmt wird, da die vorhandenen Fettsäuren dabei nicht mittitriert werden. Auch Benzoesäure absorbiert kein Brom (siehe weiter vmten). Phenole können leicht beseitigt werden, wenn das die Crotonsäure enthaltende Destillat zunächst bei natrium- karbonatalkalischer Reaktion, dann erst bei saiu*er Reaktion mit Aether ausgeschüttelt wird. Wie Versuche mit mehreren in dieser Weise be- handelten normalen Hamen gezeigt haben, wird Brom an der Stelle, wo schließlich die Crotonsäiu-e zm" Bestimmung käme, in der Tat nicht nachweisbar absorbiert. Spezielle Versuche mit ^-oxybuttersäure- haltigem Harn sollen noch ausgeführt werden. Maleinsäure, Fumarsäure. Maleinsäure gibt nach L e w k o w i t s c h nach der v. H ü b 1 'sehen Methode keine mit der Theorie übereinstimmenden Resultate. Ich unterwarf sowohl diese Säure, als auch die stereoisomere Fumarsäure der Bromierung nach der Bromidbromatmethode. Die Maleinsäure wurde in Wasser gelöst, die Fumarsäure in Wasser unter Zusatz einiger Tropfen Natronlauge. Säure Menge Reaktions- dauer Bromwert der Brom. -Br. -Lös. Verbrauch an "/lo Na^SjOg beim Zurücktitrieren 48,02 ccm Vio Br | 47,81 ccm n/^^ Fumarsäure 0,116 g ■ V^ Stunde | 47,78 ccm »/jo Br [ 47,78 ccm ^\o Fumarsäure 0,116 g | 1 Stimde | 47,78 ccm n/^o Br I 47,78 ccm %o Beide Säuren addierten also nach der Bromidbromatmethode kein Brom. 86 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. Z i lu in t s ä u r e , C6H5CH=CHCOOH, Molekelgewicht 148,1. Bei Annahme der Addition von 2 Atomen Brom ist 1 com %o Br = 0,007405 g Zimmtsäure. Die Zimmtsäure wurde zur Bestimmung in Wasser unter Zufügen einiger Tropfen Natronlauge gelöst. Beim Ansäuern der vorher A\ie gewöhnUch mit 50 com Bromidbromatlösung ver- setzten Zimmtsäurelösung mit 30 ccm verdünnter Schwefelsäure, schied sich die Zimmtsäure teilweise in feinster Verteilung wieder aus, ging aber nach kurzem Umschwenken offenbar in Form des bromierten Produktes wieder in Lösung. Menge | Reaktionsdauer Verbrauch an "/^o Br Zimmtsäure 0,1480 g 0,1480 g 1.5 Minuten 25 Minuten 19,89 ccm 19,89 ccm 99,5% 99,5% Die glatte quantitative Addition des Broms durch Zimmt- säure könnte eine praktische Anwendung zur Bestimmung von Zimmtsäure und Benzoesäure in einem Gemisch beider Säuren finden. A. W. K. de Jon g^) löst zu diesem Zweck das Gemisch in Schwefelkohlenstoff und versetzt mit überschüssiger Lösung von Brom in Schwefelkohlenstoff. Nach 24 Stimden wird das nicht absorbierte Brom mit dem Lösungsmittel abdestüliert. Der Rückstand, ein Ge- misch von Benzoesäure und Dibromzimmtsäure, wird im Vakvumi über Schwefelsäure getrocknet und gewogen. Aus der Gewichtszunahme läßt sich die Menge der Zimmtsäure berechnen. WesentUch einfacher und schneller Heße sich die Zimmtsäure mit Hilfe der Broniidbromatmethode in dem Gemisch bestimmen. Durch Kombination der Resultate einer acidimetrischen Be- stimmung des Gemenges — Benzoesäure und Zimmtsäure können unter Anwendung von Phenolphthalein als Indikator gut titriert werden^) — und der Bromidbromatmethode, heße sich dann auch die Menge der Benzoesäure berechnen, auch Avenn das Gemisch nicht in absolut trockenem Zustande vorläge. Voraussetzung ist natürhch, daß Benzoesäure, der Einwirkung von Brom nach der Bromidbromatmethode ausgesetzt, kein Brom absorbiert. Dies ist aber, wie der Versuch zeigte, in der Tat der Fall: 1) Rec. Trav. Chün. des Pays-Bas 28, 342—348 (1909); durch Ztschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußmittel 22, 375 (1911). ^) Beckurts-Lüning, Die Methoden der Maßanalyse 1911, S. 200. G. O. Gaebel: Bestimiimng ungesättigter Verbindungen. ST Menge 1 Reaktionsdauer Bromwert der Brom. -Br. -Lös. Verbrauch an n/jp NagSjOg beim Zurücktitrieren 0,5 g 0,5 g 45 Minuten 45 Minuten 49.76 ccm "/m Br 49,76 ccm n/m Br 49,71 ccm n/io 49,71 ccm °/jo Beim ersten Versueli Murde die Benzoesäure in 10 ccin Wasser unter Zusatz von einigen Tropfen Natronlauge, beim zweiten Ver- such in 10 com Tetrachlorkohlenstoff gelöst. S t y r a c i n , C i n n a m e i n. Der quantitative und schnelle Verlauf der Bromaddition bei der Zimmtsäure veranlaßten mich, die Bromidbromatmethode auch bei den Estern der Zimmtsäure, Styracin und Cinnaniein, zu erproben, um sie günstigenfalls bei der Beurteilung des Pcrubalsams heranzuziehen. Der Ausfall der Resultate war ganz unerwartet. Die Bro- mierung verhef auch nicht annähernd quantitativ. Die Werte waren überdies von der Reaktionsdauer und anderen unerkannten Einflüssen abhängig. Styracin, ZimmtsäurestjTylester, C6H5CH=CH— COOCH2 — CH=CH.C6H5 oder CiaHieOa, Molekelgewicht 264,1. Bei An- nalime einer Addition von 4 Atomen Brom entsprächen 1 ccm "/lo Br 0,0066025 g St>Tacin. Das Styiacin der Sammlung \\-urde, da es unscharfen Schmelz- punkt zeigte, aus heißem absoluten Alkohol umkrystalhsiert, und 24 Stunden im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure getrocknet. Schmelzpimkt 42— 43». Bei jedem Versuch wurden 0,2 g Styracin verwendet und in 10 ccm Tetrachlorkohlenstoff gelöst. Die Lösung ging momentan vor sich. 0,2 g Styracin hätten, wenn 4 Atome Brom addiert würden, theoretisch 30,3 ccm °/iq Br verbrauchen müssen. Reaktionsdauer Verbrauch an "/jo Br Theorie 1/2 Stunde 3 Stunden 4 Stunden 7 Stunden 17,60 ccm 19,62 ccm 25,40 ccm 23,50 ccm 68% C i n n a m e i n COOCH.,.aH-, oder Zi mmtsäurebenzy lester , 7^0 Br = 0,011905 g Cinnamein. Cinnamcin in 10 ccm Tetrachlorkohlenstoff gelöst. CgHgCH = CH . Älolekelge wicht 238,1. 1 ccm Zur Bestimmung A\-urde das 88 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. Menge Reaktions- dauer Verbrauch an Br Theoret. Verbrauch an Br Theorie 0,4478 g 0,2304 g 1/2 Stunde 5 Stunden 9,47 ccm 7,45 ccm 37,62 ccm n/^^ Br 19,35 ccm n/10 Br 250/0 38,50/0 S o r b i n s ä u r e , CH3 — CH = CH — CH = CH — COOK, Molekelgewicht 112,1. Die Sorbinsäure der Sammlung wurde aus verdünntem Alkohol umkrystallisiert und resultierte in Form feiner weißer Nadeln vom Schmelzpunkt 130 — 131 <*. Die Bestimmung geschah jedesmal mit 0,1 g Sorbinsäure, in 10 ccm Tetrachlor- kohlenstoff gelöst. Theoretisch erfordern 0,1 g Sorbinsäure 35,695 ccm "/^q Br (Addition von 4 Atomen Brom) oder 17,85 ccm %o Br (Addition von 2 Atomen Brom). Reaktionsdauer Br-Verbrauch Theorie 1 Stunde 6 Stunden 1 — 2 Minuten 29,30 ccm 31,74 ccm 28,60 ccm 820/ 890^ Wie die beiden ersten Versuche zeigen, wird das Brom bei weitem nicht in der von der Theorie geforderten Menge addiert. Zwei Doppelbindungen scheinen also dem quantitativen Verlauf der Reaktion hinderhch zu sein. Auffallend war die bei der Aus- führung der Bestimmung gemachte Beobachtung, daß das aus der Bromidbromatlösung durch die verdünnte Schwefelsäure wie üblich in Freiheit gesetzte Brom erst nach 1 bis 2 Minuten sich durch seine typische braimgelbe Farbe bemerkbar machte. Diese Er- scheinung wurde nur bei der Sorbinsäure beobachtet. Bei allen anderen untersuchten Substanzen entstand die typische Färbung des freien Broms fast momentan nach dem Ansäuern, um zuerst immer stärker zu werden und dann in dem Maße, wie das Brom absorbiert wurde, wieder abzulassen. Das späte Auftreten der Bromfärbung beruht offenbar auf einer überaus schnellen Addition am Anfang der Reaktion. Wie der dritte Versuch zeigt, geht die Addition in der Tat überaus rasch vor sich, schon nach 1 — 2 Minuten werden etwa 90% der Brommenge absorbiert, die nach 6 Stunden überhaupt aufgenommen wird. Vielleicht ist dies darauf zurück- zuführen, daß in der Sorbinsäure ein System konjugierter Doppel- bindungen enthalten ist, und daher die ersten zwei Atome mit besonderer Leichtigkeit addiert werden. G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. 89 Ich versuchte auch, die Sorbinsäure auf ihr Jodadditions- vermögen nach der v. H ü b l'schen Methode zu prüfen. Ich ver- fuhr dabei wie mit einem trocknenden Oel, Heß also 18 Stunden stehen. Die Substanzmenge betrug wieder 0,1 g. Die beiden blinden Versuche gaben einen mittleren Thiosulfatwert von 59,41 ccm %o Na^S^Oa. Die Bestimmung ließ sich jedoch nicht in der übhchen Weise zu Ende führen, da beim Titrieren des nicht a})Sorbierten Jods, nachdem etwa 38,6 ccm °/jo Na2S203 verbraucht worden waren, die verschwundene Blaufärbung der Jodstärke zuerst fast augen- bhcklich, dann etwas langsamer immer wieder auftrat. Es spaltete sich offenbar ursprünglich angelagertes Jod bezw. Chlorjod beim Titrieren wieder ab. Nach Verbrauch von etwa 40 ccm °/io NagSgOg trat die Blaufärbung erst nach mehreren Minuten wieder auf. Da einer Addition von 2 Atomen Jod durch Sorbinsäure für 0,1 g dieser Säure 17,85 ccm "/jq Jodlösung entsprechen, beim Verbrauch von etwa 40 ccm "/jo NagS-jOg aber ungefähr so viel Jod gebunden worden war, als etwa 19,4 ccm °/iq Jodlösung entspricht, so ist die Sorbinsäure augenscheinhch nur befähigt zwei Atome Jod unter den Versuchsbedingungen der v. H ü b l'schen Methode stabil zu binden. Der ganze Vorgang steht mit der Thiel e'schen Theorie der Partialvalenzen in gutem Einklang. P h e n y 1 p r o p i o 1 s ä u^r e, CeHjCi^C— COOK, Molekel- gewicht 146,05. Im Anschluß an die zwei Doppelbindungen ent- haltende Sorbinsäure untersuchte ich noch die Phenylpropiolsäure, die eine dreifache Bindung besitzt. Nach I n g 1 e^) addiert bei Anwendung der v. H ü b l'schen Methode o-Nitrophenylpropiol- säure glatt 2 Atome Jod. Die Bromierung von Phenylpropiolsäure nach der Bromidbromatmethode verläuft in völlig anderem Sinne. Das Präparat der Sammlung schmolz unscharf zwischen 110 — 120". Zuerst aus alkoholhaltigem, dann aus reinem Wasser umkrystaUisiert und über Schwefelsäure im Vakuumexsikkator getrocknet, schmolz es ziemhch scharf bei 134°. Die Bestimmungen -wurden mit je 0,12 g der Säure ausgeführt. Zu den ersten drei Versuchen löste ich die Säure in 10 ccm Tetra- chlorkohlenstoff. Lösung trat erst bei gelindem Erwärmen ein. Beim vierten Versuch ^vurde sie in 10 ccm Wasser mit Hilfe einiger Tropfen Natronlauge in Lösung gebracht. Unter der Annalime, daß Phenylpropiolsäure 4 Atome Brom addiert, entsprechen 0,12 g der Säure 32,9 ccm °/io Br. ») Clieni. Centralbl. 1904, II, Ö08. 90 G. O. Gaebel: Bestimmung ungesättigter Verbindungen. Rea kt ionsda uer Br-Verbrauch ^ Stunde 3,^ Stunden 7 Stunden 5 Minuten 34.2 com "/lo Br 37,8 ccm "/io Br 39.3 ccm n/^p Br 39.6 ccm n/jo Br Der Bromverbrauch der Phenylpropiolsäure ist also bedeutend größer als die Theorie selbst bei Annahme der Addition von vier Atomen Brom voraussehen läßt. Er hängt sehr von der Reaktions- dauer und anscheinend auch von der Art des Lösungsmittels ab. Neben der Addition spielen sich dabei offenbar auch Substitutions- vorgänge und noch andere Reaktionen ab, die ich vorläufig nur teihveise verfolgt habe. Ich wTirde darauf dadurch aufmerksam gemacht, daß sich nach dem Austitrieren des vierten Versuches, wo kein organisches Lösungsmittel Verwendung fand, aus der farblosen wässerigen Flüssigkeit ein farbloses Oel abschied, das einen starken und eigen- tümlichen Geruch, etwa nach Pelargoniensaft, hatte und sich nicht in Natronlauge löste. Zur Herstellung einer etwas größeren Menge dieses Produktes bromierte ich 1,5 g Phenylpropiolsäure mit Bromidbromatlösung in der üblichen Weise eine halbe Stunde lang und entfernte das überschüssige Brom durch tropfenweise zugesetzte konzentrierte Natriumthiosulfatlösung. Die wasserhelle Flüssigkeit machte ich dann mit Natronlauge alkalisch, wobei sich das zunächst braun gefärbte Oel aufhellte und sichtlich teilweise in Lösung ging. Die alkalische Flüssigkeit wurde mit Aether mehrmals ausgeschüttelt. Die mit Natriumsulfat getrocknete ätherische Lösung hinterließ einen ölartigen Rückstand, der bräunhch gefärbt war, in der Wärme einen stechenden Geruch hatte und in der Kälte das oben be- schriebene Aroma besaß. — Nach Beilstein auf Bromgehalt geprüft, färbte es die Flamme intensiv grün. Beim kurzen Er- wärmen mit alkoholischer Kalilauge spaltete es relativ große Mengen von Brom ab. Der Körper ist offenbar unter Abspaltung von Kohlendioxyd und Bromabporption aus der Phenylpropiolsäure hervorgegangen . Die ausgeätherte alkahsche Flüssigkeit trübte sich nach dem Ansäuern stark, die Trübung verschwand beim Ausschütteln mit Aether vollständig, die ätherische Lösung hinterließ diesmal einen schnell krystallinisch werdenden Rückstand. Er löste sich in Soda- lösung und schied sich beim Ansäuern wieder aus. Er trägt also G. O. Gaebol: Bestiinmiing ung<'sättigter Verbindungen. 91 Säurecharakter. Diese Scäure ähnelt in iinen äußeren und Löshohkeitseigenschaften sehr ihrem Ausgangsprodukt. Sie bildet aus Wasser unikrystalUsiert feine weiße Nädelclien und schmilzt bei etua 128". Mit alkohohscher Kahlauge gekocht, spaltet sie gleichfalls reichliche Mengen Brom ab. Brom scheint also teil- weise wenigstens in der Seitenkette enthalten zu sein. Die Meitere l'nteisucliung dei- beiden aus Phenylpropiolsäure (entstandenen Produkte soll noch erfolgen. Der 7Aveite Teil der vorliegenden Studie beabsichtigte in erster Lniie einen Beitrag zur Kenntnis derjenigen Fälle zu liefern, wo die Bromidbromatmethode zur quantitativen Bestimmung der Additionsfähigkeit ungesättigter Verbindungen verwendbar ist, die V. H ü b l'sche Jodadditionsmethode dagegen versagt, wie dies bei gewissen Terpenen der Fall ist. In dieser Hinsicht zeigten also Crotonsäure und Zimmtsäure ein positives Ergebnis. Der glatte und (quantitative Verlauf der Bromaddition durch diese Säuren berechtigt zu der Annahme, daß auch nocli andere un- gesättigte Verbindungen quantitativen Bestimmungen durch Bromierung zugänglich sein werden, bei denen die Jodierung nicht anwendbar ist. Allerdings zeigt sich schon in den wenigen Ver- suchen, daß, ebenso wie bei dem v. Hüb l'schen Verfahren und den verwandten Methoden (W i j s, H a ]i u s, Waller)^), auch bei der Bromidbromatmethode für die Ausführbarkeit der Be- stimmung im Einzelfalle der Gesamtcharakter der zu bestimmenden Substanz maßgebend ist, wenn aucli häufig für beide Metlioden nicht im gleiclien Sinne. Auch hier spielen offenbar strukturelle Eigentümlichkeiten, wie Vorhandensein und Lage stark negativer Radikale (Fumarsäure, Maleinsäure mit zwei der Aethylenbindung benachbarten Karboxylgruppen addieren nicht), Zahl der Doppel- bindungen (Styracin addiert unvollkommen), sterische Verhältnisse (Cinnamein addiert nur sehr -wenig) eine bedeutende Rolle. ^) T n g 1 e 1. 0. 92 A. Tschirch u. L. Monikowski: Peristaltin. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Beiträge zur Kenntnis des Peristaltins. Von A. Tschirch und L. Monikowski. (Eingegangen den 4. I. 1912.) Das von der Erfinderin, der Gesellschaft für chemische Industrie in Basel, in den Handel gebrachte Peristaltin \%drd nach einem durch Patent geschützten Verfahren aus Cascara Sagrada, der Rinde von Rhamnus Purshiana gewonnen^). Es hat sich als ein sicher wirkendes Abführmittel er\\aesen, das auch subkutane AppHkation erlaubt. Dem Wunsche der Fabrik nacli einer chemischen Untersuchung des Präparates haben wir um so lieber entsprochen, als sich schon durch eine vorläufige orientierende Untersuchung zeigte, daß auch dieses Präparat in die Gruppe der Anthrachinonmittel gehört, aber keine freien Anthrachinone enthält. Das Peristaltin bildet ein gelbhches, amorphes, leichtes Pulver, das etwas hygroskopisch ist. Es löst sich glatt in Wasser, Eisessig, Alkohol, teilweise in Aceton; unlöslich ist es in Essigäther, Benzol, Toluo], Aether, Chloroform, Xylol, Ligroin, Petroleumäther. Peristaltin schmeckt etwas bitter. Es reduziert in der Kälte F e h 1 i n g ' sehe Lösung. Die wässerige Lösung zeigt keine Born- träger-Reaktion. Die wässerige Lösung mit Schwefelsäure an- gesäuert und dann mit Bensol ausgeschüttelt, färbt das letztere gelb. Die gelbe Benzollösung färbt das damit gescliüttelte Ammoniak gelbhch-rosa. Wird Peristaltin in Gegenwart von Benzol mit 5% Schwefel- säure gekocht, so erhält man eine gelbe Benzollösung, die mit Ammoniak ausgeschüttelt letzteres kirschrot färbt. Wird Peristaltin ia Wasser gelöst und mit frischer Hefe ver- setzt, so tritt starke Gärung ein. Die wässerige Lösung des Peristaltins gibt mit Bleizucker oder Bleiessig versetzt keine Fällung. Um stickstoffhaltige Verbindungen nachzuweisen, haben -wir die bekarmte Methode von Lassaigne^) angewendet ; sie versagte *) Vergl. Vierteljahrsschr. f. prakt. Pharmazie 1910 S. 9 und 324. «) Compt. rend. 16 (1894), 387. A. Tschirch n. L. Monikowski: Peristaltin. 93 aber. Dann haben wir versucht nach der Methode von Tschirch und Stevens^) den Stickstoff zu enuitteln, aber auch mit ne- gativem Resultat. Peristaltin ist also stickstofffrei. Bei der polarimetrischen Untersuchung einer 0,25%igen Peristaltinlösung koimte keine deutliclie Ablenkung der Polari- sationsebene festgestellt werden. Pentosen. Eine kleine Menge Peristaltin wurde in einem Kölbchen mit verdimnter Salzsäure der Destillation unterworfen. Das Destillat MTirde, um das in ihm enthaltene Furfurol nachzuweisen, wiederholt mit Chloroform ausgeschüttelt und dies dann freiwillig bis auf ein sehr kleines Volumen verdunsten gelassen. Der Rückstand w irde in etwas starkem Alkohol aufgelöst und dazu einige Tropfen 'arb- loses Anihn und endlich fünf Tropfen konzentrierte Salzsäure hinzugefügt. Es tritt Rotfärbung ein. Nachdem somit eine Pen tose qualitativ nachgewiesen war, haben wir die Pen tosen nach der Vorschrift von F 1 i n t und T o 1 1 e n s quantitativ bestimmt. Die Bestimmung ergal) einen Gehalt von 2,06%. Hydrolyse des Peristaltins. Die Substanz Avurde mit 5% Schwefelsäure fünf Stmiden lang in Gegenwart vom Benzol hydrolysiert. Das staik gefärbte Benzol wurde mit 3% Ammoniak ausgeschüttelt u-nd die rot ge- färbte ammoniakahsche Flüssigkeit bis zur sauren Reaktion mit Salzsäure versetzt. Dabei schied sich ein brauner J»^örper in sehr geringen Mengen ab. Die saure Flüssigkeit wurde mit Aether aus- geschüttelt und die ätherische Lösung zur Trockn,i destiUiert. Der Rückstand, mit der Born träger - Reaktion geprüft, gab ein negatives Resultat. Die von der Hydrolyse stammende wässerige Flüssigkeit reduzierte Feh 1 i n g'sche Lösung und gab ein Osazon. Hydrolyse mit Wassenlampf. Da die oben angeführte Methode der Hydrolyse für größere Quantitäten nicht geeignet ist, habeii wir anstatt der Schwefelsäure Wasserdampf angewendet. Die wässerige Lösung des Peristaltins wurde mit Wasserdampf destilhert und das gelbgefärbte Wasserdampf-Destillat in mehreren Portionen mit Aether ausgeschüttelt, M'obei der gelbe Farbstoff *) Schweizer. Wohschr. f. Chem. u. Pharm. 1905, 31. 94 A. Tschirch u. L. Monikowski: Peristaltik. vollständig in Aether überging. Der Aethor wurde konzentriert und Hydrolyse-Präparat 1 genannt. Der Rückstand der Wasserdampf-Destillation wurde unver- dünnt kalt mit Aether extrahiert, der Aether abdestilliert und der gesamte Rückstand in Essigäther gelöst. — Hydrolyse-Präparat 2. Die mit Aether erschöpfte wässerige Lösung wurde mit Schwefel- säure versetzt und mit Benzol ausgeschüttelt. Die Benzollösung konzentriert bildete Hydrolyse-Präparat 3. Die von Benzol getrennte wässerige Lösung wurde mit Wasser versetzt und die dabei gebildete Fällung gesammelt und als Hydrolyse- Präparat 4 bezeichnet. Das Filtrat davon wurde mit Benzol ausgeschüttelt und die Benzollösung eingetrocknet. Der Rückstand ki'ystalhsiert zum größten Teil in makroskopischen Krystallen. Die Gesamtmenge ist nur gering. In Essigäther aufgenommen bildet sie Hydrolyse- Präparat 5. Die von Benzol abgetrennte Lösung wurde noch kalt mit Essigäther ausgerührt. Die konzentrierte Essigätherlösung bildet Hydrolyse-Präparat 6. Die von Essigäther und Schwefelsäure befreite wässrige Lösung Miirde mit Bleiessig und Ammoniak gefällt. Der Nieder- schlag Avurde nach der Entbleiung als Hydrolyse-Präparat 7 be- zeichnet. Das Filtrat vom Bleiessig- Ammoniak-Niederschlag wurde vom Ammoniak und teilweise auch vom Ammonacetat befreit und zum Sirup eingedunstet. Dies ist Hydrolyse-Präparat 8. Von allen acht Hydrolyse-Präparaten ergaben die B o r n - träger- Reaktion nur das Präparat 2 und das Präparat 5. Die übrigen färbten bei der Bornträger- Reaktion das Ammoniak gelb oder braun, oder heßen es ganz farblos wie Präparat 8. Isolierung der Anthrachinonderivate. Als Ausgangsmaterial zur Gewinnung dieser Produkte wurden die Hydrolyse-Präparate 2 und 5 verwendet. Nach der Trennung von dem auskrystalUsierten Körper (A) wurde die dickflüssige Lösung sehr stark eingeengt und mit starkem Alkohol aufgenommen. Dann wurde die alkohohsche Lösung in mehrere Portionen geteilt und unter Umrülnen in viel Wasser gegossen. Die Flüssigkeit trübte sich stark und nach einigen Stunden setzte sich ein voluminöser Niederschlag ab. Dieser Niederschlag wurde gesammelt und mit dem Körper (A) zusammen verarbeitet. A. TschiiM;)) u. L. Mniiikf) wski: Peristaltik. 96 Trenuiing der Anthrachinondcrivate. Der so gewonnene Körper (A) wurde in konzentriertem Alkoliol zur Krystallisation gebracht. Bei der Krystallisation konnte man bemerken, daß ein Teil der Substanz sich leichter, der andere dagegen sich schwer löste. Schon daraus war der Scliluß zu ziehen, daß es sich liier um ein Gemisch handelte. Die gesamte Substanz uTirde in 5%iger Sodalösung unter Erwärmung zum Auflösen gebracht; die Lösung färbte sich stark rot. Nach 24 »Stunden fiel ein gelber Körper aus, die Chrysop hansäure, und die dar- über stehende Flüssigkeit bheb noch stark rot gefärbt. Den ge- löst bleibenden Körper nannten wir C a s c a r o 1 (s. weiter unten). Chrysophansäure (rohe). Der gelbe Körper, der die Chrysophansäure darstellte, wurde zuerst aus Chloroform und dann so lange aus Alkoliol krystallisiert, bis man einen Schmelzpunkt von 175** erhielt. Die so erhaltene Chrysophansäure Avird hier wie beim Rha- barber von einer methoxyllialtigen Substanz begleitet, welche H e s s e^) als Methylchrysophansäure betrachtete. G i 1 s o n-) fand eine andere begleitende Substanz, die von Methylchrysophan- säure verschieden ist, und nannte sie Rheochrysidin. Erst Oesterle und Johann^) haben den Körper richtig charakte- risiert. Sie wiesen nach, daß der methoxylhaltige Begleiter der Chrysophansäure ein Emodinmonomethyläther ist. Die Rohchrysophansäure wurde daher nach der Methode von Oesterle und Johann mit konzentrierter Schwefel- säure verseift. Eine kleine Menge derselben wurde mit konzentrierter Schwefelsäure eine halbe Stunde auf 160 '^ erwärmt. Die heiße rotgefärbte Schwefelsäure wurde nach dem Erkalten auf Eis ge- gossen. Es schied sich ein grüngelber Körper ab. Chrysophanol (reine Chrysophansäure). Der abgeschiedene Körper wurde in heißer 5% iger Soda- lösung gelöst. Nach eintägigem Stehen fiel die Chrysophansäure aus, und das nach der Verseifung des Monomethyläthers zurück- gebliebene Emodin ging in Lösung. Das ausgeschiedene Chryso- 1) Hesse, Ann. d. Cham. 309 (1899), 35. *) G i 1 s o n, Arch. intern, de Phaniiacodynamie et de Thempit' XIV. (1905), 492. ') Oesterle u. Johann, Arch. d Pharm. 248. ß. >)is 7. Heft, 1910. 96 A. Tschirch u. L. Monikowski: Peristaltin. phanol konnten wir wegen der kleinen Menge, die wir erhielten, nur einmal aus Alkohol zur Krystalli.sation bringen. Es krystaUi- sierte in glänzenden Blättchen, die den Schmelzpunkt von 193 bis 194° zeigten. Emodin. Die von der Isoherung der Chrysophansäure stammende rotgefärbte Sodalösung wurde mit Schwefelsäure bis zur sauren Reaktion versetzt. Aus der sauren Lösung fiel das Emodin in sehr kleinen Mengen aus; es wurde zweimal aus Alkohol umkrystallisiert und zeigte nun den Schmelzpmikt von 236". Es war F r a n g u 1 a - E m o d i n. Cascarol. Die nach der Ausfällung der rohen Chrysophansäure er- haltene rotgefärbte Sodalösung, in der sich das Cascarol befand, wurde mehrmals filtriert, bis die Flüssigkeit ganz klar geworden war. (Die Chrysophansäure scheidet sich nur langsam ab.) Dann woirde sie mit verdünnter Schwefelsäure bis zur sauren Reaktion versetzt. Bei dieser Operation fiel ein gelber Körper aus. Die Flüssigkeit samt dem Körper wurde erwärmt und stehen gelassen. Dann wurde die ausgeschiedene Substanz auf einem Filter gesammelt, gewaschen, getrocknet und aus reinem Pyridin einmal der Krystalhsation unterworfen. Die schön ausgebildeten gelben Nadeln wurden dann mehrmals aus 95% igem Alkohol umkrystalhsiert, bis sie den scharfen Schmelzpunkt von 218" zeigten. Acetat des Cascarols. Etwa 0,06 g des Cascarols wurden eine viertel Stunde mit Eisessig und Natriumacetat gekocht. Nach dem Erkalten wurde Wasser zugesetzt. Dabei fiel das Acetat aus. Wir haben es einige Male aus Alkohol krystallisiert. Es schmilzt bei 204 — 205". Eigenschaften des Cascarols. Wenn man die rotgefärbte 5% ige Sodalösung mit Säure fällt und das so erhaltene gelbgefärbte Cascarol auf dem Filter sammelt, erscheint das Filtrat farblos. Dies sei hervorgehoben, als ein Unterschied vom Frangula-(Rheum)-Emodin. Bei letzterem ist das saure Filtrat gelb gefärbt. Das Cascarol ist in kalter 5% iger Sodalösung nicht löshch. Es löst sich dagegen in der Sodalösung glatt und vollständig beim A. Tscliircli II. 1.,. >r<>n ikowsk i: Pcristaltin. 97 Erwäimcn auf ca. 70" und fällt dann beim Erkalten und beim Stehen nieht aus. Das Casrarol löst sieh in Aceton, konzentriertem Alkohol, Pyridin, Eisessig; weniger leicht lösUch ist es in Chloroform, Benzol, Toluol, Xylol, Aether: unlöslich in Wasser, kalter Soda- lösung. Petroleum. Die Analyse der bei 120" getrockneten Verbindung ergab: aus 0,0929 g Substanz 0,2278 g COj und 0,0347 g ILO aus 0,0819 g Substanz 0.2000 g CO2 und 0,0315 g H.O Gefunden: Berechnet für CjgHmOs: C = 66,87 66,67 66,66 H = 4,15 4,27 3,70 Wir haben es also mit einei- dem Emodin isomeren Substanz mit niedrigerem Schmelzpunkt zu tim. Bestiminunfi: der Hexose. Das Hydrolyseprcäparat 8, das eine sirupartige Flüssigkeit darstellte, wurde auf Hexosen untersucht. Diese Flüssigkeit \A-urde mit einer Lösung von Phenylhydrazin und Natriumaceta,t im Verhältnis 2: 3 in 20 Teilen Wasser auf dem siedenden Wasser- bade erwärmt. Nach z^^'eistündigem Erwärmen krystallisierte ein braungefärbter Körper aus. Um das so erhaltene Osazon zu ge- winnen, wurde es zuerst aus verdünntem P\Tidiu und dann aus Alkohol mehrmals umkrystallisiert. Die schön ausgebildeten gelben Nadeln zeigten den Seiimelz- punkt von 200". Da dieser Schmelzpunkt, sowie die Form der Krystalle, dem Osazon der R h a m n o li e x o s e^) entsprechen, liegt also Rhamnose vor. Gewinnung der Substanz n (gelbe Substanz). Um die gelbe Substanz zu erhalten, wurde der von den Anthrachinonen befreite alkoholwässerige Teil, welcher drei Monate lang gestanden hatte, mit Bleiessig versetzt. Es bildete sich ehi gelber Niederschlag. Dieser Niederschlag wurde in Alkohol auf- geschwämmt und mit Schwefelwasserstoff entbleit. Der anfänghch farblose Alkohol färbte sich jetzt gelblich. Dieser gelbgefärbte Alkohol wurde vorsichtig bis zu einem geringen Rückstand ab- gedampft. Es resultierte in kleinen Mengen ein krystallinischer Körper, daneben setzten sich aber in viel größeren Mengen harzige 1) Fischer u. P i 1 n t y, Ber. 23, 310*. Arch. d Pharm. CCL. B«U. 3. Haft. 98 A. Tschirch u. A. Monikowski: Peristaltin. Schmieren ab. Um den krystallinischen Körper von den Schmieren zu trennen, wurden kleine Mengen der Alkohollösung auf einem Uhrglas zur Trockne gebracht; das Ganze wurde mit heißem Wasser ausgelaugt, die wässerige Lösung abfiltriert und stehen gelassen. Der gelbgefärbte Körper krystaUisierte in sehr kleinen Mengen aus. Er wurde noch einigemal aus heißem Wasser umkrystallisiert. Schmelzpunkt 203 — 204**, Diese Substanz löst sich glatt in Alkohol, Aether und heißem Wasser. Die Lösung in Schwefelsäure fluoresziert nicht. Die alkahsche Lösung ist nicht rot, sondern gelb. Wir haben es also mit einem Farbstoff einer anderen Gruppe zu tun. Die Menge reichte für eine weitere Charakterisierung nicht aus. Nitrierimg des Peristaltins. Da aus unserer Untersuchung des Peristaltins ersichtHch wurde, daß wir es hier mit einem Gemisch von Anthrachinon- derivaten zu tun haben, versuchten wir dieselben als Nitroderivate zu trennen. Um die Trennung durchzuführen, haben wir folgende Versuche angestellt. Versuch I. 50 g Peristaltin wurden mit 300 com Salpeter- säure (spez. Gew. 1,40) übergössen und einige Stunden lang stehen gelassen. Diese Lösung wvirde bis zur Hälfte des Volunaens abdestilliert; hierbei schied sich schon in der Wärme ein gelber Körper ab. Dieser wurde als A bezeichnet. Dann wurde die Flüssigkeit weiter abdestilliert und in der Kälte stehen gelassen. Es schied sich ein Körper ab, der als B bezeichnet wurde. Die Flüssigkeit wurde weiter eingeengt und der ausgeschiedene Körper als C bezeichnet. Endlich wurde der Rest dieser Flüssigkeit auf ein kleines Volumen gebracht. Es krystaUisierte reichlich Oxalsäure aus. Die so erhaltenen Körper A, B, C waren Ge- mische, die aus Tafeln, Nadeln und Drusen bestanden. Deshalb haben wir alle diese drei Abschoidungen zusammengebracht und weiter versucht dieselben zu trennen. Da man vmter dem Mikroskop beobachten konnte, daß die Nadelform in Wasser leichter löslich war, wurde das Nitroprodukt auf ein Filter gebracht und mit etwa 2 Liter Wasser gewaschen. Das Filtrat wurde bis zur Trockne eingedampft und der nach dem Abdampfen zurückgebliebene Körper aus Salpetersäure (spez. Gew. 1,500) zur Krystallisation gebracht. Es krystaUisierte aber ein Gemisch aus. Der auf dem Filter zurückgebliebene Körper wurde auch aus Salpeter- säure umkrystallisiert. Es krystaUisierte aber auch hier ein Gemisch. V e r 8 u c h IL 30 g Peristaltin wurden in 300 ccm Salpeter- säure (spez. Gew. 1,40) gelöst und fast bis zur Trockne eingedampft. Als Resultat bekamen wir eine krystallinische Masse, die vorwiegend aus Oxalsäure bestand. A. Tschirch u. A. Monikowski: Peristaltin. 6Ö Versuch III. 30 g Peristaltin wurden mit 300 com Salpetersäure (spez. Gew. 1,40) zusammengebracht und einen Tag stehen gelassen. Es schied sich ein Körper ab. NacJi der Krystallisation aus Eisessig erhielten wir ein aus verschiedenen Krystallformen be- stehendes Produkt. Das klare Filtrat wurde mit 300 ccm Wasser versetzt und wiederum stehen gelassen. Es fiel ein Körper aus, der dieselben Krystallisationsverhältnisse zeigte wie der erste. Die beschriebenen Versuche gaben also keine positiven Re- sultate. Wir konnten nur eine annähernde Auswertung des Peristaltins ausführen. Uebersicht über die annähernde Auswertung des Peristaltins. 30 g Peristaltin wurden in 300 ccm Salpetersäure (spez. Gew. 1,40) gelöst und bis auf ^ Vol. abgedampft. Nach dem Er- kalten wurde diese Flüssigkeit stark mit Wasser verdünnt und zwei Tage lang stehen gelassen. Nach dieser Zeit fiel ein gelber amorpher Körper aus, der auf einem gewogenen Filter gesammelt und mit Wasser so lange gewaschen wurde, bis das letztere rein rot abzu- fließen begann. Dann wurde dieser Körper getrocknet und gewogen, 30 g Peristaltin Hefern 2,14 g Nitroprodukte. Auf Prozente be- rechnet konnten wir demnach aus dem Peristaltin 7,1% Nitro- produkte erhalten. Versuche zur Isolierung des freien Glykosids. Trockenes Peristaltin wurde mit Aether mehrmals ausgekocht. Der Aether färbte sich nicht und nach Verdampfung hinterließ er keinen Rückstand. Peristaltin wurde mit Aceton so lange ausgekocht, bis das frisch zugesetzte Aceton sich nicht mehr färbte. Auf diese Art wurde das Peristaltin etwa ISmal behandelt. Die sämtlichen Aceton- auszüge wurden bis auf ein sehr kleines Volumen abdestilhert und der Rückstand zur Trockne gebracht. Der eingetrocknete Aceton- auszug ist aschefrei und reduziert Fehhngsche Lösung. Die Ele- mentaranalyse, die nur als Vergleichanalyse zu betrachten ist, wurde sc ausgeführt, daß wir den sehr hygroskopischen Rückstand des Acetonauszuges schnell in ein Röhrchen brachten und dasselbe zuschmolzen. Die Analyse ergab folgende Zahlen: aus 0,2334 g Substanz 0,3688 g COg und 0,1428 g HjO aus 0,3614 g Substanz 0,5760 g COg und 0,2108 g H,0 Gefunden : C == 43,09 43,46 H = 6,79 6,48 7* 100 A. Tschirch u. A. Monikowski: iPeristaltin. Der mit Aceton ausgekochte Peristaltinrückstand läßt sich leicht pulverisieren und ist weniger hygroskopisch als der Aceton- auszug. Gelöst in Wasser reduziert er Fehhng'sche Lösung. Die Aschenbestimmung ergab, daß es 0,98% Mineralsalze enthält. Die Analyse ergab folgende Zahlen: aus 0,1812 g Substanz 0,2634 g CO, und 0,1100 g HgO Gefunden : C = 39,69 H = 6,74 Die beiden Acetonprodukte wurden schheßhch nach der gleichen Methode wie Peristaltin selbst nitriert. 2 g des Rückstandes des Acetonauszuges Meferten 0,04 g Nitroprodukte, was auf Prozente berechnet 2% ergibt. 2 g des Acetonrückstandes heferten 0,10 g Nitroprodukte, was auf Prozente berechnet 5% ergibt. In dem in Aceton unlöshchen Teile befinden sich also mehr Anthrachinonderivate wie in dem löshchen Teile. Das Glykosid heß sich in reiner Form nicht isoheren. Darstellung des Osazons direkt aus dem Peristaltin. Die hygroskopische Beschaffenheit, sowohl wie die Fähigkeit des Peristaltins die Fehling'sche Lösung schon in der Kälte zu reduzieren, zeigte, daß wahrscheinhch noch eine beträchthche Menge einer freien Hexose vorhanden war. 5 g Peristaltin wurden in 20 ccm Wasser gelöst und mit einer Lösung von 3 g Phenylhydrazin und 4,5 g Natriumacetat in 30 ccm zusammengebracht und erwärmt. Es fiel ein braun gefärbter Körper aus, das Peristaltin aber wurde in diesem Falle nicht hydrolysiert : Die Bornträger- Reaktion gab ein negatives Resultat. Die Menge des so erhaltenen Rohosazons betrug 1,43 g. Die Gesamt- menge des reinen Osazons betrug 0,93 g. Der Schmelzpunkt des Osazons lag bei 208". Quantitativer Gärversuch der freien im Peristaltin vorhandenen Hexose. Wie aus dem Obigen hervorgeht, wurde in dem Peristaltin eine freie Hexose gefunden. Da diese Hexose stark gärungsfähig war, so haben wir quantitative Gärversuche angestellt. Alle Versuche, sowohl diejenigen, die mittelst eines speziell konstruierten Apparates ausgeführt wurden, wie die, bei denen wir uns eines Lohnstein' sehen Apparates bedienten, er- gaben mindestens 20% Hexose. A. T3chirch u. A. Monikowski: Peristaltin. 101 Kolorimetrische Bestimmuns der Anthrachinonderivate. Die Bestimmung der Antraehinone des Peristaltins wurde nach folgender Methode ausgeführt : 1 g Peristaltin wurde in Gegenwart von Benzol mit 5% Schwefelsäure gekocht. Das Benzol färbte sich dabei stark gelb. Diese Operation \\-urde so lange wiederholt, bis das immer frisch aufgegossene Benzol sich nicht mehr färbte. Dann wurde die Bcnzollösimg mit verdünnter KaUlauge ausgeschüttelt und die Bestimmung der so gelösten Anthrachinone im Kolorimeter von Wolf ausgeführt. Die Bestiumiung ergab einen Grehalt von 1,16% Anthrachinone. Da aber bei der Hydrolyse unlöshche Spaltungs- und Umsetzungsprodukte entstehen, gibt diese Bestimmung kein ganz klares Bild. Die bei der Hydrolyse entstandenen Nigrine wurden teils mit Kaü verschmolzen, teils mit Salpetersäure (1,40) nitriert. Beide Proben gaben aber weder Bornträger- noch Chrysamin- säure-Reaktion . Spektralanalysen. C a s c a r o 1. Dünne Schichten einer Lösung des Cascarols in konzentrierter Schwefelsäure besitzen eine kirschrote Farbe mit einem Stich ins Gelbe. Bei sehr dünner Schicht sieht man zwei matte, schlecht begrenzte Bänder. Das erste hegt zwischen A =0,530 u mid /=0,555<(, das zweite zwischen ; =0,490 u und X=0,510 u. Schon bei geringer Erhöhung der Schichtendicke verschmelzen die beiden Bänder zu einem breiten Bande zwischen A =0,490 u und P.=0,550 u. Dieses Band verbreitert sich bei weiterer Erhöhung der Schichtendicke nur wenig gegen Rot, wird aber dunkler. Nun- mehr tritt Trübung des Blau ein. das Band verschmilzt schUeßhch mit der Endabsorption. Dicke Schichten lassen nur Rot und Orange durch. Die Ammoniaklösung des Cascarols ist rein kirschrot. Schon bei dünnen Schichten tritt ein deuthches, nicht scharf begrenztes Band z^-ischen ; =0,490 u und X=0,570 u hervor, welches sich bei Erhöhimg der Schichtendicke nach beiden Seiten etwas verbreitert, sehr dunkel wird und dann undeuthch begrenzt von ;.=0,470u bis ;.=0,499 u reicht. Bei dieser Schichtendicke wird noch Blau z\nschen /. =0,420 d und ;. =0,460 «j gut durch- gelassen. Allmähhch aber wird das Blau getrübt, die Endabsorption verschmilzt schheßhch mit dem Bande und dicke Schichten lassen nur Rot zwischen A =0,600 '-Saponm gehört. Die klare Lösung wird dann durch Eintropfen in absoluten Aether ausgefällt und diese Reinigung nötigenfalls wiederholt. Die sämtlichen Alkohol-Aethermutterlaugen werden am Vakuum abdestilhert ; ihr trockener Rückstand gibt nach der- selben Methode behandelt nochmals Fraktionen der drei Modi- fikationen. Die Digitsaponine sind amorphe, weiße, luftbeständige Pulver von den allgemeinen Eigenschaften der Saponine. Sie sind in Wasser in jedem Verhältnisse löshch; die wässerige Lösung F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 123 wird durch neutrales Bleiacotat niclit gefällt, wohl aber dureh basisches Bleiacetat. K i 1 i a n i's Reagens löst sie klar und farblos, und auch bei längerem Stehen wird die Lösung höchstens leicht gebräunt; Saponin, welches sich hierbei braunrot oder violett färbt, enthält noch Aktivglykoside. Die drei Modifikationen unterscheiden sich durch ihre Alkohollöslichkeit. « -Digitsaponin löst sich in 10 Teilen kochendem oder in 100 Teilen kaltem absolutem Alkohol völlig; in Methyl- alkohol ist es in jedem Verhältnisse löslich. p' -Digitsaponin löst sich recht schwierig in absolutem Alkohol, kalt im Verhältnis 1:250 und heiß 1:150; in Methyl- alkohol ist es noch in jedem Verhältnisse löshch. ;i' -Digitsaponin ist in absolutem Alkohol fast un- löslich und auch in Methylalkohol erst im Verhältnisse 1 : 30 lösüch. Sowohl durch Erhitzen als durch Behandeln mit Alkohol lassen sich die leichtlöshchen Formen in die schwerlöslichen um- wandeln, und es beruht daher der Unterschied derselben auf einem verschiedenen Gehalt an Hydratwasser. Kocht man die kalt bereitete Lösung des u-Digitsaponins in abeolutem Alkohol, so tritt nach dem Wiedererkalten Ausscheidung ein, welche in Alkohol viel schwerer löslich geworden ist, sich aber noch in Methylalkohol leicht löst; es hat sich also |3-Digitsaponin gebildet. Die davon abfiltrierte absolut alkohoUsche Lösung gibt bei wiederholtem Aufkochen immer neue Mengen schwerlösliches Saponin. Durch längeres Kochen entsteht hierbei auch y-Saponin. Erhitzt man das über Chlorcalcium getrocknete a- Saponin auf 100^, so wird es unter Gewichtsverlust von ca. 3,5% glatt in die pi-Form übergeführt. Erhitzt man weiter bis auf 120 ** und höher, so nimmt das Gewicht noch mehr ab, jedoch sehr langsam und ohne daß man dabei zu einem stabilen Endpunkt gelangt, auch tritt dabei Bräunung ein; dagegen wird auch hier die Substanz imriier unlöshcher. Alle drei Digitsaponine geben die von Schmiede- berg beobachtete Farbenreaktion mit konzentrierter Salzsäure : sie lösen sich farblos in kalter Salzsäure und die Lösungen bleiben auch beim Stehen farblos, bei längerem Kochen aber tritt Violett- färbung ein. Das Digitsaponin wird durch Kochen mit verdünnten Säuren, z. B. 5%iger Scluvefelsäure in wässeriger Lösung verseift unter Ausscheidung einer unlöslichen, flockigen Substanz; die Zerlegung geht aber sehr langsam vor sich und verlangt etwa zwölfstündiges Erhitzen auf dem Wasserbade, wobei die zuerst hell ausgeschiedenen Flocken dunkel werden. Man tut daher besser, je weilen nach ein- 124 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. stündigem Erhitzen abzusaugen und dann wieder weiter zu kochen. Die ersten Fraktionen werden so ganz hell erhalten, die späteren aber trotzdem braun; nach völhgem Auswaschen der Schwefel- säure werden sie im Vakuum getrocknet. 3,45 g a-Saponin gaben in 8 Fraktionen 1,69 g Ausscheidung = 48,9%. Die Substanz ist unlöshch in Aether, in Wasser jedoch nicht ganz unlöslich und da bei weiterem Kochen mit verdünnter Säure daraus wieder Zucker entsteht, so glaubte ich, daß sie noch unverändertes Saponin eingeschlossen enthalte. Sie wurde daher mehrmals mit Wasser gekocht und heiß abfiltriert; die Auszüge gaben beim Erkalten etwas amorphe Ausscheidung. Es konnte indessen keine vöUige Erschöpfung erzielt werden und sowohl der wasserunlöshche Ted wie die Auszüge reduzierten F e h 1 i n g'sche Lösung -näeder nach dem Kochen mit verdünnter Säure in gleicher Welse. Die Substanz ist auch schwer löshch in Alkohol ; sie Avurde mit 100 Teilen Alkohol gekocht und der Auszug auf 10 Teile ab- gedunstet, beim Erkalten entstand dann ziemhche Ausscheidung. Durch Wiederholung dieser Reinigung erhält man den Körper als farblose, gummiartige, amorphe, luftbeständige Masse, löslich in 100 Teilen kochendem Alkohol; aber auch diese spaltet noch beim Kochen mit verdünnter Säure Zucker ab. Der Körper stellt daher nicht eine IVIischung von Digitsaponin mit Sapogenin sondern eine richtige ^Mittelstufe zwischen den beiden dar. Eine völhge Hydrolyse Heß sich nur erreichen in Gegenwart von Alkohol; es %^-urde entweder das ursprünghche Saponin oder das Zwischenprodukt mit 20 Teilen Alkohol und 10 Teilen ver- dünnter 10%iger Schwefelsäure 2 Stunden lang auf dem Wasser- bade gekocht, die Lösung mit 70 Teilen Wasser verdünnt und nach dem Stehen über Nacht die Ausscheidung abgesaugt. Dieses D i g i t - sapogenin zeigt nun vom vorhergehenden Zwischenprodukte abweichende Eigenschaften, es löst sich schon in o Teilen heißem Alkohol, konzentriertem oder verdünntem und scheidet sich beim Abkühlen kräftig wieder aus. Verdünnter Alkohol eignet sich aber besser zur Reinigung, da er die braunen Verunreinigungen in der Mutterlauge zurückhält. Das Digitsapogenin wurde schheß- lich als farbloses Pulver erhalten, welches bei 190" zu erweichen begiruit und bis 205" vöUig geschmolzen ist. Die Alkoholausschei- dungen sind immer amorphe Kügelchen und auch aus heißem Eisessig, worin es sich schon in 2 Teilen löst, scheidet es sich nur amorph aus. Die bei der Hydrolyse erhaltenen Zuckerlösungen \\airden mit Baryumkarbonat von der Schwefelsäure befreit und im Vakuum über Schwefelsäure eindunsten gelassen und gaben sirupöse, nicht F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 126 krystallisierende Rückstände. Der bei der Hydrolyse in wässeriger Lösung erhaltene Zucker zeigt Pentosereaktion bei der Orcinprobe. Es \\-urde aus dem Zuckersirup das Phenylosazon dargestellt in bekannter Weise; dessen Bildung erfolgt erst bei mehrstündigem Erwärmen auf dem Wasserbade und nachherigem längerem Stellen, dann aber reichlich. Durch Alkohol läßt es sich in zwei Fraktionen trennen. Man kocht das getrocknete Rohosazon mit 10 Teilen 95%igem Alkohol, worin sich nur ein Teil löst, läßt gemeinschaftlich erkalten und saugt dann erst ab. Der ungelöste Teil wird noch zweimal aus Alkohol umkrystalhsiert ; er braucht ca. 100 Teile kochenden Alkohol zur Lösung und scheidet sich beim Erkalten in schönen hellgelben Krystallen kräftig wieder aus; er schmilzt scharf bei 205", was auf Glucos- oder Lactosazon hin- weist. Zur weiteren Bestimmung Avurde eine Probe des Zuckers mit Salpetersäure oxydiert, und hierbei das schwerlöshche saure Kaliumsalz der Zuckersäure und daraus das Silbersalz mit einem Gehalte von 50,65% Silber erhalten, womit die Gegenwart von G 1 u c o s e nachgcAviesen ist. Der beim Behandeln mit 10 Teilen Alkohol in Lösung ge- gangene Anteil des Rohosazons wird durch Zusatz von Wasser ausgefällt und getrocknet, dann wieder in 5 Teilen Alkohol gelöst und stehen gelassen, wobei sich meistens noch etwas Glucosazon ausscheidet. Die hiervon abgesaugte Lösung wü-d mit Wasser aus- gefällt und diese in starkem Alkohol leichtlösUche Fraktion aus 5 Teilen einer Mischung von gleichen Gewichtsteilen Alkohol und Wasser heiß umkrystalhsiert, sie gab so schließhch ein krystaUisiertes Osazon vom Schmelzpunkte 156 — 158'', was auf Arabinose oder X y 1 o s e hinweist. Zur Entscheidung wurde noch die Dar- stellung des für Arabinose charakteristischen p-Bromphenylhydrazons versucht, welche aber nicht gelang, sodaß die Art der Pentose nicht festgestellt ist. Der bei der Weiterhydrolysierung des mit wässeriger Schwefel- säure gewonnenen Zwischenproduktes mit alkohohscher Schwefel- säure abgespaltene Zucker enthielt bloß Glucose, keine Pen tose mehr. Die P e n t o s e haftet also weniger fest im Moleküle des Glykosides und wird zuerst abgespalten. Die drei Saponinmodifikationen hefem bei der Hydrolyse dieselben Spaltstücke. Da die völhge Reinigung des Saponins ohnedies sehr schwierig ist, so dürfte es vorzuziehen sein, auf die Trennung künftighin zu verzichten und sich mit der Reinigung durch oft wiederholte Fällung der Methylalkohollösung mit Aether zu begnügen. 126 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. In seinen Eigenschaften stimmt mein Saponin überein mit dem Schmiedeber g'schen amorphen Digitonin, so- daß dasselbe also sowohl für die Samen als für die Blätter als iden- tischer Inhaltsstoff nachgewiesen ist. Die Gleichbenennung mit dem chemisch ganz verschiedenen K i 1 i a n i 'sehen Digitonin ist aber natürlich ein Uebelstand, und da K i 1 i a n i schon eine größere Reihe von Untersuchungen über seinen krystallisierten Körper veröffentlicht hat, so erachte ich es für richtiger, diesem den Namen Digitonin zu belassen, während für das Schmiede- ber g'sche Digitonin die Bezeichnung nach der Stammpflanze als Digitsaponin genügen dürfte, umsomehr als sich über- haupt mit dem Fortschreiten der Untersuchungen immer mehr Uebereinstimmung zwischen den Saponinen der verschiedenen Pflanzenfamilien herausstellt. Wasserlösliches Aktivglykosid. Bei der Weiterverarbeitung der von der Lösung des Saponins abgetrennten Chloroformausschüttelungen zeigte es sich, daß die- selben ein neues aktives Glykosid enthalten, welches jedoch durch die vorhergehende energische Behandlung verändert war. Unter Beobachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln ließ sich dasselbe dann aber unzersetzt darstellen direkt aus dem wässerigen Drogen- auszug nach folgendem einfachen Verfahren : Aus dem gereinigten Auszuge wird das Glykosid durch Chloroform ausgeschüttelt. Die Chloroformlösung wird durch Schütteln mit trockener Soda und wasserfreiem Natriumsulfat von Digitalissäure und von Wasser befreit und dann in Petroläther einlaufen gelassen. Das ausge- schiedene Glykosid wird abfiltriert und getrocknet, durch sehr schnelles Umkrystallisieren aus kaltem, verdünntem Alkohol ge- reinigt und durch Lösen in Chloroform und Fällen der Chloroform- lösung mit Petroläther wieder in die leichtlösliche, amorphe, wasser- freie Modifikation übergeführt. Für das neue Glykosid wählte ich den Namen Gitalin. Es bildet ein amorphes, weißes, luftbeständiges Pulver von neutraler Reaktion, das bei 150 — 155" schmilzt. Es löst sich in 600 Teilen kaltem Wasser luid in jedem Verhältnis unverändert in Chloroform; auch die übrigen Lösungsmittel mit Ausnahme von Schwefelkohlenstoff und Petroläther lösen es, meistens sogar sehr leicht, nach kurzer Zeit aber tritt Zersetzung ein, sogar bei Aetherlösung, unter Bildung einer in Wasser unlöslichen Ver- F. Kraft: Glykoside der Digitf.lisblätter. 127 bindung. Die wässerige Lösung des Gitalins beginnt sich bei 30" zu trüben unter flockiger Aussclieidung ; läßt man nun erkalten, so klärt sich die Lösung fast völlig wieder auf. Andererseits kann man durcii Abfiltrieren der zwischen 30 und 40" erhaltenen Aus- flockung einen großen Teil des Glykosides wieder erhalten. Die Ausscheidung ist der fast reine, ursprüngliche Körper, und es ist also das Glykosid in kaltem Wasser viel löshcher als in warmem. Zugleich mit der Ausscheidung tritt aber auch Bildung eines in Wasser überhaupt unlöslichen Zersetzungsproduktes ein, und hat man bis zum Sieden erhitzt, so besteht die Ausscheidung fast aus- schheßlich aus diesem neuen Körper. Es ist dies dieselbe Zersetzungs- reaktion, wie die Substanz sie auch erleidet in Berührung mit den meisten übrigen Solventien außer Chloroform. Das Gitalin läßt sich aber auch krystal- lisiert erhalten in Form seines Hydrates. Löst man das amorphe Glykosid bei gewöhnhcher Temperatur in 11/2 Teilen Alkohol, fügt sogleich % Teile Wasser zu und schüttelt um, so gesteht die ganze Lösung nach einigen Minuten zu einem festen Brei von krystallinischen Fragmenten, welcher schnell und kräftig unter Pressen abgesaugt und bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet werden muß. Die Kryställchen sind meistens zu Rosettchen vereinigt, diese zeigen aber durchaus Krystallstruktur, ganz verschieden von bloßen Sphäroki-ystallen oder gar Kugeln amorpher Substanzen und lassen sich beim Absaugen und Verreiben gut behandeln wie Krystallsubstanz, während z. B. das amorphe Gitalin ein unangenehmes, beim Zerreiben stark elektrisch werdendes Pulver bildet. Die Krystalle enthalten Kiy Stallwasser, welches sie schon im Vakuum über Schwefelsäure vollständig wieder ab- geben; die an freier Luft bis zur Gewichtskonstanz getrocknete Substanz erleidet hierbei ca. 12% Gewichtsverlust. Das Gitalin hydrat bildet eine eigentUche Modifikation für sich, mit von der Muttersubstanz teilweise ziemHch abweichenden Eigenschaften. Es schmilzt konstant bei 75"; man muß es hierbei in einem ganz feinen Schmelzpunktröhrchen erhitzen ; fast der ganze Röhrcheninhalt schmilzt dann glatt von unten beginnend und bloß die oberste Kuppe bleibt regelmäßig fest und schmilzt erst bei 150", da eben zu oberst das Krystallwasser beim Erwärmen entweicht. Das Hydrat unterscheidet sich vom w^asserfreien Körper auch durch se^ie Schwerlöslichkeit in W^asser und Alkohol, es braucht gegen 3000 Teile Wasser zur Lösung. Beim Entwässern über SchM-efelsäure steigt sein Schmelzpunkt wieder auf 150", um es dagegen wieder leichtlöslich zu machen, muß man es in Chloroform 128 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. lösen und mit Petroläther fällen. Durch die Gewinnung dieses krystallisierten Hydrates erhielt ich erst Garantie für die Reinheit und Einheithchkeit des neuen Glykosides. Die Krystallisation des sehr empfindhchen Körpers ist natürhch eine sehr delikate Operation, durch sachgewohntes und schnelles Arbeiten, besonders wenn man das abgesaugte Hydrat nicht erst trocknet, sondern sofort wieder zurück verwandelt, läßt sich aber die amorphe Modifikation vöIHg wasserlösUch und also unzersetzt, wiedererhalten. Die Zersetzung des Gitalins erfolgt, wie schon mehrfach erwähnt, bei längerer Berührung des- selben mit fast allen Lösungsmitteln außer Chloroform und kaltem Wasser. Hat man es auf die Darstellung des Zersetzungsproduktes abgesehen, so läßt man die Lösung des Gitalins in 15 Teilen ver- dünntem Alkohol auf dem Wasser bade eindunsten; oder man läßt die Acetonlösung 1 : 20 einige Stunden stehen, es scheidet sich darm in der erst klaren Flüssigkeit eine gelatinöse Fällung in der Menge von ca. 10% ab, die man absaugen kann. Die Umwandlung ist aber überall eine beschränkte und das erhaltene Produkt eine Mischung von Gitalin und Zersetzungsprodukt, welch letzteres sich vom ersteren durch seine Unlöslichkeit in Chloroform und in Wasser unterscheidet. Man schüttelt daher den Abdampfungs- rückstand oder die Acetonausscheidung mit 15 Teilen Chloroform kräftig durch und saugt ab. Der in Chloroform unlösHche Zersetzungs- körper wird durch Umkrystallisieren aus Alkohol gereinigt; er ist zuerst noch größtenteils amorph und nicht sehr schwer lösHch in Alkohol. Man kocht ihn mit 10 Teilen Alkohol und saugt heiß ab; der krystallisierte Teil bleibt ungelöst, die Lösung wird auf dem Wasserbade eingedunstet und der Rückstand wieder mit 10 Teilen Alkohol ausgekocht, bis alles unlöshch geworden ist. Dieses kreidige Pulver wird nun noch ein- bis zweimal wirklich umkrystallisiert ; es ist in allen Lösungsmitteln sehr schwer lösHch, am leichtesten noch in mäßig verdünntem Alkohol und braucht z. B. eine heiße Mischung von 300 Teilen Alkohol und 60 Teilen Wasser zur Lösung. Aus dieser scheidet es sich nicht aus beim Erkalten; sie wird daher auf dem Wasserbade abgedunstet bis auf etwa 1 : 30, wo sich reichlich Krystallmehl ausscheidet, welches nach dem Erkalten abgesaugt wird. % Anhydrogitalin, das auf diese Weise rein erhaltene Zersetzxmgsprodukt, ist ebenfalls noch ein Glykosid und zwar ein bisher noch unbekanntes, obschon F. Kraft: Olykosido dor Digitalisblättm-. 129 OS bei Verarbeitung von Digitalisauszügcn, wässerigen wie alko- holischen, immer auftritt. Es krystallisiert in schönen wetzstein- förmigcn Krystallen vom Schmelzpunkt 255"; häufig sind die Krystalle nur halb ausgebildet und haben dann die Form eines senkrechten Schnittes durch einen Schmelztiegel. Es ist vollständig unlöslich in Wasser, so gut wie unlöslich in Chloroform, Aether, P^sigäther und sehr schwer löslich in Alkohol und Methylalkohol, es braucht 800 Teile kochenden Aethylalkohol zur Lösung; das beste Lösungsmittel ist, wie schon erwähnt, schwach verdünnter Alkohol. Die Chloroformlösung, welche nach der Alkohol- odc^r Aceton- bchandlung des Gitalins von dem unlöshchen Anhydrogitalin ab- gesaugt A\'urde, enthält die Hauptmenge des Gitalins noch unver- ändert, nebst etwas neu entstandenem gelbem Harz, und etwas in Lösung gegangenem Anhydroglykosid. Um das Citalin wieder zu gewinnen, wird die Chloroformlösung mit Petroläther ausgefällt und die Fällung zur Entfernung des Harzes aus verdünntem Alkohol umkrystallisiert. Die Krystallisation kann nun durch Alkohol- behandlung weiter umgewandelt werden. Zwar ebenfalls umständHch, aber doch eher bequemer ist die Umwandlung des Gitalins durch Kochen seiner Wasserlösung. Die Lösung 1 : 600 Mird im kochenden Wasserbade etwa ^(, Stunde erhitzt und dann die ca. 50% betragende Ausscheidung abfiitriert. Durch Eindampfen des Filtrates erfolgt noch etwas weitere Aus- scheidung, die Hauptmenge aber verharzt hierbei. Man entzieht daher besser dem erkalteten Filtrate das darin verbliebene Gitalin durch Ausschütteln mit Chloroform und fällt es aus der Chloroforra- lösung durch Petroläther. Wieder mit 600 Teilen Wasser angerieben, gibt es beim Erhitzen neue kräftige Ausscheidung, und es kann so durch mehrmahge Wiederholung alles GitaUn umgewandelt werden. Die Wasserausscheidungen werden darauf wie oben um- krystalUsiert. Diese durch Erhitzen der Wasserlösung bewirkte Ausscheidung ist nicht etwa das ebenfalls schwerer lösliche Hydrat des Gitalins, sondern es tritt beim Kochen ebenso wie durch die Alkohol- behandlung eine Anhydrisierung ein. Eine reine im Vakuum über Chlorcalcium mehrere Wochen bis zum absolut konstanten Gewicht getrocknete Gitalinprobe ergab nach dem Abdunsten mit Aceton einen Gewichtsverlust von 1,5%. Ferner zeigt die Elementar- analyse, daß das neugebildete Glykosid eine erhebliche Anreicherung des C-Gehaltes erfahren hat, so daß ich daraus den Scliluß ziehe, daß die Umwandlung in einem Anhydrisierungsprozesse bestehe. Arch. d. Pharm. CCL. Eds. 2. Heft. 9 130 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter, Aus den soeben beschriebenen Eigenschaften des Gitahns geht hervor, daß bei seiner Darstellung aus den Digitahsblättern sehr sorgfältig vorgegangen werden muß, man hat von wässerigen Auszügen, die in der Kälte bereitet sind, auszugehen, ferner muß man vermeiden, daß die Substanz bei Gegenwart von Wasser auf Temperaturen über 30" erwärmt wird, drittens dürfen zur Auf- nahme des Körpers in organischen Solventien nur solche verwendet werden, denen gegenüber es indifferent ist, wie z. B. Chloroform. Die Ausbeute des Gitalins beträgt ca. 0,1%^. Wässerige Gitalinlösungen müssen durch feines Anreiben mit anfänglich wenig Wasser bereitet werden; sie schäumen stark beim Schütteln und reagieren auch bei längerem Stehen neutral. K i 1 i a n i und W i n d a u s^) beobachteten an ihrem, übrigens nicht als Reinsubstanz dargestellten Digitalein, daß dessen Wasser- lösung spontan sauer wurde und erklärten das durch allmähliche Hydrierung einer Laktonbindung. Diese Veränderung tritt bei meinem Glykoside nicht ein, dagegen zeigte es anfänghch an und für sich saure Reaktion, wenn man es auf einen mit Alkohol be- feuchteten Streifen Lackmuspapier legte. Diese Reaktion rührte von einer beigemengten spezifischen Digitalissäure her, welche ich rein darstellte; sie ist verschwunden, seitdem bei der Gitalin- darstellung die Chloroformlösung mit Natriumkarbonat geschüttelt wird. Gitalin gibt mit Tannin noch in einer Lösung 1 : 2500 Nieder- schlag, noch empfindhcher aber prüft man eine wässerige Lösung auf seine Anwesenheit durch einfaches Erhitzen. Gitalinlösungen sind auch sehr empfindlich gegen Spuren von Alkalien; das zu ihrer Darstellung dienende Wasser muß frisch destilliert sein und darf nicht vorher in Glasgefäßen gekocht werden; wenn es aus dem Glase Alkah aufgenommen hat und deshalb durch Jod- eosin rot gefärbt wird, so trüben sich damit bereitete Lösungen schon nach einigen Tagen. Hydrolyse des Gitalins und Anhydrogitalins. Gitalin wird schon bei gewöhnlicher Temperatur durch verdünnte Säure langsam gespalten, es entsteht hierbei in kleiner Menge ein Genin, welches sich als identisch mit Anhydrogi- taligenin erwies, die Hauptmenge des Glykosides aber ver- harzt bei dem zur völhgen Zerlegung nötigen langen Stehen; von einer Aufspaltung in der Wärme konnte bei der Empfindlichkeit des Gitahns kein richtiger Einblick erhofft werden. ^) Arch. d. Pharm. 237, 458. F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 131 Anhydrogitalin läßt sich in der Kälte nicht hydro- lysieren. in der Wärme dagegen sehr schnell und oline wesentliche Harzbildung. 1 g reines Anhydrogitalin wird mit 20 g Alkohol und 10 g verdünnter 10*^'o ig^'^ Salzsäure fünf Minuten lang auf dem kochenden Wasserbade erhitzt, wodurch vollständige Lösung und Spaltung ohne Gelbfärbung eintritt. Die Lösung wird sofort mit Wasser auf 125 g verdünnt und über Nacht stehen gelassen. Die abgesaugte, ausgewaschene und getrocknete Ausscheidung betrug 0,37 g; dem Filtrate Meß sich durch Chloroform noch 0,09 g etwas weniger rein entziehen. Dieses Anhydrogitaligenin Mird dann durch f mkrystallisieren aus Alkohol rein erhalten. Es löst sich in 12 Teilen kochendem Alkohol und krystalUsiert daraus in Bruchstücken von flachen Platten, welche bei 216 — 219" schmelzen ; die geringsten Spuren lösen sich in K i 1 i a n i'schem Reagens mit prachtvoller Violett färbung. Aus der mit Chloroform erschöpften Lauge wird in bekannter Weise der zugehörige Zucker erhalten; man schüttelt sie mit etwas mehr als der berechneten Menge frisch gefälltem Silberoxyd, sättigt das Filtrat mit Schwefelwasserstoff und läßt es im Vakuum über Schwefelsäure völlig eindunsten; nach dem Wiederaufnehmen mit wenig Wasser und Abfiltrieren des Silbersulfides hinterläßt die Lösung den Zucker als gelbgefärbten Sirup. Man löst denselben in 1-2 Teil Methylalkohol und setzt Aether hinzu, bis nach dem L'mschütteln keine Fällung mehr erfolgt. Die Lösimg hält ziemüch viel Zucker zurück, die Fällmig besteht ebenfalls aus Zucker nebst einer anorganischen Verum-einigung ; durch mehrmaHges Lösen und Wiederfällen bringt man nach und nach aUen Zucker in Lösung, während die Verum'einigung ungelöst bleibt. Die Methylalkohol- ätherlösungen scheiden nun beim Abdunsten den Zucker als gelb- liche von Krystallen erfüllte Masse aus. Beim Lösen in ganz wenig Methylalkohol und Versetzen mit Aether in kleinen Mengen wird dann der Zucker schön krystaUisiert in Täfelchen vom Schmelz- punkt 101" erhalten. Er gibt intensiv die K e 1 1 e r'sche Reaktion, welche nach K i 1 i a n i charakteristisch ist für die Digitoxose. Hiermit stimmt auch der Schmelzpunkt, und eine Vergleichung mit der aus Digitoxin dargestellten Digitoxose zeigte auch Gleichheit der KrystaUform. Eine kleine Menge Zucker blieb jeweilen unkrystalhsiert und gelbgefärbt zurück, doch Meß sich darin weder diirch Oxydation mit Salpetersäure noch mit Brom eine weitere Zuckerart nach-n-eisen, und es sind wohl nur die an- gereicherten Venmreinigimgen, welche eine Weiterkrystallisation verhindern. 132 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. G i t a 1 i n sowie Anhydrogitalin geben natürlich, eben wegen dieses Digitoxosepaarlings, die Kelle r'sche Reaktion, nämlich Blaufärbung der mit Schwefelsäure unter- schichteten Eisessiglösung, dazu aber noch oben in der Schwefel- säurezone Violettfärbung, oder was dasselbe ist, sie geben auch die K i 1 i a n i'sche Reaktion. Diese rülirt von dem anderen Paarling, dem Anhydrogitaligenin her, da sie aber auch dem Digitaligenin eigen ist, und auch die Schmelzpunkte der beiden Genine nahezu übereinstimmen, so war an Identität von Anhydrogitaligem'n und Digitahgenin zu denken. Dagegen ist das Resultat der Elementaranalyse ein total verschiedenes; Digitaligenin hat nach K i 1 i a n i ca. 76% C-Gehalt, Anhydro- gitaligenin nur 70%, ferner ergab eine Vergleich ung mit einem mir von Herrn Prof. K i 1 i a n i gütigst zur Verfügung gestellten Digitaligenin auch Verschiedenheit der Löshclikeit und Krystallf orm ; Digitahgenin löst sich in 5 Tailen heißem Alkohol und krystallisiert daraus in derben Prismen, Anhydrogitahgenin braucht zur Lösung 12 Teile heißen Alkohol und ki-ystallisiert daraus in dünnen Platten, eine Identität ist daher ausgeschlossen. Anhydrogitalin wird also bei der Hydrolyse zerlegt in Digitoxose und einen ihm eigentümhchen Körper, das Anhydrogitaligenin. Das Hydrolyseresultat ist für meine beiden neuen Digitalisglykoside dasselbe, indem eben das Gi talin zuerst anhj^drisiert, nebenbei aber bei seiner Zersetzhchkeit größten- teils verharzt. Die elementaranalytische Untersuchung der Substanzen lieferte folgende Resultate: Anhydrogitaligenin. 0,1443 g Substanz gaben 0,3699 g CO2 und 0,1179 g HgO = 69,91% C und 9,14% H. 0,1691 g Substanz gaben 0,4348 g CO2 und 0,1356 g HoO = 70,12% C und 8,97% H. 0,1714 g Substanz gaben 0,4405 g CO2 und 0.1387 g HgO = 70,09% C und 9,05% H. Daraus berechnet sich die Formel C22H34O5 mit 69,79% C imd 9,06% H. Anhydrogitalin. 0,1637 g Substanz gaben 0,3817 g CO2 und 0,1337 g H2O = 63,59% C und 9,13% H. 0,1661 g Substanz gaben 0,3879 g CO, und 0,1329 g HoO = 63,69% C und 8,95% H. F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 133 (>.ir)37 g Substanz gaben 0,3585 g CO2 und 0.1206 g HgO = 63.62% C und 8,77% H. 0,1608 g Substanz gaben 0,3775 g COa und 0.1262 g HjO = 64,00% C luid 8.78% H. Kinmit man an, daß sich je ein Molekül Anliydrogitaligenin mit einem Molekül Digitoxose vereinige, C22H34O5 + C6H12O4 — C28H46Ö9. so bekommt man für das Anliydrogitalin die Formel C'agHigOg; be- rechnet 63,83% C und 8,8"o H. G i t a 1 i n. 0,1501 g Substanz gaben 0,3416 g CO2 und 0,1155 g HOj = 62,07% C und 8,58% H. 0,1441 g Substanz gaben 0,3263 g CO^ und 0,1119 g HO2 = 61,74% C und 8,66% H. Aus der Formel des Anhydrogitalins ergibt sieh für diejenige des Gitalins CagHigOio mit 61,72% C imd 8,88% H. K r j- s t a 1 1 w a s s e r g e h a 1 1 des Gitalins. 0,2350 g krystallisiertes, lufttrockenes Gitalinhydrat verloren hn Exsikkator über H2SO4 0,0275 g H2O = 11,70%. 0,2032 g krystallisiertes, lufttrockenes Gitalinhydrat verloren im Exsikkator über H2SO4 0,0257 g HjO = 12,64%. C2SH48O10 + 4H2O: berechnet 11,68% H2O. Die aus einander abgeleiteten Formeln dieser Körper stimmen ganz gut zu den erhaltenen Analysenresultaten ; immerhin sind diese Formeln durch das vorliegende Material noch nicht genügend sicher gestellt, und ich betrachte dieselben erst als das ungefähre Bild der betreffenden hochmolekularen Substanzen. Weitere Glykoside, insbesondere das wirkhche Digitoxin konnte ich im Wasserauszuge der Blätter nicht entdecken. Zur nun folgenden alkoholischen Extraktion darf nur ein stark ver- dünnter Alkohol verwendet werden, da sonst nur große Mengen des hinderUchen Chlorophylls sich mit den weitern Glykosiden mitlösen, nicht aber etwa andere oder mehr Glykoside. II. Alkoholischer Auszug der Digitalisblätter. 4,5 kg der mit Wasser erschöpften, scharf abgepreßten, aber nicht weiter getrockneten Blätter werden mit einer Mischung von 3 kg Alkohol und 3 kg Wasser übergössen, über Xacht stehen ge- lassen, abgepreßt und sofort noch zweimal mit gleich verdünntem Alkohol ausgezogen, die vereinigten Auszüge mit emer konzen- trierten warmen Lösung von 0,5 kg Bleiacetat gefällt, abfiltriert und unter Zusatz von 10 g Calciumkarbonat auf ein Drittel ihres 134 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. Gewichtes am Wasser bade mit Rührer abgedampft. Hierbei bildet sich beträchthche Ausscheidung, welche zusammen mit dem Kalke abfiltriert wird. Dem Filtrate läßt sich auch durch Ausäthern nur noch ganz wenig Glykosid nebst reichlichen Mengen Luteolin entziehen. Der Filterinhalt wird nun mit 2%iger Sodalösung er- schöpfend ausgewaschen, was recht lange dauert, dann getrocknet, das trockene Pulver fünfmal mit je 150,0 g Chloroform ausgekocht, jeweilen abgesaugt und die Chloroformauszüge abdestilhert. Das Chloroform nimmt Digitoxin auf, die in Chloroform unlösliche Partie entliält außer Kalk noch ein weiteres Glykosid und wird nachher weiter verarbeitet. Die Chloroformauszüge geben 2,5 g grün gefärbten Rückstand, welcher sich mit kräftiger Grünfärbung in 100 g Alkohol löst. Durch Digestion mit 2 g Blutkohle kann dieser Lösung das Chloro- phyll entzogen werden, dagegen hält sie noch einen gelben Farb- stoff zurück. Sie wird mit 30 g Wasser versetzt und zur Trockene abgedunstet, der Rückstand mit der 30 fachen Menge Chloroform geschüttelt und, wenn auch nicht völlige Lösung eingetreten ist, nun unter ständigem Umschwenken die doppelte Gewichtsmenge Aether zulaufen gelassen, nach mehrstündigem Stehen die Fällung abfiltriert und mit etwas Aether gewaschen. Die Fällung, 1,5 g, ist jetzt ganz farblos, die Aetherlösung aber stark gelb. Durch Sodalösung läßt sich dieser Farbstoff nicht ausschütteln, wohl aber kann man das im Aether enthaltene Glykosid mit Benzol weiter reinigen. Man kocht den Rückstand der Aetherlösung mehrmals mit je 10 Teilen Benzol, welches ihn nur teilweise löst, läßt zu- sammen abkühlen und gießt dann die gelbgefärbte Lauge ab, bis sie keinen Farbstoff mehr aufnimmt. Man erhält so wieder etwa 0,5 g fast reines Glykosid und aus der goldgelben Benzollauge durch Abdestillieren und Wiederaufnehmen in ganz wenig Benzol noch- mals ein wenig, total mit der Aetherausscheidung zusammen 2,0 g. Digitoxin. Dieses Rohglykosid wurde von früheren Autoren als Digitoxin betrachtet ; es gibt aber mit K i 1 i a n i'schem Reagens Braunfärbung mit starkem Stich ins Violette; beim Umkrystal- lisieren aus Alkohol lassen sich daraus unlöshche Partien gewinnen, welche sich mit K i 1 i a n i'schem Reagens rein violett färben ; durch Lösen in Chloroform und Fällen mit Petroläther amorph gemacht, wird es zum Teil lösHch in Wasser. Es ergab sich daraus, daß eine Mischung vorliegt von Digitoxin mit G i t a 1 i n und A n h y d r o g i t a 1 i n, welche sich aber weder durch Kry- F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 135 stallisieren aus Alkoliol noch durch eine andere Methode direkt trennen Hessen; erst nach vöUigem Umwandeln des Gitalins in Anhydrogitahn auf umständlichem Wege war eine Reindarstellung des Digitoxins möglich. Die 2 g Rohglykosid werden hierzu mit 20 g verdünntem Spiritus mehrmals auf dem Wasserbade ein- gedunstet und der Rückstand dann mit 15 Teilen Chloroform kräftig geschüttelt und abgesaugt; hierbei bleiben von Chloroform un- gelöst auf dem Filter 0,55 g Substanz, welche rein violette Farben- reaktion gibt und sich zu reinem Anhydrogitalin um- krystallisieren läßt. Das Chloroformlösliclie wird weiter abwechselnd je mehrmals mit verdünntem Spiritus abgedunstet und wieder mit Chloroform behandelt, bis keine in 15 Teilen Chloroform un- löslichen Anteile mehr entstehen und bis die Farbenreaktion rein braun geworden ist. Em noch empfindlicheres Kriterium ist der Schmelzpunkt; wird unreines Digitoxin aus verdünntem Alkohol krystallisiert und an bloßer Luft getrocknet, so verrät sich ein GitaUngehalt durch mehr oder weniger starkes Sintern bei 75" und unscharfes Schmelzen bei ca. 220 *'. Das gereinigte Produkt wird dann in 15 Teilen Alkohol heiß gelöst, das Filtrat auf ein Drittel abgedunstet und krystalhsieren gelassen. Natürlich ist eine so umständliche Reinigung mit sehr großen Verlusten verbunden, und es wurde schheßlich eine Ausbeute von nur 0,15*^/0^ an reinem Digitoxin erhalten. Dieses löst sich in 12 Teilen kochendem Alkohol, zur Erzielung einer kräftigen Krystallisation muß die Lösung aber auf 1 : 5 konzentriert werden ; man erhält dann daraus schöne tafelförmige Krystalle, welche bei 245*^ schmelzen. Es löst sich auch in 15 Teilen heißem ver- dünntem Alliohol und diese Lösung gibt beim Erkalten kräftige Krystallisation. Das schärfste Merkmal für Reinheitsprüfung ist folgendes : Digitoxin aus verdünntem Alkohol von 69 — 70 Vol. -pCt, umkrystallisiert und an der Luft getrocknet darf bei 75 — 80 " absolut keine Sinterung zeigen. InKiliani's Reagens löst es sich mit rein brauner Farbe, in auffallendem Licht ist die Lösung undurchsichtig. Bei der Kelle r'schen Reaktion entsteht in der Trennungszone ein brauner Ring und darüber färbt sich der Eis- essig nach und nach blau bis blaugrün, nach unten in der Schwefel- säure entsteht gar keine Reaktion. In Wasser ist das Digitoxin ganz unlösHch, beim Kochen mit Alkohol und verdünnter Säure liefert es eine Lösung, welche F e h 1 i n g'sche Lösung kräftig reduziert. Zur Vornahme der Hydrolyse wurde 0,5 g Digitoxin mit 10 g Alkohol und 5 g verdünnter 10% iger Salzsäure 3 Minuten 136 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. im Wasserbade gekocht, dann mit Wasser auf 50 g verdünnt, nach einigen Stunden die Ausscheidung abfiltriert und der Lauge der noch darin enthaltene Anteil mit Chloroform entzogen. Durch Lösen in 6 Teilen Alkohol und sorgfältigen Zusatz von Wasser wurde das Digitoxigenin dann umkrystallisiert. Hierbei konnte ich nur farblose Krystalle von einer Krystallforni entdecken, dagegen gaben dieselben mit K i 1 i a n i'schem Reagens zuerst Braunfärbung mit ziemlichem Stich ins Violette. Durch weiteres Umkrystallisieren wurden dann kurze Bruchstücke von derben Krystallen erhalten, welche bei 230° zu erweichen beginnen und bei 236° geschmolzen sind. Eine Spur davon mit Kiliani- schem Reagens übergössen, löst sich sofort; die Lösung färbt sich langsam braun, nimmt dann vorübergehend leichten Violettstich an und ist nach y_^ Stunde wieder rein braun in durchfallendem Lichte, in auffallendem etwas trüb dunkelbraun. Die Farben- reaktion des reinen Digitoxigenins dürfte rein braun sein und die Beimengimg von violetten Nuancen dem Umstände zu- zuschreiben sein, daß das Digitoxin immer noch eine Spur Gi talin enthielt. Die vom Digitoxigenin abfiltrierte und auschloroformierte Lösung heferte dann bei der übhchen Verarbeitung ca. 0,3 g Zucker- sirup, aus dem sich Digitoxose herauskrystallisieren ließ. Die Gewichtsmenge derselben beweist deutlich, daß sie nicht bloß von einer Spur verunreinigenden Gitalins, sondern aus dem Digi- toxin selbst entstanden sein muß. Durch die Hydrolyse bin ich also zu demselben Resultate gelangt wie Kiliani, daß nämlich das Digitoxin ein Glykosid ist. Dagegen fand ich bezüghch einiger Eigenschaften des Digitoxins von Kiliani abweichende Resultate ; so erhielt dieser nebst dem über 240° schmelzenden wasserfreien Glykoside beim Umkrystallisieren aus verdünntem Alkohol noch ein bei 145 — 150° schmelzendes Hydrat. Ich konnte diesen Schmelzpunkt nie beobachten, sondern bekam von reinem Digitoxin auch mit verdünntem Alkohol nur die bei 246° schmelzenden Krystalle. Aus dieser sowie anderen Angaben betreffend Farbenreaktion und Ver- halten bei der Hydrolyse glaube ich den Schluß ziehen zu dürfen, daß K i 1 i a n i 's Digitoxin noch nicht ganz rein war, sondern einen ziemlichen Mitanteil des damals noch unbekannten Gitahns ent- hielt. Auch aus dem Merck 'sehen Handelsdigitoxin konnte ich regelmäßig nach meinem bei der Digitoxinreinigung angegebenen Verfahren erhebhche Mengen von Anhydro- F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 137 g i t a 1 i n , abscheiden und ieli führe die von K i 1 i a n i ^) am Merck 'sehen Digitoxin gemaclite Beobachtung, daß sich dasselbe schon beim Kochen mit verdünntem Alkohol zersetzte und welche er als Hydrolyse deutete, ebenfalls auf die Verunreinigung mit Gitalin zurück. Mischungen von Digitoxin niit Gitalin und A n - hydrogitalin geben oft aus Alkohol Krystallisationen, welche dem reinen Digitoxin sehr ähnlich sind und auch ziemhch scharf bei 220—2250 schmelzen. Der Begriff Digitoxin ist überhaupt nacli und nach ein etwas unklarer geworden. Digitoxin gibt die Keller 'sehe Reaktion, von welcher aber K i 1 i a n i nachgewiesen hat, daß sie nicht dem ganzen Glykosid als solchem eigentümhch ist, sondern nur seinem Zuckerspalthng, der Digitoxose. Es hat sich aber K e 1 1 e r 2) bei Ausarbeitung seiner chemischen Wertbestimmungs- methode der Digitalisblätter nur auf diese Farbenreaktion gestützt und daraufhin seine Glykosidfraktion, welche diese Reaktion ergab, kurzweg als Digitoxin erklärt. Andererseits bezeichnet er eine andere Fraktion, welche die K i 1 i a n i 'sehe Reaktion aufwies, als Digita- linum verum und geriet damit in Widerspruch mit K i 1 i a n i , welcher die Anwesenheit von Digitalinum verum in den Blättern in Abrede stellte. Wie ich zeigte, werden die beiden Farben- reaktionen aber auch von meinem Gitahn hervorgerufen und es ist in der Tat das Gitalin, welches in der Keller 'sehen Glykosid- mischung die beiden Reaktionen bewirkt. Zur Zeit als Keller seine Bestimmungsmethode ausarbeitete, war die Kenntnis der chemischen Bestandteile eben noch nicht fortgescliritten genug hierzu, andererseits genügen aber auch blcße Farbenreaktionen überhaupt nicht zur alleinigen Charakterisierung solcher Substanzen. Kürzhch liat J. B u r m a n n 3) über ein dem Gitalin ähn- liches Glykosid berichtet, das er Pseudodigitoxin nennt, ohne indes tiefer in seine chemische Natur einzudringen. Er stellte es dar aus einem dem Digitoxin Keller ähnlichen Rohmaterial und kommt ebenfalls zum Schluß, daß das nach Keller in den Digitalisblättern bestimmte Digitoxin nicht wirklich solches sei. Diese Folgerung geht jedoch etwas zu A\-eit, denn da Keller die Blätter gleich mit verdünntem Alkohol auszieht, so nimmt er daraus sowohl das Digitoxin als das Gitalin auf, letzteres wiegt aber allerdings quantitativ stark vor in dem Gemenge. 1) Ber. XL., 2996. 2) Ber. d. pharm. Ges. 7, 12.5. ') Schweiz. Wchschr. f. Pharm. 1911, 33. 138 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. Die Keller 'sehe Methode wurde eine Zeitlang viel ge- braucht zur Wertbestimmung der Digitalisblätter, bis Vergleiche mit physiologischen Bestimmungsmethoden zeigten, daß sie häufig irreführende Resultate ergab. Während bei frischen Blättern die beiden Methoden ziemlich übereinstimmende Resultate lieferten, nahm der Wert unsorgfältig aufbewahrter Blätter nach der phy- siologischen Prüfung, welche sich wässeriger Auszüge bedient, schnell ab, während er nach der chemischen Methode, welche ihre Auszüge mit verdünntem Alkohol macht, ziemHch gleich blieb. Dieses Ver- halten läßt sich nun leicht erklären, da es sich herausgestellt hat, daß das bestimmte Glykosid liauptsächHch aus Gitalin besteht, welches die Tendenz hat sowohl in ein krystallisiertes Hydrat, besonders aber in ein Anhydrid, überzugehen, welche beide in Wasser, besonders in heißem, fast unlöslich sind. Es bilden sich beim Aufbewahren schwer lösliche Gemische von Gitalin mit An- hydrogi talin, welche auch bewirken, daß ich bei der Darstellung des Gitalins nie seine Totalmenge in die wässerigen Auszüge erhalten konnte, sondern daß die mit Wasser erschöpften Blätter immer noch ziemlich viel Gitalin erst nachträglich zugleich mit dem Digi- toxin an den verdünnten Alkohol abgaben. Gitin. Die durch Abdampfen des Alkoholauszuges der Blätter erhaltene Ausscheidung enthält nach dem Entzüge des Digitoxins vermittels Chloroform noch ein zweites Glykosid. Durch mehrmaliges Aus- kochen mit reichhchen Mengen Alkohol und heißes Absaugen trennt man dieses vom Kalkkarbonat, konzentriert die Auszüge etwas, entfärbt sie mit Blutkohle und dampft sie zur Krystallisation ein. Durch Umkrystallisieren aus Alkohol werden die Krystalle so lange gereinigt, bis sie mit K i 1 i a n i 'schem Reagens absolut keine Farbenreaktion mehr geben und dann noch aus verdünntem 70%igen Alkohol umfcrystallisiert. Die Ausbeute beträgt ca. l^oo- Der Körper, den ich Gitin benennen will, krystallisiert in feinen verfilzten oder büschelig zusammengelegten Nadeln, welche bis 260*^ unverändert bleiben und dann bis 265° unter Verkohlung schmelzen. Er ist unlöslich in Wasser, Benzol, Essigäther, Chloro- form, löshch in 250 Teilen kochendem Methylalkohol, in 120 Teilen kochendem Alkohol und in 25 Teilen heißem verdünnten 70%igen Alkohol. Aus den heißen Lösungen scheidet er sich beim Abkühlen kräftig wieder aus. Die aus verdünntem Alkohol ausgeschiedenen Krystalle enthalten 11,5% Krystallwasser, welches sie bei 115*^ vollständig wieder abgeben; sie besitzen denselben Schmelzpunkt F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter. 139 wie die wasserfreien Krystalle, ja gewöhnlich ist der ilirige noch etwas höher und schärfer. Das Gitin löst sich in K i 1 i a n i 's Reagens, färbt dasselbe aber gar nicht und nach der physiologischen Prüfung, welche Herr Prof. Schmiedeberg vorzunehmen die Güte hatte, ist es ganz inaktiv. Gitin ist ein Glykosid, welches sich aber nur langsam hy- drolysieren läßt. 2 g wurden mit 80 g Alkohol und 40 g 10%iger Salzsäure 10 Stunden lang auf dem Wasserbade am Rückflußkühler gekocht, mit Wasser auf 400 g verdünnt und nach 24 Stunden die Ausscheidung abfiltriert imd ausgewaschen. Sie erwies sich bei der Prüfung als vollständig zerlegt und betrug 0,8 g. Dieses G i t i - g e n i n wurde aus Alkohol unikrystallisiert ; es braucht in reinem Zustande 25 Teile heißen Alkohol und krystalhsiert daraus in farb- losen schmalen, dünnen Prismen oder in dünnen Platten, welche unscharf bei 250 — 260° schmelzen und mit K i 1 i a n i 's Reagens ebenfalls nicht reagieren. Daneben wurde nach der übUchen Behandlung 1,1 g Zucker als Sirup erhalten; dieser gab bei der Oxydation mit Salpetersäure reichlich Schleimsäure und charakterisierte sich dadurch als Galaktose; eine andere Zuckerart konnte ich darin nicht ent- decken. Das Gitin zeigt in verschiedenen wichtigen Eigenschaften Uebereinstimmung mit dem Digitonin, sodaß ich erst Identität der beiden Glykoside vermutete. Genaue Vergleich ung mit K i 1 i a n i 's Originalpräparaten bestätigte diese Annahme aber nicht^), und es stellte sich inzw'ischen auch heraus, daß die Zucker- gruppe der beiden nicht dieselbe ist, indem Digitoxin neben Galaktose noch Glucose enthält. Dagegen weist das Gitigenin wieder große Aehnlichkeit auf mit dem Digitogenin. Durch das Ent- gegenkommen von Herrn Prof. K i 1 i a n i war ich auch hier in der Lage, die beiden miteinander zu vergleichen. Beide färben sich nicht mit K i 1 i a n i 'schem Reagens. Gitigenin braucht zur Lösung 25 Teile kochenden 95%igen Alkohol und krystalhsiert daraus entweder in schmalen dürmen Prismen oder in dünnen Platten vom Schmelzpunkte 250 — 260". DigitogeninKiliani braucht gleichviel heißen Alkohol zur Lösung und krystalhsiert daraus in denselben dünnen schmalen Prismen, welche aber bei 258 — 270° schmelzen. Ein von Herrn Prof. W i n d a n s stammendes Digitogeninmuster zeigt als Krystall- form die dürmen Platten und den Schmelzpunkt 260 — 263°. ^) Schweiz. Wchschr. f. Pharm. 1911, No. 17. 140 F. Kraft: Glykoside der Digitalisblätter.. 0,01 Gitigenin und 0,01 Digitogenin Kiliani wurden nun zu- sammen in 0,5 g Alkohol gelöst, die Lösung im Vakuum zur Trockne verdunstet und von der Mischung der Schmelzpunkt bestimmt zu 255 — 260 ". Der Schmelzpunkt dieser Substanzen ist nun zwar keine scharfe Konstante, immerhin aber ist durch die Mischung keine Veränderung derselben eingetreten, sondern derjenige des Gemisches liegt einfach in der Mitte. Wie mir Herr Prof. Kiliani mitteilte, besitzt dagegen das Acetyldigitogenin den scharfen Schmelzpunkt von 180 — 181 ''. Ich acetylierte nun das Gitigenin nach der Vorschrift von Kiliani und erhielt daraus ein Derivat, dessen Schmelz- punkt ebenfalls bei 180 — 181" liegt, so daß also an der Identität von Gitigenin und Digitogenin nicht mehr zu zweifeln ist. Das G i t i n wird also bei der Hydrolyse zerlegt in Galak- tose und in Digitogenin; es ist das dem Digitonin der Samen analoge inaktive Glykosid der Blätter. Bei seiner Analyse erhielt ich folgende Resultate: 1. 0,1638 g wasserfreie Substanz gaben 0,3321 g CO2 und 0,1190 g H2O. 2. 0,1755 g wasserfreie Substanz gaben 0,3551 g CO2 und 0,1280 g JiiO. 1. 2. C 55,25 55,18% H 8,05 8,09% Nach dem Ergebnis der Hydrolyse sollte die Bruttoformel des Gitins dieselbe sein, wie diejenige des Digitonins. Meine für den Kohlenstoffgehalt gefundenen Zahlen sind etwas höher als die von Kiliani für das Digitonin erhaltenen ; indessen hat eine Ab- leitung einer Formel daraus vorläufig keinen Zweck, da ja noch nicht einmal diejenige des Digitogenins völlig feststeht; ferner sind diese Verbrennungen sehr dehkater Natur, und gestatten allein keine sichere Ableitung dieser hochmolekularen Formeln. Die hauptsächlichsten Resultate meiner Untersuchung sind folgende : Das Digitalein der Blätter von DigitaHs purpurea wurde unter dem Namen Gi talin rein dargestellt und als Hydrat von der Formel CagH^gOio -f 4 HgO auch krystalhsiert erhalten. Gitalin ist gegen Temperaturerhöhung und Reagentien sehr empfindhch und geht leicht über in das beständige A n h y d r o - gitalin. F. W. Ca Hieß: AbküuDulinge des Propiophenons. 141 A n h y d r o oj i t a 1 i n wiid durch Hydrolyse zerlegt in A n - hydrogitaligenin und Digitoxose und steht also in chemischer Verwandtschaft zum Digitoxin. Die Digitalisblätter entiialten ferner ein dem krystalhsierten J)igitonin Kiliani der Samen verwandtes neues krystallisiertes Glykosid, das Gitin, welches sich hydrolisieren läßt in Digitogenin und Galaktose. Daneben enthalten die Blätter noch ein wirkhches, amorphes Saponin, ein Pentosenderivat, welches mit dem aus den Samen isolierten amorphen Digitonin Schmiedeberg identisch ist und für welches ich die Bezeichnung Digitsaponin vorschlage. Das Digitoxin ist ein wirkliches Glykosid. Das bei der chemischen Wertbestimmung der Blätter nach Keller erhaltene sogenannte Digitoxin besteht haupt- sächUch aus G i t a 1 i n mit wenig Digitoxin. Den Herren Prof. Schmiedeberg in Straßburg und Prof. Kiliani in Freiburg erstatte ich auch an dieser Stelle meinen verbindhchsten Dank füi' ihre gütigen Auskünfte. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-clieniisclien Institut der Universität Marburg. Von Ernst Schmidt. 236. Ueber einige Abkömmlinge des Propiophenons. Von Dr. F. VV. C a 1 1 i e ß, Apotheker. Nachdem durch die Untersuchungen von E. Schmidt und G. B ü m m i n g 1) festgestellt war, daß das Ephedrin und das Pseudoephedrin als Spaltungsprodukte Propiophenon und Methyl- amin hefern, schien die Möglichkeit gegeben zu sein, durch syn- thetischen Aufbau, ausgehend von dem Propiophenon, zu einem optisch inaktiven Isomeren jener Alkaloide zu gelangen. Unter der Annahme, daß dem Ephedrin und Pseudoephedrin die Formel: CgHg — CH — CH — CHg OH NH.CH,, 1) Dieses Archiv löOO, 147. 142 F. W. Calließ: Abkömmlinge des Propiophenons. zukommt, lag es nahe, das Propiophenon zunächst in a-Amido- propiophenon zu verwandehi, letzteres zu dem entsprechenden Karbinol zu reduzieren und dieses schließhch zu methyHeren: CeH.-CO-CH^-CHg Propiophenon CgHs— CO— CH . NH,— CH3 a - Amidopr opiophenon CgHs— CH . OH— CH . NH2— CH3 a - Amidopropiophenylcarbinol CgHs— CH . OH— CH . NH . CH3— CH3 Methylamido Verbindung. Ueber die Darstellung des cx-Amidopropiophenons finden sich in der Literatur zwei Angaben. Chr. Schmidt i) ging hierzu aus von dem Brompropiophenon, L. Behr-Bregowski^) von dem a-Isonitrosopropiophenon. Die Identität der aus diesen beiden Ausgangsmaterialien erhälthchen Amidopropiophenone ist bisher experimentell nicht festgestellt, obschon dieselbe sehr wahrscheinhch ist, nachdem A. Goehring^) den Nachweis erbracht hat, daß das durch direkte Bromierung des Propio- phenons gebildete Monobrompropiophenon als f>t -Brompropiophenon : CßHg — CO — CHBr — CH3, anzusprechen ist. Um die Identität der aus Brompropiophenon und aus a-Iso- nitrosopropiophenon darstellbaren Amidoketone experimentell fest- zustellen, wurden diese Verbindungen nach den Angaben von Chr. Schmidt, bezw. von L. Behr-Bregowski dar- gestellt und in ihren Eigenschaften direkt verglichen. Beide Amidopropiophenone haben sich hierbei als identisch erwiesen. Als Ausgangsmaterial für diese Versuche diente Propio- phenon, welches von C. A. F. K a h 1 b a u m in Berlin bezogen war. Dasselbe siedete bei 212°. Zur Ueberführung in Brompropio- phenon wurden nach Angaben von Chr. Schmidt viermal je 10 g Propiophenon in Arbeit genommen. Das auf diese Weise er- haltene Brompropiophenon wurde alsdann durch EinA\-irkung von PhtaHmidkahum in Phtahmidopropiophenon vom Schmelzpunkt 85 ° verwandelt, dieses durch Behandeln mit einer berechneten Menge von alkohohscher Kahlauge in das Kaüumsalz der Propiophenon- 1) Ber. d. ehem. Ges. 1889, 3251. 2) Ibidem 1897, 1521. 3) Dieses Archiv 1909, 142. F. W. Calließ: Abkömmlinge des Propiophenons. 143 phtalaminsäure übergeführt und aus letzterer dann durch Zusatz von Salzsäure die Propiophenonphtalaminsäure selbst, vom Schmelz- punkt 142", gewonnen. Das durch Kochen mit rauchender Salz- säure aus letzterer Verbindung in Lösung erhaltene Hydrochlorid des Amidopropiophenons \\Tarde von der ausgeschiedenen Ph talsäure getrennt, die Lösung desselben zur Trockne verdunstet und der Rückstand zur Entfernung der letzten Anteile der Phtalsäure von neuem in Wasser gelöst. Letztere Operation wurde zweimal wiederholt. Das auf diese Weise als gelbliche, krystalhnische Masse er- haltene Hydrochlorid wurde zur weiteren Reinigung hierauf in absolutem Alkohol gelöst und diese Lösung wiederholt mit wasser- freiem Aetlier überschichtet. Hierdurch schied sich das Hydrochlorid des Amidopropiophenons in dichten, feinen, weißen Nadeln, die bei 179 — 180'^ schmolzen, aus. Die nach wiederholter Schichtung mit Aether resultierende Flüssigkeit ^vurde schheßlich zur Trockne abdestilhert, der Rück- stand von neuem in absolutem Alkohol gelöst und diese Lösung nach Entfärbung mit wenig Tierkohle abermals mit Aether über- schichtet. Zur Darstellung des a-Amidopropiophenons nach B e h r - B r e g o w s k i wurde das Propiophenon zunächst nach den An- gaben dieses Autors durch Einwirkung von Amylnitrit und Salzsäure in u-Nitrosopropiophenon: CgHg — CO — CH.NO — CH3 verwandelt. Letzteres schmolz bei 110°; nach L. Classen und O. M a n a s s e^) schmilzt dasselbe bei 108 — 110°. Die Reduktion der Nitrosoverbindiuig zur Amidoverbindung erfolgte durch Zinn- chlorür und Salzsäure. Das hierdurch erhaltene Zinndoppelsalz schmolz bei 220°; nach B e h r - B r e g o w s k i bei 223 — 225°. Das durch Zerlegung dieses Zinndoppelsalzes durch Schwefel- wasserstoff erhaltene Hydrochlorid des a -Amidopropiophenons wurde schließhch, wie oben angegeben, zur KrystaUisation gebracht. Dasselbe bildete feine, weiße Nadeln, die bei 179° schmolzen; nach Behr-Bregowski bei 183—184°. Bei der Reduktion des f/-Nitroso propiophenons mit Zinn- chlorür bheb stets ein Teil desselben unverändert. Dasselbe konnte jedoch leicht durch Umkrystalhsieren aus heißem Wasser von dem ziemUch leicht löshchen Zirmdoppelsalze des a -Amidopropiophenons getrennt und dann durch nochmalige Behandlung mit Zinnchlorür in letzteres verwandelt werden. ^) Ber. d. ehem. Ges. 1889, 529. 144 F. W. Calließ: Abkömmlinge des Propiophenons. Das aus Brompropiophenon erhaltene Amidopropiophenon mag im nachstehenden als I, das aus Nitro sopropiophenon ge- wonnene als II bezeichnet werden. Hydrochloride, feine, lockere, weiße Nadehi, bei 179— 180 0, bezw. bei 179 « schmelzend. 0,268 g Amidopropiophenonhydrochlorid I lieferten 0,2087 g AgCl. Gefunden: Berechnet für CgHs— CO— CH.NHa— CH3, HCl: Cl 19,26 19,1 0,2939 g Amidopropiophenonbydrochlorid II lieferten 0,2308 g AgCl. Gefunden : Berechnet für CßHs— CO— CH . NH2- CH3, HCl : Cl 19,4 19,1 Nitrate. Zur Darstellung der Nitrate beider Amidoketone wurden die Filtrate der zur Chlorbestimmung benutzten Lösungen durch Schwefelwasserstoff vom überschüssigen Silber befreit und nach dem Abfiltrieren des Schwefelsilbers und Zusatz einiger Tropfen Salpetersäure bei gelinder Wärme eingedunstet. Nach einigem Stehen über Aetzkalk schieden sich aus diesen Flüssigkeiten gut ausgebildete, säulenförmige Krystalle aus, deren Schmelzpunkte überemstimmend bei 139 — 140*^ lagen. Platindoppelsalze. Zur Identifizierung wurden weiter beide Amidoketone in wässeriger Lösung zunächst mit Platinchlorid versetzt, und diese Gemische dami der KrystaUisation überlassen. Nach einiger Zeit schieden sich aus diesen Lösungen große, rotgelbe, säulenförmige Krystalle aus, die nach dem Trocknen im Exsikkator bei 195 — 196*^ schwarz wurden und unter Aufschäumen bei 200" schmolzen, was mit den Angaben von Behr-Bregowski übereinstimmt. Diese Platinate waren in Alkohol leicht, in Wasser weniger leicht löshch. 0,312 g des Platinsalzes des Amidopropiophenons I enthielten 0,087 g Pt. Gefunden: Berechnet für (CßHs— CO— CH.NHg— CH3)2H2PtCl6: Pt 27,88 27,50 0,2517 g des Platinsalzes des Amidopropiophenons II enthielten 0,0696 g Pt. Gefunden: Berechnet für (CßHs— CO— CH.NH2— CH3)2H2PtCl6: Pt 27,65 27,50 Golddoppelsalze. Weiter wurden beide Hydrochloride in Golddoppelsalze durch Versetzen ihrer wässerigen Lösung mit F. W. Callii'ß: Ahköjiuulinge des Propiopln'nons. 145 Ooldc'hloridlösung übergeführt, wobei sieh bald gelbe Nadeln aus- schieden, deren Schmelzpunkte nach dem Trocknen bei 151" lagen. , 0,3508 g dos Goldsalzes de« Aniidopro])iopheiions 1 enthielten 0.1413 g Au. Gefunden: Ber(>tlinc( für ("ßHi— CO— CH.NH,— CH,,. HAuCI,: Au 40.28 40.29 0.364 g des Goldsalzes des Aniidopropiophenons 11 enthielten 0.1464 g Au. Gefunden: Bereclinet für CeHj— CO— CH.NHo-CH.,. IlAuCl,: Au -10.22 40.29 Q u e c k s i 1 b e r (■ li 1 o r i d d o p j) e 1 s a 1 z e. Die wässerigen l^ösungen der Chloihydrate des Amidopropiophenons I und II wurden mit gesättigter Queeksill)erchloridlösung versetzt. Nach kurze?- Zeit schieden sich feine, weiße Nadeln in dichten Büscheln aus, deren Schmelzpunkte nach dem Umkrystallisieren aus Wasser, unter Zusatz von etwas Quecksilberchloridlösung, übereinstimmend bei 126" lagen. Durch die unten angeführten AnalysenMcrte ergab es sich, daß diese Quecksilberchloriddoppelsalze zwei Moleküle Queck- silberchlorid enthielten und mit einem Moleküle Wasser krystaUi- sieiten, so daß denselben die Formel: (CßHs— CO— CHNH.,— CH3) HCl -f 2 HgCl.^ + HoO zukommt. Als Quecksilber- und Chlorgehalt des aus dem Amidopiopio- phenon I dargestellten lufttrockenen Salzes Avurde ermittelt: 0,2683 g lieferten 0,1682 g HgS und 0,2604 g AgCl. Gefunden: Berechnet: Hg 54.02 53,7 Ci 24,01 23,8 Die Quecksilber- und Chlorbestimmung des lufttrockenen Quecksilberchloriddoppelsalzes aus dem Amidopro])iophenon II crgal) : 0,2036 g lioferten 0,1276 g HgS und 0,1971 g AgCl. Gefunden : Berechnet : Hg 54,00 53,7 Cl 23,94 23,8 Eine Wassergehaltsbestimmung Murde nur von dem aus dem Amidopropiophenon II dargestellten Salze ausgeführt, die folgenden Wert ergab: 0,7579 g verloren im Dampftrockenschranke 0,0174 g an Gewicht. Gefunden: Berechnet: H2O 2,29 2,41 Arch. d. rharm. CCL. lUU. 2. Heft 10 146 F. W. Ca Hieß: Abkömmlinge des Propiophenons. Beim Aviederholten Umkrystallisieren dieser Quecksilberchlorid- doppelsalze aus Wasser, ohne Zusatz von Quecksilberchlorid, wurde weiter ein Salz erhalten, das sich schon in der Krystallform wesent- lich von dem anfangs erhaltenen unterschied. Während sich die ersten Krystalle in dichten, drusenartigen Anhäufungen weißer, glänzender Nadeln ausschieden, bildeten die zuletzt erhaltenen Krystalle einzelne, mattweise Nadeln. Nach dem Abpressen zwischen Fheßpapier und vorsichtigem Trocknen an der Luft zeigten sie einen wesentlich höher liegenden Schmelzpunkt, nämlich 165°. Bei den wiederholt ausgeführten Versuchen, den Wassergehalt dieser Salze zu bestimmen, gelang es nicht, ein eindeutiges Resultat zu erhalten. Die Gewichtsabnahme erreichte weder beim längeren Trocknen über Aetzkalk im Exsikkator, noch beim Trocknen zu- nächst bei 65 — 70*^, später bei 90- — 95^ eine Grenze, wurde viel- mehr ständig größer. Gleichzeitig hiermit trat eine allmählich stärker werdende Gelb- bis Braunfärbung der vorher rein weißen Substanz auf. Es mußte daher mit einer langsam fortschreitenden Zersetzung dieser Verbindung gerechnet werden. Aus diesem Grunde wurden diese Salze im lufttrockenen Zustande analysiert, und ihnen auf Grund der hierbei ermittelten Werte die Formel: CßHs— CO— CHNHä— CH3, HCl -f HgCL, zuerteilt. Da diese Doppelsalze des Amidopropiophenons I und II in ihrer Krystallform, sowie in ihrem Schmelzpunkte vollständige Uebereinstimmung zeigten, so wurde nur von dem Quecksilber- chloriddoppelsalze, das aus dem Amidopropiophenon I gewonnen war, eine Quecksilber- und Chlorbestimmung ausgeführt. 0,1970 g lieferten 0,0996 g HgS und 0,1851 g AgCl. Gefunden: Berechnet: Hg 43,56 43,81 Cl 23,24 23,33 P i k r a t e. Wurde zu der wässerigen Lösung beider Amido- propiophenonhydrochloride Natriumpikratlösung zugesetzt, so schieden sich die entsprechenden Pikrate als gelbe, fein krystallinische Massen aus, die sich durch Umkrystallisieren aus Alkohol in gelbe Nadeln überführen ließen. Beide Pikrate bräunten sich in Ueber- einstimmung mit den Angaben von Behr-Bregow'ski bei 145'' U7id schmolzen unter Schw^arzfärbung bei 160°. Z i n n d o p p e 1 s a 1 z e. Zur weiteren Identifizierung wurde noch das Amidopropiophenon I in seine Zinndoppelverbindung übergeführt und mit dem bei der Darstellung des Amidopropio- F. W. Calließ: Al)k;öininlinge des Propiophenons. 147 phenonll als Zwischenprodukt erhaltenen Zinndoppelsalze verglichen. In ihrem Schmelzpunkte zeigten beide Doppelsalze vöUige Ueber- einstimmung; er lag bei 219 — 220". Eine Zinnbestimmung des Zinndoppelsalzes des Amido- propio])henons I ergab: 0,230 g lieferten 0,0556 g. SnO^. Gefunden: Berechnet für (C^Hä— CO— CHNH^— CH3)2H.,SnCl8: 8u 1!).05 18,83 Füi- das Zinnchloriddoppelsalz des Amidopropiophenon II A\ urde gefunden : 0,342 g lieferten 0.0823 g SnOa- Gefunden: Berechnet für (CgHs— CO— CHNHa— CH3)2HoSnCl8: Sn 18.96 18,83 Durch diese vergleichende Untersuchung, deren Ergebnisse zur besseren Uebersicht in Form einer Tabelle hier noch einmal zu- .sammengestellt sind, ist der Beweis erbracht, daß die Amidoketone I und II identisch sind. Reduktion des a-Aniidopropiophenons. Die Reduktion des a-Amido propiophenons zu dem ihm entsprechenden sekundären Alkohole, dem Amidoäthylphenyl- karbinol : CßH,— CHOH— CHNHa— CH3 ei folgte nach der von M. K o h n ^) angegebenen Methode mit Hilfe von Xatriumamalgam in saurer Lösung. In Anlehnung an diese Angaben A\'urde zu einer Lösmig von 15 g des salzsauren Amidoketones hi etwa 400 ccm Wasser 240 g 4%iges Natriumamalgam und gleichzeitig ein Gemisch von 60 g 25°;-iger Salzsäure und 420 g Wasser in kleinen Mengen im Verlaufe von 24 Stunden zugesetzt. Durch Eiskühlmig wurde die Tempe- ratur dieses Reaktionsgemisches andauernd zwischen 0*^ und 5" erhalten und gleichzeitig sorgfältig darauf geachtet, daß die Flüssig- keit stets saure Reaktion zeigte. Nachdem das Natriumamalgam und die verdünnte Salzsäiu-e unter diesen Vorsichtsmaßregeln all- mählich eingetragen \\-aren, A\-urde die Lösung vom Quecksilber abfiltriert, mit Natronlauge bis zur scln\-ach sauren Reaktion ver- setzt und zunächst auf dem Wasserbade auf ein kleines Volumen eingeengt, dann im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure völlig eingetrocknet. Zur Entfernung des gebildeten Chlornatriums ANiirde ') Wiener akademische Monatshefte 1907. 330. 10* 148 F. W. Calließ: Abkömmlinge des Propiophenons. F. W. Ca Hieß: Abkömmlinge des Propiophenons. 149 der trockene Rückstand alsdann wiederholt mit absolutem Alkohol ausgezogen und diese alkoiiolische Lösung, die das Reduktions- produkt, das salzsaure Amidoäthylphenylkarbinol, enthalten nmßte, ■\\ ieder verdunstet. Hierbei blieb schließlich eine graubraune Masse zurück, die direkt ziuiächst nicht in eine krystallisierte Form über- gcfüiut werden konnte. Es A\-urde daher ein Teil dieses Produktes in Alkohol gelöst und diese Lösung mit alkohohscher Platinchlorid- lösuiig versetzt, um das Platinsalz dieser Verbindung zu ge\\'innen. Da j(doch auch dieses sich nicht krystalhnisch, sondern nur in öligen Tropfen ausschied, so wurde das Platin durch Schwefelwasser- stoff ^\ieder entfernt und die hierdurch gCMonnene braungelbe Flüssigkeit zur Aveiteren Reinigung zunächst mit gesättigter Queck- silbcrchloridlösung versetzt. Bei ruhigem Stehen schieden sich hierdurch bräunliche, amorphe Flocken ab, so daß dicdarüber stehende Flüssigkeit bedeutend Mcniger gefärbt erschien. Nach dem Abfil- trieren dieser Flocken AAurde das Quecksilber durch Schwefelwasser- stoff nieder ausgefällt, und das jetzt nur noch schwach gelbhch gefärbte Filtrat nach dem Einengen auf dem Wasserbade wiederum mit alkoholischer Platinchloridlösung versetzt. Nach wiederholtem l'mkrystallisieren der hierdurch bewirkten Fällung schieden sich schwer löshche, gelbrote, sternförmig angeordnete Ivrystallnadeln aus, die beim Trocknen über Aetzkalk zu einem gelbroten Pulver zerfielen und den Schmelzpunkt 187 — 188° zeigten. Zur Identifizierung des Amidoäthylphenylkarbinols woirde zunächst dieses Platinsalz einer Untersuchung unterzogen. • 1,3868 g verloren im Wassertrockenschranke 0,0171 g Wasser. Berechnet für Gefunden: (CßHs— CHOH— CHNH.— CH3).,H2PtCl6 + 2H2O: H,0 4,42 4,81 a) 0,081 g bei 100" getrockneter Substanz lieferten beim Glühen 0.0223 g Pt. b) 0.2072 g bei 100" getrockneter Substanz lieferten beim Glühen O.0729 g Pt. 0,2795 g im Wassertrockenschranke bis zur Gewichtskonstanz getrocknete Substanz lieferten 0,3089 g CO2 und 0,1035 g üjO. . ' Berechnet für Gefunden: (Cfills— CHOH— CHNHo— CH3)2H2PtCl6: C 30,14 30,33 H 4.14 3,93 Pt n) 27,53 b) 27,28 27,38 Nachdem durch diese Analysenwerte das vorhegende Platüi- doppelsalz als das des Amidoalkohols charakterisiert war, wurde seine m ässerige Lösung durch Schwefel\\'asserstoff vom Platin befreit, 150 F. W. Ca Hieß: Abkömmlinge des Propiophenons. und das Filtrat in das Golddoppelsalz übergeführt. Nach wieder- holtem Umkrystallisieren aus verdünntem Alkohol resultierte dasselbe in gelben, seidenglänzenden Büschelnadeln, die nach dem Trocknen im Exsikkator bei 130" schmolzen. 0,4284 g lieferten beim Glühen 0,1719 g Au. Gefunden: Berechnet für CfiHg— CHOH— CHNH,— CHg, HAuCl^: Au 40,13 40,12 Weiter wurde hierauf versucht, aus diesen Doppelsalzen das Chlorid des Amidoäthylphenylkarbinols darzustellen. Zu diesem Zwecke wurde nach Entfernung des Goldes bezw. des Platins durch Schwefelwasserstoff das Filtrat dieser Niederschläge zur Trockne verdampft, der Rückstand mit absolutem Alkohol aufgenommen und diese Lösung mit wasserfreiem Aether überschichtet. Hierbei schieden sich an der Schichtgrenze weiße, feine Nadeln aus. 0,1786 g lieferten 0,139 g AgCl. Gefunden: Berechnet für CeHg— CHOH— CHNH2— CH3, HCl: Cl 19,2 18,9 Da auf diesem Wege nur eine geringe Ausbeute an reinem Amidoalkoholhydrochlorid zu erzielen war, so A\'urde versucht, diese Verbindung dem eingedampften Filtrate vom Scliwefel- wasserstoffniederschlage der mit Quecksilberchlorid gereinigten Lösung durch längeres Kochen mit Petroläther am Rückflußkühler zu entziehen. Nach dem Abfiltrieren und Erkalten schieden sich zwar feine weiße Nadeln aus diesem Lösungsmittel aus, jedoch war auch hier die Ausbeute wenig befriedigend. Eine bessere Ausbeute ergab sich dagegen, als die konzentrierte Lösung dieses Chlorids mit entwässertem Natriumkarlxtnat alkalisch gemacht und dann wiederholt mit Chloroform ausgeschüttelt wurde. Nach dem Ver- jagen des Chloroforms blieb eine gelbliche, krystallinische Masse zurück, die mit Aether am Rückflußkühler drei Stunden lang gekocht wurde. Aus der schnell filtrierten ätherischen Lösung schieden sich bald schwach gelbhch gefärbte Einzelkrystalle aus, die naeli dem Trocknen über Aetzkalk bei 101*' schmolzen. 0.1251 g lieferten 0,3271 g CO2 und 0,0099 g HjO. Gefunden: Berechnet für CgHg— CHOH— CHNH,- CH3 : C 71,31 71.51 H 8,85 8,60 Dieses freie Amidoäthylphenylkarbinol wurde .sodann in sein salzsaures Salz übergeführt, das in farblosen Nadeln krystallisierte und bei 191" schmolz. 0,1428 g lieferten 0,1086 g AgCl. Gefunden: Berechnet für (CgH^— CHOH— CHNH^— CH3)HC1: Cl 18,81 18,9 F. W. ( allifß: Ahköninilinge des Propiopherions. 151 ^lethylierimg des Amidoäthjlphenylkarbinols. Zur Methylierung des Amidoäthylphenylkarbinols wurde 1 g seines Hydroehlorids in 15 com Methylalkohol gelöst, diese Lösung mit einer berec-hneten Menge methylalkoholischer Kahlauge und dann mit Jodmethyl im Ueberschuß versetzt. Nach achttägigem Stehen bei ge^ öhnlicher Temperatur Avurde hierauf dieses Reaktions- gemisch auf dem Wasserbade zur Entfernung des Methylalkohols und des überschüssigen Jodmethyls eingedunstet, der Rückstand mit Wasser aufgenommen und die Lösung mit feuchtem C'hlor- silber versetzt, um das Methyherungsprodukt in sein Chlorid über- zuführen. Das Filtrat von dem Chlorsilber und Jodsilber Murde dann auf dem Wasserbade zur Trockne verdampft, der Rückstand mit Alkohol ausgezogen und versucht, durch Zusatz von Platin- chloridlö.sung ein Platinsalz darzustellen. Eine krystallisierende Verbindung konnte jedoch hieraus nicht isoliert werden. Es \^-urde daher eine weitere Probe des Amidoäthylphenyl- karbinolhydrochlorids (1.5 g) in der gleichen Weise in Methylalkohol gelöst, die.se Lösung mit Kalilauge versetzt und dies Gemisch dann vier Stunden im geschlossenen Rolire auf 100*' erhitzt. Nach dieser Zeit wurde dies Produkt der gleichen Behandlung mit Chlorsilber, wie oben angegeben, unterzogen. Hierbei gelang es, aus alkohohscher Lösung ein in kleinen Nadeln krystallisierendes PlatindoppeLsalz darzust.ellen, dessen Schmelzpunkt nicht scharf zu beobachten war; bei 190" schwärzte sich diese Verbindung, um unter Aufschäumen zwischen 193" und 195'^ zu schmelzen. 0,5435 g lieferten beim Glühen 0,1455 g Pt. Gef luiden : Pt 26,77. Ein Platindoppelsalz der Formel: (CßH.,— CH(3H— CHNHCH3— CH3), HoPtClg würde 26.35% Platin, ein Platindoppelsalz der Formel: ( CgH.— CHO H— CH NfCHg].,— CH3),HoPtClg dagegen 25.39°o Platin enthalten. Aus der Platinbestimmung dieses Doppelsalzes war somit nicht zu ersehen, welche Verbindung hier vorlag. Es mußte ferner mit der Möglichkeit gerechnet Averden, daß das erhaltene Methyhe- rungj^produkt nicht nur ein Gemisch der obigen Verbindungen darstellte, sondern sich vielleicht im wesentlichen nur aus einem Doppelsalze einer quaternären Ammoniumbase zusammensetzte. Es war dies um .so wahr.scheinlicher. als bei den Methvlierunes- 152 F. W. Calließ: Abköininlinge des Propiophenons. versuchen des Ephedrins und des Pseudoephedrins, neben wenig tertiärer Base, im ^esenthchen quaternäre Base gebildet wird. Es wurde daher eme Trennung dieser möghcherweise aucli hier vorhegenden Methyherungsprodukte versucht, indem das bei der Methyherung des Reduktionsproduktes mit Jodmethyl in der Kälte erhaltene Jodid nicht mit Chlorsilber, sondern mit frisch gefälltem Silberoxyd umgesetzt und das so erhaltene Gemisch dann in einem Scheidetrichter zunächst mit Aether ausgeschüttelt wurde. Hierbei mußte die tertiäre Base von dem Aether aufgenommen und von der quaternären, die in der wässerigen Lösung verbleibt, getrennt werden. Der Aether hinterließ nach dem Verdunsten nur wenige öhge Tropfen. Die geringe Menge dieser, vielleicht tertiären Base wurde in ihr Golddoppelsalz übergeführt, von dem jedoch nur ganz wenige Fhtterchen erhalten werden konnten. Die wässerige Flüssigkeit, welche die Hauptmenge des Re- aktionsproduktes in Gestalt der quartären Base enthalten mußte, wurde dann abfiltriert, etwa gelöstes Silber durch Zusatz von wenig Salzsäure ausgefällt und die ganze Flüssigkeit dann nach dem Einengen auf dem Wasserbade in ein Golddoppelsalz übergeführt. Dieses bildete nach dem Umkrj'stalhsieren gelbe blätterige Krystalle, die in Wasser .«chwer löslich waren und den Schmelzpunkt 171 bis 172'^ zeigten. a) 0,2188 g lieferten beim Glühen 0.0808 g Au. b) 0,6366 g lieferten beim Glühen 0,2356 g Au. Berechnet für Gefunden: CßHa— CHOH— C2H4N(CH3)3C1, AUCI3: Au a) 36,93 b) 37,01 36,96 Aus diesem Golddoppelsalze wurde dann das Gold durch Schwefehvasserstoff entfernt und die Lösung durch Zusatz von Platinchloridlösung in ein Platindoppelsalz übergeführt. Letzteres resultierte in in Wasser schwer löslichen, fernen Nadehi, die bei 2450 schwarz wurden und bei 247" unter Aufschäumen schmolzen. 0,2553 g heferten beim Glühen 0,0626 g Pt. Gefunden: Berechnet für (CgHs— CHOH— CaHiXLCHsJaCO^PtCU: Pfc 24,52 24,50 Diese Doppelsalze sind isomer mit den entsprechenden Ver- bindungen der optisch aktiven quaternären Methylammonium- basen des Ephedrins und des Pseudoephedrins, welche von M i 1 1 e r 1) und von E m d e ^j dargestellt sind. Diese Dop])elsalze 1) Dieses Archiv 1902, 490. 2) Ibidem 1906, 246. F. VV. C'alließ: Abkömmlinge (hv rro|)io|)henonp. 1.').'] müßten dagegen identisch sein mit Verbindungen, die A. G o e h r i n g M dargestellt hat, indem er das mit Hilfe der G r i g n a r duschen Reaktion dargestellte Aethylphenylkarbinol bromierte und dann dieses Produkt mit Trimethylamin in absolut- alkoholisc-lier Lösmig in Reaktion versetzte. Die Eigenschaften des aus diesem Einwirkungsprodukte erhaltenen Golddoppelsalzes sind in der Tat denen der im vorstehenden beschriebenen Ver- bindung sehr älinlicli. dagegen weiclien die Platindoppelsalze in den ►Sclnnelzpunkteu voneinander ab. Ueber weitere Methylierungsversuche des Amidokarbinols ■wird sj)äter belichtet Axeiden. Methylierung des Aniidopropiophenons. Die Methylierung des Aniidopropiophenons wurde mit Methyl- sulfat versucht. Das Resultat war jedoch nicht das gewünschte. Es Murde daher derselbe Weg eingeschlagen, wie bei der Methy- lierung des Amidoäthylphcnylkarbüiols und auch die dort als zweck- mäßig befundene Trennung der Methyüerungsprodukte durch Aus- schütteln mit Aetlier ausgeführt. Das Reaktionsgemisch Avurde A\ie dort acht Tage bei geAvöhnlicher Temperatur stehen gelassen, dann mit feuchtem Silberoxyd umgesetzt und hierauf mit xVether ausgeschüttelt. Der Rückstand der Aetherlösung Murde alsdann mit Salzsäure aufgenommen und die Lösung mit Goldchloridlösung versetzt, wobei sofort ein dichter, flockiger Niederschlag entstand. Durch Umkrystallisieren aus heißem Wasser konnte dieses Gold- doppelsalz in glänzende kleine Blättchen verwandelt M'erden, die scharf bei 152 "^ schmolzen. 0,2625 g lieferten beim Glühen 0.1003 g Au. Gefunden: Berechnet für CßH^— CO— C2H4N(CH3)2HAuC]4: Au :]8,2 38,1 Die restierende wässerige Flüssigkeit wurde sodann von dem Silberoxyd abfiltriert, mit Salzsäure versetzt und gleichfalls in das Golddoppelsalz übergeführt. Dieses bildete dem vorigen ähnUche, gleichfalls in Wasser schwer lösliche Blättchen, deren Schmelzpunkt zwischen 152» und 153« lag. 0,479 g lieferten beim Glühen 0,1778 g Au. Gefunden: Berechnet für CeHj— CO— C.,H4N(CH3)3AuCli: Au 37,13 37.11 « ^) Ibidem 1909, 14ö. 154 E. Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. Das erste dieser beiden Golddoppelsalze war denmach als das der tertiären Verbindung, das zweite als das der quartären Verbindung des Methylierungsproduktes anzusprechen. Zur weiteren Kennzeichnung wurde das Golddoppelsalz der quartären Base durch Schwefelwasserstoff vom Golde befreit und diese Flüssigkeit dann in ein Platinsalz übergeführt. Dasselbe krystallisierte in kleinen, rotgelben Nadeln, die sich in Wasser nur schwer lösten. Dieses Doppelsalz schwärzt sich bei 212" und schmilzt dann bei 215 o. 0,3542 g lieferten beim Glühen 0,088 g Pt. Gefunden: Berechnet für (CsHs— CO— C2H4N[CH3]3)2PtCl6: Pt 24.85 24,62 Diese quartäre Base ist bereits früher von A. G o e h r i n g ^) dargestellt worden. Bei der Einwirkung von Trimethylamin auf a-Brompropiophenon erhielt derselbe ein Golddoppelsalz der quartären Base mit dem Schmelzpunkte 156°, das entsprechende Platindoppelsalz zeigt nach Goe bring einen bedeutend höher liegenden Schmelzpunkt : 231 °. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch -chemischen Institut der Universität Marburg. 237. Ueber das Ephedrin und Pseudoephedrin. Von E r n s t S c h ni i d t. (Emgegangen den 12. II. 1912.) Die nachstehenden Mitteilungen betreffen einen Teil einer größeren Reihe von Versuchen, mit welchen ich im Verein mit meinen Schülern seit mehreren Jahren beschäftigt bin^), von Versuchen, die einesteils bezwecken, die Konstitution des Ephedrins und Pseudo- ephedrins zu ermitteln, anderenteils diese Basen selbst, oder Menig- stens Isomere derselben, s;y^^thetisch darzustellen. Nachdem sich bei diesen Versuchen ergeben hatte, daß Ephedrin und Pseudoephedrin 1) Dieses Archiv 1909. 144. 2) Dieses Archiv 1902. 481; 1904, 380; 1905, 73; 1906, 239; 241; 1908, 210; 1909, 141; 1911, 305. Apotheker- Zeitun* 1910, 677; 1911, 368. E, Schmidt: Ephedrin und Pseudoephedrin. 155 strukturidentische Basen sind, deren Konstitution mit Wahrschein- lichkeit durch die Formel (•«H5 -CH-CH-CH,, ÖH NH.CH3 zum Ausdruck gelangt, schien es von Interesse zu sein, ein Verfahren zu finden, nach welchem diese beiden optisch aktiven Alkaloide inaktiviert Mcrden können, um dann diese inaktiven Verbindungen sowohl untereinander, als auch mit einer synthetisch dargestellten Base obiger Konstitution zu vergleichen. Obschon diese Versuche, welche durch Herrn F. W. C a 1 1 i e ß zur Ausführung gelangten, bisher noch nicht zu dem gewünschten Resultate geführt haben, so Murden doch dabei eine Reihe von recht bemerkenswerten Beob- achtungen gemacht, die vielleicht für die weitere Erforschung de» Aufbaus der Moleküle jener beiden isomeren Alkaloide von Werfe sein können. Es hat sich bei diesen Versuchen, wie aus der nachstehenden Abhandlung hervorgeht, zunächst ergeben, daß das Ephedrin gegen Baryumhydroxyd bei höherer Temperatur beständig ist. indem es hierdurch weder inaktiviert, noch zu Pseudoephedrin umgelagert wird. Pseudoephedrin geht dagegen unter den gleichen Versuchs- bedingungen in Ephedrin über. Dem Verhalten gegen Baryumhydroxyd entspricht das Ver- halten des Ephedrins und Pseudoephedrins gegen alkoholische Kali- lauge. Dagegen wickelt sich der Reaktionsverlauf im entgegen- gesetzten Sinne unter dem Einfluß der konzentrierten Schwefelsäure ab, indem hierdurch, abgesehen von sekundären, noch weiter zu ver- folgenden Reaktionen^), das Ephedrin in Pseudoephedrin verwandelt wird. Diese Umwandlung des Ephedrins in Pseudoephedrin ist hier- bei anscheinend eine vollständige, sie unterscheidet sich daher Mcsenthch von der, AAclche beim Erhitzen mit Salzsäure von 25% eintritt, indem hier das Ephedrin nur zum Teil in Pseudoephedrin übergeht. Da umgekehrt, ^^'ie ich ebenfalls früher gezeigt habe, das Pseudoephedrin unter den gleichen Versuchsbedingungen in ^) Sowohl das durch Einwirkung von konzentrierter Schwefel- säure in der Kälte, als auch in der Wärme aus Ephedrin und Pseudo- ephedrin erhaltene Reaktionsprodukt lieferte, nach dem Entfernen der Schwefelsäure durch vorsichtigen Zusatz von Barytwasser und darauffolgendes Ansäuern des Filtrats mit Salzsäure. Ijeim Vermischen mit Quecksilberchloridlösung sofort eine weiße, flockige Fällung, während dies bei dem Ephedrin und dem Pseudoephedrin nicht der Fall ist. 156 F. W. C'alließ: Ephedrin und Pseudoephedrin. entsprechendem Umfange in Ephedrin verwandelt wird, so handelt- es sich bei der Einwirkung der Salzsäure auf diese Basen nur um eine reversible, umkehrbare Reaktion. In dem Verhalten gegen Essigsäureanhydrid und gegen sal- petrige Säure stellen sich das Ephedrin und Pseudoephedrin der durch konzentrierte ScliAvefelsäure bedingten Reaktion insofern zur Seite, als aucli durch diese Agentien eine Umwandlung des Ephedrins in Pseudoephedrin bewirkt MÜ'd, während das Pseudoephedrin selbst hierdurch keine Umlagerung erfährt. Es sind daher die bei dem weiteren Reaktionsverlauf Aus dem Ephedrin und dem Pseudo- ephedrin gebildeten Monoacetylderivate und Nitrosoverbindungen identisch. In welcher Weise die im vorstehenden skizzierten und im nachstehenden ausführlicher beschriebenen Beobachtungen durch die verschiedenartige räumhche Gruppierung der Einzelatome im Molekül dieser strukturidentischen Alkaloide zu erklären ist, mag zunächst dahingestellt bleiben. Es wird dies mit einiger Sicherheit erst dann möglich sein, wenn die Konstitution des Ephedrins und Pseudoephedrins experimentell noch sicherer festgestellt sein wird, als dies bisher der Eall ist. Ich hoffe, daß das weitere Studium der Siialtungsprodukte der quaternären Ammoniumbasen dieser beiden Alkaloide, sowie der damit isomeren Abkömmhnge des Pro- piophenons und Methyl-Benzylketons, welches mich schon längere Zeit beschäftigt, hierfür einige weitere Anhaltspunkte liefern Avird. Hierüber soll in einer späteren Abhandlung berichtet werden. Versuche zur Inaktivierung" des naturellen Ephedrins und Pseudoephedrins. Von Dr. F. W. C a 1 1 i e ß. Apotheker^). Die Inaktivierung des linksdrehenden Ephedrins und des rechtsdrehenden Pseudoephedrins \\-urde zunächst versucht durch Einwirkung von Barjnimhydroxyd, von alkohohscher Kahlauge und von konzentrierter Schwefelsäure, sowie durch Ueberführung beider Basen in Acetylderivate und in Nitrosoverbindungen, und darauffolgende Regeneration derselben aus diesen Verbindungen. Als Ausgangsmaterial für diese Versuche diente naturelles Ephedrin- und Pseudoephedrinhydrochlorid, M'elches in chemischer Reinheit von E. Merck in Darmstadt bezogen war. 1; Aui^zvlg aus der Inauüural -Dissertation, Marbiu-g 1912. V. W. Ca Hieß: Kpliodrin iiiid Pseudocphcdrin. 157 A. Vorhalten ^oi^en Baryiimhydroxyd. 1. F] j) h (' (1 r i II. Je 1 ff EiilKHlriiiliydroc'hlorid Murde mit Bai-ytwasser bis zur stark alkalischen Reaktion veisetzt, diese Lösung in ein Glasrohr eingeschlossen und dann 6 Stunden lang auf 160'^ erhitzt. Hierauf wurde aus dei- Flüssigkeit die lfauptn\enge des angewendeten Jiarynm- hydroxyds. zunächst durch Einleiten von COo und dann der Rest desselben durch xorsichtigen Zusatz von verdünnter Schwefelsäure, («ntfeiiit. Die baryunifreie Flüssigkeit Murde Jiierauf, nach Zusatz von Salzsäure, wiederlu)lt zui' Krystallisation eingedani])ft. Die liier- durch gewonnenen farblosen, nadeiförmigen Krystallo sciimolzen bei 210". derselben Temperatur, bei welcher sich das als Ausgangs- material l)enutzte Ephedrinhydrochlorid verflüssigte. Die Prüfung dieser Krystalle auf ihr optisches Drehungsvermögen ergab: [«];? = -33,7» (0.7007 g gelöst in 14.64 com Wasser, a = -3,04o, 1 = 18,86 cm). Für reines Ephedrinhydroclilorid fanden miter ähnlichen Ver- hältnissen : Miller^): —36.66» Emde2): — 34.96« Gadamer^): —35,3" Bümming*): — 35,54" Nach diesen Beobachtungen konnte somit das Ephedrin unter obigen Versuchsbedingungen kaum eine Veränderung erfahren haben. Bei einem zweiten Versuche wurde daher abermals je 1 g Ephedrinhydrochlorid in übcTschüssigem Barytwasser gelöst, die Lösung jedoch noch mit 2 g gepulvertem Baryumhydroxyd versetzt. Nach achtstündigem Erhitzen auf 170 — 180" Murde alsdann das Baryum in der oben erörterten Weise aus dem Reaktionsprodukt entfernt, die baryunifreie Lösung hierauf mit Salzsäure versetzt und wiederholt zur Krystallisation eingedampft. Die hierbei erhal- tenen Krystalle schmolzen bei 211" und zeigten ein Dreliungsver- mögen von : [«]d = -34,3« (0.7 g gelöst in 14.87.3 ccin Wasser, a = —3,23", 1 = 20 cm). Eine Liaktivierung des Ephedrins war somit auch unter diesen Bedingungen niclit erfolgt. Es wurde daher das Ephedrinhydro- 1) Dieses .\rohi\- 19Ü2. 485. -•) Ibidem 1906, 243. 3) Ibidem 1908, 574. "•) Inaugiiral-Dissertatioii, Marburg 1Ü09. 158 F. W. Calließ: Ephedrin und Pseudoephedrin. chlorid mit einem noch größeren Ueberschuß von Baryumhydroxyd sieben Stunden lang auf 210" im geschlossenen Rohre erhitzt und das ReaktionsiJrodukt dann wie bisher von Baryum befreit. Ob- schon das Reaktionsprodukt in diesem Falle einen benzoeartigen und zugleich schwach ammoniakalischen Geruch besaß, der auf eine tief ergreif ende Zersetzung eines Teils des angewendeten Ephedrins hinwies, war doch eine Inaktivierung desselben nicht erfolgt, wie die Bestimmung des Drehungsvermögens des aus diesem Reaktions- produkte isolierten, bei 210" schmelzenden Hydrochlorids lehrte. XiCtzteres wurde ermittelt zu : [af^ = -34,150 (0,7078 g gelöst in 14,875 ccin Wasser, a = —3,25", 1 = 20 cm). 2. Pseudoephedrin. Da das Ephedrin eine auffallende Beständigkeit gegen Barynm- hydroxyd zeigte, mußte es von Interesse sein, das Verhalten des damit isomeren Pseudoephedrins in der gleichen Richtung zu stu- dieren. Es wurde daher je 1 g Pseudoephedrinhydrochlorid in über- .*!chüssigem Barytwasser gelöst, diese Lösung mit gepulvertem Baryumhydroxyd versetzt und das Gemisch dann acht Stunden lang im geschlossenen Rohre auf 170 — 180" erhitzt. Als hierauf das Re- aktionsprodukt mit Aether bis zur Erschöpfung ausgeschüttelt und das Lösungsmittel verdunstet wurde, resultierte eine dickflüssige Masse, die nach Zusatz von Salzsäure farblose, bei 211 — 212" schmelzende Krystalle lieferte. Die Bestimmung des Drehungs- vermögens ergab: [«]d = -33,8« (0,2134 g gelöst in 14,875 ccm Wasser, a = -0,97«, 1 = 20 cm). Aus diesen Daten geht hervor, daß die auf diese Weise er- haltenen Krystalle aus Ephedrin h yd rochlorid bestanden, daß somit das Pseudoephedrinhydrochlorid unter obigen Bedingungen eine Umlagerung zu Ephedrin erfahren hatte. Auch die weiteren KrystaUisationen, welche aus der Mutterlauge durch langsames Ver- dunsten erhalten wurden, stimmten in der Form und in dem Schmelz- punkt mit Ephedrinhydrochlorid überein. Eine Inaktivierung war daher auch hier nicht erzielt worden. B. Verhalten gegen alkoholische Kalilauge. Da die Inaktivierungsversuche des Ephedrins und Pseudo- ephedrins unter Anwendung von Baryumhydroxyd nicht zu dem gewünschten Resultat geführt hatten, wurden dieselben bei dem Ephedrin unter Benutzung einer stärkeren Base wiederholt. V. W. Calließ: Ephedrin und Pscudoephedrin. 155» 2 g Ephediinhydrochlorid wurden zu diesem Zwecke zunächst mit 15 g alkoliolisclier Kalilauge (1 : 3) vier Stunden lang auf dem Wasserbade am Rückflußkühler erhitzt. Der Alkohol wurde hierauf verjagt, der Rückstand mit Aether ausgeschüttelt, die erzielte Lösung verdunstet und der sirupartige Rückstand in das Hydrochlorid ver- Mandelt. Nach dem Umkrystalhsieren der gebildeten Krystallmasse resultierten farblose, bei 212° schmelzende Prismen, deren Drehungs- vermögen sich ergab als : [«]'d - -34,50 ((»,704 g gelöst in 14,875 cem Wasser, a = — :{,27'', 1 = 20 cm). Da nach diesen Beobachtungen eine Inaktivierung des Ephe- drins nicht eingetreten Mai', so wurden 1,5 g Ephedrinhydrochlorid mit 15 g alkohohscher Kalilauge (1 -.3) sechs Stunden lang im ge- schlossenen Rohr auf 100 — 110° erhitzt. Nach dem Verdunsten des Alkohols und Ausschütteln des Rückstandes mit Aether verbheb nach dem Abdunsten desselben eine farblose, sirupartige Flüssigkeit, Melche beim Aufbewahren über Aetzkalk allmählich zu einer strahhg- krystallinischen , bei 40° schmelzenden Masse erstarrte. Der gleiche Schmelzpunkt wurde für Ephedrin von Mille r^) gefunden. Durch Lösen dieser Krystallmasse in Salzsäure und Verdunsten dieser Lösung im Exsikkator konnten nur Krystalle vom Schmelzpunkt 212° gewonnen werden. Das Drehungsvermögen derselben ergab sich als: (0,703 g gelöst in 14,875 com Wasser, a = -3,27», 1 = 20 cm). Die alkoholische Kalilauge hatte somit ebensowenig in- aktivierend auf das Ephedrin eingewirkt, A\'ie das Barjoimhydroxyd. Die Einwirkung von M'ässeriger Natronlauge von 5 — 6% auf Ephedrinhydrochlorid ist bereits früher von E. S c h m i d t^) studiert worden ; eine Inaktivierung des Ephedrins war hierbei jedoch ebenfalls nicht zu beobachten gewesen. C. A'erhalten des Ephedrins gegen konzentrierte Schwefelsäure. Bei diesen Inaktivierungsversuchen wurde je 1 g Ephedrin- hydrochlorid mit reiner konzentrierter Schwefelsäure in einem Kölbchen zu einem Brei angeschütteit und letzterer darui vier Stunden lang auf dem Wasser bade erwärmt. Das Reaktionsprodukt 1) Dieses Archiv 1902, 486. -) Ibidem 1908, 212. 160 F. W. Ca Hieß: Ephedrin und Pseudoephedrin. MTirde hierauf mit konzentrierter Natriumkarbonatlösung über- sättigt und wiederholt mit Chloroform ausgeschüttelt. Die nach dem Verdunsten des Chloroforms restierende sirupartige Masse zeigte auch bei längerer AufbcM-ahrung im Exsikkator keine Neigung zur Krystalhsation. Das gleiche war der Pall bei der üeberführung dieses Produktes in ein Hydrochlorid. Es MTirde daher versucht mit Hilfe des Golddoppelsalzes zu einem greifbaren Resultate zu gelangen. Zu diesem Zwecke Murde die Avässerige Lösung jenes Hydrochlorids mit Goldehluridlösung in entsj)rechender Menge versetzt, die hierbei eintretende Trübung durch Zusatz von etwas Alkohol beseitigt und die Flüssigkeit alsdann der freiwilligen Ver- dunstung überlassen. Auch hierbei resultierten jedoch nur öhge Ausscheidungen, die ebenfalls nicht zur Krystallisation zu bruigen waren. Das gesamte Produkt wurde daher von neuem, unter Zu- satz von etwas Alkohol gelöst, diese Lösung durch Schwefelwasser- stoff von Gold befreit und das Filtrat abermals, nach Entfernung des ScliMefelwasserstoffs, in obiger Weise mit Gk)ldchloridlösung versetzt. Bei der freiwilligen Verdunstung dieser Lösung schieden sich zunächst auch nur öhge Tropfen aus, die jedoch nach einiger Zeit zu Drusen von gelben, bei 124" schmelzenden Nadeln er- starrten. Die Analyse dieses Doppelsalzes ergab folgende Daten: 0,2856 g lieferten beim Glühen 0,1100 g Au. Gefunden: Berechnet für CioHjjXO.HAuCli: Au 38,51 39,01 Nach dem Aeußern, dem Schmelzpunkt und der Zusammen- setzung zu urteilen, lag in dem erhaltenen Golddoppelsalz das Aurat des Pseudoephedrins vor. Zur Bestätigung dieser Annahme wurde dasselbe durch Schwefelwasserstoff zerlegt und die Lösung des Chlorids zur Krystallisation gebracht. Es resul- tierten farblose, in L'ebereinstimmung mit dem Hydrochlorid des Pseudoephedrins bei 176^ schmelzende Krystalle. Die Bestimmung des Chlorgehalts ergab folgende Werte: 0,31 g lieferten 0,2218 g AgCl. Ciefunden: Berechnet fiü" CioHjjXO.HC'l: Cl 17,7 17,6 Das optische Drehungsvermögen dieser, als salzsaures Pseudo- ephedrin anzusprechenden Krystalle ergab sich als: [oi^D = + 59,16° (0,65 g gelöst in 14,875 com Wasser, a = -f 5,17°, 1 = 20 cm). (Fortsetzung folgt.) Das^anöbuch des Deutschen yipothcker-Vercins ]>. R. P. 330 353. kann man selbst mit Heftnadelmappe „Fixa" :: völlig buclimässig einheften :: Diese Sammelmappe soll verhindern, dass einzelne Nummern im Laufe des Jahres in Verlust geraten oder beschmutzt werden. Auch blosses :: :: Hineinlegen möglich. :: :: Preis einschl. Porto u. Verpackung M. 1, — Li Deutscher Apotheker-Yerein, Berlin NW, 87. Sapolentum Hydrarg. Görner zur farblosen QuBGksllbsr-Schinlerkur ist in Gelatinekapseln dispensierte SSi/ßO/o Quecksilbersalbe, löst sich in "Wasser, wie ungt. einer, in Papier. Zu beziehen durch alle GroShandlunj^en oder direkt von Cttrner, Hofapotheker Berlin W., Ansbacherstr, 8. Neue Bücher für das Deutsche Haus zeigt der Stuttgarter Verlag Strecker & Schröder auf seinem unserer heutigen Nummer beiliegen- den Prospekt an. Es sollen durch- weg empfehlenswerte Bücher sein, die sich nach Angabe der Firma durch eine vorzügliche Ausstattung auszeichnen, und die erste Fachleute zu ihren Heraus- gobern zählen. Die Preise sind, wie der Verlag anr'bt, so niedrig gehalten, daß jedermann .Ji Stande ist, sich einen der stattlichen Bände anzuschaffen. INHALT. Seite E. Schmidt, Ueber das Ephedrin, und Pseudoephedrin (Schluß) . 161 A. Tschirch, Ueber im ersten Jahrtausend v. Chr. bei der Ein- balsamierung der Leichen in Aegypten und Carthago benutzte Harze 170 E. Anneler, Beiträge zur Bestimmung des Morphins in Opiaten, speziell im Pantopon ,, Roche" 186 L. van Itallie und M. Kerbosch, Ueber Minjak Lagam .... 199 H. Matthes und W. Boltze, Ueber das fette Oel des Goldlack- samens - 211 W. Schirmer, Beitrag zur chemischen Kenntnis der Gurami- und Schleimarten 230 Eingegangeiie Beiträge. W. Schulemann, Vitalfärbung und Chemotherapie. E. Bnpp und S. Goy, Ueber das Quecksilberoxycyanid. E. Schmidt, Ueber das Kreatinin und dessen Oxime. (Geschlossen den 3. V. 1912.) Nährmittel für Säuglinge als Danernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Ernährnne nicht durchführbar ist, sowie für ältere Kinder und Erwachsene während und nach zehrenden Krankheiten. Nährzucker and verbesserte Liebigsuppe in Palverform in Dosen von y^ kg Inhalt zu M. 1,50. Nährzucker-Kakao m Dosen von 34 ^S Inhalt zu M. 1,80. Eisen-Nährzucker mit 0,7% ferrum glycerin-phosphoric. die Dose von 34 kg Inhalt M. 1,80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit 10% fernun lozydat. säccharat. sol. Ph. IV. die Dose von 34 ^S Inhalt M. 2, — . ILeicht verdauliche Eisenpräparate klinisch bewährt bei Atrophie and Anämie. Den H. H. Aerzten Literatur und Proben kosten- und spesenfrei. Näbrmlttelfabrik Müncben. G. m. b. H. in Pasing bei Mflnchen. A n zeigen. >/i Seite zun Preise von M 50.— ; Vi Seite zum Preise von M 80.—; V4 Seite mm Preise von M 20.— ; Vi Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundschrift ist Petit. Beilage-Gebühr fär das Tausend der Auflage — 5600 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. P. W. <'allifß: K|ilii'iliiii iun\ l'scHicIfM-pliodrin. 161 Nach diesen Bt'obac-litungeii kann es keinem ZAveifel unter- liegen, daß das Ephedrin durch Einwirkung von konzentrierter Schwefelsäure m Pseudoephedrin verwandelt wird. Sowohl die aus den weiteren Aussclieidungen des Golddoppelsalzes, als aucli die aus den diversen Mutterlaugen gewonnenen Hydrocliloride stimmten im Schmelzpunkt und in dem Drehungsvermögen mit Pseudoephedrinliydrochlorid überein, so daß die durch Schwefel- säure bewirkte Umlagerung des Ephedrins zu Pseudoephedrin eine vollständige zu sein scheint. Das Ephedrin erleidet durch Schwefelsäure jedoch nicht allein beim Erwärmen, sondern auch schon bei gewöhnlicher Temperatui' eine Veränderung, wie aus nachstehenden Versuclien hervorgeht. Zur Orientierung über den Reaktionsverlauf wurden zunächst 0,75 g Ephedrinhydrochlorid (auf der Handwage gewogen) in 15 ccm . reiner Schwefelsäure gelöst und diese Lösung alsdann, nachdem die Entwickelung von Chlorwasserstoff aufgehört liatte, sofort im 1 dm- Rohr polarisiert. Es ergab sieh hierbei eine Ablenkung von + 4,3". Diese Lösung wurde hierauf, gut verschlossen, 24 Stunden lang im Exsikkator aufbewahrt und alsdann von neuem auf ihr Drehungs- vermögen untersucht. Letzteres konnte jedoch mit genügender Schärfe nicht direkt ermittelt werden, da die Lösung inzwischen eine gelbliche Farbe angenommen hatte. Es wurde dieselbe daher mit 15 ccm reiner Schwefelsäure verdünnt und hierauf das Drehungs- vermögen ermittelt. Dasselbe ergab sich als -j- 1,42". Nach weiterem 40 stündigen Stehen sank dasselbe auf -f 1,05". Eine Lösung von 0,75 g Pseudoephedrinliydrochlorid in 15 ccm reiner Schwefelsäure zeigte zunächst eine Drehung von -|- 4,12". Nach 24 stündigem Stehen und darauffolgender Verdünnung mit 15 ccm reiner Schwefelsäure betrug die Drehung noch + 1,35" und nach weiterer 40 stündiger Aufbewahrung noch -{- 1,12". Die Lösung des linksdrehenden Ephedrinhydrochlorids in reiner Schwefelsäure zeigte somit mit der entsprechenden des rechts- drehenden Pseudoepheclrüiliydrochlorids, sowohl in der Richtung, als auch in der Stärke eine sehr bemerkenswerte Uebereinstimmung. Nach diesem orientierenden Vor versuche wurden 0,8168 g getrockneten Ephedrinhydrochlorids in 14,114 ccm reiner Schwefel- säure gelöst und diese Lösung nach dem Aufhören der Chlorwasser- stoffentwickelung sofort polarisiert. Es ergab sich im 1 dm-Rohr i eine Ablenkung von -j- 4,23". Nach 24 stündiger Aufbewahrung 2 und darauffolgender Verdüimung der Lösung mit reiner Schwefel- 3 säure zu 27,724 ccm wurde eine Ablenkung von + 1,98" ermittelt. ■( Nach Verlauf von weiteren 15 Stunden ergab sich die Drehung zu '■ Arch. d. Pharm. t.CL. Bd». 3. Heft 11 162 F. W. C'alließ: Ephedrin und Pseudoephedrin. + 1,4", nach weiteren 9 Stunden zu + 1,3**, nach weiteren 16 Stunden zu + IjOS*' und nach weiteren 8 Stunden zu + 1,03". Eine Lösung von 0,742 g getrockneten Pseudoephedrinhydro- chlorids in 13,67 ccm reiner Schwefelsäure zeigte sofort eine Drehung von + 4,03°. Nach 24 stündigem Stehen und darauffolgender Ver- dünnung der Lösung mit reiner Schwefelsäure zu 27,2 ccm wurde eine Drehung von + 1,84" beobachtet. Nach Verlauf von weiteren 15 Stunden ergab sich die Drehung zu +1,14", nach weiteren 9 Stunden zu + 1,0", nach weiteren 16 Stunden zu 0,95" und nach weiteren 8 Stunden zu + 0,93". Die spezifische Drehung M'ürde sich somit unter obigen Be- dingungen berechnen: Ephedrinsulfat Pseudoephedrinsulfat sofort + 73,100 + 74,25» nach 24 Stunden + 67,22" + 67,45" „ 39 „ + 47,530 + 41,79« „ 48 „ + 44,130 + 36,67" „ 64 „ + 35,65" + 34,82" „ 72 „ + 34,960 + 34,100 Die spezifische Drehung einer Lösung von Ephedrinhydro- chlorid und Pseudoephedrinhydrochlorid in reiner Schwefelsäure ist somit innerhalb der Fehlergrenzen im Anfang und nach Ver- lauf von 72 Stunden gleich groß. Die gleiche Anfangsdrehung der Lösungen des Ephedrm- hydrochlorids und Pseudoephedrinhydrochlorids in reiner Schwefel- säure könnte dadurch eine Erklärung finden, daß hierbei das links- drehende Ephedrin glatt in das rechtsdrehende Pseudoephedrin ver- wandelt wird. Ob dies wirklich der Fall ist und ob die starke Ver- minderung des Drehungs Vermögens bei dem längeren Stehen dieser Lösung auf eine teilweise Inaktivierung des Pseudoephedrins oder auf eine andere Ursache zurückzuführen ist, bedarf noch einer weiteren Untersuchxmg. Vielleicht bringt das Studium der aus jenen Lösungen darstellbaren Quecksilberchlorid Verbindungen (siehe S. 155) m dieser Beziehung weiteren Aufschluß. Ueber das Verhalten des Ephedrins und Pseudoephedrins gegen konzentrierte Schwefelsäure soll, im Anschluß an andere Versuche, demnächst noch weiter berichtet werden. D. Verhalten gegen Essigsäureanhydrid. Die Acetylverbindung des Ephedrins ist bereits von Miller^) dargestellt worden, dagegen hegen über die entsprechende Ver- 1) Dieses Archiv 1902, 487. F. W. C'allioß: Epluxlriu iind Paeurloephedrin. 163 bindung des Pscudoophcdrins bisher keine Angaben vor. iJie Dar- stellung und der Vergleich beider Acetylderivate mußte von Interesse sein, da einesteils bei deren Bildung die Möglichkeit molekularer Umlagerung vorlag, anderenteils es von vornherein nicht aus- geschlossen war, daß bei der Entacetyherung dieser Verbindungen zugleich eine Inaktivierung der betreffenden Base erfolgte. 1. Ephedrin. Zur Darstellung des Acetylephedrms wurden 5 g Ephedrin- hydrochlorid mit der zehnfachen Menge Essigsäureanhydrid vier Stunden lang in einem Kölbchen am Rückflußkühler im scliwachen Sieden erhalten. Nach dem Verjagen des^überschüssigen Essig- säureanhydrids auf dem Wasserbade resultierte ein braun gefärbtes, dickflüssiges Liquidum. Letzteres wurde in Aceton gelöst und die Lösung über Schwefelsäure der Verdunstung überlassen. Hierbei schieden sich allmähhch blaßgelb gefärbte Kjystalle aus,^welche, nach dem Abspülen mit wenig Aceton, aus verdünntem Alkohol umkrystaUisiert woirden. Auf diese Weise wurden farblose, tafel- förmige KrystaUe erhalten, die in Uebereinstimmung mit den An- gaben M i 1 1 e r's bei ITö*^ schmolzen. 0,1891 g lieferten 0,1098 g AgCl. Gefunden: Berecluiet für CioHi4(C2H30)NO.HCl: Cl 14,36 14,58 2. Pseudoephedrin. Das, entsprechend dem Acetylephedrin, dargestellte Acetyl- pseudoephedrin krystaUisierte ebenfalls in farblosen, bei 176° schmelzenden Tafeln. Die Analyse desselben ergab folgendes: 0,0818 g Ueferten 0,049 g AgCl. Gefunden: Bereclmet für CioHi4(C2H30)NO.HCl: Cl 14,81 14,58 Die auffallende Uebereinstimmung der aus Ephedrin und Pseudoephedrin dargestellten Acetylverbindungen in der Krystall- form, den Löslichkeits Verhältnissen und dem Schmelzpunkte gab zunächst Veranlassung zu einem Vergleich des beiderseitigen optischen Drehungsvermögens. Für das salzsaure Acetylephedrin ergab sich als Drehungs- vermögen [«]d = + 96,80 (0,62 g gelöst in 14,875 com Wasser, a = + 8,07°, 1 = 20 cm). Das salzsaure Acetylpseudoephedrin zeigte ein Drehungs- vermögen von: [af^ = + 96,7» (0,603 g gelöst in 14,875 ccm Wasser, a = + 7,84", 1 = 20 cm), 11* 164 F. W. Calließ: Ephedrin und Pseudoephedrin. Diese vollständige Uebereinstimmung in den Eigenschaften dieser beiden Acetylderivate konnte nur eine Erklärung darin finden, daß bei der Acetylierung das linksdreliende Ephedrin in das rechtsdrehende Pseudoephedrin verwandelt worden war. Zur Bestätigung dieser Annahme wurden zunächst die freien Acetyl- derivate, sowie die Platin- und Golddoppelsalze derselben dar- gestellt und untersucht. Freies Acetylephedrin und Acetylpseudo- ephedrin. Zur Darstellung dieser Verbindungen wurden die beiden Hydrochloride in Wasser gelöst, die Lösung hierauf mit Natriumkarbonat stark alkaUsch gemacht und in einem Kölbchen auf dem Wasser bade erwärmt. Nach dem Erkalten Avurde die Flüssig- keit alsdann mit Aether ausgeschüttelt, die ätherische Lösung ver- dunstet und der öHge Rückstand in den Exsikkator gestellt. Die allmähhch gebildete krystallinische Masse wurde hierauf in ver- dünntem Alkohol gelöst und die Lösung alsdann der freiwilligen Verdunstung überlassen. Hierbei schieden sich farblose, strahlen- förmig angeordnete, übereinstimmend bei 101 ** schmelzende KrystaUe aus. Die Analyse dieser Krystalle ergab folgende Werte: Ol) Freies Acetylephedrin: 0,1757 g ergaben 0,4465 g CO2 und 0,1304 g H2O. Gefunden: Berechnet für CioHi4(C2H30)NO : C 69,3 69,56 H 8,3 8,21 P) Freies Acetylpseudoephedrin : 0,1094 g ergaben 0,2784 g CO2 und 0,0809 g H2O. Gefunden: Berechnet für CioHi4(C2H30)NO: C 69,4 69,56 H 8,27 8,21 Platindoppelsalze. Bei der Darstellung dieser DoppeLsalze mußte eine Erwärmung der betreffenden Lösungen mit Platinchlorid mögUchst vermieden werden, da anderenfalls eine Abspaltung der Acetylgruppe eintrat. Es wurden daher die alkoholischen Lösungen der Hydrochloride der beiden Acetyl- verbindungen kalt mit Platinchloridlösung versetzt und zur KrystaUisation beiseite gestellt. Hierbei schieden sich allmähhch rotgelbe Krystallnadeln ab, welche übereinstimmend bei 183 — 184° schmolzen. Miller (1. c.) fand den Schmelzpunkt des Platin- doppelsalzes des Acetylephedrins bei 185". Die Analyse dieser Platindoppelsalze ergab folgende Werte: F. W. Calließ: Ephedrin und Psoudoephedrin. 166 w) Platindoppelsalz der Acetylverbindung des Ephedrins: 0,135 g lieferten beim Glühen 0,0317 g Pt. Gefunden: Berechnet für [C,„Hi4(C,H30)NO]2H2PtCl6: Pt 23,48 23,66 ji) Platindoppelsalz der Acetylverbindung des Pseudoephedrins : 0,1802 g lieferten beim Glühen 0,042o g Pt. Gefunden: Berechnet für [CioHi4(C2H30)NO]2H2PtCl6: Pt 23,59 23,66 Golddoppelsalze. Die in verdünnt alkoholischer Lösung, entsprechend den Platindoppelsalzen, dargestellten Anrate bildeten nach dem Unikrystallisicren aus Alkohol, unter Ver- meidung von Erwärmung, gelbe zu Büscheln vereinigte, bei 165° schmelzende Nadeln. Die Analyse derselben ergab folgende Daten: «) Golddoppelsalz der Acetylverbindung des Ephedrins: 0,5256 g lieferten beim Glühen 0,19 g Au. Gefunden: Bereclinet für CioHi4(C,H30)NO . HAuCl* : Au .36,15 36,02 (3) Golddoppelsalz der Acetylverbindung des Pseudoephedrins : 0,4104 g lieferten beim Glühen 0,1477 g Au. Gefunden: Berechnet für CioH,4(C2H30)NO.HAuCl4: Au 35,99 36,02 Wie die in nachstehender Tabelle zusammengestellten Daten lehren, dürfte an der Identität der Acetj^lderivate des Ephedrins und Pseudoephedrins nicht zu zweifehl sein. Acetyl-Ephedrin. Acetyl-Pseudoephedrin. Freies Acetyl-Ephedrin : CioH,4(C2H30)NO Schmelzpunkt: 101". Salzsaures Salz: CioHi4(C2H30)NO.HCl Schmelzpunkt: 176°. Dreh Imgsvermögen : [uf^ = + 96,8». Platindoppelsalz : [CioHi4(C2H30)NO]3H2PtCl6 Schmelzpunkt: 184». Golddoppelsalz : CioHi4(C2H30)NO . H AuCl, Schmelzpunkt: leö**. Freies Acetyl-Pseudoephedrin; CioHi4(C2H30)NO Schmelzpunkt: 101». Salzsaures Salz: CioHj4(C2H30)NO.HCl Schmelzpunkt: 176". Drehungsvermögen : [u.-^^ = + 96.7«. Platindoppelsalz : [CioHi4(C2H30)NO]oH,PtCl6 Schmelzpunkt: 184«. Golddoppelsalz : CioHi4(C2H30)NO . HAUCI4 Schmelzpunkt: 165«. 166 F. W. Calließ: Ephedrin und Pseudoephedrin. Nach diesen Beobachtungen war noch zu entscheiden, ob die Umwandlung des Ephedrins in Pseudoephedrin bei der Acety- herung eine vollständige, oder ob auch hier, ähnlich wie bei der Ein- wii-kung der Salzsäure, nur ein Gleichgewichtszustand eingetreten war. Zur Entscheidung dieser Frage Avoirden die Mutterlaugen der Acetyherungsprodukte, sowohl des Ephedrins, als auch des Pseudo- ephedrins, möghchst aufgearbeitet und die dabei erzielten Produkte durch Ermittelung des Schmelzpunktes und des Drehungsvermögens identifiziert. Ephedrin. Bei der Darstellung des Acetylephedrinhydro- chlorids verbheben schließHch sirupartige Massen, aus welchen durch Behandlung mit Aceton keine krj^stallisierten Produkte mehr erhalten ^\^erden konnten. Diese Massen wurden zur weiteren Reini- gung in Aether suspendiert und wurde hierauf dieses Gemisch wiederholt mit salzsäurehaltigem Wasser ausgeschüttelt. Die auf diese Weise erhaltenen wässerigen Lösungen wurden alsdann bei mäßiger Wärme verdunstet und schheßhch im Exsikkator der Kry- staUisation überlassen. Hierbei resultierte eine geringe Menge von nadeiförmigen, bei 176° schmelzenden Krystallen. Das entsprechende Golddoppelsalz schmolz bei 165°. Zu weiteren Versuchen reichte die Menge dieser Krystalle nicht aus, immerhin stehen diese Be- obachtungen mit den früheren, an dem Acetylephedrin gemachten, im Einklang. Die mit salzsäurehaltigem Wasser ausgeschüttelte Aether- mischung Avurde hierauf verdunstet, der Rückstand mit überschüssi- ger Sodalösung erwärmt und nach dem Erkalten mit Aether bis zur Erschöpfung ausgeschüttelt. Beim Verdunsten dieser Auszüge ver- bHeb ein fast farbloses Liquidum, welches nach Zusatz einer ent- sprechenden Menge Salzsäure und Aceton allmähhch zu nadeiförmi- gen, etwas gefärbten Krystallen erstarrte. Nach dem Abgießen gelang es dann, dieselben durch UmkrystaUisieren aus verdünntem Alkohol, unter Zusatz von et^as Tierkohle, rein zu erhalten. Der Schmelzpunkt dieser Krystalle lag bei 176 — 177°. 0,4026 g lieferten 0,2339 g AgCl. Gefunden : Berechnet für CioHi4(C2H30)NO . HCl : Cl 14.37 14,.58 Die aus den letzten Mutterlaugen isoherten Krystalle besaßen ebenfalls noch den Schmelzpunkt 177°, und zeigten ein optisches Drehungsvermögen von : [«Id = + 'J6,20 (0,638 g gelöst in 14,875 ccm Wasser, « = + 8,25», 1 = 20 cm). F. W. Ca Hieß: Ephedrin uad Pseudoephedrin. 167 Hieraus dürfte wolil hervorgehen, daß das Ephedrin bei der Acetyherung vollständig in Pseudoephedrin übergeführt wird. Pseudoephedrin. üie Aufarbeitung der Mutterlaugen des Acetylpseudoephedrmhydrochlorids erfolgte in derselben \\'eise, wie die des Acetylephedrinhydrochlorids. Die Auspchüttelung der Aethermiseliung mit salzsäurehaltigem Wasser lieferte hier eine größere Ausbeute an tafelförmigen, bei 177 — 178*^ schmelzenden Krystallen, als dies bei dem Acetylephedrin der Fall war. Dieselben erwiesen sich als Pseudoephedrin h yd rochlorid. 0,3354 g lieferten 0,2378 g AgCl. Gefunden: Berechnet für C10H15NO . HCl : Cl 17,54 17,58 Auch die aus der mit salzsäurehaltigem Wasser ausgeschüttelte Aethermiseliung, nach obigen Angaben, erhaltenen Hydrochloride bestanden aus Pseudoephedrinhydi-ochlorid. Die erste Krystalli- sation (I) schmolz bei 177°, die zweite Krystalhsation (II) bei 176". I. 0,425 g lieferten 0,3039 g AgCI. Gefunden: Berechnet für C10H15NO.HCI: Cl 17,69 17,58 II. 0,7264 g lieferten 0,5194 g AgCl. Gefunden: Bereclanet für C10HJ5NO.HCI: Cl 17,68 17,58 Das optische Drehungsvermögen dieser Krystalle ergab sich als : [«]ü =- + 59,9» (0,524 g gelöst in 14,875 com Wasser, o -= + 4,22", I = 20 cm). Füi- Pseudoephedrinhydrochlorid fanden unter ähnlichen Be- dingungen : Flaecher: +62,05° Emde: +61,73" Bümming: +59,52" Es ist auffallend, daß die Mutterlaugen des Acetylpseudo- ephedrins bei ihrer Aufarbeitung nur Pseudoephedrinhydrochlorid Ueferten, wogegen die des aus Ephedrin gewonnenen Acetyherungs- produktes unter den gleichen Versuchsbedingungen nur Acetyl- pseudoephedrinhydrochlorid ergaben. Die freien Basen der Acetylverbindungen. Da es nicht ausgeschlossen war, daß die identischen Acetyl- derivate des Ephedrins und Pseudoephedrins bei der Ehminierung der Acetylgruppe von neuem eine molekulare Verschiebung erleiden konnten, so wurden die freien Basen, bezw. deren Hydrochloride, 168 F. W. Ca Hieß: Ephedrin und Pseudoephedrin. aus diesen Verbindungen wieder isoliert. Zu diesem Zwecke wurden diese Acetylprodukte mit der zehnfachen Menge Salzsäure von 25% 4 — 5 Stunden lang auf dem Wasserbade in einem mit Trichter be- decktem Kölbchen erhitzt. Hierauf A\airde die Lösung zur Trockne verdampft und der Rückstand aus Wasser umkrystallisiert. Ephedrin. Das bezügliche Acetylderivat Heferte unter obigen Bedingungen farblose, bei 175° schmelzende Nadeln. 0,2399 g lieferten 0,1712 g Chlor.silber. Gefunden: 17,65% Cl. Schmelzpunkt und Chlorgehalt weisen darauf hin, daß es sich bei diesem Produkte um Pseudoephedrinhydrochlorid handelt, welches einen Chlorgehalt von 17,6% aufweist und bei 176" schmilzt. Zur Bestätigung dieser Annahme wurde weiter das Drehungs vermögen dieser Krystalle bestimmt. Es ergab sich: [«]d = + 59,66» (0,6059 g gelöst in 14,875 ccm Wasser, a =- + 4,86", 1 = 20 cm). Letzterer Wert stimmt mit denen überein, welche früher von anderen Autoren (s. oben) für Pseudoephedrinhydrochlorid ermittelt wurden. Pseudoephedrin. Das bezüghche Acetylderivat lieferte unter obigen Bedmgungen farblose, bei 175° schmelzende, nadei- förmige Krystalle. Das Drehungs vermögen derselben ergab sich als : [af^ = + 59,550 (0,2673 g gelöst in 14,875 ccm Wasser, a = -f 2,140, 1 = 20 cm). Die aus diesen Hydrochloriden isoherten freien Basen kiystalli- sierten in Blättchen, welche im Geruch und im Schmelzpunkt: 117", mit Pseudoephedrin übereinstimmten. Aus den Mutterlaugen obiger Hydrochloride resultierten ledig- hcli Krystalle vom Schmelzpunkt 175". Aus der Beständigkeit, welche diese Acetylderivate beim längeren Erwärmen mit Sodalösung zeigen, der leichten Zersetzbar- keit, welche dagegen beim Kochen mit Salzsäure konstatiert Avurde, dürfte zu schließen sein, daß die Acetylgruppe nicht in die OH-Gruppe, sondern in die NH.CHg-Gruppe jener Basen eingetreten ist: CgHs-CH-CH-CHa ÖH N.CH3.C2H3O. Hiermit steht auch im Einklang, daß dieses Acetylderivat bei vierstündigem Erhitzen mit Jodmethyl auf 100° nur Pseudo- F. W. Calließ: Ephedrin und Pseudoephfxirin. 169 ]) h e d r i n lieferte. Nucli dem Verjagen des Jodmethyls, Alkali- siereii des Rückstandes mit Sodalösuiig und Ausschütteln di(!ses Gremisches mit Aether resultierten beim Veidunsten der Aether- lösung blätterige, bei 115" sclmielzende Krystalle. Letztere heferten ein Kydroclilorid vom Schmelzpinikt 176" und einem Chlorgehalt von 17,54°/(,, HOM'ie ein Aurat vom Schmelzpunkt 125° und einem Goldgehalt von 38,68%. K. Verhalten gegen salpetrige Säure. Von den Nitrosoverbindungen der Ephedrine ist bisher nur (las Nitrosoephedrin von E. M e r c k^) durch Einwirkung von Natriumnitrit auf Ephedrinhydrochlorid dargestellt worden. Da die Möglichkeit vorlag, daß bei den Nitrosoverbindungen des Ephedrins und Pseudoephedrins ähnliche Verhältnisse obwalteten wie bei den Acetylderivaten, so wurden beide Verbindungen nach dieser Richtung hin untersucht. Die aus Ephedrin- und Pseudoephedrinhydrochlorid, bei Gegenwart von Salzsäure, durch EinA\'irkung von Natriumnitrit gebildeten Nitrosoverbindungen schieden sich zunächst öhg ab. Dieselben ^vurden mit Aether ausgeschüttelt und die nach dem Verdunsten des Aethers restierenden sirupartigen Massen dann im Exsikkator der KrystaUisation überlassen. Beide Verbindungen erstarrten hierbei allmählich zu langen, farblosen Nadehi. Das Nitrosoephedrin schmolz, entsprechend den Angaben von E. Merck, bei 78", das Nitrosopseudoephedrin bei 80". Da die leichte Zersetzlichkeit dieser Nitrosoverbindungen einen weiteren direkten Vergleich derselben ausschloß, so wurden die betreffenden Bas^ daraus Mdeder isohert. Zu diesem Zwecke AMirden diese Nitrosoverbindungen vier Stunden lang mit Salz- säure von 25% auf dem Wasserbade erwärmt, die erzielte Lösung wurde dann zur Trockne verdunstet und der Rückstand aus Aceton umkrystaUisiert. Das Nitrosoephedrin lieferte hierbei farblose, bei 176" schmelzende Nadeln von Pseudoephedrinhydro- chlorid. 0,214 g lieferten 0,1528 g AgCl. Gefunden: Bereclinet für G'ioHigNO.HCl: Gl 17,66 17,58 Das Nitrosopseudoephedrin ergab ebenfalls nadel- fönnige, bei 175" schmelzende Krystalle von Pseudo- ») K. Mercks .liihresberielit. J893. 170 A. Tschirch: Zur Einbalsamierung benutzte Harze. ephedrinhydrochlorid. Die aus diesem Hydrochlorid isolierte freie Base schmolz, entsprechend dem Pseudoephedrin, bei 112°, das Aurat derselben bei 125". 0,286 g lieferten beim Glülien 0,111 g Au. Gefunden: Berechnet für C10H15NO.HAUCI4: Au 38,81 39,01 Bei der möghchst vollständigen Aufarbeitung der Mutter- laugen dieser Hydrochloride ergaben sich aus beiden Nitroso- verbindungen nur Krystalle vom Schmelzpunkt 175 — 176°, so daß wohl anzunehmen ist, daß auch durch salpetrige Säure eine voll- ständige Umwandlung des Ephedrins in Pseudoephedrin stattfindet, AA'Ogegen das Pseudoephedrin unter den gleichen Bedingungen als solches keine Veränderung erfährt. Arbeiten aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Bern. Untersuchungen über die Sekrete. 97. Heber im ersten Jahrtausend v. Chr. bei der Einbalsamierung der Leichen in Aegypten und Carthago benutzte Harze. Von A. Tschirch. (Der experimentelle Teil von L. R e u 1 1 e r.) (Eingegangen den 10. II. 1912.) Nachdem icli durch vorläufig orientierende Arbeiten das Gesamtgebiet der Harze durchgangen habe, durfte ich auch einmal daran denken, den Versuch zu maclien, antike Harze in das Gebiet der Untersuchungen einzubeziehen. Ich hatte schon früher einmal ein aus Carthago stammendes Gräber-Harz studiert. Die damals von Herrn R e u 1 1 e r und mir erzielten Resultate^) waren er- mutigend und so habe ich es begrüßt, daß mein damaliger Mit- arbeiter auf dem Gebiete weiter arbeiten wollte. Ueber die wesent- 1) Tschirch und R e u t t e r, Ueber einige in carthaginiensi- schen Sarkophagen gefundene Harze (Arch. d. Pharm. 1904, 111) und Harze und Harzbehält^:'. A. Tschirch: Zui* Einbalsauiierung benutzte Harze. 171 liebsten Resultate desselben soll im folgenden bericbtet werden. Für das Detail verweise ieli auf die deninäehst selbständig im Buch- handel erscheinende Schrift von Louis Reutter, L'embauraement avant et apres J6sus-Christ, Paris, Vicot freres. Ueber die Einbalsamierung der Leichen im alten Aegypten^) be- sitzen wir sehr s])ärhche Nachrichten. Nur H e r o d o t und I) i o d o r machen einige Angaben .^j Aber auch diese müssen mit Vorsicht benutzt werden. Wenn man berücksichtigt, daß Herodo t erzählt, die Aegypter hätten nicht den Weinstock, und die Assyrer nicht die Feige gekannt, und daß man ganz im Gegensatz hierzu schon jetzt zahheiche Darstellungen der Kultur des Weinstockes auf ägyptischen Tempelwänden kennt und auf assyrischen Reliefs auch unzweifelhaft die Feige abgebildet findet, so erscheint auch die Nachprüfung der Angaben Herodots, über die Ein- balsamierung dringend geboten. Sie ist möghch, da ja zahl- reiche einbalsamierte Leichen erhalten sind. Ueber die Einbalsa- mierung der Leichen im alten, jetzt teilweise wieder aufgedeckten Carthago, bekanntlich einer phönikischen Gründung, haben wir *) Ueber die Einbalsamierung und die dabei benutzten Stoffe sind besonders zu vergleichen : Passalacqua, Catal. rais. et hist. d. antiquit. döcouv. en Egypte, Paris 1826; (dort auch Verneuil und Fontenelle) ; Pettigrew, History of Egyptian Mmnmies, London 1834; J. F. A. P e r r o t, Essai sur les momies, Nünes 1846; E 11 i o t S m i t h, History of muminification Proc. Roy. Phil. Soc. Glasgow, 1910 (und zahlreiche andere Arbeiten: Contrib. to the study of mum. Mem. pres. ä l'instit. Egypt. 5, 1906; ferner Bull, de l'inst. Egypt. 1907, 1908; Cairo Sc. Joum. 1908; Ann. d. serv. d'antiqu. 1903, 1906, 1907); W. A. Schmidt, Chein. u. biolog. Unters, von ägypt. Mumien- material nebst Betrachtungen über die Einbalsamierungsverfahren der alten Aegypter, Zeitschr. f. Physiol. 7 (1907), 369 und Ueber Mumienfettsäiu-en, Chem.-Zeit. 1908; Lortet et Gaillard, La faune moinifiö de l'anc. Egypte, Lyon 1909; Haas, Note of the iuorganic constituents of two Egyptian Mummies, Chem. News 1909; Wallis B u d g e, Guide to the Egyptian Collect, in the Brit. Mus., London 1909; R o u y e r, Notice sur les embaumements d. anc. Egypt. in Descript. de l'Egypte I; D a r e s s y, Arm. Serv. d' Antiquit. de Egypte 1903; Wood Jones, Archaeolog. survey of Nubia, Cairo 1908; G a n n a 1, Histoire de l'enibamnement; S u c q u e t, De ^embaun^ement chez les anciens et les modernes, 1872; P a r c e 1 1 y, Etüde cxnt. et histor. des embaumements, Lyon 1891; Maspero, Rituel de rembaumement. Not. et extr. 24 ; L o r e t , la flore pharoonique. Joret, les plantes dans l'antiquite I (1897). ^) Wiedergegeben in Tschirch, Handbuch der Pharmako- gnosie I, S. 1012. 172 A. Tschirch: Zur Einbalsamierung benutzte Harze. gar keine Nachrichten aus dem Altertum, aber auch hier sind ein- balsamierte Leichen neuerdings, besonders durch den unermüd- lichen Pater Delattre, entdeckt worden und das auf ihnen gefundene Harz diente uns ja zu jener oben erwähnten ersten chemischen Untersuchung von Gräberharzen^). H e r o d o t erwähnt als zur Einbalsamierung in Aegypten verwendete Substanzen außer ,, Natron", das ja in Aegypten an den Natronseen vorkommt, Myrrha, Cassia und andere Aromata soude Cedernöl (Oel vom Cedernbaum), Palm wein und für die Binden Gummi. Er bemerkt, daß niemals Weihrauch dazu benutzt wurde. ^) Aber bekannthch hielten die mit der Einbalsa- mierung beauftragten Priester ihre Rezepte geheim. Sie Ueßen sich das Einbalsamieren teuer bezahlen. Und H e r o d o t konnte daher Nachrichten darüber nur von Hörensagen aus Laienkreisen erhalten. Zudem schrieb ja Herodot erst verhältnismäßig spät (im V. Jahrh. v. Chr.) und Diodor noch später (L Jahrh. v. Chr.) und die Einbalsamierung wurde sicher schon 2700 v. Chr. (nicht vor 3300) geübt, war allerdings auch noch zu Herodots Zeit in Gebrauch. Diodor (Bibl. I cap. 91) erwähnt die gleichen Stoffe wie Herodot und außer Palmwein auch wohlriechende Wässer, S t r a b o Asphalt. Die bisherigen Untersuchungen der Mumien- und Gräberharze Aegyptens haben zu sicheren Ergebnissen nicht geführt. Ana- lytische Belege fehlen. Man hat aus dem Aussehn , dem Geruch und einigen Reaktionen, wie Löshchkeit, Verhalten beim Erhitzen und bei der trockenen Destillation etc. Schlüsse gezogen. So finden wir schon bei Penicher (Enbaumement Selon les anciens et modernes 1699) Asphalt und C e d e r n - holz, bei Verneuil (1826) ein Gemisch von Asphalt mit Harzen, Natron, Cedern- und Santelholz, bei heiligen Tieren: Mekkabalsam und Myrrha. Auch Fontenelle gibt (1826) Asphalt an (keine Benzoesäure), A. Perrot (1846) Balsam des Mumienbaumes. (?) Andere, wie Pettigrew (1834), Rouelle, Lortet und Gaillard, Gauthier kamen bezüglich der Harze zu keinen bestimmten Resultaten. Pettigrew spricht von Asphalt, Cedern- und Santelholz, Balsam, Bitumen, Myrrha, ,,Harz" und ^) Tschirch und Reutter, Ueber einige in carthaginiensi- schen Sarkophagen gefundenen Harze, Arch. d. Pharm. 1904, 111. ^) Die Stelle lautet: ,,i-£i-a -r^v vyjSüv a[iüpvr](; cfzrjpaxov -dipunievr,; y.«'t xaairji; xcti "üüv ä7.X())v öocujidTojv tüXtjv XtßavojxoD (II. Oap., 86). A. Tschirch: Zur liJinbaIsami«rimg bemitzt*- Kurze. 173 Ctewürzen (sjiices), Rouelle von Bernstein (?) (niemals Myrrlia) L o r t e t und G a i 1 1 a r d außer von Cyperus rotundus von „Harzen" (Myrrlia,? Bdellium, ? Olibanum?), Loret von Cedem- harz und Aleppoharz, E 1 1 i o t Smith auch von Blumen. Holmes nahm (1888) beim Erhitzen eines Harzes, das Flinders Petry mitgebracht, den Geruch von Chiosterpentin, Elemi und Fenchel wahr und bezieht auch die Krystalle, die E a s t e bei der Analyse erhielt, auf Chiosterpentin, bei einem anderen (von P e r c y N e av b e r r y mitgebrachtem) Harze, das dem Sarko- phage einer hohen Persönhchkeit angehörte, beobachtete er beim Erwärmen Geruch nach Vanillin und Dämpfe von Benzoesäure. Auf Grund dieser (unzureichenden) Angaben schheßt Holmes auf B e n z o e. Endlich finde ich noch bei W ö n i g die Angabe, daß John das Harz der A 1 e p p o - Kiefer, Asphalt oder Cedern- teer (oder Pech) sowie ein Pflanzenextrakt (Tamarinden- oder Cassiamus), Blumenbach (1870) Myrrha, Kolophonium L a d a n u m und Z e d e r n li a r z in Mumienharzen gefunden habe. (Die beiden letztgenannten Quellen habe ich nicht finden köiuien.) Daß Cedernholzspäne (us-n-äs) benutzt wurden, ersehen wir aus dem Berliner medizmischen Papyrus. Auch sind Späne von Pinus Cedrus wiederholt mit Miuuienharz zusammen gefunden worden. (Wönig z.B. er-wähnt die No. 7013 und 7014 im ägyptischen Museum in Berhn.) Ob dieselben aber einmal mikroskopisch untersucht und wirkhch als Cedernholz erkannt Avurden, weiß ich nicht. Am häufigsten werden Asphalt und bituminöse Substanzen erwähnt, so bei Pettigrew, Rouelle, Granville, Verneuil, Lortet und G a i 1 1 a r d, Wallis Budge, Daressy, Elliot Smith, Wood Jones, R e i s n e r und R o u y e r, die alle der Ansicht sind, daß diese eine große Rolle gespielt haben. Aber vergebhch sucht man nach charakteristischen Reaktionen, die ihr Vorkommen unzweifelliaft machen. Aber die Möghchkeit der Verwendung von Asphalt ist durchaus gegeben. Demi ^dr wissen, daß die Aegypter diese Substanz von Babylon, Sira, Phönikien und besonders vom toten Meer erhielten. H e r o d o t erwähnt den Asphalt an drei Stehen: im Flusse Is, acht Tagereisen von Babylon, dort m Klumpen im Flusse vorkommend (I, cap. 179), dann auf der Insel Kjo-auis im Lande der Gyzanten (Libyen), dort aus Teichen herausgeholt (IV, cap. 195) und unweit Susa, wo es aus Brumien heraufgezogen wird (VI, cap. 119), letzteres kann 174 A. Tscliirch: Zur Einbalsamierung benutzte Harze. aber auch Rolii^etroleum gewesen sein, ^ne die Quellen, deren „Wasser" man in Lampen brennt, die P 1 i n i u s erwähnt. (XXXI, 14). Darnach hätten die Alten also das Petroleum gekannt und auch schon zum Brennen verwendet! Neuerdings sind in Meso- potamien Petrolquellen reichlich gefunden worden. P 1 i n i u s erwähnt Asphalt (XXIV, 25) aus dem Gebiete der Apolloniater in Assyrien am östhchen Ufer des Tigris. Dioskurides (I cap. 73) bezeichnet den jüdischen, also den vom toten ^Meer, dem lacus asphaltites, als den besten, erwähnt aber auch Asphalt ((/o-r,)a/ros-) aus Phönikien, Sidon, Babylonien und ZakjTithos und das nirrijf(ycpix?.70i; von Apollonia in lUyrien, der von Flüssen ausgeworfen werde und nach Asphalt und Pech riecht. Auch Dioskurides gedenkt des Petroleum (laqjSra) in Verbmdung mit Asphalt. Im Papyrus Ebers dürfen wir WeUeicht in dem ,, Steine vom Munde des Wassers" (iner n ro-mu) oder dem ,, Stein von der Lippe des Wassers" (iner n sept-mu) Asphalt sehen^), der auch süd- babylonischer Stein heißt, da er hauptsächhch daher kam und ]M a s p e r o^) glaubt in einem auf die Wände des Laboratoriums des Tempels von Edfu eingegrabenen Stjrrax-Rezepte außer Styrax- rinde, Weihrauch, Kalmus, Mastix auch Asphalt zu sehen. Mas-, p e r o glaubt, daß das ,,Harz", das beim Einbalsamieren benutzt wurde, in erster Linie Asphalt war. Er gibt an, das Judenpech in der Mehrzahl der Tier- und Menschenmumien gefu^.Jen zu haben. Aber analytische Belege finden sich nirgends. Daß man bei der zweiten Form der Einbalsamierung Cedernöl (das Oel des Cedembaumes) in der Weise verwendete, daß man es in die natürhchen Oeffnungen des Körpers einspritzte, berichtet H e r o d o t, aber was man unter den Worten tov «äo yJ.SQoy (D.Ei^iUToq yivoasvov zu verstehen hat, ist ungewiß. Dios- kurides läßt aus Cedemharz ein Oel in der Weise herstellen, daß während des Kochens Wolle darüber ausgebreitet wird, die sich mit den aufsteigenden Dämpfen sättigt und dann in ein Gefäß ausgedrückt ^\'ird^). Man darf wohl hierin die primitivste Form der Destillation sehen und in dem Produkt ein ätherisches Oel. Will man aber den Begriff Kochen (&(|'T|}o6i, 6j? Im t^<; TÜazrici/ifo-i(/. bestimmt vom xirruuouor. Aber was Herodot über die Ernte der Kuau^ in Arabien erzählt, ist nicht weniger abenteuerlich wie sein berühmtes Zimmtmärehen . Bisweilen wird auch Wachs erwähnt, aber wir wissen jetzt, daß dies nicht zum Ausfüllen oder Ausgießen der mit Palmwein gewaschenen oder ausgespülten Körperhöhlen benutzt A\Tirde, sondern nur zum Verschließen von Nase und Mund und der vom Paraschisten zur Oeffnung des Körpers gemachten Einschnitte. Die von W. A. Schmidt gefundenen ,, Mumienfettsäuren" wie die Fette und das Cholesterin entstammen der Körpersubstanz der Leiche. Sicherere Ergebnisse sind natürHch bezüglich der anorganischen Bestandteile erzielt worden. Besonders Gauthier (Bull, de l'instit. egypt. 1896, 95) und Lucas haben die Mineralsubstanzen studiert. Sichergestellt dürfte sein, daß die Angabe richtig ist. daß T r o n a, das ,, Natron" der Natronseen, das bekanntUch aus Kochsalz, Soda, Natriumsesquikarbonat und Natriumsulfat besteht, bei der Einbalsamierung verwendet wurde, W ö n i g spricht fälschlich von Salpeterlösungen und W. A. Schmidt meint, es handele sich beim Nitrumbade nur um Kochsalz. Andere Salze entstammen wohl dem Körper der Mumie. Die bei anderen Völkei^n angewandten Methoden der Ein- balsaniieriing können hier nur gestreift werden^). Die Juden bedienten sich zum Einbalsamieren der Myrrha und Aloe (d. h. des Aloeholzes). Die Leiche Christi wurde mit diesen Stoffen konserviert, die Schiiten konse^^'ie^ten die Leichen für den langen Transport nach Kerbela in Safran, die Assyrer legten zur temporären Konservierung die Leichen in Honig, auch die Leichen von Agesipolos, König von Sparta, und Alexander dem Großen wurden in Honig gelegt, ein Verfahren, das bei den Großen in Birma noch heute üblich ist^). Des Agesilaos Leiche wurde mit Wachs überzogen, um sie in die Heimat transportieren zu können. Die Chinesen bedienten sich bei der Einbalsamiermig des Bomeokampfer, der Arecanuß, des Aloeholzes, des Moschus und Lyciums, die Bewohner Ceylons (schon im IX. Jahrhundert) des Kampfers und ^) Vergl. T s c h i r c h, Handbuch der Pharmakognosie, I., S. 1013, und L. R e u 1 1 e r, rembaumement, Paris 1912 (sowie die oben genannten Werke, besonders P a r c e 11 y und P6nicher. 2) T s c h i r c h, Handbuch IL, S. 14. 176 A. Tsehirch: Zur Einbalsamierung benutzte Harze. Sandelöls. Die Saiuoaner legen die Leiche, bevor sie ilire Körperhöhlen mit Harz füllen, zwei Monate in Cocosöl. In Südamerika bedient man sich des Chenopodium ambrosioides und wie es scheint auch der gerbstoffreichen Tarofrüchte. Unter Anwendung der bei der Analyse und Wertbestimmung der Harze benutzten Methoden — Bestimmung der Säurezahl, Jodzahl etc. — hat zuerst Florence (bei Lortet und G a i 1 1 a r d), dann besonders L u c a s^) den Mumienharzen beizu- kommen gesucht. Florence glaubte die Harze von Pinus Cedrus, Pinea und halepensis annehmen zu können, und Lucas, der die Menge der bei 100" flüchtigen Substanzen, die Löshchkeit in Aether, Petroläther, absolutem und verdünntem Alkohol, die Säurezahl und Verseifungszahl und die Asche (in Wasser löshch und unlöshch) bestimmte und in seinen sehr eingehenden und umfangreichen Untersuchungen auch den gummösen Substanzen Aufmerksamkeit widmete, glaubte auf Myrrha und Asphalt schheßen zu können. Er konnte jedoch die dem Asphalt beigemengten Harze nicht charakterisieren . Und das ist ja leicht begreifhch, denn da es sich bei den Mumien- harzen sehr wahrscheinhch um Gemische handelt, werden ja Säure- und Verseif ungszahlen, sowie Löshchkeitsbestimmungen nicht zum Ziele führen. Er selbst hat wohl auch an eine Ueber tragung meiner Methoden auf die Mumienharze gedacht, denn er bemerkt (1911): „any detailed analysis such as that employed by Tsehirch in his investigation of the Constitution of resins was altogether out of the question on account of the small size of the samples and Hmited time at my disposal" — er ist bis zu diesem Punkte also nicht vorgedrungen. Der einzige Weg, der zu sicheren Schlüssen führt, ist der, zu versuchen, aus dem Harz- gemisch einzelne Substanzen nach dem von mir ausgearbeiteten A u s s c h ü t t e 1 v e r f a h r e n und ^) Lucas, Preliminary Note on some Preservative Mater, used by te Anc. Egypt. in Embalming, Cairo Sc. Joum. 1908; Lucas, Res. of the ehem. anal, of mater. from the inumies found in the Tomb of Amenhotep IL Ebenda 1908; Lucas, Xature of the preservat. bath used by the anc. Egypt. Embalmers, Cairo Sc. Journ. 1908; Lucas, The preservat. mat. used by the ancient Egypt. in Embalming. Ebenda 1910, und Survey Departm. paper No. 12, Ministr. of finance, Egypt., Cairo 1911. A. TsrhiiH-h: Zur Eiiihalsamiorung lionutzto Harze. 177 Trennung b e z w. V c r s e i f u n g der einzelnen A u s - schüttelungs Produkte zu isolieren und diese zu analysieren. Diesen Weg hatten wir schon 1904 bei der Untersuchung der Harze aus der Necropole von Cartliago betreten. Herr R e u 1 1 e r hat ihn weiter verfolgt. Dabei war allerdings zu berücksichtigen, daß eventuell die Harze der Mumien im Laufe der Jahrtausende Umwandlungen konnten erhtten haben, so daß von vornherein nicht damit zu rechnen war, auf ganz die gleichen Körper zu stoßen. Aber da die Harze zu den relativ resistenten Substanzen gehören, durfte man doch hoffen, einige der Bestandteile in unveränderter Form wieder zu finden. Experimenteller Teil. Von L. R e u 1 1 e r^). I. Aegyptische Harze. Das erste untersuchte Harz stammte von der Mumie des Kommandanten der königlichen Flotte Hekan-M-Saf aus der XXX. Dynastie^). Es enthielt neben Steinen und den Resten einer Schmuckkette Holzstücke, die Professor J a c c a r d in Zürich als zu Juniperus phoenicea gehörig erkannte, einer Pflanze, die bekann thch im alten Aegypten eine große Rolle spielte^). Aus diesem Harze Ueß sich sowohl Zimmt säure vom Schmelz- punkt 133° und Benzoesäure vom Schmelzpunkt 121", wie Metastyrol und Vanillin in schönen Krystallen isolieren, die durch alle ilire Reaktionen identifiziert werden konnten. Dagegen gelang es nicht das Storesinol in reiner Form zu geAvinnen. Es konnte nur durch seine Schwefelsäurereaktion erkarmt werden. Aber es unter- liegt keinem Zweifel, daß es hier zum ersten Male gelungen war, den unzweifelhaften Beweis zu erbringen, daß das Harz S t y r a x enthielt. Auch die Produkte der Destillation stimmten mit denen beim Styrax erhaltenen überein. Die Benzoesäure betrachten Avir nicht als Primärj^rodukt, sondern als im Laufe der Jahrtausende aus Styrol oder Zimmtsäure, oder beiden, entstanden. Jedenfalls darf aus dem Xachweise der Benzoesäure keinesfalls, wie Holmes ^) Bezüglich der Details vergleiche die oben zitierte französische Publikation. -) Das Harz war von dem bekannten Aegyptologen M a s p e r o übersandt worden und dieser hat über die Resultate der Untersuchung am 25. September 1911 eine \ orläufige Mitteüiing in der Pariser Akademie gemacht. ^) Tschirch, Handbuch der Pliamiakognosie IT., 8. 53. Arch d. Pharm. CCIi. Bds. ?.. Helt 1 2 178 A. Tschirch: Zur Einbalsamieruns; benutzte Harze. meint, auf das Vorhandensein von Benzoe geschlossen werden, die ja auch offenbar den Alten nicht bekannt war. Sodann gelang der Xachweis von Mastix, dem wir ja schon in den aus den Sarkophagen Carthagos stammenden Harzen be- gegnet waren^). Er heß sich hier durch zwei seiner Säuren, die p-Masticinsäure und die /3 - M a s t i c o n s ä u r e und das R e s e n, identifizieren, die isohert folgende Analysenzahlen gaben: Gefunden : Gefunden für Berechnet für p-]\Iasticinsäure2) : ^23^S6^i' c = 73,3 73,34 73,4 H = 9,2 9,2 9,5 Gefunden: Gefunden für Berechnet für pl-]\Iasticonsäure3) : Cazüis^i- C = 76,9 76,99 77,42 H = 9,8 9,87 9,68 Gefunden : Gefunden für Berechnet für o!-^Iasticoresen*) : CgjHggO« : C = 77,3 77,42 77,78 H = 10,2 10,07 10,37 Schwieriger gestaltete sich der Nachweis des A 1 e p p o - h a r z e s (von Pinus halepensis). Immerhin gelang es wenigst-ens eine der Säuren des Harzes, die Halepopininsäure^), an der betreffenden Stelle des Ganges zu finden und zu isoHeren. Sie gab folgende Analysenzahlen: Gefunden : Gefunden für Berechnet für Halepopininsäure C21H32O3: C = 75,6 75,69 75,9 H = 9,45 9,45 9,64 So daß die Anwesenheit des Alepj)oharzes wenigstens sehr wahrscheinhch gemacht ist, umsomelir, als das bei der Destillation erhaltene ätherische Oel auch einen ähnhchen Siedepunkt (149° bis 153,5°) zeigte, wie das Oel des Harzes der Aleppokiefer (150° bis 155°). In den nicht verseifbaren Anteilen fand sich ein schwarzer Körper, der die Reaktionen des Asphalt gab. Aber leider sind wir über die Chemie des Asphalts noch so wenig orientiert, daß es 471. *) Tschirch und R e u 1 1 e r a. a. O. ^) Tschirch, Harze und Harzbehälter S. 3) Ebenda S. 473. *) Tschirch, Harze luid Harzbehälter S. 474. 6) Ebenda S. 588. A. Tschirch: Zur Eiubalsamirruiig benutzte Hurzo. 179 zurzeit luuh uiuiiÖL'iii'h ist, sielieiv Angaben zu inaoheu. Immerhin darf wohl die Anwesenheit von Asphalt angenommen werden . In der Kalischmelze der Substanz ließ sich Schwefel nachweisen. Unsicher ist der Nachweis von Chiosterp entin und C e d e r n h a r z. Einige herausgelesene Stücke — das Harz war durchaus nicht gleichmäßig gemisclit — gaben bei der Destillation mit Wasser ein ätherisches Od, das ähnliche Konstanten zeigte wie C e d e r n ö l. Es zeigte ein spezifisches Grewicht 0,9801, eine Drehung von — 22'^ 3ö' und eine Refraktion bei 20° von 1,48614. So daß also das Vorhandensein von Cedernharz möglich ist. Aber das Cedernharz selbst ist bis jetzt noch nicht genauer untersucht, so daß eine scharfe Identifizierung nicht möglich ist. Ein sehr kohleiistoff reicher Harzbestandteil (C = 90,3, H = 2,l) ließ sich nicht identifizieren, ebensowenig ein resenartiger Körper, der in geringer Menge erhalten wurde. Die oben erwälmten Harze machten et^a die Hälfte der zur l^ntersuchung eingesandten Masse aus, die 40,2 g wog. Dies Harz enthielt weder ^IjTrha noch Opopanax noch Weih- rauch, noch ein UmbeUiferengummüiarz (Galbanum, Ammoniacum, Asa foetida), noch Euphorbium, Benzoe, Sandarac. Dagegen ließ sich außer den oben genannten Harzen mit Bestimmtheit ,,N a t r o n" (siehe oben) nachweisen. Der wässerige, stark alkahsclie Auszug enthielt die Karbonate, Chloride und Sulfate des Natriums und Kahums. In 40,2 g des Harzes waren 13,85 g Mineralsubstanzen enthalten, abgesehen von 2,4 g an Silikaten reichen Steinchen unbekannter Provenienz. Bemerkenswert ist endhch, daß sich auch Zuck e r nach- \\eisen ließ. Derselbe dürfte dem Pal m w eine entstammen, der zum Waschen der Körperhöhlen benutzt wurde. Aehnliche, aber doch in einigen Punkten abweichende Re- sultate M urden bei der Untersuchung eines einbalsamierten Ibis aus dem Museum in Neuchätel erhalten. Auch dieses Harz enthielt außer Sihkaten und anderen anorganischen Salzen ..Natron" und (wohl auch hier von dem Palmweine herrührenden) Zucker. Auch in ihm ließ sich S t y r a x nachweisen durch Isoherung von Zimmtsäure (und Benzoesäure), Vanillin und S t y r o l, soa\ ie A s p h a 1 1 durch sein Verhalten zu Lösungs- mitteln und seine Reaktionen. Aber außerdem war darin noch ein Teer enthalten, der Benzol und Phenol heferte und ein Gummi, das bei der Behandlung mit Salpetersäure Schleimsäure gab. Die 12* 180 A. Tschirch: Zur Einbalsamieruag benutzte Harze. übrigen Harze waren nicht scharf zu identifizieren. Jedenfalls ist noch ein Harz darin, das ein terpenhaltiges ätherisches Oel, welches farblose Krystalle vom Schmelzpunkt 96° absetzt, enthält und eins, welches aus der Animonkarbonatausschüttelung gut aus- gebildete KjystaUe von hohem Schmelzpunkt hefert, die bei der Analyse 71% C und 8,1% H gaben. Aber daneben finden sich noch Harzsubstanzen mit hohem Sauerstoffgehalt, 1. 2. 3. C = 63,61 71,0 71,6 H = 8,5 8,79 8,05 die wir wohl als nachträghche Oxydationsprodukte der Primär- harze oder zu Harzsubstanzen gehörig betrachten müssen, die wir noch nicht kennen, oder die doch noch nicht genauer untersucht sind (Mekkabalsam ?). ^}Trha, Ohbanum, Benzoe, Galbanum, Asa foetida, Gurjun- balsam fehlten auch hier. Das dritte untersuchte ägyptische Harz war ein Urnen- h a r z das Dr. von Luschan, Direktor des ethnographischen ]\Iuseums. übersandt hatte. Es waren nur 15 g, und die Unter- suchung M-urde noch dadurch erschwert, daß mehr als die Hälfte aus Kohle bestand. Immerhin heß sich auch hier ,,Natron" (Karbonate, Chloride und Sulfate wie Natrium, Kahum und Magnesium), Asphalt, relativ viel Zucker (vom Palmwein) und ein wohl von der Verbrermung der Leiche herrührender Teer nachweisen, sowie — merkwürdigerweise — ein Harz, das mit G u r j u n b a 1 s a m, bekannthch einer indischen Droge, einige Aehnhchkeit besaß. Das abdestiUierte ätherische Oel zeigte ein spezifisches Gewicht von 1,0269. Es setzte KrystaUe vom Schmelz- punkt ISO** ab; der Harzkörper gab mit dem Gurjuresen überein- stimmende Verbrennungszahlen. Gefunden: Gefunden für Gurjuresen: C = 77,4 77,59 H = 10,43 10,26 Doch reichen diese Daten nicht zu einer sicheren Identi- fizierung aus. Auch hier fand sich daneben ein sehr sauerstoffreicher Harz- körper vor (C = 16,4, H = 8,6). Myrrha, Styrax, Benzoe, Sandarac wie überhaupt Koniferen- harze, Olibanum und Mastix fehlten. A. Tschirch: Zur Kinbalsaraierung benutzte Harze. 181 II. Harze aus Carthago. Die zwei Harze aus den Priestersarkophagen der Necropole von Carthago, die etwa ins VI. Jahrhundert v. Chr. gehören, waren von dem bekannten Altertumsforscher Pater Dclattre ein- gesandt worden^). Hier in Carthago scheint ein anderes Ein- balsamierungsverfahren üblich gewesen zu sein vne in Aegypten. Es scheint, daß man hier nicht die Körperhöhlen mit der Ein- balsamierungsmasse füllte, sondern die Leichen in Harz einbettete, denn die Körper waren von einer zum Teil sehr dicken Harzschicht bedeckt, die an einzelnen Stellen, wohl infolge von Fäuhiisgasen, schaumig geworden war. Es lagen daher auch größere Mengen von ^laterial vor und die Untersuchung konnte eingehender durch- geführt werden, und dies um so mehr, als das Harz ganz im Gegen- satz zu den ägyptischen fast gar keine anorganischen Bestandteile enthielt. In Carthago Miirde ,, Natron" nicht verwendet. Man stellte sich offenbar ein durch Pflanzenzusätze parfümiertes Harz- gemisch her und goß dies geschmolzen über die Leiche. In dem ersten der beiden Harze, von dem über 90 g zur Ver- fügung standen, wurde zunächst Mastix nachgewiesen durch die Säuren und das Resen. Gefunden : Gefunden für Gt-Masticonsäure^) : Berechnet für c = 77,8 77,63 77,59 77,42 H = 9,2 9,3 9,25 9,68 C = Gefunden : 77,24 77,36 Gefunden für ß-Masticonsäure^) : 77,99 Berechnet für C32H48O4: 77,42 H = 9,87 9,3 9,87 9,68 Gefunden: C = 73,4 Gefunden für ß-Masticinsäure^) : 73,34 Berechnet flu" *- 23^36^4 • 73,4 H = 9,24 9,2 9,57 Gefunden: Gefunden für Masticolsäure^) : Berechnet für ^^23^3604: C = 73,7 73,34 73,4 H = 9,5 9,69 9,57 Gefunden: Gefunden für Masticoresen: Berechnet für C = 77,57 77,4 77,6 77,42 77,78 H = 10,01 10,08 10,0 10,07 10,37 ^) Eme kurze Mitteikmg über die erzielten Resultate ist auf Veranlassung von Pater D e 1 a 1 1 r e durch H6ron de Villefosse am 3. Xovember 1911 in der Pariser Akademie gemacht worden. *) Tschirch, Harze und Harzbehälter S. 472 und folgende. 182 A. Tschirch: Zur Einbalsamierung benutzte Harze. Sodann wurde aucli hier S t y r a x gefunden, identifiziert durch die Z i m m t s ä u r e, Schmelzpunkt 133", das Vanillin, Schmelzpunkt 81 " und (wohl durch Oxydation entstandene) Benzoe- säure vom Schmelzpunkt 121'', sowie durch Metastyrol, das hier zur Analyse gebracht werden konnte: Gefunden: Berechnet für Styrol: C = 92,3 92,3 H - 7,49 7,69 Als drittes Harz Moirde das Aleppoharz von Pinus halepensis nachgewiesen durch zwei seiner Säuren. Gefionden für Berechnet für Halepopinitolsäure : C15H24O2: 76,16 76,27 9,88 10,10 Gefunden für Berechnet für Halepopinolsäure: C]eH2402: 77,43 77,42 9,84 9,68 Das vierte Harz, das wir in keinem ägyptischen Gräberharz gefunden hatten, und dessen Anwesenheit auch hier nicht über jeden Zweifel erhaben ist, ist das Sandarac. Eine aus dem Harzgemisch isoHerte Säure stimmte mit einer aus dem Sandarac isoHerten überein und auch ein mit dem Sandaracoresen gleich zusammengesetzter Körper wurde gefunden, aber trotz der gut stimmenden Analysenzahlen, halten wir den strikten Nachweis, daß Sandarac vorhanden ist, noch nicht für erbracht. Dasselbe gilt für das Opopanax. Dagegen ist auch hier etwas Asphalt nachzuweisen, und zahlreiche Analysen isoHerter Substanzen deuten darauf, daß, wie bei dem oben beschriebenen ägyptischen Harze, auch in diesem ein Teil der Harzsubstanzen eine Autoxydation erfahren hat, denn man stößt auch hier auf viele Substanzen mit hohem Sauerstoff- gehalt : Gefunden : c = 76,29 H = 9,8 Gefunden : C = 77,29 H = 9,8 1. 2. 3. 4. 5. 6. C = 28,5 36,04 27,0 26,89 32,25 43,41 H - 10,27 6,06 5,14 10,42 9,9 10,03 Auch die ständigen Begleiter der Harze, die Bitterstoffe, fanden sich hier in dem Destillationsrückstande wieder. Das Harz ist zweifellos parfümiert. Wir vermuten in der Weise, daß aromatische Pflanzenteile in die geschniolzene Harzmasse ge- taucht oder mit ihr erhitzt wurden. Das bei der Wasserdampf- A. Tscliirch: Zur Eiiibalsamiorung benutzte Harze. 183 dcstillation erhaltene ätherische Oel roch zwar vorwiegend terpentin- artig, zeigte aber auch einen ausgesprochenen Geruch nach Thymian, Mentha und Cuminum Cyminum. Mit Sicherheit konnte aber nur T h y m o 1 nachgoAxioson \\erden. die Reaktionen auf Menthol waren zweifelhaft, der Geruch nach Mentha aber deuthch. Zur sicheren Charakterisierung waren die Mengen zu gering. Nicht vorhanden sind: Olibanum, Myrrha, Benzoe, Chios- terpentin, Galbanum, Ammoniacum, Asa foetida. Aehnhciie Resultate wurden bei einem zweiten Harze er- halten, das einem der berühmten, von Delattre aufgefundenen Priestersarkopliagc entstammt, die sich durch vollendete künst- lerische Ausführung auszeichnen. Auch hier war wieder zweifellos Mastix voriianden, identifiziert durch : «-Masticolsäure C = 73,6 H — 9,36 a-Masticonsäure C = 77,71 H = 9,49 Masticoresen C = 77,27 H = 10,36 sowie S t y r a x, identifiziert durcli die Z i m m t s ä u r e, Schmelz- punkt 133", das Vanillin, Schmelzpunkt 81°, das Meta- st y r o 1 und die (wolil durch Oxydation entstandene) Benzoesäure. Ferner war auch Asphalt wahrscheinhch, Bitterstoffe sicher vorhanden. Auffälhg ist die große Zahl sauerstoffreicher Harzbestandteile : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. C - 54,34 57,29 41,43 54,27 63,56 62,3 50,9 H = 9.1 7,5 10,67 9,85 11,58 10,2 13,6 was auf starke Autoxydation der Harze deutet. Als wichtigster Unterschied tritt uns hier aber das Vorkommen von Weihrauch entgegen, den A\'ir bisher nirgends gefmiden hatten. Ein Verbot dieses zum Einbalsamieren zu verwenden, bestand offenbar in Carthago nicht wie in Aegyjjten. Er tritt hier bei der Leiche eines, wie die kunstvolle Ausfülirung des Sar- kophags zeigt, offenbar vornehmen Priesters oder Priesterfürsten auf. Schon das Auftreten eines bei der Oxydation mit Salpetersäure Schleimsäure bildenden Gummis deutete auf das Vorhanden- sein eines Gummiharzes. Im Harze traten dann auch die Harz- bestandteile des Weihrauchs hervor : die Borwellinsäure und das Olibanoresen. 184 A. Tschifch: Zur Einbalsamierung benutzte Harze. _, , , Gefunden für Boswellinsäure*) G^^^^^^^- (Mittel) C = 76,4 76,5 76,74 76,64 H = 10,2 10,48 10,45 9,90 Gefmiden: Gefunden für Olibanoresen^) : C = 81,5 81,9 H = 11,49 11,21 Ein Parfümieren des Harzes durch thymol- (und menthol- ?) haltige Materiahen war auch hier zu konstatieren. Das abdestilHerte Oel zeigte einen merkwürdigen Mischgeruch von Thymian, Fenchel, Cuminuni. Mentha und Lavendel. Thymol Heß sich nachweisen. Nicht vorhanden waren in dem Harze: Myrrha, Benzoe, Galbanum, Ammoniacum. Anhang. Phönikisclies Harz. Durch den Grafen Eberhard von M ü 1 i n e n in Bern erhielten wir ein eigenartig gestaltetes, in der INlitte durchbohrtes Stück Harz, das in einer Gräber und ihre Beigaben in großer Menge ent- haltenden Höhle zwischen el Bi' ne und Deir el-Asad, zwei Stunden östlich von Akka in Palästina (bezw. Südphönikien) gefunden worden war, und das sehr wahrscheinlich aus phönikischer Zeit stammt. Schon der hohe Schmelzpunkt (353"), das Auftreten von Krystallen bei der Sublimation und das Vorhandensein von Schwefel deuteten aiaf Bernstein. Wir haben den Nachweis, daß wirklich Succinit vorlag, auf folgende Weise erbracht-). INIit Kalihydrat der Wasserdampfdestillation iinterworfen, wurde ein Destillat erhalten, aus dem sich Krystalle von B o r n e o 1 (Schmelz- punkt 183") absetzten, die analysiert werden konnten. Gefunden: Berechnet für Borneol CjgH^gC): C = 77,59 77,92 H = 11,4 11,68 Bei der Verseifung des Harzes wurde Bern stein säure vom Schmelzpunkt 181" gefunden. Gefunden: Berechnet füi- Bernsteinsäure C4H6O4: C = 40,4 40,68 H = 0,3 5,08 und endlich auch Succinoresinol nachgewiesen: Gefunden: Berechnet für C12H20O: C = 80,2 80,0 H = 11,05 11,11 Die Stücke bestanden also aus Bernstein. ^) T s c h i r c h, Harze und Harzbehälter S. 413 und folgende. ') Vergleiche T s c h i r c h und A w e n g, Succinit, Ai'chiv der l'Uarmazie 1894, 660. A. Töc liircli: Zur Eiabalsaniierung benutzte Harze. 18;') Schlufsbemerkung. Sehr bemerkenswert ist es, daß fast dieselben Harze in Aegypten und in Cartliago bei der Einbalsamierung verwendet Murden. Xur Weihrauch war offenbar durch Kultverbote in Aegypten hier- bei ausgeschlossen, wie dies sclion H e r o d o t bemerkt. Auch antlere Umstände wei&en auf Beziehungen zwischen den beiden Ländern, \\eisen auf ägyptischen Einfluß in Carthago. Aber wir dürfen noch weiter gehen und die Annahme aussprechen, daß wir in den aufgefundenen Harzen die im Handel der Mittelmeerländer im ersten Jahrtausend v. Chr. dominierenden Harze vor uns haben \\ erden. Es waren : S t y r a x, IM a s t i x, A 1 e p p o h a r z und Asphalt. Unter Styrax haben wir uns aber nicht unsere heutige Droge zu denken, sondern ein festes Aroma tum entweder von Styrax officinahs oder einem Liquidambar, vielleicht schon L. orientalis, die beide im Mittelmeergebiet vorkommen. Daneben finden wir natürlich Myrrha, Weihrauch und Bern- stein seit den ältesten Zeiten im Handel der Mittelmeerländer Bernstein kam schon zur Zeit der Sumerer vom Samland nach dem Süden, Asphalt wurde schon in vorbabylonischer Zeit von den Sumerern exportiert.^) Die Verwendung von mit Thymian und Mentha parfümierten Harzen in Carthago deutet aber auch auf Einflüsse von Palästina, A\o die Leichen mit Wasser gewaschen A\Tirden, das mit Thymian, Mentha, Salbei und Kamillen parfümiert war. In der Tat werden die Xecropolen Carthagos, deren Harze wir untersuchten, von einigen für jüdische gehalten. Interessant ist es zu sehen, daß die Zimmtsäure, die Benzoe- säure und das Vanillin ihren Schmelzpunkt in 3000 Jahren nicht geändert haben und daß der Zucker noch dasselbe Drehungs- vermögen und die Fähigkeit, FehHng'sche Lösung zu reduzieren, behalten hat. ^) T s c li i r c h, Handbuch der Pharmakognosie I., S. 475. 18(5 iü. Aimelör: Morphiiibestimuiuiig. Beiträge zur Bestimmung des Morphins in Opiaten, speziell im Pantopon „Roche". Von E. A n n e 1 e r. (Eingegangen den 13. Tl. 1912.) I. Allgemeiner Teil. Zu vorliegender Arbeit wurde ich veranlaßt durch die Tat- sache, daß bei der Bestimmung des Morphins im Pantopon „Roche", welches bekanntHch die salzsauren Salze der Gesamtalkaloide des Opiums in sehr reiner Form darstellt^), nach den allgemein übhchen Methoden der Pharmakopoen stets zu niedrige Resultate erhalten werden. Dieses Produkt mußte auf Grund von Opium- analysen und den erhaltenen Ausbeuten wenigstens 50% Morphin enthalten; die erzielten Resultate blieben aber gewöhnhch um 4 bis 5% darunter. Diese Angaben beziehen sich sowohl auf das Dieterich- HeHenberg'sche Verfahren des D. A.-B. V^), als auch auf die ältere Natriumsahcylatmethode des D. A.-B. IV und auf die Methode der Ph. Helv. IV. Von den bekannten Verfahren schemt mir dasjenige bei weitem das beste zu sein, bei welchem das Morphin mit Kalkmilch ausgezogen und das Filtrat durch Ammonchlorid gefäUt wird: das Verfahren der englischen und französischen Pharmakopoe, speziell in der von M. Debourdeaux^) angegebenen Form. Wenn auch nach diesem Verfahren beim Pantopon die besten Werte erzielt werden, so bMeben sie doch noch um ca. 3% (6% in bezug auf das vorhandene Morphin) hmter dem wirklichen Gehalt zurück, und es konnte im Laufe dieser Arbeit bewiesen werden, daß bei aUen Methoden, bei Avelchen das Morphin nach (teilweiser) Entfernung der Nebenalkaloide durch Ammoniak (bezw. Kalk 1) Pantopon „Roche", D. R. P. 229 905. ^) Deutsches Arzneibuch, 5. Ausgabe. ^) M. Debourdeaux: Dosage de la niorpliine dans ropium et les preparations opiacees. Journ. de pharm, et de chim. 1911, No. 1, 2, 3. Ref. Chem. Zentralblatt 1911, pag. 909. E. Aunelor: Morphinbestimniung. 187 + Ammoiichlorid) zur Abscheidung gelangt (Krystallisations- verfalircii) der feldende Morphinbetrag in der Mutterlauge verbleibt. Ich habe deshalb Versuche gemacht, welclie darauf abzielten* nach vorausgegangener Entfernung der Nebenalkaloide das Morphin aus der Lösung auszuschütteln, wobei sicli ein Gemisch von gleichen Vciununa Isobutylalkohol und Chloroform als zweck- entsprechend erwies. Ich habe nach dieser Methode, wie gezeigt werden soll, ZMar et\\'as zu hohe, aber docli sehr brauchbare Re- sultate eriialten; die Hau])tschwierigkeit liegt bei allen Verfaliren darin, die Nebenalkaloide vor der Extraktion des Morpiihis völlig zu entfernen, ohne auch Morphinverluste zu bewirken. Dies ist aber in quantitativer Weise bis jetzt nicht möglich und infolge der großen Anzahl von Nebenalkaloiden, welche imter sich die größten Verschiedenheiten aufweisen, wohl überliaupt nicht er- reichbar. Es liefern deshalb alle bekannten Morphinbestimmungs- hiethoden nur Annäherungswerte. Ich werde in dieser Arbeit die Ergebnisse mitteilen, die ich nach vier prinzipiell verschiedenen Methoden erhalten habe; die- selben A\-urden auf verschiedene Ausgangsmaterialien angewandt "und zwar auf: 1. Gemische der remen Chlorhydrate der sechs wichtigsten Opiumalkaloide: Morphin, Narcotin, Papaverbi, Thebain, Codein und Narcein von bekanntem Gehalt; 2. auf Gemische von ,,morphinfroiem Pantopon" mit einer bekannten Menge Morphinhydrochlorid ; 3. auf Pantopon. Das zu den Analysengemischen gebrauchte Morphinhydro- chlorid MTirde in wasserhaltigem Zustande verwendet; sein Mophin- gehalt MTirde berechnet nach Bestimmung des Wassergehaltes in einer Probe und nach Bestimmung des Gehaltes an Nebenalkaloiden, von welchen die technische Ware nie ganz frei ist (vergl. die Prüfungs- vorschrift des T>. A.-B. V und der Ph. Helv. IV des Morphins auf Nebenalkaloide). Zur Kontrolle wurde auch eine Analyse mit be- sonders zu diesem Zweck dargestellter, reinster Morphin base aus- geführt. (Analyse No. 13 der Tabelle.) Die Reinigung geschah nach dem Prinzip der Analysenmethode II dieses Aufsatzes durch Fällen einer Lösung von Morphin in Kalkwasser mit Ammonchlorid und Waschen der Kij'-stalle mit Aether UT\d Wasser. Das morjohinfreie Pantopon, vor kurzem von der Firma F. Hoffmann-La Roche & Co. dargestellt, Avird zweck- mäßig Avie folgt auf Morphin geprüft (vergl. auch Analysenmethode No. IV dieser Abhandlung): 188 E. A lineler: Morphinbestimmiing. Prüfung des morphinfreien Pantopons. , 0,2 g morphinfreies Pantopon werden in 20,0 ccm Wasser gelöst, 2,0 ccm 10%ige Natronlauge zugesetzt und die gefällten Nebenalkaloide abfiltriert. Das Filtrat wird hierauf zur Entfernung der wasserlöslichen Nebenalkaloide (Codein, Papaverin etc.) noch dreunal mit je 5,0 ccm Cliloroform ausgeschüttelt, wobei allfällig vorhandenes Morphin in der Natronlauge gelöst bleibt. Nun wird die Lösung mit verdüimter Salzsäure angesäuert, dann mit Ammoniak alkaUsch gemacht und das nun in Freiheit gesetzte Älorphin mit einer Mischung von 5,0 ccm Isobutylalkohol und 5,0 ccm Chloro- form ausgeschüttelt, der Auszug durch ein mit Chloroform benetztes Filter in ein kleines Glasschälchen filtriert und auf dem Wasserbad zur Trockne verdampft. Der Rückstand mrd in 1 ccm 10%iger Schwefelsäure gelöst und ein Tropfen dieser Lösung zu 3 ccm F r ö h d e's Reagens gegeben, wobei bei Anwesenheit von Morphin die bekannte vorüber- gehende Violettfärbung auftritt. Das zu meinen Versuchen verwendete morphinfreie Pantopon ergab, nach dieser Methode geprüft, nur eine bräunhche Färbung mit kaum sichtbarer violetter Nuance, wälirend das Präparat nach absichthchem Zusatz von 1% Morphin nach dem obigen Analysen- gang eine starke Kirschfärbung bis Violettfärbung gab. Bei An- wendung einer größeren Substanzmenge %vird die Prüfung natürüch empfindliclier. So koimten bei Verwendung von 0,5 g Substanz Spuren von Morphin in dem morphinfreien Pantopon nachge^viesen werden; doch kann es sich dabei höchstens um einige Zehntel- prozente handeln. Nach diesen allgemeinen Erörterungen gehe ich nun zu den einzelnen Methoden über, von welchen ich die folgenden vier prinzipiell verschiedenen Verfahren geprüft habe. Methode A. Krystallisations- verfahren B. Aussch üttelungs- verfahren des Verfassers I. Methode \ von D i e t e r i c h - Helfenberg [ des D. A.-B. V (Ammoniak). ( Französisch-Enghsche Methode II. Methode | (Kalk -f Ammonchlorid) ( Modifikation Debourdeaux. TTT -»^11 i Fällung der Nebenalkaloide mit III. Methode J Natriumbikarbonat. , , ^ < Fällung der Nebenalkaloide mit ,VI. Method6i( Natronlauge. E. Annelor: Mnrphinl)estiniiniii)k:. 189 A. Krystallisationsverfahren. « 3Iethode la. Methode von Dieterich -Helfe nberg des D. A.-B. V. Die Methode beruht darauf, daß das Morphin aus ver- dünnten Lösungen mit einer zur Fällung theoretisch ausreichenden Menge Ammoniak erst nach längerem Stehen bezw. Schütteln auskrystallisiert, während der größte Teil der Nebenalkaloide sofort gefällt wild. jNIan filtriert daher möglichst rasch von denselben ab, gibt zum Filtrat überschüssiges Ammoniak, überschichtet mit Essigäther, schüttelt und läßt das Morphin auskrystalüsieren. Ausführung der Analyse. Für die in dieser Arbeit ausgeführten Analysen von Pantopon und Opiumalkaloid- Gemischen (Analysen No. 1 bis 6 der Tabelle) Auirde die Vorschrift des D. A.-B. V., wie angegeben sub ,,Extractum Opii" befolgt, wobei an Stelle von 3 g Opiumextrakt die entspre- cliende Menge Pantopon, also 1,200 g verwendet wurde. Die Menge wurde in Wasser gelöst, sodaß das GesamtgeM-icht 38 g betrug, die Lösung mit 2 g ^ /j^-^H^ nach Vorschrift gefällt und dann 30 g, entsprechend 1,000 g Pantopon, abfiltriert und nach Vorschrift weiter behandelt. Die Titration des Morphins erfolgte wie be- schrieben bei der Ausführung der Analysenmethode II. Wie die Analysenresultate No. 1 bis 6 zeigen, gibt diese Metliode sowohl mit dem Gemisch der reinen Chlorhydrate der sechs A^ich- tigsten Opiumalkaloide, als auch mit dem Gemisch von morphin- fieieni Pantopon und IMorpliinum hydrochloricum, endhch auch mit dem Pantopon selbst um 4% bis 5% (8% bis 10% in bezug auf das vorhandene Älorphin) zu niedrige Werte. Dieser Fehler wird sichtbar dadurch bedingt, daß man die Nebenalkaloide selbst mit sein- porösen Filtern nicht rasch genug abfiltrieren kann, ohne schon während der Operation eine kleine JNIenge Kry stalle im und am Filter ausgeschieden zu bekommen, und zwar gilt diese Beobachtung nur für reme Opiumpräparate, nicht aber für Opium selbst, in welchem Falle die KLrystalhsation wegen der An-\A'esenheit der Opiumharze viel später einsetzt. Methode Ib. Modifizierte Methode Dieterich -Helfe nberg, mit Alkoholzusatz. Um das erwähnte vorzeitige Auskrystalhsieren des Morphins zu verhindern, habe ich einige Analysen so durchgeführt, daß ich 190 E. Anneler: Morphinbestimmung. der Lösung vor Ausfällung des Morphins 10% Alkoliol zusetzte; ich erhielt jedoch, wie die Analysenresultate Nc. 7 und 8 zeigen, dieselben Werte. Methode II. Französisch -Englische Methode, Modifikation D e b o u r d e a u X. Sowohl die Pharm. Brit. 1898 als auch die Pharm. Gaüic. 1908 lassen das Opium mit Kalkmilch ausziehen, welche das Morphin löst und die meisten Nebenalkaloide sowie Mekonsäure fällt, und im Filtrat das Morphin durch Zusatz von Ammonchlorid in Freiheit setzen. Debourdeaux (loc. cit.) hat gezeigt, daß diese Methode den großen Vorteil besitzt, daß bei der Fällung des Morphins nie ein zu großer Ueberschuß von Ammoniak vorhanden sein kann, weil der Kalk nur schwer löshch ist im Wasser und daher nur ein kleiner Ueberschuß von Ca(0H)2 zur Umsetzung mit dem Ammon- chlorid gelangt. Die Menge des gefällten Morphins wird nämlich stark beein- flußt durch das Verhältnis des Ammoniaküberschusses zum Morphin, was beim Ammoniumchlorid in sehr viel geringerem Maße der Fall ist, sodaß also diese Kalkmethode einen viel größeren Spielraum im Morphingehalt der zu analysierenden Substanz erlaubt als die Ammoniakmethode . Debourdeaux läßt das abfiltrierte und getrocknete Morphm wägen, nachdem es zuvor mit Benzol gewaschen wurde. Bei dem aus Pantopon abgeschiedenen Morphin, welches völlig weiß war, hat sich kern merklicher Unterschied ergeben, wenn das Waschen mit Benzol unterlassen Avurde (Analyse No. 16 der Tabelle), auch wurde dasselbe Resultat durch Wägung wie durch Titration des Morphins erhalten, welches Ergebnis die Reinheit des nach dieser Methode erhaltenen Morphins illustriert. — Es erscheint zweckmäßig, die genaue Ausführung, wie sie bei vorliegenden Pantoponanalysen gehandhabt wurde, hier wieder- zugeben. Ausführung der Analyse nach Methode II. Genau 1,2 g Pantopon (bezw. Alkaloidgemisch mit 50 /^ Morphin) werden in wenig Wasser gelöst und in eine tarierte Por- zellanschale gespült, in welcher man 2,5 g gelöschten, reinen Kalk mit wenig Wasser angerieben hat. Nach gutem Verreiben mit dem Pistill fügt man soviel Wasser zu, daß das Gesamtgewicht E. Annolor: IMorphinhestiimnunp;. 191 des 8clialeninlialk's (Paiitopon -f Kalk -\- Wasser) 62,5 g beträgt, läßt unter öfterem Durchmischen 1 Stunde stehen und filtriert nach dieser Zeit ab. 50 g des klaren Filtrats (entspr. 1 g Pantopon unter Ver- nachlässigung des in Lösung gegangenen Kalkes und der aus der Lösung gefällten Nebenalkaloide) Averden dann in einem 100 ccm fassenden Erlenmeyerkölbchen mit 5 ccm 95% igem Alkohol ge- mischt, 25 ccm Aether zugesetzt und wieder gemischt, zuletzt 1,0 g Ainnionchlorid zugesetzt, das Kölbchen mit einem dichten, sauberen Kork verschlossen und 10 Minuten stark durch- geschüttelt. Dann überläßt man das Kölbchen 12 Stunden der Ruhe, gießt nach dieser Zeit den überstehenden Aether durch ein vorher bei 100 *• getrocknetes und im Wägeglas verschlossen gewogenes Filter von 7 cm Durchmesser (Schleicher & Schüll No. 589) möglichst vollständig ab, mischt die zurückgebUebene wässerige Schicht kurz mit 10 ccm Aether und gießt ihn darauf wieder durch das Filter ab. Dann filtriert man auch die wässerige Schicht nach dem Ablaufen des Aethers durch dasselbe Filter ab, wobei man die Morphinkrystalle auf das Filter bringt. Die am Kölbchen an- haftenden Morph mkrystalle löst man mit einem Glasstab, der am Ende ein Stückchen reinen Gummischlauch trägt, los, spült sie mit morphin- und äthergesättigtem Wasser (vom überschüssigen Morphin bei Zimmertemperatur frisch abfiltriert) auf das Filter und wäscht so Kölbchen, Stopfen, Glasstab und Filter etwa sechsmal mit dieser Flüssigkeit, bis im Filtrat höchstens noch Spuren von Chloriden nachzuAveisen sind. Hierauf trocknet man nach dem Abtupfen des Filters auf der Außenseite mit sauberem Filtrier- papier 3 bis 4 Stunden bei 100" im Trichter, M'äscht nach dem Er- kalten fünfmal mit je 5 ccm Benzol und trocknet darauf im Wäge- glas bei 100 '^ bis zum konstanten Gewicht des nun völlig reinen, wasserfreien Morphins. Titration. Zur Titration schüttet man die Morphinkrystalle vorsichtig und mit Hilfe eines Platindrahtes durch einen Trichter in eine 250 ccm fassende, weiße Glasstöpselflasche und gibt dami durch das Filter aus einer Pipette sehr langsam 25 ccm "/jq HCl, sodaß das noch am Filter haftende Morphin gelöst wird, spült mit Wasser nach, überschichtet nach völliger Lösung des Morphins die wässerige Schicht in der Flasche mit 30 bis 40 ccm neutralen Aethers, gibt 6 Tropfen Jodeosinlösung dazu \md titriert unter kräftigem 192 E. Anneler: Morphinbe^timmung. Schütteln mit /^y NaOH-Lösung bis zur bleibenden Rosafärbung zurück. y Sehr bequem läßt sich die Titration auch unter Anwendung von Methylrot, ohne Aether, beendigen. 1 ccm "/lo HCl zeigt 0,02852 g Morphin an. Die Normal- lösungen stellt man mit dem betreffenden Indikator %\'ie beim Analysengang ein. Besprechung der Resultate. Wie die Analysen 9 bis 16 der Tabelle zeigen,, gibt diese Methode in allen Fällen ehi um 3% ( = 6% des vorhandenen Morphins) zu niedriges Resultat. Dieser Morphinverlust konnte zwei Ursaciien haben, nämhch erstens bestand die Möghchkeit, daß bei der Fällung der Nebenalkaloide mit Kalk Morphin mitgerissen werden konnte, und z\veitens hätte beim AuskrystaUisieren des Morphms ein kleiner Teil desselben in der Mutterlauge und im Aether zurückbleiben können. Diese Fragen konnten dadurch entschieden werden, daß man vöUig reines Morphin dem Analysengang unterwarf. Dieses Morphin wurde nach dem Verfahren des Analysenganges selbst gewonnen und durch Zusatz von etwas mehr als der theoretischen Menge Salzsäure für die Analyse in Lösung gebracht. Hier konnten also keine Nebenalkaloide das Resultat beeinflußen. Wie die Ana- lysen No. 18 und 19 zeigen, war der Morphmverlust derselbe, d. h. noch etwas größer als bei Gegenwart der Nebenalkaloide, mid zwar konnte der fehlende Betrag genau in der (von den Wasch- wässern getrennt aufgefangenen) Mutterlauge und dem überstehenden Aether aufgefunden werden durch Ausschütteln mit Isobutyl- alkohol-Chloroform-Mischung und Abdampfen derselben. Dabei wurde festgestellt, daß der Aether nur sehr wenig Morphin enthielt, die wässerige Lösung jedoch die Hauptmenge. Der Fehler ist also bei dieser Methode ein konstanter; man hat zum Gewicht des gefun- denen Morphins für 50 ccm Mutterlauge 30 mg Morphin zu addieren. Diese Tatsache einerseits und die relativ leichte mid sichere Ausführbarkeit der Methode andererseits, welche auch in den Händen eines weniger geübten Analytikers gute Zahlen hefert, lassen die Anwendung dieser Methode für die Allgemeinheit am zweckmäßigsten erscheinen. Auf diese Weise ergibt sich für das untersuchte Pantopon ein Gehalt von 50,7% M o r p li i n. E. Annoler: ^[orphiubestiiuiuuug. 193 B. Ausschüttelungs -Verfahren. Methode III. Xach zahlreichen Versuchen, die Xebenalkaloide vom Morphin in der Weise zu trennen, daß letzteres quantitativ und möglichst rein zurückblieb, sodaß es mit einem Lösungsmittel extjaliiert werden konnte, bin icli zu dem im ..Schema" skizzierten Verfahren als dem besten gelangt. Sehe m a : Abscheidung der Alkaloide mit Natriumbikarbonat, Entfernung der Xebenalkaloide durch Ausschütteln mit morphingesättigtem Chloroform, Ausschüttehi des Morphins mit einer Mischung von Isobutylalkohoi und Chloroform, Ausschütteln dieser Auszüge mit einer gemessenen Menge Salzsäure und Rücktitration des Ueber- schusses. Zur Orientierung über die Löslichkeit des Morphins sei noch mitgeteilt, daß dieselbe nach meinen Bestimmungen die folgende ist : Es lösen bei ca. lo'' C. : 100 ccm Chloroform 0,051 g Morphin, pur. 100 ccm Benzol 0,001g 100 ccm Isobutylalkohol-Chloroform . . . 1,700 g ,, „ (gleiche Volumina). Zur Vermeidung langwieriger Repetitionen lasse ich nun die genaue Ausführung der Methode unmittelbar folgen: Ausführung der Methode III. 0,8 bis 1,0 g Pantopon werden in etAva 30 ccm Wasser gelöst und in einen Scheidetrichter von 150 ccm Inhalt gespült. Daselbst wird eine konzentrierte Lösung von 1 g NaHCOg in Wasser zu- gesetzt und der Inhalt des Scheidetrichters durchgemischt, wobei sich der größte Teil der Nebenalkaloide sowie auch das Morphin zum Teil abscheidet. Ohne nun längere Zeit zu M-arten, schüttelt man die Xebenalkaloide mit 10 ccm morphmgesättigtem Chloro- form, das man vom überschüssigen Morphin frisch abfiltriert hat, aus, Mobei ein sehr heftiges Schütteln wegen Neigung zur Emulsions- bildung vermieden werden muß. Die Morphmkrystalle süid nun in der wässerigen Schicht suspendiert und schwimmen auf dem Chloroform, Avelches sich klar abscheidet ; Rühren mit einem Plathi- draht beschleunigt die Trennung der Schichten. Man läßt nun Arch d. Pharm. CCL. Bds, 3. Heft. 13 194 E. Anne 1er: Morphinbestimmung. das Chloroform möglichst vollständig durch ein kleines mit Chloro- form benetztes Filter ab, um mitgerissene Krystalle zurückzuhalten und schüttelt dann noch zweimal in derselben Weise mit je 10 ccm morphingesättigtem Chloroform aus. Durch das Filter gießt man dann nach gutem Abtropfen 60 ccm einer Mischung gleicher Volumina reinen Isobutylalkohols und Chloroforms in den Scheidetrichter, schüttelt während etwa 10 Minuten öfters gut durch und läßt nach dieser Zeit die Isobutylalkohol-Chloroformlösung, welche nicht völlig klar zu sein braucht, ohne von der wässerigen Schicht mitzunehmen, in einen zweiten Scheidetrichter derselben Größe ab. Das Ausschütteln wiederholt man noch zweimal mit 20 ccm bezw. 10 ccm Lösungsmittel, wäscht die vereinigten Auszüge einmal mit 10 ccm Wasser und filtriert die Isobutylalkohol-Chloroform- lösung, ohne Wassertropfen mitzunehmen, durch ein mit Chloroform benetztes Filterchen in einen sorgfältig gereinigten, trockenen Scheidetrichter ab und wäscht mit einigen Kubikzentimetern Lösungsmittel nach. Die nun völlig klare Lösung schüttelt man mit 20 ccm HCl, welche man mit einer Pipette abgemessen hat, sorgfältig und ohne Verluste aus, und hierauf noch dreimal mit je 10 ccm Wasser, um die überschüssige Salzsäure quantitativ zu gewinnen. Die vereinigten Auszüge werden durch ein mit Wasser benetztes Filterchen in eine weiße, 250 ccm fassende Glasstöpsel- flasche filtriert, Kölbchen und Filter mehrmals nachgewaschen bis zum Verschwinden der sauren Reaktion, das Filtrat mit Aether überschichtet und nach Zusatz von Jodeosin die überschüssige Salzsäure in bekannter Weise zurücktitriert. Besprechung der Resultate. Wie aus den Analysen No. 20 bis 29 der Tabelle ersichtUch ist, gibt diese Methode zu hohe Resultate, was daran liegt, daß mit dem Chloroform nicht alle Nebenalkaloide vollständig entfernt werden können, und zwar ist der Fehler dementsprechend beim morphinfreien Pantopon, das die sämtlichen Opiumalkaloide außer Morphin enthält, am größten, beim Gemisch der sechs reinen Haupt- alkaloide des Opiums am kleinsten. Für das Pantopon beträgt der Fehler im Mittel plus 1,5% (= -|- 3% des vorhandenen Morphins), was sowohl aus den Analysen No. 20 bis 27, als auch durch Vergleich des nach Methode II erhaltenen Morphinwertes für Pantopon (50,7%) mit den Analysen No. 28 und No. 29 hervorgeht. E. A lineler: Morphinbestimiiuin^. lUö D i e M e t h () tl e III k ' '> ^ somit, l> c i \V e g l a s s u n jr jeder K o i- r e k t u r, f ü i' 1' a n t o }) o ii die de r VV i r k - I i c h k e i t am ii ä c li s t e u steh e n d e n W e r t o, sie hat fernei' den Vorteil, daß sie in kürzerer Zeit durchgeführt werden kann als Methode II, hat aber den Nacliteil, daß der Fehler von der Art der Nebenalkaloide beeinflußt wird, und daß die Ausführung der Analyse ziemliche Uebung und ein sehr exaktes und sauberes Arbeiten erfordert. Methode IV. P I- i n z i ]) : Entfernung der Nebenalkaloide durcii Aus- schütteln mit Chloroform nach Zusatz von Natronlauge zur Lösung der Substanz, sonst wie bei Methode III. Zur Vervollständigung der Untersuchungen habe ich ver- sucht, die bei der ,, Prüfung des morphinfreien Pantopon" be- schriebene Methode quantitativ zu gestalten. Diese Methode be- ruht darauf, daß einer Lösung von Morphin in Natronlauge durch Chloroform keine Spur dieses Alkaloides entzogen wird; es wird also kein morphingesättigtes Chloroform benötigt A\ie bei Methode III. Bei der Durchführung der Analyse erwies es sich als notwendig, die durch die Natronlauge gefällten Nebenalkaloide vor dem Aus- sclmtteln mit Chloroform abzuf iltrieren , da sonst untrennbare Emulsionen entstanden. Der Gang der Analyse ist folgender: Ausführung der Methode IV. 1,2 g Pantopon werden in Wasser gelöst, sodaß das Grcsamt- gewicht der Lösung 56 g beträgt, 4 g 15 bis 20%ige Natronlauge zugesetzt und nach gutem Durchmischen abfiltriert. 50 g des klaren Filtrats (entspr. 1 g Pantopon) werden dann dreimal mit je 10 ccm Chloroform ausgeschüttelt, die vereinigten Auszüge mit 5 ccm Wasser gewaschen und letzteres in den ersten Scheidetrichter zurück- gegeben. Man säuert nun mit 8 ccm 10% iger Salzsäure an (Prüfung auf saure Reaktion mit Kongopapier) setzt 70 ccm Isobutylalkohol- Cliloroform zu, dann 15 ccm Sodalösung (10%) bis zur alkahschen Reaktion und schüttelt das Morphin aus. Man beendet die Analyse genau wie bei Methode III angegeben. Besprechung der Resultate. Wie die Analysen No. 30 bis No. 34 der Tabelle zeigen, gibt diese Methode noch höhere Resultate als die vorhergehende, mit Ausnahme der Analyse des morphinfreien Pantopons, welche den- 13* 196 E. Anneler: ^lorphinbestinnnung. selben Wert von 2,8% auhveist. Letzteres erklärt sich damit, daß bei der Methode III die m o r j) li i n f r e i e Pantoponlösung beim Scliütteln mit moq)hingesättigtera Chloroform etwas INIorpliin aufnimmt, was bei der Methode IV, bei welcher kein morphin- gesättigtes Chloroform zur Verwendung kommt, nicht der Fall sein kann. Isohert man die bei der Analyse des morphinfreien Pantopons erhaltenen Alkaloide nach beendeter Titration, indem man sie nach Zusatz von etwas Ammoniak mit Isobutylalkohol-Chloroform ausschüttelt, so läßt sich bei den nach Methode III gewonnenen Alkaloiden im Rückstand des Lösungsmittels Morphin in größeren Mengen nachweisen, während bei den nach Methode IV gewonnenen Alkaloiden sich mit F r o e h d e's Reagens nur Spuren nachweisen lassen (vergleiche auch die Prüfungsvorschrift für morphinfreies Pantopon); das Gemisch nimmt vielmehr nach dem Verschwinden der schwachen Morphinreaktion einen bräunlichen mißfarbigen Ton an, der bald in ein mehrere Stunden lang andauerndes intensives Rotviolett übergeht und nach 4 bis 6 Stunden allmählich grün Mard. Der Rückstand besteht somit aus Nebenalkaloiden, Melche der mit Natronlauge versetzten Lösung des morphinfreien Pantopons durch Chloroform nicht entzogen werden können. Bei den Ausschüttelungsverfahren III und IV ist es nicht angängig, durch einfaches Abdampfen der Isobutylalkohol-Chlorof orni- auszüge und Wägen des Rückstandes den Morphingehalt zu be- stimmen; denn der Rückstand liält nicht nur sehr hartnäckig Isobutylalkohol zurück, sondern enthält auch Nebenalkaloide, deren Chlorhydrate saure Reaktion haben, und die deshalb bei der Titration nicht mitbestimmt Averden. Durch das Ausschütteln der Isobutyl- alkohol-Chloroformlösung tritt zudem eine Reinigung des Morphins ein, die sich durch den schärferen Umschlag bei der Titration geltend macht. Ich lasse nun die Zusammenstellung der Analysenresultate folgen. Die Gemische der Chlorhydrate der 6 wichtigsten Opium - alkaloide, wie sie in dieser Arbeit verwendet wurden, hatten an- nähernd folgende relative Zusammensetzung: Gemisch I. Gemisch II. Morphinum hydrochloricum 25 Teile 38 Teile Narcotin. hydrochloricum 5 ,, 8 .. Papaverin. hydrochloricum 2 ,, 3 ,, Thebain. hydrochloricum 2 „ 3 ,, Codein. hydrochloricum 2 ,, 2 ,, Narcein. hydrochloricum 3 ,, 1 Teil E. Anne 1er: Morphinbestimmung. Zusammenstellung der Analysenresultate. Methode la. Verfahren des Deutschen Arzneibuches V. 197 < 1. ! 2 I 3 i ■ i 4 ! SubstiUiz reine Alkaloido, Gemisch II . reine Alkaloide, Gemisch II . niorphinfreies Pantopou plus Morphinuin hydrochloricuni niorphinfreies Pantopou plus Morphinmn hydrochloricum Pantopou Pantopou Morphin Torhandeu I titriert 52,6% 52,6% 50,3% 38,0% 47,6% 48,9% 46,5% 34,3«%, 44,7% 43,3% Differenz -5,0% -3,7% -3,8% -3,7% Verfahren des Methode Ih. Deutschen Arzneibuches V mit Alkoholzusatz. 7 ij reine Alkaloide, Gemisch II . . 8 ;| morphinfreies Pantopou plus i| Morphinum hydrochloricum . Methode II. Verfahren mit Kalk und Substanz ti> Morphin vorhanden gewogen titriert Differenz 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 morphinfreies Pantopon I plus Morphinum hydro- ' I chloricum 49,7% j morphinfreies Pantopon plus Morphinum hydi'o- I chloricum 50,5% I reine Alkaloide, Gemisch II 52,6% reine Alkaloide, Gemisch II j 52,6% Morphin. puriss. plus , morphinfreies Pantopon ! 47,0% Pantopon j Pantopon [Pantopon (olme Benzol) — [niorphinfreies Pantopon . — I Morphin, puriss 49,10 cg [Morphin, puriss ; 48,00 cg 46,4% 46,3% -3,3% 47,5% -3.0% 49,7% 49,9% —2.8% 49,9% — -2,7% — 43,8% -3,2% — 47,7% — 47,6% 47,8% 47,9% — • 0,0% — — — 45,37 cg — 3,73cg — 43,75 cg —4,25 cg 198 E. Anne 1er: Morphinbestinunung. Methode III. A u sschüttel VI ngs verfahren unter Verwendung von Natriumbikarbonat. < Substanz Morphin Differenz vorhanden titriert - 1 20 morphinfreies Pantopon plus Morphinum hydrochloricum . . 44,7% 46,3% + 1-60^ 21 morphinfreies Pantopon plus Morphinum hydrochloricum . . 50.6% : 52,0o/o + 1,4% 22 morphinfreies Pantopon plus ■| Morphinum hydrochloricum . . 50,6% 50,2o/„ + 0,4% 23 morphinfreies Pantopon plus Morphinum hydrochloricum . . 50,3% ! 53,0% + 2,7% 24 morphinfreies Pantopon plus Morphinum hydrochloricum 60,5 o/o ^ 61,7% + 1,2% 25 morphinfreies Pantopon — 1 2,8% — 26 reine Alkaloide, Gemisch I . . . 48,5 o/o t 49,20/0 + 0.7% 27 reine Alkaloide. Gemisch I . . . 48,50/o 49,70/0 + 1.2% 28 Pantopon 52,30/0 — 29 Pantopon 52,2o/„ — .Methode IV. Ausschüttelungsverfahren unter Verwendung von Natronlauge. Substanz Morphin vorhanden titriert Differenz 30 31 32 33 34 reine Alkaloide, Gemisch II reine Alkaloide, Gemisch II morphinfreies Pantopon . . Pantopon Pantopon 52,60o 52,60/ 53,10/0 54,40/, 2,8% 54,00/0 55,10/0 + 0,5% + 1-7% Vorstehende Arbeit wurde im analytischen Laboratorium der Firma F. Hoffmann-La Roche & Co. in Grenzach (Baden) ausgeführt. 1^. \aii Itallie ii. M. Ki-rbosch: ^Minjuk Lagain. 199 Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-toxikologischen Institut der Reichs-Universität Leiden. Von L. V an 1 t a 1 1 i c. 10. Ueber Minjak Lagam. Von L. V a n Itallie und M. Kerb o s c li. (Eingegangen den 27. II. 1912.) Ueber „Minjak Lagam" kommen in der Literatur nur wenige zuverlässige Angaben vor. Die Substanz ist schwer zu beschaffen und stammt aus wenig untersuchten Teilen Sumatra's. Hörne r^) ist wohl der erste gewesen, welcher etwas Näheres betreffs des Balsams mitteilte. Er erwähnt, daß auf der Insel Pingie beim Ver- wunden einer großen Baumart ein flüssiges Harz erhalten werden kann, das in allen seinen Eigenschaften dem amerikanischen Kopaiva- balsam ähnlich ist. Seine Veröffentlichung veranlaßte Kolonel van Swieten die Einsammlung einer Quantität des Lagam-Oeles zu befehlen. Es Miirde aber nur eine kleine Menge eingesammelt, obschon sich ergab, daß der Balsam liefernde Baum nicht nur auf der Insel Pingie, sondern an mehreren Orten an der Westseite Sumatras vorkommt. Der eingesammelte Balsam wurde P. J. M a i e r zur Unter- suchung übergeben. Er beschreibt-) den Balsam als eine schmutzig weiße Substanz von talgartiger Konsistenz mit dem Geruch eines mit Terpentin gemischten Kopaivabalsams. Beim Kochen mit Wasser nimmt der Balsam zehnfach an Volumen zu. Er enthielt ungefähr 60% eines spröden Harzes von gelb-hellbrauner Farbe. Das bei der Destillation des Balsams er- lialtene flüchtige Oel hatte einigermaßen dicke, ölartige Konsistenz, kampferartigen Gerucli und Geschniack und ein spezifisches Gewicht von 0,94. In einer Fußnote führt M a i e r an, vernommen zu haben, daß früher auch Lagambalsam von der Konsistenz des Kopaiva- balsams eingesammelt Morden sei. Dreißig Jahre später ist der Lagambalsam wieder untersucht Morden, und zMar von G. H a u ß n e r^), Melcher das Material von ^) Tijdschrift voor Nederlandsch Indie III., S. 32. 2) Natuurkundig Tijdschr. v. Nederl. Indie IIT., S. 487, 1852. ') Archiv der rharmazie 21, 241, 188.3. 200 L. van Itallie u. M. Kerbosch: Minjak Lagani. Dt. J. d e V r i j erlialten hatte, de V r i j teilte mit, daß der Balsam im Jahre 1854 von einem Handelshaus in Rotterdam aus Padang (Sumatra) importiert worden Avar, und daß unter dem Namen Minjak Lagam verschiedene Produkte vorzukommen scheinen. H a u ß n e r beschreibt diesen Balsam als eine einigermaßen dickflüssige, bernsteingelbe Flüssigkeit, welche äußerhch viel Ueber- einstimmung mit Kopaivabalsam zeigt, die sich leicht in Alkohol, Aether und Benzol löst und auch mit Chloroform und Schwefel- kohlenstoff klare Lösungen gibt. Die Anschwellung mit Wasser wird nicht erwähnt. Der Balsam lieferte 33% ätherisches Oel, welches, in einem Strom COg rektifiziert, bei 249 — 251 ^ überging. Spezifisches Gewicht 0,923; optische Drehung — 9,9". Das Oel ergab sich aber als nicht ganz wasserfrei. Durch Einwirkung von Chlorwasserstoffsäure Murden Krystalle vom Schmelzpunkt 114" erhalten, welchen H a u ß n e r die Formel C20H30.4HCI zuerteilt hat. Nach den von ihm erzielten Resultaten meinte H a u ß n e r den sogenannten Minjak Lagambalsam auf denselben Ursprung zurückführen zu müssen, v\-elcher von dem Gurjunbalsam be- kannt ist. In dem Jaarboek van het Departement van Landbouw in Nederlandsch Indie über 1909 teilen Tromp de Haas und D e k k e r mit, einen Minjak Lagam von elemiartiger Konsistenz untersucht zu haben, welcher 21,5% ätherisches Oel enthielt und die Säurezahl 26; die Verseif ungszahl 30 hatte. Wir hatten Gelegenheit zwei Arten Minjak Lagam zu unter- suchen, von denen die eine flüssig, die andere elemiartig war. Die flüssige Form stammte aus der Sammlung des hiesigen botanischen Laboratoriums und war von de V r i e s e, welcher un- gefähr 1857 in Niederländisch-Indien verweilte, von dort mitgebracht. Sie Mar bezeichnet : Olie van den Lagamboom (Canarium eupteron Miq. Amyridaceae). Bei der vorliegenden Untersuchung ergab sich, daß dieser Balsam in verschiedener Hinsicht' mit Kopaivabalsam Aehn- lichkeit besitzt, so daß auch der flüssige Lagambalsam vielleicht einer Dipterocarpacee entstammt. Dieser Balsam hatte folgende Eigenschaften: Konsistenz: Dünnflüssig. Cieruch: Nach Kopaivabalsam und sch^^■aeh nach Butter- süure. Farbe: Orangegelb mit schwäch grüner Fluoreszenz. Spezifisches Gewiclit: 0,9512 (1*7150) L. van Itixllie u. M. Kerboscli: Minjak Lagani. 201 Mit C'hloiofonn Mar der Balsam in allen Verhältnissen mischbar. Mit Vo Volumen absolutem Alkohol Murde eine klare Mischung er- halten. Melehe sich auf Zusatz von m(>hr Alkohol trübte und erst mit 5 V^olumen Alkohol fast klar wurde. Mit der 20fachen Menge Spiritus von 90^,, konnte keine klare Lösung erhalten werden. Mit dem gleichen Volumen Aether und Petroläther wurden klare Mischungen erhalten, die sich auf Zusatz größerer Mengen der Flü.^^sigkciten trübten. JMit einem Volumen Schwefelkohlenstoff gelatinierte der Balsam, so daß das Rohr umgedreht werden konnte, ohne daß die Flüssig- keit austrat; auf weiteren Zusatz von 8cln\efelkohlenstoff Murde oine trübe Lösung erhalten. A\'urde der Balsam in einem Wasserbade erwärmt, dann wurde er bei etwa 90** dickflüssig; nach Abkühlung ist der Inhalt des Rohres zu einer Gallerte erstarrt. W'ahrscheinhch liegt hier eine Polymerisation vor. Es gibt Dipterocarpusbalsame, die sich in gleicher Weise verhalten. Säurezahl 10,45 Verseifnngszahl 14,8 Der Gehalt an ätherischem Oel, bestimmt durch Austrocknen des Balsams m kleinen, flachen Schälchen bei lOö'^, betrug 60,9%. Das zurückbleibende geruchlose Harz war spröde und hellgelb. Bei der Destillation mit Wasser wurden aus 305 g Balsam ungefähr 150 g ätherisches Oel (49^o) erhalten. Die Destillation mußte nach 14 Stunden unterbrochen werden, obschon noch kleine Mengen ätherischen Oeles überdestiUierteo . Der Balsam hatte hierbei eine große Menge Wasser aufgenommen und mit diesem, unter Vergrößerung des Volumens, eme zähe, einigermaßen dem Styrax ähnhche Masse gebildet, ein Verhalten, wie es auch schon von M a i e r (1. c.) beobachtet worden war bei der mehr festen Form des Minjak Lagam. Das erhaltene ätherische Oel wurde mit wasserfreiem Xatrium- sulfat getrocknet. Es war farblos und hatte folgende Eigenschaften : Spezifisches Clewicht 0,90öl (1^7150) nD240 1,4972 Drehung üia 100 nun -Rohr . . —7.5" Bei der fraktionierten Destillation gingen zwischen 258" und 261" mehr als 93*^^ über; im Destilherkolben bheb ein brauner empj^eumatisch riechender Rückstand zurück. Das rektifizierte Oel war dickflüssig, farblos und hatte folgende Eigenschaften : 202 L. van Itallie u. M. Kerbosch: Minjak Lagam. Siedepunkt (korrigiert) .... 261-263" Drehung im 100 mna-Rohr . . —7,46° nDi6,50 1,49935 Spezifisches Gewicht 0,905 (15715") Aus diesen Zahlen wurden vermutet, daß das ätherische Oel aus Caryophyllen besteht, welche Vermutung durch die nähere Untersuchung bestätigt Avurde. Bei der Elementaranalyse lieferten 206,7 mg Substanz, 668,1 mg CO2 und 220,5 mg HgO. Gefunden : Berechnet : C 88,10 88,15 H 11,96 11,85 Bei der Molekulargewichtsbestimmung ergaben 276,1 mg Substanz, gelöst in 10,1494 g Benzol eine Depression von 0,665". pjO V 2 721 M = C^/L'' = 205. Berechnet 204. 0,665 Der nach Bertram bereitete Caryophyllenalkohol hatte den Schmelzpunkt 92 — ^94"^, das schön blaue Nitrosit den Schmelz- punkt 111—1120. Die mehr feste Form des Minjak Lagam erhielten wir durch gütige Vermittelung des Departement v. L a n d b o u w in Buiten- zorg. Nach einer von Herrn Dr. B o o r s m a erhaltenen Nachricht stammt der Balsam aus dem Inlande Sumatras, doch konnten Angaben betreffs des botanischen Ursprungs anfänglich nicht ge- geben werden, da kein Herbarmaterial vorlag. Eine Bestimmung des Ursprungs war jedoch nötig, um die schon aus dem Jahre 1852 herrührenden Berichte richtig stellen zu können. Die Untersuchung der kleinen Holzfragmente, welche sich in dem Balsam vorfanden, ließ vermuten, daß dieser nicht von einer Canarium-, sondern von einer Dipterocarpusart stammte. Herr J a n s s o n i u s in Groningen, der Bearbeiter der M i k r o - graphie des Holzes der auf Java vorkommenden Baumarten (Leiden 1906 — 1911), hatte die Güte, die Holz- fragmente näher zu untersuchen. Aus der Vergleichung der Topo- graphie der Gefäße, der Libriformfasern, des Holzparenchyms und der Markstrahlen mit denen der früher untersuchten Dipterocarpus- und Canariumarten ergab sich, daß hier eine Dipterocarpusart vorlag. Nach vielen Bemühungen gelang es dem Botanischen Garten in Buitenzorg gutes Herbariummaterial aus Sumatra zu erhalten, Avelclies von den Herren Dr. V a 1 e t o n und Dr. Smith be- L. van Itallie u. M. Kerbosch: Minjak Lajzam. 203 stimmt wurde. Aus diesen Bestimmungen geht hervor, daß als Stammpflanzen des diekflüssigen Lagam-Balsams genannt werden kömien: Pipterocarpus Hasselin Bl. und IHpferocarpus trinervis Bl., Bäume, welche so wenig verschieden sind, daß sie von mehreren Botanikern für eine Art gehalten werden. Es sei uns gestattet, den Herren J a n s s o n i u s, B o o r s m a, \' a 1 e t o n und S m i t h auch hier zu danken für die Mühe, welche sie sich gegeben haben, um diese Sache zur Klarheit zu bringen. Der Balsam bildete eine Masse, welche fast nicht auszugießen Mar. und hatte die Konsistenz des weichen Elemis mit eingebetteten körnigen Teilen: die Farbe war schmutzig weiß, der Geruch un- angenelim, einigermaßen wie Kopaiva baisam ; der Balsam war mit Holz- und Rindenstückchen durchsetzt. Bei der mikroskopischen Untersuchung Avurden keine Krystalle beobachtet; der Balsam hatte eine emulsionsartige Beschaffenheit und hielt wahrscheinhch etwas Wasser eingeschlossen. Daher stimmen die Zahlen für das ätherische Oel, welche durch Austrocknen bei 105" erhalten wurden, nicht gut mit denjenigen übercin, welche durch Destillation mit Wasser bestimmt Murden. Der Gehalt an ätherischem Oel wurde durch Austrocknen zu ungefähr 28% gefunden; bei der Wasser- destillation konnten nur 10,5% gefunden werden (in einem zweiten Muster 22" o) • Die Säure- (20,8) und die Verseifungszahl (25) haben nur orientierenden Wert, da die beigemischten Gewebeteile das Ab- wägen einer genauen Menge Balsams nicht gestatten. Das beste Lösungsmittel ist Chloroform; aus der Lösung setzen sich neben Gewebeteilen nur einige Flocken ab. Mit Spiritus (95%), Aether und Schwefelkohlenstoff werden stark trübe Lösungen erhalten; aus der Lösung in Petroläther fiel ein weißes Pulver aus. Das ätherische Oel war farblos, dickflüssig und hatte einiger- maßen den Geruch des Kopaivabalsams. Es hatte folgende Eigen- schaften : Spezifisches Gewicht .... 0,9132 (isVis») nDie.o" 1,50137 Drehung ün 100 mm-Rohr . . -9,75" (lö») Bei der Rektifikation des Oeles Murde Wasser abgespaltet. Das Oel wurde daher einige Zeit mit metallischem Natrium erhitzt und dann destilliert. Das jetzt übergehende Oel siedete zwischen 261" und 264", und hatte: Spezifisches Oewiclit 0,9065 (i&7i5») 11016,5" 1,50029 Drehung hu 100 mni-Rohr . . -8,9« (15") 204 L. van Itallie: Dipterocarpol. Auch dieses Oel bestand also aus Caryophyllen, welches durch die Bildung des blauen Nitrosits mit dem Schmelzpunkte 112 — IIS*^ weiter bestätigt wurde. So^vohl der Balsam von C'anarhmi ewpteron als derjenige von Dipterocarpus trinervis lieferten also ein ätherisches Oel, das fast ganz aus Caryophyllen besteht. Die quantitative Zusammensetzung des Dipterocarpusbalsams ergibt sich aus folgenden Zahlen, welche alle berechnet sind auf den ursprünglichen Balsam. Daß dieser aber nicht immer dieselbe Zusannnensetzung hat, geht hervor aus dem Unterschied in der Konsistenz der verschiedenen Muster, so daß die Mengen ätherischen Oeles und der anderen Bestandteile wechselnd sind. Wird der Balsam mit der vierfachen Menge Petroläther an- gerührt, so gehen 66% in Lösung ; von diesen können 22% ätherischen Oeles mit Wasserdampf erhalten werden. Der in Petroläther nicht lösliche Teil löst sich bis auf 0,7% Unreinheiten in kochendem starken Spiritus. Aus dieser Lösung setzen sich bei der Abkühlung 19% eines gut krystallisierenden Phytosterols ab. Ueber Dipterocarpol. Von L. van Itallie. Das Phytosterol aus dem Balsam von Dipterocarpus Hasseltn resp. Dipterocarpus trinervis konnte nicht mit einem der bekannten Phytosterole identifiziert werden, so daß ich hierfür vorläufig den Namen Dipterocarpol vorschlagen möchte. Das rohe Phytosterol schmilzt bei 128". Nach zwei- bis drei- mahgem Umkrystallisieren aus kochendem Alkohol stieg der Schmelzpunkt auf 134 — 135*^ und blieb dann konstant. Um ganz sicher zu sein, daß hier kein Ester vorlag, wurde das Dipterocarpol eine Stunde mit alkohohscher Kahlauge ge- kocht; bei der Abkühlung schied sich Dipterocarpol nieder un- verändert ab. Dipterocarpol bildet farblose, stark polarisierende, zwei- achsige Krystalle, welche gerade auslöschen, und die bei 134 — 135** zu einer isotropen Flüssigkeit schmelzen. Es ist unlöslich in W'asser und in Alkalien, schwer löslich in kaltem Alkohol, leicht löslich in kochendem Alkohol, Chloroform, Aether und Essigäther. Aus diesen Lösungen krystallisiert Dipterocarpol wasserfrei. 0,7494 g Dipterocarpol während drei Stunden bei 130'^ ge- trocknet, verloren 0,0011 g an GcMicht. Die Substanz ist also frei von Krystallwasser. L. van Italüo: Dipterocarpol. 205 Bei der Elementaranalyse wurden folgende Ergebnisse erzielt: 1. 0,1261 g Substanz gaben 0,3734 g CO. und 0,1289 g HjO. 2. 0.2043 g Substanz gaben 0,6044 g CO2 und 0,2083 g H,0. 3. 0.3219 g Substanz gaben 0,0522 g CO, und 0,3294 g H.O. 4. 0,2148 g Substanz gaben 0,6342 g CO. und 0,2180 g H.O. Bei den Analysen 1 und 2 geschah die Verbrennung mittels Kupferoxyds, bei den beiden letzteren mittels Bleichromats. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. 4. Co^H^ßOa: C 80,78 80,68 80,69 80,53 80,59% H 11,43 11,41 11,45 11,35 11,44% Die ^lolekulargewichtsbestimmung, die durch Gefrierpunkts- erniedrigung mit Benzol als Lösungsmittel ausgeführt wurde, ergab: 0,104 g Substanz. Benzol 15,000, Depression 0,080°. Berechnetes Molekulargewicht : 433. Die Formel C27H4g02 verlangt 402. Die Ergebnisse der Ele- mentaranalyse und der Molekulargewichtsbestimmung sind mit dieser Formel genügend in Uebereinstimmung. Die Lösung von 1,199 g Dipterocarpol in Chloroform (1,199 bis 50 ccni) lenkte im 2 dm-Rohr das Licht um +3,20*^ ab. Das Drehungs vermögen ist also (/£, = -f64,6". Dipterocarpol gibt folgende Cholestolreaktionen : 1. L i e b e r m a n n'sche Reaktion: Sofort gelb, allmählich durch Rotbraun in Dunkelrot übergehend. 2. H e s s e'sche Reaktion. Schwefelsäure: Schwach gelb, nach 18 Stunden schwach-gelb, nach 36 Stunden bravmgelb. Chloroform: Farblos, nach 18 Stunden rosa, nach 36 Stunden blau. 3. ]\r a c h'sche Reaktion: Violett. 4. H i r s c h s o h n'sche Reaktion: Anfänglich schwach rosa, dann gelblich, nach 24 Stunden schwach gelbbraun. 5. T s c h u g a e f f sehe Reaktion: Rosa, dunkelbraunrot, rotbraun. Bei allen Reaktionen mit Ausnahme der Mac h'schen Murde schöne grüne Fluoreszenz beobachtet. Einwirkung von Essigsäiireanhydrid. Werden 2 g Dipterocarpol mit 2 g wasserfreiem Xatrium- acetat und 20 g Essigsäureanliydrid während zwei Stunden gekocht und die Älischung dann in Wasser gegossen, so scheidet sich eine ölartige Masse ab, aus welcher kein krystallisiertes Produkt er- halten werden kann. 206 L. van Itallie: Dipterocarpol. Auch wenn das Kochen kürzere Zeit (1 — 5 — 10 — 30 Minuten) stattfindet, entsteht kein krystaUisiertes Acetylderivat. Beim Kochen während 1 — 5 Minuten wird das Dipterocarpol unverändert zurück- gewonnen, bei längerer Erhitzung treten ölartige Massen auf. Ebenso führte Behandlung mit Essigsäureanhydrid und einem Tropfen Schwefelsäure nicht zum Ziel. Werden 2 g Dipterocai-pol mit 2 g wasserfreiem Xatriumacetat und 10 g Essigsäureanhydrid dagegen 3 Stunden im Einschmelz- rolir auf 160" erhitzt, dann erstarrt bei Abkühlung der Inhalt des Rohres zu einer festen, krystallinischen Masse. Wird diese erst mit AVasser gewaschen und dann einige Male aus Alkohol kiystaUisiert, dann werden farblose, doppelbrechende, gerade aus- löschende Krystalle erhalten vom Schmelzpunkt 69 — 70". Sie enthalten kein Krystallwasser. Die Elementaranalyse ergab: 1. 0,1671 g Substanz gaben 0,5192 g CO, und 0.1766 g H.O. 2. 0,1577 g Substanz gaben 0,4870 g CO2 und 0,1601 g HoO. Gefunden: Berechnet für 1. 2. Irn Mittel: C2-H44O: C 84,74 84,20 84,47 84,37 o^ H 11,82 11,.36 11,59 ll,470y Durch Einwirkung von Essigsäureanhydrid bei 160" wird also dem Dipterocarpol 1 Mol. Wasser entzogen. Das Dipterocarpolanhydrid gibt folgende Cholestolreaktionen : 1. L i e b e r m a n n'sche Reaktion: Sofort schön rot, nach 18 Stunden kirschrot. 2. H e s s e'sche Reaktion: Schwefelsäure: Orangerot, nach 18 Stunden dunkelrot. Chloroform: Rosa, nach 18 Stunden rosa. 3. M a c h'sche Reaktion: Violett. 4. H i r s c h s o h n'sche Reaktion: Sofort karminrot (in kon- zentrierter Lösung: kirschrot), nach 24 Stunden schwach gelbbraun. 5. T s c h u g a e f f sehe Reaktion: Schon in der Kälte rosa, dann schön rot, nach 24 Stunden dunkelbraun. Auch hier Murde bei allen Reaktionen, der Mac h'schen ausgenommen, schöne grüne Fluoreszenz beobachtet. Einwirkung von Benzoylehlorid und von Benzoesäureanhydrid. Zu einer Lösung von 2 g Dipterocarpol in 10 g Pyridin wurden tropfenweise und unter Kühlung 3 ccm Benzoylehlorid gebracht und die Mischung 24 Stunden sich selbst überlassen. Beim Ausgießen in verdünnte Schwefelsäure schieden sich ölartige Tropfen ab. L. van Itallie: Dipterocarpol. 207 Es gelang nicht aus diesen Tro})fen einen krystalÜHlerbaren Körper zu erhalten. Ebensowenig führte Zusammenschmelzen mit Benzoesäure- anhyclrid zu einer krystallisierten Benzoylverbindung. Einwirkung; von Phenylisocyanai. Auf einem vorgewärmten Sandbade wurden 2 g JJipterocarpol und 1,2 g Phenylisocyanat 5 Minuten zusammen gekocht. Die heiße Flüssigkeit zeigte schwach blaugrüne Fluoreszenz. Bei Ab- kühlung krystallisierten erst farblose Blättchen aus; später er- starrte die ganze Masse zu einem Krystallkuchen. Durch Mischen mit Benzol ging ein Teil in Lösung, der andere Teil blieb als schöne farblose Krystalle zurück. Die Krystalle wurden mit Benzol ge- waschen. Aus den vereinigten Benzollösungen konnten mit Petrol- äther neue Krystalle erhalten werden. Schon bei der mikroskopischen Untersuchung ergab sich, daß hier zwei verschiedene Verbindungen präzipitiert waren. Die Krystalle zeigten teils hohe Polarisationsfarben und schiefe Aus- löschung, teils löschten die Krystalle gerade aus und waren die Polarisationsfarben nur schwach. Bei der Schmelzpunktbestimmung schmolz ein Teil bei ungefähr 145*^, die größte Menge aber erst bei ungefähr 216». Die nähere Untersuchung ergab, daß die Krystalle der Haupt- menge nach aus Diphenylharnstoff bestanden, so daß vermutet wurde, daß Phenyhsocyanat wasserentziehend auf Dipterocarpol eingewirkt hatte. Die oben genannte Benzol-Petrolätherlösung wurde durch Destillation von dem Lösungsmittel befreit. Es verblieb ein gelber, harziger Rückstand, welcher, mit wenig Alkohol angerührt, in kleine, farblose Krystalle verwandelt wurde. Nach zweimaligem Umkrystalhsieren aus Alkohol war der Schmelzpunkt bei 69 — 70" konstant geworden. Die Krystalle verhielten sich bei den ver- schiedenen Cholestolreaktionen wie das Dipterocarpolanhydrid. Phenyhsocyanat entzieht also dem Dipterocarpol 1 Mol. Wasser. Einwirkung von Oxydationsmitteln. Wird zu einer Lösung von Dipterocarpol in Aceton eine Lösung von Kahumpermanganat in Aceton gebracht, so findet bei gewöhnhcher Temperatur keine Einwirkung statt; werden die Lösungen zusammen gekocht, so kann auch der größte Teil des Dipterocarpols unverändert zurückgewonnen werden. 208 L. van Itallie: Dipterocarpol. Wird die Lösung von 2,2 g Dipterocarpol in Benzol während 6 — 7 Stunden mit 20,5 g der K i 1 i a n i'schen Cliromsäuremischung (60 NagCroO,, 80 H0SO4 und 270 H2O) geschüttelt, so findet Oxy- dation des Dipterocarpols statt. Die Benzollösung wurde nach- einander gewaschen mit Wasser, Sodalösung und Wasser, und schließlich mit wasserfreiem Xatriumsulfat getrocknet. Aus der getrockneten Benzollösung verbHeb ein harzartiger Rückstand^ welcher durch Lösen in heißem Alkohol in Krystalle übergeführt werden konnte. Nach zweimaliger Krystallisation aus Alkohol veränderte sich der Schmelzpunkt nicht mehr. Das so erhaltene Keton, D i p t e r o c a r jd o n, bildet schöne, farblose, zugespitzte, säulenförmige, rhombische Krystalle mit dem Schmelzpunkte 183 — 184*^. Sie sind frei von Krj-stall- wasser, schwer in kaltem Alkohol, leicht in heißem Alkohol, Chloro- form und Benzol löslich. Werden die Krystalle in Benzol gelöst und nochmals sechs Stunden mit der K i 1 i a n i'schen Mischung geschüttelt, so können sie aus der Benzollösung unverändert wieder erhalten ^^'erden (Analyse No. 3). Die Elementaranalyse ergab: 1. 0,1877 g Substanz gaben 0,5357 g CO, und 0,1750 g HjO, 2. 0,1678 g Substanz gaben 0,5038 g CO2 vmd 0.1678 g HoO, 3. 0,1875 g Substanz gaben 0,5343 g COg und 0,1726 g H.O. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. Im Mittel: C07H44O3: C 77,85 77,45 77,69 77,66 77,88% H 10,43 10,58 10,30 10,44 10,66% Bei der Molekulargewichtsbestimmung gaben 0,1992 g Diptero- carpon in 12,9465 g Benzol, eine Depression von 0,188^. Das Molekulargewicht berechnet sicli hieraus zu 409; die Formel C27H44O3 verlangt 416. Die Chloroformlösung, Avelche in 50 ccm 1,003 g Dipteroca4"pon enthält, lenkt im 2 dm-Rohr das Licht um + 2,85" ab. «d ist als» + 71,030. Dij)terocarpon gibt folgende Cholestolreaktionen : 1. L i e b e r m a n n'sche Reaktion: Sofort gelb, nach 24 Stunden gelbbraun. 2. Hess e'sche Reaktion: Schwefelsäure gelb, nach 36 Stunden braun. Chloroform: Farblos, nach 36 Stunden farblos. 3. ]\I a c b'sche Reaktion: Violett. _ 4. H i r s c h s o h n'scho Reaktion: Farblos, auch nach 24 Stunden. .4uf dem Wasserbade: schwach gelbrosa. L. van Ituliic: i:)i|)(cn)car|)()l. 20fl ;-). 'i' s (■ h u ^' ii !■ f fVchc IJciiktidii: .\rif;iii\urde die Reindaistellung der Säuren gut erreicht. Durch Umkrystallisation der ganz oder zum Teil erstarrten Fraktionen konnte eine feste, ungesättigte Säure von der Formel CigHgjO^ isoliert werden. Diese neue isomere Oelsäure vom Schmelz- punkt 30" wurde C h e i r a n t h u s s ä u r e genannt. Sie konnte mit keiner der bekamiten Fettsäuren identifiziert werden. Die Cheiranthussäure kr\'stallisiert in schneeweißen, seidenglänzenden Xadeln aus absolutem Alkohol und läßt sich bei 18 mm Druck und 240" destillieren. AA'ahrscheinlich kommen ähnliche isomere Oelsäuren in der Pflanzenwelt öfters vor. V o n g e r i c h t e n und Kohle r-) beschreiben eine isomere Oelsäure, die Pctroselinsäurc, S.-P. 33 — 34". S c h e r e r^) fand in den Samen von Pimpinelln Anisum eine feste ungesättigte Fettsäure mit dem S.-P. 30" und der ^) Zeit-sclir. f. Unters, d. Xahrungs- u. Genußuiittel 1890, S. 3. 2) Ber. d. deutsch, ehem. (iesellbchaft 42, 1638. 3) H. .Sc her er, Dissertation, Straßbiu-g 1909. 214 H. Matthes u. W. ]3(iltze: Oel des Goldlacksamens. Jodzahl 73,5. Aus dem Oele der Samen von Foeniculum. capillaceu7n isolierte er eine Fettsäure mit dem S.-P. 30,5*^ und der Jod- zahl 86,15. Es A\ird also ratsam sein, von der bisher weit verbreiteten Bezeichnungsweise^) der Fettsäuren, die gesättigten als feste und die ungesättigten als flüssige schlechtweg anzusj)rechcn, abzugehen und sich streng an die Einteilung in feste und flüssige gesättigte und feste und flüssige ungesättigte zu gewöhnen. Die Trennung der ungesättigten Fettsäuren durch Ueber- führung in ihre Bromide und deren Reduktion führte zu sehr guten Ergebnissen. Die Fettsäuren des Goldlacksamenöles bestehen aus ca. 65,0% Cheiranthussäure, ca. 30,0% Linolsäure, ca. 5,0% Linolensäure. Die Linolsäure bildete ein in Petroleumäther (Kp. 40 bis 60") unlösliches Bromid. Durch wiederholtes Auflösen in heißem Petroläther, sowie durch überschüssiges Brom verwandelte sich das in Petroläther (Kp. 40 — 60^*) unlösliche Tetrabromid in ein darin lösliches Produkt^) gleicher prozentisclier Zusammensetzung. Die un verseifbaren Anteile des Goldlacksamenöles wurden nach dem von H. ■Matthes und seinen Mitarbeitern H. S a n d e r^), 0. R h o d i c h^), E. A c k e r m a n n^), W. H ei n t z«) und H. Serge r'^) eingeschlagenen Gange getrennt. Aus 100 g Oel woirden 1,43 g flüssiges Un verseif bares und 0,47 g krystallisierbares L^n verseif bar es, Schmelzpunkt 136", er- halten. Das P h y t o s t e r i n, nach der Angabe von W i n d h a u s und Haut h^) bromiert, lieferte ein Di- und Tetrabromid. Letzteres muß noch eingehender untersucht werden. Das flüssige Unverseifbare stellte eine hellbraune Flüssigkeit mit dem eigenartigen Geruch des Unverseifbaren dar. ^) Zeitschr. f. Unters, d. Nahruiigs- u. Geuußmittel 1898, S. 391. 2) Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußmittel 1889, S. 19. 3) Arch. d. Pharm. 246, 165. *) Ber. d. deutsch, ehem. Gesellsch. 41, 19. 6) Ber. d. deutsch, ehem. Gesellsch. 41, 2000 (1908). «) Arch. d. Pharm. 247, 161. ') Arch. d. Pharm. 247, 429. *j Ber. d. deutsch, cheiq. Ges. 39, 4378 (1906); 40, 3681 (1907). H. Matthes n. W. BoUze: Oel des Goldlacksamoos. 216 Die Untersuchung der Clieiiantliussäure und des Unverseif- baren werden von H. Matthes fortgeführt, während sich VV. Schneider die Meitere Untersuchung der übrigen Bestand- teile des Goldlaeksamens vorbehalten hat. Experimenteller Teil. "^ Zur Untersuchung standen zwei auf verschiedene Weise aus Goldlacksaraen gewonnene fette Oele zur Verfügung. Das von Herrn Dr. Schneider- Jena überlassene fette Oel war durch Extraktion mit Aether aus dem Samen vom (rold- lack, Cheiranthus Cheiri, gewonnen worden. Das Oel wurde vor der weiteren Verarbeitung noch vollständig vom Aether befreit. Das Oel hatte einen an rohes Rüböl erinnernden, unangenehm scharfen Geruch und stark bitteren Geschmack. Im auffallenden Lichte erschien das Oel rotbraun. Zur Prüfung auf das Vorhandensein ätherischen Oeles wurden 500 g Oel der Wasserdampfdestillation zwei Stunden lang unter- worfen. Aus dem aromatisch riechenden Destillat schieden sich farblose, nach längerem Stehen gelblich werdende Fetttröpfchen ab, die auf Papier emen Fettfleck erzeugten, der nach gelindem Trocknen vollständig verschwand. Außer diesem ätherischen Oel ging eine flüchtige Fettsäure über, die sich im Destillat zu einer schwach opalisierenden Flüssigkeit von saurer Reaktion auflöste. Das 1430 g M-iegende Destillat brauchte 12,47 com Normal-Kalilauge zur Neutralisation. Das mit Wasserdampf behandelte Oel bildete mit dem Wasser eine hellgelbe Emulsion, die, in einem Scheide- trichter an einem warmen Orte aufbewahrt, sich nur langsam in eine klare wässerige Flüssigkeit von intensiv bitterem Geschmack und das Oel trennte. Die wässerige Flüssigkeit hinterHeß nach dem Eindampfen 0,6 g eines gelblichen durchsichtigen Rückstandes, der intensiv bitteren Geschmack besaß und folgende Fällungsreaktionen gab: 1. mit Phosphormolybdänsäure: graue Fällung, Flüssigkeit blaugrünhch ; 2. mit Kahumwismutjodid : starker braunroter Niederschlag; 3. mit Bleiacetat: eine schwache Fällung. Da der Körper frei von Stickstoff war, so liegt offenbar das von R e e b^) beschriebene Cheirantin vor. In heißem Alkohol war der Bitterstoff selbst in der Wärme nicht vollständig löslich; es ») Arch. f. exp. Patholog. u. Pharm. 41, 304 (1898), 21(3 H. Matthes u. W. Boltze: Oel des Goldlacksamens. blieb ein Meißes Pulver zurück, das mit Wasser befeuchtet, sich rot färbte. Nach Schneide r^) ist dies auf die Anwesenheit eines Pflanzenfarbstoffes, der den Charakter eines Indikators besitzt, zurückzuführen. Hieran anschließend sei bemerkt, daß das noch ätherhaltige Oel beim längeren Stehen einen Bodensatz abschied, der bitteren Geschmack besaß. Um ihn amf Cheirohn zu prüfen, \\'urde er mit alkalischer Bleioyxdlösung gekocht. Es trat allmählich eine starke .Schwärzung durch Bildung von Schwefel blei ein, ein Zeichen der Anwesenheit von Cheirolin. Dieses Mar durch den Wassergehalt des Aethers mit in Lösung gegangen. Die Mengen des in dem äther- haltigenOele gelösten Cheirolins sind minimal, Aveshalb S c h n e i d e r^) sie nicht beachtet hatte. Durch das allmähliche Verdunsten des Aethers und das Absetzen der Feuchtigkeit hatte sich das Cheirolin im Bodensatz angereichert, so daß es leicht aufzufinden war. Das abgeschiedene, filtrierte Oel zeigte folgende Konstanten. — Das extrahierte, nicht weiter gereinigte Oel wird im nachstehenden als Rohöl, das mit Wasserdampf behandelte, als gereinigtes Oel bezeichnet. Brechungsindex n^ bei 40 '^ 1,4666. Säurezahl des Rohöles 31,80 Säurezahl des gereinigten Oeles . . 34,94 Verseifungszahl . 178,60 Jodzahl nach von H ü b 1 : a) Rohöl 120,50 b) gereinigtes Oel 125,75 R e i c h e r t - M e i ß 1 - Zahl : a) Rohöl 0,99 b) gereinigtes Oel 0,33 P o 1 e n s k e - Zahl : a) Rohöl 2,00 b) gereinigtes Oel 1,10 Oxyfettsäuren waren in dem Cheiranthusöl nicht nachweisbar. Die Prüfung auf Oxyfettsäuren wurde nach dem Verfahren von Benedikt und U 1 z e r^) und nach L e w k o \\ i t s c h*) vorgenommen. 1) Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 375, S. 222. 2) Liebig's Annalen der Chemie, Bd. 375, S. 220. ') Monatshefte für Chemie 8, 40. *) Jj e w k o w i t s c h, Analyse der Fette 1905, IS. 294 und 300. 11. IVlat.Mii's u. W. Boll/.c: Od des (ioldlack.Siimciis. 217 l)it> mit (l(>n vciscliiediMicn Verfahren (lemachten Erfahrungen werden in der Doktor-Dissertation von W. B o 1 1 z o - Jena niedergelegt. Das mit Aetlier extrahierte Gel enthielt, wie ans dem V^or- stclienden ersieh tlieh, wohl hauptsäehlich infolge des geringen ^^'assergehaltes des Aethers geringe Mengen \'on Niehtfett- stoffen. Vxn ein mciglichst icines Oel 7,ui' Untersuchung veiwenden zu kömien, wurde eine gijißei'e Menge von der Firma E. Mere k- Darmstadt dargestellt. :}(> kg getrockneter, zerkleinerter CJoldlack- samen a\ urd(>n mit Petroleumbenzin (Kp. — 5()") extrahiert. Der Petrolätlu'r N\urdc \m Trockenschrank verflüchtigt. Es wurden eihalten : 21,7()() kg entfetteter Samen, 7,720 kg fettes Oel. Der Goldlacksamen enthielt demnach 26,2% fettes Oel. R e e b^) gibt den Oelgehalt auf ungefähr 35% an. ]jas von E. M e r c k extrahierte Oel roch eigenartig und hatte einen milden Geschmack. Es erschien bei auffallendem Lichte rot, bei durchscheinendem Lichte grün und besaß einen geringen (Jehalt an Chlorophyll. Dies wurde im Spektralapparat durch das cliarakteristischc Si)ektrum nachgewiesen. Um das Oel zu reinigen und besonders den noch anhaftenden Petroläther und etwa vorhandenes ätherisches Oel zu entfernen, wurde es in Portionen von je 500 g der Wasserdampfdestillation unterworfen. Die Emulsion, welche dabei entstanden Mar, schied sich bei längerem Stehen an einem warmen Orte ab. Die wässerige Flüssigkeit enthielt in diesem Fall keine Spur von Bitterstoff. Das Oel wurde durch ein trockenes Filter gegeben. Aetherisches Oel. Aus der wässerigen Flüssigkeit, die durch die Wasserdampf- destillation gewonnen Avar, konnten von 7,720 kg angCM'andten fetten Oeles 2,15 g ätherisches Oel erhalten werden. Der Prozent- gehalt des fetten Oeles an ätherischem würde sich zu 0,027%, der des Samens zu 0,0073% berechnen. Das ätherische Oel war fast farblos, stark lichtbrechend, von süßlichem Geschmack und neutraler Reaktion. Der Geruch er- innerte an Wasserfenchel. 1) Arcli. L ex|). Patliolog. u. Pharjii. 41, 300 (1898). 218 H. Matt lies u. W. Boltze: Oel des Goldlacksamens. Der Siedepunkt lag zw^ischen 120 — 125'^ bei 15 mm Druck. Refraktion n^ bei 20" = 1,6920. Spezifisches Gewiclit bei 15" = 0,9034. Spezifisches Drehungsvermögen — 12,73". Jodzahl nach von H ü b 1 179,40. Kaliumpermanganat und Brom -wurden sofort entfärbt. Die Verbrennung ergab folgende Werte: Kohlenstoffgehalt 85,68%, Wasserstoffgehalt 11,56%. Der Rest ist Sauerstoff. Die alkoholische Lösung des ätherischen Oeles gab folgende Farbreaktionen : H i r s c h s o h n : (10 Tropfen des Trichloressig- Salzsäure- gemisches angewandt), nach 5 Minuten rosa, nacli 20 Minuten rot violett. L i e b e r m a n n - B u r c h a r cl : (Der Lösung eüier ge- ringen Menge von ätherischem Oel in Chloroform wurde tropfen- ■\veise Essigsäureanhydrid und konzentrierte Schwefelsäure zu- gesetzt), rosarot, schwach blau, violett, braunrot, schmutzig braun. U d r a n s k i : (Wenige Tropfen ätherischen Oeles auf dem Uhrglase mit FurfuroUösung und konzentrierter SchAvefelsäure versetzt), sofort lebhafte Rotfärbung, die bald in Violettblau überging. Fettes Oel. Das rohe bezw. das durch Wasserdampfdestillation gereinigte und vom ätherischen Oel befreite fette Cheiranthusöl zeigte folgende Konstanten: Spezifisches Gewicht des gereinigten fetten Oeles bei 15" = 0,9240. Brechungsindex bei 40" = 1,4690. Säurezahl des Rohöles 11,40 Säurezahl des gereinigten Oeles . . 11,50 Verseifungszahl 180,30 Esterzahl 168,80 Jodzahl nach v o n H ü b 1 . . . . 124,53 H ebner -Zahl 95,66 .JReichert-Meißl- Zahl : a) Rohöl 0,99 b) gereinigtes Oel 0,33 Polenske- Zahl : a) Rohöl 1,95 b) gereinigtes Oel 1,40 Glyzerin vorhanden, H. Mattlies u. \V. Bull/.e: Ool des Goldhuksamons. 210 lieber die Einwirkung der atmosphärischen ]j u f t und reinen Sauerstoffs auf das fette Oel des Goldlaok- saiucns wurden eingehende Versuche angestellt, die genauer in der ! >issertation von W. B o 1 1 z e - Jena beschrieben sind. Trennung der Fettsäuren des (Joldlacksamenöles. Die Zerlegung der Fettsäuren in gesättigte und ungesättigte AMirde nach der von F a r n s t e i r e r^) ausgearbeiteten Bleisalz- Benzol-Methode durchgeführt. F a r n s t e i n e r gründet das Prmzip seiner Bleisalz-Benzol- Methode auf die Beobachtung, daß die Bleisalze der flüssigen und festen Fettsäuren bei mäßiger Wärme leicht in Benzol löslich sind, letztere jedoch beim Abkühlen der Lösung so gut wie vollständig wieder ausfallen, während die Salze der flüssigen Säuren hi Lösung bleiben. Farn steine r bezeichnete die ungesättigten Säuren einfach als flüssige und die gesättigten als feste, weil er glaubte, daß es sich praktiscli in den natürliclien Fetten fast immer bei den festen Säuren um gesättigte, wie Pahnitin, Stearinsäure etc. handele. Dies ist jedoch nach den Untersuchungen von V o n g e r i c h t e n und K o e h 1 e r^) und anderen nicht der Fall. Farn stein er beschreibt bei der Ausführung seiner Versuche nur Fettsäure- gemische, die als feste]^ Säuren, gesättigte enthalten. Zirka 20 g Oel wurden mit alkoholischer Kalilauge verseift, nach Zugabe weniger Tropfen Phenolphthaleinlösung mit Essig- säure neutralisiert, der Alkohol verdampft und die Seife in zwei Liter heißen Wassers gelöst. Hierzu %vurden unter Umrühren 600 g heiße Bleiacetatlösung (20 : 600) gefügt und der Kolben unter öfterem BcM-egen hi kaltes Wasser gestellt, wodurch sich die Blei- salze in kompakter Form abschieden. Nach weiterer vorschrifts- mäßiger Behandlung der Bleisalz- Abscheidungen M'urden dieselben mit 1000 ccm Benzol am Rückflußkühler gekocht, wobei allerdings keine vollständige Lösung zu erzielen war. Dann blieb das Gemisch erst 15 Minuten bei gewöhnlicher Temperatur und sodann zwei Stunden unter Abkühlung bei +8 bis 12" stehen. Die in Lösung gebliebenen Bleisalze der flüssigen Fettsäuren wurden von den abgeschiedenen durch Filtration getrennt. Das ungelöst Gebliebene und die in der Kälte wieder ausgeschiedenen Bleisalze läßt F a r n - Steiner zusammen durch Erwärmen mit verdünnter Salzsäure zersetzen. Da die Bleisalze der festen Säuren in heißem Benzol ^) Zeitsclrr. f. Unters, d. Nalu'imgs- u. Ceixußraittel 1898, S. 390. *) Bor. d. deutsch, ehem. Gesellsch. 42, II., 1638. 220 H. Matthes u. W. Boltze: Oel des Goldlacksamens. löslicli sein sollen, ^nirde noclimals mit Benzol am Rückflußkühler gekocht, vom Rückstand abgegossen und nun jede der beiden erlialtenen Bleisalzlösungen mit 20% iger Salzsäure zersetzt. Die Salzsäure färbte sich hierbei grün, und es konnte aus ihr der Chloro- phyllfarbstoff mit Aether leicht ausgezogen werden. Nach Ver- treibung des Benzols im Wasserstoff ström Avurden von den ge- wonnenen Säuren — es A\.urden 1,21 g feste und 16 g flüssige Fett- säuren erhalten — die Jodzahlen nach von H ü b 1 bestimmt . a) Feste Fettsäuren. Jodzahl bei vierstündiger Ein- wirkung 62,55. b) Flüssige Fettsäuren. Jodzahl nach vierstündiger Ein- wirkung 1.30,41. Wie die weitere Untersuchung ergab, bestand die nach Farnsteiner erhaltene feste Fettsäure im wesentlichen aus der ungesättigten Cheiranthussäure. Der bräunlichgelbe bei der Extraktion mit heißem Benzol gebliebene Rückstand löste sich in Scliwefelkohlenstoff und Chloro- foim und gab mit absolutem Alkohol umkrystallisiert deutlich die bekannten Phytosterin-Reaktionen. Die Trennung der Fettsäuren nach der Bleisalz-Aether-Methode von V a r r e n t r a p p führte nicht zum Ziele. Destillation der Fettsäuren. Zur Destillation der Fettsäuren des Goldlacksamenöles wurde das fette Oel verseift, die Seifenlösung durch Ausschütteln mit Aether vom Phytosterin befreit und die durch Chlorophyll noch grün gefärbten, eine Stunde bei 105" im Wasserstoff ström ge- trockneten Säuren direkt zur Destillation benutzt. Der Brecliungs- index des Säuregemisches betrug bei 40° np = 1,4605, nach Entfernung des Phytosterin* = 1.4598. Die Jodzalil der vom Phytosterin befreiten Fettsäuren nach von Hübl betrug nach 18 stündiger EinAvirkung 131,84. Die Destillationen w urden mit Hilfe der Sprenge l'schen Quecksilberpumpe ausgeführt. Um das lästige Ueberspritzen des Quecksilber.s in das vorgelegte Chlorcalciumrohr zu vermeiden und eine ununterbrochene Benutzung der Pumpe zu ermöglichen, wurde an dem Schenkel, der zur Wasserstrahlpumpe führt, über der ersten eine zweite Kugel angebracht, in der das weiterführende Rohr in einer Krümmung endete. Die Mündung des Rohres in der Kugel zeigte nach oben. Nachdem durcli Vori^robcn festgestellt A\-ar, daß die Destillation Aussicht auf Erfolg bot, wurden die Fettsäuren sorgfältigst aus- H. Mlitt)le^s II. \V. Bolt/.c: Ool (Us (Joldlacksainens. l'lM fraktii)iüort. l)\c Versuche werden aiüsführlirli in cU-r Dissertation von W. B o 1 1 z e - Jena besehrieben. An dieser Stelle sei nur die Fettsäure näher angeführt, die nach der Destillation zu einer festen weißen Masse erstarrte. Sie wurde durcli Unikrystallisation der zwischen 240 — 245" bei 12 mni Druck siedenden Fraktion, deren Verseif ungszahl 177,07, deren Jodzahl 78,11 betrug, erhalten. Es wurden weiße, seidenglänzende, nadeiförmige Krystalle gewonnen, die bei 30" sclnnolzcn. Der Brechungsindex n^ betrug bei 40»= 1,4536. Die Jodzalil der im Vakuum über Schwefelsäure getrockneten, reinen Fettsäure betrug 71,16. Der polarisierte Lichtstrahl wurde durch eine alkoholische Lösung der Säure nicht abgelenkt. A' e r b r e n n u 11 g der Säure. 0,17.56 g Substanz gaben 0,4902 g CO2 und 0,1444 g HoO. Berechnet für Cj^Hj^O^: Gefunden: C = 76.53 76,50Oo H = 12,13 11,580,, Verhalten gegen salpetrige Säure. Die mit verdünnter Salpetersäure und Xatriumnitrit bei ge- linder Wärme behandelte Fettsäure erstarrte schnell zu einer gelblich-weißen ]\Iasse. die mit Wasser melirere ^Nlale umgeschmolzen, aus absolutem Alkohol umkrystallisiert, den Schmelzpunkt 51 — 52" hatte. Die Refraktion Ujj betrug bei 70" = 1,4520. \* e r b r e n n u n g. 0,0636 g Substanz gaben 0,1763 g CO2 und 0,0688 g HoO Berechnet für C^^H^jO-j: Gefunden: C = 76,53 75,60'\, H =: 12.13 12,10'\> Verhalten gegen Oxydationsmittel. Um das Verhalten der Säure gegen Oxydationsmittel fest- zustellen, \\'urde nach der Vorschrift von S a y t z e f f^) gearbeitet. 2 g Säure M-urden mit 20 g Wasser erwärmt und 0,7 g KOH, in wenig Wasser gelöst, hinzugefügt. Die durch Eis auf 0" gekühlte Seifenlösung wiu'de unter beständigem Umrühren mit kleinen Mengen einer Kaliumpermaugauatlösung (25 g auf 600 g H.2O) versetzt. J)ie Flüssigkeit färbte sicli anfanss durch Reduktion zu Manganat ^) Journ. pr. ( hcuüe 33. 222 H. Matthes u. W. Boltze: Oel des Goldlacksamens. grün; gegen Ende dei' Keaktion bildete sich ein Niederschlag von Mangansupeioxydhydrat. Nachdem die Flüssigkeit einige Zeit bei Zimmertemperatur gestanden hatte^ Murde sie eine halbe Stunde zum Sieden erhitzt, die Seifenlösung rasch auf einem Büchnerschen Trichter vom Braunstein abgesaugt und durch Zusatz von ver- dünnter Schwefelsäure zersetzt. Die erhaltene feste weiße Säure wurde mit heißem Wasser ausgewaschen und sechsmal aus Alkohol umkrystalMsiert. Schmelzpunkt 118^'. Refraktion n^ bei 60° = 1,4570. Nach ernst ündigem Erhitzen im Wasserstoff ström auf 105** \^alrde das Oxydationsprodukt der festen Fettsäure verbrannt. 0,1788 g Substanz gaben 0,4462 g COg und 0,1834 g H2O. Berechnet für Dioxystearinsäure Ci8H34(OH)202: Gefunden: C = 68,33 68,06% H = 11,47 11,47% Hierdurch ist der Beweis erbracht, daß die feste ungesättigte Säure im Goldlacksamen öl eine isomere O e 1 s ä u r e ist. Da in der Literatur noch keine Säure angegeben ist, die mit dieser aus dem Chehanthusöl dargestellten ungesättigten Säure übereinstimmt, so wurde sie C h e i r a n t h u s s ä u r e genannt. Trennung der ungesättigten Fettsäuren durch Ueberfiihrung in ihre Bromide. Nach mehreren Vorversuchen wurde folgende Arbeitsweise eingeschlagen : 27,16 g vom Phytosterin befreite Fettsäure wurde in 240 g Eisessig und 40 g Aether gelöst und das Gemisch bis auf 4-5" abgekühlt. Hierzu wurde tropfenweise unter steter Kühlung eine Brom-Eisessig -Mischung (10 ccm Brom 4- 20 ccm Eisessig) fließen gelassen, bis die braune Farbe nicht mehr verschwand. Es waren bis zu diesem Punkte 26 ccm nötig, welche Menge ca. 8,66 ccm Brom entsprach. Nach sechsstündigem Stehen Avurde der Nieder- schlag abgesaugt, mit 100 ccm Aether und soviel Alkohol nach- gespült, bis die saure Reaktion verschwunden war und bei 100" getrocknet. Die Ausbeute betrug 3,4 g Hexabromid, woraus sich für das Goldlacksamenöl ein Gehalt von 3,5% Linolensäure be- rechnet. Um die einheitliche Zusammensetzung dieses Hexabromids, welches den Schmelzpunkt 180" zeigte, zu prüfen, Avurde dasselbe in heißem Benzol gelöst. Das nach dem Erkalten sofort ausgefallene und getrocknete Hexabromid schmolz bei 179 — 180" zu einer gelb- Uchon Flüssigkeit. H. MnttheP u. VV. Doltzo: Oel des Ooldlacksamens. 223 B r o ni l) o s t i m in u n g. 0,1810 g Substanz gaben 0,2684 g AgBr. Berechnet für Hexabromlinolonsävire: fJefunden: Br = 63,28 63,104% Nach dem Verdampfen des Benzols hatte der Rückstand einen Schmelzpunkt von 181 — 182". Das Geschmolzene war farblos. Brombestimmung. 0,2278 g Substanz gaben 0,3404 g AgBr. Berecliiiet für CigHg^OjBrg: Gefunden: Br = 63,28 63,59% Der Rückstand uurde uieder in zwei Fraktionen durch Ijö.sunt( in heißem Benzol geteilt. Die erste hatte den Schmolzpunkt 181". Das Geschmolzene war farblos. Brombestimmung. 0,2370 g Substanz gaben 0,3514 g AgBr. Berechnet für Ci8H3o02Brg: Gefunden: Br = 63,28 63,1% Bei der zweiten lag der Schmelzpunkt bei 180". Die Schmelze war gelblich gefärbt. Brombestimmung. 0,144Ug Substanz gaben 0,2102 g AgBr. Berechnet für C'i8H3o02Br6 : Gefunden: Br = 63,28 62,26% Diese gefundenen Werte lassen keinen Zweifel darüber auf- kommen, daß der bei der Bromierung der Fettsäuren entstandene Niederschlag nur aus Hexabrom -Linolensäure bestand. Reduktion der He xabroni -Linolensäure nacli Bedford^). 5 g fein zerriebenes Hexabromid, 10 g geraspeltes Zink, 60 ccm 95% iger Alkohol und di'ei Tropfen Platincliloridlösung^) wurden im Wasserbade vier Stunden am Rückflußkühler bis zur voll- ständigen Auflösung gekocht. Die klare Lösung wurde dann vom Zink abfiltriert und das letztere mit Alkohol ausgewaschen. Nach Abdestilheren der Hälfte des Alkohols wurde die Flüssigkeit in Wasser gegossen und das ausgeschiedene Produkt zur Zersetzung des Zink- salzes mit verdünnter Schwefelsäure erwärmt. Die erkaltete 1) Fred Bedford, Halle, Dissertation 1906. ') Der Zusatz von Piutinchlorid, den Bedford nicht vor- schreibt, bewährte sich sehr gut uml dürfte auch weiter zu empfehlen sein. 224 H. Mcttthe.s u. W. Boltze: Oel des Goldliicksameu^. Miscluiiig winde mit Aetlier extraliiert und nach Verjagung de« Aethers, wobei ein deutlicher Geruch nacli Lebertran auftrat, mit alkohohscher Kahlauge verseift. Die Kaliseife wurde mit ver- dünnter Scln\ ef elsäure zerlegt, die freie Säure mit Aether auf- genommen und die ätherische Lösung mit Xatriumsulfat getrocknet. Nach Verdunsten des Aethers hinterblieben 1,28 g schwach gelb gefärbtes Oel (theoretische Ausbeute 1,75 g), welches den charak- teristischen Geruch des Lebertrans besaß, im Gegensatz zu B e d f o r d's Angaben, der diesen Geruch nicht konstatieren konnte, aber im Einklang zu H a z u r a's^) Beobachtungen. Lieber Nacht im Vakuumexsikkator über Schwefelsäure getrocknet, wurde das Jodaufnahmevermögen der aus dem Hexabromid reduzierten Säure nach von H ü b 1 bestimmt. 0,1398 g Säure addierten nach 18 stündiger Ein^irkungs- dauer 0,3472 g Jod . Jodzahl 248,37. Berechnet für Linolensäure CigHgoOa: 273,8. Diese Differenz läßt sich ungezwungen durch geringe Oxydation der Säure bei den verschiedenen Manipulationen erklären. B e d f o r d fand bei seinen Untersuchungen über Leinöl auch nur die Jod- zahl 248,1. Ein flüssiges Hexabromid der Linolensäure wurde nicht beobachtet. Trennung der Bromfettsäuren, die bei der Bromierunff in Lösung geblieben waren. rßf-. hh Bei der Aufarbeitung und Trennung der bromierten Fett- säuren bietet die Entfernung des Bromüberschusses gewisse Schu ierig- keiten. Sie wurde leicht in folgender Weise erreicht: Die bromierten Fettsäuren wurden in einen Scheidetrichter von 5 1 Inhalt gegossen, viel destilliertes Wasser hinzugegeben, mehrmals kräftig durchgeschüttelt und über Nacht offen stehen gelassen. Das hellbraune Oelgemiscli wslt stark mit weißen Ab- scheidungen durchsetzt, welche sich nach mehrtägigem Stehen bedeutend vermehrten. Die überstehende Flüssigkeit w&v farblos geworden. Das mit Krystallen durclisetzte hellgelbe Bromidgemisch wurde mit Wasser gekocht. Nachdem das Bromgemisch im Scheide- trichter von dem Wasser getrennt war, wurde es gelinde erM'ärmt und durch ein trockenes Filter filtriert. Der Bromgehalt betrug 42,03%. Zur weiteren Trennung blieb es mehrere Tage stehen. ^) Monat slu'ftf l'iir Cheiuie H, 2V>~. H. Matt lies 11. W. Boltzo: Ool des Goldlacksamorts. 225 wobei HJfh Kt vstalle al)?-clii(cl(Mi. ])ie hellgelbe Flüssigkeit wurde mit gekühltem Petrolätlier (Kp. 40 — 00") aufgenommen, abfiltriert, der Petroläther verdampft und diese Operation so oft wiederholt, ))is das Bromidgemiscli in der Kälte nichts Festes mehr abschied. Der auf dem Filter bcfindlic-he Rückstand woirde mit wenig ge- kühltem Petroläther ausgewaschen, in etwa einem Liter siedenden Petroläthers (Kp. 40 — 60") gelöst und diese Lösung 24 Stunden in den Eisschrank gestellt. Es hatten sich glänzende, weiße Krystall- blättchen abgescliieden, die, abfiltriert und getrocknet, bei 112" zu einer farblosen Masse schmolzen. Xach \\-iederholtem Um- krystalhsieren bheb der Schmelzpunkt bei 113 — 114" konstant. A. Rollet!) gibt als Schmelzpunkt 114—115" an. B r o in b e s t i na la u n g. 0,2022 g Substanz gaben 0,25.56 g AgBr. Berechnet für C\8H.,202Br4: Gefunden t Br = 53,3.3 " 53,75% Auffällig war die geringe iVusbeute der in der Kälte wieder* ausgefallenen Menge im Verhältnis zu der in Lösung genommenen. Auch nach Verdampfen von drei Viertel des Petroläthers, schied sich nichts Festes mehr aus. Xach vollständigem Verdunsten des Petroläthers bheb eine gelbliche durchsichtige Masse zurück, welche mit Methylalkohol aufgenommen, sehr bald schöne, seidenglänzende Schuppen abschied, die bei 54 — 55" schmolzen. B r o m b e s t i m m u n g. 0,2952 g Substanz gaben 0,3602 g AgBr. Berechnet für CigH320.2Br4: Gefimden: Br = 53,33 ' 51,93% Aus absolutem Alkohol umkrystallisiert, blieb der Schmelz- pimkt der sternförmig angeordneten glitzernden Krystalle bei 57—58" konstant. Farnsteine r^) stellte nach seiner Beobachtung über die Ein^n^kung eines Bromüberschusses auf die Abscheidungen des Linolsäuretetrabromids es für erwiesen hin, daß bei Einwirkung eines erheblichen Ueberschusses von Brom in der Wärme das Tetrabromid zu einem großen Teil in eine in kaltem Petroläther löshche Substanz übergeführt vnrd, die bei langsamem Verdunsten des Petroläthers schöne sternförmig angeordnete lange Nadeln hinterläßt. Leider gibt er deren Schmelzpunkt nicht an. Zweifellos 1) A. Rollet, Zeitsclir. f. physiol. Chem. 62, 410-421. 2) Zeitsclir. f. Unters, d. Nalirinigs- u. Genußmittel 1899, S. 19. Arch. d. Pharm. CCL. Bds. 3. Heft. 15 226 H. Matt h es u. W. Boltze: Oel des GroldlacksartleilS. ist dieses Tetrabromid mit dem hier beschriebenen vom Schmelz- punkt 57 — 58" identisch. H e h n e r und Mitchell^) führen die Bromierung der Fettsäuren stets unter -f 5° aus. In der Tat ist auch die Einhaltung niederer Temperaturen für die Erreichung reiner Bromprodukte von außerordentlicher Wichtigkeit. Weiter scheint das quantitative Verhältnis der einzelnen Fettsäuren zueinander von großem Ein- fluß bei der Trennung der Linolsäure von den anderen Säuren zu sein. F a r n s t e i n e r^) fand, daß bei einem Gemisch von Oel- säuredibromid und Linolsäure tetrabromid sich bis zu 5% Linol- säure dem Nachweis entziehen kann. Die Grenze ist sicher damit noch nicht erreicht. Reduktion des Bromidgemisches^), aus dem sich durch Ausfrieren- lassen und Aufnahme mit gekühltem Petroläther kein festes Tetra- bromid mehr abscheiden ließ. L)ie Reduktion der gebromten Fettsäuren mit 42,03% Bromgehalt wurde nach zwei Methoden durchgeführt: a) Reduktion mittels Zink und Alkohol. b) Reduktion mittels Natriumamalgam und darauffolgendem Erhitzen mit Zinkstaub und Eisessig. a) 10 g der übrig gebliebenen Bromprodukte wurden mit 22 g geraspeltem Zink, 120 g Alkohol und ein paar Tropfen Platinchlorid- lösung zwei Stunden am Rückflußkühler gekocht und die Flüssigkeit so weiter behandelt, wie oben bei der Reduktion des Hexabromids angegeben. Das erhaltene Säuregemisch hatte einen angenehmen, aromatischen Geruch. Die daraus mittels Barythydrat hergestellten Salze wurden auf einem Tonteller getrocknet, die trockene, zer- riebene Masse im Mörser mit Petroläther (Kp. 40 — 60") an- geschlämmt und das Gemisch unter Umschwenkeia zum Sieden er- hitzt. In einem hohen Zylinderglas Avurde es zum Absetzen beiseite gestellt, vorsichtig durch ein dichtes Tuch gegossen und das Filtrat und der Rückstand vom Petroläther befreit. Ersteres bildete eine gallertartige durchsichtige Masse, die getrocknet sich zu einem fast weißen Pulver zerreiben ließ. Der Rückstand war eine weiße, bröcklige Masse. Nach Zersetzung der beiden Salze mit verdünnter 1) Analyst 1895, S. 148. 2) Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußraittel 1899, S. 17. 3) Chem. Centralbl. 1899, I., S. 381 und Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. OenußiaitteJ 1903, S. 165. H. Matthew u. W. Boltzo: Od des Coldlacksamens. 22? Salzsäure wurrlpti die freien Säuren mit Aether extt'ahiert, die Lösungen nielirnials mit Wasser geAvaschen imd über Natrium- sulfat getrocknet. Beide Säuren dunkelten bei der Berührung mit Luft sofort etwas nach und schieden beim Erkalten geringe Mengen fester Säure ab. Die J o d z a h 1 der aus dem Rückstand gewonnenen hell- braunen Säure war nach 18 stündigem Stehen 117,37. Refraktion np bei 40« = 1,4(610. Die J o d z a h 1 der aus dem Filtrat gewonnenen schwach gelbUchen Säure war unter denselben Bedingungen wie vorher 108,80. Refraktion np bei 40« = 1,4585. Diese Resultate zeigen, daß durch einmaliges Auskochen mit Petroläther zu wenig hnolsaures Baryum gelöst wird. Bei dem nächsten Versuch mit Natriumamalgam usw. wurde das Barytsalz deshalb .wiederholt mit Petroläther ausgekocht; b) 20 g des Brcmidgemisches AMirden in 200 g Aether und 150 g Eisessig gelöst und zu dieser Mischung 200 g (4%) frisch bereitetes Natriumamalgam in kleinen Portionen gegeben. Die hellbiaune Farbe war bald versclnrnnden. Nach Entfernung des Quecksilbers durch Filtration und Abdestillieren des Aethers M-urde die Lösung mit 10 g Zinkstaub zwei Stunden am Rückflußkühler gekocht. Von dem Ungelösten M-urde abfiltriert, das Filtrat in heißes Wasser gegeben und mittels Barythydrat das Barynmsalz dargestellt. Dieses wurde wiederholt mit Petroläther ausgekocht und das Filtrat und der Rückstand, wie vorher beschrieben, be- handelt. Zwar dunkelten die Säuren bei Luftzutritt auch etwas nach, doch viel weniger, wie bei dem vorigen Verfahren. Die Re- duktion mittels Natriumamalgams ist sehr empfehlenswert. Die aus dem Rückstand gewonnene Säiure bildete eine gelbhche, fast ganz feste Masse. Ihre Jodzahl nach v. H ü b l war nach 18 Stunden 92,45. Refraktion n^ bei 40"= 1,4590. Die aus dem Filtrat erhaltene fast farblose und mit wenig festen weißen Partikelchen durchsetzte Säure besaß nach 18 Stunden die Jodzahl 135,50. Refraktion n^ bei 40 <> = 1,4640. Die Trennung des Bromgemisches in Cheiranthus- und Linol- säure war also ziemhch gut gelungen. A. Rollet^) schlägt vor, die Fettsäuren vor der Bromierung zu destillieren. ^j H o p p e - S e y 1 e r's Zeitsclir. f. physiolos'. Chemie 62, S. 426 (1909). i ^ & 16* 228 11. Matthes u. W. Boltze: Oel des GoldIa.cksameiis. Ünverseifbare Anteile des Goldlacksamenöles. Je 100 g Oel M'urden nach der Vorschrift von Börne r^) mit der doppelten Volummenge alkohohscher KaHlauge (200 g KOH auf 1 1 70^0 igen Alkohol) auf dem Wasserbad am Rück- flußkühler unter häufigem Umschütteln verseift mid mit Aether ausgeschüttelt. Nach dem Verdunsten desselben bheb eine durch- sichtige, dickflüssige, rotbraune Masse zurück, die mit büschel- förmig angeordneten KrystaUen stark durchsetzt war, den typischen aromatischen Genich des ünverseifbaren zeigte und die bekannten Phytosterinreaktionen gab. Die Ausbeut« betrug 1,9 g. Zur Ab- scheidung des Phytosterins -rnirde die Masse in den Eisschrank ge- stellt, mit gekühltem Petroläther (Kp. 40 — 60**) durchgeknetet, schnell vom Ausgeschiedenen abfiltriert und der Petroläther ver- jagt. Diese Operation -mirde so oft wiederholt, bis sich aus dem rotbraunen, durchsichtigen, aromatischen ünverseifbaren, Anteil nichts Festes mehr abscheiden ließ. Die erhaltene gelbhch weiße, krystallinische Masse wurde aus absolutem Alkohol umkrystallisiert. Aus 1,9 g unverseif barem Anteil wurden ca. 0,5 g Phytosterin in farblosen, sternförmig geordneten Tafeln erhalten. Schmelzpunkt 136". Spezififiche Drehung — 31,78». Jodzahl nach v. H ü b 1 77,14. "\\' a s s 6 r b e s t i m m u n g. 0,7114 g lufttrockene Substanz verloren bei 105" 0,0344 g HoO. C27H44O -f H2O, berechnet 1 Mol. HjO 4,46% HoO. Co^HißO + H,0, berechnet 1 ]Mol. H2O 4,45% HgO. gefunden 1 Mol. HjO 4,83% H2O. Verbrennung: 0,1042 g Substanz gaben 0,3102 g CO2 imd 0,1148 g HgO. Berechnet für C27H44O -f HoO: Gefimden: C = 80,53 - H = 11,52 - Berechnet für C27H4gO -j- H,0: Gefunden: C = 80,13 ' 81,90% H = 11,96 12,34% Reaktionen des Phytosterins aus Goldlacksamenöl. Salkow'ski-Hesse: Das Chloroform färbte sich erst bräunlich, nach ca. 6 Stunden bordeauxrot, später farblos. Die Schwefelsäure zeigte stark grünhche Fluoreszenz. H i r s c h s o h n : Nach ca. 5 Minuten rosa, nach 30 Minuten violett, nach ca. 2 Stunden rötlich braun, nach 24 Stunden schmutzig br^un. 1) Zeitschr. f. Unters, d. Nahrungs- u. Genußmittel I., 1898, S. 38. H. .Malthüs u. W. Holtzc: Od des Goldlacksamens. 22iJ L i (' b e r m a n n - B u r c h a r d : Vorübergehend rosarot, dann violett, blau, dunkelblau und schließlich dunkelgrün fluoreszierend, Tschugaeff: Nach einigen Minuten eosinrote Farbe mit grüner Fluoreszeus:;. Udranski: ])ie Krystalle färbten sieh sofort lebhaft rot, dann violett, blau. Später nahm die Flüssigkeit eine grüngraue Mischfarbe an. Um auf zwei verschiedene ungesättigte Phytosterine zu prüfen, ^^^l^den ca. 1,4 g Phytosterin in das Acetat übergeführt. Das Phytosterinacetat bildete schöne \veiße, seidenglänzende Krystalle, die bei 128—129» schmolzen. Das Phytosterinacetat Miude in Eisessig bromiert. Es schied sich eine ganz geringe Menge eines krystaUinischen Stoffes ab, der leider nicht genauer charakterisiert Averden konnte, jedoch als Phytosterintetrabromid angesprochen werden kann. Die von dem Phytosterintetrabromid abfiltrierte Lösung MTirde im Wasserbade eingeengt und schied reichliche Mengen Phytosterindibromid ab, das mit Zinkstaub und Eisessig reduziert ■wurde. Das durch Reduktion gewonnene, mehrfach umkrystalli- sierte Phytosterinacetat besaß den Schmelzpunkt 127". Die spezi- fische Drehung betrug — 20,6*^. V 6 r b r e u u u u g. 0,1394 g Substanz gaben 0,41 10 g CO.^ imd 0,1398 g H.^0. Berechnet für €'291145,02: Gefunden: C = 81.24 ' " 80,41% H = 11,29 11.22% Das Phytosterinacetat wurde verseift und gab nach der Um- krystAllisation aus Alkohol prächtige, weiße Phytosterinkiystalle, die bei 137*^ schmolzen. Das daraus hergestellte Bcnzoat sclimolz bei 142", das Pro- pionat bei 108**. Beide zeigten die Phytosterinreaktionen nach Lieber m a n n - B u r c li a r d, H i r s c h s o h n und U cl r a n s k i . Flüssiger Anteil. Der flüssige Anteil des Un verseif baren wurde der fraktio- nierten Destillation bei 10 mm Druck untcrAvorfen und dieselbe bei 210" unterbrochen, weil Zersetzun.gsprodukte auftraten. Fraktion 1, bis 160". Das Destillat war hellgelb, dünn- flüssig, blieb klar und hatte den nämlichen Geruch des ätherischen Oeles. Auch schmeckte die Flüssigkeit dcutlicli süß, hinterher etwas brennend. Jod/alil nacli IS Stunden 19:^89. Refraktion iij, bei 40" = 1,4910, 230 W. Schirmer: Guninai- und Schleimarteu. Reaktion nach Lieber mann-Burchard: Gelb, gelbgrün, blaugrün, dunkelgrün, bräunlich, schwach fluoreszierend, Fraktion II, 160 — 205", bildete eine fast farblose, klare, dicke, geruchlose Flüssigkeit, aus der sich eine geringe Menge fester weißer Substanz abschied. Jodzahl nach 18 Stunden 89,36. Re^ fraktion n^ bei 40« = 1,4734. Reaktion nach Liebermann-Burchard: Grau, blaugrün, dunkelgrün, stark fluoreszierend. Fraktion III, 205—210", stellt eine hellbraune, durch- sichtige, zähe Masse dar. Jodzahl nach 18 Stunden 119,58. Refraktion n^ bei 40» = 1,4900. Reaktion nach Liebermann-Burchard: Rosa- rot, sehi' schnell blaugrün und dann intensiv dunkelgrün. Als Kolbenrückst an d blieb eine braune, grün fluoreszierende Harzmasse, die dem Phytosterin ähnUche Re- aktionen zeigte. Jodzahl nach 18 Stunden 112,11. Refraktion n^ bei 40" = 1,5105. Mitteilung aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Straßburg, Beiträge zur chemischen Kenntnis der Gummi- und Schleimarten. Von ^^' o 1 f g a n g S c h i r m e r. (Auszug aus einer Inaugural-Dissertation, Straßburg 1911.) (Eingegangen den 22. III. 1912.) Vorliegende Arbeit bildet die Fortsetzung einer von ]\I e i n i n g e r im pharmazeutischen Institut der Universität Straßburg begonnenen Arbeit. Es wurden noch einige weitere Gummiarten untersucht. Da dieselben aber keine wesentlichen neuen Ergebnisse lieferten, ^\alrden noch einige Pflanzenschleime in den Bereich der Untersuchungen gezogen, deren Zusammen- setzung, wie die hydrolytische Spaltung zeigt, von der der Gummiarten abweicht. I. Gummi von Anogeissus latifolius Wall. Pharmakoguosie. Anogeissus latifolius ist ein großer Baum aus der Familie der Gombretaceen. Heimisch ist er in Indien. Verwendung finden SOMohl die Blätter als auch das Holz des Baumes, ganz bf^sonders \V, Scliirmer: Cluiiuai- und Solileiiuarf t-ii. 2X1 aber das (iumnii. Es wird gewöhnlich im Monat April gesammelt. Die Hauptmenge wird in der Zeugdiuckerei verwendet, doch dienen auch größere Mengen als Klebemittel, wenn schon die Ansicliten über seine Brauchbarkeit als solches geteilt sind. Bei den Santalen dient es auch als Heilmittel gegen Cholera. Das mir vorliegende Gummi stammte aus der Sammlung des Pharmazeutischen Instituts. Die Droge bestand aus geringelten oder abgerundeten, geruchlosen Stücken, manche von weißlicher Farbe, die meisten aber melir oder Aveniger gelb gefärbt. Zum Teil schloß das Gummi noch Bruchstücke von Rinde und anderen Pflanzenteilen ein. Der Bruch -war glasartig glänzend, der Ge^ schmack fade, schleimig. Feuchtigkeit. Der Feuchtigkeitsgehalt wurde nach- einander erst im Vakuum über Schwefelsäure und dann im Trocken- schrank bei 100" ermittelt. 1. 0,9037 g (luiniui verloren iin Vakuiuu 0,1027 g == 11,36% irn Trockensclirank 0,0408 g = 4,57% 2. 1,0083 g Gumnai verloren ün Vakuum 0,1183 g = 11,70% ün Trockenschrank 0,0413 g = 4,09% 3. 0,9534 g (lummi verloren im Vakuum 0,1095 g = 11,48% im Trockenschrank 0,0401 g = 4,20% Die Gesamtfeuchtigkeit betrug demnacli im ^Mittel 15,82%. Löslich keit. Das Gummi löst sich nur unvollständig in Wasser auf. Um den unlöslichen Anteil desselben zu bestimmen, digerierte ich 1 g Gummi mit 25 ccm Wasser 24 Stunden bei ge- wöhnlicher Temperatur und brachte den vmlöslichen Anteil zur Wägung. Da ich aber kein vollkommen klares Piltrat erzielen konnte, ist der Wert für den unlöslichen Anteil nicht genau fest- zustellen gewesen. Er betiägt ungefähr 7,5%. Die Löslichkeit des Gummis in Essigsäure imd Alkohol hängt von der Konzentration der Lösungsmittel ab. Durch Digestion mit der 20 fachen Menge des Lösungsmittels erhielt ich folgende Werte: Lösungsmittel Angewendete Substanz in Gramm Gelöst in Gramm in Prozenten Essigsäiu-e 30% Essigsäure 60% Eisessig . . . , Alkohol 30% . , Alkohol G0% . . Alkohol 96% . . 0,6886 0,6800 0,7185 0,6884 0,7477 0,9328 0,6142 0,5703 0,0071 0,5445 0,1489 0,0072 89,23 83.87 0,99 79,10 19,91 0.77 232 W. Schirmer: Guimui- und Schlehnartpii. Dagegen "war das Gummi in Chloralhydratlösung vollständig löslich. Bei den Versuchen, die mit Chloralhydratlösungen ver- schiedener Konzentration angestellt M'urden, ergab sich die auf- fallende Tatsache, daß eine 60% ige Lösung das Gummi schneller löst als eine 80°o ige. Von einer S0% ioen Lösung M'urde das Gummi nur langsam und unter Hinterlassung eines geringen Rückstandes gelöst. Schleim. Der Schleim des Gummis ist braun gefärbt und trübe und reagiert auf Lackmus scliAvach sauer. Eisenchloridlösung ruft eine Dunkelfärbung hervor, welche wohl auf einen geringen Gehalt an Gerbstoff zurückzuführen ist. Durch Bleiessig wird der Schleim verdickt und mischt sich damit bei stärkerem Zusatz unter geringer Trübung. Natronlauge ruft eine sclnvache Rosafärbung hervor, welche aber beim Erwärmen ^\ ieder verschwindet. F e h 1 i n g'sche Lösung M'ird schwach reduziert. Phenylhydrazin reagiert nicht. Die Rosen thale r'sche Reaktion^) mit Vanillinsalzsäure und die Reaktion mit M i 1 1 o n's Reagens traten scliwach ein. Dagegen fielen die Biuret- und die Salpetersäurereaktion auf Eiweiß negativ aus. Da ich keine klare Lösung des Gummis erhalten konnte, Avar es mir auch nicht möglich, die spezifische Drehung des Gummis zu bestimmen. Ich begnügte mich daher mit der Feststellung, daß der polarisierte Lichtstrahl durch die Lösung nach rechts abgelenkt wurde. Asche. 1. 0,6731 g Guinmi gaben 0,0205 g Asche = 3,04"„- 2. 0,5358 g Gummi gaben 0,0162 g Asche = 3,02%. 3. 0,5923 g Gummi gaben 0,0179 g Asche = 3,025^',,. ün Mittel 3,03%. Die qualitative Untersuchung der Asche ergab die Anwesen- heit von relativ viel Calcium und Magnesium und Sjouren von Kalium und Eisen. Chloride waren in geringer Menge vorhanden. Die quantitative Bestimmung des Calciums ergab 29,46% auf die Asche oder 0,89% auf das Gummi bezogen, die Bestimmung des Magnesiums ergab 8,43% auf die Asche oder 0,25% auf das Gummi bezogen. Arabiusäure. Zur Darstellung der Arabinsäure, d. h. des organischen Anteils des Gummis folgte ich der von M e i n i n g e r^) angegebenen Methode. Zu diesem Zwecke stellte ich mir einen möglichst kon- zentrierten Schleim her, setzte Alkohol zu, ])is die Flüssigkeit an- 1) Kosenthaler, Apoth.-Ztg. 1907, No. 05. 2j M e i n i n g e r, Dissertation, Str^ (p = 750 mm, t = 18"). ]n\ .Glitte! 0.99'^'o. Mit der Reiniginig des Gummis war demuacli eine beträcht- liche Vermhiderung des Stickstoffgehalts verbunden. Der quali- tative Nachweis des Stickstoffes gelang mit der von 'V s c li i r c h^) angegebenen Pyrrolprobe, die darin besteht, daß man eine Prob;' der Subst-anz mit Kali trocken erhitzt. Das in den Dämpfen ent- Imltcre Pyrrol läßt sich an der Rötinig eines mit Salzsäure ge- tiänkten Fichtenspans lach weisen. Ferner ließ sich der Stickstoff mit der von B a c Ir) modifizierten L a s s a i g n e 'sehen Probe unter Anwendung von Kalivmi naeliweisen. ') Tsohirch. Pliaini. Zeutrnlh. 1905. S. 501. -) Bach, Ber. XXXXl. S. 226. 234 W. Schiriuer: Gummi- und Öchleimarten. Hydrolyse des Gummis von Anogeissus latifolia. Vorprüfung auf Pentosen. Um mich vor der Ausführung der Hydrolyse über die in Be- tracht kommenden Zuckerarten zu orientieren, unterzog ich das Gummi einigen Vorproben, aus deren Ausfall man auf das Vor- handensein bezw. Fehlen gewisser Zuckerarten schheßen kann. Zur Vorprüfung auf Pentosane und Methylpentosane benutzte ich deren Eigenschaft, bei der Destillation mit 12% iger Salzsäure Furfurol bezw. Methylfurfurol zu liefern. Diese Körper lassen sich im Destillat leicht nachweisen, letzterer nach Widsoe-Tollens^) und nach R o s e n t h a 1 e r^). Zur quantitativen Bestimmung der Pentosane und Methyl- pentosane wandte ich die von T o 1 1 e n s*) angegebene Methode an. Zur Ausführung sollen 5 g Substanz mit 100 ccm 12% iger Salzsäure bei 140 — 150° destilhert werden. Während der Destillation läßt man stets so viel Salzsäure nachfließen als abdestilliert, so daß das Volumen der Flüssigkeit konstant bleibt. Nach 2 Stunden ist die Zersetzung vollendet. Man fügt dann zu dem Destillat die doppelte Menge des zu erwartenden Furfurols an Phloroglucin zu. Nach 12 — 14 stündigem Stehen filtriert man ab, trocknet und wägt. Die gefundenen Werte lassen sich mit Hilfe einer von K r ö b e r aufgestellten Tabelle in Pentosane umrechnen. 1. 0,9555 g Gummi gaben 0,3199 g Phloroglucid = 30,05% Peilt osan. 2. 1,0690 g Gummi gaben 0,3568 g Phloroglucid = 29,96% Pentosan. Die Treimung von Furfurolphloroglucid und Methylfurfui'ol- phloroglucid erfolgte nach E 1 1 e t h und T o 1 1 e n s*) mit 96%igem Weingeist. 1. 0,2896 g Phlorogluoidgem^isch liiiit erließen 0,2531 g Rückstand, also waren 12,61% lösliches Methyjfurfurolphloroglucid. 2, 0,3061 g Phloroglucidgemisch hinterließen 0,2665 g Rückstand, also waren 12,94% lösliches Methylfurfurolphloroglucid. Die Menge des Methylfurfurolphloroglucids betrug also im Mittel 12,77%, Die für Pentosane oben angegebenen Werte sind demnach noch zu berichtigen, J) W i d s o e u, Teilens, Ber. XXXIII, S, 146. *) Rosenthaler, Zeitschr. f. anal, Chemie 1908. ') von L i p p m a n n, Chenxie der Zuckerarten, S. 100—102. *) E 1) e t h u. T oll.' 1. s, Ber. XXXVIII, S, 492. W. Schiriner: Guiiui\i- und Schleimarten. 235 Es ergibt sicli : ad 1. 0,3199 g Phlorogku-idgenusch eutsprecheix 0,2790 g Fiir- furolphloroglucid = 0,2öl2 g oder 26,35% Pentosan, und 0,0409 g Methylfiirfiirolphloroglucid = 0,0732 g oder 7,66% Methylpentosan, ad 2, 0,3568 g Phloroglucidgemisoh entsprechen 0,3112 g Fur- furolphloroghicid = 0,2794 g oder 26,14% Pentosan, und 0,0456 g Methylfurfitrulphloroglucid = 0,0816 g oder 7,63% Methylpentosan. Der Gehalt an Pentosan betrug demnach im Mittel 26,25%; der Gelialt an Methylpentosan im Mittel 7,64%, Vorprüfung auf Galaktose. Zur Vor]irüfung auf Galaktose liefernde Gruppen unterwarf ich das Gummi der Oxydation mit verdünnter Salpetersäure (d = 1,15). Durch Erhitzen auf dem Wasser bad erhielt ich dabei reichliche Mengen eines weißen Pulvers, das sich als Schleimsäure identifizieren ließ. Auch quantitativ A\-urde das Galaktan nach T o 1 1 e n s^) als Schleimsäure bestimmt, und zwar lieferten je 4,000 g Gummi 1. 0,5632 g Schleimsäure = 16,37% Galaktan. 2. 0,5647 g Schleimsäure = 16,41 »„ Galaktan. 3. 0,5692 g Schleimsäure = 16,550o Galaktan. Im Mittel 16,44%. Hydrolyse. Bei der Hydrolyse des Gummis hiel* ich mich an die von H a u e r s^) angegebenen Gewichtsverhältnisse. Ich löste 200 g feingepulvertes Gummi in 1500 g Wasser und setzte der Lösung 120 g konzentrierte Schwefelsäure zu. Zur Spaltung wurde dieses Gemisch auf dem Wasserbade 10 Stunden lang erhitzt, Nach dieser Zeit war der dicke Schleim dünnflüssig geworden und schäumte beim Umschütteln nicht mehr auf. Ich filtrierte von den noch vorhandenen kleinen Rinden- und Holzpartikelchen ab und neutrahsierte das Filtrat mit in Wasser auf geschlämmtem Baryumkarbonat, bis die saure Reaktion verschwunden war. Hierzu war, wie bereits Meininge r^) be- obachtet hatte, ein großer Ueberschuß von Baryumkarbonat nötig. Isach dem Filtrieren wTirde die Flüssigkeit im Vakuum eingeengt und, da sie sich als barpmihaltig erwies, mit verdünnter Schwefel- säure möghchst vom Baryum befreit, ohne andererseits Schwefeh säure im Ueberschuß zuzusetzen. 1) T o 11 e n s, Ann. 232. 186; Ber. XIX, S. 3115. *) Hauers, Dissertation, Göttiiigen 1902. 3) M e i n i ii g e r, Arch. d. Pharm, 248. S. 180, 236 W. Schiriaer: Guiiimi- und Sclileimarten. Ich erhielt so eine sirupöse Flüssigkeit von rotgelber Farbe und stark saurer Reaktion. Sie lenkte den polarisierten Lichtstrahl nach rechts ab. Den Sirup behandelte ich jetzt mit 96% igem Alkohol, um ihn von den Nebenprodukten fler Hydrolyse zu be- freien. Es fielen dabei Produkte aus. die bei der Wiederaufnahme mit Wasser blaues Lacknmspapier stark röteten. Ihre Menge war jedoch zu gering, um eine eingehende Untersuchung zu ermöglichen. Die filtrierte alkoholische Flüssigkeit wurde im Vakuum zur Sirupkonsistenz eingedampft. Da der Sirup auch nach mehrmaliger Reinigmig mit starkem Alkoliol keinerlei Neigung zur Krystalli- sation zeigte, griff ich zu der von R u f f^) angegebenen Metliode zur Isolierung von Arabinose. Durch einen Vor versuch stellte ich fest, daß der Sirup ca. 26% Pen tosen enthielt. Ich löste also 20 g Süup in 100 g 75% igem Weingeist, versetzte die Lösung mit 10 g Benzylphenylhydrazin und ließ das Gemisch unter bisweiligem Umrühren stehen. Nach zwei Stunden hatte sich die Flüssigkeit reichlich mit Krystallen von gelblicher Farbe gefüllt, so daß sie zu einem dicken Brei erstarrt war. Die Krystalle sog ich ab und krystallisierte sie aus 15% igem Alkohol um, bis ich sie rein weiß erhielt. Die Krystalle schmolzen bei 171", und stimmt dieser Schmelzpunkt mit dem von R u f f für das Arabinosebenzylphenyl- hydrazon angegebenen überein. Zur Ge%Wnnung des Zuckers zer- setzte ich die Krystalle durch einhalbstündiges Erhitzen auf dem Wasserbade mit dem doppelten GeAncht 40% iger Formaldehyd- lösung. Das gebildete Formaldehydhydrazon wurde durch Aus- schütteln mit Aetliei' entfernt. Den überschüssigen Formaldehyd entfernte ich durch mehrmahges Eindampfen auf dem AVasserbade. Der von Formaldehyd befreite Sirup fing allmählich an Krystalle von vollkommen weißer Farbe auszusciieiden. Der Schmelz- punkt dieser Krj^stalle lag mischarf bei 150—153*'. Zur Bestimmung der spezifischen Drehung des gewonnenen Zuckers löste ich 1,0312 g desselben in 24,8988 g Wasser auf. Die im 2,2 dm-Rohr beobachtete Enddrehung betrug -\- 9,10". Da p = 3,9768 und d = 1,016 waren, so ergab sich ^ '00 X 9.10 ^ ^ 102 ,.. 2,2 X 3,9768 x 1,1016 Die spezifische Drehung stimmt also mit dem für 1- Arabinose angegebenen Werte überein. Zur weiteren Identifizierung stellte ich nach Fische r-) das Biomphenylliydrazon dar. Dazu mischte J) Ruf f, BtT. XXXII, S. 32:iö. 2) Fischer, Ber. XXVIT, 8. 2491. W. Bchirmcr: Gumini- und Sohloiinnrten. 237 icli LösuiiL'cii von 0,5 jl; Anibiiiosc in ö ir Wasser lilul von 0,0 g p-Bromi>henylhydrazin in 8 g Avarnieni Wasser und 2 g 5% iger Essigsäure. Nach einiger Zeit schieden sich daraus Krystalle aus, die den Schnielzpiuikt 161 "^ zeigten, also mit dem von Fischer angegebenen gut übereinstimmten. Die Bildung von Schleimsilurc Avies darauf hin, daß unter den Spaltungsprodukten des Gummis sich Galaktose finden müsse. Versuche, sie durch Impfung aus dem Sirup abzuscheiden, gelangen aber nicht. Ich benutzte deshalb zur Isolierung das asymmetrische Methylphenylhydrazon. Dabei ging ich so vor, daß ich 20 g Sirup in 30 g Wasser löste und die Lösung mit 10 g asymmetrischem Methylphenylliydrazin versetzte. Nach dem Klären der Flüssigkeit mit Alkohol wiirde sie 5 Minuten auf dem Wasserbad erwärmt. Nach einiger Zeit schieden sich aus der Lösung schwach gelblich gefärbte Krystalle aus. Nach mehrmaligem Umkrystallisieren aus absolutem Methylalkohol erhielt ich sie rein weiß. Der Schmelz- punkt lag bei 180", stimmte also mit dem für das Galaktosehydrazon angegebenen überein. Das Hydrazon wurde in der oben angegebenen Weise mit der doppelten Menge Formaldehydlösung zersetzt. Die von Formaldehyd befreite Flüssigkeit wurde dann zur Sirupkonsistenz eingeengt, mit Tier kohle entfärbt, und unter Alkoholzusatz mit Galaktose geimpft. Nach einiger Zeit hatten sich weiße Krystalle abgeschieden, von denen zur Ermittelung der spezifischen Drehung 0,3924 g in 24,5730 g Wasser gelöst Aviirden. Sie zeigten im 2 dm- Rohr eine Drehung von + 2,56'*. Für die Werte p = 1,573 und d = 1,008 ergab sich [«], = - IOOXJ.56 ^ ^ 3, ,,0 2 X 1,573 X 1,008 Es lag also d-Galaktose vor, wie sich auch aus der Oxydierbar- keit des Zuckers zu Schleimsäure ergab. Xylose konnte nicht festgestellt werden, und da der Siiup durch Hefe nicht in Gärung übergeführt wurde, waren auch Dextrose und Lävulose ausgeschlossen. Nach den Ergebnissen der Untersuchung besteht also das Gummi von Änogeissus laiifoUus zur Hälfte aus einem A r a b o - G a 1 a k t a n, in welchem das Araban vorwiegt. iL Gummi von Odina Wodier. Odina Wodier Roxb. aus der Familie der Anacardiaceen ist ein großer, in fast ganz Indien und Ceylon verbreiteter Baum von 40—50 Fuß Höhe. Seine Rinde enthält ungefähr 9% Gerbstoff. 238 W. Seil inner: Cnmmi- und Schleiinarten. Aus Wunden und Rissen dieses Baumes fließt das (rummi meist, im Oktober aus und kommt teils in gelblichen Tränen, teils in farb- losen, eckigen Bruckstücken in den Handel. Es hat einen un- angenehmen Geschmack und ist nicht adstringierend. Es wird wie das Anogeissus- Gummi in der Zeugdruckerei und als Papierleim gebraucht. Mit Kokosmilch angestoßen, dient es als Volksheilmittel bei Quetschungen und Verstauchungen. Das mir vorliegende Material stammte aus der Sammlung des pharmazeutischen Instituts und stellte die gelbliche Ware in Tränen vor. Die Stücke waren, wie das arabische Gummi, von zahkeichen Rissen durchsetzt und in dünnen Schichten durchscheinend. Feuchtigkeit. 1. 0,7439 g Gummi verloren im Vakuum 0,0798 g = 10,73% im Trockensclirank 0,0248 g = 3,33% 1,2097 g Gummi verloren im Vakuum 0,1269 g = 10,49% im Trockenschrank 0,0433 g ^ 3,58% 0,9432 g Gimimi verloren im Vakumn 0,1002 g = 10,62% im Trockenschrank 0,0341 g = 3,61% im Mittel 14,12%. L ö s 1 i c h k e i t. 2. 3. Lösungsmittel Angewendete Substanz in Gramm Gelöst in Gramm in Prozenten Wasser . . Alkohol 30% Alkohol 60% Alkohol 96% Eisessig . . 1,0440 1,0634 1,2890 0,7491 1,1428 0,5825 0,4979 0,0401 0,0029 0,0054 55,80 46,80 3,11 0,40 0,47 In 40%iger Chloralhydratlösung ist das Gummi nicht voll- ständig löshch, lösHch aber in 60% iger und 80% iger. Der Schleim reagiert auf Lackmus schwach sauer. Mit Bleiacetat sowohl, Mde mit Bleiessig entsteht ein weißer flockiger Niederschlag. F e h 1 i n g'sche Lösung wird schwach reduziert. Die Eiweißreaktionen fallen negativ aus. Auf Zusatz von Eisenchlorid erstarrt der Schleim zu einer bräunhchen Gallerte. Mit Natronlauge tritt bei längerem Stehen eine Gelbfärbung auf, beim Erhitzen erscheint sie sofort und geht allmähHch in Grün über. Die Anwesenheit eines Enzyms wnrde mit Guajakonsäure festgestellt. 1. 1,5300 g Guromi gaben 0,0664 g Asche = 4,34%. 2. 1,2054 g Gummi gaben 0,0520 g Asche = 4,31%. 3. 0,8808 g Gummi gaben 0,0389 g Asche ^ 4,42%. Im Mittel 4,36%. W. .Schiriaor: Ciummi- imtl Schleiwuirten. 239 Dir qualitative Aiialyso ergab Calcium, und zwar 1,125% auf das (}uinmi bezogen, Magnesium, 0,22% auf das ({luumi bezogen, Eisen, Chlor, Kalium, Kieselsäure. Stickstoffbestinimung. Der Stickstoff ließ sich mit der L a s s a i g n e'schen Methode sowohl mit Natrium wie mit Kalium nachweisen. Die quantitative Bestimmung im Gummi ergab: 1. 0,5105 g (Jninmi gaben 3,3 ccin = 0,775% N (p = 751 mm, t ^ 22"). 2.* 1,0810 g Ciimimi gaben 7,4 ccm = 0,782% N (p = 751 mm, t = 22'*). Im Mittel 0,78%. Für die Arabinsäure ergab sich : 1. 0,2736 g aimarai gaben 1,2 ccm = 0,506% N (p = 748 mm, t = 18°). 2. 0,2353 g Gmnmi gaben 1,05 ccm = 0,518% N (p = 750 mm, t = 17»). 3. 0,2930 g (Jiumni gaben 1,4 ccm = 0,553% N (p = 750 mm, * "" ^^"^- Im Mittel 0,53%. Hydrolyse. Bei der Destillation des Gummis mit 12% iger Salzsäure bildete sich Furfurol, das mit Anilinacetatpapier und den übrigen Reagentien nachge^-iesen wurde. Methylfurfurol ließ sich jedoch nicht nachweisen. Quantitativ bestimmt ergaben sich für die Pentosane folgende Werte : 1. 2,0456 g Gummi gaben 0,4338 g Fiu-furolphloroglucid = 19,25% Pentosan. 2. 2,3496 g Gummi gaben 0,4995 grurfurolp'hloroglucid= 19,08% Pentosan. j^^ ^^^^^^j 19 j^o/^. Die Oxydation des Gummis mit Salpetersäure führte zur Bildung von Schleimsäure, wodurch sieh die Anwesenheit von Galaktan im Gummi zu erkeimen gab. Quantitativ ergab sich: 1. 3,8007 g Gmnmi gaben 1,1914 g = 31,34% Schleimsäure = 36,44% Galaktan. 2. 1,7800 g Gunomi gaben 0,5568 g = 31,28% Schleimsäure = 36,37% Galaktan. Im Mittel 36,40% Galaktan. Zur Hydrolyse wurden 200 g Gummi in 1500 g Wasser der Quellung überlassen und dann mit 120 g konzentrierter Schwefel- säure versetzt. Es M-urde dann, wie bei Anogeissus angegeben, weiter verfahren, und schheßHch erhielt ich einen gelb gefärbten Sirup, der die Ebene des polarisierten Lichtstrahls nach rechts drehte. 24 ö W. Schix- liier: Guinnii- und Sehleimarteil. JS'acii läugcioin Stehen sclüeden sich aus dem Sirup Aveilk^. Krystalle ab. Ich sammelte sie und reinigte sie durch Umkrystalii- sieren aus Methylalkohol. Nach dem Trocknen zeigten sie den Schmelzjiunkt 167,5". Zur Bestimmung der spezifischen Drehung löste ich 0,2654 g des Zuckers in 19,9294 g Wasser und beobachtete im 2 dm-Rohr die Drehung des polarisierten Lichtes. Da p = 1,314 und d = 1,005 war, ergab sich für das Drehungs vermögen ri 100 X 2,13 ifinrro L«Jn = = + 80,65", 2 X 1,314 X 1,005 da die Enddrehung + 2,13" betrug. Diese Daten stimmen mit den für Galaktose angegebenen überein. Aus diesem Zucker erhielt ich durch Oxydation mit Salpetersäure ein weißes Pulver, welches sich bei der Prüfung als Schleimsäure erwies. Die Anwesenheit von Galaktose liefernden Gruppen war somit nachgewiesen. Da der von Galaktosekrystallen befreite Sirup mit Arabinose und Xylose geimpft keine Neigung zur Krystallisation zeigte, wandte ich wieder die von R u f f angegebene Isolierungsmethode für Arabi- nose an. 30 g Sirup wurden in 150 g 75% igem Alkohol gelöst und mit 15 g Benzylphenylhydi'azin versetzt. Nach längerem Stehen schieden sich aus der Lösung weiße Krystalle ab, die nach dem Umkrystallisieren aus 75% igem Alkohol den Schmelzpunkt 173" zeigten. Sie ^vurden mit Formaldehydlösung zerlegt und, wie bei Anogeissus angegeben, weiter behandelt. Ich erhielt so schließlich eine Ausscheidung von weißen Krystallen, allerdings erst durch Impfen mit Arabinose. Der Schmelzpunkt lag zwischen 151 und 153". 0,1926 g dieses Zuckers wurden in 19,9004 g Wasser gelöst und im 2,2 dm-Rohr im Polarimeter beobachtet. Es ergab sich eine Drehung von -f 2,16". Da p = 0,9585, d = 1,004 war, war das spezifische Drehungsvermögen [„]„ = '"" -^'^ = + 102«. 2,2 X 0.9585 X 1,004 Die spezifische Drehung stimmte also mit der von 1-Arabinose überein. Das daraus hergestellte Bromphenylhydrazon zeigte den Schmelzpunkt 162". Der vorliegende Zucker war also 1-Arabinose. Xylose ließ sich in dem Sirup weder durch Impfen, noch durch das Bromcadmiumdoppelsalz nachweisen. Auch gärungsfähige Zucker- arten waren den angestellten Gärversuchen zufolge nicht vorhanden. Das Gummi von Odina Wodier besteht also zur Hälfte aug einem Arabo-Galaktan, in welchem die Galaktose liefernden Gruppen überwiegen. (Schluß folgt.) Adalin. Neues Sedativum und Einschläferungsmittel. Geschmackfrei, harmlos, prompt wirkend. Auch bei Pertussis bewährt. Adalin -Tabletten h. 0,5 No. : „Originalpackung Bayer." Cyclofortn. Lokal-Anästhetikum für die Wundbehandlung, wenig giftig, leicht antiseptischer Effekt. Anw. : 5—10% Salben oder Streupulver. 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Ichtliy Ol - Gesellscliaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegt ein Prospelct der Fa. G. Rüdenberg jun., Hannover, betreffend photographische Apparate, bei. Börsenbuchdrnckerei Danter & Nicolas, Berlin C, Neue Friedrichetraße 4S. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben Tom D eutsclien Ap otlieker -Verein anter Redaktion von E. Schmidt and H. Becknrts. Band 250. Heft 4. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1912. Ausgegeben den 18. Jmii 1912. . INHALT. ■' Seite W. Schirmer, Beitrag zur chemischen Kenntnis der Gummi- und Schleimarten (Schluß) 241 W. Schulemann, Vitalfärbuag und Chemotherapie 252 E. Rupp und S. Goy, Ueber das Quecksilberoxycyanid .... 280 L. Rosenthaler und K. T. Ström, lieber das Saponin der weißen Seifenwurzel II 290 L. Rosenthaler, Zur Verbreitung des Amygdalins 298 0. A. Oesterle, Ueber die Konstitution natürlicher Chrysazin- Derivate 301 M. Schenck, Ueber methylierte Guanidine, II 306 Eingegangene Beiträge. E. Rupp und F. Lehmann, Zur quantitativen Ausmittelung des Arsens. E. Schmidt, Ueber das Kreatinin und dessen Oxime. E. Thumann, Ueber das Methylhydantoinoxim. W. Hennig, Ueber das Kreatininoxim. W. Schulemann, Vitalfärbung und Chemotherapie II. P. Wirth, Erwiderxing. H. von Liebig', Ueber die Einwirkung von Alkoholen. A. Heiduschka und R. Wallenreuter, Zur Kenntnis des Oeles der Samen von Strychnos nux vomica. (Geschlossen den 9. VI. 1912.) igujtaokwauk y- Diese Zeltschrift erscheint in zwanglosen Heften (In der Regel 1^ monatlich einmal) In einem jährlichen Umfange von 40 bis 50 Bogen. Ladenpreis für den Jahrgang Mk. 12,—. Alle Beiträge für, das „Archiv" sind an die A.rcliiv - X^/edLa^ktion Herrn Geh. Reg.-Rat Professor Dr. E. Schmidt in Marburg (Hessen) oder Herrn Geh. Med.-Rat Professor Dr. H. Beckurta in ßraunschweig, alle die Anzeigen u. s. w., überhaupt die Archiv -Verwaltung und den Wohnungswechsel betreffenden Mitteilungen an den X>eut;soli.eii A-pothelc er -"Verein Berlin NW 87, Levetzowstr. 16 b einzusenden. A n zeigen. Vi Seite znm Preise von M 60.—; V» Seite znm Preise von M 80.—; V4 Seite znm Preise von M 80.— ; »/• Seite znm Preise von M 10.—. Die Gmndsohrift ist Petit. Beilage-Gebühr für das Tansend der Auflage — 5400 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarnng vorbehalten. W. Scili riurr: (!tiii\iiii- und Sclilciiiiartcil. 241 III. Schleim des Markes von Sassafras variifolium. Die Droge ist nach den Anga))en der Pharmakopoe der Ver- lKshah einigten Staaten das getrocknete Mark von Sassafras variifoliuin NEW vot (Sahsbury) O. Kuntze, (Syn. Sassafras Sassafras [Linne] Karsten) ßoTAMC/ aus der FaniiHe der Lauraceen. Es kommt in mehr oder weniger QAROE^ zylindrischen, oft gebogenen oder gewundenen Stücken von ver- schiedener Länge und ungefähr 5 mm Durchmesser vor. Es ist weißHch, sehr leicht, von schwaciieni Oeruch und schleimigem Geschmack. Mit W'asser mazeriert, gibt das Sassafrasraark einen Schleim, der durch Alkoliol nicht gefällt wird. Bei den Vorveisuchen zur Gewinnung des Schleims konnte ich feststellen, daß er sich entgegen den Angaben des amerikanischen Arzneibuches durch Alkohol abscheiden läßt. Ich mazerierte deshalb das Mark, das mir in feingepulvertem Zustande vorlag, zehn bis zwölf Stunden mit der 100 fachen Menge destillierten Wassers, trennte den Schleim, soweit möglich, durch Dekantieren und Kolleren von den organisierten Pflanzenteilen und fällte ihn aus der wässerigen Lösung mit Alkohol. Zur Reinigung des so gewonnenen Schleims ließ ich ihn in salzsäurehaltigem Wasser aufquellen und schied ihn dann durch Alkoholzusatz wieder ab. Diese Operation wiederholte ich so oft, bis der Schleim nahezu aschefrei war. Zu sämtlichen Versuchen und Bestimmungen wurde der ge- reinigte Schleim verwendet, sofern nicht ausdrücklich das Gegenteil erwähnt ist. Sohleira. Nach dem Trocknen stellte der Schleim eine M-eißliche, sehr leichte, scliwer pulverisierbare Masse dar. In Wasser löste er sich nicht wieder auf, sondern quoll darin nur zu einer gallertartigen Masse auf. üeberhaupt erwies sich der so erhaltene Schleim gegen jegliche Art von Lösungsmitteln äußerst widerstandsfähig. Weder von verdünnten Alkalien noch Säuren wurde er gelöst. Konzentrierte ScliM'efelsäure löste ihn in der Kälte auf, jedoch nicht, ohne daß teilweise Verkohlung eintrat, die beim Erwärmen sich noch steigerte. Kupferoxydammoniak führte nur eine Quellung aber keine Lösung herbei. Selbst 80% ige Chloralhydratlösung, die sonst ein aus- gezeichnetes Lösungsmittel für viele organische Substanzen ist, ver- mochte nicht ihn in Lösung überzuführen. Wegen seiner Unlöslichkeit war auch eine Bestimmung des Drehungsvermögens des Schleims nicht ausführbar. Ich konnte nur feststellen, daß die Richtung der Drehung nach rechts war. Arch. d. Pharm. CCL. Bd». 4. Heft. 16 242 W. Schirmer: Gummi- und Schleimarten. Die Gallerte reagierte schwach sauer. Mit Bleiacetat und mit Bleiessig gab sie Fällungen. Eiweißreaktionen traten nicht ein; dagegen konnte mit Guajakonsäure eine Oxydase festgestellt werden. Die Menge des nur mit Kalium nachweisbaren Stickstoffs betrug im Mittel 0,90%. 1. 0,2342 g Schleim gaben 1,9 ccm = 0,94% N (p = 752 mm, t = 190). 2. 0,3528 g Schleim gaben 2,75 ccm = 0,90% N (p = 752 mia, t = 20"). 3. 0,2675 g Schleim gaben 2,0 ccm = 0,86% N (p == 752 mm, t = 200). Im Mittel 0,90%, Eine Bestimmung des Aschegehalts des rohen Schleims wurde durch vorsichtiges Einäschern desselben und gelindes Glühen des Rückstandes ausgeführt. Sie ergab einen Gehalt von rund 2%. Die qualitative Untersuchung der Asche zeigte die Anwesenheit von Eisen, Calcium, Magnesium und Kalium. Hydrolyse. Bei der Oxydation mit Salpetersäure wurde ein graues Pulver gebildet. Es gab aber nur schwach die Pyrrolreaktion und zeigte auch nicht den Schmelzpunkt der Schleimsäure, sondern zersetzte sich bei etwa 250^, ohne zuvor zu schmelzen. Es lag deshalb keine Schleimsäure oder nur in geringen Mengen vor, die durch andere Substanzen verunreinigt waren. Das Filtrat vom Oxydationsprodukt des Schleims wurde in der Wärme genau mit Kaliumkarbonat neutralisiert, eingedampft und mit Essigsäure versetzt. Nach 24 stündigem Stehen waren daraus schöne Krystalle von saurem zuckersaurem Kalium aus- krystallisiert, die die charakteristische Form eines Trapezes hatten. Zur weiteren Charakterisierung des Salzes löste ich es in Wasser, neutralisierte mit Ammoniak und fällte mit Silbernitratlösung. Das zuckersaure Silber fiel dabei als weißer, amorpher Niederschlag aus, der am Licht schnell dunkel wurde. Das Salz wurde nach dem Trocknen geglüht und der Gehalt an Silber festgestellt. 0,1506 g des Salzes hinterließen 0,0774 g Silber = 51,39%. Nach der Formel der Zuckersäure CgHgOgAgg ergibt sich eine theoretische Menge von 50,94%. Die Bildung von Zuckersäure ist für die Anwesenheit Dextrose liefernder Gruppen beweisend^). ^) Gaus u. To Mens, Ann. 249, 219. W. Sohinner: Gummi- und Sclileiumrtcn. 243 Einen weileren Beweis für die Anwesenheit einen jiärungHfäliigen Zuckers lieferte die (4äiprobe. JJer durch Hydrolyse gewonnene Sirup zeigte beim Versetzen mit Hefe eine starke Kohlensäure-Entwickelung. Diese Eigenschaft des Zuekeis benutzte ic;h auch zu seiner quanti- tativen Bestimnunig. Zur Ausführung gebrauchte icli den Lohn- st e i n'schen Apparat. Zur Bestimmung wurden 0,3338 g Schleim der Hydrolyse unterworfen und der resultierende Sirup auf 10 ccm vordünnt. In dieser Lösung wurden dann durch die Gärung 0,2% gärungsfähigen Zuckers festgestellt, was einem Gehalt des Schleims von 5,99" o entspricht. Pentosane wurden in der üblichen Weise bestimmt. 1. 0.2050 g Schleim gaben 0,1119 g Phloroglucid = 51,04% Pentosan. 2. 0,1867 g Schleim gaben 0,1063 g Phloroglucid = 50,40% Pentosan. Im Mittel 50,72% Pentosan. Zur Hydrolyse A\-urden 100 g Schleim in 1500 g Wasser 24 Stunden der Quellung überlassen; dann mit 150 g konzentrierter Schwefelsäure versetzt und 10 Stunden auf dem \^'asserbad erwärmt. Nach dieser Zeit war aber nur ein Teil der Substanz in Lösung ge- gangen. Der übrige Teil hatte sich in schwarzbraunen Flocken ab- geschieden. Dieser Rückstand ^airde auch quantitativ bestimmt. Die Resultate schwankten aber zwischen 27,92 und 35,19%. Kirchner und T o 1 1 e n s^) haben gelegentlich ihrer Unter- suchungen von Pflanzenschleimen die Auffassung geäußert, daß im Schleim sich Zellulose chemisch gebunden vorfinde. So erklären sie die Formel des Quittenschleims, die sie zu C^gHosO^j gefunden hatten, in der Weise, daß 1 Mol. Zellulose und 2 Mol. Gummi sicli unter Verlust von 1 Mol. Wasser vereinigt haben: CeH.oOs + 2 C^HioO, = G,,n,,0,, + H^O. Die bei dem Sassafrasschleim gefundenen Resultate scheinen aber dieser Auffassung zu widersprechen, da bei einer einheitlichen chemischen Verbindung ein solches Schwanken der Resultate nicht möglich ist. Auch liefert der Schleim von Althaea officinalis eine derartige Abscheidung nur in minimalen Mengen. Die durch die Hydrolyse erhaltene Flüssigkeit wm'de w'ie bei den Gummiarten weiter behandelt und daraus über das Benzyl- phenylhydrazon weg Arabinose isoliert. Von diesei- woirden 1,4263 g in 21,0372 g Wasser gelöst. Das polarisierte Licht Murde (hnch die 1) Kirchner u. Teilens, Ann. 175, 205. 16* 244 W. Schir liier: Gummi- und Schleimarteil. Lösung im 2 dm-Rohr um + 13,55" abgelenkt; da p = 6,349 und d = 1,036 war, ergab sich für die spezifische Drehung f„]^ ^ „_100J03,55 ^ j^30 2 X 6,349 X 1,036 Diese Drehung stimmt mit derjenigen der 1-Arabinose gut überein, die noch weiter durch das p-Bromphenylhydrazon charakte- risiert M^erden konnte. Da die Anwesenheit von Zuckersäure Dextrose angezeigt hatte, schlug ich zu deren Isolierung den von S t a h e P) angegebenen Weg ein. 10 g Sirup wurden mit 10 g Wasser aufgenommen und mit einer Lösung von 10 g Diphenylhydrazin in 250 ccm Alkohol auf dem Wasserbade mit aufgesetztem Rückflußkühler erhitzt. Nach etwa 4 Stunden wurde dann ein Teil des Alkohols verdampft, der Rückstand mit Aether versetzt, filtriert, und das Filtrat verschlossen stehen gelassen. Nach 24 Stunden hatten sich aus der Lösung glänzende Krystalle ausgeschieden. Ihr Schmelzpunkt lag bei 158°, also nahe bei dem für das Glykosediphenylhydrazon angegebenen. Das Hydrazon wurde wieder mit der doppelten Menge Porm- aldehydlösung auf dem Wasserbade zersetzt und die durch Aus- äthern von Hydrazinrückständen befreite Lösung im Vakuum zur Sirupkonsistenz eingedampft. Durch Impfen mit Dextrose erhielt ich daraus weiße Krystalle. Von diesen Krystallen wurden 0,3273 g in 19,3572 g Wasser gelöst und im Polarimeter im 2,2 dm-Rohr untersucht. Die End- drehung betrug -f 1,76^ Da p = 1,662, d = 1,005 war, ergab sich für die spezifische Drehung ^ 100 X 1.76 _ ^ ^ ^,_g,„^ 2.2 X 1,662 X 1,005 Diese Zahl stimmt mit dem spezifischen Drehungsvermögen des wasserhaltigen Traubenzuckers CßHigOe -|- HgO gut überein. Das Osazon dieses Zuckers hatte den Schmelzpunkt 203 *'. Der Schleim des Markes von Sassafras variifolium besteht demnach zum Teil aus Arabinose und Dextrose liefernden Gruppen, von denen die ersteren die weitaus überwiegenden sind. IV. Schleim der Wurzel von Althaea officinalis. Zur Gewinnung des Schleims wurde die mittelfein geschnittene Droge benutzt. Sie -wurde eine Stunde lang mit kaltem Wasser stehen gelassen und dann durch Filtration von dem Schleim ge- 1) S t a h 6 I, Ann. 258, S. 244. W. Schiriner: (iumini- und Schleini»rten. 245 trennt. Aus der Lösung wurde der Schleim mit Alkohol ausgefällt, getrocknet und von neuem in Wasser verteilt, um dies Verfahren öfter zu Miederholen. Ich erhielt auf diese Weise schließlich eine hellgelb gefärbte, homartige und schwer zu pulvernde Masse. Der so erhaltene Schleim löste sich in Wasser nur noch teil- weise auf. Auch in Cliloralhydratlösung und Kupferoxydammoniak löste er sich nicht. Dagegen wurde er im Gegensatz zum Sassafras- schleim durch Kochen mit Säuren bis auf einen ganz geringen Rück- stand in Lösung gebracht. Eine verdünnte und durch Filtration möglichst geklärte Lösung des Schleims drehte den polarisierten Lichtstrahl nach rechts. Die Sclileimlösung reagierte auf Lackmus schwach sauer. Feh ling' sehe Lösung wairde nicht reduziert. Bleiessig und Bleiacetatlösung gaben Fällungen. Auch traten Eiweißreaktionen mit M i 1 1 o n's Reagens, mit Salpetersäure und die Biuretreaktion ein. Der Aschegehalt des rohen Schleims war sehr hoch ; er betrug etwa 20^0. Stickstoff heß sich mit Kalium und Natrium nachweisen. Quantitativ ergab sich: 1. 0,9880 g Schleim gaben 23,6 ccm = 2,79% N (p = 755 mm, t - 17,5"). 2. 0,6682 g Schleim gaben 16,9 ccm = 2,930o X (p = 751 mm, t = 18»). 3. 0,6036 g Schleim gaben 14,9 ccm = 2,84% X (p = 752 mm, ^ "" ^^°^- Im Mittel 2,85%. Hydrolyse. In dem Schleim wurden Pentosane wieder als Furfurol nach- gewiesen. 1. 1,9893 g Schleim gaben 0,1130 g Phloroglucid = 5,31% Pentosan. 2. 1,4033 g Schleim gaben 0,0844 g Phloroglucid = 5,62% Im Mittel 5,47%. Durch Oxydation des Schleims bildete sich aus dem Galaktan Schleimsäure. 1. 0,9152 g Schleim gaben 0,0638 g Schleinasäurc = 8,09% Galaktan. 2. 0,7846 g Schleim gaben 0,0602 g Schleimsäure = 8,32% Galaktan. j^ j^j^^j §,21 o/^. Aus dem Filtrat der Schleimsäure erhielt ich nach der unter Sassafras angegebenen Methode Krystalle, welche die trapezförmige Pentosan. 246 W. Schirmer: Umnmi- und Schleimarten. Gestalt des zuckersauren Kaliums hatten. Ihre Menge reichte aber nicht zur Analyse aus. Die quantitative Ermittelung vergärbaren Zuckers im Hydro- lysesirup wurde wieder mit Hilfe des Lohnstei n'schen Apparates ausgeführt, 0,3800 Schleim wurden der Hydrolyse (siehe unten) unterworfen, die erzielte Lösung neutralisiert, auf 10 ccm ver- dünnt, mit Hefe versetzt und der Gärung überlassen. Die Ablesung ergab einen Gehalt von 0,80% Zucker im Sirup. Dies entspricht 21,05% auf den Schleim bezogen und als Dextrose berechnet. Bei dieser Bestimmung ist zu berücksichtigen, daß Galaktose in den weitaus meisten Fällen nicht vergärbar ist, daß sie aber bei Gegen- wart vergärbarer Zuckerarten doch teilweise oder vollständig in Kohlensäure und Alkohol mitgespalten werden kann. Zur Hydrolyse wurden 125 g Schleim mit 1250 g Wasser Übergossen und 24 Stunden der Quellung überlassen. Alsdann fügte ich 125 g konzentrierte Schwefelsäure zu und erhitzte zehn Stunden lang auf dem Wasser bade. Dann wurde von dem in diesem Fall ganz unbedeutenden Rückstand abfiltriert, noch heiß mit Calciumkarbonat neutralisiert und nach abermaligem Filtrieren im Vakuum zur Sirupkonsistenz eingedampft. Da die Vorproben gezeigt hatten, daß der Schleim Eiweiß- körper enthielt, unternahm ich diesmal die Reinigung des Sirups mit Bleiessig, um auf diese Weise eventuell die Spaltungsprodukte von Eiweißkörpern isolieren zu köimen. Der Bleiniederschlag wurde dann mit Schwefelwasserstoff wieder zerlegt. Das Filtrat gab mit Slibernitrat eine schwarze, mit Bleiacetat eine braune, und mit Zinksulfat eine weißliche Färbung, nachdem es vollständig von Schwefelwasserstoff befreit war. Durch Konzentration der Lösung erhielt ich aber nur ganz geringe Mengen eines weißen, leichten, amorphen Körpers, der in Anbetracht seiner geringen Menge eine weitere Untersuchung als aussichtslos erscheinen Heß. Das Filtrat vom Bleiniederschlag wurde dann noch zweimal mit 96% igem iUkohol behandelt und zur Sirupkonsistenz ein- gedampft. Nach längerem Stehen schieden sich aus dem Sirup weiße Kiystalle aus. Ich sammelte sie und krystalHsierte sie aus siedendem absolutem Alkohol um. Ihr Schmelzpunkt lag bei 144". Zur Bestimmung der spezifischen Drehung löste ich 0,2963 g des Zuckers in 19,8355 g Wasser und beobachtete im 2 dm-Rohr eine Enddrehung von -f 1,53". Da p = 1,472 und d = 1.004 waren, ergab sich [„]„ = m2i^^ = + 51,76». 2;x 1.472 x;i,004 W. Schirmer: Guiumi- und Schleiinarten. 247 Die Drehung stimmt mit der der Dextrose im wasserfreien Zustande gut überein. Das aus diesem Zucker hergestellte Hydrazon hatt« den Schmelzpunkt 204 <*. Zur Isolierung der Pen tosen löste ich 20 g Sirup in 100 g 75% igem Alkohol und fügte 5 g Benzylplienylliydrazin zu. Ich erhielt so nur geringe Mengen von Krystallen, die nach dem Uni- krystallisieren aus verdünntem Alkohol weiß waren, und deren Schmelzpunkt bei 98" lag. Es lag also nicht das Hydrazon der Arabniose vor, wohl aber zeigte der Schmelzpunkt mit dem von R u f f und 1 1 e n d o r fi) für das Xylosebenzylhydrazon an- gegebenen gute Ueberemstimmung. Das Phenylhydrazon wurde mit Formaldehyd zersetzt. Die dabei gewonnene Flüssigkeit zeigte aber auch nach dem Impfen mit Xylose keine Krystallisation. Zur Feststellung der durch die Schleimsäure angezeigten Galaktose schlug ich den von H i 1 g e r^) angegebenen Weg ein. 10 g Sirup A\'urden mit absolutem Alkohol aufgenommen, filtriert und mit einer alkoholischen Lösung von 3 g j^-Naphthylphenyl- hydrazin versetzt. Nach 20 Stunden hatten sich daraus weiße Krystalle abgeschieden, die durch Absaugen von der Flüssigkeit getrennt und aus 96% igem Alkohol umkrystallisiert \vurden. Der Schmelzpunkt der Krystalle lag bei 187". Sie wurden in der üblichen Weise mit Formaldehyd wieder gespalten, jedoch wurde zum Entfernen der Hydrazinreste statt mit Aethyläther mit Essig- äther ausgeschüttelt. Die Zuckerlösung wurde im Vakuum ein- geengt und mit Galaktose geimpft. Nach einigen Tagen begannen weiße Krystalle auszukrystallisieren, welche sich durch ihr optisches Verhalten und durch die Bildung von Schleimsäure als Galaktose erwiesen. Zur Polarisation wurden 0,7674 g Zucker in 20,0726 g Wasser gelöst. Die Ablenkung des Lichtes betrug bei einer Rohrlänge von 2,2 dm -f 6,79". Da d = 1,015 und p = 3,682 waren, ergab sich für [«], = ^^^-X^'^^ = + 82,590. 2 2 X 3,682 X 1,015 Da die vorgenommene Hydrolyse mir keine Gewißheit über die anwesenden Pentosen gegeben hatte, nahm ich eine zweite Hydrolyse vor, verwendete aber statt Schwefelsäure Salzsäure. Doch auch hier konnte ich die Pentose nicht bestimmen. 1) R u f f u. O 1 1 o n d o r f, Ber. XXXII, S. 3235. ») H i 1 g e r, Ber. XXXVI, S. 3197. 248 W. Seil inner: Guiiinii- und Sehleiinai'ten. Der Schleim der Wurzel von Althaea officinalis liefert also bei der Hydrolyse neben einer Pen tose Galaktose undDextro s e, wobei letztere überwiegt. V. Schleim der Rinde von Uimus fulva. Von der Ulmenrinde gibt die Pharmakopoe der Vereinigten Staaten von Nordamerika, in der sie Aufnahme gefunden hat, folgende Beschreibung. Die Droge ist die getrocknete, von der Korkschicht befreite Rinde von Ulmus fulva Michaux aus der Familie der Ulmaceen. Sie kommt vor in flachen Stücken von vei schied ener Länge und Breite und einer Dicke von 3 — 4 mm. Die Außenseite ist hellbraun, stellen- weise noch mit dunklen von der Korkschicht herrührenden Stellen. Die Innenseite ist gelblich braun ; der Bruch ist faserig und etwas stäubend. Der Geruch ist schwach, aber cliarakteristisch, der Ge- schmack schleimig. Die Rinde enthält nur wenige rundliche Stärke- körper von 0,005 — 0,010 mm Durchmesser. Zur Extraktion des Schleims wurde die geschnittene Rinde mit Wasser übergössen und 24 Stunden stehen gelassen. Da der Schleim in Wasser vollständig unlöshch war, wurde die Rinde durch Auspressen von dem Schleime getrennt und letzterer durch Alkohol ausgefällt. Nach häufigem abwechselndem Trocknen, Auflösen und Wiederausfällen erhielt ich ihn fast aschefrei. Schleim. Der so- erhaltene Schleim stellte getrocknet eine hellgraue, homartige, harte Masse vor. An Wasser gab er auch in ganz frischem Zustande, ehe er getrocknet Avar, nicht das geringste ab, sondern quoll darin nur zu einer voluminösen, steifen Gallerte auf. Chloral- hydratlösungen, auch 80% ige, lösten ihn nicht auf. Ebenso quoll der Schleim in Kupferoxydammoniak nur auf, ohne eine Lösung zu geben. Von Alkalien wurde er nicht angegriffen. Verdünnte Säuren lösten ihn nur teilweise, wobei ein brauner Rückstand blieb. Die Reaktion der Gallerte auf Lackmus war neutral; F e h 1 i n g'sche Lösung M-urde nicht reduziert. Eiweißreaktionen traten nicht ein. Der Stickstoffgehalt ergab sich im Mittel zu 1,40%. 1. 0,3546 g Schleim gaben 4,7 ccm = 1,53% N (p = 747 mm, t = 18«). 2. 0,5921 g Schleim gaben 6,55 ccm = 1,28% N (p = 750 mm, t = 18"). W. Srliirmcr: (Jiiiuini- hikI Scliltimaitcii. 249 Xaclnvoisbar war d-pan- rot, unternommen wurden, so daß also anfänglich die Chemotherapie eine F a r b e n t li e r a p i e gewesen ist.'' (P. Ehrlich ,,Aus Theorie und Praxis der Chemo- therapie". Leipzig 1911.) In den folgenden Zeilen will ich nun versuchen mit Hilfe der vitalen Färbung einige neue Gesichtspunkte auf diesem Gebiete zu entwickeln. Zunächst aber muß ich noch genauer den Begriff ,, Vital- färbung" definieren, der nicht nur für den der Sache ferner Stehenden zu erläutern ist, sondern schon an und für sich auch in der Fach- literatur für die heterogensten Färbeprozesse an der lebenden Zelle in stets gleichem Sinne gebraucht wird. Zur Erklärung mögen einige Beispiele dienen. Injiziert man einem Tier — etwa einer weißen Maus — eine gewisse ^Nlenge Eosin- lösung intraperitoneal oder subkutan, so färbt es sich schon nach kurzer Zeit rosa. Ebenso schnell aber wie die Färbung eintritt, verschwindet sie wieder, da Farbe ausgeschieden wird. Untersucht man auf der Höhe der Färbung das Tier mikroskopisch, so findet man alle Gewebe gleichmäßig von Farbstoff durchtränkt. Benützt man hingegen eme Lösung von Trypanblau zur Injektion, so färbt sich das Tier äußerlich auch homogen blau. Allein schon bei der Sektion bemerkt man daß die einzelnen Organe einen verschiedenen Färbungsgrad aufweisen. Die mikroskopische Untersuchung lehrt uns dann, daß die Färbung auf einer Ablagerung von Trypanblau im Protoplasma bestimmter Zellen beruht. Die 254 W. Scliulemann: Vitalfarb^pg und Chemotherapie. Ausscheidung findet selir langsam statt und selbst nach Monaten kann man noch die Spuren einer einzigen Injektion auffinden. Wir haben also beim Eosin diffuse Färbung, die schnell ver- schwindet, beim Trypanblau spezifische Färbung von Protoplasma- bestand teilen bestimmter Zellen des Tierkörpers, die lange anhält. Noch anders wirken Neutralrot oder Methylenblau. Hier liegen die Verhältnisse sehr komphziert. Neutralrot färbt zum Teil Sekretkörnchen des Protoplasmas, zum Teil wirkt es wie Trypanblau, endüch ist es lipoidlösHch und scheint durch seine Giftwirkung Lipoide zusammenzuballen und im Protoplasma dann als rote Tröpfchen zu zeigen. Je genauer man sich mit seiner Wirkung beschäftigt, destomehr kommt man zur Ueberzeugung, daß das Neutralrot in der aller verschiedensten Weise vital färbt. Nur genaue vergleichende Unter- suchungen werden uns zeigen können, welche Art der Vitalfärbung für jede Zellart vorliegt. Es konnte mir hier nur daran liegen, zu zeigen, welche ver- wirrende Viellieit von Tatsachen unter einem Namen zusammen- gefaßt wird. Ein müßiger Streit um Worte wäre es, Avollte ich aus- einanderzusetzen versuchen, was man eigenthch unter Vitalfärbung verstehen soll. Ja, meiner Ansicht nach, ist das nach den bisher vorhegenden Tatsachen, so viel auch darüber gearbeitet worden ist, noch nicht möghch. Zudem müssen wir bedenken, daß — wie überall in der Natur — • Uebergänge vorhanden sind. Scharfe Trennungen richten da nur weitere Verwirrung an. Die Beibringung eines möglichst umfangreichen einheitlichen experimentellen Materials muß hier besser sein, als Theorien, die sich auf Vergleiche von Re- sultaten stützen — gewonnen an dem verschiedensten Zellmaterial, noch dazu auch mit Farben ganz verschiedenen chemischen Charakters. In der vorliegenden Arbeit ging ich von der Tatsache aus, daß einige Benzidinfarbstoffe Zellen des Tierkörpers spezifisch färbten. Für das BenzojJurpurin hat dies E h r 1 i c-h schon vor längerer Zeit ermittelt. Die Sache kam dann mehr in den Vorder- grund des Interesses als 1906 Nie olle und Mesnil fanden, daß die verschiedensten Benzidinfarben auf den Verlauf einer Trypanosomen-Infektion mit Nagana, Dourine etc. von Einfluß seien^). Sie stellten Versuche mit emer großen Reihe von Farben an und beobachteten nebenher, daß mitunter das Wirtstier sich ^) Für das Trypaurot hatte Ehrlich dies schon früher bewiesen. W. Schuleiuanii: Vitalfärbung und Chemotherapie. 25.') färbte. B o u f f a r d unteisuclitt' dann die Verteilung des Trypan- blaus im Tierkörper. Da er keine mikroskopischen Untersuchungen anstellte, entging ihm die Wichtigkeit dieser Tatsache. Diese aufzudecken blieb G o 1 d m a n n vorbelialten. In seinen höchst exakten Arbeiten über „Die äußere und iimere Sekretion des gesunden und kranken Organismus im Lichte der vitalen Färbung'" hat er nicht nur eine neue wichtige Forschungs- methode geschaffen, sondern uns auch eine breite feste Basis zur Weiterarbeit gegeben. Es würde viel zu weit gehen, hier imr an- nähernd ein Bild von der Fülle der gebotenen Tatsachen zu geben. Zur Orientierung hieiin nmß auf die Originale verwiesen werden. Ich kami hier nur einige allgemeine Gesichtspunkte geben. Injiziert man z. B. euie ^eiße Maus intraperitoneal mit einer Trypanblaulösung, so wird die Farbe schnell resorbiert. Schon nach kurzer Zeit ist sie im Blutserum gelöst nachweisbar. Das trypanblauhaltige Blut durchströmt den ganzen Körper und um- spült alle Zellen in gleicher Weise. Aber nur eine beschränkte Anzahl derselben vermag die Farbe aufzunehmen. In der Leber sind dies einige Zellen, die die Blutgefäße auskleiden (Endothelzellen) und von diesen nur besondere Funktionszustände die K u p f f e r' sehen Sternzellen. Sehr viele vital mit Trypanblau färbbare Zellen finden sich im Netz und der serösen Auskleidung der Bauchhöhle, sowie im Knochenmark (siehe Fig. 1). Sie stellen nach G o 1 d m a n n's und meinen Untersuchungen einen höchst wichtigen Stamm weißer lymphoider Blutzellen dar und spielen bei vielen Ki'ankheits- prozessen eine sehr bedeutende RoUe. Sehr ähnUche Zellen finden sich in der Milz und den Lymphdrüsen. Hier kann man besonders deutlich die Spezifizität der Färbung demonstrieren. Die genannten Organe sind fast vollständig von weißen Lymphoidzellen gebildet. Aber nur die von uns Makrophagen genannten Zellen färben sich blau. In der Mehrzahl der übrigen Zellen wird die Farbe nicht abgelagert. Derartige Beobachtungen kann man fast an jedem Organ machen. Wenn man diese Bilder in ihrer ,, wunderbaren Pracht und Distinktion" gesehen hat, muß sich auch dem unbefangenen Be- obachter die Frage aufdrängen: Wie kommt diese spezifische Färbung zustande ? Warum färben sich nur die einen Zellen, während andere, die in ganz gleicher Weise mit der Farbe üi Be- rührung kommen, keine Spur von Färbung zeigen ? Zur Lösung dieser Frage hoffe ich durch die folgenden Unter- suchungen über die Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Vi talfärbungsver mögen beitragen zu können. 256 W. Schulemanu: Vitalfärbung und Chemotherapie. Wir befinden uns hier durchaus auf keinem bisher noch un- bearbeiteten Neulande. Die Zahl der mit ganz anderen Farbstoffen in dieser Richtung; gernachten Arbeiten ist sogar recht groß. Aber fast alle Arbeiten kranken daran, daß sie an nicht gleichartigem Material vorgenommen Moirden. So kann man auch keine Ver- gleiche ziehen. Wenigstens erscheint mir Eosin, Noutralrot und Tr3rpanblau untereinander ebenso verschieden, wie eine Pflanzen- zelle, ein Infusorium und eine Blutzelle des Säugetiers. Ich habe daher alle Versuche an weißen Mäusen angestellt und nur zu besonderen Zwecken auch Versuche an Fröschen, Schildkröten, Tauben, Ratten, Meerschweinchen, Kaniachen, Hunden und Affen herangezogen. Ganz besonders glücklich erwies es sich für die Untersuchungen, daß Trypanblau ein Disazofarbstoff ist. Die Zahl seiner Verwandten ist Legion und so war es auch möglich ein durchaus einheitliches Farben- material zu den Versuchen zu verwenden. Es war also meine Absicht zu untersuchen, von welchen Be- dingungen die spezifische Ablagerung der Goldman n'schen Vitalfarben abhing. Zu diesem Zweck griff ich das Problem von der chemischen Seite an. G o 1 d m a n n verwendete drei Farbstoffe 1 . Trypanblau 2. Trypanrot 3. Isaminblau (= Pyrrolblau) zu seinen klassischen Untersuchungen. Aus mancherlei Erwägungen praktischer Art schien mir das Trypanblau das günstigste Ausgangsniaterial zu sein. Seine Konstitution ist: H2N OH / \ / \ OH NH, l'^"~^l'^"^l ^^=^ \ /( ) ^=^ |^^|"^"^i Na03sL^^~^_^'s03Na | | NaOsS'^^^^^^SO^Na CH3 HgC Trypanblau = Natriumsalz der o-Tolidin-disazo-bi- 1.8. Amidonaphthol .3.6. disulfosäure (alkal. gekuppelt). Der Vergleich mit dem Salvarsan HCl . H2N NHo . HCl Ho/ \As=As/ \oH-1-2H,0 Salvarsan — Dioxydiamidoarsenobenzoldiohlorhydrat + 2 Mol. Kry.stallwasser weist uns bereits einen Weg zur Weiterarbeit. '1 ".• .'^t v'i-^ Fig. I. Knochenmark (Kaninchen). ^^ ^ ^^ ^'• r « % ^ -^^^ \w c0 .J^ 'i* m (@ Fig. 11. Epithelkörperchen (Kaninchen). Archiv der Pharmazie Bd. 250. H. 4. Vitalfärbung und Chemotherapie. \y. Sehn liMiia IUI : Vitalt'ürI)iiii t o r haben wir die beiden Benzolringe des Salvarsans, die in Orthostcllung die Amido- und Hydroxylgruppe enthalten, zu verstehen. K li r 1 i c h nimmt an, daß die großen Moleküle des Pr()to])lasmas labile chemische (Gruppen — Seiten- ketten — enthielten, die mit entsprechenden Gruppen von Arznei- mitteln — deren Chemozeptoi-en — in Reaktion träten. Sobald dies geschieht, ist die Substanz am Protoplasma durch W e e h s e 1 - \v i r k u n g der Rezeptoren — Seitenkette einerseits, Chemozeptor andererseits — verankert. Nun erst übt die sogenannte t o x o p h o r e Gruppe ihre Wirkung aus, die nun natürlich rein lokal ist. — Der Chemozeptor b (^ d i n g t die Verteilung, die toxische Gruppe die Wirkung der Substanz. Entsprechend bewirkt beim Salvarsan der doppelt vorhandene ortho-Amidophenolozeptor die Verteilung, die Arsenobindung die Wirkung der Substanz. Man wird nun leicht versucht sein, an- zunehmen, daß Amido- imd Hydroxylgruppe eine feste chemische Bindung mit den entsprechenden Rezeptoren des Protoplasmas ein- gingen — daß etwa die Amidogruppe mit einer Aldehydgruppe unter Wasseraustritt kuppele. In diesem Sinne ist E h r 1 i c h's Theorie nicht aufgestellt. Wir dürfen sie nur als Arbeitshypothese be- trachten. Ehrlich beobachtete, daß bestimmte ehemische Gruppen eine spezifische Verteilung von Substanzen bedingten. Welcher Art diese Verankerungsreaktion sei, war noch niclit fest- zustellen. Um seine Erfahrung in faßlicher Form darzustellen, stellte er die Chemozeptorentheorie auf, die aber von vielen im obigen Sinne mißverstanden worden ist. Durch meine vorliegenden Untersuchungen hoffe ich einiges Licht in das Dunkel der Chemozeptorenreaktionen zu bringen. Der o r t li o - A m i d o p h e n o 1 o z e p t o r des Salvarsans findet sich im Trypanblan M'ieder, allerdings in etwas anderer Ge- stalt. Die gleiche Wirkung wie im Salvarsan kommt hier dem p e r i - A m i d o n a p h t h o 1 o z e p t o r zu. Im Salvarsan standen —OH ujid — NH2- Gruppe in ortho- Stellung am Benzol- ring, im Trypanblau in peri-Stellung am Nai)hthab'nring. Die große VerM'andtschaft dieser Chemozeptoren brauche ich hier nicht zu erörtern; dem Chemiker ist sie sofort ersichtlich. Meine erste Arch. d Pharm. CCL Bde. 4. Hett. 17 258 W. Schulemann: Vitalfärbimg und Öheniotlierapie. Aufgabe mußte es daher sein, zu ermitteln, ob dieser Chemozeptor tatsächlich die Verteilung des Trypanblaus bedinge. Dazu dienten die auf Tabelle I zusammengestellten Farbstoffe. Tabelle I. 1. H.N OH / \/ \ OH NH2 NaO.sL X JsOgNa f" ""1 NaOgs'-^^'^^'SOaNa ' ^^^^ CH3 H3C ^^ Trypanblau. 2. NH2 OH / \ / \ OH ^-^\/^\,n=n/ y. \n---N|-^^|-^^jNH2 NaOgS-^X^^SOaNa NaOjS'^^^'.^^ Dianiinschwarz BH. 3. OH / \/ \ J^ /-^ H,N|^^,^"^:N-^n/ y. \n^-N,-^^,^^NH, L /L JsOoNa I NaOgS'^^'.^^^- Farbe No. 150. 4 OH N«n/ y )n=N oh ,-^\-^^^NH, \ /\ / HsN.-^^j-^^- NaOgSl^^L^ . '^J-^Js03Na Diaminviolett N. 5. OH NH2 / \ / \ NH^ OH \ / \ — ~ — / 'Oä'^ "VT NaOaS'^ '^^ l^^'^^SOsNa SO^Na NaOsS Farbe No. 153. 6. OH OH / \ / \ NH2 NH2 NaOgsi 1^ J SOgNa n' ""1 \X\^ ^^^^ CH3 H3C NaOgS Farbe No. 154. 7. HgN OH / \ / \ OH NH2 l'^^!'^""l ^^^ \ )( / ^^^ 1 ! "i NaoX""^'^ GH3 H3C ""^^So'aNa Chicagoblau H. VV. Seil II Idiiiann : Vitalfärlmng und (.'ln^motluTapie. 259 Hierbei zeigte sicli, daß Farbe 2 vital färbte, während 3 — 6 diese Wirkung nicht mehi' hatttm. Kin absoluter Beweis füi- die Finiktion des peri-Aniidonai)hth()lozeptors ist aber hierdureli noch niciit erbracht. Einwandfrei wären die Versuche erst, wenn außer der Stellung der OH- und NH2-Gruppen sich nichts im "Molekül des Trypanblaus geändert liätte. Einige allgeniein*^ Gesiehts})unkte lassen sieh aber doch ge- winnen. Gegen die Beweiskraft der vorliegenden Versuche sind zwei Eimvände möglich. 1. Die Farben leiten sich bald vom Tohdin, bald vom Benzidin oder der Benzidinmonosulfosäure ab. Ich stelle dem Tiypanblau das Diaminblau 2B entgegen. H^N OH / \ / \ OH NH„ NaOaS ^^^^^^^ SOsNa NaOgS'^^^^^^ SOgNa Diaminblau 2 B = Natriumsalz der Benzidin-disazo-bi- 1 . 8- Amidonaphthol .3.6. disulfosäure. Dieser Farbstoff unterscheidet sich in seiner Wirkung in nichts vom Tryi^anblau. Das Mehr oder Weniger von 2 — CH3 ist ganz belanglos. Die beigegebene Tabelle II zeigt weitere Farbstoffe, die sich paarweise gleichen und nur dadurch verschieden sind, daß sie sich vom Benzidin oder Tolidin ableiten. Ihre Wirkung wird nicht durch ein Mehr oder W'eniger an 2 — CH3 geändert. BriUantcongo G bleibt vitalfärbend auch als BriUantcongo R. Baumwollrot 4B wird auch durch Eintritt von 2 — CH3 als Benzopurpurin 4B n i c li t zur Vitalfarbe. Positive und negative Eigenschaften bleiben demnach unverändert bestehen. Ein Vergleich der Benzidin- und Tolidin färben ist somit ge- stattet. N^ Tabelle 2. -,NH, \ /\ / H,Nr =N NaO,S'- 9. NaO.SL ^^'SOgNa L Brillaatcongo G. jq^ jq"/ \/ \n= NH2 \, /\ / HjN- 2 I / 2 SOjNa CH3 H3C BriUantcongo R. JSOjNa ^N JSOgNa 17* 260 W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 10. NHa OH / \ / \ OH NHj i \_„/\_/ I NaOaS'^^^^^^SOgNa NaOgSi^^^^^SOgNa Diaminblau 2B. 11. NH2 OH / \ / \ OH NH^ NaOgS' '^ 'sO^Na | ^| NaOgS' 1^ JsOgNa ^ ^ CH, H.n ^ ^-^ Trypanblau. 12. NH2 / — \r ^\ NHi, " \_/\„/ SOgNa NaOgS Baumwollrot 4 B (ident. Congo). 13. NH2 / \/ \ NH2 I I 1 \^/\— / I I I ^ So'gNa CHg HgC NaOgS Benzopurpurin 4B. Ja man kann sogar noch^ weiter gehen. Tabelle III zeigt uns drei Farben, die sich vom To lidin, vom para-para'-Diamido- diphenylharnstoff und vom para-para'-Diamido- Stilben ableiten. Alle drei Substanzen sind gute Vitalfarben. Der Vergleich ist ein- wandfrei, da die angekuppelten Naphthalinderivate stets die gleichen Tabelle III. 14. NH2 OH / \ / V OH NHa I I r V-A— / I 1 I NaOgS 1^^-^^ SOgNa | | NaOgS '^^^.^^ SOgNa CHg HgC Trypanblau. 15. NHj OH / \ / \ OH Nüj <^ ^^ ^ N=N ( ) NH-C-NH ( ) N^=N r^^^ "^ V__7 II \__/ NaOgS'^^^^^SOgNa U NaOgS^-^^^^^SOgNa Trypan violett. 16. NHa OH / \ / \ OH NH, KaOgSl^^^^^^SOgNa NaOgS'^^^'.^^ SOgNa Stilben vitalblau. W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 261 sind. Diese Betrachtungen sind für die Beurteilung der weiteren Resultate von Wichtigkeit. Wir können aus dem vorstehenden abstrahieren, daß wir Derivate dieser Diamine ver- gleichen können, ohne uns jedesmal darum kümmern zu müssen, von welchem D i a m i n sich die Farbe ableitet. 2. Der zweite Einwand, der gegen Schlußfolgerungen aus Tabelle I möglich wäre, ist der, daß außer Zahl und Stellung der OH- und NHo- Gruppen sich aucli Zahl und Stellung der SOgNa- Gruppen geändert habe. In einer früheren Arbeit (Aroh. f. mikroskop. Anatomie Bd. 79) gab ich der Vermutung Ausdruck, daß die Sulfosäuregruppen in erster Linie dazu bestimmt wären, die Farben wasserlöslich und damit anwendbar zu machen. Bei dem damals nur geringen Farb- material mußte CS bei Vermutungen bleiben. Obwohl ich jetzt über mehr als 200 Farbstoffe verfüge, ist es auch jetzt noch nicht möglich, ein klares Bild zu gewinnen. Folgendes aber läßt mich an meiner früheren Meinung festhalten: Tabelle IV enthält Farbstoffe mit steigender Zahl der SOgNa- Gruppen : Benzopurpurin B 2 SOgNa Brillantcongo G und R . . . 3 SOgNa Trypanrot 5 SOgNa ferner Vitahieuorange 4 SOgNa Farbe 121 6 SOgNa. Tabelle IV. ^^- / \/ \ r^"^,^"^,NH2 \ /\ / HaN,-^"^.-^^! NaOaS-^^'^^' CH3 H3C l^^'-^^'sO.Na Benzopurpurin B. ^^- / \/ \ i'^'^^^^NH^ \ 7\ / HüN,--"^,'-"^, NaOsS'^^^^'sOgNa CH3 H3C '^^^^SOgNa Brillantcongo R. 19. / \/" \ N n( )( )n = ^N j^~^|-^^|NH2 \ ..- 7 \ ./ H^N,^^,^^! NaOgSk^^l^^lsOaNa i^^'^^l SOgNa Brillantcongo G. 262 W. Schule mann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 20. Trypanrot. 21. 22. NaOgSi-^^^^NHa \ /\ / HaNj^'^i^'^SOaNa ! I I CHg HgC I I j\ Diaminrot 3 B. n=-n( )-ch=ch— ( \n=n 23. N- SOgNa NaOgS Hessisch Purpur N. --m )NH— CÜ— NH( )N= I I I SO,Na NaO,S I ! ! Vitalneurot. 24. ,/'"Am_-. N=N( )NH-CO-NH( ^N.= N II i SOgNa NaOgS \ I I NaOgS SOgNa Vitalneuorange. 25. / \ / \ n-=n( )nh— CO— nh( ^n=n NaOgSr ^ "^I^^^NHa \ — / \ / HaN,^^-,--^^ SOgNa L J I SOgNa NaOgS t I I NaoX^ SOgNa Farbe No. 121. Alle Farbstoffe sind Vitalfarben. Entsprechend der Zunahme an SOgNa-Gruppen ist auch die Löslichkeit erhöht. Besonders beweist dies die Reihe Benzopurpurin B — Trypanrot. Hier ist die ursprüngliche Stellung der im Bcnzopur])urin B von Anfang an vorhandenen 2 SOgNa nicht verändert. Zunahme der SOaNa- W. Scluilouiann: Vitalfürhuiig und Chemotherapie. 263 Gruppen im Molekül befördert die Lösliehkeit und beeinflußt das Vitalfärbungsvennögeii günstig^) . Es fragt sich nun, ob das Vitalfiirbungsverniögeu bedingt ist durcii eine bestimmte Stellung je einer SOjNa- Gruppe in den Naphthalinringen zu NHj-Gruppe und Azobindung. Auskunft über diese Frage suchte ich durch Veiwendung von Hessisch Purpur N und Diaminrot 3B zu erhalten. Die Resultate mit letzterer Farbe sind zu ungewiß, als daß man exakte Schlüsse bereits ziehen dürfte. Wir wissen jedoch, daß Diaminrot 3ß scliMcrer wasser- löslich ist als Benzopurpurin B. Dies zeigt, daß die SOgNa-Gruppe nicht nur durch die Zahl, sondern auch durch ihre Stellung den Löslich keitsgrad der Farbe beeinflußt. Wesenthch klarer zeigen uns diese Verhältnisse Derivate der Harnstoffe. ])ie drei Farben 23, 24 und 25 der Tabelle 4 enthalten in Stellung Cg keine SOjNa- Gruppen. Außer den beiden im Stilben-Kern stehenden SOgNa- Gruppen, stehen in den Naphthalinringen je 1 SOgNa beim Vital- neuorange an C5, bei Vitalneurot an C7. Farbe 121 enthält je 1 SOgNa an C5 und C7. Alle Farben sind Vitalfarben. Wir müssen demnach vermuten, daß auch das Diaminrot 3B MÜe Hessisch Purpur N durch Vermehrung der Zahl der SOgNa- Gruppen ohne Cß zu besetzen, zu einer guten Vitalfarbe werden würde. Ganz übereinstimmend damit wird eine nicht vitalfärbende Substanz auch nicht durch Erhöhung der Zahl der SOgNa- Gruppen zur Vitalfarbe; z. B. färbt: OH / \/ \ OH \^J\ I i \^^^ ^ SOgNa NaOjS '^^ ^^^ Diaminschwarz RO nicht vital. Ebensowenig vermag dies Farbe No. 150 OH / ./ \ OH H2N,'^^,^"'\N=n/ y. \ N-=N 1^'^,--^"^, NHj L ^' J SOgNa I ' NaOgS ' '^ J " " SOgNa ^ ^ ^^ Farbe No. 150 obwohl diese 3 (gegen 2) SOgNa enthält. Die Löslichkeit ist in der Tat sehr gestiegen, aber vitalfärbend A\airde die Substanz trotz- dem nicht. ^) Hierdurch findet die schon von Ehrlich (Berl. klin. Wochenschrift, 1907) geäußerte Anschauung ihre Bestätigung. 264 W. Schulenianu: Vitalfärbung u^^d Chemotherapie. Obwohl das mir vorliegende Untersuchungsmaterial wohl noch nicht umfangreich genug ist, möchte ich doch der Vermutung Aus- druck geben : Die Sulfosäuregruppen bedingen in erster Linie (durch Zahl und Stellung im Molekül) die Wasserlösliclikeit der Farben. Nur hierdurch sind sie indirekt von Einfluß auf das Vit alfärbungs vermögen unserer Substanze n^) . Der exakte Nachweis dieser Tatsache — den ich mir vor- behalte — ist von großer Bedeutung. Icli habe schon früher darauf hingewiesen, daß zwischen Trypanblau und Salvarsan große Aehnhchkeit bestellt. Ein tiefgreifender Unterschied Hegt aber scheinbar in dem vollständigen Fehlen von SOgNa- Gruppen im Salvarsan. Dieser Unterschied ist aber nur scheinbar. Daß SOgNa nur die LösHchkeit der Farben in Wasser bedingt, geht wohl auch daraus hervor, daß eine Diaminfarbe, die diese Gruppen niclit besitzt, durch HCl gelöst werden kann, wenn sie NHg- Gruppen enthält. Ein substantiver Baumwollfarbstoff ist in gleicher Weise baumM'oUfärbend, ob man ihn durch — SOgNa oder HCl in Lösung bringt. Diese beiden MögHchkeiten zur Auflösung werden oft be- nutzt. So ist CeH6~N-N-C6H,.NH2 Amidoazobenzol in Wasser unlöslich. Löslich erhält man es in zwei Formen als CgHs - N = N - CßH^ . NH2 . HCl Amidoazobenzolchlorhydrat und als NaOgS.CßH^-N-N-CeH^.NHa Natriumsalz der Amidoazobenzolmonosulfosäure. Das Salvarsan ist als Diamidodioxyarsenobenzol -dichlor- h y d r a t im Handel und als solches wasserlöslich. Zur intra- venösen Injektion "wird es in alkalischer Lösung verwendet. Die Eigenscliaft, in Alkalien löslicli zu sein, verdankt es den Phenol- gruppen. Die Sulfosäuregruijpen können hier also entbehrt werden. Ja nach folgenden Ueberlegungen erscheint ihre Einführung in das Salvaisan sogar unzweckmäßig: Außer von Stellung und Zahl der SOgNa- Gruppen ist die Löslichkeit auch abhängig von der IMolekulargröße. So wird z. B. ^) Der Einfluß der »SOgNa- Gruppen auf die Lijjoidlösliehkeit soll später berücksichtigt werden. Vergl. auch E ii r I i c h (Thora- peutische Monatshefte, März 1887). W. Schiilt^manii: Vitulfärbuiig und (."hoinutherupie. 265 das vorhin angefülirte Aniidoazobenzol durch 1 SO^Na viel leichter löslich als ein Tolidin-disazofarbstoff durch 2 SOgNa. Salvarsau ist eine relativ kleiuniolekularc Substanz getieuüber dem Try])an- blau. Durch Einführung von SOgNa in das Salvarsan würde dies walirscheinhch zu leicht löslich sein. Damit würde aber seiner Wirkung geschadet \\erden. Diese Schädigung wäre eine indirekte, M'ie folgendes Beispiel zeigt: Trv-panblau färbt einige Stunden nach der Injektion bereits die Hautdecken blau. Vitabieuorange ist weit leichter löslich, und die Färbung Avird bald nach der Injektion sichtbar. Noch viel schneller geht dies bei Farbe 121 Tabelle IV. Es ist aber Er- fahiungstatsaclie, daß je schneller die Vitalfärbung eintritt, sie auch um so eher wieder verschwindet. Eine gar zu leicht lösliche Substanz wird zwar auch spezifisch verteilt, aber auch sehr schnell vom Körper ehminiert. Für ehi Aizneimittel, das nach sj^ezi- fischer Verteilung lokal seine Wirkung entfalten soll, ist ein Mittel- weg daher am geeignetsten, damit es nicht entfernt wird, ehe es seine lokale Wirkung liat ausüben können. Ehrlich hat auf diese Tatsaclie bei Monazofarben eben- falls aufmerksam gemacht. Er bezeichnet Farbstoffe dieser Klasse, die ein oder mehrere SOgNa-Gruppen en.thalten als ,, Zellspringer". Ihre zu hohe Löslichkeit verhindert sie, ihrer Tendenz, sich abzu- lagern, zu folgen, wenn sie eine solche überhaupt besitzen. Nach dieser Abschweifung, die die Eüiwände gegen die Beweis- kraft unserer Versuche ventilieren sollte, komme ich zur Betrachtung der Funktion des ,,peri-Amidonaphtholozeptors" bezw. des ,,ortho- Amidophenolozeptors" zurück. Zunächst noch einige Worte über die Auffassung, daß NH.,- und OH-Gruppe in rein chemische Reaktion mit Rezeiit-oren des Protoplasmas treten. Bei der Untersuchung der Benzidüifarben auf ihre tr^i^anozide Wirkung, Avird von N i c o 1 1 e und M e s n i 1 angegeben, daß diese durch die NH.>-Gruppen ausgeübt Averde. Nach der anderen An- schauung tritt NH., in chemi.«che Bindung bei der Ablagerung. Es müßte also NHg einmal die Verteilung beeinflussen, dann aber in loco toxisch Avirken. Das kann sie aber nur. Avemi sie nicht fest mit emem Rezeptor verbunden ist. Ueber diese Rezeptoren ist schon viel geschrieben worden, viele Theorien arbeiten mit diesem Begriff, aber ihre Natur ist völhg unaufgeklärt. Bald sollen sie die Substanzen sehr fest gebunden halten, bald soll diese Bindung sehr labil sein. So findet man — oft in einer Arbeit — die Avidersprechendsten Eigen- schaften diesen hypotlietischen chemischen Grup])en zugeschrieben. 266 W. Schuleinann: Vitalfärbiuig und Chemotherapie. Aehnlich liegen die Verhältnisse beim Salvarsan. Die mit den Vitalfarben erhaltenen Resultate ließen vermuten, daß das Salvarsan an den gleichen Stellen abgelagert würde wde die Farben^) . Wir versuchten daher diese Substanz nachzuweisen. Zuerst kam die Methode A b e 1 i n's zur Anwendung. Diese beruht auf einem Nachweis der Amidogruppen. Der Harn luetischer Personen, die mit 606 behandelt worden waren, wurde mit HCl + NaNOg ver- setzt, dann alkalisch gemacht und mit Resorcinlösung versetzt. War er salvarsanhaltig, so bildete sich ein orangeroter Farbstoff. A b e 1 i n weist selbst bereits auf die Mängel der Reaktion hin. Harn, der schon vor der 606-Injektion die E h r 1 i c h'sche Diazo- reaktion gab, ist nicht verwendbar. Ebenso unerwiesen sei es, ob das As noch in dem nachgewiesenen Körper enthalten, oder ob der menschliche Organismus nur verändertes Salvarsan ausscheide. Der Wert der Reaktion wird noch weiter dadurch herabgesetzt, daß B e n d a neuerdings nachwies, daß beim Diazotieren des Sal- varsans das As aus der Verbindung abgespalten wird. Gemeinsam mit Herrn Herbert M. Evans M. D. (Baltimore, Johns Hopkins University) versuchte ich gleich nach dem Erscheinen der ersten Mitteilung A b e 1 i n's seine Reaktion zum Nachweis des 606 in den Zellen zu verwenden. Da die Versuche durchaus negativ verliefen, sehen wir von einer näheren Mitteilung ab. Größere Aussicht bot der Nachweis des Salvarsans nach der Methode E h r 1 i c h's. Auch diese bedient sich der Reaktions- fähigkeit der Amidogruppen. Paradimethylamidobenzaldehyd + Salvarsan geben einen gelben Farbstoff Hq/ ^ As=--As / ^OH der mit HgCla eine gelbe unlösliche Hg- Verbindung gibt. Hata hat in E h r 1 i c h's Laboratorium die Versuche damit durchgeführt. Mikroskopisch brauchbare Bilder erhält man wegen der geringen Salvarsanmengen auch hiermit nicht. Makroskopisch aber ist der gelbe Farbstoff zu erkennen. Ein Beweis, daß die Amidogruppe des in den Zellen gebundenen Salvarsans zu dieser Reaktion frei ist. ^) Sehr wahrscheinlich ist Salvarsan jedoch ,,Lipoidlöslich", sodaß seine Verteilung im Körper in manchen Punkten anders sein wird als die unserer Farben. W. Scliuleiuann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 267 Diese ganzen Widersprüche lösen sich leicht, wenn man sich von der Anschauung der direkten chemischen Reaktion zwischen Chemozeptoren freimacht. Ebenso wie N i c o 1 1 e und ]\I e s n i 1 komite ich lange Zeit keine Beziehungen zwischen Vitalfärbungs- vermögen und chemischer Konstitution auffinden. Während Tabelle I die Notwendigkeit des peri-Amidonaphtholozeptors dar- zutun scheint, bewiesen scheinbar die auf Tabelle V zusammen- gestellten Farben das gerade Gregenteil. Dianilblau R enthält keine NHo-CJruppen, Benzopurpurin B zeigt keine Hydroxylgmppea Tabelle V. 26. HjN OH / \/^ \ OH NHj XaOjS. 27. OH OH NaOjS:^^^^/ 28. IS NaO,S 'SOsNa (Ijj^ H3C Na03S Trypanblau. SO, Na N=N' ^/ \n — N ■ \__/\_/ SOsNa NaOjS '■ Dianilblau R. OH OH SO,Na =n/ \/ \n= -.NHaV /\ /HoN,' I I i I CH3 H3C ! Benzopurpurin B. :N .SO,Na 29. Na0,8 =n( )NH-CO-Ne( )n= p,\ / \- /h,N;' SOgNa NaOgS Vitalneuorange. SO,Na 30. NaO,S' 31. NaOjS -— = N / ^NH-CO-Nß/ ^ N = j SOjNa NaOaS Vitalneurot. SO,Na n=n/ ^nh— co-nh/ V=n 1 ^1 CH, H,C -SOjNa SO,Na Vitalneugelb. NaOaS 268 W. Öchulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. ebenso wie Vitalneuorange und Vitalneurot. Im Vitalneurot ist sogar ein Wasserstoffatom der .i| NHg- Gruppe durch Methyl substituiert. Vitalneugelb endlich enthält in den Naphthalin- kernen weder OH- iwcli NHg- Gruppen. Eine am Benzopurpurin B gemachte Beobachtung wies der weiteren Arbeit neue Wege. Als ich die erste Serie der Versuchs- tiere mit einer frischen Lösung unserer Farbe injiziert hatte, zeigten sie gute Vitalfärbung. Die folgenden Injektionen — mit der Vorrats- lösung — ergaben schlechte oder unsichere Resultate. Bei genauerem Zusehen stellte sich dann heraus, daß die Farblösung zu einem Hydrogel geworden war und als solches schlecht resorbiert wurde. Dazu kamen noch die Be- obachtungen am Oxamin violett : HaNi^^^-^ ^SOjNa NaOaSi^" ^-^^iNHg ^^^^hT \ /\ / ÖH sowie den Farben 150, 153 und 154 (Tabelle I). Dieselben sind nicht vitalfärbend. Injiziert man 1% Lösung in die Bauchhöhle des Versuchstieres, so wird nicht nur nichts resorbiert, sondern man findet noch ein reichliches Exsudat und Farbniederschläge in derselben. Auch intravenöse Injektion ergab, daß durch die Gefäßwand fast nichts von der Farbe hindurchging. Ueber viele kleine Abweichungen und interessante Nebenbeobachtungen gehe ich hier hinweg, da sie uns vom chemischen Standpunkt aus nicht interessieren. Durch die Resultate mit dem Benzopurpurin einmal auf die Wichtigkeit des physiko-chemischen Charakters der Farblösungen hingewiesen, verfolgte ich diesen Weg weiter. Die Frage nach Beziehungen zwischen chemischer Konstitution und Vitalfärbungsvermögen mußte jetzt in zwei Fragen gespalten werden. Einmal war zu untersuchen ,,W eiche Beziehungen bestehen zwischen chemischer Konstitution und physiko-chemischem Lösungs- charakter der Farben?" Dann war festzustellen, ,,W elcher Lösungszustand ist erforderlich, um die Substanzen zu Vitalfarben zu machen?" Da mir die Möglichkeit fehlte, die Lösungen in exakter Weise auf ihren physiko-chemischen Charakter zu prüfen, mußte ich mich zunächst auf die Hydrogelbiklung beschränken, und die Lücken so weit wie möglich durch Diffusionsbeobachtungen und W. Schulemann: V'italfärbiing und Chemo theropie. 260 Literaturstudiuin auszufüllen suchen. Wie -weit mir dies gelungen ist, mögen folgende Zeilen zeigen. Der Vergleich von Benzopurpurin B mit Diaminrot 3B und Hessisch Purpur N zeigt, daß alle drei Substanzen Hydrogele bilden können. Doch ist ihr Verhalten etwas verschieden. Diamin- rot 3B bildet ein H3^drogel bereits in schwächerer Kon- zentration als Benzopurpuiin B. Damit steht in Einklang, daß ersteres viel schlechter Vital färbt, als letzteres. Bei allen drei Substanzen steht die Azobindung in C^ die NHj- Gruppe in Cg. Tauscht man diese Gruppen um, so kommt man zu dem Sus- pensionskolloid Congorot, das nicht mehr vital färbt. Seine Formel ist ^ N=N ( ){ ) N=N -^ ^ /~~\/"~\ \^/\_/ SOgNa NaOjS Congo. Durchaus parallel damit geht das Verhalten der OH-haltigen Farben. Leider besitze ich einen dem Benzopurpurin B ent- sprechenden Farbstoff nicht. Doch genügt die Betrachtmig des Dianilblau 4R vollständig. OH OH / "\/— \ I \_/\_/ HO,^--,^^, L^^'^^^SOgNa Dianilblau 4R. Am Trypanblau, Diaminschwarz BH und Farbe 150 (siehe Tabelle I) sehen wir, daß eine positive Seite genügt, die Substanz zur Vitalfarbe zu machen, wenn die negativen Eigenschaften der anderen Seite nicht überwiegen^). Dianilblau 4R enthält links, die im Dianilblau R (Tabelle V) zweimal vorhandene schwach positive Seite. Löst man beide Farben in gleicher Konzentration, so bildet 4R ein Hydrogel, R hingegen nicht. Die Fähigkeit zur Gel-Bildung ist also an die rechte Seite geknüpft. Das beweist exakt das 1) ,, Positiv" wird eine Seite genannt, wenn sie dem Farbstoff den Kolloidcharakter verleiht, der ihn zur Vitalfarbe macht. ,. Negative" Seiten verleihen diesen Charakter dementsprechend den Farblösungen nicht. 270 W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. OH OH / \/^~'\ OH NaOgSk^^^ ^SOgNa | 1 \^'\.^ CHj HgC NaOgS Dianilblau 2Ri). Diese Substanz bildet kein Hydrogel unter den gleichen Be- dingungen und färbt auch nicht mehr vital. Aus der Literatur geht hervor, daß das Azoblau ein Suspensionskolloid ist. Es färbt nicht vital. \— /\— / j ! I SOgNa CHg HgC NaOgS Azoblau. Wir haben hier zwei Farbreihen, an denen genau das gleiche -zu Ijeobachten ist. Die Azobindung an Cj, Amino- oder Hydroxyl- gruppe an Cg macht die Farben zu hydrophilen Kolloiden. Um- kehrung der Stellung läßt sie zu Suspensionskolloiden werden. Wie das zu erklären ist, vermag ich nicht anzugeben. Von Wichtig- keit ist noch das Verhalten von Zahl und Stellung der SOgNa- i Gruppe. Entsprechend unseren früheren Betrachtungen ist zu vermuten, daß sie nur die Löshchkeit viel oder wenig erhöhen. Hierdurch sind sie indirekt von Einfluß auf den physiko- chemischen Charakter der Lösungen. Prinzipielle Aende- rungen — etwa daß sie ein Suspensions- in ein Hydrophilkolloid verwandeln — vermögen sie , im Farbmolekül nicht zu geben. Ich verweise auch auf Tabelle IV und auf den Vergleich von Diaminschwarz RO mit Farbe No. 150. Auf dieses Material gestützt, glaube ich sagen zu können, daß nicht vitalfärbende Substanzen Sus- pensionskolloide sind. Dagegen vermag dies ein hydrophiles Kolloid. Hier ist aber eine Ein- schränkung geboten. Der Grund Charakter der Farb- lösung ist durch eine bestimmte Stellung der ^) Nach einer brieflichen Mitteilung von Herrn Dr. Evans erhielt er mit dem Dianilblau 2R Vitalfärbung. Die aus der Kon- stitution dieser Farbe gezogenen Schlüsse sind daher mit Vorsicht aufzunehmen. In den Ergänzungen zu dieser Arbeit werden auch mögliche Versuchsfehler eingehend erörtert werden. VV. Schulomaiui: Vitalfärbung und Chemotherapio. 2'7l c h r o ni o p h () r e n /, u r a u x o c h r o m e n Gruppe ge- geben. Sekundär komm tauch Zahl undStellung der Sulfosäuregruppen in Frage. Dieselben er- höhen die Löslich keit der Farben und drängen damit die Neigung zur Gel-Bildung zurück. Auf den physiko- chemischen Grundcharakter der Lösungen sind sie ohne Einfluß. Daß hiermit alle irgend möglichen Eüiflüsse der Konstitution auf den physiko-chemischen Charakter noch lange nicht erschöpft sind, bin ich mü" ■wohl bewußt. Wir haben hier nur einige Teile der Farbnioleküle variiert ohne den Grundstock — das „Chromogen" — wesentlich zu verändern. Von Wichtigkeit ist dieses aber zweifellos auch. Ich will nur ein Beispiel anführen. Benzidinfarben und Derivate des Harnstoffs wurden von gleicher Wirkung gefunden. Ich erinnere an Trypanblau und Trypanviolett. Das Violett ist nun \s-eit schneller vitalfärbend als das Blau. Der Grund ist darin zu suchen, daß das Trj^an violett weit diffusibler als das Blau ist. Diese Betz-achtung ist vielleicht auch für die Theorie von dei Arzneifestigkeit von Wert. Im pharmakologischen Teil werde ich darüber zu berichten haben. Hier möchte ich nur darauf hinweisen, daß N i c o 1 1 e und M e s n i 1 die diffusibler e Ver- bindung zur Recidiv-Behandlung verwenden. Fast vollständig mit den von mir gefundenen Tatsachen stimmen die Befunde H o e b e r's an der Froschniere überein. Er sagt ,,diejenigen Farbstoffe, welche von den Epithelien nicht aufgenommen werden, er- weisen sich sämtlich durch den Mangel an Diffusionsvermögen, durch die Empfindlich- keit gegen Elektrolyte und 4urch das ultra- mikroskopische Bild ihrer Lösungen als Sus- pen s i o n s k o 1 1 o i d e". ,,Aufgenommen werden sämtliche echt gelöste und halbkolloide Farb- stoffe, ebenso diejenigen Farbstoffe, welche an die hydrophilen Kolloide erinnern, insofern als sie einerseits nicht diffundieren, aber sehr elektrolytbeständig sind und dem ultra- mikroskopischen Bilde nach echte Lösungen bilden." Ueber orientierende physikahsch - chemische Untersuchungen und Messungen werde ich später berichten. Die aus dem bis jetzt vorhegenden Untersuchungsmaterial mit einiger Wahrscheinhchkeit zu ziehenden Schlüsse wären also: S'?2 \V. Schulemann: Vitalfärbung und Chomotherapie. \) asVitalfärbungs vermögen einer Substanz ist nur indirekt abhängig von der chemischen Konstitution. Diese bedingt einen bestimmten physiko-chemi sehen Charakter der Farblösungen durch den die Substanz resorbierbar wird. Damit aber ist die Frage noch nicht erledigt. Es ist nun festzustellen, wie die Farben in die Zellen gelangen und wie sie dort abgelagert werden. In die Zelle kann die Farbe nur auf dem Wege der Diffusion durch die Zellmembran gelangen. Damit aber sind wir vor die alte noch in keiner Weise entschiedene Streitfrage der Physiologen von der Konstitution der Zellmembran gestellt. Ich wäre hier fast ganz auf die Diskussion von Theorien angCAviesen und will, da mein experimentelles Material exakte Schlüsse nicht aufzustellen erlaubt, nur emige Tatsachen anführen. Lipoid- löslich sind unsere Farben nicht. Da alle Sulf o- säurefarbstoffe sind, war dies zu erwarten. Versuche mit Lecithin- und Cholesterin-TerpentinöUösungen (nach R u h 1 a n d) zeigten dies auch für meine Farben. Einige Diffusionsversuche gegen destilhertes Wasser ergaben Resultate, die mit dem vorhin über die Kolloidnatur der Lösungen Gesagten in L'ebereinstimmung sind. Die Ablagerung der Farben könnte bedingt sein durch zwei verschiedene MögHchkeiten : 1. Nur die Zellen zeigen Vitalfärbung, in die unsere Farben überhaupt gelangen können. 2. Die Vitalfarben gelangen in alle Zellen, zeigen aber nur dort Ablagerung in Granulaform, wo dies durch einen Reaktions- körper des Protoplasmas möghch ist. Nach unseren Beobachtungen hegt das Richtige wohl in der Mitte. Zweifellos gibt es Zellen, welche mit einer exquisiten Lipoid- membran versehen sind, die unseren Farben den Eintritt verwehrt. Der Eintritt der Vitalfärbung ist hier durch die Membran verhindert, gleichgültig ob das Protoplasma der Zellen den notwendigen Reaktionskörper enthält oder nicht. Dahin möchte ich die Nerven- zellen und roten Blutkörperchen rechnen. (Zur genaueren Orien- tierung über die Konstitution der Zellmembran möchte ich ganz besonders H o e b e r's ausgezeichnetes Werk ,,Die physikahsche Chemie der Zelle und der Gewebe", III. Aufl., Leipzig 1911, empfehlen.) Ist die Farbe aber einmal in das Innere einer ZeUe gelangt, so wird nun festzustellen sein, wie sie dort abgelagert wird. Ich habe bereits in der Einleitung darauf aufmerksam gemacht, daß W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 273 wir bei der Vitalfärbung zwei verschiedene Arten der Zellfärbung durch das Trypanblau unterscheiden müssen. Am besten ist dies auf der beigegebenen Abbildung des Epithelkörperchens (Fig. II) zu erkennen. Die Epithelzellen zeigen feine hellblaue Tröpfchen im Protoplasma, dagegen enthalten einzelne Zellen des binde- gewebigen Gerüstes der Drüse tiefblaue Granula. Analogien mit de!' H\^iophyse, Nebenniere etc. ließen mich vermuten, daß die hellblaue Färbung eine Farbanreicherung in Sekrettröpfchen sei. Die tiefblaue Färbung ist hingegen das, was wir beim Trypan- blau und seinen Verwandten ,,V i t a 1 f ä r b u n g" nennen. Ebenso wie diese Bindegewebszellen zeigen die anderen vitalfärb- baren Zellen des Tierkörpers tief dunkelblaue Granula . Diese Beobachtung der verschiedenen Färbung beweist aber, daß die Farben auch in Zellen kommen, ohne hier dunkelblaue Granula bilden zu können. Hierzu nmß also noch ein Körper in Betracht kommen, der im Zellprotoplasma vorhanden ist. Die hellgefärbten Epithelzellen enthalten ihn nicht, während er in den dunkelblau granulierten Zellen enthalten ist. Ich will ihn Reaktions- körper nennen, in der Absicht, nicht durch einen neuen Namen für einen Protoplasmabestandteil neue Verwirrung anzurichten. Im folgenden werde ich Beweise für seine Existenz und An- schauungen über den Reaktionsmodus desselben beizubringen haben. Bei der Betrachtung der Form der Farbgranula müssen M'ir kurz die Frage der Protoplasmagranula streifen. Das ist nun wieder ein alter Streitpunkt der Anatomer, ein Streit, der gerade jetzt im Vordergrund des Interesses steht. Auch diese Frage hier aufzurollen, ist unmöglich. So führe ich nur eigene Beobachtungen an : An der lebendeii vitalfärbbaren Zelle und auch der mit Formol oder INIüller-Formol fixierten waren Granula irgend welcher Art bis jetzt nicht nachzuweisen. Diese werden nur durcli , .vitale Färbung" sichtbar. Dabei ist interessant, daß langsam diffundierende vStoffe feine gleichmäßige Körnchen im Proto- plasma ergeben. Je schneller die Farben diffundieren, desto unregelmäßiger und klumpiger werden die Granula . Mit den Harnstoffderivaten konnte ich sogar solche von viereckiger Form erzeugen. Ja es gelingt durch kombinierte Anwendung von langsam und schnell diffundierenden Farben ferne runde und große viereckige Granula in einer Zelle hervorzubringen. Von Färbung präformierter, aber optisch nicht erkennbarer Granula kann also wohl keine Rede sein. Dem Einwurf, daß unsere Methode also ,, Kunst- produkte" schaffe, muß ich jedoch begegnen. Diese Art der Vital- Arch. d. Pharm. CCIi. Bds. 4 Heft. 18 274 W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. färbuiig verrät uns die Anwesenheit eines spezifischen Reaktions- körpers, ob derselbe homogen im Protoplasma verteilt ist oder Granula bildet, ist ziemlich belanglos und nur für den Anatomen, der sich mit der Struktur der Materie befaßt, von Interesse. Auch die Behauptung, daß eine Zellschädigung vorliege, läßt sich verneinen. Wir können die Tiere monatelang vitalgefärbt erhalten, ohne etwas anderes wie ganz geringe Abmagerung als Schädigung beobachten zu können. Beweisend für die AnwesenheiteinesReaktions- k ö r p e r s sind folgende Punkte : 1. Man färbt ein Tier vital, indem man es in bestimmten Zeitabständen mit immer neuen Quantitäten von Farblösungen injiziert. Spritzt man hingegen ein größeres Quantum, als die gerade bei einer Injektion ertragene Dosis beträgt, ein, so geht das Tier zugrunde. So töten 2 ccm l%ige Trypanblaulösung eine Maus, in einer Sitzung injiziert, in kurzer Zeit. Im Laufe von vier Monaten aber kann man 16 ccm in toto einem Tier (Maus) successive einverleiben. Zwar wird in den Intervallen Farbe durch Niere und Leber abgeschieden, aber doch nur ein Bruchteil, sonst wäre ein ,, Hoch treiben" in der Färbung nicht möglich. Es muß sich also neuer Reaktions- körper in der Zwischenzeit bilden. Hieraus scheint mir ferner hervorzugehen, daß die Farb- ablagerung keine Farbausflockung durch Elektrolyte ist, wozu der Kolloidcharakter der Farben auch wenig geeignet scheint. 2. Wird eine vitalgefärbte Maus trächtig, so wandert der Farbstoff aus den ZeUen der Haut und anderen Organen aus und färbt Zellen des Uterus etc. intensiv, wie Gold mann in seinen Untersuchungen feststellte. Das ist — da die Zellen nicht zum Uterus wandern — nur mögHch, weil der Reaktionskörper gelöst dorthin geht und hier abgelagert wird. Die Farbe wird frei, kommt in die Blutbahn und reagiert wieder mit dem im Uterus deponierten Reaktionskörper. Das deutet auch darauf hin, daß dieser Reaktions- körper im tierischen Haushalt eine wichtige Rolle spielt. 3. Eine weitere Beobachtung Goldman n's hat gezeigt, daß eine Zerstörung des Reaktionskörpers eine Abscheidung der Farbe aus der Zelle zur Folge hat. Die bei dieser Zersetzung ent- stehenden Stoffe lassen ihn schließen, daß der Reaktions- körper eine Fett-Eiweißverbindung ist. Ich habe mit der gütigen Unterstützung von Herrn Professor R ö h m a n n, dem ich auch an dieser Stelle meinen ergebensten Dank aussprechen möchte. Versuche mit den verschiedensten W. Sch|uleniann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 275 Eiweißköipern gemacht, um die Farbjiranula in vitro zu erzeuHg. Zur Herstellung des Cyanidformiates aus den Komponenten wurde je V20 J^Iol. gefälltes Quecksilberoxyd und Quecksilbercyanid in über- ^) Spuren vorhandenen Mercuroacetats lassen die jodometrische Bestimmung etwas zu lioch ausfallen. 284 E. Rupp u. S. Goy: Quecksilberoxycyanid. schüssige Ameisensäure eingetragen und die bei 60" filtrierte Lösung im Kalkexsikkator eingeengt. Die erhaltenen Krystalle zeigten durch- aus die oben beschriebenen Eigenschaften. 0,4507 g lieferten bei T. = 17«, B. 741 mm 20,8 cem Stickstoff = 5,31% N, berechnet 5,16%. 0,4337 g lieferten 0,3728 g HgS = 74,08% Hg, berechnet 73,8%. Quecksilbe rcyanidoxalat: HgCy, . ppwpw^Hg. Mikrokrystalliner, in Wasser und Alkoliol unlöslicher Körper. Aus Oxycyanid und wasserfreier Oxalsäurelösung herstellbar. Wird durch Wasser in Quecksilbercyanid und unlösliches Mercurioxalat gespalten. 5 g Oxycyanid (V50 Mol.) wurden mit einer alkoholischen Lösung von 2 g Oxalsäure (Yso Mol.) f einstens zerrieben. Das kleinkrystalline Reaktionsprodukt wurde zur Entfernung etwa abgespaltenen Queck- silbercyanids mit verdünntem Alkohol gewaschen und getrocknet. Berechnet für HgCyj . ^QQ::>Hg, lieferten 0,3 g = 0,2606 g HgS = 74,9% Hg, berechnet 74,1%. 0,5 g lieferten bei B. 733 mm und T. 12,6« = 22 ccm Stickstoff = 5,11% N, berechnet 5,18%. Dieselbe Oxycyanid- und Oxalsäuremenge wie oben in wässeriger Lösung miteinander vereinigt, lieferten einen nichtkrystallinen Nieder- schlag, der cyanfrei war und nach der Quecksilberbestimmung ledig- lich aus Mercurioxalat besteht. 0,3005 g Substanz ergaben 0,2412 g HgS = 69,31% Hg, be- COOv rechnet für 1 >Hg = 69,44%. COO^ Quecksilberoxycyanid setzt sich also mit wässeriger Oxalsäure- lösung zu Mercurioxalat und unverändert bleibendem Quecksilber- cyanid um. COOH /OOC HgO.HgCy, + I = HgCyo + Hg/ + H,0. COOH \00.C CHo.COOv Mercuricvanidsuccinat: HgCy, . I /He . 2 H.O. CHo.COO-^ ^ Aus Quecksilberoxycyanid und alkoholischer Bernsteinsäure- lösung herstellbar. 1 — 2 mm lange, farblose Prismen, in kaltem Wasser und Alkohol schwer löslich. An der Luft infolge Verwitterung matt werdend. Das Doppelsalz Mird erst bei längerem Kochen mit Wasser in Quecksilbercyanid und unlösliches Quecksilbersuccinat gespalten. E. Riipp u. S. CJoy: Queoksilberoxycj-anid. 285 10 g Oxycyauid wurden mit einer Lösung von 3 g Bernsteinsäure in wenig Alkohol feinstens zusaniuiengerieben und der gesammelte sandig-krystalline Niederschlag aus heißeni Alkohol un^krystallisiert. 1,41 g erfuhren bei lO.'J" einen Cewichtsverlust von 0,0804 g =. 5,7% H./0, berechnet 5,96%. 0.3362 g Substanz gaben 0,2589 g HgS = 66,37% Hg, berechnet «6,24%. /I TT POO M e r c u r i c y a n i d b e n z o a t ; HgCyg . r^^u^ ' poO^^S • ^2^- Aus Oxycyanid und Benzoosäure in alkoholisclier Lösung. Schiefe, mehrere Millimeter lange durchscheinende Prismen, an der Luft verwitternd; leicht löslich in Alkohol, unlöslich in Wasser. Beim Kochen mit viel Wasser tritt Lösung ein, beim Erkalten scheiden sich aber fedeiige Nadeln von Quecksilberbenzoat ab, es erfolgt also Spaltung des Doppelsalzes. In 50 ccm Alkohol wurden 3 g Benzoesäure und 5 g Oxycyanid bezw. die entsprechende Menge von Cyanid und gelbem Oxyd ein- yetragen. Nach eingetretener Lösung wurde eingeengt und das Produkt aus Alkohol mnkrystallisiert. Berechnet für HgCya . ^'^ JJ^^QQ^Hg . H.O lieferten: 0,4154 g Substanz 0.271 g HgS = 56,24% Hg, berechnet 56,19%. 0,403 g Substanz gaben bei der Verbrennung 0,3961 g COg = 26,81 Oq C, berechnet 26,97% und 0,0594 g H2O = 1,65% H, berechnet 1,69%. Nach Dumas verbrannt, lieferten 0,5 g Substanz bei B. = 747 mm und T. = 17,4o = 17,6 ccm Stickstoff = 4,07% N, berechnet 'S.9B%. 1,7592 g Substanz verloren im Vakmmiexsikkator 0,042 g an (Gewicht = 2,39% H„0, berechnet 2,530o- Beim Trocknen im Wasser- t rockenschrank erfolgte ständige Gewichtsabnahme infolge langsamer Zersetzung. Das beim Kocheji der Doppelverbindimg mit Wasser in federigen Krystallen abgeschiedene Produkt wurde aus Chlorof onn umkrystallisiert : es schmolz bei 165°, dem Schnaelzpunkt des Mercuribenzoats und lieferte in einer Menge von 0,3338 g analysiert, 0,1751 g HgS = 45,22% Hg, berechnet 45,25%. Aus den stark eingeengten Mutterlaugen krystalli- sierte Mercuricyanid aus. Umsetzung von Qiiecksilberoxycyanid mit Ammonverbindungen. Quecksilbercyanid und Quecksilberoxycyanid zeigen ein außer- (jidentlich verschiedenes Verhalten gegen Ammoniak und Ammon- verbindungen. Lösungen des ersteren bleiben damit klar, Oxycyanid- lösungen geben Niederschläge, die in einem Ueberschuß des Fällungs- mittels mehr oder weniger löslich sind. Man glaubte hierin einfache qualitative Unterscheidungsmerkmale zwischen reinem und Cyanid - haltigem Oxycyanid in der Hand zu liaben. 286 E. Rupp u. S. Goy: Quecksilberoxycyanid. Die- Klärung der anscheinend komplizierten Reaktions- verhältnisse ergab sich wiederum einfach dahin, daß die Reaktionen des Oxy Cyanids mit Ammoniak und Ammon Verbindungen durchaus identisch sind mit jenen eines Gemisches von Quecksilbercyanid und gelbem Quecksilberoxj-d, das heißt die Quecksilbercyanid- komponente bleibt unverändert, die basische Komponente liefert die dem Quecksilberoxyd eigentümlichen nicht ganz einheitlichen Verbindungen des Dimercuriammoniumhydroxyds bezw. Mercuri- ammoniumoxj^ds. Hieraus ergibt sich, daß in cyanidhaltigen Oxycyanidlösungen die allein der Oxydkomponente zugehörigen Mercuriammonfällungen in verminderter Menge auftreten werden. Durch Vergleich ent- sprechender Lösungs- bezw. Fällungsproben wird man also in einem Oxycyanidpräparate einen größeren Cyanidzusatz qualitativ wohl erkennen können. Ein sicheres Kriterium wird jedoch immer nur die Titration bieten. Auch das von C h i b r e t angegebene Unter- scheidungsmerkmal, daß reines Oxy Cyanid sich in Jodkaliumlösung farblos, cyanidhaltiges dagegen mit gelblicher Farbe löst, ist kaum verläßlich. Wohl ist das nach unseren Untersuchungen aus Oxy- cyanid- und Jodkalium gebildete Quecksilberjodidcyanidcyankaliuni ganz farblos in Vv^asser löslich, es läßt aber auch das aus Queck- silbercyanid in Jodkalium entstehende Quecksilberjodidjodkalium nur in ganz konzentrierter Lösung einen schwach gelblichen Farbton erkennen. O X y y a n i d — C h 1 o r a m m o n : Eine Oxycj'anidlösung 1 = 10 wurde mit 1 g Salmiak versetzt. Der entstandene, farblose und amorphe Xiederschlag wurde beim Trocknen hellgelb. Er war cyanfrei, entwickelte mit Lauge Ammoniak, löste sich in Säuren nur schwer auf und gab beim Glühen einen Quecksilberspiegel. In Jod- kalium löst sich der Xiederschlag vinter vorübergehender Bräunung auf. Bei Ermittelung des Stickstoffgehalts nach Dumas lieferten 0,6523 g Substanz bei T. = 16,5° imdB. = 742mm 19,9 ccra = 3,53% N. 0,4189 g Substanz lieferten 0,4329 g HgS = 89,98% Hg. Die gefundenen Werte liegen zwischen denen der M i 1 1 o n'sohen Base 0<:§f::>NH20H -1- H2O = 80,57% Hg, bzw. deren Chlorid TT er O-cItt^^'XHoCI = 85,57% Hg und dem Mercuriammoniximoxyd Xh|^^ = 94,72% Hg imd 3,32% X. Das Filtrat der Oxycyanid- Salmiakfällung lieferte beim Ein- engen in reichlicher Menge Quecksilbercyanid. 0,3725 g desselben gaben bei T. = 17,8° und B. = 748 mm 35,6 cem X = 11,08% N, berechnet 11,1%. 0,2587 g gaben 0,2389 g HgS = 79,62% Hg, berechnet 79,5%. E. Rupp u. S. Goy: Quecksilberoxy Cyanid. 287 Die Konstitution des Quecksilberoxycyanids betreffend, waren Mir früher geneigt, der komplexen Formulierung TTc Cv OcT^Tr" ^ das Wort zu reden. Unsere Untersuchungen zielten ^ Hg Cy vielfach dahin. Stützen für diese Formel zu erbringen. Es hat sich aber keine Reaktion finden lassen, in der das Queeksilberoxycyanid sich anders verhielte, w-ie seme Einzelkomponenten. Die einfache Doppelsalzformel HgO.HgCyj bringt das ganze Verhalten des festen Quecksilberoxycyanids durchaus erschöpfend zum Ausdruck. In Berührung mit Wasser erfolgt zweifellos Hydratisierung, denn die Lösung reagiert deutlich alkalisch, sendet also Hydroxyl- ionen in Lösung. Zur Prüfung der Molekulargröße des gelösten Oxycyanids und zur Entscheidung, ob der Hydratisierungsprozeß durch die Gleichung : OH HgCvo.HgO + H,0 = HgCy2.Hg<()jj oder OH HgCyoHgO - HoO = 2 Hg<^^, auszudrücken ist, hat K. Holder mann die Gefrierpunkts- emiedrigungen von Oxycj^'anidlösungen verschiedener Konzentration ermittelt. Hierbei ergaben sich Molekularwerte von 181 — 225. OH OH Berechnet für HgCy.,.HgHg = 570. Berechnet für /-,?t pQQ:>Hg = 285. Hiernach möchten sowohl dem Oxycyanid, wie schien Um- setzungsprodukten mit Säuren die halbierten Formeln zuerkannt werden. Zwingende Beweiskraft haben die Befunde jedoch nicht, da sie ebensowohl für den Fall zutreffen, daß die betreffenden Doppel- verbindungen in Lösung in ihre Komponenten dissoziiert sind. Für die wässerigen Lösungen der Umsetzungsprodukte des Oxycyanids 288 E. Rupp u. S. Ooy: Quecksilberoxycyanid. mit Säuren konnte dies im vorhergehenden mit Sicherheit dar- getan werden und in bezug auf das Oxycyanid ergaben sich keinerlei Anhaltspunkte für die Existenz eines der Formel Hg- ..^^^^ \^ . /'\^-<^'H3 i i CO HOOC-'^^-COOH Da sowohl Aloe-Emodin als auch Chrysophansäure^) bei der Oxydation Rhein liefert, so ist durch die Arbeiten von Leger die Stellung der im Rhein befindlichen Karboxylgruppe ebenfalls festgelegt. Ich habe meine Untersuchung gleichwohl zu Ende ge- führt imd bin zu der Bestätigung der von Leger gewonnenen Ansichten gelangt. Die Darstellung des Amino-Chrysazins erfolgte in der früher beschriebenen Weise^). Während sich aus dem Rhein ohne besondere Schwierigkeiten das Säurechlorid und das Säureamid darstellen läßt, verläuft die Ueberführung des Amids in das Amin sehr wenig glatt und liefert nur geringe Ausbeuten. Das Amin wurde durch Auswaschen mit kalter Sodalösung und durch L^mkrystallisieren aus Chloroform gereinigt, dann fein gepulvert und in Wasser suspen- diert. Zu dem mit Schwefelsäure versetzten Gemisch wurde solange eine Lösung von Xatriumnitrit gegeben, bis, nach längerem Stehen, mit Jodkahumstärkepapier eine Reaktion eintrat. Hierauf ^^iirde während einer Stunde auf dem Wasserbade erhitzt, der Nieder- schlag abfiltriert und mit Sodalösung ausgekocht. Aus der er- kalteten, filtrierten, tief rot gefärbten Lösung schied sich auf Zu- ^) Im .Journ, de Pharm, et de Chim, [7], 4 (1911), 562, sclireibt ein Referent die Ueberführung der Chrysophansäure in Rhein mir zu. Es liegt mir daran, diese Angabe zu berichtigen. Die Oxydation der Chrysophansäure zu Rhein wurde von Fischer, Falco und Groß (JOI.UT1, f. prakt. Chem. 83 [1911], 212) ausgeführt. Einer Berichtigving bedarf ferner die Angabe von Leger (Journ. de Pharm, et de Chim. [7], 5 [1912], 283), daß es mir gelungen sei, Chryso- phansäure in Aloe-Emodin umzuwandeln. Ich habe nicht Chrysophan- säure in Aloe-Emodin, sondern dieses in Chrysophansäure übergeführt (Arch. d. Pharm. 249 [1911], 445). ^) Schweiz. Wchsclir. f. Chem. u. Pharm. 1911, No, 46. O. A. Oesterle: Chrj'sazin-Derivate. 305 satz vou Säure das Trioxj-aiitlirachinon als braunroter Nieder- schlag aus. Der Niederschlag %Mirde in der üblichen AVeise acetyliert. Versetzt man die Lösung des Acetats in Benzol mit wenig Petrol- äther, so werden gelbe liarzartige Verunreinigungen ausgeschieden, und nach mehrmaligem Umkrystallisieren aus Alkohol erhält man das Acetat in blaßgelben, bei 197 — 198'' schmelzenden Nadeln. Das durch Verseifen des Acetats mit verdünnter Kalilauge dar- gestellte Trioxyanthrachinon krystallisiert aus Benzol in prächtigen hellroten Nadehi, welche bei 277 — 278" schmelzen. Der Vergleich dieser Verbindung mit 1.2.8-Trioxyanthrachinon, das mir von den Farbwerken vorm. Meister Lucius & Brüning in dankenswerter Weise zur Verfügung gestellt worden ist, ergab folgendes : 1.2. 8-Trioxyanthrachinon Trioxyanthrachinon (Höchst) ans Rhein Schmelzpunkt 235—236« 277—278» Schmelzpunkt des Acetats 223—224« 197—198" Lösung in verd. Alkali . . violett rot mit schwachem Stich nach Violett Lösung in konzentr. Alkali blau rot Lösung in konzentrierter Schwefelsäure .... kirschrot orange Aus diesem Vergleiche ergibt sich, daß, ^enn im Rhehi das Karboxyl durch die Aminogruppe und diese durch Hydroxyl er- setzt wird, nicht 1.2.8-Trioxyanthrachinon entstellt. Das Rhein enthält somit die Karboxylgruppe nicht in 2, sondern in 3, und in Uebereinstimmung mit den von Leger gewonnenen Resultaten muß dem Rhein die Formel OH OH 1^ CO I .^^^^'^^— COOK CO zukommen. Vermuthch ist zu den Derivaten des Chrysazins auch das, gemeinschaftlich mit Rhein und Chrysophansäure vorkommende, als Frangula- (Rhabarber) Emodin bezeichnete Trioxymethyl- anthracliinon zu rechnen. Wie die Chrysophansäure in Rhein über- geführt werden kann, so läßt sich auch, wie Fischer und G r o ß^) gezeigt haben, das Frangula -Emodin zu einer Karbon- 1) Journ. f. prakt. Chem. 84 (1911), 376. Arch. d. Pharm. (.CL. Bds. 4. Heft 20 306 M. Schenck: Methylierte Guanidine. säure, der Emodinsäure oxydieren. Mit dem Rhein teilt die Emodin- säure die Eigenschaft, gegen Kohlensäure abspaltende Eingriffe sehr beständig zu sein. Es ist daher wahr scheinlich, daß auch in der Emodinsäure die Karboxylgruppe und folglich im Frangula- Emodin die Methylgruppe in 3 steht. Wahrscheinhch ist es ferner, daß im Frangula-Emodin die dritte Hydroxylgruppe sich nicht in Orthosteilung zu einem der «-ständigen Hydroxyle befindet, da sonst die Verbindung ein homologes 1 . 2 . 8-Trioxyanthrachinon darstellen würde, was bei der Lösungsfarbe in AlkaH nicht an- zunehmen ist. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch-chemischen Institut der Universität Marburg. 238. Ueber methylierte Guanidine, IL Von Martin Schenck. In einer vorläufigen Mitteilung^) habe ich über die Resultate einiger Untersuchungen über methyherte Guanidme ^ berichtet. Diese Untersuchungen sind inzwischen fortgeführt und zu einem gewissen Abschluß gebracht worden. Eine ausführliche Pubhkation darüber hegt in der ,, Zeitschrift für physiologische Chemie" Bd. 77, S. 328 — 393, vor. Es sollen hier jetzt diejenigen Beobachtungen, die seit Erscheinen der vorläufigen Mitteilung neu hinzugekommen sind, in Kürze nachgetragen werden. 1,1-Dimethylguanidin, HN=CCC oder >S = C< HO/ \N(CH3), HO/ \N(CH3)2. Wie man nun auch die Einwirkung von Ammoniak auf das Jodmethylat formuHeren will, sie muß unter Abspaltung von Merkaptan und Wasser jedenfalls zum symmetrisch vierfach sub- stituierten Guanidin führen. 1,1,2,3-Tetramethylguanidin, CH3N=C^H„CH3 = CH3N = C< + CH3SH. \SCH3 \NHCH3 Es konnte jedoch bei dieser Reaktion keine Spur von Tetra - methylguanidin nachgewiesen werden; das gebildete Guanidin war vielmehr ausschließhch die 1,2,3-Trimethylverbindung, gleich- gültig, ob der Versuch bei 100" oder bei gewöhnhcher Temperatur angestellt wurde. Das als Ausgangsmaterial dienende Tetramethyl- pseudothioharnstoffhydro Jodid ist bereits oben (S. 309 und 310) be- schrieben worden, es bildete einen etwas braun gefärbten zähen Sirup. Ein Teil dieses Sirups wurde in einem Ueberschuß von 33%iger alkohohscher Methylamin lösung gelöst und die Lösung im Bombenrohr 7 — 8 Stunden auf Dampfbadtemperatur erhitzt. Nach dem Erkalten hatten sich in dem Rohr lange weiße Elrystall- nadeln ausgeschieden. Ohne Rücksicht hierauf zu nehmen, wurde das Reaktionsprodukt bis zur Trockne eingedampft, der Rückstand mit Wasser aufgenommen und nach Entfernung des Jods durch Chlor Silber in ein Goldsalz übergeführt, das nach zweimahgem UmkrystalUsieren aus heißem Wasser bei 157 — 158" schmolz ^F. P. des symmetrischen Trimethylguanidinaurats 156"). 0,3322 g Substanz: 0,1485 g Au. Gefunden 44,70%; berechnet für C4HiiN3.HAuCl4: 44,69% Au. Das Filtrat der Goldbestimmung woirde zur Darstellung des Platinats, das, entsprechend früheren Beobachtungen, bei 226 — 227" schmolz, verwendet. 0,1656 g Substanz: 0,0526 g Pt. Gefunden 31,76%; berechnet für (C4HiiN3)2.H2PtCle: 31,83% Pt. Der Rest des Goldsalzes -wnirde nach Entfernen des Goldes durch HgS in das Hydrojodid übergeführt (vergl. ,,Arch. d. Pharm." 249, 472): schöne weiße Xadeln, die sich bis 290" nicht veränderten. Aus den vereinigten Goldmutterlaugen erhielt ich beim vor- sichtigen Eindunsten noch eine ganze Reihe von Krystallisationen, die alle das gleiche Aussehen und den gleichen Schmelzpunkt (ca. 156") zeigten. Wäre unsymmetrisches Tetramethylguanidin- aurat, dessen in Wasser schwer löshches Goldsalz bei 115 — 117" schmilzt, beigemengt gewesen, so hätte dadurch eine Beeinflussung des Schmelzpunktes stattfinden müssen. M. Schenck: Methyliorte Guanidine. 319 Als der gleiche Versuch bei Zimmertemperatur angestellt wurde, schieden sich aus der im verschlossenen Gefäß befindlichen Lösung allmählich die langen weißen Nadehi des Trimethylguanidin- hydrojodids aus. Nach ca. 14 Tagen schienen sich diese nicht mehr zu vermehren, sie wurden deshalb abfiltriert und das Filtrat zur Trockne verdunstet, wobei nur ein spärlicher Rückstand hinterbheb. Aus dem letzteren wurde versucht ein Goldsalz zu erhalten: außer wenigen Nädelchen, die wohl aus Trimethylguanidinaurat bestanden, Ueferte die Goldlösung auch beim starken Konzentrieren nur etwas reduziertes Gold. Die Ausbeute an Hydrojodid hatte bei diesem Versuch ca. 90% der theoretischen Menge betragen, dabei ist zu berücksichtigen, daß der als Ausgangsmaterial gewogene zähe Sirup jedenfalls noch nicht ganz wasserfrei war. Die Entstehung von symmetrischem Trimethylguanidin bei der Einwirkung von Methylamin auf 1,1,2,3-Tetramethylpseudo- thioharnstoff kann man sich in der Weise vorstellen, daß aus anfangs gebildetem as-Tetramethylguanidin, CH3N=C(N[CH3]2) (NHCH3), eine Verdrängung des Dimethylaminrestes durch den Methylamin- rest stattfand, oder daß der Tetrapseudothioharnstoff, CHgN^ C(N[CH3]2) (SCH3), selbst diese Verdrängung erfuhr und die dabei resultierende Trimethyl Verbindung, CH3N=C(NHCH3) (SCH3), mit Methylamin in bekannter Weise in Reaktion trat. Der Ersatz von Dimethylamin durch Methylamin läßt sich so denken, daß das Tetramethylguanidin bezw. der Pseudothioharnstoff zunächst an die Doppelbindung Methylamin anlagern, worauf dann eine Abspaltung von Dimethylamin aus den entstandenen labilen Zwischenkörpern erfolgt : /N(CH3)^ ^NHCH, "CHgHN. .N(CH3)2 CH3N ♦• C , oder A CH3HN NHCH3 CH,N /N(CH3), rCHjHN. /N(CH3)r |1 Lc CH3HN SCH3. '^SCH, CH,HN^ ^SCH, A Der Nachweis des gebildeten Dimethylamins gelang in der Tat bei einem zu diesem Zwecke ausgeführten Versuch. Das Jod- methylat wurde wieder wie oben mit Methylaminlösung erhitzt, das Reaktionsprodukt in einem Erlenmeyerkolben eingedampft; die hierbei entwickelten flüchtigen Produkte wurden durch einen hindurchgesaugten Luftstrom mitgeführt und in konzentrierter 320 M. Schenck: Methylierte Guanidine. Salzsäure aufgefangen. Die weißlich getrübte salzsaure Lösung klärte ich durch Filtrieren und engte das Filtrat noch etwas ein. Es wurde dann Goldchlorid hinzugegeben. Beim vorsichtigen Einengen der Goldlösung schieden sich nacheinander verschiedene Krystallisationen aus, die aber alle aus einem Gemenge der Anrate von Dimethylamin und dem bei dem Versuch in großem Ueber- schuß angewendeten Methylamin bestanden. Auch nach Ueber- führung der Goldsalze in die Platinate ließ sich eine Trennung von Methylamin und Dimethylamin nicht durchführen. Es wnrde deshalb aus den Platinsalzen durch HgS das Platin, aus der Gold- mutterlauge in der gleichen Weise das Gold entfernt; die ver- einigten Filtrate von den Edelmetallsulfiden wurden stark kon- zentriert und nach Zusatz von wenig Salzsäure mit festem Natrium- nitrit erst bei gewöhnhcher Temperatur, dann bei gelinder Wärme behandelt, bis keine Gasentwickelung mehr stattfand. Die Flüssig- keit woirde dann mit Aether ausgeschüttelt und die ätherische Lösung verdunstet. Das hierbei restierende Oel, in welchem das Nitrosodimethylamin vorMegen mußte, wurde einige Stunden mit starker Salzsäure auf dem Dampfbade erwärmt. Auf Zugabe von Goldchlorid zu der salzsauren Lösung schieden sich allmähhch gelbe Nadeln aus, die, verglichen mit reinem Dimethylaminaurat, bei derselben Temperatur (205*^) schmolzen und auch den verlangten Goldgehalt aufwiesen. 0,1003 g Substanz: 0,0515 g Au. Gefunden 51,35% Au; berechnet für C2H7N.HAuC]4: 51,21% Au. Die Mutterlauge des Aurats Avurde durch H2S vom Gold befreit und das Filtrat vom Schwefelgold nach Vereinigung mit dem Filtrat der Analyse stark eingeengt. Nach Zugabe von Platin- chlorid und weiterem Konzentrieren schieden sich beim ruhigen Stehen gut ausgebildete, prismenförmige Krystalle aus, die, mit reinem Dimethylaminplatinchlorid verghchen, dasselbe Aussehen und denselben Schmelzpunkt: 211 — 212" zeigten. Erwähnt sei noch, daß das zum Versuch verwendete Methyl- amin frei war von Dimethylamin, wie ich mich an einer Probe über- zeugen konnte, die nach Einwirkung von salpetriger Säure mit dem Lieberman n'schen Nitrosoreagens, Phenol und kon- zentrierter Schwefelsäure, geprüft wurde: der Ausfall der Reaktion war ein negativer. Es kann somit keinem Zweifel unterhegen, daß bei der Ein- wirkung von Methylamin auf Tetramethylspeudothioharnstoff- hydrojodid eine Abspaltung von Dimethylamin stattfindet. (Fortsetzung folgt.) Soeben erschienen. Soeben erschienen! ßachirag zur dn'Hen JTusgabe des €rgän2:ungsbuches zum deutschen jTrzneibuch, 2)urch das 6r scheinen des neuen deutschen Jlrznei- buches ist eine Srweiferung beziehentlich Umarbeitung des vom deutschen Jlpotheker-Verem herausgegebenen „Ergänzungsbuches zum deutschen JJrzneibuch" not- wendig geworden, die J{err JCgl. ^of-Jfpotheker 5)r. ^örmann in form eines ß'achtrages besorgt hat. einseitig bedruckt zum Einlegen oder Sinkleben, portofrei 75 Pfennig. ^u beziehen vom Selbstverlag des deutschen jTpofheker- Vereins, ßerlin jYW87. Sapolentum Hydrarg, Görner zur farblosen Quscksiiber-SchmlBrkur ist in Gelatinekapseln dispensierte SS'/i^/o Quecksilbersalbe, löst sich in 'Wasser, wie ungt. einer, in Papier. Zu beziehen durch alle Großhandlungen oder direkt von Corner, Hofapotheker Berlin W., Ansbacherstr. 8. j>j^j>j^»^*j^*#j^^***j^^*»*^ MP Die geehrten Leser werden gebeten, bei Bestellungen auf die Anzeigen unserer Zeitschrift Bezug nehmen zu wollen. if¥^^9ififififif^9*^*^^9*^^ Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker m. h. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 12 Breslau — Göln — Dresden — Hamburg — München. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, auch Nichtmitgliedern, unter eigener Kontrolle stehende Medizinal-Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux-, Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französische Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von uns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M. 50. — an in Stillweinen, Rum, Arrak oder Cognac vergütet die Weinkellerei Berlin die einfache Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOI.. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats bat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Icbtliyol oder Ammoniuni sulf o - iebthyolicnm gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen Zügrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. Idithyol- Gesellscliaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Böraenbuchdruckerei Denier & Nicolas, Berlin C, Neue Friedrichstraße 43. ^^: ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben yom D eut seilen Ap otlieker -Ve rein anter Redaktion von E. Schmidt und H. Becknrts Band 250. Heft 5. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1912. Ausgegeben den 20. Juli 1912. INHALT. Seite M. Schenck, Ueber methylierte Guanidine, II (Schluß) .... 321 E. Schmidt, Ueber das Kreatinin und dessen Oxime 330 E. Thumann, Ueber das Oxim des Methylhydantoins . . . 351 W. Hennig, Ueber das Kreatininoxim 370 E. Rupp und F. Lehmann, Zur quantitativen Ausmittelung des Arsens 382 W. Schulemann, Vitalfärbung und Chemotherapie 389 P. Wirth, Erwiderung an Herrn L. Rosenthaler 396 A. Heiduschka und R. Wallenreuter, Zur Kenntnis des Oeles der Samen von Strychnos nux vomica 398 Eingegangene Beiträge. H. von Liebig, Ueber chemische Wirkungen des Methyl- und Aethyl- alkohols. J. Brandi und G. Schärtel, Untersuchung über das Fagopyrum-Rutin. M. Scholtz, Die Löslichkeit der Alkaloide in basischen Lösungsmitteln. (Geschlossen den 10. VII. 1912.) Nährmittel für Säuglinge als Dauernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Er- nährung nicht durchführbar ist, sowie für I ^ ^^ ^L\^ ältere Kinder und Erwachsene während und 1^^ ^^B^r ' nach zehrenden Krankheiten. l^^afcjCf P Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in r ' ^^^ Pulverfoim in Dosen von 3^ kg Inhalt zu M. 1.50. |_ ^0 Nährzucker-Kakao in Dosen v. Vi kg Inhalt zu M. 1.80. Eisen-Nährzucker mit O.V/n ferrum glycerinphosphoric. die Dose von V-, kg Inhalt M. 1.80. Eisen-Nährzucker-Kakao mit lO'/o ferrum oxydat. saccharat. so . Ph. IV. die Üose von 3^2 kg Inhalt M. 2. — . Leiclit verdiiiilii-lic Eisenpräparate klinisch bewährt bei Atrophie und Anämie. Den H.H. Aerzten Literatur und Proben kosten- und spesenirei. Nährmitfelfabrik München, G. m. b. H., in Pasing bei ^.üncl1en « A n zeigen. i/i Seite zum Preise von M 50.— ; 1/2 Seite zum Preise von M 30.— ; ^^ Seite zum Preise von M 20.— ; Vs Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundsohrift ist Petit. Beilage-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5400 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, bleibt besondere Vereinbarung vorbehalten. M. Sclienck: Methylierte (.'uauidine. 321 Pentamethylguanidin, CH3N=C<^Ii^^3j2 Bereits in der vorläufigen Mittelung (dieses Archiv 249, S. 473) war erwähnt worden, daß beim 12 stündigen Erhitzen von Methylimidoditliiokohlcnsäureester, CH3N'=C(S.CH3)2 mit alkoho- liselier Dimethylaininlösuug im zugeschmolzenen Rohr auf Dampf- badtemperatur eine Verbindung erhalten wurde, die ein öhges, erst beim längeren Stehen krystalUnisch werdendes, bereits unter 100" schmelzendes Goldsalz lieferte, das damals noch nicht näher unter- sucht worden war. Es hätte in diesem Goldsalz möghcherweise das Aurat des Pentamethylguanidins vorhegen können. Bei einer Wiederholung des Versuchs erstarrte das Reaktions- produkt nach sehr starkem Einengen beim Erkalten kiystaUinisch, nach kurzem Stellen an der Luft waren die Krystalle aber wieder versch\\Tinden, da sie sehr hygroskopiscli sind. Auch in Alkohol ist der Körper sehr leicht löshch. Nach nochmahgem Erwärmen auf dem Dampfbad und darauf folgendem- Trocknen im Exsikkator wurde der Rückstand zweimal aus Aether umkrystalhsiert. Die erhaltenen Krystalle A^-urden rasch zwischen Filtrierpapier ab- gepreßt und längere Zeit im Exsikkator aufbewahrt. Der Schmelz- punkt, dessen Bestimmung wegen des hygroskopischen Verhaltens der Substanz sehr erschwert war, lag bei 70 — 74*^, bei 60 "^ war aber schon ein starkes Sintern zu verzeichnen. Ich vermutete in dem vorliegenden Körper den Trimethylharnstoff, da die Möglichkeit für die Entstehung dieser Verbindung gegeben war und die Eigenschaften annähernd den Angaben F r a n c h i - m o n t's^) entsprachen. (F. P. des Trimethylhamstoffs nach Franchimont: 75,5°.) Indessen gab eine Stickstoff - bestimmung einen zu hohen N-Wert: 0,1176 g Substanz (exsikliatortrocken) : 29,2 com N bei 18° und 746,7 mm Hg. Gefunden 28,62%; berechnet für C4H10N2O: 27,49% N. Salze des Trimethylhamstoffs sind nicht beschrieben worden; es gelang mir aber, aus der erhaltenen Verbindung ein Goldsalz zu gewinnen, das der Formel: (C4HioN20)2.HAuCl4 entsprach und somit die gleiche Zusammensetzung wie das früher (dieses Archiv, 249, 467 und 468) bcscliriebene Aurat des as-Dimethyllianistoffs : (C3Hf,N20).2.HAuCl4 und das eine der beiden von H e i n t z (,,Ann. ^) Ree. des trav. chim. des Pays-bas, Bd. 3, S. 227. Arch. d. l'harm. CCIi. Bd». 5 Heft. 21 322 M. Schenck: Methylierte Guanidine. d. Chem." 202, S. 264 ff.) dargesteUten Goldsalze des Harnstoffs selbst: (CH4N20)o.HAuCl4 aufwies. Das Trimethylliarnstoffaurat bildet in Wasser leicht lösliche, kurze, flache Nadeln, manchmal auch schöne Tafeln; es scheidet sich beim Erkalten der warmen Lösung meistens erst öhg aus, um dann bald krystallinisch zu werden, und schmilzt (exsikka tortrocken) bei 73—750. 0,3021g Substanz (exsikkatortrocken) : 0,1096 g Au. Gefunden 36,28% Au. 0,1652 g Substanz: 0,0603 g Au und 0,1734 g AgCl. Gefunden 36,50% Au und 25,95% Gl. 0,0997 g Substanz: 9,1 ccm N bei 16" und 747,9 mm Hg. Gefunden 10,61% N; berechnet für (C4HioN20)2.HAuCl4: 36,23%, Au, 26,05% Gl und 10,32% N. Zum Vergleich habe ich eine Probe von Trimethylharnstoff dargestellt nach einem- Verfahren , das D i x o n^) zur Gewinnung von mehreren zweifach substituierten Harnstoffen, sowie von Methylphenylbenzylliarnstoff benutzte: Entschwefelung des ent- sprechenden Sulfoharnstoffs durch siedende alkohohsche Silber- nitratlösung. Zu diesem Zweck wurde TrimethylsuKoharnstoff, nach D i X o n (1. c.) bereitet, in alkohohscher Lösung mit einem Ueberschuß von Silbernitrat so lange im Sieden erhalten, bis eine herausgenommene filtrierte Probe auf Zusatz von Ammoniak keine Schwärzung mehr zeigte. Dann Axiirde die erkaltete Mischung filtriert und das Filtrat nach Verdünnen mit Wasser durch vor- sichtigen Zusatz von Salzsäure vom überschüssigen Silber befreit. Das saure Filtrat vom Chlorsilber machte ich hierauf mit Baryt- wasser schwach alkahsch, entfernte den überschüssigen Baryt durch Einleiten von Kohlensäure und dampfte das Filtrat vom Baryumkarbonat zur Trockne ein. Der Trockenrückstand wurde nunmehr mit Aether ausgekocht und die ätherische Lösung ver- dunstet. Es hinterblieben, in allerdings wenig ergiebiger Ausbeute, hygroskopische weiße Krystallnadeln, die nach dem Abpressen zwischen Filtrierpapier und Trocknen im Exsikka tor bei 75" klar schmolzen, während sie bei 70" bereits merklich zusammenzusintern begannen. Der Schmelzpunkt des Trimethylharnstoffs hegt nach F r a n c h i m o n t (1. c.) bei 75,5 ». Ein Teil der Nadeln wurde in wenig verdünnter Salzsäure gelöst und mit Goldchlorid versetzt: aus der anfangs klaren Lösung schieden sich allmählich flache 1) Journ. of the Chem. Soc, Bd. 67, S. 556-565. M. Scheuck: Methylierte Guanidim?. 323 Nadeln und Tafeln aus, die ganz den oben (S. 322) beschriebenen glichen und auch, nach dem Trocknen im Exsikkator, denselben Schmelzpunkt wie diese: 73 — 75*^ aufwiesen. Xach dem \''orsteh enden dürfte es sich bei dem aus Methyl- imidodithiokohlensäureester und Dimethylamin entstandenen Körper tatsächüch um Trimethylharnstoff handeln; allerdings haftete dem letzteren noch eine geringfügige Verunreinigung an, die sein hygro- skopisches Verhalten, seinen Schmelzpunkt und Stickstoff wert beeinflußte, auf das dargestellte Goldsalz aber ohne Einfluß war. Die Entstehung des Trimethylharnstoffs aus dem Thioester und Dimethylamin kann man sich leicht in der Weise vorstellen, daß von den beiden — SCHg- Gruppen die eine durch den Dimethyl- aminrest ersetzt wird, die andere eine Abspaltung durch Hydrolyse erfährt, wobei dann der Harnstoff zunächst in der Iso-Form entsteht : CH3X = C(SCH3)2 ►H. CH3N = C(X[CH3],)(OH) ^ = C{X[CH3L)(XHCH3). In ganz analoger Weise läßt sich ja auch die Bildung von as-Dimethylliamstoff aus Imidokohlensäureester und Dimethyl- amin erklären (vergl. ,,Arch. d. Pharm." 249, 467). Pentamethylguanidin war demnach bei der Einwirkung von Dimethylamin auf Methyhmidodithiokohlensäureester nicht ent- standen, dagegen gelang die Darstellung dieses Guanidins nach der Pseudothiohanistoffmethode, beim Behandeln von Tetramethyl- pseudothiohamstoff mit Dimethylamin nach der folgenden Gleichung : X(CH3), /X(CH3)2 CH3X = C< + HX(CH3)., = CH3X-C<: + CH3SH- ^SCH3 " \X(CH3)3 Den zu diesem Versuch verwendeten freien Tetramethyl- pseudothioharnstoff bereitete ich, indem ich das einen braunen Sirup bildende Hydrojodid (vergl. oben S. 310) in wenig Wasser löste und die Lösung, nach dem Ausschütteln mit wenig Aether zur Entfemxmg der Braunfärbung, mit starker Kahlauge versetzte. Das abgeschiedene OeP) wurde mit Aether aufgenommen, die ätherische Lösung über Chlorcalcium getrocknet und hierauf in einem starkwandigen Gefäß an der Saugpumpe verdunstet, wobei vorübergehend ähnhche Krystalle auftraten, wie sie auch bei der ^) Vergl. D e 1 e p i n e. Bull. Soc. Chim. de France (4), Bd. 7., S. 988-993. 21* 324 M. Schenck: Methylierte Guanidine. Darstellung des Trimethylpsfeudothioliarnstoffs (siehe S. 316) be- obachtet worden waren. Das schheßlich restierende Oel wurde nun in einem starken Ueberschuß von 33%iger alkohoUscher Dimethyl- aminlösung aufgelöst und die Mischung 14 Tage lang bei gewöhn- hcher Temperatur im verschlossenen Gefäß sich selbst überlassen. Beim Oeffnen des Gefäßes gab sich das gebildete Merkaptan durch seinen Geruch deuthch zu erkennen; die Lösung ließ ich hierauf hl einer flachen Schale freiwillig verdunsten. Nach mehrtägigem Stehen wurde der teils krystalhnische, teils noch etwas öhge Ver- dunstungsrückstand in Salzsäure gelöst, wobei er mfolge von Kohlen- säureentwickelung stark aufbrauste, und die saure Lösung mit Goldchlorid versetzt. Die sofort entstandene Fällung war teils hellgelb, krystalhnisch, in geringem Umfang bestand sie aus zähen, braunen Massen, in denen wohl die Gold Verbindung von unverändert gebliebenem Tetramethylpseudothioharnstoff vorlag. Der letztere liefert nämlich, wie ich mich an einer kleinen Probe überzeugte, mit Goldchlorid ein öhges, bereits beim Stehen in der Kälte, leichter noch beim Erwärmen sich zersetzendes Goldsalz. Die Goldfällung wurde nun mit ihrer Mutterlauge auf dem Dampfbad einige Zeit erwärmt unter Ersatz des verdampfenden Wassers und erneuter Zugabe von Goldchlorid, bis das Filtrat vom ausgeschiedenen reduzierten Gold das Erhitzen anstandslos vertrug. Die klare Lösung wurde dann noch etwas konzentriert und das sich beim Erkalten ausscheidende Goldsalz nochmals umkrystallisiert. Es bildete danach feine Nädelchen vom F. P. 130 — 132*', die beim Behandeln mit heißem Wasser meist erst ölig werden, ehe sie in Lösung gehen, und war analysenrein. 0,1059 g Substanz: 0,0447 g Au. Gefunden 42,21%; berechnet für Pentamethylguanidinaurat 42,02% Au. Aus den Mutterlaugen des analysierten Goldsalzes erhielt ich nach dem Einengen noch eine weitere Krystallisation, die in- dessen nicht einlieitlicher Natur war, denn nach dem Umkrystalli- sieren schmolz sie ganz unscharf zwischen 118 und 132° und gab auch einen weit höheren Goldwert, als Pentamethylguanidin verlangt : 0,0691 g Substanz: 0,0304 g Au. Gefunden 43,99%; berechnet für C6H15N3.HAUCI4: 42,02% Au. Bei einer Wiederholung des eben beschriebenen Versuches unter denselben Bedingungen mit 8 g Tetramethylpseudothio- .M. Scheuck: Methylierte Guanidine. 325 Harnstoff hydrojodid als Ausgangsmateiial erhielt ich wieder das Cioldsalz vom Schmelzpunkt 130—1320. 0,2093 g Substanz: 0,0879 g Au. Gefunden 42,00% Au. 0,1207 g Substanz: 9,2 com X bei 9» und 752,8 nun Hg. Gefunden 9,41 ^'o X; berechnet für C6H15X3.HAUCI4: 42,02% Au und 8,98^0 ^^- Das dem Goldsalz des Pcntamethylguanidins entsprechende Platinat ist in Wasser leicht löshcli und daher zur Charakterisierung dieser Base wenig geeignet. Auch das Pikrat löst sich leicht in Wasser, es bildet lange Nadeln vom Schmelzpunkt 160 — 162''. Das Auftreten von Pentamethylguanidin hätte man aucii bei der EinAvirkung von Methylamin auf das Jodmethylat des Tetramethylthioharnstoffs erwarten können, ebenso wie beim Behandeln dieses Additionsproduktes mit Ammoniak symmetrisches Tetramethylsuanidin (siehe S. 315) entstanden war. Indessen AATirde bei Verwendung von Methylamin statt Pentamethylguanidin merk- würdigerweise M'ieder dje symmetrische Trimethylverbindung er- halten. Eine Probe des auf S. 314 beschriebenen Jodmethylats wurde mit Methylamin in bekannter Weise im Dampfbad erhitzt. Beim Erkalten des Rohrinhalts hatten sich schöne lange weiße Xadeln aus- geschieden, deren Menge sich beim Einengen des Reaktionsproduktes noch vermehrte. Sie bheben beim Erhitzen im Schmelzröhrchen bis 290 "^ unverändert, gaben aber bei der Analyse einen niedrigeren Jodwert, als das Hydro Jodid des Trimethylguanidins verlangt. Auch nach dem UmkrystaUisieren aus heißem Alkohol erreichte der Jodgehalt noch nicht ganz den geforderten Wert. Bei der Ueber- führung des in Alkohol schwer löshchen Körpers in das Gk)ldsalz resultierte jedoch reines 1,2,3-Trimetliylguanidinaurat vom F. P. 156 bis 157*'. 0,4422 g Substanz: 0,1970 g Au. Gefunden U,öö'^o; berechnet für CiHiiXa-HAuCl^: 44,69% Au. Auch die nach dem Einengen des Reaktionsproduktes und Filtrieren von den ausgeschiedenen Massen verbhebene alkohohsche Mutterlauge lieferte ein Goldsalz, das zwar etwas niedriger schmolz: 150 — 152", in der Hauptsache aber ebenfalls aus symmetrischem Trimethylguanidinaurat bestehen mußte: 0,0611 g Substanz: 0,0272 g Au. Gefunden 44,52%; berechnet für C4H11X3.HAUCI4: 44,69% Au. 326 M. Schenck: Methylierte Guanidine. Tatsächlich konnten aus dem Filtrat dieser Analyse beim Be- handeln mit Jodnatrium in der früher^) angegebenen Weise auch wieder die bekannten langen Nadeln erhalten werden. Wäre bei der beschriebenen Reaktion Pentamethylguanidin, wenn auch nur in geringem Umfange, entstanden, so hätte es sich bei der Schwer- löshchkeit seines Goldsalzes bemerkbar machen müssen. Eine andere Probe des Tetramethylthioharnstoffjodmethylats wurde in einem Ueberschuß von alkoholischem Methylamin gelöst und diese Lösung im verschlossenen Gefäß bei gewöhnhcher Tempe- ratur sich selbst überlassen. Die Mischung bheb lange Zeit voll- ständig klar, erst nach etwa 14 tägigem Stehen begann eine all- mähhche, immer mehr fortschreitende Ausscheidung der charakte- ristischen Xadeln des 1,2,3-Trimethylguanidinhydrojodids. Als diese sich nicht mehr zu vermehren schienen, wurde das Gefäß noch einige Tage geöffnet stehen gelassen. Nachdem so die Flüssigkeit durch freiwiUiges Verdunsten stark konzentriert worden war, wurden die Krystallmassen abgesaugt und das spär- liche Filtrat vollends verdunstet. Es hinterblieb eine sirupöse Flüssigkeit, die noch einzelne Krystalle einschloß. In Salzsäure gelöst und mit Goldchlorid versetzt, heferte der Sirup ein sehr schwer löshches Gold:;alz, das beim Umlösen zunächst öhg zusammen- floß. Aus der siedend heißen klaren Lösung schied sich beim ruhigen Stehen alsbald ein Aurat in Flocken von feinen Nädelchen vom unscharfen F. P. 115 — 118'' aus. Dieser Schmelzpunkt wie auch der Goldgehalt wiesen auf unsymmetrisches Tetramethylguanidin- aurat hin. 0,1352 g Substanz: 0,0583 g Au. Gefunden 43,12%; berechnet für C5H13N3.HAUCI4: 43,32% Au. Die eingeengte Mutterlauge des analysierten Goldsalzes lieferte noch weitere flockige aus feinsten Nädelchen bestehende Massen, daneben einzelne harte dunkler gefärbte Krystalle. Die letzteren bestanden wohl noch aus 1,2,3-Trimethylguanidinaurat. Die Entstehung von symmetrischem Trimethylguanidin bei diesen Reaktionen kann man sich in verschiedener Weise denken, jedenfalls ist auch hier eine Verdrängung von Dimethylamin durch Methylamin anzunehmen, wie dies früher schon einmal beobachtet A\'urde (vergl. oben S. 319 ff.) Am meisten Berechtigung hat viel- leicht die Vorstellung, daß als intermediäre Körper Pentamethyl- guanidin, unsymmetrisches Tetramethylguanidin, das ja auch beim ») Arch. d. Pharm. 249, 472. M. Scheiick: Methyliurte Guauidine. 327 letzten Versuch direkt nachgewiesen wurde, und labile Zwischenstufen auftreten nach dem Schema : CH^N "CH3HN. /N(CH,)o' .N(CH3), CH,N = C< \N(CH3), y' c ►^r CH3HN N(CH3)2 CH,HN. /NHCH CH3HN. CH3HN/ ^N(CH3)2 l CH3HN^ Zusammenfassung. Durch aufeinanderfolgenden Ersatz der fünf Wasserstoff- atome des Guanidins durch Methylgruppen erhält man im ganzen 11 methyUerte Guanidine, deren Formelbilder die folgende Tabelle wiedergibt : /NH.CH3 /NHj J. HN = C( II. CH3.N=C( ^NHj, \NH, .N(CH3)2 /NH.CH3 III. HN = C( IV. HN = C< ^NHa \NH.CH3 /NH.CH3 /N(CH3), V. CH3.N-C< VI. HN-C( ^NHa \NH.CH3 /NCCHj), /NH.CH3 VII. CH3.N = C< VIIT. CH3.N = C< ^NHj \NH.CH3 /N(CH3)3 /N(CH3), IX. HN = C<: X. CH3.N = C'^ [3)2 \n(CH3)2 ' ^'^ "^NH.CH, /N(CH3)2 XL CH3.N=.C( ^N(CH3)2 Eine kurze Zusammenfassung der wesentlichsten Resultate der in dieser und in der früheren Mit<^eilung (,,Arch. d. Pharm." 249, S. 463 ff.) beschriebenen Untersuchungen ergibt, daß von den vorstehend aufgeführten methyherten Guanidinen die Glieder II, V und VII nicht erhalten werden konnten, obwohl verschiedene Methoden zu ihrer Darstellung versucht wurden. Diesen drei Gliedern NH ist gemeinsam, daß sie die Kombination: CHg.N^Cc:^^ ^ auf- weisen; eine solche Gruppierung scheint sich entweder überhaupt nicht zu bilden oder nur labiler Natur zu sein und in die stabilere Form: HN=C<^-j^^' ^ überzugehen. Jedenfalls erhielt ich bei 328 M. Schenck: Methylierte C4uauidine. Reaktionen, bei denen das Auftreten der Glieder II, V und VII hätte erwartet werden können, die der Gruppierung: HN=C<^-nt^ entsprechenden Gheder I, IV und VI. Dieses Verhalten spricht zugunsten der von Wh e e 1 e r und J o h n s o n^) aufgestellten Behauptung, daß eine Desmotropie bei Amidinen nicht vorkommt, wenn auch die Guanidine infolge der Anwesenheit einer dritten basischen Gruppe einen wesenthch anderen Charakter tragen als die Amidine: R.C^tvttt Von bisher noch nicht beschriebenen methyherten Guanidinen wurden neu dargestellt : das unsymmetrische Trimethylguanidin, die beiden Tetramethyl Verbindungen und das Pentamethylguanidin . Andere bereits bekannte Methylderivate des Guanidins, wie die symmetrisch zweifach und besonders die symmetrisch dreifach methylierte Base, konnten nach verschiedenen neuen Methoden gewonnen werden. Besonders bemerkenswert ist, daß das sym- metrische Trimethylguanidin bei einigen Reaktionen auftrat, bei denen die Entstehung dieser Base gar nicht vorauszusehen war. Es hängt dies wohl dami^^ zusammen, daß das Molekül des 1,2,3-Tri- methylguanidins : CH3.N=C<^jvTTT'riji^ infolge der gleichmäßigen Verteilung der Methylgruppen offenbar sehr stabil ist und daher eine große Tendenz, diese Verbindung zu bilden, überall da besteht, wo auch nur indirekt die Bedingungen dazu gegeben sind. Einzelne Reaktionen, die zur Bildung von methyherten Guanidinen hätten führen können, verliefen in einem anderen als dem erwarteten Sinne. So erhielt ich bei der Einwirkung von Dimethylamin, das ja überhaupt vielfach anders als Ammoniak und Methylamin reagiert, auf Imidokohlensäureester statt des erwarteten symmetrischen Tetramethylguanidins symmetrischen Dimethylharnstof f ; so entstand ferner beim Erhitzen von Methyl- imidodithiokohlensäureester mit Dimethylamin nicht Pentamethyl- guanidin, sondern Trimethylharnstoff. Zur besseren Uebersicht habe ich die Eigenschaften der wichtigsten Salze der untersuchten Basen in der folgenden Tabelle zusammengestellt. Die Angaben über Löslichkeit beziehen sich auf Wasser als Lösungsmittel. Die Schmelzpunkte sind, sofern nicht andere Beobachter angegeben sind, von mir selbst festgestellt worden. 1) Americ. Chem. Journ., Bd. 31, S. 577. Zitiert nach Chem. Zentralblatt 1904, Bd. 2, S. 108. M. Scheue k: Methylierte Guanicliiie. 32 'J Bezeichnung der Baso Goldsalz Platinsalz Fikrat 1-Methylgaanidiii, HN = C(NHCH3)(NH2 Ziemlich schwer Ziemlich leicht Nicht sehr schwer lösliche Prismen, lösliche Tafeln, lösliche hellgelbe F. P. F. P. 194—195" Nadeln oder orange- (B rieger: 198°) farhene Tafeln. 198-200» I F. P. j Brieger: 192o I E. Fischer: 2üOo 1,1-Dimethyl- guanidin, Schwer lösliche dunkelgelbe Hx\ = C(S[CH3l2)(NE,,) Prismen. F. P.248o Ziemlich leicht Nicht sehr schwer lösliche Nadeln, lösliche Prismen. F. P. 2250 F. P. (Wheeler nnd Jamieson: 224") 230° 1,2-Dimethyl- guanidin, HN = L\NHCH3^2 1,1.2-Triraethyl- guanidin, BS = C,NLCH3]2X}iHCB3) 1,2,3-Trimethyl- guanidin^j, CH3N=L(NHCH3), 1,1,2,2-Tetramethyl gaanidin, HN=C,N[CH3]2)a Ziemlich schwer Ziemlich leicht Nicht sehr schwer lösliche Nadeln und lösliche Nadeln lösliche Prismen. Tafeln. F. P. 1220 Schwer lösliche Nadeln und dünne Blättchen. F. P. 153 1550 Schwer lösliche Nadeln. F. P. 156° Schwer lösliche feiae Nadeln. F. P. 142—1440 F. P. 1780 Nicht dargestellt. und Tafeln. F. P. 196—1970 Ganz leicht lösliche j Nädelchen. | F. P. 172-1730! Ziemlich leicht Nicht dargestellt, lösliche Xadeln und Tafeln (Briefkuverte). | F. P. 225—2260 1,1,2,3-Tetramethyl- Schwer lösliche guanidin, Nadeln. CH3li = Ci!([CH3]2)(SHCH3) F. P. 115—117» Pentamethyl- guanidin, CH3N = C(N[CH3l3), Schwer lösliche feine Nädelchen F. P. 130—1320 Sehr leicht lösliche Nädelchen. Ganz leicht löslich. Ganz leicht löslich. Ziemlicht leicht lösliche, zu Tafeln zusammengelagerte Nadeln. F. P. 130» Leicht lösliche kurze Prismen. F. P. 158-1600 Leicht lösliche lange Nadeln, F. P. 160—162° ^) Hydrojodid: Lange Nadeln, in Alkohol schwer löslich; F. P.: bis 2900 {.gine Veränderung. 330 E. Schmidt: Kreatinin und dessen Oxime. Mitteilungen aus dem pharmazeutisch -chemischen Institut der Universität Marburg. Ueber das Kreatinin und dessen Oxime. Von Ernst Schmidt. (Eingegangen den 15. IV. 1912.) Aus den Untersuchungen, welche ich in Gemeinschaft mit C. Henzerling und G. K u n z e^) über die Einwirkung von Jod- alkyl auf Kreatinin ausführte, geht hervor, daß hierbei, infolge des Vorhandenseins zweier Imidgruppen: XH, im Molekül dieser Ver- bindung, zunächst Monoalkyl-, bezw. Dialkyl-Kreatinine gebildet werden, das Kreatinin sich somit bei der Alkylierung wie eine z w e i- fach sekundäre Base verhält. Hierdurch wurde die Angabe X e u b a u e r's^), daß das Kreatinin bei der Ein-nirkung von Jod- alkyl insofern den Charakter einer tertiären Base trägt, als es hierdurch direkt in ein quatemäres Ammoniumjodid übergeführt werden soll, widerlegt. R = CHg bezw. CoHj: ^^8i:-co ^cnl-co ?cl!-co ^ch. C = XH XH C=XH C=XR XR , HJ XR , HJ j CHa — CO C=XH I I XH ' Kreatinin. (Henzerling, Kunze.) (Xeubauer.) Da sekundäre Basen durch Einwirkung von salpetriger Säure im allgemeinen infolge des Ersatzes des Wasserstoffatoms der NH- Gruppen durch XO in Xitrosoverbindungen verwandelt werden, so lag auch bei dem Kreatinin die Möghchkeit zur Bildung derartiger Verbindungen vor. Da weiter der Charakter der beiden, in dem Molekül dieser Base enthaltenen XH- Gruppen ein verschiedener ist, so war hierdurch nicht nur die Möglichkeit der Bildung zweier isomerer Mononitrosokreatinine und eines Dinitrosokreatinias, sondern auch der Entstehung von Oximen verschiedener Konstitution gegeben. Der Reaktionsverlauf konnte sich somit hierbei, je nach den Versuchsbedingungen, unter denen die salpetrige Säure auf das Kreatinin zur Einwirkung gelangte, sehr mannigfach gestalten. 1) Dieses Archiv 1910, 568. 2) Annal. d. Chem. 120, 257. E. Schmidt: Kreatinin und dessen Oxime. 331 I. Ueber die Einwirkung der salpetrigen Säure auf Kreatinin. (M e t h y 1 h y d a n t o i n o X i m und K r e a t i n i n o x i m.) Die Einwirkung der salpetrigen Säure auf Kreatinin ist bereits von Dessaignes (1856)^) und von M. Märcker (1865)2) studiert worden, jedoch geht aus den Resultaten, welclie bei diesen Untersuchungen erhalten wurden, nicht hervor, ob es sich bei den hierbei isolierten Reaktionsprodukten um Xitrosoverbindungen oder um Oxime des Kreatinins handelt. Dessaignes beobachtete, daß eine wässerige Lösung des Kreatinins beim Einleiten von Salpetrigsäureanhydrid zunächst ein Auf- brausen zeigt, sich dann alsbald bräunt und trübt. Nach Verlauf von einigen Stunden trat hierauf eine reichliche krystallinische Abscheidung ein, welche aus dem Nitrat einer neuen schwachen Base bestand. Aus letzterem konnte alsdann durch Ammoniak die Base selbst als ein weißes, in Wasser unlösliches Pulver erhalten werden. Diese Base lieferte gut krystallisierende Salze, S0A\ie ein in großen Krystallen sich ausscheidendes Platindoppels?Jz. Beim Erhitzen mit über- schüssiger Salzsäure auf 100 '^ zersetzte sich diese Base leicht unter Bildung von Oxalsäure. Chlorammonium und einer in glänzenden Pi'ismen oder Blättern krystallisierenden Substanz, die nach ihren Eigenschaften und nach ihrer Zusammensetzung wohl identisch mit ^lethylparabansäure ist: Gefunden: Berechnet für CjHjX^O^: C 37,61 37,50 H 3,69 3,12 X 21,57 21,87 Die Zersetzungsprodukte, welche Dessaignes durch Ein- wirkung von Salzsäure aus der von ihm isolierten Base erhielt, weisen mehr darauf hin, daß in derselben ein Oxim und nicht eine Nitrosoverbindung des Kreatinins vorlag. Sowohl das von E. T h u m a n n, als auch das von W. H e n n i g aus Kreatinin erhaltene Oxim (siehe unten) liefert, neben Hydroxylamin, die gleichen Verbindungen. Von diesen Oximen dürfte jedoch der Zusammensetzung und den Eigenschaften nach nur das zunächst von \V. K r a m m^) dargestellte und in der jüngsten Zeit von W. H e n n i g eingehender untersuchte K r e a t i n i n o x i m für das von Dessaignes gewonnene Reaktionsprodukt in Betracht kommen. 1) Ibidem 97, 341. •-) Ibidem 133, 305. 3) Chem. Centralbl. 1898, I., 3" 332 E. Schmidt: Kreatinin und dessen Oxime. Die Resultate, welche M. M ä r c k e r bei dem Studium der Einwirkung der salpetrigen Säure auf Kreatinin erzielte, weichen wesentlich von den Beobachtungen Dessaignes ab. M ä r c k e r erhielt ZAvar beim Erkalten des Reaktionsproduktes ebenfalls Krystalle des Nitrats einer neuen Base, jedoch blieb der bei weitem größte Teil desselben in Lösung, aua welcher erst durch Zusatz von Ammoniak die freie Base gewonnen werden konnte. Dieses von M ä r c k e r als u-Base bezeichnete Produkt bildete ein blendend weißes, rauh anzufühlendes Pulver, welches unter dem Mikroskop als ein Konglomerat von feinen Nadeln erschien. In kaltem Wasser war diese Base sehr schwer, in heißem Wasser leichter löslich. Die analytischen Daten, welche Mä reker von der Base "selbst und von dem mit 1 Mol. HgO in Blättchen oder Prismen krystalli- sierenden Hydrochlorid erhielt, stimmen, ebenso wie die Daten Dessaignes, annähernd mit der Formel C4H6N4O2 überein, obschon M ä r c k e r die Formel C4HgN402 akzeptiert. Gefunden: Berechnet für C4H6N4O2: c 33,3 32,9 33,80 H 5,4 5,7 4,23 Gefunden : Berechnet für C4HeN402, HCl + HjO C 27,6 27,1 26,89 H 5,9 4,6 3,92 N - 30,7 31,38 Cl - 19,1 19,88 H2O - 10,2 9,18 Während jedoch Dessaignes von der von ihm isolierten Base ein Platindoppelsalz in großen Krystallen erhielt, versuchte M ä r c k e r zu wiederholten Malen vergeblich zu einer Platin- oder Gold Verbindung der (/-Base zu gelangen. Die Mutterlauge, aus welcher die a-Base durch Ammoniak gefällt worden war, enthielt nach M ä r c k e r noch eine zweite, als |i-Base bezeichnete Verbindung, welche wesentlich leichter löshch war, als die u-Base. In der Zusammensetzung stimmte diese jj-Base, sowohl im freien Zustande, als auch als Hj^drochlorid mit der a-Base überein. Während jedoch die a-Base unter heftiger Reaktion und bedeutender Gasentwickelung bei 210° schmolz, verwandelte sich die [i-Base bei IGS*^ in eine braune Flüssigkeit, die erst bei 220" träge Gas entwickelte und zugleich verkohlte. Im Gegensatz zu der f/-Base konnte ferner von der ji-Base ein Platin- doppelsalz erhalten werden. [^{Beim Kochen der a-Base mit Salzsäure konnte Märcker keine vollständige Zersetzung erzielen. Beim Erhitzen im ge- E. Schmidt: Krciitiiiiii und dessen Oxime. 333 schlossenen Rohr trat, noben Oxalsäure und Chlorammonium, CO2 auf. Gleichzeitig wurde auch das Auftieten einer stickstoffhaltigen organischen Säure, wahrscheinlich Methylparabansäure, beobachtet. Die .i-Base lieferte bei der Zersetzung mit Salzsäure dieselben Produkte. Die Bildung von Oxalsäure und von Methylparabansäure, die allei'dings nicht sicher zum Nachweis gelangte, aus der ^CH3 j^CHg ^Ch!-CO ,CH, CO ,CH, — CO C=NH C=N.OH NH- ' N.OH CO I N.OH- Kreatinin. I. II. Die weitere Untersuchung dieser beiden Verbindungen, welche ich im Anschluß an Kreatininoxime anderen Ursprungs in der jüngsten Zeit ausführte, hat jedoch gelehrt, daß obige Formeln kein richtiges Bild von der Konstitution dieser Stoffe geben. Es hat sich zunächst dabei herausgestellt, daß das Spaltungsprodukt II jenes Oxims identisch ist mit Met hylpar abansäure und dasselbe daher nicht durch die Formel C4H6N2O3, sondern durch die um zwei Atome Wasserstoff ärmere Formel C4H4N2O3: ( I CO-CO CO I I NH ' zum Ausdruck zu bringen ist. Das beim Auflösen der Substanz A in erwärmter starker Salzsäure und darauffolgendes freiwilliges Verdunstenlassen dieser Lösung, neben Hydroxylamin, gebildete Spaltungsprodukt bildete dicke, säulenförmige, glasglänzende Krystalle, die anfänglich bei 152" schmolzen. Durch Umkrystalhsieren erhöhte sich der Schmelz- punkt auf 152 — 153*'. In dem Aeußeren und in dem Verhalten erinnerte diese Verbindung durchaus an Methylparabansäure, jedoch stand der beobachtete Schmelzpunkt mit den bezüglichen Literaturangaben nicht in Einklang. M a 1 y und A n d r e a s c h^), welche die Methylparaban- säure bei der Einwirkung von Chlor auf Theobromin erhielten, fanden den Schmelzpunkt derselben bei 147**, Maly und H i n t e r e g g e r^) dagegen für Methylparabansäure, die durch Oxydation von Theobromin mit Kaliumdicliromat und Schwefel- säure gewonnen war, bei 148". Für Methylparabansäure, die durch Einwirkung von Salpetersäure auf Methylharnsäure gebildet war. 1) jVIonatsh. f. Chcm. 3, 107. 2) Ibidem 2, 96. 330 E. Schmidt: Kreatinin und dessen Oxime. ermittelte H i 1 P) den Schmelzpunkt bei 149,5", wogegen Methyl- parabansäure, welche durch Erwärmen von Methylthioparaban- säure mit Silbernitrat entsteht, nach A n d r e a s c h^) bei 149*^ schmilzt. Da ich selbst seinerzeit den Schmelzpunkt der Methyl- parabansäure, w^elche ich bei der Oxydation des Theobromins mit Salpetersäure erhielt^), bei 148° fand, so habe ich zur Identifizierung des aus der Substanz A gewonnenen Spaltungsproduktes Methyl- parabansäure von neuem aus Theobroniin dargestellt, und zwar nach dem einfacheren Verfahren von M a 1 y und Hinteregger (1. c), durch Oxydation mit Kaliumdichromat und Schwefelsäure. Die hierbei gewonnene Methylparabansäure schmolz nach dem Umkrystallisieren aus Wasser, ebenso wie die aus der Substanz A erhaltene Verbindung, bei 152 — 153*'. Dieses Spaltungsprodukt lieferte ferner die Parabansäure- reaktion, indem es direkt nicht mit Chlorcalcium reagierte, wohl aber, nachdem es zuvor mit Sodalösung erwärmt u'iid die Flüssig- keit dann mit Essigsäure übersättigt war. Quecksilberchlorid verursachte wieder in der wässerigen Lösung des Spaltungsproduktes, noch in der der Methylparabansäure, die aus Theobroniin dargestellt war, eine Fällung. Wurden diese Lösungen jedoch mit Natriumacetat im Ueberschuß versetzt, so entstand in beiden Lösungen allmählich ein starker, aus sehr kleinen, weißen, glänzenden Blättchen bestehender Niederschlag. Beide Quecksilber Verbindungen, welche sich als frei von Chlor erwiesen, habe ich dann in etwas größerer Menge dargestellt, die- selben mit Wasser sorgfältig ausgewaschen und sie lufttrocken analysiert. Hierbei ergaben sich folgende Werte: 1. 0,2356 g, aus dem Spaltungsprodukt gewonnen, verloren bei 1000 0,0168 g an Gewicht und lieferten 0,1128 g HgS. 2. 0,212 g, aus Tlieobromin dargestellt, verloren bei 100" 0,01516 g an Gewicht und lieferten 0,1015 g HgS. Gefunden: Berechnet für 1. 2. (C4H3N203)2Hg-F2H,0: H2O 7,13 7,15 7,35 Hg 41,27 41,27 40,82 Nach M a 1 y und Hinteregger (1. c.) wird Methyl- parabansäure durch Erwärmen mit verdünnter Kalilauge quanti- 1) Ber. d. ehem. Ges. 9, 1093. 2) Ibidem 14, 1449. 3) Annal. d. Chem. 217, 313. E. Schmidt: Kreatinin und dessen Oximo. 337 tativ in Methylharnstoff und Oxalsäure im Sinno nachstehender Gleichung gespalten : 1^0 ^O I CO. OK CO +2 KOH = CO +1 ' 1 I CO. OK NH - NHj Als 0,2422 g des Spaltungsproduktes mit 50 com ^/^^ Normal- Kahlauge gelinde eiAvärmt vuid der Uebersclmß an ^/^q Normal- Kalilauge alsdami zurücktitriert wurde, ergab sich, daß 37,86 ccm ^/lo Normal- Kahlauge zur Spaltung verbraucht waren, während die gleiche Menge Methylparabansäure im Sinne obiger Gleichui\g 37,85 ccm hierzu erfordern würde. Nach diesen Beobachtungen kann es wohl keinem Zweifel unterliegen, daß das durch Ein\\irkung von Salzsäure auf die Substanz A, neben Hydi-oxylamin, gebildete Spaltungsprodukt identisch mit Methylparabansäure ist, umsomehr als auch hiermit die von E. T h u m a n n ermittelten analytischen Daten besser im Einklang stehen, als mit der um zwei Atome Wasserstoff reicheren Formel C4HgN203. Das gleiche gilt für das entsprechende Silbersalz (siehe nachstehende Abhandlung). Da die Methylparabansäure durch Ein^^i^kung von Salzsäure, auch oline Anwendung von Wärme, glatt, unter Abspaltung von Hydroxylamin, aus dem Reaktionsprodukt A gebildet wird, so nmß letzteres bereits den Charakter eines Harnstoffes tragen und infolgedessen bereits eine CO- Gruppe enthalten. Die Zusammen- setzung der Substanz A kann daher nur durch die Formel C4H5N3O., zunv Ausdruck kommen, und nuiß der Uebergang dieses Oxims in Methylparabansäure sich im Shine folgender Gleichung vollziehen : -vrCHo -iL^CHo ^C=N.OH-CO ^CO-CO CO + H,0 = XHo.OH -f CO I I NH NH Substanz (A). Methylparabansäure. Die Substanz A, welche als wesentlichstes Produkt bei der Einwirkimg der salpetrigen Säure auf Ivieatinin miter obigen Be- dingimgen gebildet wird, ist daher nicht als ein unmittelbarer Ab- kömmling des Kreatinins, sondern des erst hieraus gebildeten M e t h y 1 h y d a n t o i n s. vh: ^f e t h y 1 h y d a n t o i n - O x i m, anzusehen. Auch als Oxim der Methylparabansäure könnte dieses Reaktionsprodukt bezeichnet werden: Arch. (L Pharm. CCL, Bds. 6. Heft. 22 338 E. Schmidt: Kreatiiiin und dessen Oxime. xrCHg xrCHg inj^^Hs M^'^Tg |CH,— CO ,CH,— CO |C = N.OH-CO ,CO^CO C=NH CO CO 11 I I NH ' NH ' NH- CO NH Kreatinin. Methylhydantoin. Oxim (Substanz A). Metliylparabansäure. Der Reaktionsverlauf, M'elcher sich unter obigen Bedingungen bei der Einwirkung der salpetrigen Säure auf Kreatinin haupt- sächlich abwickelt, ist ein eigenartiger und in mancher Beziehung sehr bemerkenswerter. Von den beiden Imidgruppen : NH, die im Molekül des Kreatinins entnalten sind, wird hierbei nur die eine, die an einem Kohlenstoffatom mit zwei Affinitätseinheiten haftende: C=NH, angegriffen, und zwar nicht, wie man a priori hätte erwarten können, unter Bildung einer Nitrosoverbindung oder eines Oxims, sondern durch Umwandlung in eine Karbonyl- gruppe: CO. Die zweite, mit zwei Kohlenstoffatomen in Verbindung stehende Imidgruppe: C — NH — C, erleidet hierbei keine Ver- änderung. Dagegen erfährt auffälligerweise die CHg- Gruppe des Essigsäurerestes eine glatte Oximierung, indem derselbe unter Austritt der beiden Wasserstoffatome in den Komplex C=N.OH verwandelt wird. Diese Oximbildung erinnert in gewissem Sinne an die CO OH Malonsäure: CHg pr» Vjxj' welche durch salpetrige Säure in CO OH das Oxim C=N.OHp^"p.TT übergeführt wird. Ob noch weitere Beziehungen in der Ersetzbarkeit der Wasserstoffatome der CHg- Gruj)pen des Kreatinins und der Malonsäure, bez. deren Derivate obwalten, bildet noch den Gegenstand weiterer Untersuchungen. Auch das Pseudothiohydantoin (I) und das M e t h y 1 - P s e u d o t h i o h y d a n t o i n (II) : NH-CO /N(CH3)-C0 NH = C( I HN=C< I \S CH, \S CHa I. II. werden nach R. A n d r e a s c h (Monatsh. f. Chem. VI. 822 u. 842) durch salpetrige Säure in Oxime verwandelt, indem die zwischen der CO-Gruppe und dem S-Atom befindliche CHg-Gruppe in die Gruppe C=N.OH übergeht. Das gleiche ist auch der Fall bei dem g-Mcthylthio- h y d a n t o i n, welchem nach W. M a r c k w a 1 d, M. N e u m a r k E. Schmidt: Kreatinin und dossen Oximo. 339 und R. 8telzncr (Ber. d. ehem. Ges. 24, 3285 und :}288) die Formel: ^N{CH3)-C0 -X(CH3)-C0 CS I bez. C.SH ■ I ~\NH CH, '^^^X CH, zukommt*). *) f - M e t h y 1 t h i o h y d a n t o i n - O X i m. Trägt man in die mit Salpetersäure versetzte wässerige Lösung des £-lMethylthiohydantoins unter Abkühlung Natriumnitrit ein, so erfolgt sofort die Abscheidimg gelber, flockiger Massen. Letztere lösen sich, nach dena Auswaschen nait kalteni Wasser, leicht in heißem Alkohol auf und scheiden sich dann beim freiwilligen Verdunsten dieser Lösung in gelben, durchsichtigen, tafelförmigen Ivrystallen aus. Durch Um- krystallisieren aus siedenden^ Wasser lassen sich hieraus blaßgelb ge- färbte Xadeln. diu-ch Löst^i in siedendem Chloroform kleine, fast farb- lose Kryställchen gewinnen. Die aus Alkohol und aus Wasser erhaltenen Ivrystalle werden im Wassertrockenseliranke undiu-chsichtig. Nach dem Trocknen bei 100° schmelzen dieselben imter ' lebhaftem Auf- schämnen bei 219". Beim Erliitzen auf dena Platinbleche tritt schwache Verpuffung ein. Wird diese ^^erbindung wiederholt mit Salzsäure auf dem Wasser- bade eingedampft, so wird dieselbe zienilich glatt in H y d r o x y 1 - a m i n und ^I et hyl-Thiopar abansäure gespalten. Die auf diese Weise gebildete Methyl-Thioparabansäui'e krystallisierte, nachdem sie dem Reaktionsprodukte durch Aether entzogen war, aus Wasser in sublimierbaren, glänzenden, gelben Nadeln, welche bei 107 bis* 108" schmolzen und die Parabansäiu-ereaktion lieferten. R. A n d r e a s c h (:Monatsh. f. Chem. 2, 278) erhielt die Methyl- Tluoparabansäiu-e durch Einwirkung von Cyan auf Methylthioharnstoff in hochgelben, zentimeterlangen, dünnen Blättchen, vom Schmelz- punkt 105°. Die hochgelbe Farbe kommt jedoch der Methyl-Thio- parabansäure an sich nicht zu, sondern dürfte dieselbe durch eine geringe Beimengung einer anderen stark gelb gefärbten Verbindung verursacht sein. Durch wiederholte Umkrystallisation aus heißem Ligroin oder aus siedendem Petroleiunäther, worin die !\Iethylthio- parabansäiu"e schwer löslich ist, läßt sich dieselbe zunächst in blaß- gelbliche ui\d schließlich in farblose, bei 108 — 109 •* schmelzende, nadei- förmige Ivrystalle verwandehi. Aus der Natur der Spaltungsprodukte, welche die dm-ch Ein- wirkung von salpetriger Säure auf f -Methylthiohydantoin gebildete Verbindvmg bei der Behandlung mit Salzsäiu-e liefert, geht hervor, daß in derselben ein Oxina \orliegt, das entsprechend den Oximen des Pseudotlüohydantoius, Methyl-Pseudothiohydantoins, sowie den im vorstehenden bescirriebenen Oximen des Methylhydantoins und Kreatinins, mu" durch L"nx Wandlung der CHg-CTruppe in die Gruppe 22* 340 E. Schmidt: Ivreatinin und dessen Oxime. Wird das Methylhydantoin-Oxini mit Salzsäure längere Zeit gekocht, so entsteht, neben Hydroxylamin und anderen Stoffen, durch weitere Zersetzung der primär gebildeten Methylparaban- säure^), als Hauptprodukt Ammoniumtetraoxalat: CO. OH CO. OH I +1 +2 H2O. Ueber die Details der Darstellung CO.ONH4 CO. OH des Metliylliydantoin-Oxims aus Kreatinin, sowie über dessen sonstiges Verlialten gegen Agentien siehe die nachstehende Arbeit von E. T h u m a n n. Da das vorliegende Oxim seiner Konstitution nach sowohl zu dem Methylhydantoin, als auch zu der Methylparabansäure in direkter Beziehung stellt, so lag es nahe, zu versuchen, dasselbe auch aus letzteren Verbindungen zur weiteren Bestätigung seiner chemischen Struktur zu gewinnen. Die Versuche, %velche ich ausgeführt habe, um die Methyl- parabansäure in ein Oxim überzuführen, waren jedoch bisher nur von negativem Erfolg. Weder Hydroxylamin, welches ich unter verschiedenen Versuchsbedingungen auf Methylparaban- säure einwirken ließ, noch Nitroprussidiiatrium, welches in alkalischer Lösung, wie aus dem Nachstehenden hervorgeht, verschiedene Ver- C = N.OH entstanden sein kann. Die Spaltung dieses £-Methyl- thiohydantoin-Oxims dvirch Salzsäure verläuft durchaus in demselben Sinne wie der unter ähnlichen Versuchsbedingungen eintretende Zerfall des aus Kreatinin bez. aus Methylhydantoin erhaltenen Methyl - hydantoin-Oxims (siehe oben). Das f -Methylthiohydantoin-Oxiin entsteht jedoch nicht niu" bei der Einwirkung von salj^etriger Säure auf f-Methylthiohydantoin, sondern auch bei der Einwirkung von Nitroprussidnatrium in alkalischer Lösung. Versetzt man eine wässerige Lösung des i- Methyl thiohydantoins mit einer entsprechenden Menge von Nitroprussidnatrium und hierauf }nit Natronlauge, so tritt zunächst eine tief blutrote Färbung auf, die nach kurzer Zeit in Braunrot übergeht. Säuert man alsdann diese Flüssig- keit mit Essigsäure schwach an, so nirnmt dieselbe eine sehr beständige, intensiv violettrote Färbung an. Dieser Flüssigkeit läßt sich dann das gebildete Oxim durch wiederholtes Ausschütteln mit Aether entziehen. Auch bei längerem Stehen scheidet es sich direkt mit gelber Farbe daraus ab. Ich werde über dieses Oxina, sowie über andere Abkömmlinge des f -Methylthiohydantoins später eingehender bei'ichten. ^) Bei längerem Kochen mit Salzsäure zerfällt die Methylparaban- säure in Ammoniumtetraoxalat, Kohlensäureanhydrid, Methylamin und Ammoniak. E. Schmidt: Kreatinin und dosson Oxinio. 341 bindungen ziemlich glatt 7ai oximieren vermag, lieferten das ge- wünschte Oxim. Von besserem Erfolg waren dagegen die Versuche, welche ich in der gleichen Richtung mit dem Methylhydantoin zur Ausführung brachte. Methylhydantoin- Oxim aus Methylhydantoin. Das für die naclistelienden Versuche erforderliclic Methyl- hydantoin habe ich sowohl nach den Angaben von Neubauer^) durch längeres Kochen von Kreatinin mit Barytwasser, als auch nach dem Verfahren von E. B a u m a n n und F. Hoppe-Seyler sowie von E. S a 1 k o w s k i^), durcli Einwirkung von Cyansäure auf Sarkosin, dargestellt. Die letztere Darstellungsmethode hat sich hierbei als die bequemere er%viesen. Nach Angabe von E. S a 1 k o w s k i wurden in die gelinde erwärmte wässerige Lösung von 5 g Sarkosin 4,6 g Kaliumcyanat in kleinen Portionen eingetragen und wurde von Zeit zu Zeit Normal- Schwefelsäure (56,7 ccm einer Säure, die 49 g H2SO4 im Liter ent- hielt) zur Bindung des Kaliums als KgSO^ zugefügt. Die Mischung wurde hierauf mit absolutem Alkohol im Ueberschuß versetzt, das ausgeschiedene Kaliumsulfat abgesogen imd das Fütrat alsdann auf ein kleines Volum eingedampft. Als letztere Flüssigkeit hierauf der freiwilHgen Verdimstung am Abzug weiter überlassen wurde, schieden sich nach Verlauf von 1 — 2 Tagen aus derselben beträcht- liche Mengen (aus je 5 g Sarkosin je et^va 2 g) von farblosen, tafel- förmigen Krj'-stallen aus, welche nach dem Umki'ystallisieren aus wenig Wasser bei 156" schmolzen. 0,1333 g dieser Krystalle lieferten, über Schwefelsäiu-e getrocknet, 28,6 ccm Stickstoff bei 746,4 nun Druck und 20" Temperatur. Gefunden: Bereclinet für C4HgNg02: N 24,55 24,56 Diese Krystalle bestanden somit aus reinem Methyl- hydantoin. Es erscheint mir dies erwähnenswert zu sein, da E. S a 1 k o w s k i unter älmlichen Bedingungen eine wohlkrystalü- sierte Substanz in nicht unbeträchtHcher Menge erhielt, welche ab- gepreßt, aus schwachem Alkohol umkrj'stallisiert und über Schwefel- säure getrocknet, bei der Analyse Werte Ueferten, die nicht zu der Formel des Methylhydantoins, sondern zu der der Methylliydantoin- säure führten: ») Amxal. d. Chem. 137, 289. ») Bar. d. chem. Ges. 7, 34 u. 116. 342 E. Sclimidt: Kreatiuiii iiiul ticsson Oximo. Gefunden: Bereclinet für C4H8N._,0. C 36,6 36,36 H 6,2 6,06 X 21,4 21,20 Das von S a 1 k o w s k i aus der erhitzten wässerigen Lösung dieser KrystaHe durcli Eintragen von feuchtem Silberoxyd dar- gestellte Silbersalz stimmte dagegen in der Form und in dem Silber- gelialt mit der des Methylhydantoinsilbers überein. Auch aus der sirupartigen Mutterlauge der erwähnten Methyl- hydantoinkrystalle erfolgte bei längerem Stehen eine weitere Aus- scheidung derselben Verbindung, welche nach dem Umkrystalli- sieren ebenfalls bei 156'' schmolz. Die Mutterlauge dieser zweiten Krystallisation wurde alsdann zur Ueberführung der darin ent- haltenen Methylhydantoinsäure in Methylhydantoin nach Angabe von Salkowski einige Stunden lang in einer Krystallisierschale auf 120 — 125'' erhitzt, die nach dem Erkalten und darauffolgendem Stehenlassen an feuchter Luft allmählich krystallinisch erstarrende Masse hierauf zwischen Tonplatten gepreßt und schließlich aus wenig Wasser umkrystallisiert. Auch die auf diese Weise erhaltenen Krystalle stimmten in der Form und in dem Schmelzpunkt: 156", mit den direkt erhaltenen überein. Das gleiche gilt von dem Methyl- hydantoin, welches ich aus Kreatinin darstellte. Die Angaben, welche in der Literatur über den Schmelzpunkt des Methylhydantoins vorliegen, weichen erheblich voneinander ab. N e u b a u e r^) fand den Schmelzpunkt dieser Verbindung bei 145"; E. B a u m a n n^) bei 145 — 146", umkrystallisiert bei 151—152"; H i 1 P) bei 144—145"; E. S a 1 k o w s k i bei 156" und H. Salkowski (1. c.) bei 154 — 155", wenn das Thermometer bis — 45" in die Schwefelsäure eintauchte, bezw. bei 157 — 158", wenn das Thermometer bis zu +80" in die Schwefelsäure ein- tauchte; E. Fischer*) bei 156". Das von mir aus Kreatinin und aus Sarkosin dargestellte Methylhydantoin schmolz, wie bereits erwähnt, bei 156". Um das Methylhydantoin in ein Oxim überzuführen, habe ich mich des Nitroprussidnatriums in alkalischer Lösung bedient, eines Reagens, welches das Kreatinin sehr glatt in Kreatininoxim zu verwandehi vermag (siehe unten). Zu diesem Zwecke löste ich je 1 g Methylhydantoin in 25 ccm Wasser, trug in diese Lösung 1) Amial. d. Choni. 137, 296. «) Ber. d. ehem. Ces. 7, 239. 3) Ibidem 9, 1091. *) Aimal. d. Chemie 215, 287. E. Schmidt: Kroatitiiu vind dcjssoii Oxiine. 343 3 g Nitroprussidnatrium ein iiiid machte alsdann nach erfolgter Lösung diese Flüssigkeit mit Natronlauge stark alkalisch. Nach Verlauf von 1 — 2 Stunden säuerte ich hierauf die rotgelb gefärbte Lösung mit Essigsäure sehr schwach an und stellte sie dann 24 Stunden beiseite. Da sich jedoch nach Verlauf dieser Zeit nur wenige nadeiförmige Krystalle in den aus 4 g Methylhydantoin erhaltenen Reaktionsi)rodukten ausschieden, so wurden dieselben vereinigt, zur Trockne veiduustet und der zerriebene Rückstand, in Rücksicht auf die geringe Löslichkeit des etwa gebildeten Oxims in Aether, 8 — 10 Tage lang im S o x h 1 e t'schen Apparate mit Aether extrahiert. Beim Umkrystallisieren des vollständig ungefärbten Aether- verdunstungsrückstandes aus heißem Wasser resultierten farblose, durchsichtige, nadelförmige Krystalle, welche bei 194*^ unter leb- haftem Aufschäumen sclimolzen. 0,0987 g dieser Verbindung lieferten 25,4 ccni Stickstoff bei 746,6 inni Druck und 18,5" Temperatur. Gefunden: Berecliiiot für C4H5N3O.3: X 29,60 29,37 Die Lösung dieser Krystalle in starker Salzsäure hcfertc, ebenso -wie das aus Kreatinin erhaltene MethyDiydantoinoxim, bei freiwilliger Verdunstung H y d r o x y 1 a m i n vuid Methyl- p a r a b a n s ä u r e. Zur weiteren Identifizierung der aus Metliyl- hydantoin und aus Kreatinin erhaltenen Oxime habe ich noch die Silberverbindung und das Acetylderivat der ersteren Verbindung dargestellt und diese Produkte mit den entsprechenden Abkömm- lingen des Kreatininderivates verghchen. S i 1 b e r V e r b i n d u n g. Als die wässerige Lösung des aus Methylhydantoin erhaltenen Oxims mit Silbernitratlösung versetzt wurde, trat, ebenso wie bei der Lösung des aus Kreatinin ge- wonnenen Oxims, zunächst nur eine weiße Trübung ein, die sich jedoch rasch zu einem weißen, krystallinischem Niederschlage ver- dichtete. Letzterer verlor, nach sorgfältigem Auswaschen, im luft- trockenen Zustande bei 100" nicht an Gemcht. 1. 0,1752 g Silbersalz enthielten 0,0696 g Ag. 2. 0,1900 g Silbersalz enthielten 0,07526 g Ag. Gefunden : Berechnet für 1- 2. C4HeAgN304: Ag 39,73 39,61 40,29 344 E. Schmidt: Ivreatiniu und dessen Oxinie. Auch das aus Methylhydantoin erhaltene Oxim hatte somit bei dem Uebergang in die Silberverbindung, ebenso wie das aus Kreatinin erhaltene Oxim (siehe die nachstehende Abhandlung), ein Molekül Wasser aufgenommen. Auch das sonstige Verhalten dieser beiden Silbersalze stinimt vollständig überein. Beim Erhitzen im Kapillarrohr trat bei beiden Silbersalzen bei 175" starkes Sintern, bei 210" schwache Bräunung ein, die bei noch höherer Temperatur allmählich stärker wurde. Bei 250" trat eine schwarzbraune Färbung auf, oline daß jedoch ein Aufschäumen bemerkbar war. Wurden diese Silbersalze dagegen auf dem Uhr- glase im Trockenschranke erhitzt, so erfolgte bereits bei 130" eine Bräunung. x\ c e t y 1 V e r b i n d u n g. Das durch einstündiges Erhitzen des fraglichen Oxims mit Essigsäureanhydrid bis zum schwachen Sieden, darauffolgendes Verjagen des Reagenzüberschusses und Umkrystalhsieren des Rückstandes aus Aceton erhaltene Acetyl- produkt bildete, ebenso wie das von E. Thumann dargestellte Diacetyl-Methylhydantoinoxim (siehe nachstehende Abhandlung) silberglänzende, bei 182 — 183" ohne Aufschäumen schmelzende Blättchen. Aus diesen Beobachtungen geht hervor, daß das aus Methylhydantoin durch Einwirkung vonNitro- prussidnatrium in alkalischer Lösung er- haltene Oxim identisch ist mit der bei der Ein- wirkung von Natrium nitrit auf salpetersäure- haltige Kreatininlösung als Hauptprodukt ge- wonnenen Verbindung. Letzteres Oxim muß daher ebenfalls die CO- Gruppe enthalten und somit ebenso wie das direkte Oximderivat des Methylhydantoins durch die Formel: xrCHa |C=N.OH-CO CO I i i zum Ausdruck kommen. Die Ueberführung des Methylhydantoins in Methylhydantoin- oxim ist unter obigen Versuchsbedingungen keine quantitative. Die Mutterlauge, welclie bei dem ITmkrystallisieren des durch Aether extrahierten Methylhydantoinoxims aus Wasser erhalten wurde, enthielt noch unverändertes Methylhydantoin, welches sich der Oximierung entzogen hatte. [']. Seil Uli dt: Kroatiriin und dessen Oxinie. 345 b) Iloaktionsprodukt B. (Kreatininoxi m.) Dio zunächst als Substanz B bezeichnete Verbmdung (Hicho S. 333) wird, wie bereits erwähnt, bei der Einwirkung von Natrium- nitrit auf salpetersäurelialtige Krcatininlösung nur in sehr geringer Menge gebildet. Auch durch Verminderung des zur Anwendung gebrachten Natriumnitrits und der zur Zersetzung desselben benutzten Salpetersäure konnte die Ausbeute an diesem Reaktionspr(xlukt nicht erhöht werden. Durch Umkrystallisieren aus siedendem Wasser, worin sich die Verbindung, wenn sie zuvor von Methyl- hydantoinoxim möglichst befreit war, nur sehr schwer auflöste, i-esultierte dieselbe als ein weißes, krystallinisclies, aus sehr feinen Nädelchen bestehendes Pulver, welches sich bei 250" nur etwas bräunte, ohne jedoch dabei zu schmelzen. In verdünnter Natron- lauge und in vordünnten Mineralsäuren löste sich dieses Produkt leicht auf, jedoch Avurde es bei der Neutralisation dieser Lösungen unverändert wieder zur Ausscheidung gebracht. 0,1125 g lieferten 38,8 com Stickstoff bei 739 mm Druck und 1 7 " Temperatur. Gefunden: Berechnet für C4HgN402: N 39,33 39,44 Der bei der Analyse ermittelte Stickstoffgehalt, sowie das Gesaratverhalten des Reaktionsproduktes B stimmt mit dem von W. K r a m m (1. c.) aus Harn und auch aus Kreatinin durch Ein- wirkung von Nitroprussidnatrium in alkahscher Lösung dar- gestellten ,,Nitrosokreatinin" überein, wie auch der direkte Ver- gleich beider Verbindungen bestätigte. Die Untersuchungen, welche ich in Gemeinschaft mit W. H e n n i g ausführte (siehe nach- stehende Abhandlung), lehrten jedoch, daß das von Kramm dargestellte Kreatininderivat nicht als ein Nitrosokreatinin, sondern als ein K r e a t i n i n o x i m : mCHs ^C=N.OH-CO c;=NH I NH anzusprechen ist. Da nun das durch Einwirkung von Natrium- nitrit auf salpetersäurehaltige Kreatininlösung in geringer Menge gebildete Reaktionsprodukt B mit diesem Kreatininoxim identisch ist, wie aus nachstehendem hervorgeht, so ergibt sich, daß unter diesen Versuchsbedingungen als Hauptprodukt Methyl- 346 E. Schmidt: Kreatinin und dessen Oxime. h y d a n t o i n o X i m, als Nebenprodukt K r e a t i n i n o x i in gebildet •n-ird. Daß das Kram m'sche Nitrosokreatinin als ein Kreatinin- oxim von obiger Konstitution anzusehen ist, geht einesteils daraus hervor, daß dasselbe bei der EinA^-irkung von Salzsäure, je nach den dabei obwaltenden Versuchsbedingungen, ein Hydrochlorid, Methylparabansäure, Hydroxylamin und Ammoniak, sowie als Endprodukt A m m o n i u m t e t r a o x a 1 a t liefert, andemteils, daß bei der Reduktion mit Zinn und Salzsäure als Hauptprodukt M e t li y 1 g u a n i d i n gebildet MÖrd (siehe nacli- stehende Abhandlung von W. H e n n i g). Auch die Umwandlung des Kram ra'schen Nitrosoki-eatinins in Methylhydantoinoxim, welche ich durch Einwirkung von salpetriger Säure realisierte, dürfte hierfür als ein weiterer Beweis anzusehen sein. Aus der Lösung des Reaktionsproduktes B in Salzsäure schieden sicli beim freiwlligen Verdunstenlassen derselben zunächst kompakte, durchscheinende Kijstalle eines Hydrochlorids aus, welche sich unoer lebhaftem Aufschäumen gegen 200" zer- setzten. Bei der Verdunstung dieser Lösung unter Anwendung von Wärme erfolgte eine Ausscheidung von Methyl- parabansäure vom Schmelzpunkt 152 — 153", sowae eine Abspaltung von Hydroxylamin und Ammoniak. Das durch Lösen in wenig Salpetersäure und Verdunsten über Aetzkalk dargesteUte Nitrat des Reaktionsproduktes B bildete kleine, etwas glänzende Blättchen, welche in der Form und in dem Zersetzungspunkt: 123 — 125" unter lebhaftem Aufschäumen, mit dem Nitrat des Kreatininoxims übereinstimmten. Das aus dem Reaktionsprodukt B gewonnene Platindoppel- salz bildete wasserfreie, tafelförmige Krystalle, welche bei 250" noch nicht schmolzen. 0,2614 g dieses Doppelsalzes enthielten 0,0734 g Pt. Gefunden: Berechnet für (C4H8N4O2, HCl)2PtCl4: Pt 28,08 28,04 Ueberführung des Kreatininoxims in Methylhydantoinoxim. Das zu diesen Versuchen verwendete Kjeatininoxim war zum größten Teil aus Harn, zum kleineren Teil aus Kreatinin selbst, durch Einwirkung von Nitroprussidnatrium und Natron- lauge und darauffolgendes schwaches Ansäuein des Reaktions- produktes, nach dem Verschwinden der anfänglich tief violettroten Färbung, mit Essigsäure nach den Angaben von K r a m m (1. c.) dargestellt. E. S(ilimi<-Base bezeichnete Verbindung schmilzt unter lebhafter Zersetzung bei 210*^, die als [i-Base bezeichnete ohne Aufschäumen bei 195''. Beide Verbindungen besitzen basischen Charakter, indem sie mit Salzsäure und Salpetersäure gut charakteri- sierte Salze und mit Platinchlorid Doppelsalze liefern, während dies bei dem hier vorliegenden Oxim nicht der Fall ist. Die salpetrige Säure muß daher bei den von Dessaignes und von M ä r c k e r ausgeführten Versuchen in wesenthch anderer Weise auf das Kreatinin eingewirkt haben, als dies unter obigen Bedingungen der Fall war. Die Ausfülu"ung der Elementaranalysen dieses Oxims bereitete erhebliche Schwierigkeiten, so daß es anfänglich, trotz peinlicher Sorgfalt, nicht gelingen wollte, gut übereinstimmende Resultate zu erzielen. Bei der Bestimmung des Kohlenstoffs und Wasserstoffs ergaben sich, obschon die Substanz dabei in einem geräumigen Kupferscliiffchen zur Verhinderung der Verpuffung und zur Ver- langsamung der Verbrennung mit gepulvertem Kupferoxyd gemischt war, Werte, welche auf eine unvollständige Reduktion der bei der Verbrennung gebildeten Stickoxyde hinwiesen. Es wurde daher versucht, durch Verbrennung der vorliegenden Verbindung im Schnabelrohre, unter Anwendung eines Gemisches von Kupfer- oxyd und Bleichromat, sowie einer blanken Kupferspirale von 25 cm Länge, zu besseren Resultaten zu gelangen. Die für den Kohlenstoffgehalt gefundenen Werte fielen unter diesen Versuchs- bedingungen zwar etwas niedriger aus als vorher, jedoch betrugen dieselben im Mittel immer noch 33,75% bei einem Wasserstoffgehalt von 4,20%. Dieselben Werte wurden annähernd auch ermittelt, als unter Einhaltung der gleichen Versuchsbedingungen, an Stelle des Schnabelrohres ein offenes Rohr verwendet wurde. Zur Kontrolle der verschiedenen analytischen Daten wurde hierauf bei einer dritten Versuchsreihe die bisher zur Reduktion der gebildeten Stick- oxyde verwendete Kupferspirale durch Bleisuperoxyd er- setzt, und da letzteres den Stickstoff nur in Form von Stickstoff- dioxyd bindet, die Verbrennung direkt im Sauerstoff ströme aus- geführt. Zu jeder Verbrennung wurden in letzterem Falle einige Gramm Bleisuperoxyd-Dennstedt, welches in zwei Porzellan- schiffchen auf eine Länge von etwa 20 cm verteilt war, vorgelegt. ])a8 Rohr wurde an dieser Stelle während der Verbrermung über- haupt nicht erhitzt. Nur nach Beendigung derselben Anirde das im Rohr und auf dem Bleisuperoxyd kondensierte Wasser durch voi- sichtiges Anlegen von heißen Kacheln ausgetrieben. E. Thumann: Methylliydantoinoxiin. 356 Die Stickstoff bestimmungen ^\'urden nach Dumas aus- ccführt. Die im Schuabelrohr unter Auweiidung einer blanken Kupfer- spirale ausgeführten Kohlenstoff- und Wasserstoff bestimmungeix, sowie die Bestimmungen, die unter Einhaltung der gleichen Versucha- bedingungen im offenen Rohre ausgeführt Avurden, ergaben folgende Resultate : 0,2692 g Substanz lieferten 0,3366 g COj und 0,1030 g HgO. 1. 2. 3. 4. 5. 0,2692 g Si 0,1534 g 0,1780 g 0,2268 g 0,1551 g 1. C 34,10 H 4,28 0,1902 g COj 0,2197 g CO2 0,2808 g CO, 0,1920 g CO, Gefunden: 2. 3. 4. 33,82 33,66 33,77 4,20 4,26 4,28 0,0576 g H2O. 0,0678 g H2O. 0,0868 g H2O. 0,0577 gHaO. 5. 33,76 4,16 Die nachstehend angegebenen Kohlenstoff- und Wasserstoff- werte sind unter Anwendung von Bleisuperoxyd gefunden und zur Aufstellung der atomistischen Formel verwendet worden : 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 1. 0,1622 g Substanz lieferten 0,1980 g CO2 und 0,0553 g HgO. 0,1506 g 0,1544 g 0,1523 g 0,1546 g 0,1942 g 0,1507 g 0,2438 g C 33, H 3. N 2. 33,32 3,97 3. 33,19 3,98 0,1840 g CO2 „ 0,0535 gHaO. 0,1879 g CO2 „ 0,0550 g H2O. 0,1854 g CO2 „ 0,0541 gHaO. 41,6 ccm N, b = 748 mm, t=18«. 52,4 ccm N, b = 742 imn, t=18». 40,6 ccm N, b = 740 mm, t=17». 64,2 com N, b = 73S mm, Gefunden: 6. 13«. 4. 33,20 3,97 7. 8. 31,07 30,90 30,88 30,52 Die gefundenen W^erte führen zunächst zu der empirischen Formel C4HgN303. Hierfür berechnet sich: C 33,33 H 4,17 N 29,17 O 33,33. Da eine derartige Formel nach dem Gesetz der paaren Atom- zahlen direkt nicht in Betracht kommt und die verdoppelte Formel unter den angewendeten Versuchsbedingungen wenig wahrschehi- lich ist, so wurde zunächst die Formel CjH-NaOg, für welche sicli berechnet : C 33,10 H 4,83 N 28,97 O 33,10, 23* 356 E. Thumann: Methylhydantoinoxim. akzeptiert und die Verbindmig selbst als ein Kreatinindioxini an- gesprochen : xrCHa I CH2 CO C=N.OH I I N.OH ' Zu dieser Annahme gab der Umstand Veranlassung, daß die beiden NH-GrupjDen, welche im Molekül des Kreatinins enthalten sind, zunächst als ganz besonders reaktionsfähig gegen salpetrige Säure erachtet werden mußten. Uas weitere Studium dieses Oxims hat jedoch, wie aus der vorstehenden Abhandlung hervorgeht, diese nächstliegende Annahme nicht bestätigt. Dasselbe kommt nicht durch die Formel C4H7N3O3, sondern durch die Formel C4H5N3O3, mit der die ermittelten analytischen Daten ebenfalls im Einklang stehen, und für welche sich berechnen C 33,56 H 3,49 N 29,37 O 33,58, zum Ausdruck. Seiner Konstitution nach ist das vorliegende Oxini daher nicht als ein unmittelbarer Abkömmling des Kreatinins, sondern eines unter dem Einfluß der salpetrigen Säure gebildeten Zersetzungsproduktes desselben, des Metliylhydantoins, als Methyl- hydantoinoxim bezw. als x i m der Methyl- p a r a b a n s ä u r e, aufzufassen (vergl. die vorstehende Ab- handlung). Silberverbindimg des Oxims. Wie bereits er%\^ähnt, liefert das vorliegende Oxim in wässeriger Lösung mit Silbernitrat einen in Wasser unlöshchen, in Ammoniak und Salpetersäure löslichen Niederschlag. Um die Zusammen- setzung dieser Silberverbindung ermitteln zu können, wurde eine etwas größere Menge derselben dargestellt, indem in wässerige Silbernitratlösung unter Umrühren eine heiße wässerige Lösung des Oxims eingegossen, der entstandene Niederschlag abgesaugt, mit Wasser sorgfältig ausgewaschen und schheßlich im Exsikkator geschützt vor Licht, getrocknet wurde. Die auf diese Weise erhaltene Silberverbindung bildete ein feines weißes Pulver, welches am Licht ziemhch leicht eine Ver- änderung erlitt. Nach dem Trocknen desselben im Exsikkator konnte bei 100" kein Gewichtsverlust mehr konstatiert werden. Beim Eihitzen auf dem Platinblech trat eine schwache Ver- puff ung ein. E. Thumann: Methylhydaiitoiuoxim. 357 Die ElementAianalysen, welche von dieser Silbcrvcrbiiidung, unter Vorlegung einer blanken Kupferspirale, ausgeführt Murden, lieferten keine exakten Werte. Es wurde gefunden: 1. 0,1558 g Substanz lieferten 0,1072 g COo und 0,0454 g HgO. 2. 0,1025 g „ „ 0,1300 gCOÖ „ 0,0546 g HjO. 3. 0,1564 g „ „ 0,1069 gCOa „ 0,0442 g HgO. Gefunden: 1. 2. 3. c 18,76 18,42 18,64 H 3,25 3,17 3,16 Die nachstehend angegebenen Kohlenstoff- und Wasserstoff- bestini mmigen sind daher, unter Benutzung der bei der Analyse des Oxims gemachten Erfahrungen, bei Anwendung von Blei- superoxyd ausgeführt worden. 1. 0,1678 g Substanz lieferten 0,1093 g CO, und 0,0377 g HjO. 2. 0,1476 g „ „ 0,0968 g CO2 „ 0,0362 g HoO. 3. 0,1664 g „ „ 0,1081 g CO2 „ 0,0428 g H2O. 4. 0,1826 g „ „ 25,6 ccm N, b = 744 miu, t = 21«>. 5. 0,1416 g „ „ 19,6 ccm N, b = 750 mm, t^n». 6. 0,2044 g „ „ 28,4 ccm N, b = 740 mm, t=16o. 7. 0,1524 g „ „ 0,0804 g AgCl. 8. 0,2158 g „ „ 0,1138 g AgCI. 9. 0,2602 g „ „ 0,1384 g AgCl. 10. 0,2378 g „ „ 0,0948 g Ag. Gefimden: 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. C 17,77 17,88 17,72 _ _ _ ^ - _ - H 2,51 2.74 2,87 ------- X - - - 15,93 16,08 15,98 - - - - Ag ----- - 39,71 39,70 40,04 39,86 Bereclinet für C4H,N304Ag: C 17,91 H 2,24 X 15,68 Ag 40,29 Aus den vorstehenden analytischen Daten geht hervor, daß das Oxim bei dein Uebergang in diese Silberverbindung ein Molekül Wasser aufgenommen hat. Es dürfte diese Wasseraufnahme unter Auflösung des ursprünglich vorhandenen Ringschlusses bezw. durch 358 E. T human n: Methylhydantoinoxim. Uebergang des Methylhydantoinoxims in das Oxim der Methyl- hydaiitoin säure, erfolgt aein^): CO I NH C=N.OH-CO I C=N.OH-CO.OAg CO NH Verhalten des Oxims gegen Phenylhydrazin. Die Fähigkeit der Oxime durch Einwirkung von Phenyl- hydrazin in die entsprechenden Phenylhydrazone übergeführt zu werden, ist zuerst von J u s t^) beobachtet worden. Es beruht dieser Vorgang auf einem Austausch der Oximidogruppe =N.OH gegen den Phenylhydrazinrest =N.NH.C6H5, unter Abspaltung von Hydroxylamin. Diese Reaktion kann ferner, wie v. P e c h m a n n*) konstatierte, dazu dienen, um die Isonitrosoverbindungen von den eigentlichen Nitrosoverbindungen, welche diese Reaktion nicht hefern, zu unterscheiden. Es schien daher von Interesse zu sein, auch das vorliegende Oxim zu seiner weiteren Identifizierung nach dieser Richtung hin einer Prüfung zu unterziehen. Zu diesem Zwecke wurden 2 g des vorliegenden Oxims in heißem Wasser gelöst, diese Lösung dann mit der Auflösung von 2 g Phenylhydrazinhydrochlorid und 2 g Natriumacetat versetzt und das Gemisch hierauf im Wasser- bade erwärmt. Hierbei schied sich allmähHch eine reichhche Menge eines grünlich gefärbten, krystallinischen Niederschlags ab. Der- selbe wurde alsdaim. nach Verlauf von mehreren Stunden gesammelt, abgesogen und mit W^asser, worin er unlöslich war, ausgewaschen. Das Filtrat von dieser Ausscheidung heferte beim erneuten Erwärjnen im Wasserbade eine weitere Ausscheidung derselben Verbindung. Da das auf diese Weise erhaltene Phenylhydrazoii in Wasser unlöslich, in Aceton dagegen leicht löshch war, so wurde dasselbe aus einem Gemisch von Aceton und Wasser umkrystalhsiert. Hierbei resultierten seidenartig glänzende, grün schimmernde Nadeln oder ^) Dieses Silbersalz verlor auch beim Trocknen bei 100" im Vakuum nicht an Gewiclit. Das gleiche war bei 110" und bei 120" der Fall; bei 130" trat Zersetzung unter Braunfärbung ein. Wird die wässerige Lösung des Methylhydantoinoxims mit Silbernitratlösung versetzt, so tritt zunächst nur eine geringe Trübung ein, die alsbald stärker wird vmd sich dann zu einem reichlichen Niederschlag verdichtet. K. Schmidt. *) Ber. d. ehem. Ges. 19, 1205. ») Ibidem 20, 2543. E. Thumann: Methylhydantoinoxim. 359 Blättchen, die von verschiedenen Krystallisationen bei 238 — 240" schmolzen. ])ie von dieser Verbindung ausgeführten Analysen ergaben folgende Daten: 0,2802 g CO2 „ 0,0610 g HjO. 28,7 ccm N, b = 751 mm, t=16". 24,6 ccm N, b = 747 mm, t=16». Berechnet für 4. CioH^oN^Oj: - 55,04 - 4,59 25,57 25,69 Aus den vorstehenden Daten geht hervor, daß bei obiger Reaktion tatsächlich ein Austausch der Oximidogruppe =N.OH gegen den Phenylhydrazinrest =N.NH.C6H5 stattgefunden hat, das Ausgangsmaterial somit als ein echtes Oxim anzusprechen ist. ^C=N.OH-CO ^C=N.NH.C,H6-C0 [CO CO I NH ■ ' NH ' 1. 2. 3. 4. 0,1312 0,1392 0,1317 0,1117 g Substanz lief g g g 1. Gefunden : 2. 3. C H N 54,92 6,01 54,90 - 4,90 - 25,43 Oxim. Phenylhydrazon. Verhalten des Oxims gegen Essigsäureanhydrid. Ketoxime unterscheiden sich von den Aldoximen dadurch, daß dieselben durch Emwirkung von Essigsäureanhydrid in Acetyl- derivate verwandelt werden, während letztere hierdurch in Nitrile übergehen. Lag in dem aus dem Kreatinin gewonnenen Oxim ein Ketoxim obiger Formel vor, wie es nach dem sonstigen Verhalten desselben der Fall sein mußte, so war unter obigen Bedingungen die Bildung eines Diacetylproduktes zu erwarten. Der Versuch hat diese Annahme durchaus bestätigt. 2 g des Oxims wurden zu diesem Zwecke mit 20 g Essigsäure- anhydrid am Rückflußkühler eine Stunde lang im schwachen Sieden erhalten, hierauf wurde die Flüssigkeit auf dem Dampf bade von überschüssigem Essigsäureanhydrid möghchst befreit und der krystallinische Rückstand schließhch aus siedendem Aceton um- krystalhsiert. Hierbei resultierten farblose, glänzende, bei 186*^ schmelzende Blättchen, welche sich als unlöslich in Wasser, als 360 E. Thumaun: .Mothylhydaatoiiioxiin. leicht löslich in Alkohol und Aceton erwiesen. Beim Erhitzen auf dem Platinbleche trat keine Verpuff ung ein. Hydroxylamin war in der Mutterlauge nicht nachweisbar. Die von dieser Verbindung ausgeführten Elementaranalysen ergaben folgende Daten: 1. 2. 0,1488 g OUUSL«*IlZ, IIÜIBIU 0,2304 g CO2 „ 0,0599 g H2O .3. 0,1786 g j> J) 0,2760 g CO2 „ 0,0748 g H2O 4, 0,1834 g ,, ,, 29,6 ccm N, b = -744 mm, t=-18" ü. 0,1986 er D „ 34,4 ccm N, b = = 750 mm, t^l8» (Jefuudeu: Berechnet für 1. 2. 3. 4. 5. C,U,N,0,: C 42, 7 9 4 2,23 42,15 — — 42,29 II 4,64 4,.50 4,68 — — 4,00 X - - - 18,53 18,30 18,50 Obschon aus den obigen analytischen Daten liervorgeht, daß CS sich bei diesem Produkt um ein Diacetylderivat handelt, Avurde doch die Zahl der in das Molekül des Oxims eingetretenen Acetyl- gruppen noch direkt bestimmt. Die Diacetylverbindung wurde zu diesem Zwecke mit ver- dünnter Schwefelsäure, unter Mitwirkung von Wasserdampf, der Destillation unterworfen, wobei zunächst 150 ccm und alsdann noch zweimal 80 ccm Destillat aufgefangen Murden. Die in diesen Destillaten enthaltene Essigsäure A\-urde schließlich durch Titration mit ^/jQ Normal- Kalilauge bestimmt. In dem dritten Destillate fanden sicii nur noch Spuren von Säure. Bei einem zweiten und einem dritten Versuche MTirde an Stelle der verdünnten Schwefel- säure Phosphorsäure zur Spaltung verwendet. 1. 0,1804 g Substanz Ueferten 0,0968 g Es.sigsäiire 2. 0,2724 g „ „ 0,1434 g .3. 0,2882 g „ „ 0,1536 g Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. CgllaN^O,: C2H402 53,65 52,60 53,29 52,86 Der vorliegenden ]Jiacet3'lverbindung dürfte die Formel: I C=N.O(C2H3Ü)-CO CO i I NiaHgO)— ' zukommen. E. riiiiiiiiinii: Mfjlliylliydiintoiuoxirn. 361 Einwirkimg von S.^lzsäurc auf das Oxiin. Salzsäure und verdünnte Schwefelscäure wirken auf dic^ Oxinie zumeist derartig ein, daß unter Mitwiriiung von einem Molekül Wasser Hydro xylamiri abgespalten wird und die hierdurch frei werdenden beiden Valenzen durcli Sauerstoff gesättigt werden i: ^C = N.OH + H^O - Nif a- OH + ^C-O. Es war daher zu erwarten, daß das Studium dieser Reaktion besondere Anhaltspunkte für die Konstitution des vorliegenden Oxims hefem Avürde. Das Oxim wurde zu diesem ZAveck in einer Schale mit starker Salzsäure übergössen, durch gelindes Erwärmen in Lösung gebraclit und die erzielte Lösung bei mäßiger Wärine bis zur beginnenden Krystallisation verdunstet. Beim Erkalten und weiteren freiAvilligen Verdunsten schieden sich farblose, durch - sielitige, säulenförmige Krystalle, bisweilen in strahlenförmiger Gruppierung, in reichlicher Menge aus. Dieselben lösten sicli ziemlich leicht in kaltem Wasser, sehr leicht in heißem Wasser mit saurer Reaktion. Auch in Alkohol und in Aether war diese Verbindung löslich. Dieselbe schmolz bei 152 — LSS*' und subhmierte anscheinend ohne Zersetzung bei höherer Temperatur. Quecksilberchlorid verursachte in der A\ässerigen Lösung dieser Verbindung keine Fällung, wohl aber Silbernitrat. Chlor M'ar in der Verbindung Aveder in ionisierbarer, noch in nicht ionisier- barer, an Kohlenstoff gebundener Form enthalten. ]3ie Mutterlauge von diesem leicht krystallisierbaren Spaltungs- produkt enthielt M'eder Salpetersäure, noch salpetrige Säui'e, dagegen kleine Mengen von Annnoniak (als Platinsalmiak identifiziert), soAvio gioße Menge)! von Hydroxylamin. Ein Tropfen der Mutterlauge lief daher in F e h 1 i n g'scher Kupferlösung schon bei gewöhnliclier Temperatur einen gelbroten Niederschlag von Kupferoxydul hervor. AN'urde ferner etwas von der zuvor verdünnten Mutterlauge mit einigen Tropfen verdünnter Nitroprussidnatriumlösung versetzt, so trat nach Zugabe von Natronlauge in geringem Ueberschusse eine Gelbfärbung ein, die beim Erhitzen zum Sieden in ein schönes Jvir Schrot überging. Die Analyse der farblosen, bei 152 — 153*^ schmelzenden Krystalle ergab, unter Anwendung einer reduzierten Kupferspirak;, folgende Werte: 1. 0,2039 g Substanz lieferten 0,2810 g CO, und 0,0752 g H,,0. 2. 0,2068 g „ „ 0,28t)4 g CO. „ 0,0750 g U^O. 3. 0,1805 g „ „ 0,2501 g CO2 „ 0,0631 g HoO. 362 E. Thumann: Methylhydantoinoxira. Gefunden 1. 2. c 37,61 37,77 H 4,12 4,05 3. 37.79 3,91 Bei den unter Anwendung von Bleisuperoxyd ausgeführten Verbrennungen M-urden folgende Resultate erzielt: 0,0973 g Substanz lieferten 0,1336 g COj C H N 0,1570 g 0,1616 g 0,1532 g 0,1575 g 0,1976 g 0,2056 g 1. 37,39 3,83 0,2142 g CO2 0,2061 g CO2 0,2089 g CO2 0,2138 g CO2 38,0 ecra N, b = 744 mm, 39,4 ccm N, b = 741 mm, Gef im^den : mid 0,0334 „ 0,0500 „ 0,0483 „ 0,0520 „ 0,0543 2. 37,21 3,56 3. 37,08 3,56 4. 37,19 3,79 5. 37,02 3,85 6. gHjO. gH20. gHoO. gH20. gHsO. t=18". t=17<'. 7. 22,08 21,99 Berechnet für C4H4N203: C 37,50 H 3,16 N 21,57 Der im vorstehenden beschriebenen Verbindung wurde zunächst die Formel C4HgN203 zuerteilt, jedoch hat das weitere Studium derselben gelehrt, daß dieselbe mit der Methylparaban- säure identisch ist, und infolgedessen die Zusammensetzung C4H4N2O3 besitzt, mit welcher die gefundenen analytischen Daten ebenfaUs im Einklang stehen (siehe vorstehende Abhandlung). Die Identität dieses Spaltungsproduktes mit Methylparaban- säure ergibt sich nicht nur durch sein Verhalten gegen Alkalien: Zerfall in Oxalsäure und Methylhamstoff, sondern auch durch das Verhalten gegen Sübernitrat und gegen Phenylhydrazin. Die Zerlegung des Oxims in Hydroxylamin und Methyl- parabansäure tritt auch ein, wenn die Lösung desselben in starker Salzsäure der freiwilHgen Verdunstung überlassen wdrd, sowie auch beim Erwärmen mit verdünnter Schwefelsäure. Silbersalz. Zur Darstellung dieser Verbindung wurde eine konzentrierte wässerige Silbernitratlösung mit einer wässerigen Lösung der Methylparabansäure versetzt, der entstandene Niederschlag ab- gesogen, mit kaltem Wasser ausgewaschen und schließlich aus E. 'J'liumann: Mothylhydantoinoxirn. 363 siedendem Wasser umkiystallisierb. Hierbei resultierte dasselbe in cdänzendcn, ^veißen Bl.ättchen, die nach dem Trocknen im Exsikkator bei 100" nocli 2,55% an Gewicht verloren. Die von diesem Silbersalz ausgeführten Analysen ergaben folgende Daten: 1. 0,589 g bei 100» getrockneter Substanz lieferten 0,1198 g CO 2 und 0,0311 g H2O. 2. 0,1692 g Substanz lieferten 0,1274 g CO2 und 0,0322 g H^O. 3. 0,1022 g „ „ 0,0754 g COg „ 0,0191 g H2O. 4. 0,1367 g „ „ 14,1 ccm N, b = 751 nun, t=19». 5. 0,1540 g „• „ 0,0934 gAgCl. 6. 0,2088 g „ ,. 0,1263 g AgCl. Clefunden: Berechnet für 1. 2. 3. 4. 5. 6. C4H3AgN203: C 20,56 20,56 20,12 - - - 20,43 H 2,18 2,13 2,09 _ _ _ 1,28 N - - - 11,92 - - 11,92 Ag - - - - 45,65 45,53 45,93 Phenylhydrazid. Nachdem es gelungen war, das durch Einwirkung von sal- petriger Säure auf Kreatinin erhaltene Oxim in ein Phenylhydrazon überzuführen, schien es von Interesse zu sein, auch dessen Spaltungs- produkt in der gleichen Richtung zu studieren. 2 g dieser Verbindung As'urden zu diesem Zwecke ebenfalls mit Phenylhydrazinhydrochlorid und Natriumacetat in wässeriger Lösung im Wasserbade erwärmt. Hierbei schied sich ein bräunHch gefärbter, krystaUinischer Nieder- schlag aus, welcher unlöslich in Wasser und Aceton, sehr scliwer lösMch in Alkohol war. Nach dem Auswaschen mit Wasser und Aceton wurde der Niederschlag aus viel siedendem Alkohol um- krystallisiert. Es resultierten auf diese Weise farblose oder blaß- gclbUche, glänzende Nadeln oder Blättchen, die bei 218 — 219" schmolzen. Die Analyse dieser Verbindung ergab folgende Daten: 1. 0,1216 g Substanz lieferten 0,2242 g CO2 und 0,0574 g HjO. 2. 0,1354 g „ „ 0,2498 g COg „ 0,0642 g HoO. .3. 0,0928 g „ „ 0,1718 g COj „ 0,0438 g HjO. 4. 0,1050 g „ „ 22,4 ccm N, b = 731 mm, t=18o. 5. 0,1178 g „ „ 24,2 ccm N, b = 755 mm, t=17<». Gefunden: Bereclinet für 1. 2. 3. 4. 5. CioH.jN^Oa: C 50,29 50,32 50,49 - - 50,85 H 5,28 5,30 5,28 - - 6,08 N - - - 24,07 24,03 23,73 364 E. Thuinciiin: Mctliylliydautoiiioxiin. In diesem Reaktionsprodukt liegt somit ein Additionsprodukt von Methylparabansäure mit Phenylhydrazin, ein Methylparaban- säiire-Phenylhydrazid : |CO-CO CO I NH ', NHg-NK.C.Hg vor. Verhalten des Oxiras bei der Reduktion. Durch Reduktion mit NatriumamalgaBi in essigsaurer Lösung werden im allgemeinen die Oxime in Amino Verbindungen ver- wandelt. Bei dem vorliegenden Oxim war dies jedoch nicht der Fall, wie ein bezüglicher Versuch lehrte. 0,5 g des Oxims wurden zu diesem Zwecke in Wasser suspendiert, das Gemisch wurde als- dann mit einigen Tropfen Eisessig versetzt und hierauf demselben 35 g Natriumamalgam von 4% allmählich zugefügt, wobei jedoch die Flüssigkeit durch Zusatz von Eisessig stets schwacli sauer ge- halten wurde. Das angewendete Oxim ging hierboi vollständig in Lösung. Hydroxylamin war in letzterer nicht nachweisbar, wohl aber Ammoniak in beträchtlicher Menge. Da das stark natrium- acetathaltige Reduktionsprodukt mit Quecksilberchloridlösung eine Fällung gab, so wurde dasselbe in die Quecksilber Verbindung über- geführt und letztere, nach dem sorgfältigen Auswaschen mit Wasser, durch Schwefelwasserstoff zerlegt. Beim langsamen Verdunsten des Filtrats resultierten farblose, säulenförmige Kry stalle, welche bei 153 — 154^ schmolzen. Dieselben kennzeicimcten sich hierdurch, sowie durch die Fällbarkeit durch Quecksilberchlorid bei Gegenwart von Natriumacetat und durch die Parabansäurereaktion als M e t li y 1 p a r a b a n s ä u r e. Das Oxim war somit unter obigen Bedingungen derartig ver- ändert worden, daß die Oximgruppe, unter Bildung von Methyl- parabansäure, als Ammoniak zur Abspaltung gelangte. Die Reduktionsversuche, welche mit Natriumamalgam in alkalischer Lösung, sowie mit Zinn und Salzsäure zur Ausführung gelangten, führten nicht zu glatten Resultaten. Verhalten des Oxims gegen Baryumhydroxyd. Das Kreatinin liefert nach den Versuchen von Neubauer^) beim Kochen mit Baryumhydroxydlösung als Spaltungsprodukte Sarkosin, Ammoniak, Kohlensäureanhydrid und Metliylhydantoin. 1) Annal. d. Chem.ll 37,1 294. E. Tliuinaiin: MothylliydiUitoiiioxiTU. 365 (SUnul (las (lurcli Eiinv irkuii;,' von .Siil|U'lri!ior Silnic aiit Kreatinin erlialtene Oxini in direkter Beziehurij,' zu dieser Base, wie wold in erster Linie anzunclunen war, so mußte dasselbe bei der Spaltung durch Baryuniiiydroxyd die gleichen t)der docii denselben iiaho- steheude Verbindungen liefern. Der Versuch hat diese Annahme jiieht bestätigt, vielmehr wiesen die beobachteten Spaltungsprodukte ebenfalls darauf hin, daß das voiliegende Oxim kein direktes Kreatininderivat, sondern nur ein Abkömmling des Methylhydantoins sein konnte (siehe vorstehende Abhandlung). 5 g des Oxims wurden mit 50 g krystallisiertera Baryum- hydroxyd und 145 g Wasser in einem Kolben am Rückflußkühler gekocht und die hierbei entweichenden, alkalisch reagierenden (iase in verdünnter Salzsäure aufgefangen. Als nach etwa 20 stündigem Kochen diese Oase nur noch schwacli alkalische Reaktion zeigten, wurde der Kolbeninhalt, unter P^rsatz des verdampfenden Wassers, in emer Schale nocli so lange zum Sieden erhitzt, bis die Dämpfen nicht mehr alkalisch reagieiten. Die bei (jbiger Spaltung erhaltene Salzsäurelösung wurde zur Identifizierung der darin enthaltenem Hydrochloride in zwei Teile geteilt und davon der eine Teil mit Platinchlorid-, der andere Teil mit Goldchloridlösung versetzt. J)as Platinchlorid bewirkte Sf)fort einen Xiederschlag, der sieh nach dem Umkrystallisieren schon durch seine Kiystallisationsform als Platinsalmiak zu erkennen gab. Die Analyse bestätigte dies. 0,2902 g Substanz gHl)eii 0,1274 g Pt. Gefunden: Berechnet für (NH4(:"I)oPtri4: 4.3,90 43,92 Eine zweite und dritte Ausscheidung, die l)ei der freiwilligen Verdunstung der von dem Platinsalmiak getreiuiten Mutteilaugc erhalten wurde, bestand, wie die davon ausgeführten Analysen zeigten, aus Methylaminplatinchlorid. 0,20!)2 g Substanz gaben 0,0870 g Tt. befunden: 41, .58 DJ 792 g Substanz gaben 0,0744 g Pt. (!efnndreßt und im lufttrockenen Zustande 366 E. Thuinann: Methylhydantoinoxim. analysiert. })ei' Gehalt an Krystallwasser und an Gold stimmte mit dem für Methylamingoldchlorid berechneten überein. 0,1653 g Substanz verlureu bei 100" 0,0076 g an Gewicht. Gefunden: 4,59% Gewichtsabnahme. Berechnet für (NH2[CH3]HCl)AuCl3 + HjO: 4,62% HgO. 0,1577 g Substanz gaben 0,0836 g Au. Gefunden: Berechnet für {NH2[CH3]HCl)AuCl3: Au 53,01 53,09 Der Kolbeninlialt wurde zunächst von dem entstandenen reichlichen Niederschlage (N) durch Absaugen getrennt, letzterer mit heißem Wasser ausgewaschen und das Filtrat zunächst durch Einleiten von Kohlensäureanhydrid und schließHch durch vor- sichtigen Zusatz von verdünnter Schwefelsäure von Baryum be- freit. Beim Verdunsten der baryumfreien Flüssigkeit verbheb nur ein ganz geringfügiger Rückstand, welcher organische Substanzen überhaupt nicht enthielt. Sarkosin und Methylhydantoin oder eine zu letzterem in Beziehung stehende Verbindung konnten somit bei obiger Spaltung des Oxims nicht gebildet sein. Dagegen ent- hielt der Baryumniederschlag (N) neben Baryumkarbonat große Mengen von Baryumoxalat. Das Oxim hatte somit beim Kochen mit Baryumhydroxydlösung einen vollständigen, weit- gehenden Zerfall erlitten, indem als Zersetzungsprodukte nur Ammoniak, Methylamin, Kohlensäureanhydrid und Oxalsäure auf- traten. Verhalten des Oxims gegen Kaliumpermanganat. Bei der Oxydation des Kreatinins mit Kahumpermanganat werden nach Neubauer^) Methylguanidin und Oxalsäure ge- bildet. Das durch Emwirkung von salpetriger Säure auf Kreatinin gebildete Oxim zeigt tmter den gleichen Versuchsbedingungen insofern ein wesenthch anderes Verhalten, als dasselbe Methyl- guanidin überhaupt nicht Hefert. Dagegen wurde eine Verbindung gebildet, die sich in der Zusammensetzung kaum von der des Oxims unterscheidet, jedoch in den Eigenschaften davon sehr differiert. Die betreffenden Oxydationsversuche gelangten genau nach den bezüghchen Angaben N e u b a u e r's zur Ausführung : 5 g des Oxims wurden m 167 g Wasser suspendiert und wurde hierauf das Gemisch, nach Zusatz von 2,2 ccm Kahlauge von 50%, auf 60° eiwärmt. Die hierdurch erzielte Lösung Ax-urde alsdann mit Kahumpermaiiganatlösung (1 : 20) in kleinen Portionen ver- ») Amial. d. Chem. 119, 46. E. Thumanii: Methylhydautoiiioxim. 367 setzt, bis bei 50 — 60" die violette Färbung bestehen blieb. Hierzu waren etwa 3,4 g Kaliunipennanganat erforderlich. Nachdem durch Zusatz einiger Tropfen Alkohol die schwache Violettfärbung beseitigt war, Murde die Flüssigkeit von dem Mangaimiederschlage abgesogen und letzterer mit heißem Wasser ausgewaschen. Die vereinigten Filtrate wurden hierauf mit verdünnter Schwefelsäure schwach angesäuert und auf dem Wasserbade auf ein kleines Volum eingedampft. Beim Erkalten erfolgte eine krystallinische Aus- scheidung, die gesamnielt und aus heißem Wasser umkrystallisiert winde. Das auf diese Weise erhaltene Oxydationsprodukt bildete kleine, feine Nadeln, welche bei 270" noch nicht schmolzen. Auf dem Platinblech erhitzt, verpuffte diese Verbindung nicht. In kaltem Wasser ist dieselbe schwer löslich, jedoch leichter löslich als das Oxini. Von heißem Wasser wird sie leicht gelöst. Diese Lösungen zeigen saure Reaktion. Mit Gold- oder Platinchlorid liefert das Oxydationsprodukt keine Doppelsalze. Silbernitrat ruft in der wässerigen Lösung nur eine schwache Trübung hervor; auf vorsichtigen Zusatz von Ammoniak tritt jedoch eine weiße gelatinöse Fällung ein. Die Analyse dieses Oxydationsproduktes ergab folgende Daten : 1. 0,1407 g Substanz lieferten 0,1707 g COj und 0,0533 g HgO. 0,1950 g COa „ 0,0534 g HgO. 0,1926 g OO2 „ 0,0574 g H2O. 35,2 ccm N, b = 731 mm, t=17«. 29,6 ccra N, b = 716 mm, t^l?". Bereclmet für 4. 5. C4H5N3O3: (C^H^NsOa),: - - 33,56 33,80 - - 3,49 2,82 28,67 29,10 29,37 29,57 Die ermittelten Werte stimmen im wesentlichen mit denen überein, welche für das Oxim selbst gefunden wurden. Von einer Identität beider Verbindungen kann jedoch keine Rede sein, ja es ist unwahrscheinlich, daß es sich bei diesem Oxydationsprodukt überhaupt um ein Oxim handelt. Starke Salzsäure wirkte auf dasselbe nicht ein. Beim Eindampfen dieser Verbindung mit Salz- säure wurde dieselbe unverändert zurückgewonnen ; eine Abspaltung von Hydi'oxylamin war dabei nicht zu konstatieren. Auch Phenyl- hydrazin wirkte in essigsaurer Lösmig nicht darauf ein. Femer 2. 0,1592 g 3. 0,1591 g 4. 0,1390 g 5. 0,1128 g Gefunden 1. 2. 3. c 33,09 33,41 33,02 n 4,23 3,76 4,03 N __ — 368 E. Thumann: Methylhydantoinoxim. liefert dieses Oxydationsprodukt die L i e b c r m a ii u'selie Nitroso- reaktion ebensowenig wie das als Ausgangsmaterial benutzte Oxim. Bei einem zweiten Oxydations versuche, welcher unter den gleichen Bedingungen mit dem Oxim ausgeführt wurde, schieden sich neben den kleinen fehlen Nadeln obiger Verbindung noch warzenförmige Ivrystallaggregate aus, welche durch Auslesen isoliert werden konnten. Das Verhalten dieser Ausscheidung war im wesent- lichen das gleiche wie das der bereits beschriebenen Verbindung, nur war bei 100" ein starker Gewichtsverlust zu konstatieren. Daß in den warzenförmigen Krystallen nur das obige Oxydationsprodukt im kry stallwasserhaltigen Zustande vorlag, ging daraus hervor, daß dasselbe bei schneller Auskrystallisation wasserfrei in kleinen Nadeln zur Ausscheidung gelangte, während umgekehrt das wasser- freie Produkt sich bei langsamer Krystallisation in das wasser- haltige verwandelte. Die Analyse dieser wasserhaltigen Verbindung ergab folgende Werte : • 0,207 g Substanz verloren bei 100" 0,0288 g an fJewicht = 11,01%. 0,2387 g Substanz verloren bei 100" 0,0201 g au Gewicht =- 10 9',W . Berechnet für (C4T-r4N303)2 + 2H2O: H2O 11,25. 1. 0,1097 g bei 100° getrockneter Substanz lieferten 0,i:U2 g CO. und 0,0382 g HjO. 2. 0,1102 g bei 100" getrockneter Substanz lieferten 27,4 com N, b = 719 mm, t = 15". Gefunden: C 33,35 H 3,89 N 29,04 Silbersalz. Wie bereits erwähnt, liefert das Oxydationsprodukt des Oxims unter geeigneten Bedingungen ein Silbersalz. Zur Darstellung desselben wurde die heiße wässerige Lösung des Oxydationsproduktes mit Silbernitratiösung versetzt und hierauf die nur wenig getrübte Flüssigkeit mit Ammoniak vorsichtig neutralisiert. Der hierdurch gebildete weiße gelatinöse Niederschlag wurde gesammelt, sorg- fältig ausgewaschen, zwischen Tonplatten gepreßt und im Exsikkator bei Lichtabschluß getrocknet. Auf diese Weise M'urde eine weiße, amorplu-, hornartigc; Masse erludten, die in Ammoniak und in 2. 0,1672 g ;{. 0,1 G80 g 4. 0,2020 g 1. C 14,03 H 2,00 N — Ag - E. Thuinann: .Methylhydantoinoxiin. 369 iSalpclc^r.säuic^ löslich Mar. Die Analyse dieser Aveiiig charakterisierten Verbiiulimg ergab bei verseliiedt^iien Proben folgende Werte: 1. 0,1672 g Substanz lieferten 0,0860 g CO, und 0,030 g H2O. 0,0762 g CO2 „ 0,030 g I-I2O. 17 ccm N, b = 747 mm, 1 = 23». 0,1462 g AgCl. Gefunden: 2. 3. 4. 12,43 - - 2,00 - - - 11,47 - - - 54,48 In \volcher Beziehung dieses Silbersalz zu dem Oxydations- produkt steht, mag dahingestellt bleiben bis die ehemische Natur desselben durch weitere Versuche noch mehr aufgeklärt worden ist, ])ie Flüssigkeit, aus welcher durch weiteres langsames Ver- dunsten nichts von dem Oxydationsprodukte mehr erhalten werden konnte, wairde schließlich zur Trockne verdampft und der ver- bleibende Rückstand wiederholt mit Alkohol ausgezogen. Das hierbei ungelöst Gebliebene bestand im wesentlichen aus Kalium- sulfat und Kaliumoxalat. Die alkoholischen Auszüge Amrden hierauf zur Trockne ver- dunstet, der Rückstand in Wasser gelöst und diese^ Lösung mit Platinchloridlösung versetzt. ]y-er hierdurch erzeugte Niederschlag erwies sich nach dem Umkrystallisieren durch die typische Form von nicht schmelzbaren Oktaedern als Platinsalmiak. Von zwei weiteren KJrystalhsationen, welche beim langsamen Verdunsten der Mutterlauge erzielt wTirden und nicht mehr das Aussehen des Platin- salmiaks zeigten, ergab die Analyse folgende Werte: 0,1023 g Substanz lieferten 0,0443 g Pt. Gefunden: 43,31 Pt. 0,2146 g Substanz lieferten 0,0905 g Pt. Gefunden: Berechnet für (NHo[CH,]HCl)2PtCl4: Pt 42,17 41,32 Es lag also in den analysierten Platmdoppelsalzen Methyl- aminplatinchlorid vor, das noch etwas mit Platinsalmiak ver- mischt war. Aus der letzten Mutterlauge schieden sich noch Krystalle aus, die in der Form und in dem Schmelzpunkte 226", mit reinem Methyl- aminplatmchlorid überemstimmten. Krystalle, welche auf Methyl- guanidinplatinchlorid hingewiesen hätten, konnten nicht beobachtet werden. Arob. d. Pharm. CCIi. Bdg. 5. Heft. 24 370 W. Hennig: Kreatininoxim. Bei der Oxydation des durch Einwirkung von salpetriger Säure auf Kreatinin gebildeten Oxims war somit ein einfaches Guanidin- derivat nicht entstanden, vielmehr als Hauptprodukt eine Ver- bindung, die sich in der Elementarzusammensetzung nur wenig von dem Ausgangsmaterial unterschied. Das hierbei beobachtete Auftreten von Ammoniak und Methylamin dürfte auf einen voll- ständigen Zerfall eines kleinen Teiles des zur Oxydation benutzten Oxims zurückzuführen sein. III. lieber das Kreatininoxim. Versuche von Dr. W. H e n n i g, Apotheker*) Im vorstehenden wurde bereits mitgeteilt, daß es W. K r a m m^) durch Einwirkung von Nitropruesidnatrium und Natronlauge auf Harn und auf Kreatininlösung, nach Neutrahsation der anfänghch intensiv rot und schHeßhch gelb gefärbten Reaktionsprodukte mit Essigsäure, gelang, eine Verbindmig von der Zusammensetzung C4HeN402 zu isolieren, welche als Nitrosokr.eatinin an- gesprochen wurde. Eine Identifizierung dieser, in der empirischen Formel mit einem Nitrosokreatinin übereinstimmenden Verbindung als ein direktes Nitrosoderivat des Kreatinins, bezw. die Aufstellung einer Konstitutionsformel für dieselbe ist jedoch bisher nicht erfolgt. Es schien daher zur Ergänzung der von E. Schmidt und von E. Thumann ausgeführten Versuche^) von Interesse zu sein, diese von W. K r a m m isolierte Verbindung von neuem darzustellen und ihre Konstitution eingehender zu studieren. Zur Darstellung des Kram m'schen Nitrosokreatinins hat sich nach einigen Vorversuchen folgendes Verfahren als zweck- mäßig erwiesen : Je 2 g Kreatinm wurden in 100 ccm Wasser gelöst, diese Lösung Avurde hierauf mit 3 g Nitroprussidnatrium, welches zuvor in wenig Wasser gelöst worden war, versetzt und alsdann mit 20 — 25 ccm Natronlauge von 10% vermischt. Nachdem diese, tiefrot gefärbte, durch Einstellen in Eiswasser abgekühlte Flüssig- keit eine gelbe Färbung angenommen hatte, wurde dieselbe mit Essigsäure bis zur schwach sauren Reaktion versetzt und nach kräftigem Unn'ühren bis zur vollständigen Klärung beiseite ge- stellt. Der ausgeschiedene krystallinische Niederschlag wurde hierauf auf einem Saugfilter gesammelt, mit Wasser ausgewaschen *) Inaugural-Dissertation, Marburg 1912. *) Centralbl. f. med. Wissensch. 35, 785. ') Siehe vorstehende Arbeiten. W. Hennig: Kreatininoxim. 371 und Rchlioßlich auR siedendem Wasser uinkrystallisiert. 10 g Kreatinin lieferten unter diesen Bedinj^ungen etwa 8jg [der Kram m'schen Verbindung, die bei der weiteren Untersuchung sich jedoch nicht als ein Nitrosoderivat, sondern als ein x i m des Kreatinins erwies. Das auf obige Weise gewonnene Reaktionsprodukt bildete ein weißes, krystallinisches, aus feinen Nädelchen bestellendes, lockeres Pulver, welches sich sehr wenig in kaltem Wasser, schwer auch in siedendem Wasser löste. In Alkohol und in Aether ist das Kreatininoxim noch schwerer lösHch als in Wasser, dagegen löst es sich leicht in verdünnter Natronlauge und in verdünnten Mineral- säuren. Bei 250** färbt sich das Kreatininoxim schwacli bräunlich, ohne jedoch zu schmelzen. Bei 100 "^ eileidet es keinen Gewichts- verlust. Bei der Behandlung mit Phenol und Schwefelsäure liefert das Produkt keine Nitrosoreaktion. Die Analyse lieferte folgende Daten: 1. 0,2216 g ergaben 0,2762 g CO2 und 0,0926 g HgO. 2. 0,2330 g „ 0,2900 g Coä „ 0,0962 g H2O. 3. 0,2244 g ergaben 77,6 ccm Stickstoff bei 745 mm Druck und 20" Temperatur. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. . C^HaN^Oa: C 33,99 33,94 - 33,80 H 4,67 4,61 - 4,23 N - - 39,49 39,44 W. K r a m m ermittelte für das vermeintliche Nitroso- kreatinin folgende Werte: C 34,20 34,89 34,30 ' - - - H 4,31 4,68 4,29 _ _ _ N - - - 40,37 39,48 40,01 Um zu konstatieren, ob in der Mutterlauge des Rohkreatinin- oxims noch eine andere, vielleicht damit isomere Verbindung ent- halten war, wurde dieselbe nach Zusatz von Ammoniak auf ein Viertel ihres Volums eingedampft und alsdarm einige Zeit beiseite gestellt. Hierdurch wurde von neuem eine krystallinische Aus- scheidung in kleinerer Menge erzielt. Das gleiche war der Fall, als die Mutterlauge letzterer Ausscheidung mit Natronlauge schwach alkahsch gemacht, zur Trockne verdampft, der hierbei verbleibende, grünUch gefärbte Rückstand in wenig Wasser wieder gelöst und diese Lösung mit Essigsäure schwach angesäuert wurde. Diese weiteren Ausscheidungen wurden vereinigt und nach dem Aus- waschen aus siedendem Wasser umkrystallisiert. Es resultierte 24* 372 W. Hennig: Kreatininoxim. hierbei ein weißes, krystallinisches, aus feinen Nädelchen bestehendes Pulver, welches in seinen Eigenschaften vollständig mit der aus der ersten Ausscheidung erhaltenen Verbindung übereinstimmte. Auch dieses Produkt lieferte mit Phenol und Schwefelsäure keine Nitrosoreaktion . 1. 0,2176 g dieser Verbindung lieferten 0,2710 g CO, imd 0,0903 g HoO. 2. 0,1250 g dieser Verbindung lieferten 43 ccm Stickstoff bei 738 mm Druck und 17" Teniperatui'. Gefunden: Berechnet für 1. 2. C^HeN^Oa: U 33,97 — 33,80 H 4,64 - 4,23 N - 39,32 39,44 Kreatinino ximsilber. W. K r a m m hat bereits von dem vermeintlichen Nitroso- kreatinin eine Silber Verbindung dargestellt, ohne jedoch über deren Zusammensetzung genauere Angaben zu machen. Zur Gewinnung dieses Silbersalzcs \vurde 1 g des Kreatininoxims in Wasser, welches mit wenig Salpetersäure versetzt war, gelöst, diese Lösung alsdann mit Silbernitratlösung in äquivalenter Menge vermischt und hierauf Ammoniak bis zur schwach alkalischen Reaktion zugefügt. Der hierdurch gebildete weiße, voluminöse Niederschlag wurde alsdann auf einem Saugfilter gesammelt, mit Wasser ausgewaschen mid, unter Abschluß des Lichtes, bei gewöhnlicher Temperatur getrocknet. Im Wassertrockenschranke verlor die lufttrockene Verbindmig nicht an Gewicht, wogegen bei 125° eine Abgabe von Wasser erfolgte. 0,2142 g der im Wassertrockenschranke getrockneten Verbindung lieferten 0,119 g AgCl. Gefimden: Berechnet für 2 CiHgAgN^Oa + HgO: Ag 41,82 41,83 0,1460 g verloren bei 125" 0,0052 g an Gewicht. Die Trocken- substanz lieferte 0,08096 g AgCl. Gefimden: Berechnet für 2 C4H5AgN402 + HgO: H2O 3,56 3,48 Ag 43,28 (wasserfrei) 43,34 Hydrochlorid des Kreatininoxims. Das Kreatininoxim besitzt, wie aus der leichten Löslichkeit desselben in verdünnter Natronlauge^und in verdümiten Mineral- säuren hervorgeht, den Charakter einer schwachen Säure und zu- gleich auch einer schwachen Base. Daß der basische Charakter des W. Henri ig: Kreatininoxim. 373 Kreatiniiioxims nur schwacli ist, tijeht daraus hervor, daß die Salze und ] )o])|)elsaIze desselben leicht eine liydrolytische Spaltung er- leiden. Auch sonst ist die Beständigkeit der Salze des Kreatinin- oxims, wie aus dem Verhalten seines Hydrochlorids hervorgeht, nur eine geringe. Zur Darstelliuig des Kreatininoximhydroclilorids ^vu^den 2 g des Oxims in verdünnter Salzsäure bei mäßiger Wärme gelöst und wurde die erzielte Lösung alsdann im Exsikkator der Krystallisation überlassen. Hierbei schieden sich weiße, meist undurchsichtige Nadeln, bisweilen auch kompaktere, prismatische Krystalle aus. Dieselben erhtten bei 200 — 205", unter lebhaftem Aufschäumen, eine Zersetzung. 0,2544 g des lufttrockenen Hydrochlorids verloren im Wasser- trockenschrank 0,0234 g an Gewicht. Die Trockensubstanz lieferte 0,1838 g AgCl. Gefunden: Berechnet für C4H9N4O,, HCl + H^O: H2O 9,19 9,18 HCl 20,23 (wasserfrei) 20,42 Aus der Älutterlauge dieses Hydrochlorids schieden sich bei weiterer Verdunstung, namenthch nacli Aveiterem Zusatz von Salz- säure, neben den kleinen Krystallen des Hydrochlorids, noch lange kompakte, durchsichtige Nadeln aus. Beide Krystallformen ließen sich leicht duj'ch Auslesen voneinander trennen. Die kleinen, un- durchsichtigen Krystalle zersetzten sich, ebenso wie die früher erhaltenen des Hydrochlorids, unter lebhaftem Aufschäumen, bei 200 — 205", wogegen die durchsichtigen, kompakten Prismen, welche sich als chlorfrei erwiesen, bei 150 — 152" ohne Aufschäumen schmolzen. Durch Umkrystallisieren aus Wasser, worin sich letztere Ivrystalle leicht mit saurer Reaktion auflösten, erhöhte sich der Schmelzpunkt derselben auf 152 — 153". Die Analyse letzterer Ver- büidung ergab folgende Werte: 1. 0,1968 g Substanz lieferten 0,2666 g CO, und 0,0624 g H^O. 2. 0,1792 g Substanz lieferten 33,8 ccm Stickstoff bei 748 mm Druck mid 16" Temperatur. Gefunden: Berechnet für 1. 2. C4H4N2O3: C 36,94 — 37,50 H 3,54 - 3,12 N — 21,93 21,87 Nach der Krystallform, dem Schmelzpiuikt (vergl. vor- stehende Mitteilungen, S. 335) und den ermittelten analytischen 374 W. Hennig! Kreatininoxim. Daten, A\ar die vorliegende Verbindung als Methylparaban- säure anzusprechen. Diese Annahme fand dadurch eine Be- stätigung, daß diese Verbindmig auch die Parabansäurereaktion lieferte, indem sie beim Erwärmen mit Sodalösung Oxalsäure heferte. Es mußte somit em Teil des Kreatinine xims unter obigen Bedingungen bereits eine ähnUche Zersetzmig erlitten haben, wie dies beim Kochen desselben mit Salzsäure (siehe unten) der Fall ist. Golddoppelsalze des Kreatininoxims. Zur Darstellung eines Kreatininoximaurats wurde eine möglichst konzentrierte Lösung des Oxims in erwärmter verdünnter Salzsäure mit sehr konzentrierter Goldchloridlösung versetzt und das Gemisch alsdann im Exsikkator der Krystalhsation überlassen. Die alsbald ausgeschiedenen Eä'ystalle wurden hierauf scharf abgesogen, dann zwischen Tonplatten gepreßt und bei Lichtabschluß getrocknet. Eine weitere Reinigung dieser Krystalle durch Umkrystalhsieren war nicht ausführbar, da hierbei eine Abscheidung von Gold erfolgte. Obschon bei der Darstellung dieser Golddoppelsalze möglichst gleichartige Bedingungen innegehalten wurden, waren doch die Eigenschaften derselben bei den verschiedenen Darstellungen nicht die gleichen. Bei der ersten Darstellung resultierten dünne, gelbe Blättchen, welche bei 194 — 19Q^ schmolzen, bei der zweiten Dar- stellung Blättchen derselben Form vom Schmelzpunkt 194° und bei der dritten Darstellung gelbe, bei 187" schmelzende Nadehi. Die Analyse dieser in Wasser sehr leicht löshchen Anrate, welche beim Trocknen im Wassertrockenschranke sämtlich nicht an Gewicht verloren, ergab folgende Werte: 1. Blättchen vom Schmelzpimkt 194—196«. 0,221 g enthielten 0,067 g Au = 30,32%. 2. Blättchen vom Schmelzpunkt 194". 0,3752 g enthielten 0,1245 g Au = 33,18% und lieferten 0,4228 g AgCl = 27,86% Cl. 3. Nadeln vom Schmelzpunkt 187". 0,2225 g enthielten 0,09192 g Au = 41,31% und lieferten 0,2666 g AgCl =- 29,62% Cl. Gefunden : 1. 2. 3. Au 30,32 33,18 41,31 Cl - 27,86 29,62 Für ein Aurat der Formel C4H6N4O2, HCl -f AuClg berechnet sich Au: 40,91% und Cl: 29,42%; für ein Aurat der Formel 2 (C4H8N4O,, HCl) AUCI3 dagegen Au: 29,85% und Cl: 26,84%. W. Hennig: Kreatininoxim. 375 In dem Aurat 3 dürfte ein Golddoppelsalz von normaler, in dem Aurai 1 dagegen von anormaler Zusammensetzung vor- gelegen haben, während es bei dem Aurat 2 sich wohl um ein Gemisch dieser beiden Golddoppelsalze handeln dürfte. Beim Auflösen des Aurats 3 in einer größeren Menge Wasser erfolgte eine vollständige hydrolytische Spaltung in Goldchloridchlor- wasserstoff und Kreatininoxim. Letzteres kennzeichnete sich durch seine Schwerlöslichkeit in Wasser, seine Unschmelzbarkeit bei 250" und durch seine Ueberführbarkcit in Methylparabansäure durch Einwirkung von Salzsäure. Platindoppelsalz des Kreatininoxims. Das Platindoppelsalz des Kreatininoxims, welches in ent- sprccliender Weise wie das Golddoppelsalz gewonnen werden kann, bildet leicht lösliche, gut ausgebildete, tafelförmige I^ystalle. Bei 100° verliert dieses Doppelsalz nicht an Gewicht, auch bei 250" erleidet dasselbe noch keine äußere Veränderung. 0,3542 g enthielten 0,0998 g Pt. Gefunden: Berechnet für (C4HeN402, HCOjPtCl,: Pt 28,18 28,08 Verhalten des Kreatininoxims gegen Salzsäure. Die Bildung der Methylparabansäure, -welche bei der Dar- stellung des Kreatininoximhydrochlorids beobachtet wurde, ließ vermuten, daß in dieser Verbindung tatsächUch ein Oxim und keine Nitrosoverbindung vorlag. Die Entstehmig der Methyl- parabansäure konnte nur dadurch eine Erklärung finden, daß unter diesen Bedingungen die Oximgruppe: =N.OH, als Hydro xyl- amin abgespalten und durch ein Sauerstoffatom ersetzt worden war. Gleichzeitig mußte aucli ein Austausch der NH- Gruppe des Kreatininrestes gegen Sauerstoff stattgefunden haben. Zur weiteren Prüfung dieser Vorgänge wurden 1,5 g Kreatininoxini mit 10 g Salzsäure von 25% drei Stunden lang am Rückflußkühler gekocht, alsdann Avurde das Reaktionsprodukt zur Trockne eingedampft und der Rückstand aus Wasser umkrystallisiert. Hierbei resultierten gi'oße, farblose, säulenförmige Krystalle von stark saurer Reaktion, welche lufttrocken bei 128 — 130" schmolzen. Dieselben waren frei von Chlor. Chlorcalcium verursachte in der wässerigen Lösung eine starke, in Essigsäure unlösliche Fällung. Die Analyse dieser Verbindung ergab folgende Daten: 0,1842 g lufttrockener Substanz verloren bei 100» 0,0294 g = 16,96% an Gewicht. 376 W. Honnig: Kreatininoxim. 1. 0,1422 g wasserfreier Substanz lieferten 0,1268 g CO2 und 0,052 g H2O. 2. 0,1760 g wasserfreier Substanz lieferten 0,1563 g COg und 0,0578 g H2O. 3. 0,1188 g wasserfreier Substanz lieferten 7,2 ccin Stickstoff bei 757 mm Druck und 16" Temperatur. 4. 0,2060 g wasserfreier Substanz lieferten 12,4 ccm Stickstoff bei 743 mm Druck und 15" Temperatur. Berechnet für Gefunden : CO . OH CO . OH + 1. 2. 3. 4. CO. OH CO.ONH4: C 24,32 24,22 - - 24,36 H 4,09 3,67 - - 3,55 N - - 7,13 6,97 7,10 Aus vorstehenden Daten geht hervor, daß es sich bei der vor- Heg^nden Verbindung um Ammoniumtetraoxalat handelt, ein Salz, welches im lufttrockenen Zustande 2 Mol. Krystallwasser = 15,45% H2O enthält; gefunden wurden 15,96%. Das zum Vergleich mit obiger Verbindung aus Oxalsäure dargestellte Ammoniumtetraoxalat stimmte in dem Aeußeren, dem Schmelzpunkte: 128", und in dem Wassergehalte: 15,77%, damit überein. Die Mutterlauge der Ammoniumtetraoxalatkrystalle lieferte bei langsamer Verdunstung zunächst nur noch Krystalle derselben Verbindung, um schheßhch zu einer klein-krystalhnischen Masse einzutrocknen. Dieselbe enthielt Hydroxylamin, da eine geringe Menge davon in F e h 1 i n g'scher Kupferlösmig bei ge- wöhnlicher Temperatur eine starke Ausscheidung von gelbrotem Kupferoxydul hervorrief. Der Rest jener klein-krystalhnischen Masse wurde zur Identi- fizierung der sonst noch darin enthaltenen stickstoffhaltigen Ver- bindungen in wenig Wasser gelöst und diese Lösung dann mit Platinchlorid versetzt. Hierdurch entstand sofort ein starker krystalhnischer Niederschlag, welcher beim Umkrystalhsieren aus heißem Wasser die ty^jischen Formen des Platinsalmiaks heferte. Die Mutterlaugen hiervon, sowie der dkekten Fällung mit Platinchlorid lieferten bei langsamer Verdunstung, neben oktacdrischen Krystallen von Platinsalmiak, blätterige, bei 226" schmelzende Krystalle von Methylaminplatin chlorid. 0,2574 g letzterer löystalle enthielten 0,1076 g Pt. Gefmiden: Bereclmet fiu- (NH2.CH3, HCl)2PtCl4: Pt 41,80 41,31 W. Hoiiiiig: Kroatininoxim. 377 Das Kroatininoxim war somit beim Kochen mit Salzsäure zerfallen in A m m o n i u m t e t r a o x a 1 a t, H y d r o x y 1 a m i n, Ammoniak und Methylamin. Da bei der Darstellung des Kreatininoximhydrochlorids das Auftreten von Methylparabansäure, Hydroxylarain und Ammoniak beobachtet war, beim Kochen des Kreatininoxims mit Salzsäure die Bildung von Methylparabansäure dagegen nicht konstatiert werden konnte, so lag die Vermutung nahe, daß dieselbe unter letzteren Bedhiguiigen niir eine weitere Umwandlung unter Bildung von Ammoniumtetraoxalat und Methylamin erfahren hatto. Der Versuch hat diese Annahme bestätigt. Als Methylparabansäure mit der zehnfachen Menge Salzsäure von 25% drei Stunden lang am Rückflußküliler gekocht, das Reaktionsprodukt verdunstet und der Rückstand aus Wasser umkrystalUsiert wurde, resultierten • ebenfalls die säulenförmigen, bei 128*^ 3chmelzenden Krystalle von Ammoniumtetraoxalat. Die Identifizierung dieser Krystalle er- folgte durch den Nachweis der Oxalsäure und des Ammoniaks, sowie durch Titration mit ^/jq Normal-Kalilauge. 0,2538 g lufttrockener Substanz vor brauchten zur Neutralisation 32,6 ccm 7io Normal-Kalilauge, entsprechend 0,2529 g Aninioniunv tctraoxalat. Einwirkung von Essigsäureanhydrid auf Krcatininoxitn. Zur Kennzeichiumg des vorUegenden Oxims als K(^t(jxim wurde dasselbe der Einwirkung von Essigsäurcanliydrid ausgesetzt. 1 g Oxim wuide zu diesem Zwecke mit 20 g Essigsäureanhydrid so lange am Steigrohr bis zum schwachen Sieden erhitzt, bis das- selbe vollständig in Lösung gegangen war inid die Lösung anfing sich gelb zu färben. Letztores erfolgte nach Verlauf von etwa 20 Minuten. Beim Erkalten dieser Lösung schied sich das Reaktions- produkt in Gestalt von feinen Nadeln aus, welche abgesogen, zwischen Tonplatten gepreßt und aus absolutem Alkoliol umkrystalUsiert wurden. Die auf diese Weise gewonnenen farblosen Nadeln schmolzen bei 210 '*. Die Analyse derselben ergab folgende Werte: 1. 0,1888 g lieferten 0,2916 g CO, und 0,0816 g H2O. 2. 0,2121 g lieferten 43,8 com Stickstoff bei 761 mm Druck und 15° Temperatur. 3. 0,2022 g lieferten 42,2 ccm Stickstoff bei 756 mm Druck und 16° Temperatur. 4. 0,1328 g lieferten 27,6 ccm Stickstoff bei 761 mm Druck und 14" Temperatur. 378 W. Hennig: Kreatininoxim. Gefunden: Berechnet für 1. 2. 3. 4. C4H4(CH3-CO)2N402: C 42,13 _ _ _ 42,47 H 4,83 _ _ _ 4,42 N - 24,51 24,52 24,75 24,77 Obschon aus vorstehenden Daten bereits hervorgeht, daß bei der AcetyHerung zwei Acetylgruppen in das Molekül des Kreatinin- oxims eingetreten sind, wurde doch noch die Zahl der Acetylgruppen direkt ermittelt. Zu diesem Zwecke wurde das Acetylprodukt mit einem germgen Ueberschuß von Normal- Kalilauge eine Stunde lang am Rückflußkühler im schwachen Sieden erhalten, die gelb gefärbte Lösung alsdann mit Phosphorsäure in geringem Ueber- schuß versetzt und das Gemisch schließlich der Destillation mit Wasserdämpfen unterworfen. Hierbei wurden zunächst 200 ccm und alsdann noch zweimal 50 ccm überdestilhert. 0,1942 g Substanz lieferten hierbei 0,0978 g Essigsäure. Gefunden: Berechnet für C4H4(C2H30)2N402: CH3-CO.OH 50,36 49,56 Auch das aus den Mutterlaugen der Einwirkung des Nitro- prussidnatriums auf Kreatinin erhaltene Produkt wurde zur Identi- fizierung mit dem Hauptreaktionsprodukt der AcetyHerung unter- Avorfen. Auch hierbei resultierten farblose nadeiförmige Kry stalle, die bei 210° schmolzen. Die Analyse derselben lieferte folgende Daten : 1. 0,194 g ergaben 39,2 ccm Stickstoff bei 748 mm Druck uucl 14" Temperatur. 2. 0,179 g ergaben 38 ccm Stickstoff bei 748 mm Druck und 16" Temperatur. Gefunden: Berechnet für 1. 2. C4H4(C2H30)oN402 N 23,65 24,68 24,77 0,2856 g lieferten 0,1434 g Essigsäure = 50,21%; berechnet 49,56%. Da dem Kreatininoxim nach seinem Gesamtverhalten die Formel : N^^ C:N.OH I I C:NH I I NH CO, zukommt und bei der Acetyliermig ohne Zweifel das Wasserstoff- atom der Oximgruppe durch Acetyl ersetzt wird, so ist es auffallend, daß von den Wasserstoffatomen der beiden Imidgruppen nur eines W. Hennig: Kreatininoxim. 379 hierbei zum Ersatz durch Acetyl gelangt. VVclclu'« von diesen beiden Wasserstoff atomen bei der Bildung des vorliegenden Uiacetyl- kreatininoxinis zur Substitution gelangte, konnte direkt nicht ent- schieden werden, jedoch ist es nach Analogie des Diacetyl-Methyl- hydantoinoxims (siehe vorstehende Abhandlungen) nicht umvahr- scheinhch, daß es sich hierbei um das Wasserstoff atom der an die beiden Kohlenstoffatome einfach gebundenen Imidgruppe handelt. Reduktion des Kreatininoxims. 3 g Kreatininoxim \^■urden mit 15 g konzentrierter Salzsäure luid 25 g Zinnfolie auf dem Wasserbade bis zum Aufhören der \A'asserstoffentwickelimg erwärmt, alsdann wurde die stark mit Wasser verdümite Flüssigkeit durch Schwefelwasserstoff von Zinn befreit imd schließlich auf ein kleines Volum eingedampft. Oxalsäure konnte in diesem Reaktionsprodukte nicht naöli- gewiesen werden. Auch der Nachweis von Hydroxylamin war zweifelhaft, da durch Zusatz von Natronlauge eine braune Färbung und durch weiteren Zusatz von F e h 1 i n g'scher Kupferlösung eine braunschwarze Fällung eintrat. Da auch die Versuche, das Reduktionsprodukt zur Krystallisation zu bringen, nicht von dem gewünschten Erfolg begleitet waren, so wurde dasselbe mit Gold- chloridlösung versetzt tmd alsdann der langsamen Verdunstung überlassen. Hierbei schieden sich allmählich leicht lösliche Anrate aus, Melche sich in der Krystallform und in der Zusammensetzung wesentlich voneinander unterschieden. Zunächst resultierten tafel- förmige, bei 250° noch nicht schmelzende Krystalle (1), welche sich als A m m o n i u m g o 1 d c h 1 o r i d erwiesen. 1. 0,3136 g enthielten 0,1724 g Au = 54,97%; berechnet für XHiCl, AuCla 55,24% Au. Bei der Ueberfühi-ung dieses Aurats in das Flatinat Avurden die typischen Krystalle des Platinsalmiaks gewonnen. Die weiteren Kjystallisationen von Golddoppelsalzen (2 — 5) stimmten in dem Aeußeren, dem Sclimelzpunkt und dem Gold- gehalt überein. Nach dem Umkrystallisieren bildeten dieselben kurze Nadeln, die je nach der Schnelligkeit des Erhitzens bei 200 bis 202» bezw. bei 202—204" schmolzen. 2. 0,3836 g enthielten 0,1862 g Au. 3. 0,2862 g „ 0,1375 g Au. 4. 0,3790 g „ 0,1817 g Au. 5. 0,2978 g „ 0,1423 g Au. Gefluiden: Berechnet für 2. 3. 4. 5. C2H-N3, HCl -f AuClg: Au 48,54 48,04 47,94 47,78 47,77 380 W. Hennig: Kreatininoxim. Diese, die überwiegende Menge der erhaltenen Krystallisationen bildenden Anrate bestanden somit aus Methylguanidin- Goldchlorid, dessen Schmelzpunkt nach M. S c h e n c k^) bei 198—200" liegt. Zur Bestätigung Murde ein Teil der vereinigten Filtrate (die Goldbestimmungen waren unter Anwendung von Schwefelwasser- stoff ausgeführt) in das Pikrat, ein anderer Teil in das Platinat verwandelt. Das P i k r a t bildete Kry stalle von hellgelber und dunkelgelber Farbe, die bei 198 — 200" schmolzen. E. Fischer^) fand den Schmelzpunkt des Methylguanidin- pikrats bei 200». Das Platinat schied sich in tafelförmigen, bei 180*^ schmelzenden Krystallen aus. 0,3512 g enthielten 0,124 g Pt. Gefunden: Berechnet für (C2H7N3, HCI)2PtCl4: Pt 35,33 35,04 Da aus den Mutterlaugen der Methylguanidingoldchlorid- Kj'ystalhsationen nur noch eine kleine Menge von Ammoniumgold- chlorid zur Ausscheidung gelangte, so \Mirde das Gold daraus durch Schwefelwasserstoff entfernt und die genügend konzentiierte Flüssig- keit mit Platinchloridlösung versetzt. Hierdurch schied sich ein krystalhnischer Niederschlag in beträchthcher Menge aus, welcher beim Umkrystallisieren aus siedendem Wasser die typischen Oktaeder des Platinsalmiaks lieferte. Aus den letzten Mutterlaugen schieden sich auch noch einige blätterige, bei 225*' schmelzende Ki'ystalle aus, die nach der Form und dem Schmelzpunkte zu urteilen, wohl aus Methylaminplatinchlorid bestanden. Außer Ammoniak war somit bei diesem Reduktionsversuche imr Methylguanidin als wesentliches Produkt gebildet worden, wohl ein Beweis, daß in dem Kreatininoxim der Methylguanidiarest des Kreatinins noch als solcher enthalten ist. Nachdem konstatiert war, daß das Kreatinin sowohl durch Natriumnitrit in salpetersaurer Lösung, als auch durch Nitro- prussidnatrium in alkalischer Lösung nur in Oxime und nicht in Nitrosoderivate übergeführt wird, wurde zunächst versucht, durch Wechselwirkung von Nitrososarkosin und Cyanamid zu einem Nitrosokieatinin zu gelangen. Es zeigte sich jedoch hierbei, daß unter den Versuchsbedingungen, unter welchen sich Sarkosin und 1) Dieses Archiv 1909, 489. ») Ber. d. ehem. Ges. 30, 2414. W. Hennig: Kreatininoxim. 381 Cyanainid /ii Kreatinin addieren, eine Vereinigung von Nitroso- sarküsin und Cyananiid zu Nitrosokreatinin niolit stattfindet. Aus der konzentrierten, scliwaeh aninioniakalischen Lösung, welche letztere Verbindungen in äquivalenter Menge enthielt, konnten nach Verlauf von 8 — 14 Tagen nur Dicyandiamid und unverändertes Nitrososarkosin isoliert werden. Auch die Einwirkung von gasförmigem Salpetrigsäureanhydrid, wie dasselbe durch Erhitzen von Arsenigsäureanhydrid und Salpeter- säure erhalteti \\ird, auf wässerige Kreatininlösung hat bisher nicht zu einem Xitrosokreatinin geführt. Je 1 g Kreatinin wurde zu diesem Zwecke mit 1 g AVasser Übergossen und in dieses, durch Eiswasser abgekühlte Gemisch, so lange Salpetrigsäureanhydrid emgeleitet, bis alles Kreatinin in Lösiuig gegangen war und die Lösmig von gelöstem Salpetrigsäure- anhydrid eine blaue Farbe angenommen hatte. Die aus 10 g Kreatinin auf diese Weise erhaltenen Lösungen wurden alsdann vereinigt imd, da durch Alkahsierung mit Ammoniak keine Aus- scheidvmg erfolgte, der freiAvilligen Verdunstung überlassen. Hierbei resultierten jedoch nur große, durchsichtige, t^ifelförmige Krystalle von Ki'eatininnitrat, welche bei 176 — 178*^ schmolzen. Die Analyse derselben ergab, bei Ersatz der Kupferspirale durch Bleisuperoxyd, folgende Werte: 1. 0,1672 g lieferten 0,1638 g CO, imd 0,0676 g HgO. 2. 0,1344 g lieferten 37 ccm Stickstoff bei 754 nun Druck und 22° Temperatur. (Jefunden: Berechnet für 1. 2. C4H-N3O, HXO3: C 26,72 - 27,27 H 4,52 - 4,54 N - 31,60 31,82 0,307 g erforderten zur Neutralisation 17,45 ccin Yio Normal - Kalilauge = 0,11 g HXO3 = 35,83%; bereclmet für C4H7N3O, HNO3 36,79% HNO3. Auch die aus diesem Nitrat dargestellten Gold- und Platin - doppelsalze stimmten m den Eigenschaften und der Zusammen- setzung mit denen des Kreatinins überein. Da jedoch D e s s a i g n e s und M ä r c k e r (1. c.) durch Einv\irkiuig von Salpetrigsäureanhydrid auf Kreatininlösung unter nicht näher präzisierten Bedingungen eine schwer lösliche Ver- bindung erhalten haben, deren Zusammensetzmig auf ein Nitroso- krea,tinin oder ein damit isomeres Oxim hinweist, so sollen diese Versuche wiederholt werden. 382 E. Rupp u. F. Lehmann: Arsenbestiiiunung. Mitteilung aus dem pharmazeutisch -chemischen Institut der Universität Königsberg. Zur quantitativen Ausmittelung des Arsens. Von E. Rupp und F. Lehman n. (Eingegangen den 20. V. 1912.) Der viel bearbeitete Schicksalsverfolg des Salvarsans im Tierkörper hat das Bedürfnis nach einer möghchst einfachen und raschen Sonderung des Arsens vom Grundmaterial hervortreten lassen. Wir haben uns für die Zwecke eines medizinischen Instituts in dieser Richtung bemüht und möchten über das eingeschlagene Verfahren berichten. Es läßt sich damit in 1 — 2 Stunden eine Be- stimmung durchführen. Zugrunde gelegt A^iirde die Methode von Schneider- Fyfe-Beckurts, nach der das Arsen als Arsentrichlorid ab- destilliert und mit Jod titriert wird. Die Zerstörung des organischen Materials hierfür muß bekann thch eine sehr weitgehende sein, da andernfalls jodbindende Substanzen (Furfurol) in das DestiUat übergehen. Bei der üblichen Materialvorbehandlung mit Chlorat und Salzsäure, hat man daher die mit Chlorwasserstoff gesättigte und im Salzsäurestrom überdestilherte Lösung trivalenten Arsens mit Permanganatlösung nachzuoxydieren und die Destillation wie zuvor im Chlorwasserstoff ström zu wiederholen. Diese Destillationen erfordern nicht allein einen Zeitaufwand von mehreren Stunden, sondern insbesondere auch eine ständige Ueberwachung des Chlorwasserstoff-Entwicklers, da Stockungen im Gasstrom sofort Rücksteigerscheinungen auslösen. Der Behelf mit einem reichhchen Zusätze von rauchender Salzsäure an Stelle des Gasstromes zwingt zu einem Abdestillieren fast bis zur Trockne, wobei Retorte oder Destilherkolben nicht selten zu Bruch gehen. Wir suchten nun zu erzielen: 1. Ausreichende Destruierung der organischen Substanz durch Permanganat oder Persulfat und Schwefelsäure in e i n e r Operation. 2. Destillation des Arsens als Trichlorid in einem aus der Substanzlösung selbst herausentwickelten Salzsäurestrom. 3. Einfachste Kondensation des übergehenden Arsen trichlorids bei gleichzeitiger Zurückhaltung etwaiger flüchtiger organischer Abbauprodukte. E. R upp u. F. Lehmann: Arsenbestimmung. 383 Zu den orientierenden Versuchsreihen dienten mit Alkaharsenit bezw. mit Salvarsan in bekannten imd weehselnden Mengen ver- setzte Hackfleischproben. P e rni a n g a n a t - B e h a n d 1 u n g : 20 g Fleisch wurden in einer Reibschalo mit 10 g gepulvertem KaHumpermanganat mög- lichst gleichmäßig verrieben ; hierbei trat sehr bald eine beträchtliche Erwärmung ein. ])as Gemisch wurde in einen Rundkolben von ^ Liter Inhalt geschüttet, mit 10 ccm verdünnter Schwefelsäure Übergossen und unter häufigem Umschütteln 10 Minuten lang stehen gelassen. Darauf woirden vorsichtig unter Umschwenken in kleinen Portionen 25 ccm konzentrierte Schwefelsäure zugegeben. Es trat sofort eine stürmische Gasentwickelung auf, nach deren Verlauf das Fleisch bis auf wenige Klümpchen und Fett zerstört M-ar. Lästig fielen das Umfüllen des Fleisch-Permanganatgemenges und dessen heftige Reaktion mit der Schwefelsäure. Es wurde daher das Fleisch-Permanganatgemisch in der Schale mit 10 ccm verdünnter Schwefelsäure gründlich durchgearbeitet, während zehn Minuten langen Stehens häufig durchgemischt und darauf mit der konzentrierten Schwefelsäure in kleinen Portionen unter beständigem Umrühren versetzt. ]^er Zerstörungseffekt war ebi besserer wie zuvor. Als nun das Gemisch von Fleisch, KaHumpermanganat imd verdünnter Schwefelsäure ca. 15 Minuten unter häufigem Umrühren auf einem siedenden Wasserbade erhitzt und dann mit konzentrierter Schwefelsäure versetzt M^rde, verlief die Reaktion noch ruhiger und vollständiger. Durch das Erhitzen wird eine sehr feine, gleichmäßige Verteilung von Fleischresten und KaHum- permanganat erreicht, die auf Zusatz der konzentrierten Schwefel- säure rasch in Lösung gehen. Man verreibt also in einer Porzellanschale 20 g Fleisch masse zuerst mit 10 g gepulvertem Kaliumpermanganat und darauf mit 10 ccm verdünnter Schwefelsäure möglichst gleich- mäßig. Die Mischung wird auf einem siedenden Wasserbad erhitzt und während dieser Zeit häufig durchgearbeitet. Die noch warme, fast pulverige Masse wird mit 25 ccm konzentrierter Schwefelsäure in kleinen Portionen unter be- ständigem Umrühren versetzt und bildet nun- mehr eine gelb bis bräunlich gefärbte Flüssig- keit, in der keine oder ganz geringe Fleisch - reste vorhanden sind. 384 E. Rupp 11. F. Lehmann: Arsenbestünmung. Persulfat-Behandlung: 20 g Fleisch \viirden mit 10 g Kahumpersulfat gemischt. Die Mischung wurde mit 10 ccm verdümiter Schwefelsäure übergössen, 10 Minuten unter häufigem Umrühren stehen gelassen und mit 20 ccm konzentrierter Schwefel- säure versetzt. Die Reaktion war bei weitem nicht so energisch, und ein großer Teil des Fleisches blieb unzerstört zurück. Daher wurde das Gemisch auf einer Asbestpappe über ganz kleiner Flamme bis zum Sieden erhitzt. Die Fleischstückchen verschwanden hierbei immer mehr, namenthch wenn sie mit einem dicken Glasstab oder einer Reibkeule zerdrückt wurden, und es blieb eine, wenn nicht zu stark erhitzt war, hellgelb gefärbte Flüssigkeit zurück. Die beiden Zerstörungsverfahren erwiesen sich im weiteren Verlauf der Untersuchungen als gleichwertig. Da Permanganat überall eher zur Hand sein dürfte und wohl auch sicherer arsenfrei ist, geben wir diesem den Vorzug. Destillation und Titration: Den zur Ver- flüchtigtmg des Arsens benötigten Salzsäurestrom erzeugt man durch Eintragen von reinem Kochsalz in das schwefelsaure Zer- störungsgemisch. Wir kelirten damit auf den schon von Schneider im Prinzip eingeschlagenen Weg zurück, vermeiden aber durch die Permanganat- Voroxydation die Entstehung von Schwefligsäure, welche das nach dem Schneide r'schen Originalverfahren ge- wonnene Destillat zur direkten Titration unbrauchbar macht. Zunächst ist das Zerstörungsgemisch von superoxydi sehen Manganresten zu befreien, um eine Chlorbildung aus dem hernach zu entwickelnden Chlorwasserstoff zu verhindern. Hierzu ver- wandten wir anfänghch Natriumsulfit und vertrieben überschüssiges Schwefeldioxyd durch Erhitzen. Bequemer ist ein Zusatz von ca. 30 ccm offizinellem 3% igem Wasserstoffsuperoxyd, das unter lebhaftem Aufschäumen vergast, MnOg -f HgO + H2SO4 = 02 + MnSO^ + 2 HgO, und im Ueberschuß durch die Mischwärme der Schwefelsäure zer- setzt wird. Nunmehr war zu untersuchen, ob und inwieweit mit dem Salzsäurestrom jodbindende organische Trümmerstoffe über- destillieren. Die Zerstörungsgemische wurden in einen Halbliter- kolben verbracht, mit 50 g Chlomatrium, sowie 5 g wasserfreiem Ferrosulfat versetzt und durch einen einfach gebohrten Stopfen mit zweimal rechtwinkehg gebogener Ableitungsröhre verschlossen. Der äußere Glasrohrschenkel tauchte in einen Erlenmeyerkolben mit 100 ccm Wasser. Das der Reduktion von Arsensäure zu Arsenig- E. llupp u. F. Lohiaaun: Arsonbcstiraiaung. 385 säure dienende Ferrosulfat war des etwa möglichen Einflusses wegen auch den arsenfreien Blindversuchen zugesetzt worden. Beim Erhitzen auf dem JJrahtnetz trat sehr bald stürmische Salzsäureentwickelmig auf. Sobald diese ruliiger wurde und das Schäumen nachheß (6 — 7 Minuten), Monde die Destillation unter- brochen, der Vorlagen-Lihalt durch Bikarbonat neutrahsiert und mit "/loo Jod titriert^). Der Verbrauch hieran betrug bei einer längeren Versuchsreihe 0,5 — 2,5 ccm. Bei einer auf freier Flamme fraktioniert destilliertei^ Probe erforderte die erste Destillathälfte in bikarbonatalkahscher Lösung 0,3 ccm, der zweite, erhebüch höher erhitzte Anteil 1,7 ccm "y\(jQ Jod, Daraus ergab sich, daß insbesondere Ueberhitzung zu meiden ist. So wurde nunmehr auf dem Sandbade erhitzt, wodurch der Jod- verbrauch auf durchschnitthch 1 ccm "/loo Lösung fiel. Schheßhch wurde die Destillation im langhalsigen Kjeldahlkolben mit dem bei Stickstoff bestimmungen übhchen Stutze r'schen Aufsatz vorgenommen, und damit erreicht, daß der ,, innere Jodbedarf" auf 0,4 — 0,6, also im Mittel 0,5 ccm "/loo Lösung zurückging. Dieser Betrag blieb konstant. Hand in Hand mit diesen Blindproben gingen Versuchsreihen mit Arsenigsäurezusatz bis zu 0,264 g, durch welche der Flüchtigkeits- grad des Arsens unter den jeweils emgehaltenen Destillations- bedingungen kontrolhert wurde. Dabei ergab sich durchweg, daß in der obwaltenden höchst wasserdampfarmen Atmosphäre naszenten Chlorwasserstoffs das gebildete Arsentrichlorid überraschend leicht quantitativ übergeht. Erwähnenswert halten wir hier folgenden Versuch: In einem Fraktioruerkölbchen mit nahezu bis zum Boden reichenden Gas- zuleitungsrohr \Mirden 30 g Arsentrichlorid (Siedepunkt 134"^) auf dem Wasserbad erhitzt. Da keine Siedeerscheinung stattfand, *) Zm" Kontrolle der Materialien und der Empfindlichkeit des Stärke-Indikators unter obigen Versuclisverhältnissen wurden 40 g Bikarbonat mit 100 ccm ^Vasser angeschüttelt, mit arsenfreier rauchender Salzsäure annähernd neutralisiert und mit "/loo Jodlösung versetzt. Nach drei Tropfen trat deutliche Blaufärbvmg ein. Ein Zusatz von 3 g Jodkalium vor der Titration war ohne Einfluß. Des weiteren wurden vorsichtig 10 g Kaliumpermanganat mit 10 ccm verdünnter und dann 50 ccm konzentrierter Schwefelsäure übergössen, mit 20 ccm Wasser und 2 g Natriumsulfit gekocht und nach dem Erkalten mit 5 g Ferrosulfat und 50 g Natrimnchlorid destilliert. Das Destillat wurde in 100 ccm Waeser aufgefangen, wie vorher alkalisiert und titriert. Es wurden ebenfalls nur 0,15 ccm '^/^^f, Jod verbraucht. Arch. d. Pharm. (_ GL. Bds. 5. H«ft. 2.5 386 E. Rupp u. F. Lehmann: Arsenbestiromung. zeigte der Faden eines bis zum Fraktionieransatz eintauchenden Thermometers keinen erheblichen Anstieg. Als nun aber ein kräftiger Strom von Salzsäuregas zugeleitet wurde, stieg das Thermo- meter alsbald auf 75" an, und das Arsentrichlorid war bmnen weniger Minuten überdestilliert, obschon die Temperatur alhnähhch wieder auf 66" gefallen war. Der Kondensation des Destillates nach Schneider-Fyfe ist daher größte Sorgfalt zu mdmen für den Fall, daß gas- förmige Salzsäure die Vorlage passiert. So findet man für die gewöhnliche Destillation im quantitativ un- bestimmten Salzsäurestrom mit Recht intensive Wasserkühlung und doppelte Wasser vorläge vorgeschrieben. Indem wir nun das Destillat in eine Aufschwemmung von 40 g Natriumbikarbonat und 100 g Wasser leiten, wird für rascheste Hydrolyse des über- gehenden Arsentrichlorids Sorge getragen, so daß jegUche Kühlung oder sonstige Vorsichtsmaßregel entbehrlich ist. Wie der Versuch ergab, genügte es auch, einfach 100 ccm Wasser vorzulegen, welche mit der aus 50 g Kochsalz entwickel- baren Chlorwasserstoffmenge eine höchstens 25% ige Salzsäure liefern können, aus der Arsentrichlorid gleichfalls nicht zu ent- ■vA'eichen vermag. Das Bikarbonat ist jedoch ein bequemer Indikator des Reaktionsendes. Ist selbiges annähernd zersetzt, d. h. voll- kommen in Lösung gegangen, so ist nahezu aller Chlorwasserstoff übergetrieben, die Destillation kann also unterbrochen werden. Die Resultate einer der diesbezüglichen mit 20 g Fleiscli an- gestellten Versuchsreihen \\^aren die folgenden: Angewandt Jodverbrauch Gefunden 0,001 g As 3— 3,3 ccm "Aoo J 0,0011-0,0012 g As 0,0025 „ „ 7,0 „ ,, ,, 0,0026 „ „ 0,005 „ „ 12,8-13,3 „ ,, ,, 0,0048-0,005 „ „ 0,01 „ „ 25,6-26,2 „ ,, „ 0,0096-0,0098 „ „ 0,05 „ „ 12,6-12,9 „ "Ao J 0,047 -0,049 „ „ 0,1 „ „ 25,2-26,2 „ ,, ,, 0,093 -0,098 „ „ 0,15 „ „ 38 -38,6 „ ,, ,, 0,140 -0,145 „ „ 0,2 „ „ 51,6-52,2 „ ,, », 0,193 -0,196 „ „ Als Korrekturabzug des inneren Jodverbrauchs waren 0,05 ccm "/lo bezw. 0,5 ccm "/jqq Jod in Anschlag gebracht worden. Da bei physiologischen Untersuchungen nicht immer 20 g festes Material zur Verfügung sein werden, war Aveiterhin zu prüfen, ob für geringere Materialmengen die beschriebene Versuchsanordnung E. Rupp u. F. T^ehrriann: Arscnbostimmuag. 387 Unverändert beibehalten werden kann. Aus den mit 5 bezw. 10 g Fleisch an.üestellton Titrationsserien ging hervor, daß dies der Fall ist. Auch die Pertiianganatineng(^ bedarf keiner Veränderung. ])ie Blind vei'su che ergaben einen inneren Jodverbrauch von 0,5 — 0,7 cem "/^qq Jod bei 10 g Material, „ 0,3—0,5 „ 7ioo .. >' 5 g im Mittel also wiederum 0,5 cem, die vom Arsen-Titrationsverbrauch in Abzug zu bringen sind. 5 g Fleisch, 10 g Permanganat: Angewandt Jodverbrauch (Jefundcii 0,ÜÜl g As .3,3 com "/loo J 0,0012 g A.s 0,0025 „ „ 6,0 0,005 „ „ 12,4 0,0125 „ „ 32,2 0,05 „ „ 12,3 0,2 „ „ 51,0 „ „ 0,0022 „ „ „ 0,0047 „ „ „ 0,0121 „ "/lo J 0,046 „ 0,191 Li Zusammenfassung ergibt sich folgender (Quantitativer Arsennachweis in Fleischmaterial. 5 — 20 g des krümelig feuchten Untersuchungsmaterial^ werden jnit 10 g gepulvertem Kahumpermanganat und darauf mit 10 cem verdünnter Schwefelsäure möghchst gleichmäßig gemischt. Die Mischung wird auf einem siedenden Wasser bad 15 iMinuten lang erwärmt und während dieser Zeit häufig durchgearbeitet. Der noch warme, fast pulverige Rückstand wird unter beständigem Umrühren in kleinen Portionen mit 25 cem konzentrierter Schwefelsäure und bald darauf mit 30 cem \Vasserstoffsuperoxydlösung versetzt. Sobald die Flüssigkeit nicht mehr schäumt, gießt man sie in einen Kjeldahl- kolben um, spült die Schale mit 30 cem konzentrierter Schwefelsäure nach, fügt 5 g entwässertes oder 10 g ki'ystaUisiertes Ferrosulfat hinzu, kühlt ab, gibt nunmelir 50 g Natriumchlorid zu und destilHert unter Benutzung eines Kjeldahl-Kugelaufsatzes auf dem Sandbad. Der nach unten abgebogene Außenschenkel des Aufsatzes ist durch ein Schlauehstück pendelnd mit einem 30 — 40 cm langen Glasrohr verbunden, das in einen geräumigen Erlenmeyerkolben mit 40 g Natriumbikarbonat und 100 cem Wasser taucht. Ist in dem öfters umzuschwenkenden Kolben alles feste Bikarbonat verschwunden, so unterbricht man die Destillation durch Lüften des Aufsatzstopfens oder löst die Schlauchverbindung und spült das Glasrohr mit etwas 25* 388 E. Rupp u. F. Lehmann: Arsenbestimmung. Wasser nach. Das ])estillat läßt man erkalten, alkalisiert es nötigen- falls mit Bikarbonat, filtriert^) und titriert mit "/lo bezw. "/loo Jod- lösung und Stärke. 0,05 c c m ."/lo b e^z w. 0,5 c c m "/loo Jod werden vom Titrationsverbrauch als Korrekturwert in Abzug gebracht. 1 ccm "/lo J = 0,003748 g As bezw. 0,00495 g AsgOg, 1 ccm "/loo J = 0,0003748 g As bezw. 0,000495 g AsgOg. Die Arbeitsweise für das Zerstörungsverfahren mit K^alium- persulfat ergibt sich aus nachstehender Versuchsreihe: 20 g arsenhaltiges Fleisch wurden mit 10 g KaHumpersulfat und darauf mit 10 ccm verdünnter Schwefelsäure mögMchst gleich- mäßig gemischt und unter häufigem Umrühren 10 Minuten lang stehen gelassen. Darauf gibt man 25 ccm konzentrierte Schwefel- säure zu, erhitzt Deständig durchrührend die Mischung über kleiner Flamme bis zum beginnenden Sieden, gießt sie in einen Kjeldahl- kolben, spült mit 30 ccm Wasser nach, fügt noch 30 ccm kon- zentrierte Schwefelsäure hinzu und verfährt dann weiter wie bei der Permanganatmethode. Als Umschlagswert waren auch hier 0,5 ccm '7ioo Jod vom Titrationsergebnis in Abzug zu bringen. Angewandt Verbraucht Gefunden 0,00483 g As 12,7-12,8 ccm "/loo J 0,00476-0,0048 g As 0,0966 „ „ 25 -25,2 „ „ „ 0,0937 -0,0944 „ „ 0,120 „ „ 31 -30,8 „ "/lo J 0,116 -0,115 „ „ 0,240 „ „ 60,7 — 61 „ „ „ 0,2275 -0,229 „ „ Schheßhch wurde noch festgestellt, daß der nötige Chlor- wasserstoffstrom auch durch Eintropfen von rauchender Salzsäure in die schwefelsauren Zerstörungsgemische erzeugt werden kann, wennschon man es als einen großen Vorteil des Kochsalzes erachten wird, daß dieses leicht arsenfrei zu erhalten ist, bezw. durch schwache Rotglut von Arsen befreit werden kann. Die Apparatur ist dieselbe wie oben, außerdem ragt jedoch durch den doppelt gebohrten Stopfen ein Tropftrichter mit 50 ccm rauchender Salzsäure in den Kjeldahlkolben hinein. Man erhitzt den Kolbeninhalt zum Sieden und läßt, gelinde weiter erhitzend, die Salzsäure in dünnem Strahle zufHeßen. Nach weiteren 5 Minuten Kochens wird die Destillation unterbrochen. ^) Filtrierte Proben zeigen besseren Indikatoruinschlag. W. Schuleniann: Vitalfärbung und Chemotherapie. 389 Angewandt Verbraucht Gefunden 0,00483 g As 13,2 ccm "/loo -^ 0,0049 g As 0,0483 „ „ 12,8 „ "/lo J f>>048 g „ 0,120 „ „ 30,7 „ „ „ 0,115 „ „ 0,240 „ „ 61,5 „ „ „ 0,230 „ „ -- j 0,005 „ „ 12,8-13,2 ccm n/ioo J 0,0048-0,0049 g As SS 0,05 „ „ 12,65-12,9 „ "A« J 0,0475-0,0483,, „ ^ io,2 „ „ 51,3 „ „ „ 0,192 g As Ueber die Anwendung des Verfahrens auf Blut und Harn, sowie den kolorimetrisclien Naclnveis von Ai'senmengen unterhalb 1 mg wird denmächst berichtet werden. Aus dem pharmazeutischen Institut der Universität Breslau (Direktor: Professor Dr. Gadamer) und der Königlich chirurgischen Universitätsklinik Breslau (Direktor: Geheimrat Professor Dr. Küttner). Vitalfärbung und Chemotherapie. n. Versuchsfehler bei Vitalfärbungs-Arbeiten. Von Werner Schulemann. (Eingegangen den 24, V. 1912.) Bei den Versuchen, Tiere vital zu färben^), ist man so vielen Versuchsfehlern ausgesetzt, daß es mir berechtigt erscheint, sie hier zu behandeln, soweit ich sie bei meiner Arbeit bemerkt habe. Einmal scheint mir dies zur Beurteilung der früheren Arbeiten über Vitalfärbung wesenthch, dann aber wird es für denjenigen, der auf diesem Gebiet auch arbeiten will, nicht ohne Interesse sein, wenigstens einige ,, Klippen und Untiefen" vorher zu kennen, um sie leichter vermeiden bezw. berücksichtigen zu können. Zunächst sind rein chemische Momente zu nennen. Hierzu bedarf es einer Abschweifung auf das Gebiet der Farben- fabrikation. Die Verwandten des Trypanblaus leiten sich ab von einem Diamin und von NaphtaHnderivaten. Von den Diaminen kommen für uns vor allem Benzidin, Tohdin, Dianisidin bezw. deren ^) Literatur siehe bei Schulemann; Arch. d. Pharm. 1912, Heft 4. 390 W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. Sulfosäuren in Betracht. Man erhält sie durch Reduktion von Nitrobenzol, bezw. o-Nitrotoluol und o-Nitroanisol mit Zinkstaub und Alkalilauge, Lösen der entstandenen Hydrazoverbindungen in Salzsäure (zur Umlagerung) und Fällen der Basen als Sulfate etc. Hieraus können (durch Vakuumdestillation) die gereinigten Basen gewonnen werden. Damit ist schon darauf hingewiesen, welcher Art die Verunreinigungen etwa sind. Zumeist handelt es sich um andere Basen, die mitdiazotiert werden, und die dann bei Zusatz von Naphtahnderivaten die Hauptmenge des Benzidin- farbstoffes verunreinigen. Aehnliches trifft für die Naphtahnderivate zu. Hier handelt es sich meist um die Verunreinigung mit Isomeren. Die Unter- schiede in der Stellung der — OH-, — NHg- und — SOgNa- Gruppen, sowie ihre Zahl, sind für imsere Versuche von größter Bedeutung. Auch sie veranlassen die Entstehung von Farbgemischen. Nun sind es ja meist nur geringe Verunreinigungen, die in den Farben vorhanden sind, und die Menge des gewünschten Farbstoffes überwiegt bei weitem. Trotzdem ist dieser Punkt nicht zu ver- nachlässigen. So habe ich mitunter gefunden, daß eine mtraperitoneal injizierte Substanz dem Tiere eine schwache Färbung der Haut- decken verHeh. Bei der nachfolgenden mikroskopischen Unter- suchung zeigte sich dann keine Spur von Vitalfärbung, dagegen reichhche Farbniederschläge und sehr geringe Resorption der Farb- lösung. Da es sich hierbei um recht empfindliche Suspensions- kolloide handelte, läßt sich die Allgemeinfärbung nur als Wirkung von Verunreinigungen deuten, zumal die Farbnuancen der Ver- unreinigungen meist etwas von der Farbe des Hauptstoffes ab- weichen. Derartige Verunreinigungen können die Resultate sehr trüben, besonders wenn sie toxischen Charakter haben. Ich erhielt beispielsweise mit einem Benzoazurin G OH / \ / \ OH <.__X_)'- SOsNa OCH3 H3CO NaOsS nach Injektion geringer Mengen Farblösung intraperitoneal eine scheinbar vitale Färbung der Makrophagen im Netz. Daneben aber färbten sicli die anderen Organe des Tieres nicht vital; während die Tiere bald den Wirkungen der Farbe erlagen, trat noch eine Rosafärbung der Zellkerne ein, und zwar vor allem derjenigen Zellen, die direkt mit der injizierten Lösung in Berührung waren. W. Schulemann: Vitalfärlmiig und Chemotherapie. 391 Hier siiid vor allem die Zellen des Netzes, der Leberkapscl, Mil/.- kapsel etc. zu crwähixen. Diese Verhältnisse ^ve^den später näher berücksichtigt werden. Eine genauere Untersuciiung des Farbstoffes selbst ergab nun, tlaß er aus einer blauvioletten und einer gelbroten Komponente bestand; eine chemische Aenderung der Farbe im Tierkörper also nicht stattgefuiiden hatte. Da die Selbstdarstellung der VitaLfarben in vielen Fällen zu .schw-ierig bezw. zeitraubend ist, müssen ^n^ uns mit den technischen Erzeugnissen der Farbwerke auch für physiologische Zwecke be- gnügen. Vitalfärbmigsversuche anzustellen ohne genaue Kenntnis der chemischen Konstitution ist im allgemeinen völlig zwecklos. Wohl kann man interessante Färbmigen finden, ohne aber über ihre Genese etwas aussagen bezw. allgemeine Gesichtspmikte gewinnen zu können. Aber selbst weiui man im Besitze der Konstitutionsformel ist, sollte man nie versäumen, vor den physiologischen Versuchen die Farbstoffe chemisch zu untersuchen. Zur Beurteiliuig unserer Farbstoffe seien einige allgemeine Bemerkungen vorausgeschickt. Fast alle im Handel befindlichen Farbstoffe sind kerne chemisch reinen Körper. Vom Konsumenten \md eine gleichmäßig färbende Ware verlangt. Da nun aie verschiedenen Fabrikationspartien nicht stets in gleicher Stärke und Reüiheit ausfallen, nimmt der Fabrikant die schwächste Partie als „Typ"' und stellt auf diese ein durch ,,Verdiümen", d. h. Zumischen von Kochsalz, Natriumsulfat, Zucker, Dextrin etc. Wenn wir von der Darstellung her noch mit einer sch\Aaclien Verunreinigmig durch Soda rechnen, dann kömien wir uns ein \mgefähres Bild von den anorganischen Verunreinigungen machen. Damit sind wir wieder auf emc große Reihe von Fehlerquellen hingewiesen. Diese anorganischen Verunreinigungen machen einmal eine genaue Dosierung unmöglich, ferner muß man an ge- legentlieh sich zeigende ,,S a 1 z w i r k u n g e n" denken. Große Schwierigkeiten ergeben sich aus diesen Elektrolytbeimengungen für die pliysiko-chemische Untersuch mig der Farblösungen und Vergleiche der erhaltenen Resultate, worauf in einer späteren Arbeit zurückzukommen sein- wird. F a r b s t o f f g e m e n g e erkemit man im allgemeinen gut daran, daß man sie in pulverisiertem Zustande über mit Wasser oder Alkohol befeuchte tes Filtrierpapier streut. Die einzelnen Komponenten erzeugen daim verschiedenfarbige Flecken. Anderer- seits kann man auch einen Tropfen der Lösung auf Fließpapier 392 W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. fallen lassen. Farbgemenge geben dann Flecken, die am Rande anders als in der Mitte gefärbt sind, ein Verhalten, das auf das verschiedene Diffusionsvermögen der Gemengteile zurückzuführen ist. Schwierigkeiten bereiten allein Gemenge von Farben gleicher oder sehr ähnlicher Nuance. Wir wissen jedoch, daß konzentrierte Säuren die Farben meist charakteristisch verändern. So gehngt es, durch Aufstreuen des Farbpulvers auf konzentrierte Schwefelsäure, die sich in einem Porzellanschälchen befindet, Gemenge als solche zu erkennen. Unter Hin- und Herneigen der Schale entstehen dann verschiedenfarbige Streifen in der Flüssigkeit. Ein wesentlicher Punkt bei Vitalfärbungsversuchen ist femer die Darstellung der Farblösungen. Es empfiehlt sich, zunächst von ^ % igen Lösungen auszugehen und diese kalt zu bereiten. Am Beispiel des Benzopurpurin B^) haben wir gesehen, daß'Erhitzen einen anderen Kolloidzustand der Farben bedingen kann. Sie sind eventuell mehr zur Gel-Bildung geneigt und in diesem Zustand kaum noch vitalfärbend. Lösen sich die Farben kalt nicht zu %%, so verwendet man die gesättigten kalt- bereiteten Lösungen und ersetzt die niedrigere Konzentration durch größere Lijektionsdosen oder häufigere Einspritzungen als ge- wöhnlich. 1 ccm %%ige Lösung auf 20 g Maus wird meist gut vertragen. Nach drei Tagen kann man meist eine neue In- jektion folgen lassen. Größere oder geringere Giftigkeit der Farben ist dann durch Verminderung oder Erhöhung der Ausgangsdoseu leicht festzustellen. Die mikroskopische Untersuchung geschieht zweckmäßig 24 Stunden nach der letzten Injektion, wobei auch auf Färbung des Harns, Kotes und der Galle zu achten ist, sowie auf nocli nicht resorbierte freie Farblösung in der Bauchhöhle. Diese ist dann auf Farbniederschläge zu untersuchen. Um Schlüsse aus der letzten Beobachtung ziehen zu können, ist es notwendig, nur klare Lösungen zur Injektion zu verwenden. Zu beachten ist ferner, daß leicht diffusible Farben, z. B.: NH^ OH / \ nach 24 Stunden bereits wieder abgeschieden sind. (Ueber Färbmigen mit dieser und ähnHclien Substanzen Avird später im Zusammenhange berichtet Averden.) Es muß demnach beobachtet werden, wann em Tier auf der Höhe der Färbung ist und muß auf diesem Höhepunkt ') Siehe früher. W. Schulemanii: Vitalfärlmrig und Chemotherapie. 393 untersucht werden. Auch die Zahl der Injektionen vor der Unter- suchung ist nicht ohne Einfluß auf den Befund. Die verschiedenen Vitalfarben färben durchaus nicht gleichmäßig alle vitalfärbbaren Zellen, sondern zeigen — bei dem gleichen Modus der Injektionen — besondere Vorliebe zu einzelnen Organen. Dies ist bei einmaliger Injektion weit besser zu erkennen als nach dem , .Hochtreiben" der Tiere. Ich berühre damit einen Punkt, der die Beurteilung, ob eine Farbe vital färbt oder nicht, außerordentlich erschweren kann. Da überall in der Natur Uebergänge vorhanden sind, so war dies auch hier zu erwarten. Es gibt Substanzen, die ebenso wie das Trj^paii- blau färben, und die man ohne weiteres als Vitalfarben bezeichnen kaim. Aber schon das oft genannte Benzopurpurin B ist — nachdem man es heiß gelöst — in seiner Wirkung schwer zu beurteilen. Zum Teil wird es noch resorbiert, zum Teil aber bleibt es in der Bauch- höhle liegen, wo man bei der Sektion eckige Klümpchen von durch- sichtigem Aussehen auffindet. Scharf gegen die Vitalfarben grenzen sich leicht wasserlösb'che Suspensionskolloide ab, die dicke Nieder- schläge auf den Baucliorganen abscheiden und auch Exsudate er- zeugen. Lösen sich diese Suspensionskolloide hingegen schwer in Wasser und ist man daher gezAvungen, mit sehr schM-achen Lösungen zu arbeiten, dann werden diese scheinbar resorbiert. Oeffnet man nach vielen Injektionen das Versuchstier, dann gCAvinnt man den Eindruck, daß allein das Netz gefärbt sei. Die mikroskopische Untersuchung läßt uns Makrophagen finden mit Granula, die den Vitalfärbungsgranula recht ähnlich sehen. GTenaueres Zusehen zeigt dann aber, daß es sich um phagozytierte Nieder- schläge handelt, die von den sonst vitalfärbbaren Zellen auf- genommen wurden. Besonders schön ist dies beim Diaminviolett N zu erkennen, das in seinem Charakter mit Farbe No. 150 zu ver- gleichen ist. Diese Niederschläge im Bauch räum sind al^er nicht stets die Folge von Elektrolytfällungen von Suspensionskolloiden, sondern können auch bei hydrophilen Kolloiden entstehen. Allerdings sind dies dann Hydrophilkolloide, die sehr stark zur Gel-Bildimg neigen und dem heiß gelösten Benzopurpurin in ihrem Verhalten recht nahe stehen. Das Aussehen der Niederschläge, sowie der Sektionsbefund ist in beiden Fällen verschieden und soll später beschrieben werden. Scheinbar ganz aus dem Rahmen dieser Erscheinungen fallen Beobachtungen an den verschiedensten Farben heraus. Ebenso wie bei echter Vitalfärbung färben sich die Tiere äußerhch sehr schön. Bei der mikroskopischen Untersuchung aber findet man 394 W. Schulemann: Vitalfärbung und Chemotherapie. keine Spur von spezifischer Verteilung. In den meisten F.äilen handelt es sich dann um sehr kleinmolekulare Farben, mit relativ viel — SOgNa- Gruppen, die sich weder wie Hydrophil-, noch wie Suspensionskolloide verhalten. MögUch er weise handelt es sich um echte Lösungen, was noch festzustellen ist. Im Körper einer mit solchen Substanzen gefärbten Maus, findet man meist eine stärkere oder schwächere Elastikafärbung; mitunter aber ist die Farbe nur im Blutserum und der Gewebsflüssigkeit enthalten. Eine Sonderstellung sclieint die Niere unter den vital- färbbaren Organen einzunehmen, wenn dies nicht etwa auf Wirkung von Gemengteilen unserer Farben zurückzuführen ist. Auch auf ihr Verhalten kann hier nicht näher eingegangen werden. Schwierigkeiten kann uns bei der Beurteilung noch die Färb nua nee selbst bereiten. Ein helles Gelb oder Orange unterscheidet sich unter Umständen außerordentlich schwer von der Umgebung, da die Granula oft den gleichen Ton wie die frischen Zellen des Tierkörpers aufweisen. Ich habe schon früher auf die Vorliebe bestimmter Farben, zu einigen Organen besondere Verwandtschaft zu zeigen, aufmerksam gemacht und zu solchen Beobachtmigen die Injektion geringer Farbmengen empfohlen. Dabei ist es mir wiederholt vorgekommen, daß Farben die bisher gut vital gefärbt hatten, bei dem einen oder anderen Tier keine allgemeine Färbung gaben. Es hat sich dann fast ausnahmslos herausgestellt, daß die Farben von dem Uterus, der dann Embryonen enthielt, gespeichert worden waren. Auch das Alter der Versuchstiere schemt von einem gewissen Einfluß zu sein, was allerdings bei Versuchen an ausgewachsenen Mäusen nicht in Betracht kommt. Einer Ziege wurden zwei Tage nach der Geburt 50 ccm l%ige Trypanblau- lösung injiziert. Nach einem Tage wurde sie getötet. Der Hani war tiefblau, die Farblösung resorbiert und die Elastika zeigte allenthalben einen heUblauen Farben ton. Die Farbe hat also zweifel- los in der Blutbahn zirkuliert. Bei der Untersuchung war in der Niere und der Leber eine ganz schwache Vitalfärbung nachweisbar. Nur einige von vielen Lymphdrüsen waren schwach vital gefärbt. Ferner fanden sich einige vital gefärbte Zellen an den thrombosierten Nabelarterien (Ligamenta umbilicalia lateraHa). Möghcherweise war bei diesem jungen Tier der ,, Reaktionskörper" noch nicht ge- bildet, dessen Vorhandensein aber noch bei einem erwachsenen Tier dieser Art festzustellen wäre. Endlich ist a\if die Technik der Untersuchungen von Tieren, die mit neuen Farben behandelt woirden, noch ein- W. Schiilemann: Vitalfärbuiig und Chomotherapie. 395 zugelien. Bei Trypanblau-Versuchon ist die G c \v e b s f i x a t i o ji mit 10%iger Fornialdeliydlösung gut möglich. Leider sind aber nicht alle Farben derart fixierbar. Besonders Farben, die als Auxochrome nur die — NH,- oder substituiert« — NHo-Oruppe ent- halten, Averden entfärbt. Durch einen Versuch im Reagenzglas kann man sich leicht davon überzeugen, daß nicht die Farbe extrahiert, sondern zerstört wird. Diese Tatsache chemisch ■weiter zu verfolgen, behalte ich mir vor. Es ist deshalb notwendig, stets die Tiere frisch zu untersuchen. Zu diesem Zwecke bringt man kleine Gewebs- stückchen auf einen Objektträger und quetscht sie mit einem Deck- glas oder anderem Objektträger. Da nun manche Farben entweder die äußeren Schichten der Bauchorgane färben oder Niederschläge auf ihnen bilden, ist es zu empfehlen, stets auch das Organparenchym besonders zu untersuchen. ' Nebenher M-ird stets die Fixation und Gewinnung von Dauer- ])räparaten zu versuchen sein. Zur Gegenfärbung von Dauerpräparaten, die mit blauen Farben vital gefärbt sind, hat mir das Pikrokarmin neu No. 1 von Dr. G. G r ü b 1 e r & C o. - Leipzig ausgezeichnete Dienste geleistet. Es ist einfacher Alaun-Karminfärbung weit überlegen, weshalb ich es angelegentlichst empfehle. Auf den Einfluß der T n j e k t i o n s a r t (intraperitoneal, intravenös, subkutan) habe ich früher schon aufmerksam gemacht. Ebenso bieten die Triphenylmethanfarben einige Be- sonderheiten, die später zu erwähnen sein werden. Ich hoffe, damit gezeigt zu haben, welche Schwierigkeiten bei der Beurteilung der Farbwirkungen im Organismus vorliegen. Vitalfarben, die sich \vie das Trypanblau verhalten, sind leicht als solche zu erkennen. Oft aber ist es sehr schwer zu sagen, ob man die eine oder andere Substanz zu den Vitalfarben rechnen soll. ])ie Subjektivität und Erfalirung des Untersuchers spielt dabei eine große Rolle. Oft wird man aus der Untersuchung ehier Substanz kein Urteil über sie gewinnen können, sondern aus Beobachtungen an Verwandten Rückschlüsse ziehen müssen. Diese Fehler aus- zuschalten, wird nur durch den Vergleich der Resultate mehrerer Untersucher möglich sein. Und gerade die Arbeit mit diesen , »negativen" Farben und Feststellung der Gründe, warum sie nicht färben, scheint mir für das Problem am wesentlichsten. Literatur siehe bei Schulemann, Arch. d. Pharm. 1912, Heft 4. P. Wirth: Erwiderung. Erwiderung an Herrn L. Rosenthaler. (Eingegangen den 24. V. 1912.) In einer Entgegnung*) wendet sich Herr R. in vier Punkten gegen meine Arbeit über Blausäure-Benzaldehyd- lösungen^), worauf ich folgendes erwidere: ad I. Ich habe nirgends behauptet, daß meine Arbeit die- jenige des Herrn R. berührt. Ich erwähnte nur einige Angaben von ihm, welche ganz entschieden in den Rahmen meiner Arbeit gehörten. Herr R. ^vird wohl gestatten, diese Angaben zu benützen, da ich die Herkunft derselben angegeben habe. Was die Wirkung der H- und OH-Ionen betrifft, so habe ich die Ergebnisse des Herrn R. über H-Ionen ausdrückhch durch meine Versuche als unrichtig erwiesen. In bezug auf die OH-Ionen bin ich auch zu eüier teilweise prinzipiellen anderen Ansicht ge- kommen. Das heißt doch nicht ledighch, daß ich das von Herrn R. Festgestellte bestätige. ad II. Die Priorität über den Einfluß von OH-Ionen gebührt Lapworth, van Romburgh-Ulte e^). Herr R. steUt mir anlieim, die Versuche zu wiederholen; um jedem weiteren Einwand seinerseits vorzubeugen, habe ich daher seinen Versuch mit H2SO4 genau wiederholt. Temperatur 28". Auf 100 com Lösung waren 10 ccm N.-H2S0^ und .30 ccm Alkohol anwesend. Alle Zahlen sind auf 100 ccm Lösung berechiaet. Bestimmung ccm ccm ccm an HCX % gebund. geb. VioN- VioN- geb.VioN.- HCN von HCN AgN03 Rhodan AgXO, total HCN nach 1 Stunde . . 147,3 97,1 50.2 0,0 7 Tagen . . 147,3 100,1 47,2 6,0 „ 28 Tagen . . 147,3 107,3 40,0 20,3 Bestimrnmig total HCN . . . 25,1 = 135 mg Bestiimnvmg total CgHjCOH in 20 ccm I. 0,2014 mg Hydrazon = 535 mg, IL 0,2027 mg. Herr R. fand nach einer Stunde 49,63%. Ich konstatiere aber, 1. daß der Einfluß von H-Ionen Herrn R. unklar geblieben 1) Dieses Archiv 249, 510 (1911). «) Dieses Archiv 249, 382 (1911). P. Wirth: Erwiderung. 397 ist, 2. daß Herr R. eine Arbeit über katalytische Emulsinbestand- teile veröffentlicht hat, während er mit den Vorgänj^en bei den Blausäure-Benzaldehydlösungen nicht genügend bekannt war. ad III. Ich überlasse es jetzt Herrn R. seinen Fehlem nacli- zuspüren. ad IV. Herr R. behauptet, mein theoretischer Einwand sei unrichtig; aber seine Behauptung bleibt doch auch theoretisch. Ich überlasse Herrn R. zu beweisen: a) daß seine Annahme, Benzaldehydcyanhydrin werde auch bei Benutzung von Natriumsulfat vollständig vom Aether auf- genommen, richtig ist. Li diesem Falle müssen die Bestimmungen der freien und eventuell der totalen Blausäure in der von Aether ausgeschütteten Flüssigkeit dieselben Zahlen aufweisen, und b) seine Methode nicht an einem fertigen Gemische, sondern an einer ex tempore bereiteten Lösung anzuwenden. Wünschens- wert ist, daß in diesem Falle ein wenig Benzoesäure vorhanden sei. Also bitte, Herr R., Beleganalysen ! ad Schlußbericht verweise ich auf II, b hier. Ich benutze diese Gelegenheit, um noch zu erklären, daß icli über die Dauerhaftigkeit der Benzaldehydlösungen mit Säurezusatz, der Blausäurelösungen mit Säurezusatz und der Benzaldehydblausäure mit Säurezusatz hier unter tropischer Beleuchtung Versuche vorgenommen habe, worüber ich später berichten werde. Infolge meiner Versetzung nach Java und meiner anstrengenden ersten Stellung hier, war es mir nicht möglich, eher die Entgegnung des Herrn R. zu erwidern. 16. Aprü 1912. Dr. P. W i r t h, Müitär- Apotheker der niederl. Kolonialarmee, z. Z. Assistent bei der Abteilung für agrikultur- geologische Untersuchungen am Departement für Land\vartschaft in Buitenzorg (Java). 398 A. Heiduschka u. R. Wallenreuter: Oel der Stryclinossameri. Mitteilung aus dem Pharmazeutischen Institut und Laboratorium für angewandte Chemie der Universität München. Zur Kenntnis des Oeles der Samen von Strychnos nux vomica. Von A. Heiduschka und R. Wallenreuter. (Eingegangen den 9. VI. 1912.) In seinem Bericht über ausländische Fette teilt A. Schröder^) aucli einige Analysenresultate eines Oeles aus den Samen von Strychnos nux vomica mit. An dieser Stelle finden sich dann aucli Angaben älterer Autoren, aus denen aber nichts über das Un verseif - bare des Strychnusöls hervorgeht. Schröder führt darüber nur folgendes an: ,,Die un verseifbare Substanz bestand auch hier aus Phytosterin neben einer kolophoniumähnlichen Masse." Kurze Zeit nachher haben F. H a r w e y und S. M. W i 1 k i e^) weitere Mitteilungen über die Zusammensetzung des Fettes von Nux vomica gemacht. Das Unverseifbare beschreiben sie als eine gelbe, wachs- artige, klebrige Masse, ähnlich dem wasserfreien Wollfett und von unangenehmem Geruch. Sie bestimmten den Gehalt des Oeles an unverseif baren Bestandteilen zu 12% und fanden für das Unverseif- bare eine viel höhere Jodzahl, als sie dem Cholesterin oder Phytosterin zukommt. Nach dem Reinigen mit Alkohol erhielten sie eine Substanz, die unbestimmte Farbenreaktionen gab, welche denen des Phytosterins und Cholesterins aber nur ähnelten. Krystallinische Stoffe konnten H a r w e y und W i 1 k i e auf keine Weise erhalten. Angeregt durch diese Angaben, insbesondere in bezug auf den hohen Gehalt an unverseifbaren Bestandteilen, untersuchten wir ein uns von der Firma Merck in Darmstadt hergestelltes Fett aus Semen Strychni nach dieser Richtung. Das Oel war zähflüssig, von brauner Farbe, mit schwach grüner Fluoreszenz; der Geruch war unangenehm, der Geschmack etwas bitter. Die üblichen Bestimmungswerte sind folgende: Verseifungszahl 124,4, Reichert-Meißl- Zahl 3,7, H e h n e r- Zahl (ohne Berücksichtigung des Unverseifbaren) 81, Säurezahl 18,5, Säuregrad 330,4, Jodzahl (v. Hüb 1) nach drei Stunden 64,5, nach 18 Stunden 67,6. 1) Arch. d. Pharm. 243, 633. *) Journ. Sog. Chem. Ind., Bd. XXIV, No. 13; Chem. Revue über die Fett- und Harz-Industrie 12, 189. A. Heidu.schka u. R. Wallenreuter: Oel der Strychnossaraen. 390 Diese Zahlen stimmen nur zum Teil mit denen von Schröder und mit denen von H a r w e y und W i 1 k i e übrroin; aber auch die Angaben dieser Autoren weichen bei verschiedenen Konstanten wesentlich voneinander ab. Die Ursache hierfür liegt wahrscheinlich sowolil in der Gewinnungsart des Oeles, als auch in der Herkunft der verwendeten Samen. Das Unverseifbare gewannen wir in der von Heiduschka und G 1 o t h^) angegebenen Weise mittels des dort beschriebenen iilxtraktionsapparates. Der bei der direkten Extraktion mit Aether erhaltene Rückstand wurde auch hier nochmals verseift und nach dem Erkalten mit Aether ausgeschüttelt. Nach dem Verdunsten des Acthers und Trocknen im Wasserdampf trockenschrank blieb ein brauner, harzartig riechender Rückstand. Die Menge des so erhaltenen Un verseif baren betrug ca. 20%; seine Jodzahl, nacli V. H ü b 1 ausgeführt, war nach 3 Stmiden 45,4, nach 18 Stunden 60,2, also bei weitem nicht so hoch, wie sie H a r w e y und W i 1 k i e angeben; bei der einen Probe bestimmten diese Autoren eine Jod- zahl von 112,9 bei der anderen von 80,1. Ihre Angaben in bezug auf die phytosterinähnlichen Reaktionen des Unverseif baren konnten wir bestätigen. Bei der Salkowsk i'schen Reaktion-) (Chloroform- lösung -[- konzentrierte Sch^^'efelsäure) färbte sich das Chloroform braun und die Schwefelsäure gelb; an der Berührungsstelle bildete sich ein roter Ring, und sowohl Chloroform wie Schwefelsäure zeigten bald eine grüne Fluoreszenz. Bei der Liebermann- B u r c 1\ a r d'schen Reaktion^) (Chloroformlösung + Essigsäure- anhydrid -|- konzentrierte Schwefelsäure), trat zunächst eine rot- braune Färbung mit grüner Fluoreszenz und später eine schmutzig grüne Färbung auf. Auf folgendem Wege gelang es uns, im Gegen- satz zu H a r w e y und W i 1 k i e, krystallinische Produkte zu erhalten : Das Unverseifbare wurde in heißem Essigsäureanhydrid ge- löst, dann zwei Tage ruhig stehen gelassen; liierbei schied sich zuerst aus dem stark braun gefärbten Essigsäureanhydrid eine gelbliche Masse aus; später besonders beim Abnutschen, wahr- scheinlich infolge der Konzentration und Abkühlung, entstand eine zweite Abscheidung eines gut krystallisierenden Stoffes. Dieser Stoff krystallisierte in schönen, farblosen Blättchen und hatte nach mehrmaligem Umlösen aus Alkohol einen Schmelzpunkt von ^) Pharm. Ceiitralh. 1909, No. 17; vergl. auch Böhmer, Zeitschr. f. Untersuchung der Xalirungs- u. Genußmittel I, 21. *) Arch. d. ges. Physiol. 1872, 6, 207. ') Ber. 18, 1804. Burchard, Dissertation, Rostock 1889. 400 A. H]eiduschka u. R Wallenreuter: Oel der Strychnossaraen. 121". Den üblichen Phytosterinreaktionen^) gegenüber verliielt er sich folgendermaßen: Salkowski-Hesse: Cliloroform gelblieh, Schwefelsäure blutrot. Molescliott: Gelbrote Färbung, auf Zusatz von Jod- tiiiktur etwas stärkere Rotfärbung. Lieber mann: Im durchfallenden Lichte rote Farbe, im auffallenden grüne Fluoreszenz. Hirsch söhn: Keine Reaktion. Mach: Nach dem Auswaschen mit Wasser blauschwarzer und roter Rückstand. Jodzahl (nach v. H ü b 1 bei 20 Stunden) : 57,2. Die qualitative Untersuchung dieser Krystalle ergab nur das Vorhandensein von C, H, 0. Die quantitative Analyse lieferte folgende Werte: 1. 0,1078 g Substanz: 0,3260 g CO, und 0,1158 g H.O. 2. 0,1170 g Substanz: 0,3546 g CO2 und 0,1246 g HgO. 1. 2. C 82,47 82,66% H 12,01 11,91% Diese Werte entsprechen annähernd folgender empirischen Formel C40H70O2, nach welcher der Kohlenstoffgehalt 82,3% und der Wasserstoffgehalt 12,11% beträgt. Um zu sehen, ob dieser Stoff eine acetylierbare OH-Gruppe enthält, die bei obigem Reinigungsverfahren aller Wahrscheinlich- keit nach acetyliert worden wäre, unterzogen wir die erhaltenen Krystalle folgendem Verseif ungsprozeß : 5 g dieses Stoffes wurden mit 190 ccm 10%iger alkoholischer Kalilauge vier Stunden lang am Rückflußkühler verseift, die Lösung mit Wasser verdünnt und das ausgefallene Produkt mehrmals aus Methylalkohol umkrystallisiert. Es resultierte so ein weißes, krystaUinisches Pulver vom Schmelzpunkt 99 '^ und einer Jodzahl (nach V. H ü b 1 bei 20 Stunden) 79,7. Den vorher erwähnten Re- aktionen gegenüber verhielt sich der Stoff folgendermaßen: Salkowski-Hesse: Chloroform und Schwefelsäure blieben farblos. An der Berührungsstelle bildete sich ein roter Ring. Liebermann: Im durchfallenden Lichte erschien die Flüssigkeit gelbrot, im auffallenden grün fluoreszierend. (Schluß folgt.) 1) Kosenthaler, Grundzüge d. ehem. Pflanzenuntersuch., Berlin 1904, S. 54. SpirosaL Farb- und geruchloser Salicylester. Externes Kheumaticum frei von Reiz Wirkung. ,,SpirosalLösting -Bayer/^ Originalflacon ä M. 1, — , Jothion. Externer Ersatz für JodkatI, Jodsalben, Jodvasollmente. 80»/o Jod, Organ, geb. Unübertroffene Resorbierbarkeit 10 — 25''/o Salben oder Lösungen. Jothion veter, 250/0 Jothion- Liniment. Originalflacon a 50 g = M. 2,40. ä 100 g ^ M. 4,50. Zheobromin _ €uchinin phenacetin ^^^ Sul|onal piperazin |^P| Salol Salitylsaure ^^W Salicyl. Jlatron Marke „Bayer" bekannt durch grösste Reinheit und hervorragend schönes Aussehen. Acid.-salicylic. voluminös., bes. geeignet für Handverkauf. Creosotal-Bayer Duotal -Bayer Sabromin. Ersatz der Bromalkalien ohne deren Nachteile. Dos.: 2—3 mal tägh nach den Mahlzeiten. Sabromin -Tabletten ä 0,5 g. No. XX. „Original - Packung". Guajacose. (Flüssige Guajacol- Somatose) vorzüglich w^irksam gegen Erkrankungen der Atmungsorgane insbes. Lungentuberkulose. Originalflasche Mk. 3. — Sapolentum Hydrarg. Görner zur farblosen Quecksilber -Schmlerkur ist in Gelatinekapseln dispensierte 33 1/3 "/o Quecksilbersalbe, löst sich in Wasser, wie ungt. einer, in Papier. Zu beziehen durch alle Großhandlungen oder direkt von Corner, Hofapotheker Berlin W., Ansbacherstr. 8. ^^^;f*^**4f****!ft^*!ft4^*flif W^ Die geehrten Leser werden gebeten, bei Bestellungen auf die Anzeigen unserer Zeitschrift Bezug nehmen zu wollen. "WM ¥¥9^iß^9¥if*¥^9*¥^¥9if¥^ Handelsgesellschaft Deutscher Apotheker m. b. H. Berlin NW. 21, Dortmunderstr. 12 Breslau — Göln — Dresden — Hambnrg — München. Die Weinabteilung Berlin empfiehlt den Herren Apothekenbesitzern, auch Nichtmitgliedern, unter eigener Kontrolle stehende Medizlnal-Weine, Cognacs etc.: Tokayer, Sherry, Portwein, Malaga, Bordeaux-, Rhein- und Mosel- weine, deutsche und französisch» Cognacs und Schaumweine. Außer diesen genannten können sämtliche anderen Weine und Spirituosen von uns bezogen werden, man verlange ausführliche Preisliste. Bei Aufträgen von M. 50. — an in Stillweinen, Rum, Arrak oder Cognac vergütet die Weinkellerei Berlin die einfache Bahnfracht innerhalb Deutschlands. Den Mitgliedern der Handelsgesellschaft werden alle gefl. Wein- einkäufe bei der Gewinnverteilung in Anrechnung gebracht, weshalb wir bitten, auch den Bedarf in Weinen für den Privatgebrauch bei der Handelsgesellschaft zu decken. ICHTHYOL. Der Erfolg des von uns hergestellten speziellen Schwefelpräparats hat viele sogenannte Ersatzmittel hervorgerufen, welche nicht identisch mit unserem Präparat sind und welche obendrein unter sich verschieden sind, wofür wir in jedem einzelnen Falle den Beweis antreten können. Da diese angeblichen Ersatzpräparate anscheinend unter Mißbrauch unserer Marken „Ichthyol" und „Sulfo-Ichthyolicum" auch manchmal fälschlicherweise mit Iclitliyol oder Ammonium s(ulfo ■ ielithyolicum gekennzeichnet werden, trotzdem unter dieser Kennzeichnung nur unser spezielles Erzeugnis, welches einzig und allein allen klinischen Versuchen zugrunde gelegen hat, verstanden wird, so bitten wir um gütige Mit- teilung zwecks gerichtlicher Verfolgung, wenn irgendwo tatsächlich solche Unterschiebungen stattfinden. Ichtliy Ol - Gesellschaft Cordes, Hermanni & Co. HAMBURG. Diesem Heft liegt ein Prospekt der Fa. G. Rüdenberg jun., Hannover, betreffend photographische Apparate, bei. BöTsenbuchdruckerei Denter & Nicolas, Berlin C, Neue Friedriebstraße 43. ARCHIV DER PHARMAZIE herausgegeben vom D eutsclien Ap otheker -Verein anter Redaktion von E. Schmidt und H. Becknrts. Band 250. Heft 6. BERLIN. Selbstverlag des Deutschen Apotheker -Vereins. 1912. Ausgegeben den 7. September 1912. INHALT. Seite A. Heidusclika und R. Wallenreuter, Zur Kenntnis des Oeles der Samen von Strychnos nux vomica (Schluß) 401 H. von Liebig, Ueber chemische Wirkungen des Methyl- und Aethylalkohols 4Q3 J. Brandl und G. Schärtel, Untersuchung über das Fagopyrum-Rutin 414 M. Scholtz, Die Löslichkeit der Alkaloide in basischen Lösungs- mitteln - 418 W. van der Haar, Phytochemische Untersuchungen in der Familie der Araliaceae 424 O. Kaßner, Beitrag zur Kenntnis des Aethers 436 W. Schirmer, Ueber einige Methoden zur Bestimmung von Jodiden 448 C. Hartwich und A. Wichmann, Einige Beobachtungen an Stärke- körnern und über die Zählkammer, ein Hilfsmittel zur quantitativen Ermittelung von Verfälschungen vegetabilischer Pulver . 452 A. Wichmann, Ueber den Harzbalsam von Pinus cambodgiana 472 H. Beckurts und H. Frerichs, Vergleichende Untersuchungen über die Zusammensetzung des Ichthyolammoniums und einiger Ersatzpräparate 478 Eingegangene Beiträge. J. Tröger und W. Kroseberg-, Angosturaalkaloide. F. W. Dauckwortt, Zur Kenntnis des Protopins und Kryptopins. J. Klimont, Untersuchungen über das Bromadditionsvermögen organischer Verbindungen auf maßanalytischem Wege. C. Mannich und R. Euphal, Ueber einige Derivate des Benzylamins. Derselbe und W. Drauzburg-, Ueber die Glycocollester einiger Phenole. C. Mannich, Ueber Arbutin und seine Sj'^nthese. (Geschlossen den 28. VIII. 1912.) Nährmittel -^' ^^"^'"'"' '^^' Dauernahrung in den Fällen, in denen die natürliche Er- nälirung nicht durchführbar ist, sowie für I iS^ ^i ' %.^ ältere Kinder und Erwachsene während und |i^^ #^l^^ nach zehrenden Krankheiten. IJ^m:^J^ Nährzucker und verbesserte Liebigsuppe in r ' 'ji^^ Pnlvertoim in Dosen von J^ kg Inhalt 7a M. 1.50. [^ ^^ Nährzucker-Kakao in Dosen v. ü hg Inhalt zu M. 1.80. Eisen-Nährzucker mit 0,7 "/« ferrum g'.ycerin-phosphoric. die Dose von '. kg Inhalt M. 1.80. Eisen-Nähifzucker-Kakao mit IC/n ferrum oxydat. saccharat. so'. Ph. IV. die Dose von J<$ks Inhalt M. 2. — . Lciclit vor(1:iulic)ir Eisenpräparate kliiiiscli l>c>Tii)irt> bei Atropliiu und Aiiiiinie. 1)011 H.H. Aerzten Literatur und Proben kosten- und spesenfrei. Nährmittelfabrik München, G. m. b. H., in Pasing bei München. . A n zeigen. 1,1 Seite zum Preise von M 50.— ; V" Seite zum Preise von M 30.— ; V4 Seite zum Preise von M 20.— ; Vs Seite zum Preise von M 10.—. Die Grundsehrift ist Petit. Beiiape-Gebühr für das Tausend der Auflage — 5400 — M 10.—. Für Beilagen, welche nicht dem Format des „Archiv" entsprechen, Dleibtbesondere Vereinbarung vorbehalten. A. H pi |»<' »Mithält, so iimüti' (luicli die V'crscifuuj^ ciiu' V'ci'- biiulung entstehen, die sieh ])ro7,entiseh um einen Mindergelmit an C und H, entspiechend der (Jruppe CHjCO unterscheidet; es mußte demnach ein Stoff resultieren, dessen Zusammensetzung der Formel C"3f,Hßy<.) entspricht, eine Annahme, die tatsächlicli diuch die Analyse bestätigt wurde. A u a 1 V s e: 0,1082 g Siiljstaii/.: 0,:5:542 g' CO., und 0,1214 g HgO. Berechnet auf die Formel CjgHggO: (lefimden: C 84,36 ■ 84.24% H 12,68 12,.i.5% Die bei der Reinigung des rohen Unverseifbarcn au.s d-ni Kssigsäureanhydrid sicli zuerst aus.scheidende gelbliche Masse ergab nach mehrmaligem Umkrystallisieren au.s ab.solutem Alkohol ebenfalls nahezu weiße Krystallblättchen, deren Schmelzpunkt durch weiteres Umkrystallisieren sich nicht mehr änderte; er betrug 221°. Den Phytosteiinreaktionen gegenüber verhielt sich dieser Stolf folgendermaßen: Salkowski-Hesse: Anfang.s war weder Chloroform noch Schwefelsäure gefärbt; 8]iäter zeigte die Schwefelsäure eine gelbe Farbe. L i c b e r m a n n: Die Elüssigkeit färbte sich schön purpurrot. Bei der qualitativen Untersuchung wurde auch hier nur C und II nachgewiesen; die quantitative Ajialy.se ergab folgende Weite: 1. 0,1138 g Substanz: 0,3402 g CO, und 0,1182 ^ H/J. 2. 0,1557 g Sul>stan7.: 0,4667 g COä und 0,1609 ^ H.O. 1. 2. C 81,53 81,75% H 11,61 11,56% Das entspricht einer empirischen Formel von C32H54O2, wonach (h'r ( behalt an Kohlenstoff 81,63%, an Wasserstoff 11,57% beträgt. Auch dieser Stoff wurde in der gleichen Weise wie vorher dem Verseifungsprozeß unter\\orfen. Dabei resultierte ein Krystall- {lulvcn-, das nach mehrmaligem Umlösen aus Methylalkohol seinen Schmelzpunkt nicht mehr änderte; er betrug 18H". Die Analyse dieses Stoffes ergab zunächst keine übereinstimmenden Werte. Es wurden im Durch.<;chnitt 85.71% C 11.79% H gefunden. Diese Resultate lassen erkennen, daß aller Wahrscheinlichkeit nach eine Acetylgruppe abgespalten worden ist, und daß der ui- sprünglich erhaltene Stoff vom Schmelzpunkt 221" eine acetylierte OH-Gruppc besitzt. Weitere Reinigungsversuche müssen noch vorg(>nommen werden, ehe eine Aufklärung über die \\irkliche Zusammensetzung dieser Verbindung diuchgcfühit werden kann. Aroh. .1. l'hann. CCIj. B.ls. ü. Heit 26 402 A. Heiduschka u. R. Wallenreuter: Oel der Strychnossameii. Beim direkten Behandeln dos Unveiseifbaren mit auf un- gefähr 0° gekühltem Petroläther (Siedepunkt 50") wurde übrigens ein Stoff erhalten, der sich den Pliytosterinreaktionen gegenüber ganz gleich verhält wie der soeben erwähnte, und auch bei nahezu derselben Temperatur, nämlich bei 184", schmilzt. Eine Verbindung, die die S a 1 k o w s k i'sche und Lieber- m an n' sehe Reaktion fast genau so wie Phytosterin gab, ließ sicl\ in ganz geringer Ausbeute aus dem Unverseifbaren erhalten beim Extrahieren mit 80%igem Alkohol. Nach monatelangem Stehen scliieden sich dann aus diesem geringe Mengen in kiystallinischer Form ab; der Schmelzpunkt dieser Kiystalle betrug 165°. Als vergleichendes Prüfungsverfahren bewährte sich bei den vorstehenden Untersuchungen die schon von dem einen von uns und Schelle r^) angegebene modifizierte L 1 e b e r m a n n'sclie Methode, die folgendermaßen ausgeführt wird: Zu 1 — 3 ccm einer Benzollösung der zu untersuchenden Substanz, welche sich in einer geeigneten Kolorimeterröhre be- findet, wird ein frisch bereitetes Gemisch von 2 ccm Essigsäure- anhydrid und 3 Tropfen konzentrierte Schwefelsäure/ (spezifisches Gewicht 1,83) hinzugegeben und gut durchgeschüttelt. Bei der Ausführung dieser Reaktion traten bei den einzelnen Stoffen folgende Färbungen ein. Es zeigte die Verbindung vom Schmelzpunkt : 121" nur eine gelblich grüne Färbung, 99" eine deutliche gelbe Färbung, 221" eine schwach rosarote Färbung, 186" eine violette Färbung, 165" deutliche Pliytosterinreaktion, ähnlich wie Stigmasterin. Durch diese vorläufigen Untersuchungsergebnisse wurde zu- nächst die schon bekannte Tatsache bestätigt, daß das Oel von Semen Strychni einen großen Anteil von Unverseifbarem hat. Aus diesem kormten drei verschiedene krystallinische Stoffe von uns isoliert werden, wovon zwei in guter Ausbeute zu erhalten sind. Diese beiden geben zwar auch Farbenreaktionen, die aber von denen des Phytosterins sicli wesentlich unterscheiden, und nur der dritte Stoff, der in sehr geringer Ausbeute sich gewinnen läßt, gibt fast die gleichen Reaktionen wie Phytosterin. Wir sind jetzt damit beschäftigt, diese drei Stoffe in größerer Menge dar- zustellen, um sie näher studieren und nach Möglichkeit ihre Zu- sammensetzung und Konstitution feststellen zu können. 1) Diasertatio-i, Münclieu 1909. H. von Liebig: Cliem. Wirkungen des Methyl- u. Aethylalkoliols. 403 Mitteilung aus dem Laboratorium der Universität Gießen. (Prof. Naumann.) Ueber chemische Wirkungen des Methyl- und Aethylalkohols. Von Hans von L i e b i g. (Eingegangen den 3. VI. 1912.) In der pliarniazeutischen Clieniie und in der Pflanzencheniie gehören ^Methyl- und Aethylalkohol zu den gebräuchlichsten Aus- ziehungs- und KrystaUisationsmittehi. Beide werden im allgemeinen als chemiscli wirkungslos betrachtet, und es wird angenommen, nach Abtlanipfen des Alkoliols bleibe der ausgezogene Stoff, soweit nicht Hitze oder gleichzeitig vorhandene andere Stoffe auf ihn einwirken, in unverändertem Zustande zurück. Es ist daher vielleicht nicht unwichtig, einmal auf einige neuere Erfahrungen aus der reinen organischen Chemie hinzuweisen, nach welchen die Alkohole durchaus nicht immer die harmlosen Lösungsmittel sind, als welche sie gelten. So habe ich vor einigen Jahren^) die Acetylverbindung eines Aethers des 2,4-Dioxytriphenylkarbinols beschrieben, die beim einfachen Kochen mit Methyl- bezw. Aethylalkohol in Methyl- bezAv. Aethylalkoholverbindungen von scharfem Schmelzpunkt und großer Beständigkeit übergeht. Die gleiche Eigenschaft zeigte die O O CH3COO -^"^-^""^^^^OOCCHy CH30^"^,-^~^,^^0CHj C-OH ^"^ C-OChT CgHg I. II. o j ^ ^ ^ ^^ o I^J:^^'^ ^ "^ 1 I III. ») Journ. f. prakt. Chem. (2), 74, :]2 (1910). 5) Joiuni. f. prakt. Chem. 85. 97 (1912). 406 H. von Liebig: phenon abzugeben. Kocht man dagegen diese Verbindung mit Alkohol, so krystallisiert aus dem Alkohol ein Dioxybenzophenon- freies Resorcinbenzein aus, und in der Alkoholmutterlauge finden sich reichliche Mengen von freiem Dioxybenzophenon. Das aus- krystallisierte Resorcinbenzein enthält dafür Alkohol, der bei Wasserbadwärme noch nicht abgegeben wird. Bei der Synthese aus Benzotrichlorid und Resorcinbenzein wird als Hauptausbeute ein Resorcinbenzein gebildet, das mit Alkohol eine Verbindung liefert, die auch bei 140° ihren aufgenommenen Alkohol festhält. Bei der Einwirkung des Alkohols auf das Dioxybenzophenonresorcin- benzein findet also offenbar derselbe Vorgang statt wie bei der des Alkohols auf den Dimethoxyresorcinbenzeinkarbinoläther; es ist zunächst eine ätherartige Verbindung gespalten und dann Alkohol ätherartig gebunden worden. Die letztgenannten Verbindungen sind farbig, und dadurch wii'd die Frage, wo in diesen Körpern der Alkoholrest sitzt, sehr schwierig zu beantworten. Das Hydroxyl am mittleren Kohlen- stoffatom, das in den farblosen Acetyl- und Alkylverbindungen den Angriffspunkt abgibt, fehlt dem farbigen, chinoiden Resorcin- benzein. Es kommt demselben, wie ich im Gegensatz zu der K e h r - HO. O sO HO. HO- O I _^! ^6^5 — C o C.Hk — c IV. OH O V. OH O VI. O CfiHc — C '.O o aH^-C-OH -OH man n'schen Annahme einer orthochinoiden Konstitution nach- gewiesen habe, die parachinoide Formel IV zu. Die Methyl- bezw. Aethyläther, in denen das freie Hydroxyl des phenolischen Kerns Chera. Wirkungen des Methyl- und Aethylalkohols. 497 ätlimfiziert ist, sind bekannt und niclit identisch mit omvr der von mir dargestellten Alkoliolverbindungen ; auch \vä,vo. aus rein chemischen Gründen eine derartige Bindung hier wenig wahr- scheinlicli; z. B. würde die Abspaltung des Alkohols beim Er- hitzen über 200** aus den durch bloßes Kochen mit Alkohol erhaltenen Verbindungen nicht mit einer derartigen Konstitution in Einklang zu bringen sein. Nun kann man sich ja in solchen Fällen in der modernsten organischen Chemie leicht aus der Verlegenheit helfen; man zeichnet an ein oder mehrere beliebige Atome des Moleküls eine oder einige gestrichelte Linien hin, schreibt an deren Ende die Gruppen, die man sonst nicht unterzubringen weiß, und erklärt sie nun durch Neben- oder Partial Valenzen gebtmden. Immerhin haben die altmodischen Bestrebungen, solange wie möghch ohne Teilung oder Vervielfältigung der Valenzen auszukommen und den Kohlenstoff vier- vnid den Sauerstoff zweiwertig zu lassen, auch et^as für sich, und es sei mir gestattet, bei dem Interesse, das sich in der heutigen organischen Chemie auf diese lockereu Verbindungen ungeklärten Charakters richtet, auf dem ziemhch gut durchforschten Gebiet des Resorcinbenzeins die verschiedenen MögUchkeiten, ohne Annahme von Partial- und Uebervalenzen den Eigenschaften dieser Verbindungen gerecht zu werden, zu besprechen. Da Körper mit der Neigung zu solchen lockeren Ver- bindungen meistens auch die reaktionsfähigsten bei niederen Tempe- raturen sind und alle biologischen Vorgänge als Reaktionen bei niederen Temperaturen verlaufen, dürften Körper dieser Art auch in der pharmazeutischen Chemie noch große Bedeutung erlangen. — Ich eriiuiere nur an die Funktionen des Blut- und des Blattfarb- stoffes und an die Fähigkeit des Resorcins, das auch im Resorcin- benzein den farbbedingenden Teil darstellt, Kohlensäure und Ammoniak bei verhältnismäßig niederen Temperaturen anzulagern^) oder an die E h r 1 i c h'schen Theorien der Wirkung der Toxine und Antitoxine. Bei Farbstoffen sind Fälle von wohlcharakterisierten, lockeren, bei niederen Temperaturen entstehenden ätherartigen Verbindungen schon lange bekaimt ; die C h i n h y d r o n e sind nichts anderes als halbacetalartige Aether z^\^schen einem zum Dialkohol auf- gespaltenen Chinon und einem Phenol. Nun liegen in der Tat bei verschiedenen Modifikationen des Resorcinbenzeins, ^\^e ich ge- *) Resorcin gibt z. B. in der Kälte mit Phenylhydrazin in Gegen- wart von Sauerstoff Farbstoffe, deren Lösvmgen in ihren Farb- erscheinungen auffallend Chlorophylllösungen ähneln. 408 H. von Liebig: zeigt habe, aller Waluseheinlichkeit nach Chinhydrone z^visehe]l mehreren (3 — 4) Molekülen vor. Für den einfachsten Fall eine.s Chiuhydrous bestehen hier bereits ZA\-ei Möglichkeiten; es kann eil! cliinoides Molekül entA\'eder mit einem ZAveiten chinoiden oder mit einem rein phenolischen Resorcinbenzeinmolekül zusammen- treten V und VI. Für Chinliydrone jeder Art, also auch für V und VI, sind ZAvei Arten einer Einwirkung kochenden Alkohols denk- bar. Wenn die ursprüngliche Dioxybenzophenon Verbindung des Resorcin])enzeins ein Chinhydron der Formel VII ist, so würde die Ver- drängung des Dioxybenzophenons durch Alkohol nach Formel VIII erfolgeii. Es M'cäre ferner denkbar, daß durch das Keton in OH HO^ /-^ J^ ^^ Jl /-^ /OH H, OC-('H, VII. OH HO^ ^\ JL ^\ /OC0H5 C VIII. OC2H5 HO. /. O ^^ O O , C-CßHj C-CsH^ IX. der Dioxybenzophenon Verbindung das chinolide Hydroxyl der Formel V ätherifiziert ist; dann würde der Alkohol an dieser Stelle das Keton ersetzen, nach Formel IX. Im freien Chiiihydron ^äre dann also das chinolide Hydroxyl die alkoholempfindhche Stelle; aus dem Halbacetal, dem Chinhydron, würde bei der EiuAvirkung von Alkoliol ein echtes Ganzacetal. Im Fall VI steht endlich noch dem Alkohol als Angriffspunkt das Mittclkohlenstoffhj'droxyl zur Ver- fügung; die Einwirkung würde dann in derselben AV'eise wie bei den Acetyl- \ind Alkylverbindungcn des Resorcmbenzeins (II) erfolgen. In allen drei Fällen ist die leichte Zerlegbarkeit dieser Verbindungen in Analogie mit der leichten Zerlegbarkeit allei- Chnihydroi'c Iciclit crkläilidi. W'ahrschcinlicli sind iji den von mir Clit'in. \VirIn/.eins und ihre Aether (II und 111) liefern mit Mineralsäuren V^erbindungen, und zwar farbige. Nun ist die Farbe bei diesen. Kör])(nn naeli aUen Erfalu'ungen an die ehinoide Konstitution eines Plienol- ki'rns geknüpft. Im eüifac^hsten llesoicinbenzeiu von der Formel IV liegt ohne Zweifel, wie sehen gesagt, ein Farachinon vor. Um in ein derartiges Paraehinon überzugehen, jnüßte die Trimethoxy- verbindung II durch die 8äure erstens das Methoxyl am Mittel- ki»hlenstoff und zweitens eine der beiden ])henolischen Methoxyh^ abs])alten. Das erstere geschieht, wie ich gezeigt habe^), tatsächlich ; das zweite aber nicht; aus den Säure Verbindungen, z. B. dem Chlorid, Avird die Di methoxy Verbindung wieder unverändert zurück- geAV(mnen. Eine echt ehinoide^ Bindung ist unter diesen Umständen mu- möglich, wenn man ein Sauerstoffatom vierwertig werden läßt, und entweder einer seitlichen Sauerstoffgruppc die Formu- lierung X oder dem Brückensauerstoff die Fornudierung XI gibt. Cl Cl CI III Cl O -CH. -OCH, O 1 r (T c X. XI. XII. XIII. (Tegen beide Annahmen bestehen eine Reihe schwerM'iegender Gegengründe^), die bis jetzt nicht widerlegt siiul. Außer diesen rein chinoiden Formeln bestehen danii noch zwei iMöglichkciten chinolider Bindung, einer parachinoliden XII und einer orthochinoliden XIII. Von diesen Formeln ist die zweite die wahrscheinlichere, und z\\-ar aus zwei Gründen. Zunächst geht die Neigung zur Bildung dieser Säureverbindungen, der Oxoiiiumsalze, A\ie sie auf Grund der Annahme von vier^-ertigem basischen Sauer- stoff genaimt werden, regelmäßig^) Hand in Hand mit dem Vor- 1) -Journ. f. prakt. (:hem. (2), 85. 97 (1912). 2) .lom-n. f. prakt. CIumii. (2), S5. 280 (1912). ^) Ebenda 74. :n:5 (190G). *) El)euda 79, :57() (190«) und S.'). 1 :}n (1912). 410 H. von Lieb ig: liandenseiii einer Sauerstoff brücke; dieselbe muß also irgendwie bei dieser Säurebindung beteiligt sein, \vas in XII nicht, wohl aber in XIII zum Ausdruck kommt. Und ferner könnte gegen Formel XII der Einwand erhoben werden, ein derartiges einfaches Chinol sollte farblos sein. Der Formel XIII liegt aber nicht ein einfaches Chinol, sondern ein inneres Chinliydron zwischen dem phenolischen Kern I und dem chinoiden Kern II (XIV und XV) zugrunde; Chinhydrone sind aber bekannthch stets farbig. Es ist daher wohl das nahe- liegendste, für die Bildung dieser Säureverbindungen eine Um- lagerung zu den inneren Chinhydronen — M'ahrscheinlich unter vorangehender Aufspaltung der Sauerstoff brücke^) — und Ersatz der dabei entstandenen Hydi'oxylgruppe durch den Säurerest an- zunehmen. Das einfache Chlorid des Dimethoxyresorcinbenzeins besäße dann Formel XVI. OH OH O ; HO,-^^-/ .--^^OH HO^^,-^"^i-^"^OH m ~ >■ XIV. XV. Cl o XVI. Wenn nun aber solche Farbstoffe mit Brückensauerstoff durch Säuren zu derartigen inneren Chinhydronen umgelagert werden, so muß primär bei der Zerlegung der Säure,, salze" ein inner- chinolides Hydro xyl frei Averden (XV), das genau wie die außen- chinoHden in den Formeln V — IX durch Alkohol leicht ätherifi- zierbar sein wird; damit ist eine vierte Möglichkeit der Bildung leicht zerlegbarer Alkoholverbindungen bei solchen Farbstoffen ge- geben, die wahrscheinhch in einer von mir aufgefundenen Methyl- verbindung des Fluorescems^) verwirkhcht ist. Das Fluorescein, ein Carboxylderivat des Resorcinbenzeins, der bekannte dunkelrote Farbstoff, kommt, wie schon B a e y e r 1) Journ. f. prakt. Chem. (2), 74, 369 (1906); 76, 780 (1907); 85, 132 (1912). 2) Journ. f. prakt. Chem. 85, 260 (1912); dort irrtümlich als p-Fluorescßin II beschrieben. CHiem. WirkunRen des Methyl- und Aethylalkohols. 411 ho()))achtotc^), aus Methylalkohol mauelmial in liellp^elbou KiVHtalhin heraus. Diese Krystallc enthalten ein Molekül Methylalkohol, wie ich gezeigt habe^). Hier besitzt also der Methylalkohol die Fähig- keit, das dunkelrote Fluorescein in eine hellgelbe Form überzuführen, was sonst imr mit Hilfe von Alkalien oder Säuren gehngt. Auch hier liegt wohl die einfachste Erklärung darin, das rote Fluoroscein als ein Chinhydron von mehreren Molekülen aufzufassen; der Methylalkohol würde dann entweder wie im Fall des ])ioxybenzo- phenonresorcinbenzeins das Dioxybenzophenon einfach Fluorescein- moleküle verdrängen, oder aber durch Aetherifizierung freier chinolider Hydroxyle, durch Umwandlung der Halbacetale in Ganzacetale, die Farbe aufhellen. Hier würde es sich, Avenn über- haupt gebundener Alkohol, und nicht etwa nur Krystallalkohol vorliegt, wohl nur um außen parachinolide Bindung handeln. T)ie fragliche Methylverbindung des Fluoresceins entsteht als Hauptprodukt, wenn man die Dinatriumsalzlösung des Fluoresceins mit Dimethylsulfat in der Kälte schüttelt, als Nebenprodukt bei der Methylierung alkalischer Fluoresceinlösungen mit Jodmethyl. Sie löst sich leicht in kaltem Methyl- und Aethylalkohol und in Aceton, kommt aus letzterem in acetonhaltigen, aus Methylalkohol in methylalkoholhaltigen Krystallen, aus Aethylalkohol als gelbes Pulver heraus, das sich leicht wieder in kaltem Alkohol löst. (Fluorescein und Monomethylfluorescein werden durch einmaliges Lösen in Alkohol fast unlöshch in Alkohol.) Durch kräftige Ein- wirkung von Alkalien wird die Verbindung gespalten in Fluorescein und Monomethylfluorescein. Diese Tatsachen lassen sich am besten vereinigen mit der Aimahme einer chinhydronartigen Verbindung zwischen einem Molekül Monomethylfluorescein und einem rein chinoliden Methylfluorescein nach Formel XIX. Dimethylsulfat und Jodmethyl lagern sich, wie zuerst K e h r m a n n^) gezeigt hat, an zur Oxoniumsalzbildung geeignete Stoffe genau wie Mineral- säuren an. Die Verbindungen besäßen nach meiner Hypothese die Formel XVII; bei der Behandlung mit verseifenden Mitteln würde zunächst die Verbindung XVIII daraus hervorgehen. Bei dem gewöhnhchen Methylierungsverlauf würde dann entweder eine Abspaltung der Methoxylgruppe oder eine Umlagening zu der normalen Methoxy Verbindung, möglicherweise auf dem Umweg über das Mittelkohlenstoffatom, erfolgen. In dem vorliegenden 1) Annal. 183, 1. «) Journ. f. prakt. Chein. (2), 85, 261 (1912). ») K 6 h r m a n n und D u 1 1 e n h ö f c r, Ben 39, 1301 (1906); vergl. auch H. v o n L i e b i g, Jouru. f. prakt. Cham. (2), 74, 375 (1906). 412 H. von Liebig: Falle tritt abei- offenbar, wenn ein Teil in das normale Methyl- produkt umgelagert ist, chinliydronartige Bindung zwisehen einem Molekül der ersten und einem der zweiten Art ein, die das erste vor weiterer Umlagerung schützt; genau in der gleichen Weise, w'lo in der Resorcinbenzeinschmelze ein Teil des primär gebildeten Dioxybenz(^phenons durch Vereinigung mit fertigem Resorcin- benzein vor M'eiterer Kondensation zu Resorcinbenzein geschützt Avird, oder wie die Vereinigvmg eines Teils der Hydiocliinonmoleküle mit fertigem Chinon zu Chinhydron diese Hydrochinonmoleküle vor weiterer Oxydation zu bewahren vermag. Mit der angenommenen Formel XIX stimmt auch die Tatsache überein, daß der Körper Salze mit drei Atomen Metall liefert. HOr H0~ CHs/SOJW'llg oho" C XVII. 0CH3 o -OH HO. O OCH. OCH, ! O I I XVIIT. O -OH OCH, CgH^.COOH XIX. I C«H,COOH Die organische Chemie war bis jetzt immer fast ausschließlich bestrebt, die Komponenten der von der Natur gebotenen Stoffe in ihrer einfachsten und stabilsten Form herauszuschälen; die Natur selbst arbeitet aber, wie schon gesagt, sicher vorzugSM'eise mit den labileren und zusammengesetzteren Stoffen. Wenn auch Resorcin- benzein und Fluorescein in der Natur nicht vorkommen, so ent- halten sie doch zwei Faktoren, die auch in Naturfarbstoffen eine große Rolle spielen, den Pyronring und als farbbedingenden Kom- ponenten den Resorcinrest. Zum Beispiel sind in den Flavonen, wie im Chrysin, im Fisetin, Quercetin, Rhamnin, Morin u. a. ganz ähnliche Gruppierungen enthalten, wenn auch an die Stelle des Resorcins hier häufig das chemisch dem Resorcin ja ganz nahe- stehende Phloroglucin tritt; diese Pflanzenstoffe besitzen auch alle das charakteristische Säurebi>Klungsvermögen (Oxoniumsalze). Die Eigenschaften der Chlorophylle legen auch für diese Farbstoffe Chom. Wirkungen dos Motlij'l- iiiul Affliylalkohols. 413 ilic Aiuialinu' äliiiliclicr ( Ji u|ti)ictuiii-re(liuct ;nit <'i5Hio*'7 -Ml.O: \hX) - 10,f57 10,65^',, l)ie hei dei' Si)altuntf des Rutins erlialtenen /^ik kerarli-n wurden nicht näher nntersucht. Xacli A. W u n d c r 1 i e, li') werden 'Irauhen/uekei- und Ivhanniose ahf^'espalten : liutii) (^iiercetin Rhaniuose 'rraubeazuoker A e (• t y 1 (| u e r e e t i n : Diese Veihindnntj winde mittels Essigsänreanhydrids initei- Zugabc eines Trojjfens kcjir/entrierter Schwefelsäure gewonnen. In sehönen, weißglänzenden Nadeln erhält man da.s Produkt duicli L()sen in Benzol und Fällen mit Aether. Das reine Acetylderivat schmilzt bei 193,5". Zur Elementaranalyse wurde ein im Kxsikkator getioeknetes Produkt verwendet : 0,1499 g .Substanz Meterreii 0,8208 g CO, und 0,050') g H./). (lefundea: JJereclmet auf (^'t5lhn^{('..H„0)r/. C = 58,:{7 ö8,58Vo H = 4,21 :i,9:v;o Das Fagopyrum-Rutin zeigte nacli subkutanei' A]iplikation bei KaniiK-hen k e i u e r 1 e i Wii'kung. ') Jjie.ses .\relii\ IM. 24 C» (10O8), 2:J0. Aroh. d l'bArm CLL. Iis Glykosid mit Schmelzpunkt 248" wieder- holt in Alkohol löste, und mit bestimmten Quantitäten Petrol- äther zum Krystallisieren brachte, gelang es mir allerdings mit ziem- lichem Aufwand an Substanz ein Hederin abzutrennen mit dem scharfen Sclimelzpunkte 256 — 257 " C. Wurde das so erhaltene Hederin nun weiter aus verschiedenen Lösungsmitteln umkrystalli- siert, so blieb der Schmelzpunkt konstant und schwankte nicht mehr. Ferner ließ ich das a-Hederin fraktioniert krystallisieren aus Methylalkohol mit steigenden Mengen Petroläther; die Frak- tionen gaben alle den scharfen Schmelzpunkt 256 — 257** C. Nur die letzte Mutterlauge zur Trockne verdampft, gab nur noch einige Milligramme einer Su])stanz vom Schmelzpunkt 235° C. Wurden die FraJitionen nun entweder aus Methylalkohol mit Wasser oder aus Aethylalkohol mit Wasser oder aus Aceton mit Wasser oder in oben beschriebener Weise umkrystallisiert, so schwankte der Schmelzpunkt nicht und blieb scharf 256 — 257 ** C. im Rot h'schen Apparat. Ich schloß daraus, daß jetzt ein chemisches Individuum vorlag. Das ^ -Hederin krystallisiert mit 2 Mol. Wasser. Das zweite Molekül entweicht erst bei + 150° C. Streitig ist es noch, ob das ^/-Hederin zu den Saponinen ge- rechnet werden kann, weil es in Wasser unlöslich ist, daher beim Schütteln nicht schäumt; da in Wasser unlöslich, kann auch die hämolytische Wirkung und die Wirkung auf Barytwasser nicht studiert werden. Doch ist zu bemerken, daß auch nicht alle Saponine mit Barytwasser niedergeschlagen werden, z. B. die reinen Polysciassaponine erst nach sehr langer Einwirkung, oder auch nicht alle hämolytische Wirkung ausüben. Als Hauptcharakter der Saponine wird meist das Schäumen beim Schütteln mit Wasser betrachtet. Das tut das (/-Hederin nicht. Aber ich muß doch bemerken, daß das in dieser Form kein Charakteristikum ist, denn wird die Lösung in Alkohol in viel Wasser gegossen, dann schäumt die trübe Flüssigkeit stark beim Schütteln. Nur nicht aus diesem Grunde, sondern auch aus folgenden Gründen, schließe ich, daß das u-Hederin ein Saponin ist. 1. Wie aus der Untersuchung folgt, ist das «-Hederagenin bei der Hydrolyse erhalten, chemisch sehr verwandt mit dem krystallinischen Polysciassapogenin, und die beiderseits erhaltenen Zucker sind nicht wesentlich verschieden. 2. Sciiäumen die anderen Hederaglykoside beim Schütteln in VV^asser. Dieselben liaben ja dasselbe Aglucoti und (jualitatiy dieselben Zucker. Sflponinartigo (Üykosido aus Poly8<-ia.s nodosa u. Hod<'ra holix. 421) .'?. (/-Hcdciin ^il)( die cliaraklciist isclu" Sapoiiini'caktioii iiiil ISchwcfcIsäure. Elemontaranalyse des a-Hederins, Die Verl)rcnrmng mit Luft und Kupforoxyd gibt zu niedrige Werte. Daher wui'de verbrannt niit Kupferoxyd im Sauerstoff ströme. Der Wassergehalt, beim Trocknen bei + 160" C. = 5,55%. Das krystallwasserhaltige a-Hederin wurde analysiert, und das Krystallvvasser in Rechnung gebracht und die erlialtonen Daten auf wasserfreie Substanz berechnet: 1. 0,2088 g Substanz gaben 0,4905 g CO, und 0,1725 g H.O. 2. 0,1G63 g S\il)stanz gaben 0,3865 g CGj und 0,1370 g H/). In Prozenten: 1. 2. Im Mittel: Berechnet für C42H66O1,: C = 67,80 67,15 67,48 67,56 H = 9,05 9,036 9,043 8,84 Zu dieser Formel CjaHggOn für das wasserfreie a-Hederin bin ich gekommen nicht nur aus den ei'haltenen Zahlen der Elementaranalyse, sondern ich habe auch die ganze Spaltungs- formel mit herangezogen, indem ich fand, daß a-Hederagenin, Arabinose und Methylpentose in ä(j[uimolekularen Mengen bei der Hydrolyse gebildet werden. Später komme ich darauf ausführlicher zurück. Das Molekulargewicht, bestimmt nach der Siedepunktmethode in Alkohol in dem sehr genau arbeitenden S m i t s'schen Apparate^) (von der Technischen Hochschule in Delft verbessert) gab M = 690. Die Formel C42H66O11 fordert 746. Houdas (1. c.) gab an O^Ji^Q^O^Q und für M = 1150 nach der Siedepunktsmethode. Er hat wahrscheinlich einen weniger genauen Apparat benutzt. u^^ fand ich = + 9,68" C. in Alkohol. Houdas gab an für sein Gemisch a^^ = + 16,27" C Acetylverbinduiig des a-Hederins. Bei der Acetylbestimmung in dem erhaltenen Acctylprodukte fand ich nach der Destillationsmethode mit Phosphorsäure fünf Acetylgruppen. «-Hederin enthält also fünf OH-Gruppen. Bei der Bestimmung der Oxymethylgruppe nach Z e i s e l's Methode fand ich ein OCH,. 1) Smits, Chemisch Weekbiad, 7. :\Iai 1004, S. 469. 430 A. W. V. d..Haar: Das krystallwasserhaltige a-Hederin kann also geschrieben werden : C3oH,A{OH)5.0CH3 + 2H20. Spaltungsanalyse. a-Hederin spaltet sich bei der Hydrolyse mit 4%iger Schwefel- säure sehr schwer, und es scheint, daß zwischen den Inversions- produkten und dem a-Hederin eine Art Gleichgewicht eintritt. Die völlige Hydrolyse ist fast nicht zu Ende zuführen, wenn man nach sechsstündigem Kochen die entstandenen Zucker nicht durch Filtration entfernt und von neuem verdünnte Schwefelsäure (4 — 5%ig) zusetzt und wiederum -f 6 Stunden auf der Asbestpappe kocht. Wie später ausführlicher berichtet wird, findet die Spaltung in der Weise statt, daß äquimolekulare Quantitäten a-Hederagenin, Arabinose und eine Methylpentose entstehen. Das a-Hederagenin. Die Verbrennung mittels Luft und Kupferoxyd gab zu niedrige Werte. Daher wurde mit Sauerstoff und Kupferoxyd verbrannt. Es ist krystallwasserfrei. Bei der Analyse gab es, getrocknet bei 110", folgende Werte: 1. 0,16.35g a-Hederagenin gaben 0,45900 g COg und 0,153 g HgO. 2. 0,1715g a-Hederagenin gaben 0,48025 g CO, und 0,156 g HoO. In Prozenten: 1. 2. Im Mittel: Berechnet für C31H50O4: C = 76,57 76,37 76,47 76,54 H = 10,39 10,11 10,255 10,29 Das Molekulargewicht im S m i t s'schen Apparat (1. c.) in absolutem Alkohol fand ich M = 416. Die Formel C3iH5o04 ver- langt 486. Aus der Molekulargewichtsbestimmung und aus anderen Gründen wurde es klar, daß die aus der Analyse erhaltene empyrisehe Formel mit 4 und nicht mit 3 oder 5 zu multiplizieren ist. ajj fand ich = -f 81,2 im 1 dm-Rohr in Pyridin, im Halb- schattenapparat. Man kann also folgende vSpaltungsformel aufstellen: Ci.HeeOn -f SHp = C31H50O4 + C,Il,oO, + C6H,.,05 a-llederin a-Hederas^eniii Arabinose Methyli»eiitose. Vergleichen wir jetzt in einer Uebersichtstabelle die Forderungen, die diese Spaltungsformel stellt, neben dem, was ich experimentell gefunden habe: Saponinartige Glykoside aus Polyscias nodosa u. Hodera holix. 431 Gefunden Berechnet C^oHggOn (wasserfreies a-Hederin) C3,H5o04 (./-Hecloragrnin) C5H10O5 (Arabinoso) . . CgH,X)5 (Motliylpentose) C = 67,48% ! C = 67,58% H = 9,043% H = 8,84% Mol.-Gew. = 690 Mol.-Gew. = 746 C = 76,47% C = 76,54% H = 10,36% H = 10,29% Mol.-Gew. = 416. Mol. -Gew. - 486 Nach der Gewichtsanalj'se = 65,8% 65,2% des a-Hederins 19% des (z-Hederins 19.5% 19% des a-Hederins 21,2% N Eigenschaf ton des «Hederagenins. Der Schmelzpunkt im Rot h'sclien Apparat ist 325 — 326". Die Krystalle sind scliön ausgebildet, rhombisch. Sie geben die charakteristische SchA\ efelsäurereaktion schön. Die Substanz verhält sich wie das krystallinische Polysciassapogenin. Sie sublimiert bei liöherer Temperatur, wie auch H o u d a s (1. c.) angegeben liat. Aus der Acetyliermig und Benzoylierung geht hervor, daß sie zwei OH-Gruppen enthält. Bei dem Acetyl- produkt ist eine Acetylgruppe weniger fest gebunden wie die andere. Die Substanz enthält keine Oxymethylgruppen. Aus der Titration in alkoholischer Lösung mit alkohohschem Kali und Phenolphthalein geht hervor, daß die Substanz sich verhält wie eine mit einer Lacton- gruppe. Auch aus der Kaliumbestimmung in dem erhaltenen krystallinischen Kaliumsalz geht eine Lactongruppe hervor. Daß die Substanz höchstwahrscheinlich keine Karboxylgruppe, sondern eine Lactongruppe enthält, geht hieraus hervor, daß Natrium- bikarbonatlösung während 24 Stunden, mit dem Benzoyl- und mit dem Acetylprodukt beiseite gestellt, nichts von dem Produkt löste. Wurden die beiden Produkte mit Normalkalilauge Über- gossen, so löste sich in 24 Stunden nur eine sehr geringe Spur. Auch das a-Hederagenin war unlöslich in gesättigtem Bikarbonat. Normal- KOH löste eine verschwindende Spur. Höchstwahrscheinlich ist also auch hier eine Karboxylgruppe ausgeschlossen und kann auf eine Lactongruppe geschlossen werden. Weiter wurde noch ein krystallinisches Natriumsalz dargestellt. 432 A. W. V. cl. HiiaV: Ivurz will ich dai'unl" liiiiweiseu, (l;ilj ich das I Icdcragcnin aus den anderen, in Wasser unlöslichen (Jlykosiden von //cdcra helix für identisch erklären konnte mit deni (x-Hetleragenin. Ich gebe im folgenden die gefundenen Daten, worauf dieser Schluß beruht, in einer Tabelle wieder. Das krystallinisclie Polyscias- sapogenin möge übersichtshalber daneben gestellt werden: «-Hederagenin Hederagenin der anderen Hedera- Glykoside Krystaliinisches Polysciassapogenin C =76,47% \r. ^ r. H = 10,255% j''^'^"^ C =76,44%», H- 10,20% r'i'^-5°^ C H = 74,65% 1 c jj = 0,42% / ^2G^*4^* Gefunden M = 416 (Jeiunden M = 363 Gefunden M = 434 nach der Siedepunkts- idem nach E y k m a n methode in Phenol «D in Pyridin == +81,2 aüinPyridin= + 81,4 ^n in Pyridin = + 75,58 Schmp. 325-326« Schmp. 325-326» Schmp. 3240 Ist ein Lakton, mit idem idem einer Laktongruppe Subhmiert idem idem Rhombische Prismen idera idem mit Macrodoma Wird geschrieben Wird gesehrio1>en Wird geschrieben ^'30^43 — 00 *-'30-"-48 *-'^ Xo/ - "-^ Al)baiiprodiikte des a-Hedoragenins. B 1 o c kl) hat darauf hingewiesen, daß beim Destillieren mit Zinkstaub sich ein Gas entwickelt, das mit schwach blauer Flamme brennt, während sich im vorderen Teile des Rohres eine dickflüssige Masse ansammelt, die ölartig ist, einen an Petroleum erinnernden Geruch besitzt und in alkoholischer Lösung fluoresziert. Weiter reichen die Angaben B 1 o c k's nicht, auch nicht in welchem Gase er destilliert hat; wahrscheinlich war es in Luft, Daß im Wasserstoffstrome, mit dem ich arbeitete, ein brenn- bares Gas, das dann wohl Kohlenoxyd sein wird, sich entwickelt. 1) Arch. d. Pharm. 1888, Bd. 226, S. 953. Saponinarti ge Glykoside aus Polyscias uodosii, ii Hedora helix. 433 habe ich iiiclit beobachten können. Ich beol)athtete eine An- sannnhuig von etwas Wasser, von einer dünneren FHissigkeit und nachher einer dickeren; beide waren ölig, letztere von grüngelber Fluoreszenz. Die Ausbeute war ziemlich gut. Ich setzte die Er- lii